Lesungen als RTF

Werbung
22. Februar 2009: 7. Sonntag im Jahreskreis (B)
1. Lesung vom 7. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B:
Jes 43,18-19. 21-22. 24b-25
Lesung aus dem Buch Jesaja:
Sp spricht der Herr:
Denkt nicht mehr an das, was früher war;
auf das, was vergangen ist, sollt ihr nicht achten.
Seht her, nun mache ich etwas Neues.
Schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht?
Ja, ich lege einen Weg an durch die Steppe
und Straßen durch die Wüste.
Das Volk, das ich mir erschaffen habe,
wird meinen Ruhm verkünden.
Jakob, du hast mich nicht gerufen,
Israel, du hast dir mit mir keine Mühe gemacht.
Du hast mir mit deinen Sünden Arbeit gemacht,
mit deinen üblen Taten hast du mich geplagt.
Ich, ich bin es, der um meinetwillen deine Vergehen auslöscht,
ich denke nicht mehr an deine Sünden.
Lesungskommentar von Manfred Wussow (2006)
Die erste Lesung, dem (zweiten) Jesaja entnommen, führt die Hörer in die Zeit des
babylonischen Exils und war ursprünglich für Menschen gedacht, die ganz auf die
Vergangenheit fixiert waren und ständig von ihr eingeholt wurden. Da war einmal die
gute „alte“ Zeit, da war zum anderen die Erfahrung, mit Schuldvorwürfen leben zu
müssen. Der Tempel, der für Jahwes Gegenwart stand, war ein Trümmerhaufen.
Unter den Steinen waren die Hoffnungen eines ganzes Volkes verschüttet.
Jahwe lässt den Menschen ausrichten, dass er nach vorne schaut und sie mitnimmt.
Geradezu überwältigend ist die Aussicht, dass Wege und Straßen durch Steppe und
Wüste führen. Ob der Prophet den Mund nicht zu voll nimmt? Für ihn hängt alles
daran, dass Jahwe um seinetwillen alle Sünden vergibt. Die Betonung liegt auf:
seinetwillen. In seiner bewährten Treue schenkt er auch Zukunft. Während
Menschen wissen, was vergangen und vergänglich ist, gibt es bei Jahwe keine aboder ausgegrenzte Zeit.
Die Bilder von Steppe und Wüste sprechen bis heute Menschen unmittelbar an. Sie
sind nicht nur von den Weiten fasziniert, sondern sehen sich auch klein, verloren und
hilflos. Im übertragenen Sinn sind auch Beziehungen und Begegnungen gefährdet,
zu versanden. Wenn Schuldvorwürfe im Raum stehen und Fehler bewusst werden,
brauchen Menschen (und Völker) für Wege, die durch die Wüste gehen, Beistand
und Hilfe. Jesaja, Prophet Jahwes, ist Seelsorger: Er gibt Gottes Wort weiter und
öffnet die Augen für Neues. Die Vergangenheit wird dann – Vergangenheit.
Lesungskommentar von Johann Pock (2000)
Jes 43 gehört zu "Deuterojesaja" und setzt somit die Exilsgeschichte Israels voraus.
Die liturgische Perikope bringt Einzelverse aus zwei in sich geschlossenen
Einheiten: 43:16-21 und 43:22-28.
Die erste Texteinheit wird eingeleitet durch eine Botenformel und bringt dann einen
prophetischen Spruch mit Heilsankündigung: Jahwe selbst schafft etwas Neues.
„Das Neue ... ist das nicht mehr erwartete, nicht mehr erhoffte, nicht mehr geglaubte
Neue“ (C. Westermann). Der Text sagt klar: Nicht Gott ist schuld am Leid und am
Exil Israels; vielmehr läßt er Israel trotz dessen Sünden nicht im Stich.
Die zweite Texteinheit bringt eine Gerichtsrede, in der Gott nicht straft, sondern die
Sünden seines Volkes wegwischt. Daher gibt es auch Hoffnung für die Zukunft. Im
Zentrum steht die Erkenntnis, dass der Mensch immer wieder von der Vergebung
lebt; Neues ist möglich - Gottes Vergebung stellt die Weichen neu.
Unkekürzte Fassung der Lesung Jes 43,18-28
Lesung aus dem Buch Jesaja:
Sp spricht der Herr:
Denkt nicht mehr an das, was früher war;
auf das, was vergangen ist, sollt ihr nicht achten.
Seht her, nun mache ich etwas Neues.
Schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht?
Ja, ich lege einen Weg an durch die Steppe
und Straßen durch die Wüste.
Die wilden Tiere werden mich preisen,
die Schakale und Strauße,
denn ich lasse in der Steppe Wasser fließen
und Ströme in der Wüste,
um mein Volk, mein erwähltes, zu tränken.
Das Volk, das ich mir erschaffen habe,
wird meinen Ruhm verkünden.
Jakob, du hast mich nicht gerufen,
Israel, du hast dir mit mir keine Mühe gemacht.
Du brachtest mir keine Lämmer als Brandopfer dar,
und mit Schlachtopfern hast du mich nicht geehrt.
Ich habe dich nicht zu Speiseopfern gezwungen
und von dir keinen Weihrauch gefordert
und dich dadurch geplagt.
Du hast mir für dein Geld kein Gewürzrohr gekauft
und hast mich nicht gelabt mit dem Fett deiner Opfer.
Nein, du hast mir mit deinen Sünden Arbeit gemacht,
mit deinen üblen Taten hast du mich geplagt.
Ich, ich bin es, der um meinetwillen deine Vergehen auslöscht,
ich denke nicht mehr an deine Sünden.
Lade mich vor, gehen wir miteinander vor Gericht;
verteidige dich, damit du recht bekommst.
Schon dein Urahn hat gesündigt;
deine Anführer sind mir untreu geworden;
deine Fürsten haben mein Heiligtum entweiht.
Darum habe ich Jakob preisgegeben,
damit man es dem Untergang weiht,
und Israel, damit man es verspottet.
2. Lesung vom 7. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B:
2 Kor 1,18-22
Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an die Korinther:
Gott ist treu,
er bürgt dafür,
daß unser Wort euch gegenüber nicht Ja und Nein zugleich ist.
Denn Gottes Sohn Jesus Christus,
der euch durch uns verkündigt wurde durch mich, Silvanus und Timotheus -,
ist nicht als Ja und Nein zugleich gekommen;
in ihm ist das Ja verwirklicht.
Er ist das Ja zu allem, was Gott verheißen hat.
Darum rufen wir durch ihn zu Gottes Lobpreis auch das Amen.
Gott aber, der uns und euch in der Treue zu Christus festigt
und der uns alle gesalbt hat,
er ist es auch, der uns sein Siegel aufgedrückt
und als ersten Anteil am verheißenen Heil
den Geist in unser Herz gegeben hat.
Lesungskommentar von Manfred Wussow (2006)
Der Brief, den wir in Auszügen lesen, verrät, dass die Menschen in der kleinen
Gemeinde von Korinth Paulus vorwerfen, heute "hüh" und morgen "hott" zu sagen.
Anlass ist die Verschiebung eines länger geplanten Besuches. Ohnehin wissen wir
aus den Briefen, die Paulus nach Korinth geschrieben hat, dass das Verhältnis nicht
einfach war, um nicht zu sagen: belastet.
Paulus verändert die Blickrichtung: Er verweist auf die Treue Gottes, die verlässlich
ist. Sein Ja, in Christus, ist verwirklicht und verheißen. Unbefangen verweist der
Apostel darauf, dass er ihn - neben Silvanus und Timotheus - verkündigt hat. Nein,
Paulus hat in der Verkündigung nichts offen gelassen. Gottes Ja ist eindeutig und
über alle Zweifel erhaben. Weil es darauf ankommt, wehrt sich Paulus dagegen, als
unsicherer Zeitgenosse angesehen zu werden. Genauer: dass er nicht kommen
kann, rechtfertigt nicht, seine Verkündigung mit Vorbehalten zu versehen.
Christus ist da "Ja" zu allem, was Gott verheißen hat. Im Lobpreis können Menschen
"Amen" sagen. Das ist mehr als Bejahung oder Zustimmung. Das ist die einzig
mögliche Antwort, die aus der Treue kommt und in die Treue führt. Paulus spricht
davon, dass uns Christi Siegel aufgedrückt ist. Die im Gottesdienst vorgesehene
gemeinsame Antwort "Amen" auf Gebete und Lesungen ist in Gefahr, einfach so
gesagt zu werden. Paulus sieht in dem "Amen" aber eine Lebensäußerung und
Huldigung.
Lesungskommentar von Johann Pock (2000)
In 2 Kor 1,15-2,4 rechtfertigt Paulus eine Änderung seines Reiseplans: Anstelle
eines persönlichen Besuchs schreibt er der Gemeinde von Korinth einen Brief. Die
Korinther waren wohl verärgert über sein Fernbleiben, nachdem er sein Kommen
angekündigt hatte. Konnten sie seinem Wort, seinem Ja oder Nein noch trauen?
Diese Frage ist für Paulus deshalb so wichtig, weil mit der persönlichen
Glaubwürdigkeit des Predigers auch die Glaubwürdigkeit seiner Botschaft steht und
fällt.
Nach der Beschreibung des Reiseplans (1,15-17) bringt 18-22 das Jawort Gottes:
Auch wenn unterschiedliche Zeugen in ihrer je eigenen Weise Christus verkündigen,
so bleibt doch die inhaltliche Identität des Christuszeugnisses gleich. Gottes Ja
steht; sein Ja ist endgültig in Jesus Christus. Im Geschehen der Taufe haben die
Christen Anteil an dieser Treue Gottes erhalten (Festigung - Salbung - Siegel Geistverleihung).
Evangelium vom 7. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B:
Mk 2,1-12
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus:
Als Jesus nach Kafarnaum zurückkam,
wurde bekannt, daß er wieder zu Hause war.
Und es versammelten sich so viele Menschen,
daß nicht einmal mehr vor der Tür Platz war;
und er verkündete ihnen das Wort.
Da brachte man einen Gelähmten zu ihm;
er wurde von vier Männern getragen.
Weil sie ihn aber wegen der vielen Leute
nicht bis zu Jesus bringen konnten,
deckten sie dort, wo Jesus war,
das Dach ab, schlugen (die Decke) durch
und ließen den Gelähmten auf seiner Tragbahre durch die Öffnung hinab.
Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten:
Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!
Einige Schriftgelehrte aber, die dort saßen, dachten im Stillen:
Wie kann dieser Mensch so reden?
Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott?
Jesus erkannte sofort, was sie dachten, und sagte zu ihnen:
Was für Gedanken habt ihr im Herzen?
Ist es leichter, zu dem Gelähmten zu sagen:
Deine Sünden sind dir vergeben!,
oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh umher?
Ihr sollt aber erkennen, daß der Menschensohn die Vollmacht hat,
hier auf der Erde Sünden zu vergeben.
Und er sagte zu dem Gelähmten:
Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause!
Der Mann stand sofort auf,
nahm seine Tragbahre und ging vor aller Augen weg.
Da gerieten alle außer sich;
sie priesen Gott und sagten:
So etwas haben wir noch nie gesehen.
Lesungskommentar von Manfred Wussow (2006)
Es ist eine Heilungsgeschichte. Jesus verkündet das "Wort", das Evangelium. Nicht
einmal vor der Tür ist noch Platz. So viele Menschen sind versammelt. Vier Männer
tragen einen Gelähmten - und weil sie nicht durchkommen, nehmen sie das Dach.
Dazu gehören Mut und Vertrauen. Von Frechheit zu schweigen. Jetzt muss es sein!
Der Gelähmte wird Jesus sozusagen vor die Füße gelegt. Als er, so heißt es, ihren
Glauben sieht, spricht er dem Gelähmten die Sündenvergebung zu. Dafür den
langen Weg? Die Mühe mit dem geöffneten Dach?
Es ist eine Argumentationsgeschichte. Im zweiten Teil wird von Schriftgelehrten
erzählt, die im Stillen denken, woher denn Jesus die Autorität habe, Sünden zu
vergeben. Aber was in ihren Köpfen vorgeht, wird öffentlich. Sie sollen erkennen,
dass Jesus Vollmacht hat, auf Erden Sünden zu vergeben. Also vorwegzunehmen,
was Gott in seinem Gericht zukommt. Der Gelähmte wird zu einem Exempel. "Ich
sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause!"
Wen heilt Jesus? Den Gelähmten? Die vier Männer, die ihn brachten? Die
Schriftgelehrten? Am Anfang seines Evangeliums zeigt Markus, wer Jesus ist, woher
er seine Autorität hat (siehe Taufe) und was er macht. Mit dem Gelähmten, der „vor
aller Augen“ weggeht, gehen allen die Augen auf. Ein Chorschluss schließt die
Geschichte ab und verwandelt sie in einen Lobpreis.
Viele Menschen verbinden bis heute Erfahrungen von Gelähmtsein (übertragen) und
Schmerzen mit Sünde. Augustins "cor incurvatum in se ipsum" beschreibt Sünde als
"Verkrümmtsein in sich selbst". Dass dies körperlich wahrzunehmen ist und weh tut,
bewegt und bedrückt viele Menschen. Das Evangelium nimmt menschliche
Erfahrungen ganzheitlich in den Blick. Und ist dabei moderner als der getrübte Blick
auf die Gesundheit.
Ein Vorschlag:
Thomas Breuer, Heilung und Sündenvergebung. Exegetische und didaktische
Überlegungen zu einer bekannten, aber schwierigen Wundererzählung (Mk. 2,1-12
parr), in: www.theophil-online.de/philolog/mflog1.htm
Lesungskommentar von Johann Pock (2000)
Die Perikope steht im Zusammenhang von 5 Streitgesprächen Jesu. Das Thema
hier ist die Vollmacht Jesu, Sünden zu vergeben. Jesus ist umlagert als der Lehrer;
die Heilung selbst dient nur der Bestätigung seiner Vollmacht; sie ist Zeichen für das
Aufbrechen der messianischen Zeit (vgl. Mt 11:5).
Zentral ist die Frage des Glaubens: Aufgrund des Glaubens der Träger werden dem
Kranken seine Sünden vergeben. Mit Jesus gibt es nun Hoffnung für jeden Sünder.
Jesu Handeln stört aber auch die Gesetzmäßigkeit: denn die Vergebung zerbricht
das Gesetz von Lohn und Strafe.
Zugehörige Unterlagen
Herunterladen