EarlyModernThought101 - Physics P hy si cs Admi nistra tor 2010 /09/3 0 17:4 4 Inhaltsverzeichnis Page 1 - zuletzt bearbeitet von Administrator am 2010/09/30 17:44 EarlyModernThought101 - Physics Genaugenommen ist die frühneuzeitliche Physik - von einigen freilich bemerkenswerten Ausnahmen abgesehen - deutlich von dem unterschieden, was wir heutzutage unter “Physik” verstehen. Zwar war die frühe Neuzeit Zeuge der bahnbrechenden Entdeckungen eines Galilei , Kepler [###Link anpassen, wenn Suche repariert ist!###], oder Newton [###Link anpassen, wenn Suche repariert ist!###]. Aber diese Entdeckungen sollten ihre volle Wirkung erst im 18. Jahrhundert entfalten. Aus historischer Perspektive kann also die frühneuzeitliche Physik insgesamt vermutlich eher als “Naturphilosophie” charakterisiert werden. Und der Begriff der Natur war für die Mehrzahl der Denker zwischen 1500 und 1700 identisch mit dem der aristotelischen Natur. Und selbst für ein vertieftes Verständnis derjenigen Gestalten, die sich wie Hobbes oder Descartes gegen den Aristotelismus wandten, ist eine gewisse Vertrautheit mit dieser Tradition hilfreich, schon weil diese Philosophen zuvor selbst in der Tradition des Aristotelismus ausgebildet worden waren. Die genaue Bedeutung von “Natur” innerhalb der aristotelischen Philosophie ist jedoch ihrerseits Gegenstand umfänglicher Auseinandersetzungen. Um solche Debatten zu erforschen, können Dissertationen ein außerordentlich hilffreicher Quellentyp sein: Diese Schriften machen es dem Philosophiehistoriker nämlich einfacher nachzuvollziehen, wie frühneuzeitliche Denker innerhalb der Debatten ihrer Zeit Position bezogen. Zugestandenermaßen gilt für solche frühneuzeitlichen Qualifikationsschriften, wie auch noch heute, daß ihre Qualität variiert. In diesem Zusammenhang ist es hilfreich, Dissertationen, die am Ende eines Studiengangs, gelegentlich unter Mitwirkung eines betreuenden Professors (des sogenannten praeses) angefertigt wurden, von solchen zu unterscheiden, die als sogenannte dissertationes pro loco ihrem Autor die Befähigung zur selbständigen Lehre an einer Universität verliehen. Eine solche dissertatio pro loco wurde am 3. März 1632 von Adam Olearius , zu dessen Person hier nähere Informationen zu finden sind und der zu dieser Zeit als Konrektor am Städtischen Gymnasium Leipzigs wirkte unter dem einfachen Titel De Natura eingereicht. Kurz nach diesem Datum wurde Olearius zu einer bedeutsamen historischen Figur: Etwa ein Jahr nach der Einreichung dieser Dissertation stellte nämlich Herzog Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorp eine Mission für einen Besuch in Moskau zusammen, als deren Sekretär Olearius bestellt wurde. Zwei Jahre danach wurde eine Gruppe von Händlern nach Persien gesandt, und wiederum zählte Olearius zu ihren Begleitern. Die nach diesen Reisen verfaßten Reiseschilderungen machten Olearius zum ersten wichtigen Reiseschriftsteller deutscher Sprache. Seine Dissertation ist jedoch ein reizvoller Text aus eigenem Recht, weil Olearius sich mit Scharfsinn und Fleiß der von ihm zu bearbeitenden Frage annimmt. Was ist der richtige Begriff der Natur? Beim Nachdenken über Begriffe verlassen sich Philosophen meistenteils auf Unterscheidungen. Diese Form der Begriffsanalyse, die dem mit der Philosophie nicht so vertrauten Betrachter häufig beschwerlich erscheint, ist deswegen hilfreich, weil sie Mißverständnissen vorbeugt und dabei hilft, die mit einem Begriff verknüpften oder in ihm liegenden tatsächlichen Probleme genauer zu fassen. Der Philosoph, der über den Begriff der Natur schreibt, muß also zunächst verschiedene Bedeutungen des Worts “Natur” unterscheiden, die ihrerseits verschiedene Begriffe bezeichnen. Dann kann einer oder mehrere dieser Begriffe - zugegebenermaßen gelegentlich auch willkürlich als Gegenstand genauerer Analyse herausgegriffen und präziser definiert werden: Dabei gilt es, zunächst die Gattung zu bestimmen, zu der ein Begriff gehört, um dann die Unterschiede zwischen dem zu definierenden Begriff und allen anderen, die zur selben Gattung gehören (die sogenannten “spezifischen Differenzen” bzw. “artbildenden Unterschiede”) festzustellen. Page 2 - zuletzt bearbeitet von Administrator am 2010/09/30 17:44