Rezension (gekürzt) Psychotherapie mit Leib und Seele: Spüren und Verstehen Psychologie heute 3/1998, S. 78 Während Rosenberg Reichs Energiekonzept nach wie vor für fruchtbar hält, bestreitet dies Peter Geißler in seinem Buch Neue Entwicklungen in der Bioenergetischen Analyse. In seiner Bioenergetik hatte der Reich-Schüler Alexander Lowen betont, dass Charakterhaltungen sich ändern, wenn sich die entsprechenden körperlichen Haltespannungen lösen. In seinem ersten Aufsatz liefert Geißler für diese These noch Argumente aus der Anatomie und der Neurologie der Muskulatur. Aber in den weiteren Kapiteln entfernt er sich von Lowen und plädiert für eine „analytische Körperpsychotherapie“. Die „Theorie der muskulär-energetischen Blockaden“ sei fragwürdig, Widerstand „ein Phänomen im Beziehungsgeschehen“. Im Sinne der Psychoanalyse ist für Geißler die Arbeit an der Übertragung auf den Therapeuten der zentrale Inhalt der Therapie. Statt also Muskelblockaden zu lösen, wird der Körper genutzt, um in der nonverbalen Kommunikation mit dem Therapeuten das Unbewusste des Klienten zu erschließen. Zum Beispiel versucht der Therapeut, mit Hilfe von Berührungen frühkindliche Affektspannungen ins Erleben zurückzuführen. Oder er wechselt zur Arbeit mit dem Körper über, wenn der Fluss der Einfälle in der Therapie stockt. Ulfried Geuter, Berlin