5025.Thiersch, Homilien in der Passionszeit

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Homilien
Über die Sonntags-Evangelien der
Fastenzeit
Heinrich W. J. Thiersch
TEIL 1 VON 7
Basel 1874
Sermon File Type Sermon
©CHURCH DOCUMENTS BEERFELDEN OKTOBER
2004
a- 0550-0556
Der vorliegende Text ist eine wörtliche Abschrift des
Originals unter gegebenenfalls orthographischer
Anpassung.
Übertragen und angepasst an „Logos“ 2014
Thomas Anbau
Passages
2 Kor 6, 1-10; Mt 4,1-11
Topics
Tags
Die Versuchung Christi
Versuchung Christi
Date
Speakers
19. Jh
Thiersch, Heinrich
Venues
Katholisch-apostolische Bewegung
1 - Invocavit
Inhalt
Die Versuchung Christi
- Invocavit ......................................................... 1
2 Kor 6, 1-10.
Die Versuchung Christi .................................. 1
1Als
2 Kor 6, 1-10; Mt 4,1-11
Mitarbeiter aber ermahnen wir euch, dass
ihr die Gnade Gottes nicht vergeblich
empfangt. 2Denn er spricht (Jesaja 49,8): «Ich
habe dich zur Zeit der Gnade erhört und habe
dir am Tage des Heils geholfen.» Siehe, jetzt
ist die Zeit der Gnade, siehe, jetzt ist der Tag
des Heils! 3Und wir geben in nichts
irgendeinen Anstoß, damit unser Amt nicht
verlästert werde; 4sondern in allem erweisen
wir uns als Diener Gottes: in großer Geduld, in
Trübsalen, in Nöten, in Ängsten, 5in Schlägen,
in Gefängnissen, in Verfolgungen, in Mühen,
im Wachen, im Fasten, 6in Lauterkeit, in
Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im
heiligen Geist, in ungefärbter Liebe, 7in dem
Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, mit
den Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und
zur Linken, 8in Ehre und Schande; in bösen
Gerüchten und guten Gerüchten, als
Verführer und doch wahrhaftig; 9als die
Unbekannten, und doch bekannt; als die
Sterbenden, und siehe, wir leben; als die
Gezüchtigten, und doch nicht getötet; als die
Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die
Armen, aber die doch viele reich machen; als
die nichts haben, und doch alles haben.
2 Kor 6, 1-10; Mt 4,1-11 ............................. 1
Das kanaanäische Weib .................................. 4
1 Thess 4, 1-8; Mt 15, 21-28 ......................... 4
- Reminiscere .................................................... 6
Die Verklärung Christi ................................... 6
2 Petr 1, 16-21; Mt 17, 1-9. ........................... 6
- Oculi ............................................................... 9
Christus der Befreier der Gefangenen .......... 9
Eph 5, 1-14; Lk 11, 14-28 ................................. 9
- Lätare ............................................................ 12
Das Christliche Passahmahl ......................... 12
Gal 4, 21-31; Joh 6, 1-14................................. 12
- Judica ............................................................ 14
Christus beim Antritt Seines Amtes ............ 14
Heb 9, 11-15; Lk 4, 13-22. .............................. 14
- Palmsonntag .................................................. 17
Christi Einzug in Jerusalem ......................... 17
Phlm 2, 5-11; Mt 21, 1-17. .............................. 17
1
Verkehr mit den Menschen; wilde Tiere waren
in Seiner Nähe; Er sah sich der Gefahr des
Hungertodes ausgesetzt, und dem Versucher
wurde gestattet, Ihm nahe zu treten und durch
listige Anschläge, durch einschmeichelnde
Lockungen, den Gehorsam, die Treue, die
Demut, die Selbstbeherrschung und das
Gottvertrauen auf die schwerste Probe zu
stellen.
Mt 4, 1-11 Jesu Versuchung
1Da
wurde Jesus vom Geist in die Wüste
geführt, damit er von dem Teufel versucht
würde. 2Und da er vierzig Tage und vierzig
Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. 3Und der
Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du
Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot
werden. 4Er aber antwortete und sprach: Es
steht geschrieben (5. Mose 8,3): «Der Mensch
lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem
jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.»
5Da führte ihn der Teufel mit sich in die
heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des
Tempels 6und sprach zu ihm: Bist du Gottes
Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht
geschrieben (Psalm 91,11-12): «Er wird seinen
Engeln deinetwegen Befehl geben; und sie
werden dich auf den Händen tragen, damit du
deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.» 7Da
sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch
geschrieben (5 Mose 6,16): «Du sollst den
Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.» 8Darauf
führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr
hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der
Welt und ihre Herrlichkeit 9und sprach zu
ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du
niederfällst und mich anbetest. 10 Da sprach
Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn es
steht geschrieben (5 Mose 6,13): «Du sollst
anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm
allein dienen.» Da verließ ihn der Teufel. Und
siehe, da traten Engel zu ihm und dienten ihm.
Darf es uns befremden, wenn die uns beschiedene Führung ähnlicher Art ist? Es kann wohl
nicht anders sein. Auch uns ist, wie Paulus in
der Epistel sagt, ein Tag des Heils erschienen.
Eben darum sollen wir uns auf nachfolgende
Prüfungen gefasst machen, doch wir dürfen
hoffen, dass wir in denselben nicht wie das Volk
Israel unterliegen, sondern sie mit der Hilfe des
Herrn überwinden können.
I.
„Ich habe dich in der angenehmen Zeit erhört
und habe dir am Tag des Heils geholfen.“
Dies sind Worte Gottes durch Jesaja, Worte voll
Liebe und Trost. Wohl uns, dass sie auch uns
gelten. „Siehe, jetzt ist die angenehme Zeit,
jetzt ist der Tag des Heils.“ Dieser Zuruf des
Apostels Paulus ist aufs Neue zur Wahrheit
geworden. Ja, die Zeit ist gekommen, wo nach
langer Trauer Gott auf die Gebete und Seufzer
Seines Volkes gnädig antwortet. Er lässt Seinen
Geist wehen, Er spricht Seiner Kirche Frieden
zu, Er schenkt denen, die auf Seine Stimme
achten und bei Ihm Zuflucht suchen, die
alleredelsten Gaben. Er bestätigt uns die
Taufgnade und die Kindschaft; Er schenkt uns
Seinen Geist. Er versichert uns Seines
väterlichen Wohlgefallens. Er hält uns die
Himmelspforte offen. Er nimmt unser Opfer
gnädig an und führt uns dem Tag der
vollkommenen Erlösung entgegen. Die Salbung,
die uns geworden ist, das Unterpfand des
himmlischen Erbteils, ist eine Wirklichkeit. In
dieser heiligen Feier der Eucharistie bringen wir
Ihm die Bitten dar, die Seinem Ratschluss
entsprechen und bei Ihm Erhörung finden. Die
Hilfe ist erschienen, die uns zum Ziel führt. Der
Herr will uns so mit Seiner Liebe erfüllen, dass
uns weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges,
weder Leben noch Tod von Ihm scheiden kann.
Als Gott der Herr mit Seiner mächtigen Hand
das Volk Israel aus der Knechtschaft Ägyptens
befreit und durch das Schilfmeer geführt hatte,
da stimmten sie voll heiliger Freude den
Lobgesang an. Aber hiermit hatten sie das Land
der Verheißung noch nicht erreicht, sondern sie
mussten erst die Wanderung durch die Wüste
zurücklegen und die schwersten Prüfungen
bestehen.
Ganz ähnlich ist die göttliche Führung, der sich
Jesus, der geliebte Sohn des Vaters unterwerfen
musste. Bei der Taufe im Jordan tat sich der
Himmel über Ihm auf, Er wurde des göttlichen
Wohlgefallens versichert, mit der Kraft des
Heiligen Geistes und mit Freude erfüllt. Aber
unmittelbar darauf wurde Er in die Wüste
geführt und den härtesten Prüfungen ausgesetzt.
Er befand sich fern von dem beruhigenden
2
Auch heute ist ein solcher Tag des Heils, wo wir
Gott nahen, Ihn suchen und finden und uns aufs
Neue Seiner Huld getrösten dürfen. Es wäre
töricht, nach dem allen keine Prüfungen zu
erwarten. Im Gegenteil, gerade die Segnungen
Gottes sollen uns für bevorstehende
Prüfungszeiten im Voraus stärken. „Seht zu,
dass ihr nicht vergeblich die Gnade Gottes
empfangt.“
Dies ist also möglich, dass man sich der
höchsten Segnungen Gottes erfreut und am
Ende doch keinen Gewinn davon in der
Ewigkeit hat. Traurige Aussicht, die sich damit
eröffnet! Und leider sind auch unter uns
einzelne, von denen man fürchten muss, sie
haben die Gnade Gottes vergeblich empfangen.
Dies kann geschehen, wenn man die Gaben
Gottes nur als einen Schmuck ansieht und nicht
als eine Waffenrüstung für den Kampf, der uns
verordnet ist.
einschmeichelnde Weise empfahl, von der
Zinne des Tempels hinab zu schweben und
durch solche Wundertat auf die leichteste Art
die Anerkennung als König von den Israeliten
zu erlangen. Aber wie der Herr, so lasst auch
uns feststehen in Gehorsam, Nüchternheit,
Selbstzüchtigung und lieber allem entsagen, als
einen Finger breit von Gottes Wegen
abweichen. Eine besondere Versuchung der
letzten Zeit ist die zum Unglauben. Der Feind
erdreistete sich, dem Herrn zuzumuten, Er sollte
ihm, dem Geist, der in der Finsternis der
abgefallenen Menschenwelt herrscht, die
Huldigung darbringen, welche allein dem
wahren und lebendigen Gott gebührt. Dieselbe
Zumutung stellt uns der Unglaube dieser Zeit.
Auch wir wollen hierauf antworten: „Hebe dich
weg von mir, Satan!“ Wir wollen mit um so
mehr Treue in der Anbetung Gottes beharren
und den heiligen Namen, der an unsere Stirnen
geschrieben ist, nicht verleugnen.
II.
Es gibt noch eine vierte Versuchung, welche der
Arge dazumal noch nicht in Anwendung
brachte, sondern sich für später vorbehielt. Er
wich von Jesus, doch nur „bis auf gelegene
Zeit.“ (Luk. 4, 13). Dann kam er wieder. Weil
er mit Schmeicheleien nichts ausgerichtet hatte,
so versuchte er es auf andere Art, den Herrn
zum Ungehorsam zu bewegen, nämlich durch
Drohungen, Hohn und Spott, Wut und Grausamkeit. Wer ist unverständig genug zu meinen,
dass uns etwas Ähnliches nicht zustoßen könne?
Lasst uns lieber des Apostels Zuruf zu Herzen
nehmen. Er, der Vielgeprüfte und Hartverfolgte,
fordert uns auf, dass wir uns auch in Trübsalen,
Nöten, Ängsten, Schlägen und Gefängnissen als
Diener Gottes beweisen.
Auch wir müssen auf Anfechtungen und Versuchungen gefasst sein. Die erste Gefahr, die uns
in der vorbildlichen Geschichte entgegentritt, ist
die der Entmutigung. Unsere Führung ist der
Art, dass wir auf Gott harren müssen und
Geduld tragen wie der
Herr selbst, der die Pein des Hungers fühlte und
sich doch der göttlichen Leitung nicht
entziehen, keine eigenmächtige Hilfe sich
schaffen durfte.
Lange harren auf den Herrn, bis Er Seine Verheißungen erfüllt, ist eine schwere Sache. Dies
sehen wir an dem warnenden Beispiel der
Israeliten; sie murrten in der Einöde, sie sehnten
sich zurück nach den Fleischtöpfen Ägyptens.
Damit erzürnten sie den Herrn, und sie
gelangten nicht in das verheißene Land. Unsere
Aufgabe ist, die Geduld festzuhalten bis ans
Ende und unser Vertrauen nicht wegzuwerfen,
welches eine große Belohnung hat.
III.
Wir hoffen in dem allem zu bestehen. Aber wie
dürfen wir solches hoffen? Tragen wir doch von
Natur dasselbe unzuverlässige und halsstarrige
Herz in uns, wie es sich bei den Israeliten in der
Wüste gezeigt hat. Wir hoffen, nicht weil wir
besser wären, als jene waren, wir hoffen, weil
Christus gekommen ist (den jene noch nicht
hatten), weil Er versucht worden ist und
überwunden hat. Er hat sich wahrhaftig in
unsere Lage versetzt, Er ist uns vorangegangen
Eine andere Versuchung entsteht aus den
Schmeicheleien,
Lockungen
und
Freundschaftsanerbietungen der Welt. Sie
gebärdet sich wohlwollend, sie bedauert unseren
mühsamen Lebensgang, indem wir auf manche
Vergnügungen und Ehren verzichten. So wurde
Jesus versucht, da der Feind sich als Freund und
als ein Engel des Lichts verstellte und Ihm auf
3
und hat den Weg gebahnt, und siehe da, Er
überreicht uns dieselben Waffen, mit denen Er
den Sieg errungen hat. Denn Seine Rüstung am
bösen Tag war nicht der diamantene Schild
Seiner Allmacht, welche uns fehlt. Sein Panzer
war Gerechtigkeit, nämlich der kindliche
Gehorsam, worin Er sich von Jugend auf geübt
hatte, die Gewöhnung auf die Winke Gottes zu
achten und allein den Geboten Gottes im
Kleinen wie im Großen zu folgen. Sein Schild
war der Glaube, das feste Vertrauen auf den
Vater. Er hielt sich an den Unsichtbaren, als
sähe er Ihn. Sein Schwert war das Wort Gottes,
das altheilige, geschriebene, untrügliche Gotteswort, das Wort süßer als Honig und Honigseim,
welches Er von Kindheit auf liebte, lernte und in
Seinem Herzen wohnen ließ. Mit diesem
Schwert traf Er das Haupt des Widersachers.
Hat Er uns etwa andere Waffen angewiesen?
Nein, es ist dieselbe Ausrüstung, womit auch
wir begabt werden. Darum schöpfen wir
Hoffnung des Sieges aus Jesu Sieg. Er ist der
Durchbrecher aller Bande, Er hat wirklich die
Bahn für uns bereitet.
Ordnungen
Handreichung,
Erquickung empfangt.
Trost
und
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Passages
1 Thess 4, 1-8; Mt 15, 21-28
Topics
Tags
Heiligung
Die kanaanäische Frau
Date
Speakers
Thiersch, Heinrich
Venues
Katholisch-apostolische Bewegung
TEIL 2 VON 7
2 - Reminiscere
Das kanaanäische Weib
1 Thess 4, 1-8; Mt 15, 21-28
1 Thess 4, 1-8. Ermahnung zur Heiligung
1Weiter,
liebe Brüder, bitten und ermahnen wir
euch in dem Herrn Jesus, da ihr von uns
empfangen habt, wie ihr leben sollt, um Gott
zu gefallen, was ihr ja auch tut -, dass ihr
darin immer vollkommener werdet. 2Denn ihr
wisst, welche Gebote wir euch gegeben haben
durch den Herrn Jesus. 3Denn das ist der Wille
Gottes, eure Heiligung, dass ihr meidet die
Unzucht 4und ein jeder von euch seine eigene
Frau zu gewinnen suche in Heiligkeit und
Ehrerbietung, 5nicht in gieriger Lust wie die
Heiden, die von Gott nichts wissen. ^Niemand
gehe zu weit und übervorteile seinen Bruder
im Handel; denn der Herr ist ein Richter über
das alles, wie wir euch schon früher gesagt
und bezeugt haben. 7Denn Gott hat uns nicht
berufen zur Unreinheit, sondern zur
Heiligung. 8Wer das nun verachtet, der
verachtet nicht Menschen, sondern Gott, der
seinen heiligen Geist in euch gibt.
Sein Kampf, der uns im heutigen Evangelium
wieder vorgeführt wird, ist mehr als nur ein
erhebendes und aufmunterndes Schauspiel.
Christus ist uns nicht in die Ferne gerückt, wir
sind nicht von Ihm getrennt. Wir sind in Ihm
durch die Tat Gottes in der heiligen Taufe, und
Er ist in uns durch das heilige Abendmahl. Dies
ist Gottes Ratschluss, den wir aus der
Geschichte Hiobs erkennen: der mächtige und
listige Feind soll durch Menschen überwunden
werden. Christus will in Menschen und durch
Menschen triumphieren.
Jeder von uns muss den Kampf, der ihm verordnet ist, selbst ausfechten. Kein anderer kann
anstatt deiner überwinden. „Wer überwindet,
der soll es alles ererben.“ Doch wenn wir
Christi Versuchung und unsere Prüfungen
vergleichen, findet sich dieser gewaltige
Unterschied: Er stand wirklich allein im Kampf,
dort in der Wüste und in mancher späteren
Anfechtung und zuletzt in Gethsemane,
unverstanden von den Menschen, verlassen von
Seinen Jüngern. Ihr dagegen steht nicht allein,
sondern der gütige Gott hat dafür gesorgt, dass
ihr in der Gemeinschaft der
Mt 15, 21-28. Die kanaanäische Frau
Und Jesus ging weg von dort und zog sich
zurück in die Gegend von Tyrus und Sidon. —
Und siehe, eine kanaanäische Frau kam aus
diesem Gebiet und schrie: Ach Herr, du Sohn
Davids, erbarme dich meiner! Meine Tochter
Heiligen und in den von Ihm gestifteten
4
wird von einem bösen Geist übel geplagt. —
Und er antwortete ihr kein Wort. Da traten
seine Jünger zu ihm, baten ihn und sprachen:
Lass sie doch gehen, denn sie schreit uns
nach. Er antwortete aber und sprach: Ich bin
nur gesandt zu den verlorenen Schafen des
Hauses Israel. Sie aber kam und fiel vor ihm
nieder und sprach: Herr, hilf mir! Aber er
antwortete und sprach: Es ist nicht recht, dass
man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es
vor die Hunde. Sie sprach: Ja, Herr; aber doch
fressen die Hunde von den Brosamen, die vom
Tisch ihrer Herren fallen. Da antwortete Jesus
und sprach zu ihr: Frau, dein Glaube ist groß.
Dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter
wurde gesund zu derselben Stunde.
Anbefohlenen, so gern hellt Er die großen
Schmerzen der Teilnahme. Er achtet die Fürbitte
teuer.
Ihre Fürbitte war anhaltend. Der Herr hatte sich
in einem Haus verborgen und wollte nicht
erkannt sein. Die Heidin hörte von Seinem
Dasein, sie suchte Ihn, sie harrte, bis Er aus dem
Haus kam, sie ging Ihm nach. Sie ließ sich nicht
ermüden, da Er keine Antwort gab, und sie ließ
sich nicht abschrecken, da sie eine harte und
noch härtere Antwort erhielt. Sie vertraute fest,
dass es in Seinem Herzen anders lautete. Sie
baute unerschütterlich darauf, dass da ein
Erbarmen auch für sie sei. Der Herr hätte den
Feind schon früher vertreiben können. Er konnte
dem Leiden der Tochter und der Bekümmernis
der Mutter ein rasches Ende machen. Aber Er
tat es nicht. Er will überwunden sein. Die,
welche Gewalt tun, sollen das Himmelreich an
sich reißen. Satans Plagen mussten dazu dienen,
den Hiob in Geduld und Ausdauer zu üben; als
dies geschehen war, führte Gott ein freudenreiches Ende seiner Anfechtungen herbei.
Wiederum sind wir versammelt, um gesegnet zu
werden. Wir schöpfen mit Freuden aus den
Brunnen des Heils. Doch nicht dazu allein sind
wir hier, um etwas aus der Hand des Herrn zu
empfangen. Nein, wir sind auch gekommen, um
Ihm ein Opfer zu bringen. Wir sind hier, um
etwas zu wirken. Wir feiern diesen Dienst des
Gebets. Es ist die höchste Anbetung Gottes, es
ist zugleich die allerwirksamste. Wollten wir
nur für uns etwas auswirken und davontragen,
so wären wir solche, die das Ihre suchen. Aber
wir erscheinen hier für andere. Was wir
begehren, ist der Segen Gottes für Seine Kirche
und für alle Menschen, für welche Er von uns
will gebeten sein.
Musste damals der Feind vor dem Worte Christi
weichen, wie vielmehr jetzt! Jetzt sind Satans
Werke zerstört. Der Sohn Gottes ist nicht
unverrichteter Sache
in
den Himmel
zurückgekehrt. Er kam, die Werke des Feindes
zu zerstören, und ihre Zerstörung war
vollbracht, da Er wieder zum Vater ging. Wozu
also ist dem Feind noch Macht eingeräumt? Wie
kommt es, dass er noch Verderben anstiften
darf, selbst auf dem heiligen Berg des Herrn?
Was beten heißt und wie wir beten sollen,
lernen wir an dem kanaanäischen Weib im
Evangelium. Wie diese arme Heidin, die von
den Testamenten der Verheißung und von der
Bürgerschaft Israels fern war, den Herrn gesucht
und gefunden hat, dies ist uns Christen, den
reich Begnadigten, zur Beschämung und
Aufmunterung vorgestellt. Was sie vermochte,
welche von Jesus noch nichts empfangen,
welche nur von Ihm gehört hatte, sollten wir es
nicht vermögen, denen Er bereits alles gegeben
hat, was Sein ist?
Es geschieht, auf dass Gottes Volk beten und
ringen und anhalten lernt. Es geschieht, damit
die Krönung der Kirche erfolgen kann. Niemand
wird gekrönt, er kämpfe denn recht. Es
umgeben uns noch Werke des Feindes und
Bollwerke der Finsternis, damit wir anhalten mit
Gebet und damit der Herr verherrlicht wird.
Doch nicht nur ausdauernd war ihr Gebet, es
war demütig. Es war nicht stürmisch und
übermütig. Damit hätte sie nichts erreicht. Denn
der Herr lässt sich nichts abtrotzen und nichts
abzwingen. Sie demütigte sich in den Staub. Sie
hörte es geduldig an, dass sie nicht zu den
Schafen des Hauses Israel, sondern zu den
herrenlosen Geschöpfen der Wildnis gehöre,
nicht zu den Kindern an Gottes Tisch, sondern
zu den Hunden, den Unreinen. Sie leugnete es
Sie suchte den Herrn nicht für sich, sondern für
die Tochter, welche ihr Gott gegeben hatte. Die
Sache dieser Unglücklichen vertrat sie; für
diese, welche Gott ihr ans Herz gelegt und aufs
Krankenlager geworfen hatte, ließ sie nicht
nach, für diese fand sie Erhörung. So wertachtet
der Herr unsere Bekümmernisse für die uns
5
nicht und fühlte sich, nicht dadurch zum Unmut
gereizt. „Ja Herr,“ sagte sie zu einer so harten
Rede. In diesem Ja liegt die rechte Demut: wenn
wir zu den Züchtigungen und zu den Vorwürfen
nicht mehr nein sagen, sondern ja. Selbsterwählte Demütigungen tun es nicht. Wenn der
Herr uns schilt und niederbeugt, dann ja zu
sagen, das ist Demut.
Aber ihr achtet ihn teuer, und da ihr ihn teuer
achtet, beweist es, indem ihr reine Herzen und
geheiligte Hände erhebt. Je mehr Ernst und Demut und Glauben wir mitbringen und in diese
Gebete legen, desto mehr dürfen wir beitragen
zur Erreichung des Zieles, zur Ausgießung des
Segens, zur Beseitigung des Reiches der
Finsternis, zur Befreiung aller Kreatur.
Wir sind nicht mehr vom Haus und Tisch unseres Gottes verwiesen. Er hat unser Haupt
erhoben und uns an Seine Gnadentafel gesetzt.
Mit der Würde der Kinder hat Er uns begabt.
Aber wir waren allesamt unrein und gehörten zu
diesen, welche der Herr Hunde genannt hat. Wir
sind in uns selber nicht besser. Wir sind nicht
der geringsten Seiner Wohltaten würdig. Sehen
wir ab von dem, was Seine Gnade in uns getan
hat, so sind wir verabscheuungswert. Je höher
wir gestellt sind und je reicher sich Gottes Liebe
an uns geoffenbart hat, um so mehr geziemt es
sich, dass wir uns demütigen. Wir dürfen nicht
vergessen, wie wir gestaltet sind. Unsere ganze
Seele müssen wir in dem Sündenbekenntnis
ausschütten, mit dem wir diesen hochfeierlichen
Gottesdienst beginnen.
TEIL 3 VON 7
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Passages
2 Petr 1, 16-21; Mt 17, 1-9.
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Die Verklärung Christi
Verklärung
Date
Speakers
19. Jh
Thiersch, Heinrich
Venues
Katholisch-apostolische Bewegung
3 - Reminiscere
Die Verklärung Christi
2 Petr 1, 16-21; Mt 17, 1-9.
2 Petr 1, 16-21. Die Verklärung Jesu und das
prophetische Wort
Es ist noch eine große Demütigung des Volkes
Gottes vonnöten. Noch sehen wir die Antwort
nicht auf alle diese Bitten, welche wir mit dem
heiligen Opfer darbringen. Unsere Demütigung
muss erst noch völliger werden, wie Elias sich
siebenmal mit dem Angesicht bis zur Erde
beugte; dann erst tat der verschlossene Himmel
sich auf und sandte den erquickenden Regen
herab.
Denn wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln
gefolgt, als wir euch kundgetan haben die
Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus
Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit
selber gesehen. Denn er empfing von Gott,
dem Vater, Ehre und Preis durch eine Stimme,
die zu ihm kam von der großen Herrlichkeit:
Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich
Wohlgefallen habe. Und diese Stimme haben
wir gehört vom Himmel kommen, als wir mit
ihm waren auf dem heiligen Berge.
So wird es kommen. Der Himmel will sich auftun, die Zeit der Erquickung von dem Angesicht
des Herrn ist nahe. Sein Angesicht werden wir
schauen und das Wort des Friedens aus Seinem
Mund hören. Dieser Dienst, den wir in der
Einheit mit den heiligen Entschlafenen und
allen lebenden Heiligen feiern, beschleunigt das
Kommen des Herrn. Wer kein Licht von oben
hat, mag dieses Gebet und Opfer gering achten.
Die keinen Glauben haben, wissen nichts von
der Fürbitte Christi im Himmel; sie ahnen nicht,
dass durch Christi Fürbitte die Kirche und die
ganze Menschheit noch getragen, ein
fortwährendes Wunder der Allmacht und Liebe
Gottes verursacht wird. So mag die Welt auch
diesen Dienst der Anbetung für nichts achten.
Um so fester haben wir das prophetische Wort,
und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet
als auf ein Licht, das da scheint an einem
dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der
Morgenstern aufgehe in euren Herzen. Und
das sollt ihr vor allem wissen, dass keine
Weissagung in der Schrift eine Sache eigener
Auslegung ist. Denn es ist noch nie eine
Weissagung aus menschlichem Willen
hervorgebracht worden, sondern getrieben von
dem heiligen Geist haben Menschen im
Namen Gottes geredet.
6
Schutz zu wohnen, das wird die höchste und
unaussprechliche Freude der Kinder Gottes sein.
Süßer Lohn für alle, die Ihn liebten, ohne Ihn
gesehen zu haben, die Ihn nicht von Angesicht
kannten und doch an Ihn glaubten, Ihm folgten,
Ihn nicht verleugneten und alles für Ihn daran
wagten! Jetzt leiden die Christen im Geist,
indem sie die Stimmen der Lästerung hören
müssen. Dann aber werden wir sehen, dass
Gottes Wort Wahrheit ist, dann werden wir
Seine Wege verstehen. Dann wird der Unglaube
verstummen, dann wird Seine Ehre erscheinen
allen Völkern.
Matth. 17. 1-9. Die Verklärung Jesu
1Und
nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich
Petrus und Jakobus und Johannes, dessen
Bruder, und führte sie allein auf einen hohen
Berg. 2Und er wurde verklärt vor ihnen, und
sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und
seine Kleider wurden weiß wie das Licht. 3Und
siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die
redeten mit ihm. 4Petrus aber fing an und
sprach zu Jesus: Herr, hier ist gut sein! Willst
du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine,
Mose eine und Elia eine. 5Als er noch so
redete, siehe, da überschattete sie eine lichte
Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke
sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich
Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören! 6Als
das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr
Angesicht und erschraken sehr. Jesus aber trat
zu ihnen, rührte sie an und sprach: Steht auf
und fürchtet euch nicht! 8Als sie aber ihre
Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus
allein. 9Und als sie vom Berge hinabgingen,
gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt von
dieser Erscheinung niemandem sagen, bis der
Menschensohn von den Toten auferstanden
ist.
Gott im Sohn zu schauen ist die vollkommene
Seligkeit. Was aber wird das Nächste sein, die
Freude, die ihr nicht gleichkommt, aber an sie
angrenzt? Alle die Heiligen Gottes zu sehen,
kennenzulernen und in ihrer Gemeinschaft
daheim zu sein. Jetzt umgibt uns eine Welt, die
im argen liegt. In dieser Zeit unterliegt Wahrheit
und Recht, und die Unschuld leidet. Sünde
dringt auf uns ein; wir leben unter einem
schmerzlichen Druck. Unablässiger Kampf ist
notwendig, damit der Arge, der in der Welt sein
Wesen hat, uns nichts anhat. Dann aber werden
wir uns in einer anderen Umgebung finden. Da
werden sie beisammen sein, die Gerechten alle,
deren wir in dieser Feier gedenken. Wie wird
man da erstaunen, wenn man die Gottesmänner
der alten Zeiten von Angesicht schaut! Mit
welcher Rührung wird man die großen Dulder
und Märtyrer betrachten! Wie werden wir den
Aposteln der alten Zeit und unseren gottseligen
Vorfahren, die uns die Früchte ihrer Arbeit
hinterlassen haben, danken! Wir werden uns
freuen des Wiedersehens mit den Gläubigen, die
wir hienieden gekannt und deren Sterben wir
beweint haben. Wir weiden Gott preisen für die
Unzähligen, die wir nicht gekannt hatten, deren
Namen auf Erden vergessen, aber im Himmel
angeschrieben sind.
Zum Schmuck für die hohe eucharistische Feier
an diesem Tag des Herrn ist das Evangelium
von der Verklärung Christi bestimmt. Es eignet
sich für diese Zeit, die dem Andenken Seiner
Leiden gewidmet ist. Er wandelte im dunklen
Tal, Er hatte den Jüngern Sein Leiden und
Sterben angekündigt, und Er wurde für diesen
Seinen schweren Gang gestärkt durch das, was
auf dem Berg Thabor geschah. Auch unser
Geistesblick wird auf das Ziel, dem wir
entgegenstreben, gelenkt; die sichere Bürgschaft
unserer künftigen Versammlungen bei dem
Herrn wird uns gezeigt; und in klarem Licht
sehen wir den Weg, der uns zum Ziel führt.
Petrus sprach zu dem Herrn: „Hier ist gut sein,
lass uns drei Hütten bauen, Dir eine, Mose
eine und Elias eine.“ Damals konnte dieser
Wunsch nicht erfüllt werden, aber Petrus
weissagte in seiner Verzückung, ohne es zu
wissen. So wird es geschehen; einst wird das
große Freudenfest der Hütten gefeiert werden.
Der Herr wird mitten unter Seinem Volk
wohnen, und Er wird von zwei Scharen der
Heiligen umgeben sein, von denen, die wie
I.
Das Ziel, wonach wir ringen, das Kleinod, welches die himmlische Berufung uns vorhält, ist
unsere künftige Versammlung zu dem Herrn, da
wir bei Ihm sein werden allezeit.
Ihn zu schauen, wie Er ist, und Ihm persönlich
zu danken, in Seiner Nähe und unter Seinem
7
Moses tot waren und wieder lebendig geworden
sind, und von denen, die wie Elias, ohne den
Tod zu sehen, von der Erde hinweggenommen
und mit Unsterblichkeit überkleidet worden
sind.
eignis auf dem Berg Thabor. Was man da
gesehen und gehört hat, das ist eine
wohlbezeugte Tatsache. Drei glaubwürdige
Zeugen, Petrus, Jakobus und Johannes waren
dabei, von ihnen haben es die Evangelisten
empfangen, und Petrus wiederholt vor seinem
Scheiden seine Aussage in feierlicher Weise.
Also schon einmal hatte man auf Erden den
tatsächlichen Beweis und das Unterpfand
dessen, was kommen soll, wenn Christus
kommen wird und Sein Lohn mit Ihm. Acht
Tage vorher hatte der Herr gesagt: „Es stehen
etliche hier, die nicht schmecken werden den
Tod, bis dass sie den Menschensohn werden
kommen sehen in Seinem Reich.“ Dies ging in
Erfüllung; die drei Zeugen schauten Seine der
übrigen
Menschheit
noch
verborgene
Herrlichkeit; in jenem Augenblick war das
Reich der Himmel schon da.
Damals musste Christus von dem heiligen Berg
wieder herabsteigen in das Tal der Tränen. Er
begegnete dem unglücklichen Vater, dessen
Sohn die Jünger von seinem schweren Leiden
nicht befreien konnten. Die Herrschaft des
Todes, die Werke der Finsternis und das Heer
der Übel, welche durch die Sünde in die Welt
gekommen sind, umringen uns noch heute. Aber
dann wird es anders kommen, wenn Christus
mit den Seinen auf dem himmlischen Berg Zion
steht, dann wird die Gewalt des Todes, welcher
die Kinder Gottes in seinen Banden hält,
zerbrochen sein. Der Herr wird die Schmach
Seines Volkes aufheben in allen Landen. Dann
wird Christus mit Seinen Jüngern nicht wieder
vom Berg herabsteigen und sich in das Elend
der armen Menschheit versenken müssen, denn
dieses Elend hat ein Ende, Satan ist gebunden,
der Fluch ist hinweggenommen, und der Herr
erneuert die Gestalt der Erde. Die Feste des
Herrn hienieden sind erhebend und lieblich, und
doch sind sie nur ein schwacher Schimmer
gegen das helle Licht jener Festfreude, die uns
am Ziel erwartet!
Die andere Bürgschaft ist das Wort des
prophetischen Geistes, welches in der jetzigen
Dunkelheit uns zu einer Leuchte gegeben ist,
die nicht verlöschen wird, bis der große
freudenreiche Tag Christi anbricht. Dies
Zeugnis des Heiligen Geistes inmitten der
Gemeinde und In den Herzen der Gläubigen
wird bekräftigt durch die Tatsache der
Verklärung Christi, und ebenso wird unser
Glaube an dieser Tatsache bestärkt durch das
fortwährende, lebendige Zeugnis des Geistes.
Denn überall, wo Er Seine Stimme erhebt,
verklärt er Jesus, der da kommt; und wo Sein
Licht in den Herzen aufgenommen wird, da
entzündet es diese selige Hoffnung, welche der
Welt als ein Märchen vorkommt, aber für uns
göttliche Gewissheit ist.
II.
Gibt es eine Bürgschaft für diese Hoffnung? Es
mag der Welt als eine ungeheure Kühnheit
erscheinen, dass wir eine solche Hoffnung
verkündigen, auf eine solche Zukunft bauen und
unser ganzes Leben danach einrichten. Der
Unglaube hat sein freches Haupt erhoben. Der
sadduzäische Geist weht wie ein Gifthauch über
die Gefilde der Christenheit und spottet unserer
Hoffnung. Petrus, der treue Zeuge, sah dies alles
voraus. Er sah die Spötter kommen, und sie sind
gekommen, welche sagen: „Wo ist die Verheißung Seiner Zukunft?“ Als Petrus wusste, dass
er seine irdische Hülle bald ablegen musste, da
hinterließ er uns ein heiliges Vermächtnis in
diesem letzten Brief. Sterbend bezeugte er noch
einmal, dass unsere Hoffnung nicht ein
Phantasiegebilde ist wie die Fabeln der Heiden,
die verschollen, wie die Orakel der Heiden, die
verstummt sind. Unsere Hoffnung ruht auf einer
zweifachen Bürgschaft. Die eine ist dies Er-
III.
Es wird uns auch der Weg gewiesen, der zu diesem Ziel führt. Es ist der Weg des Gehorsams
gegen Jesus Christus. Die leuchtende Wolke
ließ sich nieder auf Jesus, worin die göttliche
Herrlichkeit verborgen war und die Jünger
hörten einen majestätischen Ruf, eine Stimme
aus der höheren Welt, eine göttliche Botschaft:
„Dies ist mein geliebter Sohn, an dem Ich
Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören.“ Er ist
es, von dem einst Gott zu Mose gesagt hat: „Ich
will ihnen einen Propheten, wie du bist,
erwecken aus ihren Brüdern, und wer meine
Worte nicht hören wird, die Er in meinem
8
Namen reden wird, von dem will Ich es
fordern.“ 5. Mose 18, 18-19. Gott ist in Ihm
und redet durch Ihn. Seinem Wort sollt ihr
Vertrauen schenken und gehorchen. Nicht
einigen Worten, die euch gefallen, die ihr selber
auswählt; nein, allem, was Er euch sagen, allem,
was Er euch gebieten wird. Und was waren die
Worte, die der Herr vor der Verklärung
ausgesprochen hatte? Sie lauteten: „Will mir
jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst
und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.“
Diese Worte, die den Jüngern so schwer
eingingen, werden hier vom Himmel bestätigt.
Verlangt nicht in diesem Leben den Lohn eurer
Arbeit und die Frucht eurer Leiden! Zwar gibt
uns der Herr Feierstunden, durch die Er uns
schon hienieden reichlich erquickt. Er hat uns
diesen heiligen Tag geschenkt, einen Vorgenuss
der Sabbatruhe, die dem Volk Gottes
aufbehalten ist. Aber nach solchen Stunden und
Tagen weist Er uns wieder auf den Kreuzesweg,
auf den schmalen Pfad der Selbstverleugnung,
der Pflichterfüllung und der Geduld. Diesen
Weg ist Er gegangen, und erst durch Seine
Auferstehung wurde Sein Leid in Freude
verwandelt!
uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu
einem lieblichen Geruch. 3Von Unzucht aber
und jeder Art Unreinheit oder Habsucht soll
bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es
sich für die Heiligen gehört. 4Auch schandbare
und närrische oder lose Reden stehen euch
nicht an, sondern vielmehr Danksagung.
5Denn das sollt ihr wissen, dass kein
Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger
- das sind Götzendiener - ein Erbteil hat im
Reich Christi und Gottes. 6Lasst euch von niemandem verführen mit leeren Worten; denn
um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes
über die Kinder des Ungehorsams. 7Darum
seid nicht ihre Mitgenossen. 8Denn ihr wart
früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in
dem Herrn. Lebt als Kinder des Lichts; 9 die
Frucht des Lichts ist lauter Güte und
Gerechtigkeit und Wahrheit. Prüft, was dem
Herrn wohlgefällig ist, und habt nicht
Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken
der Finsternis; deckt sie vielmehr auf. Denn
was von ihnen heimlich getan wird, davon
auch nur zu reden ist schändlich. Das alles
aber wird offenbar, wenn's vom Licht
aufgedeckt wird; denn alles, was offenbar
wird, das ist Licht. Darum heißt es: Wach auf,
der du schläfst, und steh auf von den Toten, so
wird dich Christus erleuchten.
Und so lasst auch unsere Hoffnung auf den Tag
gerichtet sein, da Er kommen wird in der
Herrlichkeit Seines Vaters.
Lk 11, 14-28 Jesus und die bösen Geister
Und er trieb einen bösen Geist aus, der war
stumm. Und es geschah, als der Geist ausfuhr,
da redete der Stumme. Und die Menge
verwunderte sich. Einige aber unter ihnen
sprachen: Er treibt die bösen Geister aus
durch Beelzebul, ihren Obersten. Andere aber
versuchten ihn und forderten von ihm ein
Zeichen vom Himmel. Er aber erkannte ihre
Gedanken und sprach zu ihnen: Jedes Reich,
das mit sich selbst uneins ist, wird verwüstet,
und ein Haus fällt über das andre. —Ist aber
der Satan auch mit sich selbst uneins, wie
kann sein Reich bestehen? Denn ihr sagt, ich
treibe die bösen Geister aus durch Beelzebul.
Wenn aber ich die bösen Geister durch
Beelzebul austreibe, durch wen treiben eure
Söhne sie aus? Darum werden sie eure Richter
sein. Wenn ich aber durch Gottes Finger die
bösen Geister austreibe, so ist ja das Reich
Gottes zu euch gekommen. Wenn ein Starker
gewappnet seinen Palast bewacht, so bleibt,
TEIL 4 VON 7
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Passages
Eph 5, 1-14; Lk 11, 14-28
Topics
Christus der Befreier der Gefangenen
Tags
Befreiung
Date
19. Jh
Speakers
Thiersch, Heinrich
Venues
Katholisch-apostolische Bewegung
4 - Oculi
Christus der Befreier der Gefangenen
Eph 5, 1-14; Lk 11, 14-28
Eph 5, 1-14. Das Leben im Licht
So folgt nun Gottes Beispiel als die geliebten
Kinder 2und lebt in der Liebe, wie auch
Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für
9
es um der Zuhörer willen. Er tat es, um das
Volk zu schützen; Er sah das einreißende
Unheil, Er wollte wehren so gut Er konnte. Aber
das Vorurteil ist geblieben. Die Lästerung hat
einen Widerhall bei den ungläubigen Juden
gefunden von Geschlecht zu Geschlecht, und
noch heute gibt es solche unter ihnen, welche
vorgeben, unser Herr und Heiland sei ein
Zauberer gewesen, der in Ägypten solche
Künste gelernt habe.
was er hat, in Frieden. Wenn aber ein
Stärkerer über ihn kommt und überwindet ihn,
so nimmt er ihm seine Rüstung, auf die er sich
verließ, und verteilt die Beute. cWer nicht mit
mir ist, der ist gegen mich; und wer nicht mit
mir sammelt, der zerstreut.
Von der Rückkehr des bösen Geistes
Wenn der unreine Geist von einem Menschen
ausgefahren ist, so durchstreift er dürre
Stätten, sucht Ruhe und findet sie nicht; dann
spricht er: Ich will wieder zurückkehren in
mein Haus, aus dem ich fortgegangen bin. —
Und wenn er kommt, so findet er's gekehrt und
geschmückt.
Jesu Worte sind auch für uns bestimmt. Wir bekommen Licht über die Gefangenschaft des
sündigen Menschen, über unseren Befreier und
über die Pflichten der Befreiten.
I.
Dann geht er hin und nimmt sieben andre
Geister mit sich, die böser sind als er selbst;
und wenn sie hineinkommen, wohnen sie
darin, und es wird mit diesem Menschen
hernach ärger als zuvor.
„Wenn ein starker Gewappneter seinen Palast
bewahrt, so bleibt das Seinige unangetastet.“
Dieser Starke ist der Fürst der Finsternis. Sein
Reich ist für ihn ein Palast, für uns Menschen
ein Kerker. Er bekam Macht über uns durch
unsere Schuld. Diese Macht zeigt sich in der
Herrschaft des Todes über die Menschenkinder;
sie zeigt sich in dem hilflosen Zustand der
heidnischen Menschheit, die in Sünden
verstrickt ist und gänzlich unfähig zur Selbstbefreiung. Sie zeigte sich selbst unter dem Volk
Israel, wo sich ungeachtet des Gesetzes und der
alttestamentlichen
Offenbarung
so
viel
unglückliche,
vom
Teufel
überwältigte
Menschen vorfanden. Der Macht des Feindes
gegenüber reicht des gefallenen Menschen
Vermögen nicht aus zur Errettung aus den
Banden der Gefangenschaft, ja nicht einmal zu
einem Fluchtversuch. Alle Menschen zusammen
waren ohnmächtig diesem Tyrannen gegenüber.
Und noch jetzt steht die furchtbare Wahrheit
fest, die der Herr mit den Worten aussprach:
„Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht.“
Darum findet sich bei Christen, die den Bund
der heiligen Taufe gebrochen haben, so oft eine
ähnliche Abstumpfung und Hoffnungslosigkeit
wie unter den Heiden.
Eine Seligpreisung Jesu
Und es begab sich, als er so redete, da erhob
eine Frau im Volk ihre Stimme und sprach zu
ihm: Selig ist der Leib, der dich getragen hat,
und die Brüste, an denen du gesogen hast. —
Er aber sprach: Ja, selig sind, die das Wort
Gottes hören und bewahren
Wir widmen diese Zeit dem Andenken der
Leiden Christi. Und wohl ein Hauptteil Seines
Leidens war das, wovon wir hier im
Evangelium hören. Denn was konnte Ihm weher
tun als diese schrecklichen Schmähungen, die
Er hören musste? Er brachte den Unglücklichen
so viel Liebe entgegen, Er bot sich Seinem Volk
an als Befreier von aller Macht der Finsternis,
Er bewies in Seinen Taten die hilfreiche Kraft
Gottes - und dies war die Antwort: „Er treibt
die Teufel aus durch Belzebub, der Teufel
Obersten.“
Alle Menschen konnten erkennen: dies ist von
Gott! Alle Menschen sollten aufjauchzen vor
Freude, dass eine solche Hilfe da ist. Statt
dessen zweifeln sie, sie streiten, sie lästern. Sie
unterdrücken das Licht in ihrem Gewissen, sie
verleugnen den gesunden Menschenverstand,
nur um gegen Jesus recht zu behalten, um Ihm
widerstehen zu können. Dieses taten die Obersten in Israel.
II.
Aber der Herr hat uns die Befreiung
angekündigt mit den Worten: „Wenn euch der
Sohn frei macht, so seid ihr recht frei.“ - „Den
Feind niemand zwingen konnt von allen
Menschenkindern; das machet alles unsre
Sünd, kein Unschuld war zu finden.“ Aber nun
ist der Befreier da. Ein Mensch ist gekommen,
Wir wundern uns über Jesu Herablassung und
Geduld, wie Er die Lästerungen widerlegt. Er tat
10
auf dem Gottes Wohlgefallen ruht. Er kommt in
unsere Mitte, in demselben schwachen,
menschlichen Fleisch wie die anderen. Aber
schon bei Seinen ersten Schritten zeigt sich,
dass der Stärkere über den Starken gekommen
ist. Beweise des Sieges sind da. Auf Jesus ruht
der Geist Gottes; der heilige Geist hat in dem
Menschen Seine Wohnstätte gefunden, und vor
dem Geist des Herrn weichen die Mächte der
Finsternis. „Ich treibe die bösen Geister aus
durch Gottes Finger.“ Eine Berührung, ein
leiser Druck genügt, so zittern die feindlichen
Mächte; der arme, geknechtete und gequälte
Mensch atmet auf, er fühlt nach langer Nacht
die Morgenluft der wahren Freiheit. Der Befreier ist erschienen, das Reich Gottes ist da. Der
Stärkere kam unscheinbar. Er trat in den
Zweikampf ein, Er kämpfte bis aufs Blut, Er
unterlag anscheinend, aber Er nahm durch den
Tod die Macht dem, der des Todes Gewalt
hatte. Er hat die menschliche Schuld gesühnt, Er
hat den alten Bann gelöst, Er hat das Gefängnis
unseres sündigen Zustandes, die Gebundenheit
des Menschen zerbrochen. Er hat die menschliche Natur gerettet und geheiligt, Er hat die
Pforten des Totenreiches zersprengt. Er hat den
Starken seiner Waffenrüstung beraubt. Er hat
unsere Befreiung völlig durchgesetzt.
eigenen Rettung, Beseligung und Vollendung
nicht verzagen. Wenn es solche gäbe, die für
Jesus nicht rettungsfähig, nicht heiligungsfähig
wären, so könnten wir ja dazu gehören. Aber
wir haben in Jesus den vollkommenen Befreier.
III.
Wir vernehmen aus der Epistel, was die Pflicht
der Befreiten ist. Die Bande sind gelöst, das
Gefängnis ist aufgebrochen, nun ist unsere
Aufgabe, nicht im Gefängnis zu bleiben,
sondern herauszutreten in das Licht der Sonne,
uns über unseren Befreier zu freuen und Ihm
mit der Tat zu danken. Wer das Evangelium
hört und doch in Sünden beharrt, ist entweder
ein Tor, der unnötigerweise im Kerker sitzen
bleibt, oder ein Verräter, der es lieber mit dem
Feind hält als mit dem Heiland.
Nun Ist unsere Aufgabe, die Werke der
Finsternis ganz abzulegen; wir haben nichts
mehr mit ihnen zu schaffen; wir haben sie, wo
sie sich zeigen, mit allem Ernst, mit aller Macht
zu bekämpfen. Denn Werke der Finsternis
führen Gottes Zorngericht selbst über die
Heiden herbei, wie viel mehr über treulose
Christen.
Es ist uns noch ein Kampf auferlegt; er soll uns
jetzt zur Prüfung dienen und dereinst zur
Krönung. Nun lasst uns ihn auf die rechte Weise
führen. Wir kennen Christus als Sieger, die
Sünde als besiegt. Dies lasst uns festhalten, lasst
es uns nicht umkehren in das Gegenteil, als
wäre der Feind Sieger geblieben, als wäre
Christus der Besiegte.
„Unser Kerker, da wir saßen
und mit Sorgen ohne Maßen
uns das Herze selbst abfraßen,
ist entzwei,
und wir sind frei.“
Zwar der Mensch in seinem Elend, wenn er die
Macht der Sünde fühlt, hält die Finsternis für
stärker als das Licht. Aber anders verkündigt es
uns Paulus. Das Licht ist mächtiger als die
Finsternis. „Ihr waret weiland Finsternis, aber
nun seid ihr ein Licht in dem Herrn.“ Der
Apostel der Heiden bezeugt es: die härtesten
Bande des heidnischen Verderbens sind gelöst.
„Alles, was sich offenbar machen lässt, wird
Licht.“ Der Mensch, wenn er auch sehr
gesündigt hat - kommt er ans Licht, so ist ihm
geholfen. „Wache auf, der du schläfst, und
stehe auf von den Toten, so wird dich Christus
erleuchten.“
Wir sind in einem seligen Stand. Der Herr hat
von uns Besitz genommen mit Seinem guten
Geist. Wir gehören zu einer heiligen
Gemeinschaft, worin Er sich eine Stätte bereitet
hat. Aber nun gilt es zu wachen; denn diese
geheiligte Stätte, dies hören wir im Evangelium,
soll nicht wie ein Vergnügungsort, sondern wie
eine Festung sein; es drohen Gefahren von
seiten des ausgestoßenen Feindes, und wir
sollen nicht in Sorglosigkeit, sondern im Verteidigungszustand gefunden werden. Es sind uns
köstliche Waffen dargereicht, damit wir jeden
Angriff abweisen können. Das Wort Gottes ist
das Schwert des Geistes, vor dem der Versucher
flieht. Durch das heilige Abendmahl empfangen
wir Macht, in Christus zu bleiben, in Ihm, den
der Arge nicht antasten kann. Dem Herrn sei
Warum steht denn so viel von Besessenen in
den Evangelien? Damit wir an der Rettung der
Sünder nicht verzweifeln, damit wir an unserer
11
Dank für die Ausrüstung, die Er uns gegeben
hat; aber lasst uns auch wachen und beten und
die dargereichten Waffen gebrauchen.
der Freien.
Joh. 6, 1-14. Die Speisung der Fünftausend
Danach fuhr Jesus weg über das Galiläische
Meer, das auch See von Tiberias heißt. 2Und es
zog ihm viel Volk nach, weil sie die Zeichen
sahen, die er an den Kranken tat. Jesus aber
ging auf einen Berg und setzte sich dort mit
seinen Jüngern. 4Es war aber kurz vor dem
Passa, dem Fest der Juden. 5Da hob Jesus
seine Augen auf und sieht, dass viel Volk zu
ihm kommt,
TEIL 5 VON 7
Sermon File Type Sermon
Passages
Gal 4, 21-31; Joh 6, 1-14
Topics
Tags
Das Christliche Passahmahl
Passah
Date
Speakers
19. Jh
Thiersch, Heinrich
Venues
Katholisch-apostolische Bewegung
und spricht zu Philippus: Wo kaufen wir Brot,
damit diese zu essen haben? 6Das sagte er
aber, um ihn zu prüfen; denn er wusste wohl,
was er tun wollte. Philippus antwortete ihm:
Für zweihundert Silbergroschen Brot ist nicht
genug für sie, dass jeder ein wenig bekomme.
8Spricht zu ihm einer seiner Jünger, Andreas,
der Bruder des Simon Petrus: 9Es ist ein Kind
hier, das hat fünf Gerstenbrote und zwei
Fische; aber was ist das für so viele? Jesus
aber sprach: Lasst die Leute sich lagern. Es
war aber viel Gras an dem Ort. Da lagerten
sich etwa fünftausend Männer. Jesus aber
nahm die Brote, dankte und gab sie denen, die
sich gelagert hatten; desgleichen auch von den
Fischen, soviel sie wollten. Als sie aber satt
waren, sprach er zu seinen Jüngern: Sammelt
die übrigen Brocken, damit nichts umkommt.
Da sammelten sie und füllten von den fünf
Gerstenbroten zwölf Körbe mit Brocken, die
denen übrig blieben, die gespeist worden waren.
5 - Lätare
Das Christliche Passahmahl
Gal 4, 21-31; Joh 6, 1-14.
Gal. 4, 21-31. Knechtschaft und Freiheit
Sagt mir, die ihr unter dem Gesetz sein wollt:
Hört ihr das Gesetz nicht? Denn es steht
geschrieben, dass Abraham zwei Söhne hatte,
den einen von der Magd, den andern von der
Freien. Aber der von der Magd ist nach dem
Fleisch gezeugt worden, der von der Freien
aber kraft der Verheißung. Diese Worte haben
tiefere Bedeutung. Denn die beiden Frauen
bedeuten zwei Bundesschlüsse: einen vom
Berg Sinai, der zur Knechtschaft gebiert, das
ist Hagar; denn Hagar bedeutet den Berg
Sinai in Arabien und ist ein Gleichnis für das
jetzige Jerusalem, das mit seinen Kindern in
der Knechtschaft lebt. Aber das Jerusalem, das
droben ist, das ist die Freie; das ist unsre
Mutter. Denn es steht geschrieben (Jesaja
54,1): «Sei fröhlich, du Unfruchtbare, die du
nicht gebierst! Brich in Jubel aus und jauchze,
die du nicht schwanger bist. Denn die Einsame
hat viel mehr Kinder, als die den Mann hat.»
Ihr aber, liebe Brüder, seid wie Isaak Kinder
der Verheißung. Aber wie zu jener Zeit der, der
nach dem Fleisch gezeugt war, den verfolgte,
der nach dem Geist gezeugt war, so geht es
auch jetzt. Doch was spricht die Schrift? «Stoß
die Magd hinaus mit ihrem Sohn; denn der
Sohn der Magd soll nicht erben mit dem Sohn
der Freien» (1. Mose 21,10). So sind wir nun,
liebe Brüder, nicht Kinder der Magd, sondern
Als nun die Menschen das Zeichen sahen, das
Jesus tat, sprachen sie: Das ist wahrlich der
Prophet, der in die Welt kommen soll. Als
Jesus nun merkte, dass sie kommen würden
und ihn ergreifen, bum ihn zum König zu
machen, entwich er wieder auf den Berg, er
selbst allein.
Es war nahe Ostern, der Juden Fest, als der Herr
Jesus diese wunderbare Speisung Seiner
Zuhörer in der Wüste vollzog. Der Herr feierte
dieses Fest auf Seine Weise, und Er gab am
folgenden Tag in der Synagoge zu Kapernaum
die Auslegung dessen, was Er getan hatte: „Ich
bin das Brot des Lebens, wer von diesem Brot
essen wird, der wird leben in Ewigkeit; dies ist
das Brot, das vorn Himmel gekommen ist;
nicht wie eure Väter haben Manna gegessen
12
erfüllt, Er machte sich auf Seinen Opfertod gefasst und sprach die Worte, die so großen
Anstoß gaben und selbst für Seine Jünger
schwer zu fassen waren, nämlich: „Das Brot,
das ich geben werde, ist mein Fleisch, welches
ich geben werde für das Leben der Welt.“ Was
gehört also zu der christlichen Passahfeier, zu
der wir jetzt wieder versammelt sind? Gewiss
nicht die äußerliche Teilnahme allein, sonst
bleiben wir leer und arm wie jene
unverständigen Juden, sondern dass wir mit
Geist und Herz auf den Versöhnungstod Jesu
eingehen. Wir müssen ein dankbares Gedächtnis
Seines Todes haben, wir müssen jede Sünde
verabscheuen, wie Er sie verabscheut, den
Versuchungen widerstehen, wie Er aufs
äußerste widerstanden hat, Gehorsam leisten,
wie Er gehorsam war, und einander lieben, wie
Er die Seinen geliebt hat bis ans Ende. In
solcher Gesinnung uns zu stärken und zu
gründen, dazu feiern wir dieses heilige Mahl.
und sind gestorben.“
Der Herr hat Seine Ankündigung wahr gemacht
in der Stiftung des heiligen Abendmahls. Das
Evangelium weist uns also auf das neue und
bessere, auf das christliche Passahmahl. Die
Worte des Apostels in der Epistel reichen noch
weiter. Er spricht von dem himmlischen
Jerusalem, wie wenn er die Gesichte der
Offenbarung schon gesehen hätte, von der
neuen Gottesstadt, die noch nicht erschienen ist,
aber erscheinen wird. Wir betrachten das
christliche Passahfest, das uns der Herr schon
auf Erden bereitet; wir betrachten die
Anwartschaft, die Er uns gewährt, auf ein
Erbteil im himmlischen Jerusalem.
I.
Wir dürfen das christliche Passahmahl feiern,
und wir haben darin höhere Güter als jene
Zuhörer Jesu, die noch im alten Bund standen.
Sie konnten es nicht einmal ahnen, was der Herr
denen bereitet, die Ihn lieben. Das Brot, welches
jene durch den Segen des Herrn von Seinen
Jüngern ausgeteilt bekamen, war vergänglicher
Art und konnte nur als eine Andeutung der
himmlischen Speise gelten, die Er uns darreicht.
Es ist unsere besondere Aufgabe, in diesen letzten Tagen der christlichen Haushaltung, das
Passah mit dem Herrn recht zu feiern. Unsere
Errettung auf ewig hängt davon ab. Wir sollen
solche werden, die wirklich mit Christus der
Sünde abgestorben sind, solche, in denen Sein
Leben und die Kraft Seiner Auferstehung wohnt
und sich offenbart. Dies ist der Zweck und die
göttliche Absicht bei unseren Gottesdiensten.
Dieser Absicht lasst uns entgegenkommen und
alles anwenden, damit wir den Herrn ergreifen,
nachdem wir von Ihm ergriffen worden sind.
Er selbst ist das Brot des Lebens. Nur Er kann
das Verlangen und Sehnen unseres Herzens und
Geistes stillen. Nichts anderes, nichts
Geringeres als Er selbst ist dazu genugsam.
Wohl uns, wenn wir Sein Wort hören, behalten
und danach tun. Aber die Hauptsache, worauf es
ankommt, ist diese, dass wir Ihn selbst lieben,
Ihm beständig anhangen, Ihn ehren und anbeten.
Wie der Herr gesagt hat: „Wer mich liebt, der
wird mein Wort halten.“ Darin besteht das
wahre Christentum, wie Johannes gesagt hat:
„Lasst uns Ihn lieben, denn Er hat uns zuerst
geliebt.“ Wir müssen mit Ihm vereinigt werden
und mit Ihm vereinigt bleiben, dann werden wir
leben um seinetwillen, wie Er lebt um des
Vaters willen. Darauf beruht unser ewiges Heil.
II.
Mit Recht nennt ein christlicher Dichter dieses
Mahl „das höchste Gut im Erdental.“ Und doch
nur das Höchste auf Erden, nicht das Höchste
überhaupt, denn es kommt noch besser. Wie auf
die
alttestamentliche
Haushaltung
die
neutestamentliche folgte, mit höheren Gütern,
die man früher nicht kannte, so wird die dritte
Haushaltung folgen, das Reich der Himmel mit
jenen Gütern, von denen gesagt ist: „Was kein
Auge gesehen und was kein Ohr gehört hat
und in keines Menschen Herz gekommen ist,
das hat Gott bereitet denen, die Ihn lieben.“
Darum spricht Paulus von dem oberen
Jerusalem - dies ist unser aller Mutter. So
bezeichnet er die triumphierende Kirche, die
erscheinen wird, wenn der Herr erscheint. Dort
Damit diese Vereinigung mit dem Herrn bei uns
eine volle Wahrheit wird, kommt Er uns
gnadenvoll entgegen. Dazu hat Er dieses
Sakrament gestiftet. Und diese heiligste und
wunderbarste aller Seiner Stiftungen war für Ihn
kein Leichtes. Es kostete Sein Leben. Nur als
ein Sterbender konnte Er dieses Gedächtnis
Seiner Wunder stiften. Von dieser Notwendigkeit war Er damals schon im Geist
13
ist unsere Heimat, dort haben wir unser
Bürgerrecht.
Christus ist, die sind dem Isaak gleich, der
Verheißung Kinder. Welche die Verfolgung mit
Sanftmut tragen und auf den Herrn harren, sind
dem Isaak ähnlich. Weil wir so wertgehalten
sind von unserem himmlischen Vater, so lasst
uns kindlich gesinnt und gehorsam sein. Wollen
wir ewig bleiben im Haus unseres Gottes, so
lasst uns jetzt lieb haben die Stätte Seines
Hauses und den Ort, da Seine Ehre wohnt. Lasst
die Ähnlichkeit mit unserem himmlischen Vater
wahrgenommen werden. Lasst uns wandeln als
solche, die den Namen des himmlischen Vaters
an ihrer Stirn geschrieben tragen und den
Namen des neuen Jerusalem, der Stadt unseres
Gottes, und den neuen Namen des Herrn Jesus.
Worin besteht aber die Seligkeit, die wir
daselbst zu erwarten haben? Es ist nicht die
himmlische Stadt, nicht der kristallene Strom,
den Johannes gesehen hat, und die Bäume des
Lebens zu beiden Seiten - sondern der Herr
selbst ist unsere Seligkeit. Wenn wir Ihn
schauen, Ihm ähnlich sind und bei Ihm sein
dürfen allezeit, dann und nur dann sind wir vollkommen selig. Wo Er ist, da ist der Himmel; wo
Er nicht ist, da gibt es keinen Himmel für uns.
Zu den Leviten wurde einst gesagt, dass der
Herr selbst ihr
Erbteil sei. Dieses Wort dürfen wir uns
aneignen im höheren Sinn und mit dem
Psalmisten ausrufen: „Wenn ich nur Dich
habe, so frage ich nichts nach Himmel und
Erde.“
TEIL 6 VON 7
Sermon File Type Sermon
Wir befinden uns noch im Stand der Erniedrigung; aber trotzdem ist uns die Anwartschaft
auf das herrliche Erbe gegeben. Dies zeigt uns
der Apostel in einem Bild an der Geschichte des
Isaak. Er wohnte als Kind und als ein
gehorsamer Sohn in den Hütten seines Vaters
Abraham; er wurde von seinem älteren Bruder
Ismael verspottet und verfolgt, bei dem allem
war er der Erbe aller irdischen Güter, die
Abraham besaß, und aller himmlischen Güter,
die Gott dem Abraham verheißen hatte. Es ruhte
auf ihm ein besonderes Wohlgefallen Gottes,
und die höchste Vaterliebe Abrahams, welchem
er durch Gottes Verheißungen geschenkt
worden war.
Passages
Heb 9, 11-15; Lk 4, 13-22.
Topics
Christus beim Antritt Seines Amtes
Tags
Christus als Hoherpriester
Date
19. Jh
Speakers
Thiersch, Heinrich
Venues
Katholisch-apostolische Bewegung
6 - Judica
Christus beim Antritt Seines Amtes
Heb 9, 11-15; Lk 4, 13-22.
Heb 9, 11-15.
Christus aber ist gekommen als ein
Hoherpriester der zukünftigen Güter durch die
größere und vollkommenere Stiftshütte, die
nicht mit Händen gemacht ist, das ist: die nicht
von dieser Schöpfung ist. Er ist auch nicht
durch das Blut von Böcken oder Kälbern,
sondern durch sein eigenes Blut ein für
allemal in das Heiligtum eingegangen und hat
eine ewige Erlösung erworben. Denn wenn
schon das Blut von Böcken und Stieren und
die Asche von der Kuh durch Besprengung die
Unreinen heiligt, so dass sie äußerlich rein
sind, um wieviel mehr wird dann das Blut
Christi, der sich selbst als Opfer ohne Fehl
durch den ewigen Geist Gott dargebracht hat,
unser Gewissen reinigen von den toten
Werken, zu dienen dem lebendigen Gott! Und
darum ist er auch der Mittler des neuen
Es war eine traurige Spaltung in Abrahams
Haus zwischen Hagar und Sarah, zwischen
Ismael und Isaak. Derselbe Zwiespalt und
derselbe Schmerz findet sich auch gegenwärtig
in dem Haus Gottes, nämlich der Kirche.
Fleisch und Geist, irdische Gesinnung und
himmlische Gesinnung liegen mit einander im
Kampf. Das Wehe dieses Streites dringt bis in
unsere eigene Brust; doch wird dieser Zwiespalt
nicht immer währen, der Geist wird endlich
Sieger sein über das Fleisch, und die
Geistlichgesinnten werden ihr himmlisches Erbe
antreten. So lasst uns denn ganz auf dieser Seite
stehen, die durch Isaak vorgebildet ist. Die das
Leben aus Gott, die Geburt von oben bewahren
und trachten nach dem, was droben ist, da
14
Bundes, damit durch seinen
geschehen ist zur Erlösung
Übertretungen unter dem ersten
Berufenen das verheißene ewige
fangen.
ersten Schritte zur Erfüllung Seines Berufes auf
Erden tat. Er war erfüllt worden mit dem
heiligen Geist; Er bestand die erste große
Prüfung in der Wüste und erwies sich als
würdig, der Gesalbte zu sein. Er ging unverletzt
und bewährt aus der Versuchung hervor, und
nun zeigte Er sich zuerst den Leuten in
Nazareth, in deren Mitte Er aufgewachsen war,
die Er kannte, die Seinem Herzen nahe standen.
Die Worte, die Er in der Synagoge Seines
Heimatortes sprach, waren Worte der Gnade.
Seine Zuhörer mussten fühlen, dass in Ihm die
Weissagung des Jesaja von dem Gesalbten
erfüllt war. Dies bewiesen auch Seine Taten.
Denn kaum begann Er Sein Wirken in der Salbung des Geistes, so strahlte Licht und Leben
von Ihm aus. Da zeigte sich, was die göttliche
Weisheit wollte mit der Ausgießung des
heiligen Geistes auf Ihn. Weil der heilige Geist
auf dem Menschensohn ruht, so ist nun Hilfe für
die Menschenkinder da. „Wo der Geist des
Herrn ist, da ist Freiheit.“
2. Kor. 3,17.
Tod, der
von den
Bund, die
Erbe emp-
Luk. 4, 13-22.
Und als der Teufel alle Versuchungen
vollendet hatte, wich er von ihm eine Zeit lang.
Der Beginn des Wirkens Jesu in Galiläa
Und Jesus kam in der Kraft des Geistes wieder
nach Galiläa, und die Kunde von ihm erscholl
durch alle umliegenden Orte. Und er lehrte in
ihren Synagogen und wurde von jedermann
gepriesen.
Jesu Predigt in Nazareth
Und er kam nach Nazareth, wo er aufgewachsen war, und ging nach seiner Gewohnheit am Sabbat in die Synagoge und
stand auf und wollte lesen. Da wurde ihm das
Buch des Propheten Jesaja gereicht. Und als
er das Buch auftat, fand er die Stelle, wo
geschrieben steht (Jesaja 61,1-2): «Der Geist
des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat,
zu verkündigen das Evangelium den Armen;
er hat mich gesandt, zu predigen den
Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den
Blinden, dass sie sehen sollen, und den
Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein
sollen, zu verkündigen das Gnadenjahr des
Herrn.» Und als er das Buch zutat, gab er's
dem Diener und setzte sich. Und aller Augen
in der Synagoge sahen auf ihn. Und er fing an,
zu ihnen zu reden: Heute ist dieses Wort der
Schrift erfüllt vor euren Ohren.
Er fließt über auf die Menschen, die Jesus
aufnehmen. Sind tödlich verwundete Herzen da,
Er bringt ihnen Heilung; sind Blinde und
Verfinsterte da, Er öffnet ihr Auge für das
himmlische Licht; sind Gefangene da, welche in
Laster, Verzweiflung, Unglauben verstrickt sind
und nach Befreiung seufzen, Er zerbricht ihre
Ketten und führt sie aus dem Kerker. So wurden
die Absichten der göttlichen Liebe offenbar, und
Christus erwies sich schon bei den ersten Schritten, die Er in Ausübung Seines Amtes tat, als
Sieger.
Die Salbung ruht auch auf Seiner Gemeinde. Sie
ist derselben Weihe teilhaftig geworden,
derselbe Geist ist auf sie ausgegossen. Auch sie
ist in diese Welt gestellt, damit in ihr und durch
sie der Geist Gottes wirkt. Von ihr geht in der
Gegenwart dieselbe Erleuchtung, dieselbe
Heilung, dieselbe Befreiung aus. Auch an uns
soll man die Weihe spüren, auch aus unserem
Mund soll man die Worte der Gnade hören.
Christus will sich durch Seine Diener und durch
Seine Gemeinde als derselbe beweisen wie
damals.
Und sie gaben alle Zeugnis von ihm und
wunderten sich, dass solche Worte der Gnade
aus seinem Munde kamen, und sprachen: Ist
das nicht Josefs Sohn?
In dieser heiligen Zeit werden wir hingewiesen
auf den Weg, den Christus geführt worden ist,
durch Leiden zur Herrlichkeit. Wir erblicken
Ihn im Evangelium und in der Epistel dieses
Tages an zwei verschiedenen Stellen dieses
Weges - im Evangelium beim Antritt Seines
Amtes auf Erden, in der Epistel beim Antritt
Seines Hohenpriestertums im Himmel.
Das ist eine selige und doch zugleich schwere
und schmerzliche Aufgabe. Wohl einen
Augenblick äußerten die Leute in Nazareth ein
I.
Im Evangelium sehen wir, wie der Herr die
15
freudiges Erstaunen über das Auftreten Jesu.
Aber Er kannte ihre Herzen, und als Er ihnen
ernste Wahrheiten verkündete und treugemeinte
Warnungen aussprach, da erwachte ihr Zorn.
Sie stießen Ihn zur Stadt hinaus und führten Ihn
an den Abhang des Berges, um Ihn da
hinabzustürzen. Die Antwort auf Seine Worte
der Gnade war Hass, und den Versuch, ihnen
die herrliche Freiheit der Kinder Gottes zu
bringen, erwiderten sie mit einem Mordversuch.
Seine Stunde war noch nicht gekommen; aber
dieser Anfang Seiner Leiden war eine
Vorbedeutung alles des Bitteren, das Ihm noch
bevorstand.
darzubringen.
Der Apostel erinnert uns an das Schattenbild
dieser großen Tat, welches man am
Versöhnungstag
sah.
Da
begann
der
Hohepriester sein gottesdienstliches Werk mit
dem Sündopfer der Farren und Böcke im
Vorhof. Dann erst war er ermächtigt, mit dem
Blut dieses Opfers in das Allerheiligste
einzutreten. Dadurch bekam auch das Volk ein
Recht, dem Heiligtum zu nahen, an den Opfern
und Opfermahlzeiten teilzunehmen. Dies war
die „leibliche Reinigung,“ wovon der Apostel
spricht.
Christus ist in das Allerheiligste des Himmels
eingetreten nicht ohne Blut. Seine Macht zum
Eingang, Sein Recht, als unser Haupt dort zu
erscheinen, hat Er durch Sein teures Blut
errungen. Großer Sieg Jesu, denn Er hat damit
das Recht des Eintritts nicht für sich allein
erworben, sondern auch für uns. „Das Blut
Christi reinigt unser Gewissen, zu dienen dem
lebendigen Gott,“ so dass wir nicht bloß
leiblich und äußerlich, sondern im Geist und in
der Wahrheit zu Gott nahen und mit Ihm in
lebendige Gemeinschaft treten können.
Auf ähnliches müssen sich auch die Zeugen
Christi gefasst machen. Man kann viel tun zur
Verteidigung christlicher Wahrheit, ohne den
Hass der Welt zu erregen. Aber wenn Christi
Diener in Seinem Auftrag und in der Kraft des
heiligen Geistes auftreten und den ganzen
Ratschluss Gottes, Gnade und Gericht
verkündigen, so mag es wohl geschehen, dass
auch ihre nächsten Freunde, von denen man es
gar nicht erwartete, sich gegen sie erheben, um
sie den Berg hinabzustürzen. Nur Gottes Macht
kann die Zeugen Christi beschützen in einer
Welt, wie diese ist.
Wir konnten dies nicht und hätten es ewig nie
erreicht. Wer sind wir, um vor dem
majestätischen Gott zu stehen, den die Seraphim
selbst, die reinen heiligen Lichtwesen, anbeten
mit Zittern? Wenn wir hinblicken auf Seine
Herrlichkeit und Seiner Gegenwart inne werden,
so haben wir Ursache, vom Gefühl unserer
Unwürdigkeit ganz überwältigt zu sein. Nur ein
unermessliches Erbarmen kann uns aufrichten,
nur eine vollkommene Versöhnung kann uns zu
Gott bringen. Denn es stehen nicht allein unsere
Übertretungen und Missetaten im Weg. Es gibt
noch anderes, wodurch unser Gewissen
beschwert und unser Zugang zum Vater
gehemmt wird. Wir bedürfen der Reinigung von
den „toten Werken.“ Alles was wir ohne Gottes
Gnade geleistet, gelebt haben, ist tot; auch
unsere Bemühungen, Gott zu dienen, sind ohne
die Gnade Gottes tote Werke, erstorben bis
hinein in die Wurzel unseres Willens. Totes darf
nicht ins Heiligtum kommen. Laut dem
vorbildlichen Gesetz verunreinigt schon die
Berührung eines Toten und schließt den
Menschen vom Zutritt zum Haus Gottes aus, bis
er auf dem von Gott angeordneten Weg durch
II.
Wie der Anfang, so war der Fortgang und das
Ende der Laufbahn Jesu Christi auf Erden. Er
war zum Leiden bestimmt. Zwar war Er würdig,
zum Vater zu gehen und ohne die schreckliche
Erfahrung des Todes in die Herrlichkeit
aufgenommen zu werden. Aber Er war für uns
eingetreten als unser Haupt, und so fiel auf Ihn
unsere Last. Er sollte in der Kraft des heiligen
Geistes reden, wie nie ein Mensch geredet hat,
und Werke tun wie kein anderer; aber der allmächtige Vater hatte, als Er Ihn mit der Fülle
des heiligen Geistes salbte, noch eine ganz
andere Absicht:
Jesus sollte sich durch den heiligen Geist zum
tadellosen Opfer Gott darbringen, wie uns der
Apostel belehrt. Dies hat Er getan; Er ist wie in
Seinem Leben so in Seinem Leiden zum
vollkommenen Opfer geworden. Seine Weihe
war also eine Weihe zum Tod. Mit dem
Beistand des heiligen Geistes gelang es Ihm,
den Gehorsam bis zum Tod zu leisten und so
das
ewig
gültige
Versöhnungsopfer
16
Kreuz. 9Darum hat ihn auch Gott erhöht und
hat ihm den Namen gegeben, der über alle
Namen ist, dass in dem Namen Jesu sich
beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel
und auf Erden und unter der Erde sind, j und
alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus
Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des
Vaters. Mt 21, 1-17.
Besprengung mit der Asche der rötlichen Kuh
gereinigt ist. So bedarf unser Gewissen der
Reinigung, weil unser ganzes Leben uns
beschwert, unser ganzes Leben uns beschwert,
unser ganzer natürlicher Zustand gegen uns
zeugt.
Diese Reinigung ist uns geworden, so dass wir
mit ruhigem und freudigem Gewissen zu Gott
kommen und Ihm dienen können. Wir dürfen
mit Jesus ins Allerheiligste eintreten. Wir haben
Macht und Weihe zur Anbetung Gottes
empfangen. Wir sind befähigt, Ihm ein heiliges
Fest zu feiern. Wir haben das hohe Vorrecht,
mit Christus priesterlich zu wirken und
geistliche Opfer darzubringen, an welchen der
Vater Wohlgefallen hat.
Jesu Einzug in Jerusalem
Als sie nun in die Nähe von Jerusalem kamen,
nach Betfage an den Ölberg, sandte Jesus zwei
Jünger voraus 2und sprach zu ihnen: Geht hin
in das Dorf, das vor euch liegt, und gleich
werdet ihr eine Eselin angebunden finden und
ein Füllen bei ihr; bindet sie los und führt sie
zu mir! 3Und wenn euch jemand etwas sagen
wird, so sprecht: Der Herr bedarf ihrer.
Sogleich wird er sie euch überlassen. 4Das
geschah aber, damit erfüllt würde, was gesagt
ist durch den Propheten, der da spricht
(Sacharja 9,9): 5«Sagt der Tochter Zion: Siehe,
dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet
auf einem Esel und auf einem Füllen, dem
Jungen eines Lasttiers.» 6Die Jünger gingen
hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte,
7und brachten die Eselin und das Füllen und
legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich
darauf. 8Aber eine sehr große Menge breitete
ihre Kleider auf den Weg; andere hieben
Zweige von den Bäumen und streuten sie auf
den Weg. 9Die Menge aber, die ihm voranging
und nachfolgte, schrie: Hosianna dem Sohn
Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem
Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe! —
Und als er in Jerusalem einzog, erregte sich
die ganze Stadt und fragte: Wer ist der? —Die
Menge aber sprach: Das ist Jesus, der Prophet
aus Nazareth in Galiläa.
Diese Weihe, die uns für diesen heiligen Dienst
zuteil geworden ist, soll uns durchs Leben
begleiten, so dass auch wir in unserem Wandel,
und wenn es sein muss, in unserem Leiden uns
als ein tadelloses Opfer beständig Gott
hingeben.
TEIL 7 VON 7
Sermon File Type Sermon
Passages
Phlm 2, 5-11; Mt 21, 1-17
Topics
Christi Einzug in Jerusalem
Tags
Christi Einzug in Jerusalem
Date
19. Jh
Speakers
Thiersch, Heinrich
Venues
Katholisch-apostolische Bewegung
7 - Palmsonntag
Christi Einzug in Jerusalem
Phlm 2, 5-11; Mt 21, 1-17.
Die Tempelreinigung
Und Jesus ging in den Tempel hinein und trieb
heraus alle Verkäufer und Käufer im Tempel
und stieß die Tische der Geldwechsler um und
die Stände der Taubenhändler und sprach zu
ihnen: Es steht geschrieben (Jesaja 56,7):
«Mein Haus soll ein Bethaus heißen»; ihr aber
macht eine Räuberhöhle daraus. Und es
gingen zu ihm Blinde und Lahme im Tempel,
und er heilte sie. Als aber die Hohenpriester
und Schriftgelehrten die Wunder sahen, die er
tat, und die Kinder, die im Tempel schrien:
Phlm 2, 5-11.
5Seid
so unter euch gesinnt, wie es auch der
Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht:
6Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht
für einen Raub, Gott gleich zu sein, 7sondern
entäußerte
sich
selbst
und
nahm
Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich
und der Erscheinung nach als Mensch
erkannt. 8Er erniedrigte sich selbst und ward
gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am
17
noch gelebt, hätte er zur Seite stehen und Zeuge
dieses Ereignisses sein können, so hätte er aufs
neue ausrufen müssen: „Siehe, das ist Gottes
Lamm, das der Welt Sünde trägt!“
Hosianna dem Sohn Davids!, entrüsteten sie
sich und sprachen zu ihm: Hörst du auch, was
diese sagen? Jesus antwortete ihnen: Ja! Habt
ihr nie gelesen (Psalm 8,3): «Aus dem Munde
der Unmündigen und Säuglinge hast du dir
Lob bereitet»? Und er ließ sie stehen und ging
zur Stadt hinaus nach Betanien und blieb dort
über Nacht.
Die Worte des Herrn und Seine Tränen waren
Zeugen dafür, dass Er nicht das Seine suchte. Es
war nicht ein Versuch zur Selbsterhöhung. Er
wollte nicht sich aufschwingen und dem Vater
vorgreifen. Im Gegenteil, wie der Apostel sagt:
„Er hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich
sein.“ Er raffte die Ehre nicht an sich. Er
streckte nicht die Hand nach der Krone aus. „Er
erniedrigte sich selbst und war gehorsam bis
zum Tod.“ Doch nahm Er diese Huldigung an,
und darin lag eine tiefe Absicht, die selbst Seine
Jünger erst später verstanden. Er gab ein
Zeichen, allem Volk sichtbar. Die ganze Stadt
Jerusalem sollte es inne werden, was Er nachher
vor Pilatus feierlich bekannte: „Du sagst es, Ich
bin ein König.“ Er bekannte sich als den König,
aber als den sanftmütigen König, der nicht
Krieg, sondern Frieden bringt. Er will nicht dem
Tiberius die Krone, dem Pilatus das Schwert
entreißen. Er eifert nicht um den Thron Davids,
sondern um den Altar Seines Gottes. Er eilt zum
Tempel, Er reinigt das Haus Seines Vaters. Er
will es zum Haus des Gebetes für alle Völker
machen. Er will die Herzen in Besitz nehmen,
da will Er Sein Reich aufrichten. Er will Seine
Wahrheit und Liebe kundmachen und lautere
Huldigungen zu Gottes Ehre empfangen. Er
bietet der Stadt Jerusalem noch einmal den Frieden an.
Am Anfang der Woche, die mit Jesu Sterben
und Begräbnis endete, steht dieser Sein
festlicher Einzug in Jerusalem. Es war die letzte,
es war die einzige Huldigung, die Christus von
Seinem Volk Israel empfing. Welchen
Gegensatz hierzu bildet der Karfreitag! Heute
empfing Ihn das Volk Jerusalems mit Freude
und mit königlichen Ehren. Wo war dieses Volk
am Karfreitag, als die Rotte der Feinde Seinen
Tod verlangte?
Bei diesem Einzug richten wir unser
Augenmerk auf den Herrn selbst. Wir sehen,
wie Er Seinem Volk entgegenkommt und wie Er
aufgenommen sein will.
I.
Wir
sehen,
wie
Er
Seinem
Volk
entgegenkommt. „Freue dich, Tochter Zion,
siehe dein König kommt zu dir, sanftmütig und
ein Helfer.“ So hat Sacharja im Geist Ihn
kommen sehen, und so geschah es an diesem
Tag. Dieser Triumphzug hatte etwas
Geheimnisvolles. Die Unerleuchteten knüpften
irdische Erwartungen daran und irrten sich sehr.
Die Feinde waren befremdet und sahen etwas
Staatsgefährliches darin, eine Drohung, einen
Umsturzversuch. Sie gewannen dadurch einen
Schein für ihre Anklage bei Pilatus. Sei es in
Verblendung oder mit absichtlicher Verdrehung,
sie
legten
Jesu
Auftreten
als
Majestätsverbrechen aus.
So kam Er damals den Juden entgegen. Ähnlich
kommt Er jetzt uns Christen im heiligen Geist
und im Wort der Wahrheit entgegen. Haben
jene Ihn nicht aufgenommen, so sei nun unsere
Sorge, Ihn aufzunehmen. Haben jene Seine
Liebe verschmäht, so wollen wir unsere Herzen
Seiner Liebe öffnen.
In Christi Sinn war es etwas ganz anderes. Es
ging ein Geheimnis des vorbildlichen Gesetzes
in Erfüllung, an das zu der Stunde wohl
niemand dachte. Am vierzehnten Tag des
Mondes Nisan sollte man das Osterlamm
opfern. Vorher, am zehnten Tag des Monats,
sonderte man das Lamm aus, das zum Opfer
bestimmt war. 2. Mose 12, 3. Dies war der Tag,
an dem Jesus sich nach Jerusalem und in den
Tempel begab. Sein Einzug entsprach der
Aussonderung des Osterlammes, es war Sein
Gang zur Opferstätte. Hätte Johannes der Täufer
II.
Wie will Er von Seinem Volk aufgenommen
sein?
Er fand solche, die Ihm widerstrebten. Sein Einschreiten zur Abschaffung der Missbräuche im
Haus Gottes war so notwendig, so gerecht, und
doch wollten sie es nicht leiden. Anstatt Ihm zu
danken, dass Er mit Ernst auftrat und
durchsetzte, was sie längst hätten durchsetzen
sollen, widerstrebten sie Ihm aufs äußerste und
18
begegneten Ihm mit Vorwürfen. So soll es nicht
bei uns sein. Er hat Ursache, ernst aufzutreten,
denn Er hasst jede Entweihung des Heiligtums,
und wir sind Sein Heiligtum. Wenn wir im
Gottesdienst, im Wandel, im Herzenszustand
Ungöttliches hegen, so ist Er voll gerechten
Unwillens. Wenn Er uns nun rügt und
zurechtweist, o so lasst uns Ihm nicht
widerstreben. Wenn Er euch heute etwas Unrechtes zum Bewusstsein bringt, so kommt Ihm
entgegen mit reumütigem Bekenntnis. Hasst das
Arge, reißt euch los von jeder bösen
Gewohnheit. Wir stehen am Anfang der großen
Woche, wo Gott so mächtig zu unserem Herzen
redet. Ist dies nicht die Zeit, wo wir die
dringendste Mahnung empfangen, den alten
Sauerteig der Bosheit und Schalkheit zu entfernen? 0 reinige unsere Herzen, reinige diese
Deine Gemeinde zu Deinem Tempel!
gefällt dem Herrn wohl. So soll es bei Seinen
Jüngern sein. Bei allem Ernst, bei den feierlichen Eindrücken, die wir erfahren, soll uns doch
ein kindlicher Sinn beseelen. In dieser
Gesinnung können wir dem Herrn dienen, und
so wird uns Sein Dienst nicht schwer. In
solchem Geist wollen wir die Anbetung Gottes
in dieser Woche üben.
Der Herr sah noch mehr in dem Lobgesang der
Unmündigen. „Aus dem Munde der jungen
Kinder hast Du den Sieg bereitet, dass Du
vertilgst den Feind und den Rachgierigen.“ So
ist es geschehen. Wo sind sie hin, die damaligen
Widersacher Jesu? Ihr Gedächtnis ist ausgetilgt.
Das Glaubenswort der Kinder ist nicht
verstummt, das Zeugnis von Christus hat seinen
Siegeslauf angetreten von Ort zu Ort. Auch wir
sind schwache Werkzeuge; wir sind gegen die
Mächtigen dieser Welt wie Unmündige, und
manche achten unser Tun für ein Kinderspiel.
Doch ist in unserer Anbetung Gottes eine
Macht, welche überwindet; unser Bekenntnis
Christi und der Lobgesang, den wir hier
anstimmen, ist vor Ihm ein Siegeslied.
Die Menge wehrte Ihm nicht, sie freute sich Seines Einzugs und huldigte Ihm, aber diese
Huldigungen waren oberflächlich. Es lief viel
unechte Begeisterung mit unter, nicht bewusste
Unwahrheit, doch Selbsttäuschung. Ach, wie
viel in der Feier dieser großen Woche und des
Osterfestes, wiewohl schön und erhebend, ist
doch nur eine Scheinhuldigung! Lasst es nicht
so bei uns sein. Trete doch niemand mit einem
flüchtigen, gleichgültigen, oberflächlichen Sinn
in die Leidenswoche ein, als gäbe es nichts zu
bereuen, keinen Ernst anzuwenden, keinen
Kampf zu bestehen, keine Gefahr zu besiegen,
kein Kleinod zu erringen. Christus verlangt
tatsächliche
Huldigung,
Er
verlangt
Unterwerfung unseres Willens unter Seinen
Willen, Hingebung unseres Herzens an Ihn. Er
verlangt das ganze Herz und einen Dienst mit
allen Kräften. Er will nicht ein Schattenkönig
sein und bloß scheinbare Untertanen haben. Er
will als der wirkliche König und Herr von
treuen, sich aufopfernden Dienern geehrt sein.
An dem Tag, da so manches den Herrn betrübte,
hatte Er doch auch eine Freude. Die Kinder, die
sich scharenweise im Tempel befanden, freuten
sich Seiner, hießen Ihn willkommen und sangen
Ihm Hosianna. Die Feinde beschwerten sich
darüber, aber der Herr hatte Sein Wohlgefallen
daran und nahm sie in Schutz. „Aus dem
Munde der jungen Kinder und Säuglinge hast
Du Lob zugerichtet.“ Also der kindliche Sinn,
der freudige Glauben, der herzliche Anschluss
Und nun sei dem Vater und dem Sohn und dem
Heiligen Geist, dem wahren und lebendigen
Gott Ehre und Anbetung in Seiner Kirche jetzt
und in alle Ewigkeit.
Amen.
19
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