Stellungnahme des LageS-Vorsitzenden Dekan i. R. Ulrich Bernecker Die LageS - Kompetenznetzwerk für Altersfragen in der Landeskirche Seit mehr als zwanzig Jahren arbeitet die LageS (Landesarbeitsgemeinschaft evangelischer Seniorinnen und Senioren) daran, in unserer Landeskirche ein Kompetenznetzwerk in Fragen der Älteren, des Altwerdens und des Alters zu knüpfen. Weitsichtige Männer und Frauen haben rechtzeitig und sachgemäß eine Entwicklung erkannt und aufgenommen, die jetzt in der Öffentlichkeit und nun auch in der Landeskirche und für ihre Synode unübersehbar geworden ist. Die LageS ist eine Arbeitsgemeinschaft, getragen hauptsächlich von Ehrenamtlichen. Mitglieder in der Arbeitsgemeinschaft sind die Kirchenbezirke sowie Einrichtungen und Werke der Landeskirche. Die Bezirke sind mit je zwei Delegierten in der Mitgliederversammlung vertreten. Vorstand und Landesausschuss verantworten die kontinuierliche Arbeit (vgl. Organigramm). Wir sind sowohl in der Erwachsenenbildung der Landeskirche verankert als auch in der für Fragen des Alters zuständigen Abteilung des DWW. Für diese Struktur werden wir in anderen Landeskirchen (sofern diese überhaupt schon eine besondere Gruppierung für Seniorenfragen haben!) heftig beneidet, erlaubt uns das doch eine große Breite. Die Arbeit der Delegierten aus den Kirchenbezirken vor Ort ergibt die notwendige Tiefe unserer Bemühungen. Über Bezirksarbeitskreise, Diakonische Bezirksausschüsse, Leitungskreise für Erwachsenenbildung, Kirchenbezirksauschüsse und Kirchengemeinderäte, aber auch Stadt – und Kreisseniorenräte sind die Delegierten über die ganze Landeskirche hinweg der Basis eng verbunden. Bildung - der eine Schwerpunkt der LageS Über die Schiene Bildung können wir uns allen Fragen der Begleitung und Beratung Älterer, Grundsatzfragen und Zeiterscheinungen, Aus – und Weiterbildung zuwenden und dazu die Möglichkeiten der EAEW und ihrer Säulen nutzen. Dazu ist uns wichtig, dass auch breiter relevante Themen seniorengerecht und aus der besonderen Perspektive des dritten und vierten Lebensalters angegangen und verhandelt werden. So haben wir unter anderem eine Arbeitshilfe „Spiritualität im Alter“ geschaffen, die rasch vergriffen war. „Im Alter – der Psalter“ – mit dieser Formel kann man nicht mehr das Verhalten der älter Werdenden beschreiben. Der insgesamt höhere Bildungsstandard, der ausgedehnte religiöse Markt, das breit gefächerte Interesse der jetzt und in den künftigen Jahren in den Ruhestand Tretenden erfordern vielfältige Angebote und Anstrengungen. „Die Ernte ist groß, aber ...“ Die LageS arbeitet seit ihrem Bestehen an der Überwindung eines Altersbildes, das von Defiziten ausgeht, und auch in der kirchlichen Altenarbeit verbreitet ist. Das noch weitgehend vorherrschende Betreuungsmodell ist zu ergänzen durch das Kompetenzmodell, das von den Möglichkeiten, 1 Befähigungen und Erfahrungen der Älteren ausgeht. Die LageS befürwortet Rahmenbedingungen, die nicht bevormunden, sondern ein mitverantwortliches Leben ermöglichen. Wir begrüßen und arbeiten mit bei den Ausbildungsgängen im Kloster Denkendorf. Dort werden Diakoninnen und Diakone zu Seniorenreferentinnen und –referenten weitergebildet. Wir beteiligen uns an den Bemühungen der Landeskirche und des DWW, die ausgehend von der Altenheimseelsorge eine Erneuerung der Seelsorge an Älteren auch in den Kirchengemeinden anstrebt. Dazu hören Sie gleich mehr von Frau Pfarrerin H. Kopp. Altenhilfe und Altenpolitik – der andere Schwerpunkt der LageS Über unsere andere Schiene, das DWW, beschäftigen wir uns mit Fragen der Altenhilfe und Altenpolitik. Jedes Jahr veranstalten wir wechselnd in den Sprengeln zwei Prälaturtage, zu denen wir alle Verantwortlichen für die Altenarbeit in der jeweiligen Prälatur einladen. Auf unserem Prälaturtag 2006 in Tübingen haben wir eine Resolution zur Rentenfrage verabschiedet, die wir später in Stuttgart mit dem früheren Arbeitsminister Walter Riester öffentlich diskutieren konnten. Selbstverständlich arbeiten wir mit vergleichbaren Organisationen in Fragen der Älteren zusammen. Ein enger und ständiger Kontakt mit dem „Forum katholische Seniorenarbeit“, der Initiative der Diözese Rottenburg-Stuttgart, hat uns gezeigt, dass wir nicht nur die selben Fragen haben und die gleichen Probleme sehen, sondern uns darin einig sind, dass Antworten von unserem christlichen Glauben und seiner Geschichte her gefunden werden müssen und können. Als Beispiel nenne ich nur die sog. „Patientenverfügung“. Nicht nur auf dem Gebiet der Altenpolitik ist der Landesseniorenrat unser Partner. Im Herbst 2005 bin ich in der Mitgliederversammlung mit der höchsten Stimmenzahl in der Nachfolge von Dekan i.R. Werner Frank in dessen Vorstand gewählt worden. Das hing nicht an meiner Person, wohl aber an dem hohen Kredit, den unserer kirchliche Altenarbeit genießt. Als beispielhaftes Arbeitsfeld zusammen mit dem LSR nenne ich Fragen des Wohnens im Alter. Auf der Ebene der Landeskirche suchen und pflegen wir engen Kontakt mit vergleichbaren Gruppen die auch in Landesräten vertreten sind, um sicherzustellen, dass wir Älteren nicht ohne Abstimmung mit oder gar auf Kosten der nachfolgenden Generationen denken, planen oder leben. Ehrenamt braucht Begleitung Ehrenamtliche Arbeit kann nur so gut sein, wie es die Hauptamtlichen sind, die sie begleiten. Deswegen wird die Geschäftsführung der LageS sowohl von einer Referentin im DWW (25%) als auch von einem Referenten aus der EAEW (50%) wahrgenommen. Auch die Finanzierung der LageS wird anteilig von der EAEW und dem DW übernommen. Allerdings stoßen wir mit diesen Ressourcen schon lange immer wieder schmerzhaft an Grenzen, da auch die Sachmittel vor 5 Jahren 2 gekürzt wurden. Da sowohl die Zahl der Älteren als auch die dadurch entstehenden Probleme wie auch die Sorgen und Fragen der immer älter werdenden Menschen ständig zunehmen, sollten wir unsere Bemühungen und Vorhaben nicht nur nicht einschränken müssen, sondern zügig ausweiten können. Die Mittel sind gut angelegt. Mit Sondermitteln, die uns die Landeskirche 2002 zur Verfügung gestellt hat, konnten 60 Personen zu Ehrenamtlichen Seniorenberaterinnen und Seniorenberatern ausgebildet werden. Ich danke Ihnen für die Möglichkeit zu Ihnen zu sprechen und hoffe auf Ihr weiteres Interesse an uns Älteren. Wir bitten Sie: Ziehen Sie die notwendigen Konsequenzen aus der demographischen Entwicklung, die auch vor unserer Landeskirche nicht halt macht. Noch ist das möglich. Wir in Baden-Württemberg haben nach Auskunft der Statistiker etwas mehr Zeit als andere Bundesländer. Arbeiten Sie mit an einem neuen Bild des Alters. Seien Sie nicht zögerlich. Wenn ich das Alte Testament recht lese, will Gott seine Menschen „alt und lebenssatt“. 3