OCR Document - Matrikel 2001

Werbung
Björn Nitzsche
3.Studienjahr
Matrikelnummer :8884555
Intensivklinik
Krankenbericht
Klinik für Kleintiere
Thema: Pyometra einer Mischlingshündin
(Patientennummer:1347)
(z.H. TA Fuchs)
1. Singnalement:
Tierart:
Rasse:
Geburtsdatum:
Geschlecht:
Name:
Farbe:
Besitzer:
Hund
Mischling
17.05.1995
weiblich
Lilly
schwarz-braun
Vogel, Renate/Leipzig
2. Grund der Vorstellung
Der Patient zeigte blutig-eitrigen, vaginalen Ausfluss.
3. Anamnese
3.1 Problembezogene Daten
Der Patient wurde am 12.01.2004 während des Notdienstes zur Untersuchung vorgestellt. Die
Hündin zeigte seit dem Abend der Vorstellung vaginale Blutungen und ein ständiges Wimmern.
Am vorherigen Tag sei der Besitzerin ein dickerer Bauch aufgefallen, ebenso wie eine
Polydipsie und Polyurie. Weiterhin berichtete die Besitzerin von Inappetenz seit 2 bis 3 Tagen.
Laut Angaben der Besitzerin war die letzte Läufigkeit der Hündin im November/Dezember
2003. Über Zyklusstörungen oder einen Deckakt ist nichts bekannt.
Zur Vorstellung erbrach die Hündin zweimal große Mengen- Futter und Schleim mit saurem
Geruch- im Wartezimmer.
Gefüttert wird die Hündin mit Trockenfutter.
3.2 Grunddaten
Eine Impfung fand zuletzt 1997 statt. Genauere Angaben zu der Impfung sind leider nicht
bekannt.
4. Klinische Untersuchung
4.1 Allgemeiner Teil
Körpermasse(KM):
Innere Körpertemperatur(IKT):
Puls:
Kapilläre Füllungszeit(KFZ):
Atemfrequenz(AF):
ca.40 kg
39,2°C
120/min entsprach Herzfrequenz (HF), mäßig kräftig
1 sec
hecheln, bronchiales Atemgeräusch
4.2 Untersuchung der Organsysteme
Allgemeinzustand:
Ernährungszustand:
Haut und Haarkleid:
Lymphknoten:
Augen:
mgr. gestört, wimmert, matt
gut
struppig
nicht untersucht (n.u.)
n.u.
Ohren:
Schleimhäute:
Respiration:
Kreislauf:
Abdomen:
Verdauungssystem:
Mundhöhle: .
Urogenitaltrakt:
Muskeln/ Skelett:
Nervensystem:
n.u.
rosarot
bronchiales Atemgeräusch
ohne besonderen Befund(o.b.B.)
birnenförmig umfangsvermehrt, prall mit
Schlingen ventral
n.u.
n.u.
eitriger, geruchsintensiver Vaginalausfluss
n.u
n.u
dicken
5. Gewichtete Problemliste
1. eitriger Vaginalausfluss
2. Umfangsvermehrung abdominal
3. Vomitus
4. Erhöhte Temperatur
5. Inappetenz
6.Polydipsie/Polyurie
6. Gestörtes Allgemeinbefinden
7. Struppiges Haarkleid
5.1 Begründung der Wichtung
Der eitrige Vaginalausfluss stellt das Hauptproblem dar, da die im Urogenitalsystem, impliziert
durch den Vaginalausfluss, auftretenden massiven Veränderung - wie die abdominale
Umfangsvermehrung - das Tier auch systemisch (erhöhte Temperatur, Allgemeinbefinden etc.)
stark beeinträchtigen. Zu achten ist auch auf den Vomitus, da sich hieraus eine Störung des
Wasser- und Elektrolythaushaltes entwickeln kann.
6. Differentialdiagnosen
-
Pyometra
Endometritis
glanduläre-zystische Hyperplasie
Uterustumor, Vaginaltumor(mit Vaginitis, bakteriell oder durch Pilze hervorgerufen)
Infektion der Harnwege
7. Diagnostischer Plan
Es sollte eine Blutentnahme mit Bestimmung des Blutbildes und klinisch-chemische Parameter
erfolgen, um den Immunstatus(bakterielle Intoxikation) und die Beeinträchtigung des Elektrolytund Wasserhaushaltes durch den Vomitus zu erfahren.
Ebenso sollte eine röntgenologische Untersuchung des Abdomens (laterolateral und
ventrodorsaler Strahlengang) die Situation der Umfangsvermehrung klären helfen können.
Ergänzend kann eine sonografische Untersuchung des Abdomens hilfreich sein, wobei auf
vergrößerte echoarme Bezirke und deren Lokalisation und Integration in das umgebende
Gewebe zu achten ist.
Zusätzlich könnte ein Vaginalabstrich zur Erkenntnis eines bakteriellen oder eines Pilzbefalls
beitragen.
8. Befunde und endgültige Problemliste
Das Ergebnis der Blutuntersuchung zeigt einen erhöhten Hämatokrit, Hämoglobingehalt und
Gesamteiweißgehalt. wobei nicht bekannt war ob der Patient nüchtern war):
Hämoglobin erhöht
3,0mmol/l
Hämatokrit erhöht
58%
MCH, MCHC gering erhöht
Gesamteiweiß gering erhöht
81 g/I
Glucose leicht erhöht
6,34mmol/l
Gesamtleukozytenzahl:18,4x109/l, davon 94% Granuloctyen.
Dies und eine ermittelte Leykozytose deuten auf eine Enzündungsreaktion hin - der
Organismus des Tieres befand sich zu diesem Zeitpunkt in der neutrophilen Kampfphase
Röntgenologisch ist eine ampullenartige Verschattung im caudoventralen Abdomen zu
erkennen. Die Lokalisation lässt den Schluss zu, dass es sich hier um einen hochgradig
dilatierten Uterus handelt.
Problemliste: - entzündliche Vergrößerung des Uterus mit vaginalem Ausfluss und erhöhter
Temperatur
- Vomitus
9. Diagnosen und Prognosen
Pyometra
Prognosis quoad vitam:
vorsichtig bis günstig
Prognosis quoad functionem:
ungünstig(bei Ovarhysterektomie)
Prognosis quoad restitutio ad integrum: ungünstig (für Zucht)
10. Therapeutischer Plan
Es ist zu einer Ovarhysterektomie zu raten, da eine konservative Behandlung mit PGF2α nur
bei Zuchttieren und völlig ungestörten Allgemeinbefinden angezeigt ist. Zudem ist natürliches
PGF2 α in Deutschland für die Tierart Hund nicht zugelassen, es sind schwere
Nebenwirkungen zu erwarten, die Nachbehandlungskosten und die Wahrscheinlichkeit von
Rezidiverscheinungen würden sehr hoch sein.
Bei einer Ovarhysterektomie wird das Abdomen über die Linea alba caudal des Nabels
eröffnet. Nach Vorverlagern des Uterus und Aufsuchen eines Uterushornes und Ovar wird mit
Hilfe einer Ligatur – durch das Mesovar – die Ateria und Vena ovarica stillgelegt, nachdem sie
mit je einer Klemme cranial und caudal gesichert wurden. Anschließend wird die Uterusspitze
über das Mesovar abgeklemmt und das Ligamentum suspensorium ovarii durchtrennt.
Danach wird eine Massenligatur durch das Mesovar geführt, welche recht weit dorsal geführt
werden sollte. Das Ovar wird abgesetzt und auf Vollständigkeit überprüft. Nun wird das
Mesometrium mit dem Ligamentum latum uteri stumpf bis auf Höhe der Cervix durchtrennt und
vorverlagert. Ebenso wird das andere Ovar und Uterushorn abgesetzt. Nach Abklemmen des
Cervixbereiches mit 2 Klemmen wird Ateria und Vena uteri mittels Ligatur (8er Tour) zu beiden
Seiten abgebunden und danach eine Ligatur um die gesamte Cervix gelegt. Der Uterus kann
nun zwischen den Klemmen abgesetzt und der Stumpf wird von Mukosa befreit werden.
Anschließend wird er mit Betaisodona Lösung betupft, die Ligaturen überprüft, die Bauchhöhle
mit physiologischer Kochsalzlösung gespült und der Bauchraum wieder verschlossen. Die
dabei gesetzten Wunden werden mit PDS und Suturamid vernäht und erhalten einen Verband.
Die Fäden werden 10 Tage post operationem entfernt.
11. Plan für die Kommunikation mit dem Besitzer
Zunächst ist dem Besitzer die Diagnose mitzuteilen, er sollte über Therapie und Prognose
aufgeklärt werden. Aus dem Gespräch sollte hervorgehen, dass höhere Kosten (zw. Euro 400500) auf ihn zukommen, und die Hündin nicht mehr zur Zucht verwendet werden kann.
Weiterhin ist er darüber zu informieren, welche Nahrung der Patient in den nächsten Tagen
nach der Entlassung zu sich nehmen darf und welche Medikamente einzugeben sind.
12. Krankheitsverlauf
Die Mischlingshündin wurde am 12.01.1004 um 1 Uhr Nachts im Rahmen des Notdienstes
stationär in die Klinik und Poliklinik für kleine Haus- und Heimtiere der Universität Leipzig
aufgenommen. Am Tage der Aufnahme hatte der Patient eine Körpertemperatur von 39,2 °C.
Das Blutbild ergab eine Leukozytose und Erhöhung des Hämatokrites und Hämoglobins. Das
Röntgenbild ergab einen hochgradig dilatierten, eitrigen Uterus.
Kurze Zeit nach Einstellung erfolgte die Ovarohysterektomie als Notfalloperation. Dies geschah
nach Prämedikation mit Polamivet (Methadon 0,5mg/kg; insg. 5ml) und Faustan (Diazempam
0,5mg/kg, insg. 4ml) in Vollnarkose, wobei zur Narkoseerhaltung Ketamin
(3mg/kg)/Xylazin(0,3mg/kg) (Vol. 1:1, insg. 1ml) genutzt wurde. Des Weiteren wurden als
Inhalationsnarkotika Isofluran (1-2vol%) mit Sauerstoff und Lachgas zu 1:2 Teilen verwendet.
Die präanaesthetische Untersuchung ergab eine HF und mäßig starken Puls von 120/min,
hechelnden Atem, KFZ unter 1sec du leicht gerötete Schleimhäute.
Die Operation verlief ohne Komplikationen.
Post operationem bekam der Hund 10ml Baytril subcutan(s.c.) zur Antibiose appliziert und
Thomaejonin 500 intravenös(i.v.) als Infusion.
Am Morgen, ca. 6 Stunden nach der Operation, war das Allgemeinbefinden der Hündin noch
geringgradig reduziert, die Schleimhäute blassrosa, KFZ betrugt 1 sec, Lymphknoten waren
ohne besonderen Befund, HF entsprach der Pulsfrequenz, wobei der Puls kräftig und
gleichmäßig ist, Atemfrequenz ist 28/min, das Abdomen ist geringgradig angespannt.
Die Hündin hat über Nacht Futter aufgenommen und Harn jedoch kein Kot abgesetzt. Ihre
innere Körpertemperatur betrug 37,8°C.
Die Naht zeigte sich trocken, nur im mittleren Nahtbereich war eine Schwellung zu erkennen.
Der Patient bekam zweimal an diesem Tag eine ¾ Tablette Baytril 150mg per os (p.o.) und 1
Tablette Rimadyl 100mg p.o..
Es erfolgt eine erneute Blutwertanalyse, die folgende Abweichungen lieferten:
Gesamteiweiß leicht erhöht
ALAT erhöht
AP
Lipase erhöht
Bilirubin erhöht
81 g/l
167,3U/l
461 U/l
617 U/l
10,5µmol/l
Am Tag der Entlassung, dem 13.01., zeigte sich Lilly munter; die Schleimhäute waren
blassrosa, die KFZ betrug 1sec, die HF entsprach der Pulsfrequenz mit 110/min, die Atmung
war ohne Befund, ebenso wie die Palpation des Abdomens. Die Naht war trocken und sauber,
und es war keine große Wundschwellung sichtbar. Sie hatte Kot und Harn abgesetzt und ihre
innere Körpertemperatur betrug 38,0°C. Sie bekam an diesen Tag stationär noch eine ¾
Tablette Baytril 150mg und 1 Tablette Rimadyl 100 beides p.o..
Der Besitzerin wurde mitgeteilt, dass die Hündin zu schonen sei und eine tägliche
Wundkontrolle erfolgen soll. Weiterhin wurde sollen der Hündin am 22.01.die Fäden gezogen
werden, dabei wird auch eine Kontrolle des Blutbildes und der Blutwerte, insbesondere der
Leberwerte und Billirubin erfolgen. Die Antibiose soll bis zu diesen Tag eingehalten werden.
Die Besitzerin wurde angewiesen, der Hündin 1 ½ Tabletten Baytril 150mg täglich zu
applizieren, zu deren Zweck sie auch 12 Tabletten Baytril 150mg erhielt. Der Besitzerin wurde
geraten, bei Verschlechterung des Zustandes den Hund sofort wieder vorzustellen.
13. Kostenaufstellung
Beschreibung
Menge
Einzelpreis Gesamtpreis
Allgemeinuntersuchung/Notdienst
1
Blutentnahme
2
Blutbild
1
7,67 Euro
7,67 Euro
Blutwert
11
3,07 Euro
33,77 Euro
2 Tage
12,78 Euro
25,56 Euro
1
25,11 Euro
25,11 Euro
2 Aufnahmen
15,34 Euro
30,68 Euro
Röntgenmaterial
2
5,11 Euro
10,22 Euro
Verband anlegen/abnehmen
1
6,14 Euro
6,14 Euro
Verbandsmaterial
1
10,00 Euro
10,00 Euro
Ovarhysterektomie
1
127,82 Euro
127,82 Euro
Applikation von Medikamenten
8
5,11 Euro
25,55 Euro
Inhalationsnarkose und Monitoring
1
71,36 Euro
71,36 Euro
Stationäre Unterbringung
OP Material
Röntgendiagnostik
Mehrwertssteuer 16%
Bruttosumme
16,50 Euro
16,50 Euro
12,78 Euro
64,51 Euro
403,16 Euro
Zur Bruttosumme müssen noch die Kosten der Medikamente gerechnet werden
14. Epikrise
Die 8 Jahre alte Mischlingshündin Lilly wurde am 12.01.2004 nachts im Rahmen des
Notdienstes wegen eitrigen Vaginalausfluss, Polydipsie, Polyurie, Umfangsvermehrung
abdominal und ständigen wimmern vorgestellt. Nach einer Blutbild/Blutwertanalyse und
röntgenologischer Untersuchung konnte eine Pyometra mit hochgradig dilatiertem Uterus
festgestellt werden. Zur Therapie wurde eine Ovarhysterektomie erfolgreich durchgeführt.
Post Operationem erholte sich die Hündin schnell und konnte mit einem entsprechend guten
Allgemeinzustand entlassen werden. Eine Antibiose mit Baytril soll noch 10 weitere Tage nach
Entlassung erfolgen. Die Leberwerte und Bilirubin werden ebenfalls 10 Tage nach Entlassung
kontrolliert.
Leipzig, 23.01.2004
Björn Nitzsche
Zugehörige Unterlagen
Herunterladen