Lesungen als RTF

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22. Mai 2008: Fronleichnam (A)
1. Lesung vom Fronleichnamsfest, Lesejahr A:
Dtn 8,2-3. 14b-16a
Lesung aus dem Buch Deuteronomium:
Mose sprach zum Volk:
Du sollst an den ganzen Weg denken,
den der Herr, dein Gott,
dich während dieser vierzig Jahre in der Wüste geführt hat,
um dich gefügig zu machen und dich zu prüfen.
Er wollte erkennen,
wie du dich entscheiden würdest:
ob du auf seine Gebote achtest oder nicht.
Durch Hunger hat er dich gefügig gemacht
und hat dich dann mit dem Manna gespeist,
das du nicht kanntest
und das auch deine Väter nicht kannten.
Er wollte dich erkennen lassen,
daß der Mensch nicht nur von Brot lebt,
sondern daß der Mensch von allem lebt,
was der Mund des Herrn spricht.
Nimm dich in acht,
daß dein Herz nicht hochmütig wird
und du den Herrn, deinen Gott, nicht vergißt,
der dich aus Ägypten, dem Sklavenhaus, geführt hat;
der dich durch die große und furchterregende Wüste geführt hat,
durch Feuernattern und Skorpione,
durch ausgedörrtes Land, wo es kein Wasser gab;
der für dich Wasser aus dem Felsen der Steilwand hervorsprudeln ließ;
der dich in der Wüste mit dem Manna speiste,
das deine Väter noch nicht kannten1
Lesungskommentar von Martin Stewen (2014)
Die Szenerie, die sich in den vorliegenden Versen abspielt, ist bemerkenswert. Das
Volk Israel hat sein Ziel beinahe erreicht - es steht kurz vor dem Einzug ins Gelobte
Land. Der Abschluss des Erlösungswerkes Gottes steht an. Moses richtet sich an
sein Volk mit Mahnungen und Erinnerungen: Es sollen seine letzten Worte sein - den
Einzug wird er nicht mehr erleben. Letzte Worte haben immer einen gleichsam
testamentarischen Charakter. So gilt dies auch für diese Rede dessen, der sein Volk
aus der Knechtschaft geführt hat.
Lesungskommentar von Bernhard Zahrl (2011)
Die alttestamentliche Lesung des Fronleichnamfestes ist dem 8. Kapitel des Buches
Deuteronomium entnommen. Interessant ist der Stil des Textes. In Form einer
Predigt, die Mose in den Mund gelegt wird, reflektiert der Verfasser die Ereignisse
der Wüstenwanderung Israels. Dabei setzt er andere Akzente als etwa die
Erzählungen im Buch Exodus, in dem auch von der wunderbaren Speisung des
Volkes mit dem Manna die Rede ist (Ex 16). Anders auch als der Psalm 78,24.
Der Prediger versteht die Wüstenerfahrung Israels als Prüfung Gottes, durch die er
sein Volk sich geformt hat, bis es erkannte, daß der Mensch nicht nur von Brot lebt,
sondern von jedem Wort, das aus dem Mund des Herrn hervorgeht. Im zweiten Teil
der Lesung ermahnt der Prediger Mose seine Zuhörer, daß sie nicht
geschichtsvergessen und hochmütig werden.
Lesungskommentar von Hans Hütter (1996)
Die alttestamentliche Lesung des Fronleichnamfestes ist dem 8. Kapitel des Buches
Deuteronomium entnommen. Interessant ist der Stil des Textes. In Form einer
Predigt, die Mose in den Mund gelegt wird, reflektiert der Verfasser die Ereignisse
der Wüstenwanderung Israels. Dabei setzt er andere Akzente als etwa die
Erzählungen im Buch Exodus, in dem auch von der wunderbaren Speisung des
Volkes mit dem Manna die Rede ist (Ex 16). Anders auch als der Psalm 78:24.
Der Prediger versteht die Wüstenerfahrung Israels als Prüfung Gottes, durch die er
sein Volk sich geformt hat, bis es erkannte, daß der Mensch nicht nur von Brot lebt,
sondern von jedem Wort, das aus dem Mund des Herrn hervorgeht. Im zweiten Teil
der Lesung ermahnt der Prediger Mose seine Zuhörer, daß sie nicht
geschichtsvergessen und hochmütig werden.
2. Lesung vom Fronleichnamsfest, Lesejahr A:
1 Kor 10,16-17
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther:
Ist der Kelch des Segens,
über den wir den Segen sprechen,
nicht Teilhabe am Blut Christi?
Ist das Brot, das wir brechen,
nicht Teilhabe am Leib Christi?
Ein Brot ist es.
Darum sind wir viele ein Leib;
denn wir alle haben teil an dem einen Brot.
Lesungskommentar von Martin Stewen (2014)
Die große Frage des Christentums nach Tradierung und Anpassung beschäftigt
bereits den Apostel in seinem Brief an die Gemeinde von Korinth. Was ist das
Herrenmahl, wie muss es gefeiert werden, dass es dem Auftrag des Hernn: "Tut dies
zu meinem Gedächtnis!” entspricht. Anscheinend gab es in Korinth Entwicklungen,
die nicht hinnehmbar waren. So schickt Paulus der Gemeinde mahnende Worte zur
rechten Feier der Eucharistie.
Lesungskommentar von Bernhard Zahrl (2011)
Die zweite Lesung besteht nur aus zwei Versen aus dem ersten Brief an die
Korinther. Diese beiden stehen im Kontext von verschiedenen Anweisungen des
Apostels Paulus im Zusammenhang mit heidnischen Opfermählern. Da für den
Apostel die heidnischen Götter von keinerlei Relevanz sind, ist für ihn die Teilnahme
an entsprechenden Ritualfeiern prinzipiell möglich, da diese Gottheiten ohnehin nicht
existieren. Andererseits spricht gegen die Teilnahme die Gefahr der
Verwechselbarkeit und, dass man glauben könnte, Christen wären in der
heidnischen Götterwelt verhaftet.
Als Kontrastbild stellt der Apostel die Grundaussagen über Brot und Wein in der
Liturgie - Teilhabe am Leib Christi - sowie das Bild der Gesamtheit der Christen als
Leib gegenüber.
Lesungskommentar von Hans Hütter (1996)
Als neutestamentliche Lesung werden am Fronleichnamsfest zwei Verse aus dem 1.
Korintherbrief vorgetragen. Sie gehören jenem Abschnitt an, in dem Paulus
Anweisungen gibt, wie sich Christen heidnischen Opfermählern gegenüber verhalten
sollen.
Sachlich ist nichts gegen eine Teilnahme an einem heidnischen Opfermahl
einzuwenden, da auch für ihn die heidnischen Götter nichtig sind. Paulus
argumentiert jedoch mit der Symbolik der Teilnahme und legt den Korinthern nahe,
solche Mähler zu meiden, da dies als innere Bindung an Dämonen mißverstanden
werden könne.
Einem solchen Verhalten stellt der Apostel die Symbolik der christlichen
Eucharistiefeier gegenüber: Wer aus dem Kelch des Segens trinkt, nimmt Christus in
sich auf. Er ist nun durch Christus mit allen, die an diesem Mysterium teilhaben, zum
Leib Christi (Paulus versteht hier den Leib Christi als Kirche Christi) verbunden. Wer
an der Eucharistie teilnimmt, läßt sich einbinden in den mystischen Leib Christi, die
Kirche.
Anmerkung von Frt. Martin Leitgöb (2005): Papst Johannes Paul II. verfasste zum
von ihm ausgerufenen Eucharistischen Jahr das Schreiben "Ecclesia de Eucharistia"
(Kirche aus der Eucharistie) und verfolgte damit genau den Leitgedanken des
Apostels Paulus.
Evangelium vom Fronleichnamsfest, Lesejahr A:
Joh 6,51-58
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes:
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge:
Ich bin das lebendige Brot,
das vom Himmel herabgekommen ist.
Wer von diesem Brot ißt, wird in Ewigkeit leben.
Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch,
ich gebe es hin für das Leben der Welt.
Da stritten sich die Juden und sagten:
Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?
Jesus sagte zu ihnen:
Amen, amen, das sage ich euch:
Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht eßt
und sein Blut nicht trinkt,
habt ihr das Leben nicht in euch.
Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt,
hat das ewige Leben,
und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag.
Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise,
und mein Blut ist wirklich ein Trank.
Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt,
der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm.
Wie mich der lebendige Vater gesandt hat
und wie ich durch den Vater lebe,
so wird jeder, der mich ißt, durch mich leben.
Dies ist das Brot,
das vom Himmel herabgekommen ist.
Mit ihm ist es nicht wie mit dem Brot,
das die Väter gegessen haben;
sie sind gestorben.
Wer aber dieses Brot ißt,
wird leben in Ewigkeit.
Lesungskommentar von Martin Stewen (2012)
Schnackenburg beschreibt den Inhalt dieses 6. Kapitels des Joh als Höhepunkt von
Jesu Wirken in Galiläa. Wichtigste Aussage dieser Perikope ist jene "Ich bin”-(das
Brot des Lebens)-Formel (Vers 51), mit der auch das Evangelium des 19. Sonntags
geschlossen hat.
Seit der Väterzeit werden diese Verse überwiegend eucharistisch ausgelegt. Damit
lässt der Evangelist das Wirken und Reden Jesu stringent verlaufen bis in die
Testamentseröffnung im Abendmahlssaal von Jerusalem. Soll heißen: Wer Jesu
Gebot beim Letzten Abendmahl ("Tut dies zu meinem Gedächtnis") erfüllt und
Eucharistie feiert, feiert nicht einfach nur sein Gedächtnis, sondern das gesamthafte,
auch Leiden und Tod Jesu beinhaltende Heils- und Erlösungswirken Gottes, das
unter den eucharistischen Gestalten von Brot (und Wein) präsent wird. Wer an
diesem Mahl teilnimmt, hat dann auch Anteil an diesem Erlösungswirken: "Wer aber
dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit." Für Johannes war klar, dass das schwer zu
fassen ist - stellvertretend für die vielen Zweifler lässt er die Juden sagen: "Wie kann
er uns sein Fleisch zu essen geben?"
Lesungskommentar von Antonia Keßelring (2000)
Das Johannesvangelium ist das jüngste Evangelium und etwa um 100 n.Chr.
entstanden. Schon beim ersten Lesen fällt der ganz andere Stil auf, in dem dieses
Evangelium geschrieben ist: Noch weniger als bei den anderen Evangelien wird hier
versucht, den Lebensweg Jesu nachzuerzählen. Das Johannesevangelium kreist
vielmehr um die Frage: "Wer ist dieser Jesus für uns, die Johannesgemeinde?" In
immer neuen Wendungen einer meditativen Sprache tastet sich der Verfasser an
dieses Geheimnis heran. Die Leser vollziehen die Suche mit und erleben
gleichzeitig, daß Christus immer größer als die Bilder bleibt, mit denen er erfaßt
werden soll. Dieses Evangelium, das auf den ersten Blick so schwierig erscheint, hat
den kleinsten Wortschatz im NT – etwas mehr als tausend Worte! Dafür sind viele
"große Worte": Licht, Leben, Weg, Wort, Auferstehung, - oder, wie im heutigen
Evangelium, "Brot", "Fleisch", "Welt". Diese Worte werden wiederholt, erklärt, in
einem neuen Zusammenhang wieder aufgegriffen und mit neuer Bedeutung gefüllt.
Das Johannesevangelium erzählt im Gegensatz zu den anderen Evangelien nur
sieben Wunder Jesu ("Zeichen" genannt), die nach Meinung des Verfassers
besonders "bezeichnend" für das Geheimnis der Person Jesu sind. Anschließend
werden diese Zeichen in langen Redeteilen gedeutet. Joh 6,51-58 ist der zweite Teil
einer solchen Rede, die das Zeichen von der wunderbaren Brotvermehrung
ausdeutet: Sie ist ein Bild für das, was die Eucharistie in Wahrheit ist und was sie
bewirkt.
Jesus sagt von sich "Ich bin das Brot des Lebens". Wer nun dieses Brot ißt, wird
"leben in Ewigkeit". Das ist nicht nur eine zeitliche Aussage ("unbegrenzt lange
leben"), sondern eine qualitative, "leben in der Art, wie es der Ewige tut". Warum
kann Jesus, das Brot, zu einem solchen Leben verhelfen? Jesus nennt das Brot
provozierend "Fleisch". Die Johannesgemeinde versteht diesen Begriff eigentlich
negativ (sündig, unrein, verweslich, gottfern). Um so aufregender ist es, daß schon
in Joh 1:1 heißt: "das Wort ist Fleisch geworden": Nur der versteht Jesus richtig, der
ihn ganz und gar in seinem Menschsein wahrnimmt. Nur wer glaubt, daß Gott auch
die "letzten Winkel" des Menschseins angenommen hat, erlebt (schon jetzt
ansatzhaft) das verheißene "ewige" Leben in Fülle.
Die Eucharistie, so Johannes, vergegenwärtigt aber nicht nur die Versöhnung, die in
der Menschwerdung Jesus geschehen ist. Durch die mehrfache Wiederholung des
Wortes "Blut" wird auf den Tod Jesu angespielt, der als Hingabe für "das Leben der
Welt" bezeichnet wird.
Die Worte dieser Rede machen das Geheimnis der Eucharistie nicht begreiflicher,
sondern verdeutlichen eher, daß sich seine Bedeutung unserem Zugriff entzieht und
daß jede Erklärung die Tür zu einer neuen Frage auftut. Wer nach dem Lesen
"nichts verstanden" hat und zu staunen beginnt, bei dem hat der Verfasser des
Johannesevangeliums sein Ziel erreicht.
Lesungskommentar von Regina Wagner (1997)
Das 6. Kapitel des Johannesevangeliums beginnt mit der Erzählung von der
wunderbaren Speisung einer großen Volksmenge am See von Tiberias. Jesus gibt
den Menschen, die ihm folgen, zu essen, daraufhin verfolgen sie ihn weiter. Aus
dem Dialog mit den Leuten beginnt die sogenannte "Brotrede", in der sich Jesus als
das Brot des Lebens offenbart. Vom Vater gesandt ist er Brot für das Leben des
ganzen Kosmos. Die Reaktion der Zuhörer ist ablehnend: sie murren. Die Antwort
des Evangelisten darauf ist der Verweis, daß der Zugang zu diesem Geheimnis nur
im Glauben möglich ist: "Amen, amen, ich sage euch: Wer glaubt, hat das ewige
Leben." (Joh 6,47)
In Joh 6,51 wird von der Brotrede zur Eucharistierede übergeleitet. Anstatt wie
bisher vom "Brot des Lebens" ist jetzt vom "lebendigen Brot" die Rede, was den
Blick von der Person Jesus weg stärker auf das Brotsymbol lenkt. Auch in der
Akzentverschiebung vom Brot, das vom Vater gegeben wird, hin zu dem Brot, in
dem Jesus selbst sein Fleisch gibt, wird deutlich, daß sich hier die
Abendmahlstradition durchsetzt.
Schnittpunkt Eucharistie
In der Eucharistierede Joh 6,52-59 ist eine verfestigte eucharistische Redeweise
erkennbar, die auch Abhängigkeit von einem tradierten Einsetzungsbericht erkennen
läßt.
Anstelle von "Leib" verwendet Johannes "Fleisch", eine Klarstellung gegenüber
Strömungen, die versuchten Leben und Tod Jesu und damit auch das Leben der
Kirche in eine reine geistige Sphäre abzuschieben.
Wie in der paulinischen Abendmahlstradition ist hier auch festgehalten, daß die
Selbsthingabe Jesu für jemanden geschieht, in dieser Aussage: für das Leben des
ganzen Kosmos. Die Abendmahlstradition und das johanneische Verständnis des
Heilsgeschehens sind hier ganz eng verknüpft.
Joh 6,52 berichtet von einem Streit, der durch ein Mißverständnis der
eucharistischen Deuteworte "Das ist mein Leib - Das ist mein Blut" entstanden ist.
Interessant ist, daß nicht versucht wird zu erklären, wie das gemeint ist, sondern daß
das christliche Verständnis in unverminderter Schärfe wiederholt wird. Den Heilstod
Jesu und seine Gegenwart in den Gaben von Brot und Wein kann nicht einmal ein
Evangelist erklären, Johannes versucht es auch gar nicht. Der Schreiber des
Johannesevangeliums geht davon aus, daß es sich dem, der sich auf den Glauben
einläßt, ohnehin selbst erschließt. Derjenige, der dem christlichen Glauben
ablehnend gegenübersteht, wird auch mit der größten Verstandesleistung keinen
Zugang finden. Glaube ist im 4. Evangelium kein Wissen, das gelernt werden kann,
sondern ein Prozeß, in den man einsteigen muß und der erst im Gelebtwerden seine
Dynamik gewinnt.
Mit der Entscheidung, sich auf das Glauben einzulassen, tritt der Mensch in den
Bereich des Lebens ( griechisch: Zoé) ein, der über das bloß biologische Leben
(griechisch: Bíos) hinaus reicht in das ewige Leben bei Gott, die Gemeinschaft mit
Jesus Christus. Deutlichster Ausdruck dieses In-Gemeinschafttretens ist das Mahl.
Im Essen der eucharistischen Gaben, des Leibes und Blutes Jesu, ist das nicht nur
symbolisch angedeutet, sondern wird real vollzogen.
Evangelium für eine Fronleichnamsprozession:
Mt 26,18-29
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes:
In jener Zeit sagte Jesus zu seinen Jüngern:
Geht in die Stadt zu dem und dem und sagt zu ihm:
Der Meister läßt dir sagen: Meine Zeit ist da;
bei dir will ich mit meinen Jüngern das Paschamahl feiern.
Die Jünger taten, was Jesus ihnen aufgetragen hatte,
und bereiteten das Paschamahl vor.
Als es Abend wurde, begab er sich mit den zwölf Jüngern zu Tisch.
Und während sie aßen, sprach er:
Amen, ich sage euch:
Einer von euch wird mich verraten und ausliefern.
Da waren sie sehr betroffen,
und einer nach dem andern fragte ihn:
Bin ich es etwa, Herr?
Er antwortete:
Der, der die Hand mit mir in die Schüssel getaucht hat,
wird mich verraten.
Der Menschensohn muß zwar seinen Weg gehen,
wie die Schrift über ihn sagt.
Doch weh dem Menschen,
durch den der Menschensohn verraten wird.
Für ihn wäre es besser, wenn er nie geboren wäre.
Da fragte Judas, der ihn verriet:
Bin ich es etwa, Rabbi?
Jesus sagte zu ihm: Du sagst es.
Während des Mahls nahm Jesus das Brot
und sprach den Lobpreis;
dann brach er das Brot,
reichte es den Jüngern und sagte:
Nehmt und eßt; das ist mein Leib.
Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet
und reichte ihn den Jüngern mit den Worten:
Trinkt alle daraus;
das ist mein Blut, das Blut des Bundes,
das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.
Evangelium für eine Fronleichnamsprozession: Mk 6,34-44:
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus:
In jener Zeit, als Jesus aus dem Boot ausstieg
und die vielen Menschen sah,
hatte er Mitleid mit ihnen;
denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.
Und er lehrte sie lange.
Gegen Abend kamen seine Jünger zu ihm und sagten:
Der Ort ist abgelegen, und es ist schon spät.
Schick sie weg,
damit sie in die umliegenden Gehöfte und Dörfer gehen
und sich etwas zu essen kaufen können.
Er erwiderte: Gebt ihr ihnen zu essen!
Sie sagten zu ihm: Sollen wir weggehen,
für zweihundert Denare Brot kaufen
und es ihnen geben, damit sie zu essen haben?
Er sagte zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Geht und seht nach!
Sie sahen nach und berichteten:
Fünf Brote, und außerdem zwei Fische.
Dann befahl er ihnen, den Leuten zu sagen,
sie sollten sich in Gruppen ins grüne Gras setzen.
Und sie setzten sich in Gruppen zu hundert und zu fünfzig.
Darauf nahm er die fünf Brote und die zwei Fische,
blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis,
brach die Brote und gab sie den Jüngern,
damit sie sie an die Leute austeilten.
Auch die zwei Fische ließ er unter allen verteilen.
Und alle aßen und wurden satt.
Als die Jünger die Reste der Brote und auch der Fische einsammelten,
wurden zwölf Körbe voll.
Es waren fünftausend Männer,
die von den Broten gegessen hatten.
Evangelium für eine Fronleichnamsprozession: Joh 15,1-8
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes:
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer.
Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab,
und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt.
Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe.
Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch.
Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann,
sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt,
so könnt auch ihr keine Frucht bringen,
wenn ihr nicht in mir bleibt.
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.
Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht;
denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.
Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen, und er verdorrt.
Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen.
Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben,
dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten.
Mein Vater wird dadurch verherrlicht,
dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.
Lesungskommentar von Manfred Wussow (1970)
In der Reihe der „Ich-bin“-Worte, die im Johannesevangelium überliefert werden,
begegnet uns heute das Bildwort von dem Weinstock, von der Rebe und von der
Frucht. Unschwer ist wahrzunehmen, dass in den vielen Assoziationen nur ein
Thema variiert wird: reiche Frucht bringen.
Gerichtszüge trägt das Evangelium auch: Reben, die keine Frucht bringen, werden
abgeschnitten. Für die Hörer in ihrer alltäglichen Erfahrung eine vertraute
Schlussfolgerung. Jesus will aber seine Zuhörer davon befreien, abgeschnitten zu
werden: „reiche Frucht bringen“ ist jedoch nicht nur eine Vorgabe, sondern eine
Verheißung. Die Rebe, die am Weinstock bleibt, wird reiche Frucht bringen!
Das Ich-bin-Wort „Ich bin der wahre Weinstock“ umkreist das Geheimnis des
„bleibens“. Am Weinstock reift die reiche Frucht, von ihm getrennt bleibt nur der
Abfall. Auf Jesus bezogen, stellt der Evangelist vor Augen, in ihm zu bleiben und
sein Wort zu verinnerlichen. Es ist Jesu Wort, dass reiche Frucht beschert. Nach Jes
55 kommt Gottes Wort nie leer zurück.
Der letzte Satz bindet Bilder und Assoziationen zusammen: Der Vater Jesu wird
dadurch verherrlicht, dass wir Jesu Jünger werden und reiche Frucht bringen. Es
gehört zu der johanneischen Sehweise, Jesu Wort und Werk nicht an sich zu
betrachten und vorzustellen, sondern als sein „Bleiben“ im Vater zu bezeugen. So
kann der Evangelist mit dem Wort „bleiben“ Gott, Jesus und uns verbinden. Statisch
ist „bleiben“ nicht. Als Bildwort kann das „Ich-bin-Wort“ Jesu einen
Wachstumsprozess beschreiben und gleichzeitig einen großartigen Geschmack
hinterlassen. Für die Hörer kann es nur eine Konsequenz geben: „Reiche Frucht
bringen“
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