Friedrich-Schiller-Universität Jena, Astrophysikalisches Institut Thüringer Landessternwarte Tautenburg exoplanet.de Presseinformation 19. Februar 2003 Erklärung astronomischer Fachausdrücke Exo-Planeten bzw. extrasolare Planeten: Bisher sind über 100 Planeten um andere Sterne als unsere Sonne bekannt. Man nennt sie Exo-Planeten oder extra-solare Planeten. Mit heute verfügbaren Techniken können sie (noch) nicht direkt abgebildet werden, weil der Stern, den sie umkreisen, viel heller strahlt. Deshalb müssen indirekte Nachweise ihrer Existenz erbracht werden. Das kann durch verschiedene Methoden wie die Radialgeschwindigkeitsmessung, die Transit-Beobachtung oder die Astrometrie geschehen. Radialgeschwindigkeitsvariationen (Spektroskopie): Die Radialgeschwindigkeit misst das Wackeln des Sterns auf uns zu und von uns weg, wie es durch die Schwerkraft der ihn umkreisenden Planeten verursacht wird. Beispiel: Der größte Planet unseres Sonnensystems ist Jupiter; er übt auf die Sonne eine Radialgeschwindigkeitsänderung von 12 Meter pro Sekunde aus; die Sonne schwankt also leicht aufgrund der Anziehungskraft von Jupiter. Die Radialgeschwindigkeitsmessung weist dieses leichte Schwanken nach, indem sie die Verschiebung der Spektrallinien des Sterns misst und interpretiert. Da man aber meist nicht weiß, in welcher Ebene der Planet um seinen Stern kreist, kann man seine Masse nicht direkt bestimmen, sondern nur eine untere Grenzmasse. Astrometrie: Mit Astrometrie bezeichnet man die genaue Vermessung der Position von Sternen am Himmel. Wenn ein Planet um einen Stern kreist, dann wackelt der Stern natürlich nicht nur in einer Raumrichtung (auf uns zu und von uns weg), sondern auch in den beiden anderen Dimensionen, also nach rechts und links am Himmel sowie nach oben und unten. Durch sehr präzise Astrometrie kann man dieses Wackeln am Himmel messen und auf die Existenz eines Begleiters schließen. Bisher ist das aber nur bei einem Exo-Planeten gelungen. Interferometrie: Die Schwerkraft setzt der Größe von Teleskopen auf der Erde Grenzen. Schaltet man aber zwei oder mehr Teleskope zusammen, so dass sie wie ein einziges großes Teleskop agieren, kann man die Messgenauigkeit bezüglich der räumlichen Auflösung erhöhen. Dies bezeichnet man als Interferometrie. Je kleiner die Wellenlänge des untersuchten Lichts, desto schwieriger ist die Technik. Bei Radiowellen funktioniert diese Technik schon recht gut. Im optischen Bereich, dem für das menschliche Auge sichtbaren Licht, wird Interferometrie jetzt erstmals erprobt; beispielsweise werden die vier 8-Meter-Spiegelteleskope der ESO in Chile „zusammengeschaltet“. Damit kann man demnächst noch kleinere, masseärmere Exo-Planeten entdecken. Transit: Manchmal schiebt sich ein Planet – von der Erde aus gesehen – direkt vor seinen Stern und verdunkelt ihn dabei geringfügig. Dies bezeichnet man als Transit (Durchgang). Bei der Transit-Methode wird die Abnahme der Helligkeit gemessen. Grundvoraussetzung dafür ist, dass wir von der Erde aus in die Bahnebene des Planeten schauen. Man kann durch geometrische Effekte Masse, Größe und Dichte der Planeten messen. Dies ist bisher nur bei zwei Exo-Planeten geglückt. Solche Transit-Ereignisse passieren auch in unserem Sonnensystem, wenn nämlich einer der beiden inneren Planeten Merkur oder Venus von der Erde aus gesehen vor der Sonnenscheibe herziehen. Hinweis: Der nächste Merkur-Transit findet am 7. Mai 2003 statt, der nächste Venus-Transit im Jahr 2004. Beide sind von Deutschland aus sichtbar. Solche Durchgänge bzw. Bedeckungen sind dennoch sehr selten, was man daran erkennen kann, dass es von einem Venus-Durchgang noch überhaupt kein Foto gibt, da der letzte derart lange zurückliegt. Direkte Abbildung: Bei der direkten Abbildung muss man das Problem überwinden, dass ein Planet bei weitem nicht so stark leuchtet wie sein Zentralstern und außerdem sehr nahe neben dem Stern steht, also überstrahlt wird. Um dieses Problem zu umgehen, gibt es zwei Ansätze: Zunächst sollte man gerade bei solchen Sternen nach Planeten suchen, die besonders nah sind und wo die Planeten möglichst durch ihre Entstehung sogar noch selbst ein wenig leuchten. Außerdem muss man besondere Techniken anwenden, um selbst in solchen günstigen Fällen die Planeten überhaupt entdecken zu können – beispielsweise die so genannte adaptive Optik. Sie vermindert mit technischen Tricks das Funkeln der Sterne, das zum Überstrahlen der Planeten beiträgt, nämlich durch Verbiegungen eines Spiegels im Strahlengang des Teleskops, wodurch die in der Erdatmosphäre verbogene Wellenfront mehrmals pro Sekunde wieder gerade gebogen wird. Habitable Zone: Unter „habitablen Zonen“ versteht man den Abstandsbereich um Sterne, in dem erdähnliche Planeten auf ihrer Oberfläche Temperaturen besitzen, die für die Entstehung von erdähnlichem Leben geeignet sind. Bei unserer Sonne ist dies gerade der Abstand, den die Erde von der Sonne hat – mit einem nur kleinen Intervall. Das könnte eine Ursache dafür sein, dass die anderen Planeten unseres Sonnensystems wohl kein Leben beherbergen. Schmidt-Kamera: Eine Schmidt-Kamera ist ein besonderer Typ von astronomischen Fernrohren, der sich durch ein sehr großes Gesichtsfeld auszeichnet. Eine solche Schmidt-Kamera besteht aus einem sphärischen Hauptspiegel und einer Korrektionsplatte, die sich bei der doppelten Brennweite vor dem Spiegel befindet. Eine Schmidt-Kamera funktioniert wie eine Fotokamera: Sie fotografiert Himmelsausschnitte. Durch den Vergleich von früheren mit späteren Aufnahmen des gleichen Ausschnitts kann man Änderungen entdecken. Coudé-Spektrograph: Coude ist französisch für „Ellenbogen“. Verwendet man Planspiegel, um das Licht der Sterne aus einem Fernrohr heraus zu leiten, so wird das Licht dabei mehrmals rechtwinklig oder ellenbogenförmig abgelenkt. Daher kommt der Begriff Coudé-Strahlengang eines Teleskops. Der große Vorteil des Coudé-Strahlengangs ist, dass sich der Fokus des Teleskops unabhängig von den Bewegungen des Teleskops immer an der gleichen Stelle befindet. Häufig ist der Fokus in einem Raum mit konstanter Temperatur. Fern von klimatischen Störungen ist dies der ideale Platz für einen großen Spektrographen, den Coudé-Spektrographen. Ein Spektrograph zerlegt das einfallende Licht wie ein Prisma in verschiedene Wellenlängen. Damit können die Wissenschaftler weiterarbeiten. Jod-Zelle: Eine Jod-Zelle ist ein kleiner Glaskörper, gefüllt mit Jod, der während der Beobachtung vor den Spalt des Spektrographen montiert wird. Die Absorptionslinien, die das Jod nun im Spektrum des Sterns während der Beobachtung erzeugt, dienen als Referenzsystem, wenn man die Positionen der Spektrallinien des Sterns misst. Aus den Schwankungen der Spektrallinien des Sterns relativ zu den Linien des Jod-Moleküls lässt sich die Variation der Radialgeschwindigkeit eines Sterns sehr genau messen.