1 Josef Spindelböck Freut euch zu jeder Zeit 3. Adventsonntag B (11.12.2011) L1: Jes 61,1–2a.10–11; L2: 1 Thess 5,16–24; Ev: Joh 1,6–8.19–28 Liebe Brüder und Schwestern im Herrn! Der dritte Adventsonntag hat die lateinische Bezeichnung „Gaudete“ – „Freuet euch!“ Denn damit beginnt die heutige Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher. Wir wollen über die kurzen und prägnanten Aufforderungen des Apostels nachdenken, die er in diesem Brief an seine Gemeinde gibt. Es geht um das christliche Leben in der Zwischenzeit, bis der Herr kommt. Es ist eine Zeit des Wachens und Betens, aber auch der freudigen Hoffnung. Diese Zeit gilt es gut zu nutzen, „damit ihr ohne Tadel seid, wenn Jesus Christus, unser Herr, kommt“, wie der Apostel schreibt. „Freut euch zu jeder Zeit!“ Verlangt da der Apostel Paulus nicht zu viel von seinen Mitchristen und auch von uns? Wir sind doch nicht immer in Stimmung uns zu freuen! Mitunter plagen uns echte Sorgen; wir sind bedrängt und gequält von der Not dieser Zeit, vielleicht sind wir auch mit persönlichen Schwierigkeiten und Belastungen ziemlich eingedeckt. Und dennoch: „Freut euch“, und sogar: „zu jeder Zeit“. Welchen Grund kann eine solche Freude haben? Es muss ein Fundament geben, das auch dann noch gilt, wenn alles um uns herum ins Wanken gerät. Für den Apostel Paulus ist dies ganz klar der Glaube an den gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus Christus, der in Herrlichkeit wiederkommen wird. Darin liegt der Grund unserer christlichen Freude, weil wir mit Christus leben und darum auch mit ihm sterben und auferstehen werden. „Betet ohne Unterlass!“ Auch das erscheint wie eine unerfüllbare Aufforderung. Beten schon, ab und zu oder gar regelmäßig, aber ohne Unterlass? Und doch meint der Apostel Paulus hier etwas Richtiges und sehr Wichtiges. Es geht um das Leben in der Gegenwart Gottes, sodass wir auf diese Weise auch unsere Arbeit und Freizeit zum Gebet machen, weil wir alles zu Gottes Ehre tun. Ihm verdanken wir ja alles; ihm sollen wir unser ganzes Leben weihen. Von daher ist uns auch die nächste Aufforderung zugänglich: „Dankt für alles; denn das will Gott von euch, die ihr Christus Jesus gehört.“ Alles, was wir sind und haben, haben wir von Gott empfangen. Doch sollen wir Gott wirklich für „alles“ danken? Auch für das Negative, das wir erfahren, für das Leidvolle und Belastende? Gewiss wünschen wir, dass solche Prüfungen und Versuchungen von uns genommen werden. Aber recht gesehen können wir Gott wirklich für alles danken, was er uns zukommen lässt und zumutet – ausgenommen natürlich die Sünde. Denn dafür tragen wir selber die Verantwortung, nicht Gott. Auch alles Schwere und Leidvolle wird uns zum Segen gereichen, wenn wir es mit Bitten und Dank vor Gott bringen, der weiß, was wir tragen können. 2 „Löscht den Geist nicht aus!“ Das christliche Leben soll und darf nicht zur geistlosen und geisttötenden Routine werden. Als Christen sind wir geisterfüllte Menschen. Gottes Heiliger Geist wohnt in uns durch den Glauben und die Heilige Taufe. Der Heilige Geist ist die Liebe zwischen Gott Vater und Gott Sohn, und er wirkt auch in unserem Herzen die Liebe. Wenn wir Gott und den Nächsten lieben, löschen wir den Heiligen Geist nicht aus, sondern lassen uns von seinem Feuer entflammen. „Verachtet prophetisches Reden nicht!“ Gott kann sich auf außerordentliche und außergewöhnliche Weise kundtun. Natürlich gibt es auch falsche und unzuverlässige Propheten. Doch gilt es achtsam zu sein auf das, was uns Gott auch durch die kleinen Dinge und Ereignisse im Leben sagen will. Ein ganz gewöhnlicher Mensch, dem wir begegnen, kann uns – ohne dass er dies vielleicht beabsichtigt – genau das entscheidende Wort sagen, dessen wir in unserer momentanen Situation bedürfen. Dafür gilt es offen zu sein und Gott zu danken. „Prüft alles, und behaltet das Gute!“ Ein Christ soll offen sein für alles Gute und doch nicht unkritisch. Gemäß der Richtschnur des Evangeliums, das uns die Kirche verkündet, wollen wir die Welt um uns und die Dinge in ihr beurteilen. Wo immer sich Wahres und Gutes findet, dürfen wir dies als Zeichen der Wirksamkeit des Heiligen Geistes annehmen. „Meidet das Böse in jeder Gestalt!“ Hier ist der Apostel Paulus kompromisslos: Mit dem Bösen dürfen wir nie paktieren, wie immer es sich zeigt und unter welchem Vorwand es auch an uns herantritt, ob mit Schmeicheleien, mit Verlockungen oder unter Drohungen. Das Böse richtet sich gegen Gottes Willen und bedroht uns selber in unserer Entfaltung zum Guten. Gott möge uns stärken durch seinen Geist, dass wir unsere Freiheit nur zum Guten gebrauchen und nicht zum Bösen. Der Apostel Paulus schließt seine Ermahnungen ab mit dem Wunsch, dass „der Gott des Friedens … euch ganz und gar“ heiligt „und … euren Geist, eure Seele und euren Leib unversehrt“ bewahrt, „damit ihr ohne Tadel seid, wenn Jesus Christus, unser Herr, kommt.“ Er ist zuversichtlich, dass sich dies erfüllen wird: „Gott, der euch beruft, ist treu; er wird es tun.“ Amen