4. Methoden 4.1 Einführung In dieser Arbeit werden

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Methoden
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4. Methoden
4.1 Einführung
In dieser Arbeit werden geomorphologische, palynologische und sedimentologische Methoden
integrativ angewendet. Im Verlauf der Bearbeitung der zunächst geomorphologisch angelegten
Fragestellung wurde es immer wichtiger, ein fachübergreifendes Methodenspektrum anzuwenden. Der Grund dafür ist, dass mehrere isolierte tertiäre Sandvorkommen im Mittelharz
aufgefunden und beprobt werden konnten, deren Genese und Alter zum Teil nur durch einen
Vergleich mit den Ablagerungen des Harzvorlandes erklärt werden können. Zur Erkundung der
Tertiärvorkommen im Harz und im Harzvorland wurden Voruntersuchungen in Form von Kartenund Aktenrecherchen sowie Geländekartierungen durchgeführt. Mehrere Standorte wurden in
Schürfen und durch Bohrungen beprobt. Zahlreiche ausgewählte Proben wurden palynologisch
und sedimentpetrographisch untersucht. Die Untersuchungen auf Pollen, Sporen und Dinozysten zielen auf eine absolute Altersbestimmung der Sedimente hin. Die sedimentpetrographischen Analysen wurden hauptsächlich an den fossilfreien Sanden durchgeführt, für die
eine biostratigraphische Altersbestimmung bisher nicht möglich war. Daraus sollen Hinweise
über die Ablagerungsprozesse und die Herkunft der Sedimente abgeleitet werden.
4.2 Farbliche Darstellung
In dieser Arbeit wird eine Anzahl von Lokalnamen verwendet, die sich auf die untersuchten
Sedimentvorkommen auf der Elbingeröder Hochfläche im Mittelharz und im Zechsteinausstrich
zwischen Wienrode und Thale im Harzvorland beziehen. Die Namen stammen überwiegend
aus der Literatur, aus topographischen und geologischen Karten. Um dem gebietsfremden
Leser dieser Arbeit eine bessere Orientierung zu ermöglichen, werden die häufig verwendeten
Lokalnamen in der Tabelle 4.1 zusammengestellt.
Tabelle 4.1: Lokalnamen von untersuchten Sedimentvorkommen (Lage siehe Abbildungen 5.1 und 5.15)
Harzvorland
Mittelharz
Lage
im
lokaler Name
(Lagebeschreibung)
Höhe
über NN
kurzer Lokalname
in dieser Arbeit
Kurzbezeichnung
Sand- und Tongrube am Hartenberg
(nördlich der Straße Elbingerode-Heimburg)
506 m
Hartenberg
Hart
Tertiärvorkommen nordwestlich von Hüttenrode
(direkt nördlich des Bahnhofs Hüttenrode)
475 m
Hüttenrode
Hüt
Sandkuhle am Kleinen Schmidtskopf
(Abzweig des Sandkuhlenweges vom Weg zur
Trogfurter Brücke, südlich von Elbingerode)
510 m
Schmidtskopf
Schmi
Lehmvorkommen westlich von Elbingerode
(Wiesen direkt westlich der B27 und westlich
der Stadt Elbingerode)
510 m
westlich von Elbingerode
wvE
Karstfüllungen Tagebau Mühlental Nord Nord
(nördlichster Tagebau der Fels-Werke GmbH
am Galgenberg nordöstlich von Elbingerode)
475 m
Mühlental Nord Nord
MtNN
Sandgruben am Fohlenstall bei Thale
(südlich der Straße Thale-Wienrode am Rübchen)
190 m
Fohlenstall, Rübchen
Rüb, Thale
Eggeröder Forsthaus östlich von Wienrode
(an der Straße von Thale nach Wienrode
ca. 1.5 km östlich von Wienrode)
213 m
Eggeröder Forsthaus
Wien
Methoden
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Die farbliche Markierung der Standorte im Mittelharz und im Harzvorland orientiert sich an der
unterschiedlichen Höhenlage der Sedimentvorkommen. Die Lokalitäten im Mittelharz liegen alle
zwischen 470 und 520 m über NN und werden mit brauner Farbe markiert. Die Standorte im
Harzvorland liegen zwischen 180 und 220 m NN und erhalten eine grüne Farbgebung (vgl.
Tabelle 4.1). Die farbliche Unterscheidung soll dem Leser eine schnelle und assoziative Zuordnung der Ergebnisse – zunächst unabhängig von einer genauen Lagekenntnis der einzelnen
Lokalitäten – ermöglichen. Sie lässt sich in vielen Abbildungen und Tabellen in dieser Arbeit
wiederfinden und wird vor allem in solchen Darstellungen verwendet, die auf einen Vergleich
der Ergebnisse zum Mittelharz und zum Harzvorland abzielen.
4.3 Voruntersuchungen
a) historisches Archivmaterial
Seit KAYSER (1877) und LOSSEN (1891) ist bekannt, dass durch die intensive und Jahrhunderte
andauernde Suche nach Eisenerzen auch Sande und Tone in den Elbingeröder und Hüttenröder Bergbaurevieren erschürft wurden, die ebenfalls bergmännisch abgebaut wurden. Drei
vermutete Tertiärvorkommen sind in der Geologischen Karte 1: 25 000 eingetragen (vgl. ERDMANNSDÖRFFER
1926, ERDMANNSDÖRFFER et al. 1930). Das Vorkommen der Sedimente ist
räumlich stark begrenzt. Darüber hinaus sind die ehemaligen Sand- und Tongruben Einzelerscheinungen in den verschiedenen Eisenerzrevieren. Historisches Archivmaterial in Form von
Karten wurde recherchiert, um Hinweise auf den Abbau von Sedimenten in weiteren Gruben zu
gewinnen. Wegen der ehemaligen Zugehörigkeit des Untersuchungsgebietes zu Hannover,
Blankenburg bzw. Braunschweig und Wernigerode (vgl. SCHWERDTFEGER 1998, ZINCKEN 1825)
wurden mehrere hundert Pläne und Karten aus den Beständen der vier Archive: Hauptstaatsarchiv Hannover, Staatsarchiv Wolfenbüttel, Archiv des Oberbergamtes Clausthal und Landeshauptarchiv von Sachsen-Anhalt in Magdeburg gesichtet.
Die umfangreichsten Kartenbestände zu den Elbingeröder Revieren befinden sich im Hauptstaatsarchiv Hannover. Allein in den Mappen mit den Nummern 1384 bis 1388 (Findbuch:
Kartenmappen) wurden 286 Übersichtskarten, Risswerke und Pläne gesichtet, die bereits durch
Prof. Schwerdtfeger zusammengestellt und aufgelistet worden sind. Im Bergarchiv von
Clausthal-Zellerfeld sind große Aktenbestände vorhanden. Die Karten wurden zum größten Teil
von Clausthal nach Hannover abgegeben. In Wolfenbüttel sind vor allem Karten und Risswerke
des Hüttenröder Reviers archiviert. In Magdeburg konnten nur wenige Karten gefunden werden.
b) Erkundungsberichte des Kalkabbaus in den Tagebauen bei Elbingerode und Rübeland
Das devonische Massenkalkvorkommen des Elbingeröder Komplexes im Mittelharz gilt als eine
sehr detailliert untersuchte Lagerstätte. Zahlreiche Bohrungen wurden vor allem in den fünfziger
bis siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts zur Erkundung der Kalke in dem Gebiet bei
Elbingerode und Rübeland abgeteuft. Baggerschürfe dienten der Lagebestimmung des oberflächennahen Ausstreichens der Mittelharzer Porphyrgänge. In zahlreichen Berichten wurden
die Bohrungen und Schürfe dokumentiert. Ein Teil der Akten befindet sich heute im Archiv der
Fels-Werke GmbH in Elbingerode und wurde im Rahmen dieser Arbeit eingesehen. Aus den
zahlreichen Dokumenten konnten Hinweise auf eine starke Verkarstung der Massenkalke im
Methoden
24
Süden des Tagebaus Elbingerode entnommen werden. Wichtige Analysen und Ergebnisse der
zahlreichen Vorerkundungen, die hinsichtlich der quartären und tertiären Reliefentwicklung des
Untersuchungsgebietes von besonderem Interesse sind, wurden bereits von ALTERMANN &
RABITZSCH (1976) zusammengefasst.
4.4 Geländearbeiten
a) Geländeaufnahme und Kartierung
Eine ausführliche Begehung des Gebietes bei Elbingerode wurde mit dem Ziel durchgeführt,
den morphologischen Formenschatz im Untersuchungsgebiet zu erfassen und zu kartieren. Der
Großformenschatz ist stark gekennzeichnet durch ausgedehnte Hochflächenareale und
eingetiefte Täler, wobei der Übergangsbereich zwischen diesen Großformen von besonderem
morphologischem Interesse für diese Arbeit ist. Es wurde ferner überprüft, ob verschiedene
Flächenniveaus im Untersuchungsgebiet vorkommen, die eventuell verschiedenen geomorphologischen Entwicklungsstadien zugeordnet werden können. In diesem Zusammenhang wurden besonders die Ausstreichgrenzen der Massenkalke zu benachbarten Gesteinen in Augenschein genommen, um zu prüfen, ob diese petrographischen Grenzen morphologisch in Erscheinung treten. Kleinformen wurden im Untersuchungsgebiet ebenfalls kartiert. Von Interesse
waren dabei Dolinen und Karstformen, deren räumliche Verteilung Aussagen über rezente bzw.
subrezente Karstprozesse möglich machen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Geländebegehung war das Auffinden von tertiären Sedimentvorkommen in Paläokarstformen der Kalkgebiete, die seit LOSSEN (1891) aus der Zeit der
geologischen Kartierung des Harzes bekannt sind. Aus diesem Grund wurde eine Anzahl von
mehr als 300 Gruben des historischen Eisenerz-Bergbaus kartiert. An einigen Stellen wurden
Probesondierungen in den Pingen durchgeführt. Darüber wurden alle Großtagebaue des
Kalkabbaus im Gebiet zwischen Elbingerode und Rübeland begangen (Tagebau Elbingerode,
Tagebau Rübeland, Tagebau Kleiner Stein, Tagebau Mühlental, Tagebau Mühlental Nord
Nord). Oberflächennahe Karsterscheinungen und lokale Karstschlotenfüllungen mit braunen
Lehmen kommen in allen Tagebauen vor. Bei der Auswahl der zu untersuchenden Standorte
wurden die Lagerungsverhältnisse der Sedimente besonders berücksichtigt. Bevorzugt wurden
Vorkommen beprobt, bei denen die Lagerungsverhältnisse der Sedimente bereits Rückschlüsse
auf die Prozesse ihrer Ablagerung zulassen.
b) Geophysikalische Messungen
Geophysikalische Messungen wurden von Herrn Dr. I. Rappsilber in einer Kooperation mit dem
Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt in Halle durchgeführt. Mit Hilfe der
Messungen wurden die Lage und die Ausdehnung der Tertiärvorkommen am Hartenberg und
nördlich von Hüttenrode erkundet. Die Untersuchungen hatten das Ziel, Ansatzpunkte für Bohrungen und Schürfe festlegen zu können. Darüber hinaus sollten die Messungen Interpretationen über den Untergrund und die Ausprägung eines Paläokarstreliefs ermöglichen. In den
Geologischen Karten 1: 25 000 (Blätter 4130 und 4231) sind die Tertiärvorkommen sowohl am
Hartenberg als auch nördlich von Hüttenrode jeweils auf zwei isolierte Flächen kleineren
Ausmaßes beschränkt, die in drei von vier Fällen mit ehemaligen Sand- bzw. Tongruben zu-
Methoden
25
sammenfallen. Depressionen im Gelände ließen vermuten, dass die Sedimente jedoch eine
Ausdehnung über die ehemaligen Gruben hinaus haben könnten. Zur Überprüfung dieser
Annahme wurden in der Umgebung der Tertiärsignaturen bei Hüttenrode acht Radarprofile von
insgesamt 1050 m Länge vermessen (vgl. RAPPSILBER 2004b). Am Hartenberg erfolgte die
Vermessung von vier Radarprofilen von etwa 1100 m Länge und die Vermessung eines
Geoelektrikprofils mit sieben Messpunkten (vgl. RAPPSILBER 2004a).
Die Georadarmessungen wurden mit einer RAMAC/GPR-Apparatur der Firma MALAGeoScience aus Schweden durchgeführt. Dabei wurden abgeschirmte 100 MHz-Antennen eingesetzt. Das Georadarverfahren hat den Vorteil, dass es mit relativ geringem Aufwand im Gelände
angewendet werden kann. Durch die Vermessung mehrerer Profile konnte ein guter Überblick
über die Verhältnisse des Untergrundes in den beiden Gebieten gewonnen werden. Als Nachteil gilt die geringe Eindringtiefe der Radarwellen von nur wenigen Metern, wodurch im Mittelgebirgsraum vorrangig die quartären Deckschichten durch die Messungen erfasst werden. Die
Eindringtiefe wird durch erhöhte Feuchtigkeit im Boden zusätzlich herabgesetzt (RAPPSILBER
2004a, 2004b).
Die Messung des geoelektrischen Profils wurde am Hartenberg mit der Gleichstromapparatur
GGA 30 der Firma Buchholz aus Heiligenberg ausgeführt. Die Tiefensondierungen erfolgten mit
dem Prinzip der Dreielektrodenanordnung, um eine hohe Eindringtiefe zu erreichen. Die Verteilung des scheinbaren spezifischen Widerstandes wurde an sieben Punkten mit einem Punktabstand zwischen 15 und 40 m in Abhängigkeit von der Tiefe ermittelt (RAPPSILBER 2004a).
Sowohl die Georadarprofile als auch das geoelektrische Profil wurden mit einem GPSEmpfänger (Trimble Ag GPS 122 mit Bosch AMDS dGPS II) eingemessen (RAPPSILBER 2004a,
2004b).
d) Aufschlüsse und Schürfe
Begehbare Aufschlüsse von Tertiärsedimenten sind im Mittelharz und am nördlichen Harzrand
äußerst selten. Zwei Aufschlüsse wurden im Mittelharz im Tagebau Mühlental Nord Nord
angetroffen (Schurf N1, Schurf N2). Die oberflächennahen Karstfüllungen mit Sanden, Kiesen,
Tonen und Braunkohlen wurden durch den Kalkabbau der Fels-Werke GmbH während der
Projektzeit frisch angeschnitten und waren bereits im Sommer 2006 weitgehend verschwunden.
Im Harzvorland existieren Aufschlüsse der oligozänen Sande an den Hängen der ehemaligen
Sandgruben am Fohlenstall bei Thale (vgl. Kapitel 5.2.2).
Schürfe wurden im Mittelharz in der Sandkuhle am Kleinen Schmidtskopf südlich von Elbingerode und in der ehemaligen Sand- und Tongrube am Hartenberg nördlich von Elbingerode angelegt. Aufgrund der steilen Wände dieser beiden Gruben, ihrer starken Verholzung und ihrer
Lage im Wald konnten die Schürfe nur mit einfachen Werkzeugen und ohne größere Technik
angelegt werden. Die von STEINMÜLLER (1962) und LEWANDOWSKI (1995) untersuchten
Verwitterungserscheinungen
am
Garkenholz
wurden
ebenfalls
erschürft.
Außer
den
beschriebenen rotbraunen Lehmen wurden keine Sande oder Tone aufgefunden, die für
vergleichende Laboruntersuchungen mit anderen Tertiärvorkommen des Untersuchungsgebietes hätten herangezogen werden können. Da sich aus den Aufschlüssen am Garkenholz keine
Methoden
26
neuen Erkenntnisse bezogen auf die Ergebnissen von STEINMÜLLER (1962) ableiten lassen,
wurden die Aufschlüsse am Garkenholz nicht in die weitere Analytik dieser Arbeit einbezogen.
c) Bohrverfahren
Bohrungen waren aufgrund begrenzter Aufschlüsse der tertiären Sedimentvorkommen im
Untersuchungsgebiet notwendig. Mit Hilfe der Bohrungen konnten mehrere Tertiärvorkommen
im Mittelharz und Harzvorland nachgewiesen und umfangreich beprobt werden. Für die Erkundung der verschiedenen Standorte wurden im Verlauf der Untersuchungen unterschiedliche
Bohrverfahren eingesetzt. Rammkernsondierungen (RKS) erfolgten zur Vorerkundung und zur
Beprobung in nicht befahrbaren Gruben. Die Sondierungen wurden je nach Bohrfortschritt und
Substrat mit einem elektrischen Bohrhammer des Typs Makita HM 1400 bzw. einem benzinbetriebenen Bohrhammer des Typs Pionjär 140 des Instituts für Geowissenschaften durchgeführt (siehe Abbildung 4.1, Links). Bei diesen Sondierungen wurden Bohrtiefen von maximal 10
m erreicht. Vorteile dieses Bohrverfahrens sind geringe Kosten und die mobile Einsatzfähigkeit
der Technik in unwegsamem Gelände. Nachteile sind die Beeinträchtigung der Lagerung der
Sedimente sowie begrenzte Probenmengen in den Bohrkernen. Die unmittelbare Aufnahme
und Beprobung der Bohrkerne im Gelände lassen zudem keine Nachuntersuchungen zu.
Abb. 4.1: Eingesetzte Bohrverfahren; Links: Rammkernsondierung mit Makita HM 1400; Mitte: Rammkernbohrung mit Nordmeyer DSB 0-3; Rechts: Rammkernbohrung mit Nordmeyer DSB 1-3.5
Zur Beprobung der tertiären Sande am Fohlenstall bei Thale im Harzvorland wurde die Bohranlage des Typs DSB 0-3 von Nordmeyer eingesetzt (Abbildung 4.1, Mitte). Die DSB 0-3 ist ein
kleines kettenbetriebenes Gerät, welches wenig Arbeitsraum benötigt. Bei den Rammkernbohrungen (RKB) wurden vollständige Kerne im PVC Liner entnommen. Nachbohren erfolgte im
Hohlbohrschneckenverfahren. Sehr vorteilhaft für die vollständige und ungestörte Kerngewinnung ist die präzise Einstellung der gewünschten Bohrtiefe durch Rammen bis zum Anschlag
der Rammkernrohrzentrierung auf der Hohlbohrschneckenschneide (ca. +/- 1cm Abweichung).
Durch nachträgliches Überbohren des Rammkernrohres sind höhere Schlagzahlen möglich. Ein
Nachteil dieser Anlage sind geringe Anschlusstiefen, insbesondere in nassen sandigen
Substraten.
Für die Erkundung der Tertiärvorkommen im Mittelharz wurden Rammkernbohrungen mit einer
Bohranlage des Typs DSB 1-3.5 von Nordmeyer durchgeführt (Abbildung 4.1, Rechts). Die
Methoden
27
Kernentnahme erfolgte ebenfalls im PVC Liner. Nachgebohrt wurde mit dem klassischen
Trockenbohrverfahren. Die Bohrungen mit dem schweren Bodenprobe-Entnahmegerät haben
den Vorteil größerer Aufschlusstiefen auch bei nassen sandigen Böden. In Hüttenrode wurden
Endteufen von maximal 22 m erreicht. Ein Nachteil dieses Verfahrens ist die ungenauere
Einstellung der Teufenlage durch Antrieb mit Seil (ca. +/- 10cm Abweichung). Bei zu hohen
Schlagzahlen ist der Abbruch des Kernmarsches notwendig, weil das Bergen des
eingetriebenen Rammkernrohres von der Zugkraft der Seilwinde abhängig ist.
4.5 Laborarbeiten
4.5.1 Granulometrische Analyse
a) Laborarbeiten
Die Laborarbeiten zur Korngrößenbestimmung erfolgten in Anlehnung an die DIN 18123.
Verschiedene Arbeitsschritte wurden an die Fragestellungen der vorliegenden Arbeit und die
Gegebenheiten des Labors des Institutes angepasst. Sofern dies nötig war, wurden die Proben
vor ihrer Fraktionierung den entsprechenden Vorbehandlungen zur Abtrennung der organischen
Substanz, des Karbonat- und des Eisenanteils unterzogen. Nach der Trocknung und Einwaage
der entsprechenden Probenmengen (mindestens 50g bei wenig vorhandenem Probenmaterial
durch Gewinnung im Bohrverfahren) wurde der Feinanteil der Sedimente durch Zugabe von 0,2
molarer Tetranatriumdiphosphatlösung und einer mehrstündigen Bewegung der Lösung in der
Rüttelmaschine dispergiert. In einem Nasssiebdurchgang erfolgte die Trennung in zwei Fraktionen größer und kleiner 0,063 mm, wobei die feine Fraktion als Suspension aufgefangen wurde.
Tabelle 4.2: Intervallgrenzen der Korngrößenbestimmung; Rechts: Siebmethode B: Feinsand- und Mittelsandproben; Links: Siebmethode A: alle übrigen Sedimentproben
Benennung
GrobMittel-
gG
Kies
mG
fG
FeinGrobMittel-
Siebmethode A
IntervallKürzel
grenzen [mm]
gS
Sand
mS
Fein-
fS
Grob-
gU
MittelFeinTon
Schluff
mU
fU
T
Fraktionierung
Benennung
Fein-
> 20.0
> 16.0
> 8.0
> 6.3
> 4.0
> 2.0
> 1.0
> 0.63
> 0.355
> 0.200
> 0.100
> 0.063
Siebung
> 0.031
> 0.020
> 0.0063
> 0.002
> 0.001
< 0.001
Laserdiffraktometrie
Kies
Siebmethode B
IntervallKürzel
grenzen [mm]
fG
Grob-
gS
Mittel-
mS
Sand
Fein-
fS
Grob-
gU
MittelFeinTon
Schluff
mU
fU
T
Fraktionierung
> 2.0
> 1.0
> 0.63
> 0.45
> 0.355
> 0.300
> 0.250
> 0.200
> 0.150
> 0.125
> 0.100
> 0.080
> 0.063
Siebung
> 0.031
> 0.020
> 0.0063
> 0.0020
> 0.0010
< 0.001
Laserdiffraktometrie
Methoden
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Der Sand- und Kiesrückstand aus diesem ersten Nasssiebdurchgang wurde durch Trockensiebung in weitere Fraktionen unterteilt, wobei entsprechend der Fragestellung eine unterschiedliche Anzahl von Sieben eingesetzt wurde. Für die Korngrößenanalyse von 32 Sedimentproben wurden die Siebe im linken Teil der Tabelle 4.2 eingesetzt, mit denen eine Unterteilung
in 12 Siebklassen vorgenommen wurde. Für die Korngrößenanalyse von insgesamt 73
Feinsand- bzw. Mittelsandproben wurde eine größere Anzahl von Sieben mit entsprechender
Maschenweite benutzt (siehe rechter Teil der Tabelle 4.2), um zwischen 0,063 und 0,630 mm
eine Fraktionierung in Intervallen von 1/3 Phi-Einheiten zu erreichen. Erst diese eng gewählten
Korngrößenintervalle ermöglichen eine genetische Interpretation der Korngrößenverteilung der
Sande bzw. der daraus abgeleiteten Parameter (vgl. FRIEDMANN 1961, 1967, SINDOWSKI 1957,
1962a).
Der abgetrennte und in Suspension vorliegende Feinanteil wurde auf der Basis der Laserbeugung mit dem Gerät „Mastersizer X“ der Firma „Malvern Instruments GmbH“ bestimmt. Diese
optische Methode unterscheidet sich durch ihre volumetrische Partikelgrößenmessung von den
herkömmlichen Messverfahren der Sedimentation, deren Ergebnisse entscheidend von der
Oberflächengestalt der Teilchen abhängen (vgl. SINDOWSKI 1962a, TUCKER 1996). Dadurch sind
die Ergebnisse der optischen Partikelgrößenmessung und der Sedimentationsverfahren nicht
direkt vergleichbar. Für die Interpretation der Korngrößenverteilung der untersuchten Sedimente
in dieser Arbeit ist dies jedoch von untergeordneter Bedeutung, weil der Feinanteil aller Proben
mit derselben Methode bestimmt worden ist. Dadurch sind die Analysenergebnisse untereinander vergleichbar. Der Vorteil der optischen Methode gegenüber der Pipettiermethode
(Sedimentationsverfahren) besteht in der technischen Genauigkeit des Messprozesses und in
dem dadurch ableitbaren geringeren apparativen Fehler.
b) Graphische Darstellung
Die Korngrößenverteilungen wurden mittels Kornsummenkurven in zwei verschiedenen
Diagrammtypen graphisch dargestellt. Die Kornsummenkurven der 32 Proben, deren Korngrößenbestimmung in den Intervallen der Siebmethode A erfolgte (vgl. Tabelle 4.2), wurden in
Diagrammen mit einfach logarithmischer Abszisse des Korndurchmessers in mm und numerischer Ordinate der prozentualen Massenanteile entsprechend der DIN 18123 abgebildet. Die
Bodenart der untersuchten Proben wurde mit dem Programm GGU nach der DIN 4022
berechnet. Diese Darstellung wurde vor allem für Einzelproben von kiesigen und lehmigen
Sanden, Tonen und Schluffen angewendet, deren Korngrößenverteilung keine sehr gute bis
gute Sortierung nach FÜCHTBAUER (1988: 136) aufweist. In diesen Diagrammen, die jeweils
nach Lokalität, Bohrung oder Aufschluss angefertigt wurden, sind ebenfalls die Korngrößenverteilungen jener Fein- und Mittelsande dargestellt, die mit der Siebmethode B (vgl. Tabelle
4.2) ermittelt wurden. Um eine übersichtliche Darstellung zu erzielen, wurden Körnungsbänder
verwendet, deren Flächen jeweils durch eine Minimum- und eine Maximumkurve begrenzt
werden. Die Ordinatenwerte dieser beiden Randkurven sind die Minima und Maxima der
Prozentanteile in den einzelnen Korngrößenintervallen der jeweils zusammen betrachteten
Proben (siehe Anlage 7).
Methoden
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Die nach der Siebmethode B ermittelten Korngrößenverteilungen der Sande wurden darüber
hinaus als Einzelsummenkurven in Diagrammen mit einfach logarithmischer Abszisse des Korndurchmessers in mm und Wahrscheinlichkeitsordinate der prozentualen Massenanteile nach
der Gaußschen Formel abgebildet. Diese Darstellungsmöglichkeit ist in der Sedimentologie weit
verbreitet und wird von FÜCHTBAUER (1988),
PETTIJOHN et al. (1987) und TUCKER (1996)
beschrieben sowie von SINDOWSKI (1957) in seiner „synoptischen Methode des KornkurvenVergleichs zur Auswertung fossiler Sedimentationsräume“ angewendet. Sie hat gegenüber der
numerischen Darstellung der Ordinate den Vorteil, die genetisch wichtigen geringprozentigen
Gröbst- und Feinstfraktionen einer Korngrößenverteilung bevorzugt abbilden zu können
(SINDOWSKI 1962a: 170).
c) Analyse und Auswertung
Für eine vergleichende Betrachtung verschiedener Sedimentproben lassen sich aus den Kornsummenkurven bzw. den Kornverteilungen verschiedene Parameter ableiten und berechnen.
Übliche Parameter für die Charakterisierung eines Sediments sind der Mittelwert (arithmetisches Mittel der Korngröße), der Modalwert (Korngrößenklasse mit dem höchsten Prozentanteil) und verschiedene Perzentilmaße (Korngrößendurchmesser, bei dem ein festgelegter
prozentualer Anteil der Probe gröber ist als dieser; z. B. Median bei 50%, Quartilmaße bei 25%
oder 57%). Aus diesen einfachen Parametern lassen sich ferner die Sortierung (Standardabweichung bzw. Streuung um den Mittelwert), die Schiefe (Asymmetrie der Verteilungskurve) und
Kurtosis (Maß für die Gipfeligkeit bzw. Flachheit einer Verteilungskurve) berechnen.
Zusammenfassende Erläuterungen geben FÜCHTBAUER (1988), PETTIJOHN et al. (1987) und
TUCKER (1996).
Für die Auswertung der Ergebnisse wurde für alle Kornverteilungen der Sande, die nach der
Methode B in Tabelle 4.2 gesiebt wurden, jeweils der Mittelwert, der Median, die Sortierung, die
Schiefe und die Kurtosis nach FOLK & WARD (1957), INMAN (1952) und TRASK (1932) berechnet.
Die Formeln zur Berechnung der insgesamt vierzehn Parameter sind in einer Übersicht bei
TUCKER (1996: 72) zusammengestellt. Die Auswertung der berechneten Parameter erbrachte
allein keine zufrieden stellenden Ergebnisse hinsichtlich einer genetischen Deutung des Ablagerungsraumes der Sande. Auch anhand der von FRIEDMANN (1961, 1967) entwickelten Diagramme zur Unterscheidung von Fluss-, Strand- und Dünensanden ließen sich keine eindeutigen Environments abgrenzen. Bereits TUCKER (1996: 74) weist auf die Grenzen solcher Interpretationsmöglichkeiten zu Ablagerungsräumen trotz der vielfältig entwickelten Methoden in der
Sedimentologie hin.
In der vorliegenden Arbeit wird die „synoptische Methode des Kornkurven-Vergleichs zur Ausdeutung fossiler Sedimentationsräume“ von SINDOWSKI (1957) angewendet und durch eine zusätzliche Klassenbildung erweitert. Ein entscheidender Vorteil dieser Methode ist ihre gute
Übertragbarkeit, weil sie einerseits an Sanden des äolischen, limnischen, ästuarinen, litoralen,
marinen und fluvialen Bereichs entwickelt wurde und andererseits von SINDOWSKI (1962b)
bereits selbst auf tertiäre Sande im westlichen Harzvorland angewendet worden ist. Darüber
hinaus fließen in der Methode von SINDOWSKI (1957) mehrere wichtige Kriterien gleichzeitig in
die Bewertung der Korngrößenverteilungen ein.
Methoden
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SINDOWSKI (1957: 236) konnte zunächst anhand einer statistischen Analyse der berechneten
Parameter mittlere Korngröße und Sortierung keine Unterscheidung zwischen verschiedenen
Ablagerungsräumen vornehmen, weil trotz unterschiedlicher Sedimentationsbedingungen vor
allem im Flachwasserbereich – aber auch im äolischen Bereich – überwiegend mittelsandige
Feinsande abgelagert werden. Dennoch gelangt er zu einer deskriptiven Unterscheidung von
Sanden anhand der zwei genannten Parameter: „Es zeigt sich, dass bei Binnendünen-,
Stranddünen-, Fluss- und Wattrinnen-Sanden die mittlere Korngröße am häufigsten zwischen
150-200 µ liegt […]. Eine Ausnahme machen nur Wattsande und ein großer Teil der marinen
Schelfsedimente, deren mittlere Korngröße meistens unter 150 µ liegt. Die Sortierung
entsprechend ist am besten in Strandsanden, wird schlechter in Binnendünen-, Stranddünen-,
Watt- und Wattrinnensanden und noch schlechter in Flusssanden.“ (SINDOWSKI 1957: 236f.)
Parallel zur Einschätzung von Korngrößenverteilungen anhand dieser beiden Parameter entwickelt er ein Werkzeug zur visuellen Interpretation der Kornsummenkurven im Wahrscheinlichkeitsnetz. Er gliedert jede Kurve in Teilabschnitte, für die er je nach geradem oder gebogenem
Verlauf und je nach der entsprechenden Steilheit des Anstieges typische Bezeichnungen
vergibt. Die Teilstücke können als flach gerade, mäßig steil gerade, steil gerade oder als
konkav bzw. konvex beschrieben werden (siehe Abbildung 4.2). Dadurch kann zunächst jede
beliebige Kornsummenkurve in dem offenen System anhand objektiver Kriterien beschrieben
werden. Gleichzeitig ist die Rückführung der meisten Siebkurven auf einen der zehn typischen
„Kurven-Typen“ möglich, die SINDOWSKI (1957: 238ff.) aus den häufigsten Kombinationen der
einzelnen Teilstücke abgeleitet hat. Die Kurven der Sande aus den verschiedenen Bohrungen
und Aufschlüssen dieser Arbeit sind in der Anlage 8 einzeln dargestellt. Sie lassen sich – bis
auf wenige Ausnahmen – auf sieben der zehn Kurven-Typen nach SINDOWSKI (1957) zurückführen. Diese sieben Kornkurven-Typen sind mit der Bezeichnung und Reihenfolge ihrer Teilabschnitte im Diagramm der Abbildung 4.2 dargestellt.
Sand
Schluff
Mittel-
Grob-
Fein-
Typ 3. SG-FG-Kurve
Grob-
Typ 4. SG-KX-Kurve
[%]
Typ 5. MG-KX-Kurve
99
99
Typ 6. SG-KX-SG-Kurve
3
90
90
Typ 8. FG-SG-Kurve
Typ 9. KV-MG-KX-Kurve
75
75
Typ 10. KX-KV-KX-Kurve
6
50
9
50
5
FG - flach, gerade
25
25
10
10
8
10
SG - steil, gerade
(Anstiegswinkel >= 60°)
4
1
1
2
1
0.6
0.2
MG - mäßig steil, gerade
(Anstiegswinkel < 60°)
0.1
0.06
[Imm]
0.02
KV - konkaves Teilstück
KX - konvexes Teilstück
Abb. 4.2: Sieben Kornsummenkurven-Typen, durch welche die Sande im Mittelharz und Harzvorland am
häufigsten repräsentiert werden (Nummerierung, Bezeichnung der Kurven-Typen nach SINDOWSKI (1957:
238))
Methoden
31
Tabelle 4.3: Statistische Formeln zur Berechnung von Korngrößenparametern im metrischen System
(nach TUCKER 1996: 72, verändert)
Parameter
Kürzel
Median
Md
Mittelwert
M
Sortierung
So
Schiefe
Sk
Kurtosis
Kqa
Formel
(P75 + P25)
2
P75
So =
P25
P75 P25
Sk =
Md Md
P75 - P25
Kqa =
2(P90 - P10)
M=
Kürzel in Formeln
P25
=
Perzentil 25
P75
=
Perzentil 75
P10
=
Perzentil 10
P90
=
Perzentil 90
Um zu einer objektiven und nachvollziehbaren Interpretation der Korngrößenverteilungen nach
der Methode von SINDOWSKI (1957) zu gelangen, wurde eine Klassenbildung der Sande anhand
der Anstiegswinkel ihrer Kornkurven und der Mediane ihrer Verteilungen vorgenommen (vgl.
Tabelle 4.4). Darüber hinaus wurden der Mittelwert, die Sortierung, die Schiefe und die Kurtosis
nach den Formeln im metrischen System nach TUCKER (1996: 72) berechnet und bei der Interpretation der Kornverteilungen ebenfalls mit herangezogen (siehe Tabelle 4.3, Anlage 3).
Nach SINDOWSKI (1957) ist der Anstiegswinkel der Kornsummenkurven in ihrem steilsten Teilstück, welches sich je nach Gestalt der Kurve am Beginn, in der Mitte oder am Ende der Kurve
befinden kann, ein wichtiges Unterscheidungskriterium. „Je steiler eine Kurve, desto besser die
Sortierung und desto besser die Tendenz zum Einkorn-Gemisch […]. Je flacher eine Kurve im
Sandbereich liegt, bei desto größeren Strömungsgeschwindigkeiten wurde der Sand abgelagert
und desto schlechter ist seine Sortierung […].“ (SINDOWSKI 1957: 239). Die Unterscheidung in
mäßig steile und steile Kurven legt SINDOWSKI anhand der Anstiegswinkel < 60° und > 60° fest.
Der Grenzwinkel von 60° wurde daher als erstes Kriterium für eine Klassenbildung gewählt.
Dementsprechend wurde nach der Vermessung des steilsten Abschnittes einer Kurve im Sandbereich in steile (S) und mäßig steile Kurven (M) unterschieden. Dabei ist es von untergeordneter Bedeutung, ob eine Kurve direkt dem SG-KX-, SG-FG- oder MG-KX-Typ zugeordnet
werden kann. Davon abweichende Kornkurven (z.B. KX-KV-KX-Typ) sind ebenfalls durch einen
messbaren Anstieg in der Sand- und Grobschlufffraktion charakterisiert. Die Messung des
Anstiegswinkels kann bei einer Abflachung der Kurve zwischen den Umknickpunkten zum
Feineren oder Gröberen bzw. zwischen den Mittelpunkten der konvexen oder konkaven Teilstücke erfolgen (vgl. Abbildung 4.2). Flache gerade Kurven mit Anstiegswinkeln von 15 bis 25°
kommen in den untersuchten Sanden nicht vor und werden bei der vorliegenden Klassenbildung nicht berücksichtigt.
Durch die Zuordnung von steilen und mäßig steilen Anstiegswinkeln erhält man ein Kriterium für
die Unterscheidung der Form verschiedener Kornkurven, das für eine genetische Interpretation
der Sande in dieser Arbeit sinnvoll ist. Diese Unterscheidung der Korngrößenverteilungen
kommt einer Auswertung ihres Sortierungsgrades nach FÜCHTBAUER (1988: 136) sehr nahe. Sie
erzielt jedoch noch bessere Ergebnisse, was den Vergleich der Profile zwischen den unter-
Methoden
32
schiedlichen Standorten in dieser Arbeit betrifft. Das liegt daran, dass Kurven mit steilen
Anstiegswinkeln fast immer (bis auf zwei Proben) sehr gut bis gut sortiert sind (Sortierungswerte < 1,41). Hingegen können Kurven mit mäßig steilen Anstiegen um 50° trotz entsprechend
häufiger mittlerer bis schlechter Sortierung (Sortierungswerte > 1,41) ebenfalls sehr gut bis gut
sortiert sein (vgl. Anlage 3). Der Anstiegswinkel > 60° stellt daher ein genaueres Kriterium für
die Annäherung einer Korngrößenverteilung an ein Einkorn-Gemisch dar als der Sortierungskoeffizient der Korngrößenverteilung aus Median und Quartilen.
Als zweites Unterscheidungskriterium für die Klasseneinteilung der Sande wird der Median
herangezogen, der ein wichtiges Maß für die mittlere Korngröße eines Sediments darstellt.
Für die Unterscheidung der tertiären Sande in dieser Arbeit wird eine Gliederung in vier verschiedene Median-Klassen: < 120 µm, 120-150 µm, 150-200 µm und 200-300 µm eingeführt
(siehe Tabelle 4.4). Die Intervallgrenzen von 150 und 200 µm basieren auf den Erkenntnissen
von SINDOWSKI (1957), welcher unterschiedliche Mediane für Binnendünen-, Stranddünen,
Fluss- und Wattrinnensande zwischen 150-200 µm und für Watt- und marine Schelfsande mit
Medianen unter 150 µm festgestellt hat. Die Klasse 200-300 µm beinhaltet Mittelsande mit
Medianen über 200 µm, die von den Feinsanden der drei anderen Klassen unterschieden
werden sollen. In der vorliegenden Arbeit wird eine weitere Unterscheidung an der Grenze 120
µm vorgenommen. Die Mediane der stärker marin beeinflussten Sande im Harzvorland liegen
meistens unter 120 µm, wobei die schwächer marin beeinflussten Sande Mediane zwischen
120 und 150 µm aufweisen. Diesen Trend zeigt der Vergleich der granulometrischen Ergebnisse mit den Ergebnissen der Dinozysten-Untersuchungen sowie der Schwermineralspektren
(vgl. Gruppenbildung in Kapitel 5.2.7).
Aus der Zusammenführung der Kriterien Anstiegswinkel (S = steil; M = mäßig steil) und MedianIntervalle (< 120 µm, 120-150 µm, 150-200 µm, 200-300 µm) ergeben sich zunächst acht
Klassen (siehe Abbildung 4.3). Vier weitere Klassen kommen für bimodale Summenkurven (GS
= Korngemisch steil; GM = Korngemisch mäßig steil) in den oben genannten Median-Intervallen
hinzu. Die gesonderte Betrachtung der Korngemische aus zwei Korngrößen erscheint wichtig,
weil sich aus dieser eher selten vorkommenden Kurvenform wichtige Interpretationen über den
Ablagerungsraum eines Sedimentes ableiten lassen und eine Zuordnung zu einem Einkorngemisch zu fehlerhaften Einschätzungen führen würde. Die untersuchten Fein- und Mittelsande
dieser Arbeit, die nach der Siebmethode B fraktioniert wurden, sind insgesamt in zwölf Klassen
eingeteilt worden (vgl. Tabelle 4.4).
Bei der Auswertung lassen sich jedoch aus der Zuordnung einer Kornsummenkurve zu einer
Klasse des beschriebenen Systems noch keine direkten Schlussfolgerungen für die genetische
Interpretation des Sedimentationsraumes für diese einzelne Probe ableiten. Vielmehr müssen
mehrere Kornsummenkurven eines Profils oder einer sedimentologischen Einheit unter Einbeziehung palynologischer und petrographischer Daten zusammen betrachtet werden, bevor
eine standort- oder profilbezogene Interpretation der Sedimente und ihres Ablagerungsraumes
möglich ist. Für eine solche Bewertung ist die hier vorgestellte Klassenbildung eine objektive
und gut kommunizierbare Möglichkeit, die auf der Methode von SINDOWSKI (1957) basiert.
Methoden
33
Tabelle 4.4: Klassenbildung der Korngrößenverteilungen der Sande in Abhängigkeit von den Anstiegswinkeln der Kornsummenkurven im Wahrscheinlichkeitsnetz und den berechneten Medianen (erweitert
1. Parameter
AnstiegsBezeichwinkel
nung
1) > 60°
(steil)
2) < 60°
(mäßig
steil)
S
M
vorkommende
Kurven-Typen
Typ 3: (KV)-SG-FG
Typ 4: (MG)-SG-KX
Typ 8: FG-SG-(KX)
Typ 10: KX-KV-KX
Typ 6: SG-KX-SG
Typ 5: MG-KX
Typ 9: KV-MG-KX
Typ 10: KX-KV-KX
2. Parameter
Median D50
Bezeich[mm]
nung
1) <=120
Farbe
nach der Methode von SINDOWSKI 1957) (Kurven-Typen siehe Abbildung 4.2)
Klassenbildung
Klasse
Bennennung
<120
S<120
2) >120-150
120-150
S120-150
steil fein
3) >150-200
4) >200-300
150-200
200-300
S150-200
S200-300
steil mittel
steil grob
<120
M<120
2) >120-150
120-150
M120-150
mäßig steil fein
3) >150-200
150-200
M150-200
mäßig steil mittel
4) >200-300
200-300
M200-300
mäßig steil grob
120-150
GS120-150
<120
GM<120
120-150
200-300
GM120-150
GM200-300
1) <=120
G1) > 60°
GS
SG-FG-SG-KX
2) >120-150
G2) < 60°
GM
MG-FG-MG
1) <=120
2) >120-150
4) >200-300
steil feinst
mäßig steil feinst
gemischt steil fein
gemischt mäßig feinst
gemischt mäßig fein
gemischt mäßig grob
Asteil feinst
Asteil fein
70°
Asteil mittel
60°
Asteil grob
Amäßig steil feinst
Anstiegswinkel
50°
Amäßig steil fein
Amäßig steil mittel
Amäßig steil grob
75
120
150
200
Median in µm
300
Abb. 4.3: Diagramm mit eingezeichneten Klassen zur Unterscheidung der Korngrößenverteilungen der
Sande in Abhängigkeit von den Anstiegswinkeln der Kornsummenkurven im Wahrscheinlichkeitsnetz und
den berechneten Medianen (erweitert nach der Methode von SINDOWSKI 1957)
Methoden
34
d) Strukturelle Reife
Die strukturelle Reife eines Sediments gibt Auskunft über das energetische Regime des
Ablagerungsmilieus, wenn von einer diagenetischen Überformung des Sediments abgesehen
wird. In der vorliegenden Arbeit wird die strukturelle Reife anhand der Texturmerkmale Tongehalt, Sortierung und Rundung der Quarzkörner nach FOLK (1951) bestimmt. Die strukturelle
Reife kann auch aus Dünnschliffmerkmalen abgeleitet werden (u. a. ADAMS et al. 1986: 24),
was in dieser Arbeit ebenfalls erfolgte (siehe Kapitel 4.5.3, Tabelle in Anlage 4). Um jedoch
repräsentativere Ergebnisse zu erhalten, wurde die strukturelle Reife nach FOLK (1951) von
allen Fein- und Mittelsanden ermittelt, deren Korngrößenzusammensetzung mit der Siebmethode A (vgl. Tabelle 4.2 in diesem Kapitel) ermittelt wurde. Die dafür benötigten Texturmerkmale, Tongehalt sowie die Sortierung nach TRASK (1932) stammen aus der granulometrischen Analyse (dieses Kapitel). Die Rundung der Quarzkörner wurde anhand der morphometrischen Analyse (siehe Kapitel 4.5.2) bestimmt. Die aus diesen Analysen ermittelte strukturelle
Reife stimmt sehr gut mit der strukturellen Reife überein, die aus Dünnschliffen ermittelt wurde.
Aufgrund dieser Übereinstimmung wird in dieser Arbeit nur mit den strukturellen Reifestadien
anhand der granulometrischen und morphometrischen Analysedaten gearbeitet. Darauf soll an
dieser Stelle explizit hingewiesen werden, um Missverständnisse beim weiteren Lesen zu
vermeiden.
Tabelle: 4.5: Strukturelle Reifestadien eines Sedimentes nach FOLK (1951)
Tongehalt
Sortierungsgrad
Rundungsfaktor
sehr reifes Stadium
< 5%
< 1,30
> 3,0
(2)
reifes Stadium
< 5%
< 1,30
< 3,0
(3)
fast reifes Stadium
< 5%
> 1,30
(4)
unreifes Stadium
> 5%
(Nr)
strukturelle Reife
(1)
Die drei Merkmale Tongehalt, Sortierung und Rundung der Quarze gehen mit unterschiedlicher
Gewichtung bzw. Reihenfolge in die Beurteilung der strukturellen Reife der Sande nach FOLK
(1951) ein. Der Transport des Feinanteils benötigt die geringste Energie im Transportsystem,
weshalb der Tongehalt das erste Kriterium für die Einschätzung der strukturellen Reife darstellt.
Sedimente mit mehr als 5 % Ton sind strukturell unreif (Reifestadium 4) (vgl. Tabelle 4.5). Sinkt
der Tongehalt unter 5 %, wird das Sediment in das nächst höhere Stadium eines fast reifen
Sediments (Reifestadium 3) eingeordnet. Bei einer sehr guten Sortierung eines Sedimentes,
wird das nächste Stadium der strukturellen Reife (Reifestadium 2) erreicht. Nach FOLK (1951:
129) ist eine gute Sortierung der Sande bei einem Sortierungskoeffizient < 1,30 nach TRASK
(1932) erreicht (Berechnung siehe Tabelle 4.3). In diesem reifen Stadium weisen die Sedimente
kaum noch Ton auf. Die Rundung der Körner ist das höchste Kriterium für die Beurteilung der
strukturellen Reife. Bei einer Rundung der Körner ist ein sehr reifes Stadium (Reifestadium 1)
Methoden
35
des Sediments nach FOLK (1951: 129) erreicht. Als Nachweis einer guten Rundung wurde ein
Rundungsfaktor > 3,0 angesetzt (vgl. Kapitel 4.5.2).
Für einen Vergleich mehrerer Sandproben der verschiedenen Standorte, Profile bzw. Gruppen
wird ein mittlerer struktureller Reifegrad eingeführt. Dieser mittlere Reifegrad ist ein Summenparameter für eine Gruppe aus mehreren Proben. Jeder Probe wird entsprechend ihres Reifestadiums nach FOLK (1951) genau ein ganzer Zahlenwert von 1 bis 4 zugeordnet. (Tabelle 4.5).
Der mittlere Reifegrad entspricht dem Mittelwert der Reifestadien aller Proben einer Gruppe.
4.5.2 Morphometrische Analyse
Die Rundung der Körner eines Sediments ist ein weiteres Kriterium, welches zur Interpretation
des Ablagerungsprozesses herangezogen werden kann. Aus unterschiedlichen Transportweiten bzw. -intensitäten ergeben sich verschiedene Rundungsgrade der Körner. Äolische
Sande haben eine bessere Rundung als aquatische und marine litorale Sande sind besser
gerundet als fluviale Sande (FÜCHTBAUER 1988: 143, SINDOWSKI 1956, 1962a: 178). Bei Kiesen
lassen sich Rückschlüsse auf unterschiedlich lange Transportwege ziehen.
Der Rundungsgrad wurde unter dem Binokular an 300 Quarzkörnern der von SINDOWSKI
(1962a: 179) empfohlenen Sandfraktion > 0,355 mm bis 0,630 mm bestimmt. Die Einordnung
erfolgte in fünf Rundungsklassen: eckig (1), kantengerundet (2), subrounded bzw. angerundet
(3), rounded bzw. gerundet (4) und well rounded bzw. gut gerundet (5) mit der Vergleichstafel
nach RUSSEL & TAYLOR (1937) in MÜLLER (1964: 108). In der Literatur sind unterschiedliche
Klassifizierungen mit fünf (vgl. MÜLLER 1964: 108, SINDOWSKI 1962a: 180, STOOPS 2003: 53)
bzw. sechs Rundungsklassen (vgl. FÜCHTBAUER 1988: 142, PETTIJOHN et al. 1987: 521, TUCKER
1996: 14) verbreitet. Da die Methode durch einen relativ hohen subjektiven Einfluss gekennzeichnet ist, ist die Einhaltung konstanter Arbeitsbedingungen wichtiger als die Anzahl der Rundungsklassen. Konstante Bedingungen wurden bei der Analyse so geschaffen, dass die Körner
in der gleichen Siebfraktion und von nur einem Betrachter ausgezählt wurden. Während der
Auszählung blieb am Binokular jeweils die gleiche Vergrößerung eingestellt. Dadurch kann die
Vergleichbarkeit der untersuchten Proben gewährleistet werden.
Der Rundungsfaktor (R) einer Probe berechnet sich aus den Anteilen der untersuchten Körner
in jeder Rundungsklasse, indem die Summe der Faktoren aus der Kennziffer und dem
prozentualen Anteil der jeweiligen Rundungsklasse durch 100% dividiert wird. Der Faktor kann
zwischen 1 und 5 liegen, wobei normalerweise in Sanden R-Werte zwischen 2,5 und 3,5
vorkommen. „R-Werte über 3,3 erreichen meist nur äolische Sande und Sande, die eine
mehrfache Umlagerung erfuhren.“ (SINDOWSKI 1956, 1962a: 180)
Darüber hinaus wurde der Rundungsgrad von Kiesen an Sedimentproben mit einem deutlich
höheren Kiesanteil bestimmt. Die Bestimmung erfolgte an fünf Proben des Hüttenröder Tertiärs
(Mittelharz) und an drei Proben der Lehme westlich von Elbingerode (Mittelharz) und von drei
Proben der oligozänen Sedimente am Fohlenstall bei Thale (Harzvorland). Die Rundung der
Kiese wurde zugunsten einer besseren Vergleichbarkeit an Quarzen der Siebfraktion 4 bis 8
mm vorgenommen (vgl. Kapitel 4.5.5). Die Auszählung erfolgte an mindestens 300 Quarzkörnern, soweit diese Anzahl an Körnern in der genannten Fraktion vorhanden war.
Methoden
36
4.5.3 Mikroskopie von Dünnschliffen
Mikroskopisch wurden 31 Dünnschliffe von Sandproben untersucht. 14 Proben stammen aus
den Tertiärvorkommen bei Elbingerode im Mittelharz und 17 Proben aus den Tertiärsedimenten
am nördlichen Harzrand (vgl. Anlage 2). Die Proben wurden in Plastikzylindern von 40 mm
Durchmesser und 30 mm Tiefe entnommen, die auf einer Seite geschlossen sind. Dabei wurde
auf die Erhaltung der ungestörten Lagerung der Sande geachtet. Schwierigkeiten ergaben sich
diesbezüglich bei losen Feinsanden mit geringen Schluff- und Tongehalten. Anhand der
Dünnschliffe wurde eine Auswahl von Proben aus repräsentativen Fein- und Mittelsandlagen
der Profile untersucht.
Die Untersuchung der Dünnschliffe erfolgte am Polarisationsmikroskop Leica DM EP. Von den
zahlreichen sedimentpetrographischen Untersuchungsmöglichkeiten (u. a. TUCKER 1996) wurden einige ausgewählte Merkmale an den Schliffen bestimmt. Anhand der Untersuchungen
wurden zusätzliche Informationen über das Ablagerungsgefüge der Fein- und Mittelsande gewonnen, durch die Rückschlüsse auf das Sedimentationsmilieu gezogen werden können. Die
erhobenen sedimentpetrographischen Parameter dienen vor allem dem Vergleich der Sande
aus den verschiedenen Aufschlüssen und Bohrungen. Die mikroskopisch bestimmten Merkmale
der Sande sind in der Tabelle in der Anlage 4 zusammengefasst.
a) Anfertigung der Dünnschliffe
Ein Teil der Dünnschliffe wurde im geologischen Dünnschlifflabor des Instituts für Geowissenschaften der Martin-Luther-Universität in Halle angefertigt. Die größere Menge der Dünnschliffe
wurde im Dünnschlifflabor von Thomas Beckmann in Schwülper-Lagesbüttel hergestellt. Die
labortechnische Anfertigung der Dünnschliffe folgt BECKMANN (1997). Die luftgetrockneten Proben wurden unter Vakuum in Epoxidharz eingegossen. Der Brechungsindex des Einbettungsmittels beträgt 1,548. Die polierten Schliffe mit einer Größe von 48 mm x 28 mm und einer
Stärke von 25 µm bis 27 µm wurden nicht abgedeckt, um nachträgliche Untersuchungen am
Rasterelektronenmikroskop durchführen zu können.
b) Analyse und Auswertung der Dünnschliffe
Für die Bestimmung des Modalbestandes der Sande wurden in den Dünnschliffen Quarz,
Chert, Chalcedon, Feldspäte, Muskovit, Glaukonit, transparente Schwerminerale und Lithoklasten analysiert und quantifiziert. Die Quarzvarietäten werden in monokristalline und polykristalline Quarze sowie in Quarze mit geradem und undulösem Auslöschen unterschieden.
Feldspäte wurden zusammengefasst. Eine Unterscheidung der Feldspäte nach ihren optischen
Eigenschaften (z. B. Alkalifeldspäte, Mikroklin oder Plagioklase) wurde aufgrund ihrer geringen
Anteile in den Sanden von maximal 1 % nicht vorgenommen. Transparente Schwerminerale
wurden trotz ihrer gesonderten Untersuchung quantifiziert. Das Vorkommen bzw. der Gehalt
von Muskovit und Glaukonit haben sich als wichtige Merkmale für eine Unterscheidung der
Sande herausgestellt. Biotit wurde nicht erfasst, weil er in den Dünnschliffen nur sehr vereinzelt
und in Spuren identifiziert wurde. Die Bestimmung der Minerale erfolgte nach ADAMS et al.
(1986), MACKENZIE & ADAMS (1995), MACKENZIE & GUILFORD (1981), PETTIJOHN et al. (1987),
Methoden
37
PICHLER & SCHMITT-RIEGRAF (1993) und TRÖGER (1969, 1982). Die vorkommenden Lithoklasten
wurden nicht näher analysiert.
Die verschiedenen Komponenten wurden durch die vollständige Sichtung jedes Dünnschliffes
quantitativ erfasst. Dabei wurden die weniger häufigen Komponenten (Chert, Chalcedon,
Feldspäte, Muskovit, Glaukonit, Schwerminerale, Lithoklasten) ausgezählt. Die Komponenten
mit weniger als 10 Mineralen wurden in die Klassen: kein Exemplar, Spuren (1-3 Exemplare),
und mehrfaches Vorkommen (4-10 Exemplare) eingeteilt. Komponenten mit mehr als 10 Exemplaren und weniger als 1 % werden unter der Kategorie häufiges Vorkommen erfasst. Die
Quantifizierung der Minerale mit Anteilen > 1 % wurde durch visuelle Schätzung ihrer prozentualen Gehalte anhand der Vergleichstafel in STOOPS (2003: 48) vorgenommen. TUCKER (1996:
107) weist auf die Ungenauigkeit der visuellen Abschätzung hin. Um dieser Ungenauigkeit
entgegenzusteuern, beziehen sich die ermittelten Gehalte auf den jeweils gesamten Schliff.
Höhere Muskovitgehalte kommen zum Beispiel verstärkt in feineren Lagen eines Sediments
vor, wodurch stark schwankende Gehalte bereits in einem Dünnschliff auftreten können. In
solchen Fällen wurden die Muskovitgehalte bzw. die Gehalte anderer Komponenten in einer
Spanne angegeben. Darüber hinaus wurden sie durch stichpunktartiges Auszählen bei gleicher
Objektiveinstellung überprüft.
Für die Klassifikation der Sande wird die Einteilung von FOLK (1974) angewendet, die eine recht
weit verbreitete Nomenklatur für Sandsteine nach ADAMS et al. (1986: 24) darstellt (vgl.
Diagramme in Abbildung 4.4). Bei der Anwendung dieser Klassifikation wird der Modalbestand
der Sande aus den Dünnschliffuntersuchungen berücksichtigt. Die Klassifikation ist somit zugleich ein Maß für die kompositionelle Reife der Sande, welche Auskunft über den Anteil
chemisch stabiler und physikalisch widerstandsfähiger Komponenten gibt. Die Sande bzw.
Sandsteine werden zunächst nach ihrem Matrixgehalt unterschieden. Sande mit < 15 % Matrix
werden als Arenite oder Arkosen bezeichnet. Sande mit > 15 % Matrix werden als Grauwacken
< 15% Matrix:
> 15% Matrix:
Quarz, außer Chert
Quarz
Quarzarenit
95
75
75
arkosischer
Litharenit
lithische
Arkose
25
50
arkosische
Grauwacke
Litharenit
GesteinsfragmentArkose
Feldspat +
Granit +
Gneisfragmente
95
Sublitharenit
Subarkose
Arkose
Quarzwacke
95
95
lithische
Grauwacke
GesteinsfragmentSandstein
75
alle
anderen
Lithoklasten
Feldspat
50
Lithoklasten
Abb. 4.4: Angewendete Klassifikation der Sandsteine; Links: mit Matrixgehalten < 15 %; Rechts: mit
Matrixgehalten > 15 % (nach FOLK 1974 in ADAMS et al. 1986: 24, verändert)
Methoden
38
bezeichnet. Bei den Areniten und Arkosen werden die Hauptkomponenten Quarz, Feldspat (+
Granit und Gneisbruchstücke) und alle anderen Lithoklasten in einem Dreiecksdiagramm
gegenübergestellt. Bei den Grauwacken fließen die Hauptkomponenten Quarz, Feldspat und
alle anderen Lithoklasten in die Bewertung mit ein. Glimmer und Glaukonit gehen in die Bewertung nicht mit ein. Sie werden auch für die Einschätzung der kompositionellen Reife eines
Sedimentes nicht herangezogen. Die untersuchten Sande in dieser Arbeit bestehen hauptsächlich aus Quarz. Lithoklasten sind in den Dünnschliffen sehr selten. Die Sande besitzen
daher eine hohe kompositionelle Reife und werden je nach Matrixgehalt als Quarzarenite bzw.
Quarzwacken eingestuft.
Wie bereits in Kapitel 4.5.1 beschrieben wurde, wird die strukturelle Reife der Sande auch anhand der Dünnschliffauswertung bestimmt. Dabei wird ebenfalls die Einteilung von FOLK (1951)
in vier verschiedene Stadien vorgenommen, die auf der Kombination der Texturmerkmale
Matrixgehalt, Sortierung und Rundung der Sandkörner basiert (vgl. Tabelle 4.5). Zunächst
wurde die korngestützte oder matrixgestützte Gefügeart nach TUCKER (1996: 102) abgeschätzt
sowie der prozentuale Anteil der Gerüstkörner und der Matrix (Feinanteil) bestimmt. Alle untersuchten Sandproben weisen vorrangig ein korngestütztes Gefüge auf. In Proben mit einem
erhöhten Matrixanteil kann in feineren Lagen auch ein matrixgestütztes Gefüge auftreten.
Matrixgehalte über 5 % sind maßgebend für die Beurteilung eines strukturell unreifen Stadiums
eines Sandes in Dünnschliffen. Die Sortierung der Sande wird nach vier Vergleichstafeln in
PETTIJOHN et al. (1987: 520) visuell abgeschätzt. Eine Einteilung erfolgt in fünf Klassen: sehr gut
sortiert, gut sortiert, mäßig sortiert, schlecht sortiert und sehr schlecht sortiert. Der Übergang
von einem strukturellen fast reifen zu einem reifen Stadium erfolgt bei guter bis sehr guter
Sortierung (vgl. auch Tabelle 4.5).
Die Rundung der Quarze wurde anhand der Tafel von RUSSEL & TAYLOR (1937) in MÜLLER
(1964: 108) in fünf Klassen bestimmt, die mit den Rundungsklassen in Kapitel 4.5.2 übereinstimmen. Insgesamt ergeben sich schlechte bis mittlere Rundungswerte aus den Dünnschliffen.
Die Werte weichen von den Ergebnissen der morphometrischen Analyse in dieser Arbeit ab.
Dieser Unterschied ist methodisch bedingt. Im Gegensatz zu den Dünnschliffuntersuchungen,
bei denen vorrangig die Rundung der Körner der am stärksten vertretenen Kornklasse
berücksichtigt wird (Modalwerte = 100 µm bis 200 µm), werden bei der morphometrischen
Analyse nur die Quarze in der Kornklasse > 0,355 mm bis 0,630 mm analysiert. Nach SCHMIDT
(1975: 21) besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Korngröße und Rundung. Bei Körnern
< 125 µm wird kaum noch eine Rundung beobachtet. Daher erscheinen die Körner aus den
Dünnschliffuntersuchungen weniger gerundet.
Für die Charakterisierung der Korngröße in den Dünnschliffen wurden drei Werte
aufgenommen. Der Modalwert ist der gemessene Wert an den Gerüstkörnern, deren Korngröße
am häufigsten im Dünnschliff vorkommt. Die gemessenen Werte der jeweils größten bzw.
kleinsten von der Matrix gut zu unterscheidenden Gerüstkörner sind dementsprechend der
Maximum- bzw. Minimumwert.
Methoden
39
4.5.4 Schwermineralanalyse
Die Schwermineralanalyse wurde im Rahmen eines mehrwöchigen Aufenthaltes am Referat
4.21 Technische Mineralogie, Sedimentologie der BGR in Hannover unter Anleitung von Frau I.
Bitz durchgeführt. Für die Analyse wurden 62 Proben ausgewählt. Davon stammen 27 Proben
aus dem Mittelharz und 35 Proben aus Bohrungen und Aufschlüssen am nördlichen Harzrand
(vgl. Anlage 2).
Der Einfluss der Korngröße auf die Zusammensetzung der Schwermineralspektren wurde u. a.
von BOENIGK (1981), HENNINGSEN (1973, 1981), MÜLLER et al. (1988), ORTMANN (1962),
SINDOWSKI (1938a, 1938b, 1949, 1956), WEYL (1932, 1938) und WYPYRSCZYK (1989) beschrieben. Aus diesem Einfluss resultiert normalerweise eine Auszählung der Schwerminerale in verschiedenen Korngrößenfraktionen. Das führt jedoch mindestens zu einer Verdoppelung der
Probenanzahl. Um die mögliche Probenkapazität für die Fragestellungen dieser Arbeit optimal
zu nutzen, wurde auf eine fraktionierte Untersuchung der Proben zugunsten der Untersuchung
einer insgesamt höheren Probenanzahl verzichtet. Damit der korngrößenabhängige Fehler so
klein wie möglich blieb, wurden fast ausschließlich Feinsande ausgewählt, deren Korngrößenverteilungen deutliche Maxima im Intervall 0,1 bis 0,2 mm aufweisen und die somit als EinkornGemische des gleichen schmalen Feinsandbereichs charakterisiert sind. Sande mit abweichenden Kornverteilungen wurden nur untergeordnet in die Analyse mit einbezogen, um eine vollständige Untersuchung aller Profile zu gewährleisten (z. B. Mittelsande der Bohrung RKS Hüt
16 nordwestlich von Hüttenrode). Von den Proben wurde der Sandanteil zwischen 20 und 355
µm aufbereitet, um bei der Abtrennung alle Schwerminerale der schwermineralarmen Tertiärsande zu erhalten. Eine zu eng gewählte Siebfraktion kann nach BOENIGK (1983: 51) den
Verlust wichtiger Minerale verursachen.
a) Laborarbeiten
Soweit dies notwendig war, wurde nach der Zerkleinerung und Einwaage der Proben (100 g) ihr
organischer Anteil mit Wasserstoffperoxid und die Eisenhydroxid-Überzüge der Körner mit der
Abb. 4.5: Schwermineralanalyse im Labor der Technischen Mineralogie / Sedimentologie an der BGR,
Hannover; Links: Abtrennung der Schwerminerale im geschlossenen Scheidetrichter mit NatriumPolywolframat; Rechts: Anfertigung der Streupräparate auf einer erwärmten Heizplatte mit Aroclor 4465
Methoden
40
schonenden Dithionit-Behandlung nach BOENIGK (1983: 4) entfernt. Diese Behandlung verhindert die Zerstörung von Apatit. Die Gewinnung der Kornfraktion 20 bis 355 µm erfolgte
danach im Nasssiebverfahren. Von den getrockneten Sandfraktionen wurden je nach erwartetem Schwermineralgehalt 20 bis 30 g eingewogen. Die Schwermineralfraktion wurde von der
Leichtmineralfraktion mit der Schwereflüssigkeit Natrium-Polywolframat (Na6[H2W12O4]H2O) mit
einer Dichte von 2,82 g/cm3 in Scheidetrichtern mit einem Volumen von ca. 150 ml abgetrennt.
Der hohe Muskovitgehalt der Sandproben erschwerte zum Teil den Trennvorgang. Die Streupräparate wurden mit dem Einbettungsmittel Aroclor 4465 (Brechungsindex von 1.665 bei 20°C)
angefertigt (siehe Abbildung 4.5).
b) Analyse
Die Schwerminerale wurden durch die optische Bestimmung von 300 Körnern pro Streupräparat unter dem Lichtmikroskop analysiert. Proben mit überwiegend opaken bzw. fast
opaken Mineralen wurden zusätzlich unter dem Rasterelektronenmikroskop der Firma Philips
(SEM 525 M + EDAX DX 4) an der BGR semiquantitativ untersucht. Dunkelrote, fast opak
erscheinende Rutile konnten dadurch von anderen opaken Mineralen (z. B. Goethit, Ilmenit,
Chromit und Pyrit) unterschieden werden. Die Schwermineralspektren wurden nur anhand der
transparenten Minerale ausgewertet. Wenn Muskovit oder Glaukonit in einzelnen Präparaten
vorkamen, wurden diese bei der Auswertung der Schwermineralspektren jedoch nicht berücksichtigt und der Leichtfraktion zugeordnet. Zwei Proben des Hüttenröder Vorkommens im Mittelharz wurden nicht in die Auswertung einbezogen. In diesen Proben wurden kaum transparente,
sondern fast ausschließlich opake Schwerminerale in den Präparaten ausgezählt, was bei der
Berechnung der prozentualen Anteile zu Verfälschungen der transparenten Spektren geführt
hätte. Für die Auswertung wurden 60 der insgesamt 62 analysierten Proben herangezogen. 25
Proben stammen aus sechs Profilen im Mittelharz und 35 Proben stammen aus acht Profilen im
Harzvorland.
b) Auswertung
In dieser Arbeit wird die Verwitterungsstabilität der Minerale als ein Kriterium herangezogen, um
die Spektren hinsichtlich ihrer quartären oder tertiären Genese einzuschätzen. Tertiäre Schwermineralspektren sind vorwiegend durch stabile Minerale charakterisiert, während quartäre
Spektren wesentlich höhere Anteile der leichter verwitterbaren Minerale, wie z. B. Hornblende,
Apatit, Granat und Augit führen. In der Literatur existieren stark voneinander abweichende
Reihen der Verwitterungsresistenz der verschiedenen Schwerminerale (u. a. NICKEL 1973,
SINDOWSKI 1938c, 1949, WEYL 1950). Das ist zu einem großen Teil auf die unterschiedliche
Resistenz der Minerale in sauren oder alkalischen Milieus zurückzuführen. Die Dominanz von
stabileren Schwermineralen in tertiären Sanden kann darüber hinaus durch lang anhaltenden
Transport, mehrfache Umlagerung oder durch Aufarbeitung mesozoischer Gesteine mit reifen
Schwermineralspektren hervorgerufen werden. Im Mittelharz bei Elbingerode grenzen ALTERMANN
& RABITZSCH (1976) quartäre Sedimente mit einem höheren Anteil der Minerale Granat,
Epidot und Hornblende von präquartären Sedimenten ab.
Methoden
41
Die Charakterisierung und Darstellung der Schwermineralspektren der tertiären Sande erfolgt
durch die Unterscheidung in stabile und metamorphe Minerale. Die Summe der stabilen
Minerale Zirkon, Turmalin und Rutil wird in dieser Arbeit in Anlehnung an HUBERT (1962) als
ZTR-Index bezeichnet. Die metamorphen Minerale werden in eine metamorphe Hauptgruppe
und eine metamorphe Nebengruppe nach HENNINGSEN (1999) unterschieden. Diese
Unterteilung ist vergleichbar mit der Gruppierung in nordische und metamorphe Minerale bei
SINDOWSKI (1962b), mit der Bildung der Assoziationen II und III bei ORTMANN (1962), mit der
Bezeichnung der fennoskanischen und südlichen Schüttung bei FAY (1982) sowie mit der
Einteilung in nordische und südliche Minerale bei MORTON et al. (1988). Allen diesen
Gruppierungen ist mehr oder weniger die Gegenüberstellung der Minerale Granat, Epidot und
grüne Hornblende einerseits und der Minerale Staurolith, Disthen, Andalusit (und Sillimanit)
andererseits gemeinsam:
1.
ZTR-Index:
Zirkon, Turmalin, Rutil
2.1 metamorphe Hauptgruppe:
Granat, Epidot, grüne Hornblende
2.2 metamorphe Nebengruppe:
Staurolith, Disthen, Andalusit, Sillimanit
3.
Monazit, Xenotim, Brooktit, Anatas, Titanit, Apatit,
restliche Minerale:
Spinell, Chlorit, Augit, Fluorit, Pumpellyit.
Die prozentualen Gehalte in diesen gewählten Gruppen ist ein wichtiges Kriterium für die
Ausweisung des Liefergebietes der Sande und für die Diskussion der Paläogeographie in den
jeweiligen Untersuchungsgebieten. Erhöhte Anteile von Granat, Epidot und grüner Hornblende
(metamorphe Hauptgruppe), die aus nördlichen Liefergebieten (Fennoskandia) stammen, kommen vor allem in marinen Sanden ab dem Obereozän und verstärkt ab dem Unter-Oligozän vor
(u. a. FAY 1982: 119). Der Anteil dieser Minerale, die auch als nordische Minerale bezeichnet
werden, ist im Tertiärbecken Nordwesteuropas in den Haupttransgressionsphasen am stärksten
ausgeprägt. Dieser Einfluss nimmt mit der Entfernung nach Süden und besonders an den
Rändern des Beckens deutlich ab (MORTON et al. 1988). Das Fehlen von Granat, der EpidotGruppe und grüner Hornblende geht meist mit der Dominanz der stabilen Minerale Zirkon,
Turmalin und Rutil sowie höheren Gehalten der Minerale Staurolith, Disthen und Andalusit
(metamorphe Nebengruppe) einher, was nach FAY (1982) und MORTON et al. (1988) auf eine
stärkere Schüttung aus den südlichen Hochgebieten hindeutet. FAY (1982: 77) vertritt die
Ansicht, dass das seltene Mineral Sillimanit ebenfalls aus Metamorphiten des fennoskandischen Schildes stammt, weil es in den oligozänen und miozänen Sanden zusammen mit
Epidot und Hornblende auftritt. Bei MORTON et al. (1988: 138) finden sich dazu keine Angaben,
und HENNINGSEN (1999: 698) stellt die Auffassung von FAY (1982) aufgrund der Ergebnisse von
MÜLLER et al. (1988: 31) in Frage. In der vorliegenden Arbeit wird Sillimanit entsprechend den
Arbeiten von HENNINGSEN (1999) und SINDOWSKI (1962b) der metamorphen Nebengruppe
zugeordnet. Für eine Unterscheidung der homogenen und sehr reifen Schwermineralspektren
der untersuchten Sande in dieser Arbeit wird das Verhältnis der metamorphen Hauptgruppe zur
metamorphen Nebengruppe herangezogen. Zusammen mit den Ergebnissen der DinozystenUntersuchungen und der granulometrischen Auswertungen stellt dieses Verhältnis ein Unterscheidungskriterium der Sande am nördlichen Harzvorland hinsichtlich der Einschätzung ihrer
Marinität dar (vgl. Kapitel 5.2.6).
Methoden
42
4.5.5 Kiesanalyse
Die Bestimmung der Kieskomponenten erfolgte an insgesamt 11 Proben mit dem Ziel, Informationen über das Liefergebiet der Sedimente zu erhalten. Darüber hinaus wurde der Rundungsgrad der Quarze bestimmt, um eventuell Aussagen über die Transportweite der Kiese
ableiten zu können. Die Methodik zur Bestimmung der Rundung der Quarze wurde bereits in
Kapitel 4.5.2 zur morphometrischen Analyse beschrieben. Die Kiesanalyse erfolgte an fünf
Proben der tertiären Sedimente nördlich von Hüttenrode (Mittelharz), an drei Proben des Vorkommens westlich von Elbingerode (Mittelharz) sowie an drei Proben der Tertiärvorkommen am
Fohlenstall bei Thale (Harzvorland). Die relativ geringe untersuchte Probenanzahl ist auf die
wenigen kiesigen Lagen in den tertiären Sanden sowohl im Mittelharz als auch im Harzvorland
zurückzuführen. Am Schmidtskopf südlich des Tagebaus Elbingerode im Mittelharz wurden zum
Beispiel gar keine Kieslagen erschürft bzw. erbohrt. In den Lehmen des flächenhaften
Vorkommens westlich von Elbingerode sind Kiese dagegen weitaus häufiger verbreitet. Die
Untersuchung im Gelände hat bereits gezeigt, dass die Kiesspektren dieses Vorkommens recht
homogen aufgebaut sind.
Aus den 11 Proben wurden die Kiesfraktionen > 4 mm bis 8 mm, > 8 mm bis 16 mm sowie > 16
mm durch Nasssiebung gewonnen. Eine Bestimmung der Kiese wurde zunächst an den
Fraktionen > 4 mm bis 8 mm und > 8 mm bis 16 mm unter dem Binokular vorgenommen.
Jedoch werden in dieser Arbeit nur die Komponenten der Fraktion > 4 bis 8 mm miteinander
verglichen. Der Grund dafür ist, dass nur für diese Korngrößenklasse statistisch sinnvolle
Ergebnisse durch eine genügend große Anzahl untersuchter Einzelkiese vorliegen. Soweit dies
möglich war, erfolgte die Bestimmung der Komponenten an mindestens 300 Körnern. In einigen
Proben wurde eine geringere Anzahl von Kiesen ausgezählt, weil durch die Gewinnung der
Proben aus Bohrkernen eine begrenzte Menge an Probenmaterial für die Analyse zur
Verfügung stand.
4.5.6 Tonmineralanalyse
An fünf Proben der Tertiärvorkommen im Mittelharz wurde die Tonmineralzusammensetzung
der Tonfraktion röntgenographisch bestimmt. Die Auswahl der Proben erfolgte mit dem Ziel,
Tone aus den drei bekannten tertiären Sand- und Tonvorkommen am Hartenberg, nördlich von
Hüttenrode und am Schmidtskopf im Susenburger Revier vergleichen zu können (siehe Tabelle
4.6). Der Tonmineralanalyse kommt innerhalb der angewendeten Methoden in dieser Arbeit
eine ergänzende Funktion zu. Anhand der Ergebnisse können Hinweise über ein präquartäres
Alter der Ablagerungen abgeleitet werden.
Die Aufbereitung und Untersuchung der Proben wurde von Herrn Dr. O. Rügner im Labor der
Firma: TETRAGON Analyse + Technik in Mannheim durchgeführt. Die aufwendige labortechnische Vorbereitung der Proben bis hin zur Anfertigung der Pulver- und Texturpräparate folgt
der Beschreibung der Arbeitsschritte in RÜGNER (2000). Die Diffraktometeraufnahmen der Präparate wurden durch Messungen am Siemens-Diffraktometer D 5000 realisiert (Cu-Röntgenröhre, CuKa-Strahlung [λ= 1,5405 Å], Anaodenspannung: 40 kV, Anodenstrom: 30 mA, GraphitSekundärmonochromator) (RÜGNER 2007a, 2007b).
Methoden
43
Tabelle 4.6: Probenauswahl für die Untersuchung der Tonminerale mittels Röntgenbeugungsanalyse an
Pulver- und Texturpräparaten
Standort
Bohrung,
im Mittelharz
Aufschluss
Hüttenrode
Hartenberg
Schmidtskopf
westl. v. Elbingerode
Teufe
Probe
Farbe
Lithologie
[m]
Präparate
Pulver
Textur
Textur
Textur
luft-
luft-
glyko-
geglüht
trocken
trocken
lisiert
(350°C)
x
x
x
RKB Hüt 1/04
3.0-3.5
TP/3
hellgrau
fS, t, u, ms'
x
RKB Hüt 1/04
7.3-7.8
TP/9
weiß, grau
S, t, u, fg'
x
Schurf V
2.0
V/5
weißgrau
T, u
x
x
x
x
Schurf V
2.0
V/6
graublau
T, u, S
x
x
x
x
Schurf O
3.5
0/3
weißgrau
U, t, fS
x
x
x
x
Schurf P
1.8
P/4
weiß
T, u
x
x
x
x
32/3
rotbraun
U, t, g', fs'
x
RKS 32
3.2-4.0
a) Röntgenbeugungsanalyse an Pulverpräparaten
In einem ersten Untersuchungsschritt wurden Röntgenbeugungsmessungen an Pulverpräparaten von sieben Proben durchgeführt, deren Grobanteil > 63 µm vorher entfernt worden ist.
Anhand der Ergebnisse wurden aus diesen sieben Proben fünf Proben ausgewählt, von denen
Texturpräparate für weitere Messungen angefertigt wurden (siehe Tabelle 4.6). Die Diffraktogramme (vgl. Anlage 12) dieser fünf Proben lassen auf die Abwesenheit von Eisenoxiden,
karbonatischen Verbindungen und organischen Anteilen schließen. Durch diese Herangehensweise wurde eine aufwendige Vorbehandlung der Proben zur Abtrennung der genannten Substanzen vermieden. Die Ergebnisse der Pulverpräparatmessungen der Proben TP/3 und TP/9
aus dem Profil bei Hüttenrode lassen eine ähnliche Zusammensetzung der Proben vermuten.
Nur von der Probe TP/3 wurden Texturpräpate angefertigt (vgl. Tabelle 4.6).
b) Röntgenbeugungsanalyse an Texturpräparaten
Von den fünf Proben für weitere Untersuchungen wurde die Tonfraktion < 2 µm mittels Zentrifuge abgetrennt. Von der Tonfraktion dieser ausgewählten Proben wurden mehrere texturierte
Sedimentationspräparate hergestellt, in denen die Tonminerale parallel zur Basisfläche orientiert sind (vgl. RÜGNER 2000). Die Röntgenbeugungsanalyse erfolgte zunächst an lufttrockenen
Texturpräparaten. Aus den typischen Beugungsreflexen wurde die Zusammensetzung der Tone
bestimmt. Die einzelnen Feststoffphasen sind durch verschiedene Indexlinien in den Diffraktogrammen gekennzeichnet. Der Nachweis der Quellfähigkeit erfolgte durch röntgenographische
Messungen an glykolisierten Texturpräparaten. Durch die gezielte Einlagerung von Ethylenglykol (C2H6O2) wird eine charakteristische Expansion der Gitter der quellfähigen Tonminerale
erreicht, die gegenüber dem lufttrockenen Präparat eine Verschiebung der Beugungsreflexe zu
kleineren 2-theta-Winkeln erzeugt. Durch Glühen der Präparate bei 350°C wurde anschließend
eine gezielte Kontraktion der Basisflächenabstände bewirkt, wodurch sich die smektitischen
Beugungsreflexe zum Illit-(001)-Reflex hin verschieben und dessen Intensität in der Regel erhöhen (MOORE & REYNOLDS 1997, RÜGNER 2000, RÜGNER 2007b) (siehe Anlage 12).
Anhand der röntgenographischen Untersuchungen wurde eine rein qualitative Bestimmung der
Tonminerale vorgenommen. Die Auswertung der Röntgenbeugungsmuster erfolgte ohne den
Methoden
44
Nachweis der entsprechenden Elemente mittels chemischer Analysen. Auf Basis der durchgeführten Diffraktometermessungen markieren die Indizierungen daher die wahrscheinliche Kombination der anwesenden Mineralphasen (RÜGNER 2007a, 2007b).
4.5.7 Untersuchung von Dinoflagellatenzysten
Im Verlauf der Untersuchungen dieser Arbeit wurden insgesamt 110 Proben palynologisch aufbereitet und auf Dinoflagellatenzysten mit organischer Wandung (Dinozysten) bzw. auf Pollen
und Sporen untersucht (KÖNIG et al. i. Vorb.). Der größte Anteil von insgesamt 92 Proben wurde
im Rahmen einer Kooperation im Labor der Bundesanstalt für Geowissenschaften und
Rohstoffe (BGR) in Hannover aufbereitet.
MITTEL
Serien
20
MIOZÄN
15
UNTER
Alter
[Mio a]
Internationale
Stufen
Dinozysten
Zone
DN 5
LANGHIUM 14.8
15.97 DN 4
15.97
19.4
20.43
23.03
Distatodinium paradoxum
DN 3
BURDIGALIUM
AQUITANIUM
22.6
(20.0)Anb
35
OBER
Distatodinium biffii
D 15
D 14
RUPELIUM
Ana
33.9
33.5
EOZÄN
D 13
Rhombodinium draco; Chiropteridium lobospinosum,
Wetzeliella gochtii
Enneadocysta pectiniformis; Ennedocysta arcuata
Chiropteridium galea, Chiropteridium lobospinosum
Glapyrocysta microfenestrata
Anc
Distatodinium paradoxum
D 12 Anb
PRIABONIUM
36.2
37.2
40.4
MITTEL
45
Anb
(31.0)
Ana
37.2
BARTONIUM 38.8
40
Chiropteridium galea
24.4
CHATTIUM
28.4
OBER UNTER
OLIGOZÄN
30
Cordosphaeridium cantharellum
Exochosphaeridium insigne
D 16
Ana
DN 2
DN 1
25
Index-Marker;
Hilfsmarker
40.4
D 11
D 10
Enneadocysta pectiniformis
Anb
LUTETIUM
D9
48.6
48.0
Ana
Ennedocysta arcuata “Komplex”
Abb. 4.6: Index-Arten und Hilfsmarker der modifizierten Dinozysten-Zonierung in Norddeutschland vom
mittleren Eozän bis Mittel-Miozän für die biostratigraphische Einordnung der Proben (nach KÖTHE 2003,
2005a, KÖTHE & PIESKER 2007 und KÖTHE schriftl. Mitt., verändert) (KÖNIG et al. i. Vorb.)
Methoden
45
Die Aufbereitung erfolgte nach der Standardmethode mit HCL, HF und Ultraschallsiebung mit
10-µm-Gaze. Aus den organischen Rückständen wurden Streupräparate in Glyzeringelantine
angefertigt, die in der Dinozysten-Sammlung der BGR aufbewahrt werden. Die Untersuchung
von 85 Präparaten auf Dinozysten erfolgte durch Frau Dr. A. Köthe an der BGR (Referat 3.25
Stratigraphie, Sammlungen). Das Ziel der Untersuchungen war, den marinen Einfluss in den
tertiären Sedimenten des Mittelharzes und des Harzvorlandes festzustellen und eine biostratigraphische Einstufung der Proben aus den verschiedenen Aufschlüssen und Bohrungen
anhand der Dinozysten-Vergesellschaftung vorzunehmen (KÖNIG et al. i. Vorb., KÖTHE 2005b,
2005c, 2006a, 2006b, 2006c, 2007a, 2007b, 2007c).
Von den untersuchten und für diese Arbeit relevanten Proben wurden in 37 Präparaten
Dinozysten bestimmt (siehe Anlage 2). Davon konnten 30 Proben anhand ihrer DinozystenVergesellschaftung stratigraphisch ins Tertiär eingestuft werden (siehe Anlagen 6 und 13). Die
biostratigraphische Einstufung folgt KÖTHE (2003, 2005a) und KÖTHE & PIESKER (2007). Die zur
Einstufung herangezogenen Index-Marker und Hilfsmarker sind in dem Ausschnitt der stratigraphischen Tertiärtabelle nach KÖTHE (schriftl. Mitt.) in Abbildung 4.6 dargestellt. Fast alle Proben mit Dinozysten stammen aus Bohrungen und Aufschlüssen am nördlichen Harzrand zwischen Wienrode und Thale. Von den untersuchten Sedimenten im Mittelharz wurden vereinzelte Exemplare von Dinozysten nur in zwei Proben des Hartenberg-Vorkommens nachgewiesen.
4.5.8 Untersuchung von Pollen und Sporen
Acht Proben wurden von Frau Dr. A. Götz und Frau K. Ruckwied im palynologischen Labor des
Institutes für Geowissenschaften der Universität in Halle nach der Standardmethode aufbereitet
und präpariert (siehe oben). Die Untersuchung der Pollen und Sporen nahm Herr Dr. H.
Blumenstengel aus Jena vor. Zwei Proben des Tertiärvorkommens am Hartenberg im Mittelharz
konnten anhand ihrer Palynomorphen stratigraphisch ins Tertiär eingestuft werden (vgl. KÖNIG
et al. 2004, KÖNIG & BLUMENSTENGEL 2005) (vgl. Kapitel 5.4.3). Die biostratigraphische
Auswertung des Pollenmaterials erfolgte nach KRUTZSCH (1970, 2000) und KRUTZSCH et al.
(1992). Die Listen der bestimmten Palynomorphen dieser zwei Proben befinden sich in Anlage
14 und eine Auswahl an Pollen, Sporen, einzelnen Dinozysten und Acritarchen ist in Anlage 15
abgebildet. Das quartäre Pollen- und Sporenspektrum einer Probe vom Schmidtskopf im
Mittelharz wurde von Frau Dr. H. Schneider am Institut für Geographie der Universität in Jena
bestimmt (siehe Kapitel 5.4.5).
Die Aufbereitung von zehn weiteren Proben nach der Standardmethode übernahm das Labor
des Geologischen Dienstes Nordrhein-Westfalen (GD NRW) in Krefeld. Die Präparate wurden
von Herrn Dr. R. Stritzke und Herrn Ch. Hartkopf-Fröder auf Pollen und Sporen untersucht.
Zwei Proben der vom GD in Krefeld untersuchten Proben enthielten ausreichend Pollenmaterial. Eine pollenstratigraphische Einordnung der Sande der Bohrung RKS Wien 11 am
Eggeröder Forsthaus am nördlichen Harzrand wurde durch Herrn Dr. R. Stritzke nach der
Tabelle von V. D. BRELIE (1988) vorgenommen (siehe Kapitel 5.2.5, Anlage 16).
Methoden
46
4.6 Digitales Höhenmodell und Reliefanalyse
Höhendaten unterschiedlicher Auflösung wurden vom Landesamt für Geologie und Bergwesen
Sachsen-Anhalt im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung zur Verfügung gestellt. Ein Datensatz für den gesamten Harz bestehend aus ATKIS-DGM-Daten mit einer Rasterweite von 50 m
wurde unverändert vom Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt übernommen.
Der Datensatz für das Untersuchungsgebiet und angrenzender Bereiche besteht aus ATKISDGM-Daten mit einer Rasterweite von 10 m und einer Höhengenauigkeit von +/- 0,5 bis 1,0 m.
Aussparungsflächen, zu denen Bergbauareale, Talsperren, Auengebiete und andere anthropogen gestaltete Bereiche zählen, wurden im Rahmen einer studentischen Projektarbeit anhand
von Orthofotos, Tagebau-Karten der Fels-Werke GmbH und topographischen Karten mit Arc
GIS digitalisiert und mit Höhenwerten versehen. Danach erfolgte eine Neuberechnung des digitalen Höhenmodells (DHM) mit dem Programm Arc Info. Dabei wurde zunächst ein TIN erzeugt,
welches in einem zweiten Schritt in ein GRID umgerechnet wurde. Somit konnte eine höhere
Genauigkeit des DHMs erreicht, und eine von der Realität stark abweichende Darstellung der
Aussparungsflächen durch einfache Interpolation vermieden werden. (Abbildung 4.7).
Abb. 4.7: Schummerungsdarstellung eines Ausschnitts des DHMs mit den Tagebauen Großer Hornberg
und Elbingerode im Mittelharz; Links: berechnetes DHM mit Interpolation zufälliger Höhen in den Aussparungsflächen; Rechts: berechnetes DHM mit Zuweisung konkreter Flächen und Höhen in den Aussparungsflächen anhand von Karten und Orthofotos mit Stand von 2002 (Projektarbeit: Herr M. Denk
2007, verändert)
Die Höhenmodelle wurden zur Visualisierung des Großformenschatzes des Harzes und zur
Reliefanalyse im Untersuchungsgebiet eingesetzt. Aus den Höhendaten wurden die geomorphologischen Standardparameter Hangneigung, Exposition sowie Horizontal- und Vertikalwölbung mit den Programmen Arc GIS bzw. Arc View abgeleitet und für eine Interpretation des
Formenschatzes angewendet (vgl. KÖNIG 2001). Darüber hinaus wurden Isohypsen,
Schummerung und Höhenprofile aus den Daten erstellt. Einige dieser Parameter finden in den
angefertigten Karten und Profilen dieser Arbeit ihre Verwendung. Darüber hinaus wurden die
Einzugsgebiete der Fließgewässer des Harzes anhand der Topographischen Karten 1: 25.000
digitalisiert und abgebildet. Die Klassenbildungen zur Darstellung der Höhenstufung, der Hangneigung und der Isohypsen orientieren sich an BARSCH et al. (1978), DALCHOW (1985), KUGLER
(1982) und LESER & STÄBLEIN (1978), wobei einzelne Klassengrenzen an die Fragestellungen
dieser Arbeit angepasst wurden.
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