PROGRAMMHINWEIS Donnerstag, 25. September 2014, ab 20:15 Uhr Damals in Ostpreußen (1/2 & 2/2) 20.15/0.45 Uhr Damals in Ostpreußen 1/2: Bollwerk im Osten Die Dokumentation widmet sich den letzten Jahren des alten Ostpreußens. Grandiose Landschaften und Ostseestrände, Trakehner Pferde und der sinnbildliche Elch machen die Provinz zum Mythos. Für die meisten Einwohner dagegen ist es ein karges Dasein, während der ostpreußische Adel in einer ganz eigenen Welt lebt. Als 1933 die Nationalsozialisten ans Ruder kommen, gerät Ostpreußen in den Sog von Terror und Krieg. Ostpreußen - ein Land der Gegensätze. Ein Agrarland, das für die meisten nur ein karges Dasein bieten kann. Daran ändern auch finanzielle Strukturhilfen der Weimarer Republik nichts - zumal sich Bauernfunktionäre die Gelder in die eigene Tasche stecken. Die Kleinbauern gehen oft leer aus. Ganz anders lebt der ostpreußische Adel. Nirgendwo sind die Gutshöfe prächtiger, die Ländereien weitläufiger und der Standesdünkel ausgeprägter. „Ich lebte in einer fest gefügten Welt, ich kannte es nicht anders“, erinnert sich Hans Graf zu Dohna, Spross eines der ältesten Adelsgeschlechter in Ostpreußen. Es lebt aber noch ein Stück Toleranz. Die masurische Sprache, der polnischen sehr ähnlich, wird gepflegt, Königsberg ist immer noch ein geistiges Zentrum. Doch die Menschen wenden sich einem neuen Propheten zu: Adolf Hitler. Die Nationalsozialisten versprechen die „nationale Auferstehung“, schüren den Frust über die Demokratie. Mit Erfolg: Bei den Wahlen 1932 ist Ostpreußen eine Hochburg der NSDAP. Der Nationalsozialismus nimmt Ostpreußen im Sturm. Die verarmten Bauern versprechen sich Hilfe. Aber auch der Adel schlägt sich in der Mehrheit auf die Seite von Adolf Hitler. Ostpreußen gerät in den Sog von Terror und Krieg. 1938 brennt die Königsberger Synagoge. Regimegegner werden verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt. In Ostpreußen herrscht Gauleiter Erich Koch - ein Hitler im Provinzformat. Er verkündet feierlich den „Ostpreußenplan“, lässt Straßen bauen, und sogar ein Stück Autobahn erreicht die ferne Provinz. Ein eigener Gauleiter-Kult entsteht. Sommer 1939. Die Provinz wird zum Aufmarschgebiet für den Polenfeldzug. Nach dem Angriff verschwindet der „Korridor“. Größere Teile Polens werden Ostpreußen zugeschlagen. Eine Million Polen, darunter viele Juden, kommen unter die Zwangsherrschaft des ostpreußischen Gauleiters. Aus der Wolfsschanze bei Rastenburg plant Hitler auch seinen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion. Mit der militärischen Wende im Osten wächst die Gefahr für die Zivilbevölkerung in Ostpreußen. „Wir waren jung und wollten unser Leben genießen. Tanz auf dem Vulkan, das Gefühl hatte man. Doch dann sahen wir die ersten Flüchtlingszüge. Wir haben uns nur in die Augen geblickt: Was wird noch kommen?“ Gisela Hannig erlebt so den Sommer 1944. Die Rote Armee steht an den Grenzen. Doch Ostpreußen ist sicher, tönt die NS-Propaganda. Mitte Januar beginnt die Offensive… Dokumentation von Florian Huber, MDR/2009 21.00/1.30 Uhr Damals in Ostpreußen 2/2: Heimat und Verlust Schon 1945 wird der Untergang des alten Ostpreußens offiziell besiegelt. Das Land wird aufgeteilt. Den Norden nehmen sich die Sowjets. Das alte Königsberg heißt nun Kaliningrad. Die Stadt, Vorposten der Sowjetunion im Westen, wird zur sozialistischen Mustersiedlung umgebaut. Nur ganz wenige bleiben trotzdem. Der junge Masure Erich Neumann ist allein in seinem Dorf Pustnik, seit 1945 die Mutter geflohen ist und der Vater von den Russen abgeholt wurde. Die Jahreswende 1944/45 verbringt die 16jährige Johanna Lask in ihrem Mädcheninternat im masurischen Rössel. Obwohl die Front auf Hörweite heranrückt, lässt der Schuldirektor nicht mit sich reden: Flucht vor den Russen ist kein Thema. Schließlich hat der NS-Gauleiter ein Fluchtverbot verhängt. Doch eines Morgens im Januar 1945 trauen Johanna und ihre Freundinnen ihren Augen nicht: die Internatsküche ist leer, das Personal verschwunden - und ihr Direktor hat sich heimlich davongemacht. Was nun folgt, ist die größte Massenflucht in der Geschichte. Erich Neumann lebt noch heute in seinem Elternhaus. „Das ist meine Heimat. Ich bin hier geboren und zur Schule gegangen, habe eine deutsche Schule besucht und eine polnische. Eingesegnet wurde ich, und geheiratet hab ich. Und deswegen muss ich hier begraben werden. In Masuren.“ Dokumentation von Florian Huber, MDR/2009 -2-