1 Bayreuth, den 29.5.14 Epheser 1,20-23 Liebe Gemeinde! Kaiser Wilhelm der II: blättert ein neues Buch durch. Es ist die Ausgabe des Rechtschreibbuches von Geheimrat Dr. Duden. Bei einem Wort gerät er in beträchtliche Wut. Er entdeckt, dass im Duden das Wort "Thron" ohne "h" geschrieben werden sollte. Denn Duden wollte alle unnötigen "th" zu einem gewöhnlichen "t" vereinfachen. Und nun soll, so erzählt diese Anekdote, Kaiser Wilhelm mit roter Tinte an den Rand die Bemerkung geschrieben haben: "An meinem Thron wird nicht gerüttelt!" So blieb also das "th" stehen. So empfindlich ist Christus nicht. Er muss nicht Angst um seinen Thron haben. Sein Reich hat Bestand. Er ist ein absolut unabsetzbarer Herr, und sein Thron ist uneinnehmbar. Diese Machtstellung ist Christus von Gott geben, weil er vorher gehorsam war bis zum Tode. Darum hat ihn Gott von den Toten auferweckt und hat ihn - wie es in unserem Predigttext heißt "gesetzt zu seiner Rechten im Himmel über alle Reiche, Gewalt, Macht, Herrschaft ... und hat alle Dinge unter seine Füße getan." An seinem Thron kann nicht gerüttelt werden. Angesichts dieser großartigen Aussagen kann einem schon der Atem stocken. Denn es ist eine ungeheuerliche Behauptung, dass dieser Mann, der auf Golgatha wie ein 2 Verbrecher endete, die entscheidende Figur der Weltgeschichte ist. Viele Menschen haben sich an dieser Wahrheit geärgert oder darüber den Kopf geschüttelt und daran gezweifelt. Die Bedeutung von Himmelfahrt stößt bei weiten Bevölkerungskreisen auf Unverständnis. Anders kann man sich kaum erklären, wie schnell sich bei uns der Begriff "Vatertag" eingebürgert hat. Offensichtlich war man dankbar, einem inhaltsleeren Fest einen neuen Sinn geben zu können. Mit "Himmelfahrt" kann man nichts mehr anfangen, also geht man an so einem Tag ins Grüne um dann blau nach hause zurückzukehren. Dabei ist Himmelfahrt ein wunderbares und wichtiges Fest. Es widerspricht auch nicht einem modernen Weltbild. Wir müssen uns Christi Himmelfahrt ja nicht so vorstellen, dass Jesus raketengleich in unseren sichtbaren Himmel entschwand. Bei Christi Himmelfahrt gab's gar nicht viel zu sehen. Eine Wolke verhüllte Jesus. Das Eigentliche blieb unsichtbar: Wie Jesus in das Reich seines Vaters zurückkehrte. Und das dauerte gar nicht lange. Denn der Himmel, die unsichtbare Wirklichkeit Gottes, ist nicht über uns. Sie umgibt uns von allen Seiten, wie wir es ja auch in den Psalmen lesen: "Von allen Seiten umgibst du mich, o Herr...". 3 Himmelfahrt heißt: Jesus kehrt zurück zu seinem Vater, zur Regierungszentrale unserer Welt. Von nun an liegen alle Schalthebel der Macht in seiner Hand. Natürlich kann man auch an dieser Aussage zweifeln. Wo, so kann man fragen, wird denn etwas von der allumfassenden Herrschaft Jesu deutlich? Andere Mächte beherrschen anscheinend die Welt. In der großen Weltpolitik kümmert man sich doch nicht um den Mann aus Nazareth. An ihn zu denken, wäre eher hinderlich. Und nach 2000 Jahren Christentum scheint die Sache Jesu immer mehr zurückzugehen. Andere Religionen wie der Islam, erleben einen ungeheuren Aufschwung. Im sogenannten christlichen Abendland schwindet der Einfluss des Christentums. Ersatzreligionen wie der Spiritismus oder die Astrologie machen sich breit. Die Weltanschauung mit den meisten Anhängern ist der Aberglaube mit allen seinen Spielarten. Und die Zahl derer, die Gott leugnen, wächst jährlich. Sie glauben nur an das, was sie sehen und huldigen dem Materialismus. Was bleibt da noch von der Behauptung übrig: Jesus Christus herrscht als König, alles wird ihm untertänig..."? Ich möchte so darauf antworten: Dass ein paar Millionen Menschen sich gegen Jesus Christus entscheiden, ist doch nicht ein Verlust für die Macht dieses Herrn! Das ist doch 4 nicht wahr! Wenn Menschen von ihm nichts wissen wollen, dann ziehen sie einmal den Kürzeren und nicht er. Schließlich müssen wir einmal ins Jüngste Gericht gehen. Wir müssen einmal vor seinem Richterstuhl erscheinen. Spätestens dann, so schreibt Paulus einmal, werden sich alle Knie vor Jesus Christus beugen müssen, ob sie wollen oder nicht. "Gott sitzt im Regimente und führet alles wohl..." Diese Aussage aus einem Kirchenlied ist mir schon manches Mal wichtig geworden. U. a., als ich vor etlichen Jahren in Prag war. Es war die Zeit vor der Wende. Wir waren eine Gruppe von jungen Vikaren, die einen tschechischen Pfarrer besuchten. Er erzählte uns: Er wird von der Geheimpolizei überwacht. Ich weiß noch, wie ich auf einer Moldaubrücke stand und über die Lage der bedrängten Kirche in der damaligen Tschechoslowakei nachdachte. Der Kommunismus herrschte, die Kirche war unterdrückt. Wo früher blühende Gemeinden waren, war nur noch ein kümmerlicher Rest von Gemeindegliedern übrig. Doch dann fiel mir dieser Liedvers ein: Gott sitzt im Regimente und führet alles wohl. Was geschah, wissen wir alle: Die Herrschaft des Kommunismus ist dort wieder zusammengebrochen. Die Macht der Weltanschauungen und Ideologien dieser 5 Welt hat eben ihre von Gott gesetzten Grenzen. Man muss nur die rechten Augen dazu haben, dann sieht man, wie immer wieder in der Weltgeschichte bis auf den heutigen Tag die Macht Jesu in Erscheinung tritt, - genau so, wie die Sonne an einem regenverhangenen Tag immer wieder durchbrechen kann und dadurch zeigt, daß sie dennoch da ist. Allen Diktatoren und ihrem widergöttlichen und antichristlichen Treiben ist von Gott eine bestimmte Grenze gesetzt, ob sie nun Nero, Stalin, Hitler, Mugabe in Simbabwe oder Kim Jong-un in Nordkorea heißen. Herrscher kamen und gingen. Weltanschauungen breiteten sich aus und gerieten wieder in Vergessenheit. Der Kommunismus trat mit dem Anspruch an, die ganze Welt zu beherrschen. Doch jetzt hat er - zumindest in Europa - wieder abgewirtschaftet. Die roten Diktaturen, auf die Ewigkeit angelegt, haben nicht einmal die Jahrtausendwende überlebt. Was Goethe einst auf Napoleon münzte, behält Realität: "Doch, was dem Abgrund kühn entstiegen, kann durch ein ehernes Geschick den halben Erdkreis übersiegen, zum Abgrund muß es doch zurück." Die Diktatur des Atheismus geht dahin, wo sie herkam: in 6 den Abgrund. Und so wird es allem und jedem gehen, das sich nicht auf Gott und sein Wort gründet. 1988 fand der Abschlussgottesdienst des großen Jugendtreffens "Christival" in Nürnberg statt. 30.000 Teilnehmer kamen auf dem ehemaligen Reichsparteitaggelände zusammen. Jörg Swoboda sang zusammen mit Manfred Siebald ein Lied, das Jörg Swoboda und Theo Lehmann gemeinsam geschrieben haben: Diese beiden Pastoren aus der damaligen DDR durften für diese Veranstaltung in den Westen einreisen. Das Lied hieß: "Wer Gott folgt, riskiert seine Träume". Eine Liedstrophe lautet: "Die Mächtigen kommen und gehen und auch jedes Denkmal mal fällt. Bleiben wird nur, wer auf Gottes Wort steht, dem sichersten Standpunkt der Welt." Als Jörg Swoboda diese Strophe sang, wies er mit ausgestreckter Hand auf die Tribüne und die Stelle, wo gut 50 Jahre vorher Hitler gestanden und seine fanatischen Reden gehalten hatte. Niemand ahnte, dass gut ein Jahr später die kommunistischen Diktatoren gestürzt wurden. Wir sollen einen nüchternen Blick für die wahren Machtverhältnisse behalten. Nüchtern und sachlich denken heißt nicht, seine Überlegungen von den sichtbaren 7 Umständen bestimmen zu lassen. Sondern es heißt, mit dem Eingreifen dessen zu rechnen, der stärker ist als alle Umstände und Machthaber dieser Welt. Jesus ist der Faktor, der in allen Überlegungen und Unternehmungen mit einberechnet werden muss. Sonst geht die Rechnung nicht auf. Dann denken, reden und handeln wir an den wahren Machtverhältnissen vorbei. Ich brauche deshalb als Christ die Hände nicht in den Schoß zu legen. Aber ich kann es mir leisten, gelassen zu sein. Denn ich weiß: Es kann mir nur das geschehen, was er zulässt. Ich kann dem Dichter des 46. Psalms nachsprechen: "Darum fürchten wir uns nicht, wenn auch die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken." Als Christ brauche ich mich nicht von den Angstpsychosen unserer Zeit anstecken zu lassen. Eine Katastrophen- und Untergangsstimmung braucht mich nicht in Panik zu versetzen. Unser Leben gleicht oft einer Autofahrt in einer Gewitternacht. Wohl jeder von uns ist schon einmal bei Nacht in Sturm und Regen mit dem Auto unterwegs gewesen. Entweder saßen wir am Steuer oder waren Mitfahrer. Es gehört nicht zu den angenehmen Erlebnissen, wenn der Regen auf das Auto trommelt und der Wind die Böen über die Straße treibt und alles in 8 Finsternis gehüllt ist. Genau so kann auch uns auf der Straße des Lebens Angst überfallen. Aber da sind die Scheinwerfer, die in das Dunkel hineinleuchten, und da ist der Scheibenwischer, der ruhig und gleichmäßig über das Fensterglas vor unseren Augen fährt und uns immer wieder den Blick freigibt, so dass wir erkennen können, wohin die Fahrt geht. Auch auf der Fahrt unseres Lebens kann uns Angst überfallen, wenn es stürmisch und dunkel wird. Aber dann dürfen wir uns auch auf etwas verlassen, das wie ein Scheibenwischer für klare Sicht sorgt und wie ein Scheinwerfer unseren Weg erhellt: Das ist die Botschaft des heutigen Himmelfahrtfestes: Jesus hat alle Macht im Himmel und auf Erden. Es ist wunderbar, wenn jemand glauben und sagen kann: "Herr Jesus, du kannst alles, du kannst mich nur nicht übersehen!" Wenn jemand Jesus vertraut, dann ist er bei ihm geborgen. Er lässt die, die ihm vertrauen, nicht im Stich. Jesus ist der Herr. Ist er auch unser Herr? Wenn ja - dann brauchen wir uns von anderen Herren und Mächten weder einschüchtern zu lassen, noch brauchen wir uns zu fürchten. Denn nicht "die da oben" sind oben - Er ist oben. Er sitzt im Regimente. 9 Es gibt nichts Besseres, was einer tun kann, als sein Leben diesem Jesus anzuvertrauen. Wir können unser Leben unseren Hobbys und Freizeitvergnügungen hingeben, wir können es dem Beruf und dem Geld opfern. Wir können einen Menschen zum Abgott machen oder unser eigenes Ich anbeten. Aber all diese falschen Herren machen uns letzten Endes unglücklich und können uns keinen Halt geben, wenn es in unserem Leben einmal brenzlig wird und wir nicht mehr weiterwissen. All unsere Sorgen, Ängste und Schuld sind bei Jesus allein gut aufgehoben. Er kann uns all das Belastende unseres Lebens abnehmen. Er kann Schuld vergeben, von Sorgen befreien und uns mitten in der Angst Geborgenheit schenken. Wenn er die große Weltgeschichte an ihr Ziel bringen kann, dann kann er auch unser kleines Leben in seine Hand nehmen und daraus etwas machen. Wir brauchen es ihm nur zu überlassen. Was die ungläubige Welt noch nicht sieht oder nicht wahrhaben will - Christen wissen es: Jesus Christus ist der Herr. Er ist ihr Herr. Er ist ihr Haupt. Sie sind sein Leib, und sie gehören ihm, zu ihm. Alle, die Jesus Christus vertrauen, gehören zu seiner Gemeinde und sind damit auch sein Leib. Das Haupt ist Christus selbst. Er regiert die Gemeinde. Er ist der 10 führende Kopf. Dieser Leib hat seine Fehler und Macken, er scheint auch oft nicht recht zu funktionieren. Aber Christus hat trotzdem viel vor mit seinem Leib: Er will durch ihn sein Evangelium der ganzen Welt weitersagen und sie zum Glauben rufen. Er will ihn dazu benutzen, um seinen Willen in der Welt durchzuführen. Eine großartige Aufgabe! Und wenn der Anteil eines einzelnen Christen an dieser Aufgabe auch noch so klein sein mag. Was er für Jesus tut, ist der Teil eines Ganzen, ein Puzzleteil, das sonst fehlen würde. Das gibt meinem Leben einen tiefen Sinn, wenn ich mitwirken darf, den Willen Gottes in dieser Welt mit durchzuführen. Bei der Erfüllung dieser Aufgabe sind wir nicht auf unsere eigene oft so kleine und schwache Kraft angewiesen. Jeder Körperteil ist an den Blutkreislauf des ganzen Organismus angeschlossen. So wird auch jeder Christ mit der nötigen Kraft versorgt, die er für seine Aufgaben nötig hat. Denn er gehört zu dem Leib Jesu Christi und hat damit auch Anteil an seiner Energie. Jesus hat einmal seine Jünger vor seinem Tod gefragt: "Als ich euch damals ohne Geld, Tasche und Schuhe aussandte, habt ihr da Not leiden müssen?" Sie beteuerten: "Nein, niemals!" Wer für Jesus etwas tut, was es auch ist, 11 der bekommt für seine Aufgaben, was er für sie braucht: die nötige Kraft, die nötige Hilfe, die nötige Weisheit. Er leidet deshalb keine Not. Es wird eher das Gegenteil der Fall sein. Gott hilft ihm dann auch bei seinen anderen Aufgaben, die er zu bewältigen hat. Er wird ihn in seinem ganzen Leben segnen. Amen