1 Predigt zu 1. Mose 3 – Invokavit – Pastor Marcus Antonioli – Heiligen-Geist-Rostock Die Gnade und die Güte Gottes sei mit uns allen. Amen Es ist Deine und meine Geschichte die hier erzählt wird. Wir alle sind von einem liebenden Gott nach seinem Ebenbild geschaffen. Wir alle sind von der Erde genommen (Adam) und sind von einer Eva geboren, sind sterblich und haben auch die Mühen des Lebens zu tragen. Denn wir leben nicht mehr im Paradies. Auf merkwürdige Weise sind wir Teil der Natur und sind es zugleich nicht. Und wir wissen, dass der Mensch mehr ist als seine Biologie, er wird erst wahrhaft Mensch unter Menschen. Gott selbst hat dies in uns angelegt. Wunderbar erzählt die Urgeschichte, dass er selbst uns die Kultur ermöglicht hat, warum sonst hätte er dem Menschen Kleidung gegeben? Zugleich erzählt die Urgeschichte drastisch von den Schmerzen der Geburt, von der harten Arbeit und den Mühen, der Natur das lebensnotwendige abzuringen. Und weil der glückliche Urzustand zerbrochen ist, ist die Sehnsucht nach dem Paradies so groß. Nach einer Zeit als kein Blatt Papier zwischen Schöpfer und Geschöpf passten. Am Ende spitzt sich die Frage, warum das Paradies verloren ging, zu der Frage zu: Woher kommt das Böse in der Welt, woher kommt das Böse in uns? Zunächst wähnt der Mensch sich im Zustand träumender Unschuld ganz dicht bei Gott. Märchenhaft wird erzählt, wie sich der Mensch von seinem Schöpfer entfremdet. Allein, dass der Menschen Gut und Böse zu unterscheiden lernt, beendet das Zeitalter der Unschuld. Plötzlich schämt Mensch sich vor Gott. Zugleich ist es zu verlockend, selbst wie Gott zu sein. Aber es überfordert uns. Diese Entfremdung des Menschen von seinem Schöpfer nennt die Bibel Sünde. Jetzt sind wir verantwortlich für unser Tun und Lassen. Diese Freiheit fordert uns jeden Tag aufs Neue heraus. An dieser Freiheit scheitern wir regelmäßig. In dieser Freiheit sind wir gefährdet. So wie die Schlange arbeiten die Einflüsterer seit eh und je mit den gleichen Tricks, sie verunsichern, sie verwirren, mit vagen Andeutungen locken sie uns auf falsche Fährten. Und es war schon immer verlockend, an geheimes Wissen, an die Weltformel, an die einfache Lösung aller Probleme zu gelangen. Und wir sind allzu schnell bereit, ihnen und damit unseren eigenen Wünschen nachzugeben. So sind es in Wahrheit oft die Verführten selbst, die es gar nicht so genau wissen wollen. Sie nehmen in Kauf, dass andere die Zeche zahlen. Ja, sie werden zu Komplizen, weil sie selbst Gedanken weiterdenken, Tabus überschreiten. Die Schlange steht für diese Kraft der Verführung, die ja in Wahrheit in uns selbst schlummert. Und unsere Gedankenlosigkeit macht ihre List so mächtig! Das endet in tiefer Verzweiflung und Ausweglosigkeit. Liebe Gemeinde, wir mögen heute mit den Schultern zucken und fragen, was denn darin so schlimm sein soll, dass der Mensch seinem Gott immer ähnlicher wird. Und es ist ja auch schon in der Urgeschichte akzeptiert, dass der Mensch sich als Gärtner und Gärtnerin im Paradiesgarten beteiligt. _Doch am Ende geht es um die Frage, ob wir die Grenzen akzeptieren, die uns, unserem Verstehen und Handeln durch Gott gesetzt sind. Oder nicht? Wir verlieren Gott als unseren Schöpfer und Freund des Lebens, wenn wir uns willkürlich über das Leben hinwegsetzen. Und wenn wir uns der Liebe zu unseren Mitmenschen und Mitgeschöpfen verweigern, dann verweigern wir uns Gott selbst. Ich meine, solch ein Leben kann letztlich nicht gelingen. Manchmal können wir es kaum aushalten, wenn uns bewusst wird: wir zwar Teil dieser wunderbaren Welt des Lebens sind, wir aber auf verhängnisvolle Weise Leid und Schmerz verursachen, ja die Grundlagen unseres Leben zerstören. Und so drängt sich immer wieder die Frage auf: Womit diene ich dem Leben und was ist dem Leben abträglich? Was verletzt Gottes Liebe und was dient ihr? 2 Die Geschichte von Judas Iskariot und seinem Freund und Meister Jesus erzählt genau davon. Da will einer einen Deal machen, vielleicht hat er nur das Beste im Sinn, vielleicht will er seinen Freund von Abwegen abbringen, vielleicht will er ein Fanal setzen, damit es mit Gottes Reich in dieser Welt endlich losgeht. Jedoch die Sache geht gründlich schief. Er verzockt das Leben Jesu. Denn die Mächtigen benutzen ihn nur, um seinen geliebten Meister aus dem Verkehr zu ziehen. Jesus sieht in welches Unglück Judas ihn und vor allem sich selbst stürzt. Aber er kann ihn nicht aufhalten, zu stark ist die Macht der Verführung. Judas meint, er könne die Mächtigen an der Nase herumführen. Er spielt mit dem Feuer. Am Ende wird Judas den Hohepriestern das Geld vor die Füße werfen und sich erhängen. Jesus jedoch wird auch für ihn am Kreuz sterben, um die Macht des Bösen zu überwinden._ Durch sein Opfer wird die Liebe Gottes siegen, und sich das Leben als stärker erweisen als der Tod! Und so öffnet er die Paradiespforten wieder! - Und vielleicht geht es seit der Vertreibung aus dem Paradies eigentlich immer nur darum, wie kommen wir dahin zurück? Mit Jesus Christus heilt Gott diese existentielle Entfremdung, die uns schmerzhaft von unserem Ursprung trennt. Er heilt den alten Riss und wirft sich selbst in die Bresche. Durch sein Leben, sein Leiden, Sterben und Auferstehen hat er uns mit Gott versöhnt. Durch ihn dürfen wir hoffen, dass der selbstzerstörerische Konflikt zwischen unserem Menschensein und Gottes Gottsein gelöst ist. Denn in einer Liebe nimmt er alles auf sich, was uns von Gott, der Quelle unseres Lebens trennt. Durch seine Selbsthingabe heilt er den alten Riss, der immer wieder unsere Träume von einem gelingenden Leben durchkreuzt. Wenn wir heute gemeinsam das Heilige Abendmahl feiern, dann soll uns das in unserem Gottvertrauen stärken, auf dass wir dem Widersacher des Lebens widerstehen können! Möge uns dieses Vertrauen stark und widerstandsfähig machen, damit wir den Versuchungen der Einflüsterer nicht erliegen. Möge Gott unsere Sehnsucht nach einer gerechten und friedlichen Welt durch seine Liebe am Leben halten. Voller Liebe und Gnade wartet er auf uns. Amen