Kontexte als RTF

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30. März 2008: 2. Sonntag der Osterzeit (A)
Die eigentliche Mitte des Christentums
Was bringt uns Ostern?
In der Liturgie der Kar- und Ostertage steht das Schicksal Jesu, sein Kreuz und
seine Auferstehung im Vordergrund. Aber was bedeuten diese Ereignisse für uns
Menschen? Was bringt uns Ostern? Welche Konsequenzen ergeben sich für unser
Schicksal?
Diese Frage ist verwandt mit der Frage, die Karl Rahner in seinem letzten großen
Vortrag aufgeworfen hat. Es ist die Frage: Was ist die "eigentliche Mitte des
christlichen Glaubens"?
Karl Rahner beklagt, dass diese zentrale Frage von den Theologen "faktisch oft oder
fast immer vergessen wird". Dies trifft nicht nur für Theologen zu, sondern auch für
viele Christen. Auch sie haben die "eigentliche Mitte des christlichen Glaubens" oft
nicht in den Blick bekommen oder sie vergessen
Was ist nun auf dem Hintergrund der Ostererfahrung "die eigentliche Mitte des
christlichen Glaubens"?. Was bewirkt Jesus Christus, der Gekreuzigte und
Auferstandene für uns? Was sagt uns zu dieser Frage der 1. Petrusbrief? Welche
Antwort gibt Karl Rahner in seiner letzten großen Rede anlässlich seines achtzigsten
Geburtstages?
Was ist die eigentliche Mitte des Christentums?
Was sagt der 1. Petrusbrief in der heutigen Lesung? Die Aussagen sind gewichtig:
Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus hat uns in seinem großen
Erbarmen neu geboren. Durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten haben
wir eine lebendige Hoffnung. Wir empfangen das unzerstörbare, makellose und
unvergängliche Erbe. Wir erlangen das Heil. Es wird uns Lob, Herrlichkeit und Ehre
zuteil.
Nach diesen Worten werden wir durch Jesus Christus reich beschenkt:
Durch eine neue Geburt, eine lebendige Hoffnung, ein unzerstörbares und
unvergängliches Erbe, durch den Anteil an Gottes Ehre und Herrlichkeit.
All diese Begriffe haben mit Gott zu tun. Gott ist uns in besonderer Weise nahe. Er
wirkt in uns, er verwandelt uns. Er gibt uns Anteil an der göttlichen Natur (2 Petr 1,4)
Bei all diesen Begriffen geht es auch um die Mitte des christlichen Glaubens. Worin
besteht die Mitte des Christentums nach Karl Rahner? "Die eigentliche und einzige
Mitte des Christentums und seiner Botschaft ist darum für mich die wirkliche
Selbstmitteilung Gottes in seiner eigensten Wirklichkeit und Herrlichkeit an die
Kreatur, ist das Bekenntnis zu der unwahrscheinlichsten Wahrheit, dass Gott selbst
mit seiner unendlichen Wirklichkeit und Herrlichkeit, Heiligkeit, Freiheit und Liebe
wirklich ohne Abstrich bei uns selbst in der Kreatürlichkeit unserer Existenz
ankommen kann und alles andere, was das Christentum anbietet oder von uns
fordert dem gegenüber nur Vorläufigkeit oder sekundäre Konsequenz ist". (K.
Rahner, Von der Unbegreiflichkeit Gottes. Erfahrungen eines katholischen
Theologen, 4. Aufl., Freiburg: Verlag Herder 2006, S. 36).
Eine neue Qualität der Beziehung zwischen Gott und Mensch
Die Mitte des Christentums ist nicht das Engagement für Liebe und Gerechtigkeit in
der Welt, nicht ein "Humanismus, der Gott für den Menschen verbrauchen will".
Diese Mitte des Christentums ist eine neue Qualität der Beziehung zwischen Gott
und Mensch, die Rahner als "Selbstmitteilung Gottes" beschreibt, eine Beziehung,
wo der Geber und die Gabe identisch sind. Gott teilt sich uns mit und ist in uns. Der
dreifaltige Gott wohnt in uns und wir in ihm.
Das ewige Leben - die Anschauung Gottes- ist sozusagen die organische Entfaltung
dessen, was in der Selbstmitteilung Gottes schon gegenwärtig ist.
So gesehen geht es in der Osterliturgie um die eigentliche und letzte Bestimmung Berufung - des Menschen. Jesus Christus , der Gekreuzigte und Auferstandene
räumt die Hindernisse aus, die dieser Berufung entgegenstehen, und öffnet die Tore,
damit sie sich verwirklichen kann.
Copyright 2008 Alois Kraxner
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