1. So. n. Epiphanias

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Nr.
Datum
12
09.01.2011
Titel
Untertitel
Lied vor der Predigt
Lied nach der Predigt
Anlass
1. So. n.
Epiphanias
Bibelstelle
Autor
Matth. 4,12-17
Gottfried Steffens
Gott kommt
Was heißt heute Buße?
66,1-2+4-5
316,1-2+4-5
Liebe Gemeinde,
da kommt einer neu in eine Stadt. Sofort tritt er in die Öffentlichkeit. „Tut Buße - ändert euch“ - das
ist seine Botschaft. „Was ist denn falsch an uns,“ fragen sich die anständigen und durchweg
gläubigen Mitbürger. „Eure Zukunftsperspektive“, sagt Jesus. „Ihr solltet von nun an damit
rechnen, dass jetzt Gott kommt. Eine großartige Zeit beginnt. Einfach himmlisch. Ja, das
Himmelreich beginnt. Die tiefste Sehnsucht der Menschheit geht in Erfüllung: Gerechtigkeit.
Frieden. Wohlstand. Harmonie. Die Krankheit wird besiegt. Das Licht vertreibt die Finsternis. Die
Schatten des Todes weichen. Lange schon vorausgesagt - jetzt ist es soweit.“
Darauf sollen auch wir unsere Herzen ausrichten. In dem bekanntesten Lied der Epiphaniaszeit
heißt es: „Jesus ist kommen, Grund ewiger Freuden.“
„Stricke des Todes, die reißen entzwei.“ Glauben wir das wirklich, was wir da singen? „Gibt uns,
ach höret's doch ja nicht vergebens, ewiges Leben, der freundliche Gott. Glaubt ihm, so macht er
ein Ende des Bebens. Jesus ist kommen, der Fürste des Lebens.“ Merkt man uns das an?
Die Botschaft vom Reich Gottes geht nicht unter. Sie läuft weiter, auch wenn der Botschafter - wie
bei Johannes dem Täufer - mundtot gemacht wird. Sie dringt immer weiter vor, indem der
Botschafter weiterzieht - wie Jesus, der von Nazareth nach Kapernaum zieht. Jedes Gebiet, jedes
Dorf, jeden Menschen wird sie erreichen. Jeder soll die Gelegenheit bekommen, sie aus berufenem
Munde zu hören. Aber was machen die Menschen mit der Botschaft? Wenden wir uns ihr zu oder
lassen wir sie vorbeiziehen? In das eine Ohr hinein, durchs andere hinaus? Sowie die Leute aus
Nazareth. Oder schlimmer noch: Wie die damaligen Theologen und Politiker, die nicht nur
Johannes, sondern auch Jesus bekämpften und ihn vor Gericht stellen ließen? (Darum hat sich
Jesus zunächst aus Jerusalem und Judäa zurückgezogen nach Galiläa.)
„Tut Buße, indem ihr glaubt an diese frohe Botschaft vom Reich Gottes.“ Das wollten damals und
wollen heute viele nicht. Es bedeutet nämlich Revolution, Herrschaftswechsel. Der Mensch, der
vollkommen eigengesetzlich und eigenwillig bestimmen will über sein Leben und die Welt, muss
Gott das Sagen überlassen. Im folgenden Textabschnitt lesen wir von Menschen, die beginnen, sich
darauf einzulassen. Die Jünger. Sie gehen mit Jesus. Hören auf ihn. Und erleben, wie sich der
Himmel öffnet, Wunder passieren. Heilung geschieht. Liebe wird praktisch.
Ist die Zeit des Christentums bei uns vorbei? Im Ursprungsland des Christentums, Palästina, gibt es
heute fast keine Christen mehr. Genauso wie in Nordafrika, wo die wichtigsten Kirchenväter lebten.
Im Kernland des Christentums des ersten Jahrtausends, der Türkei, damals Kleinasien, dürfen heute
keine Kirchen mehr gebaut werden. Zahlenmäßig ist es in Deutschland jedes Jahr eine Großstadt,
die der Kirche den Rücken zudreht. Eine Abiturientin wurde vor ein paar Wochen bei der
Studienberatung an der Universität Trier davon abgeraten, Theologie fürs Lehramt zu studieren,
weil es in 5 Jahren sowie so keinen Religionsunterricht gäbe.
Zieht Jesus weiter? In vielen Ländern der Welt blüht das Christentum auf. In Südkorea muss eine
Kirchengemeinde ständig anbauen, weil die Plätze für die Gottesdienstbesucher nicht reichen. Am
Sonntag finden acht Gottesdienste nacheinander mit jeweils 40 000 Teilnehmern statt - die neue
Toilettenanlage fast 2000 Besucher gleichzeitig. Dies wurde in einem privatgedrehten Videofilm
dokumentiert, den ich vor einigen Jahren gesehen habe. Die Botschaft vom Reich Gottes findet dort
offensichtlich viele Herzen, die sich ihm „bußfertig“ öffnen.
Daran entscheidet es sich: „Tut Buße“. Aufnahme der Botschaft oder Ablehnung. Gleichgültigkeit
oder selbstkritische Umkehr. Es geht nicht um Anständigkeit oder Religiösität. Auch nicht um
Frömmigkeit oder Spiritualität, wie man heute gerne sagt, sondern darum, ob ich bereit meine
Einstellungen und mein Verhalten zu überprüfen und von Jesu Botschaft in Frage stellen zu lassen.
Das ist Buße.
Typische Frage eines Zeitgenossen: Was hab ich denn von Gott? Rückfrage: Wie alt sind Sie? „Ich
bin 59 Jahre.“ Dann haben Sie 59 Jahre von Gott. Nur: Haben Sie ihn darin erfahren, wie er ‘alles
so herrlich regieret‘? Die Herrschaft Gottes lässt sich zeichenhaft erfahren. Im Glauben an Jesus
erfahren wir unsere Tage als Reich Gottes. Nicht vollkommen und offensichtlich, sondern
verborgen, bruchstückhaft unter viel Widersprüchlichem. „Wir wandeln im Glauben nicht im
Schauen“ sagt Paulus1. Die von Jesus angekündigte vollkommen sichtbare Gestalt Gestalt des
Reiches Gottes steht noch aus. Im Glaubensbekenntnis sagen wir: Von dort wird er kommen, zu
richten die Lebenden und die Toten. Nicht um zugrunde zu richten, sondern um einen neuen
Himmel und eine neue Erde aufzurichten, „in denen Gerechtigkeit wohnt“2. Wir glauben „an die
Auferstehung der Toten und das ewige Leben.“ Wir sehen das nicht, aber wir sind gewiss, dass
„weder Tod noch Leben, weder Hohes noch Tiefes uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in
Christus Jesus ist, unserem Herrn“3.
Wenn wir „Buße tun“ - unser Leben am Maßstab der Liebe überprüfen lassen -, dann erfahren wir
Befreiung von allem Belastendem, „Vergebung der Sünden“ sagt die Heilige Schrift4. Wo
Vergebung der Sünden ist, da ist Leben und Seligkeit. Eben, das Himmelreich.
Wo wir diese Botschaft aufnehmen und weitergeben, wächst das Reich Gottes. Sein sichtbarer
Anbruch steht kurz bevor. Mag sich noch soviel entgegenstemmen. Auf der letzten Seite der
Heiligen Schrift sagt Jesus: „Siehe, ich komme bald.“ 5
Worauf setzen wir unsre Hoffnung? „Bist du der da kommen soll oder sollen wir auf einen anderen
warten?“ fragt Johannes der Täufer.6
Wer ist Jesus wirklich? Was können wir von ihm erwarten? Darf er unsre Vorstellungen von ihm
sprengen? Können wir den gewaltigen Aussagen über ihn wirklich trauen und darauf bauen?
Wenn Jesus sich heute anscheinend vom „christlichen Abendland“ abwendet und das Christentum
vielmehr in Gebieten wie Asien, Südamerika und Afrika aufblüht - sind wir dann bereit unseren
christlichen Führungsanspruch aufzugeben?
Sind wir bereit, wirklich umzudenken? Von Vorstellungen Abschied zu nehmen, bei denen wir
selbst im Mittelpunkt standen und Gott nur als Erfüllungsgehilfe unserer Ansichten diente? Das
wäre Buße.
Machen wir uns neu auf den Weg, den ER uns führt. Eine neue Sicht der Heiligen Schrift und wie
sie sich in unserer Zeit heute erfüllt. Amen.
1) 2.Kor.5,7
2) 2. Petr.3,13
3) Röm.8,38f
4) Matth.3,6 Luk.24,47 Joh.20,23 Apg.2,38 Offb.22,14
5) Offb.22,20
6) Matth.11,3
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