Grundlagenvertiefung zu PS2 A. Biedermann Updated by W. Markowitsch 15. September 2015 PS2 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 Analogie zwischen mechanischen und elektrischen Schwingungen 2 2 Der elektrische Schwingkreis in Wechselstromnotation 3 2.1 Serienresonanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 2.2 Parallelresonanz mit kapazitiver Einkopplung 5 3 Literaturangaben . . . . . . . . . . . . . . . . 6 - 1 - PS2 1 Analogie zwischen mechanischen und elektrischen Schwingungen 1 Analogie zwischen mechanischen und elektrischen Schwingungen Es besteht eine weitgehende Analogie zwischen elektrischen und mechanischen Schwingungen, die in der ähnlichen Form der zugrundeliegenden physikalischen Gesetze begründet ist. Deshalb kann man praktisch alle beteiligten elektrischen und mechanischen Gröÿen U = L dI/dt F = m dv/dt (mit der miteinander in Beziehung setzen. So etwa entspricht dem Induktionsgesetz (mit der trägen Induktivität trägen Masse m); Tabelle 1: L) das zweite Newtonsche Gesetz weitere formale Entsprechungen nden Sie in Tab. 1. Entsprechungen zwischen mechanischen und elektrischen Gröÿen Eigenschaft Mechanische Gröÿe unabhängige Variable Zeit abhängige Variablen Auslenkung t Elektrische Gröÿe Zeit x t Ladung Geschwindigkeit Koe. d. Trägheit F Masse m Koe. d. Verlustleistung Reibungszahl Koe. d. rückstellenden Kraft Federkonstante v Kraft Strom q I Spannung U Selbstinduktion k L R 1/C Ohmscher Widerstand D Reziproke Kapazität Schwerkraft mg/l Energiespeicher 1 (J) Energiespeicher 2 (J) Eigenfrequenz ω0 (1/s) Dämpfungskonstante Dx2 2 mv 2 Kinetische Energie 2 q p g D , m l k 2m Potentielle Energie δ (1/s) Direkte Relevanz erhält diese Analogie bei q2 Elektrostatische Energie 2C LI 2 Magnetische Energie 2 q 1 LC R 2L elektromechanischen Oszillatoren wie et- wa Schwingquarzen (z.B. in Quarzuhren). Diese sind zwar wie alle elastischen Festkörper mechanische Oszillatoren, können aber über Elektroden unter Ausnutzung des piezoelektrischen Eekts (Kopplung → − E -Feld und Verzerrungstensor ε) elektrisch angeregt werden. Deshalb werden sie auch über elektrische L-C Ersatzschaltbilder beschrieben, obwohl sie weder Kondensator noch Spule enthalten (ausser der durchaus relevanten Elektrodenkapazität). Da Quarz ein recht hartes Mineral ist (hohe elastische Konstante) überrascht es auch nicht, dass die Äquivalentkapazität wesentlich kleiner als 1 pF ist und damit auch wesentlich kleiner als die physikalische Elektrodenkapazität. - 2 - PS2 2 Der elektrische Schwingkreis in Wechselstromnotation 2 Der elektrische Schwingkreis in Wechselstromnotation Abbildung 1: (a) Spannungsgetriebener Schwingkreis (Serienresonanz) und (b,c) stromgetriebener Schwingkreis (Parallelresonanz). Mit der Methode der komplexen Impedanzen kann Berechnung von Schwingkreisen stark vereinfacht werden, auch bei mechanischen Schwingungen (siehe Feynman Lectures Vol. I). Im Folgenden wird zunächst das Prinzip anhand der Serienresonanz (Abb. 1a) veranschaulicht. Danach wird die Methode verwendet um den (eher subtilen) Unterschied in den Resonanzkurven der Serienresonanz und der im Experiment verwendeten Schaltung Abb. 1c zu berechnen. Auÿerdem wird dabei der signikante Unterschied im Impedanzverhalten von Serien- und Parallschaltung herausgearbeitet. 2.1 Serienresonanz Man geht von der Dierentialgleichung für die Serienschaltung aus, mit dem Strom als abhängiger Variable: dI L + IR + dt Z - 3 - I/C = U, (1) PS2 2 Der elektrische Schwingkreis in Wechselstromnotation und verwendet für alle Spannungen und Ströme den komplexen Ansatz für harmonische 1 (sinusförmige) Schwingungen, U (t) = U eiωt U = U0 eiϕu I(t) = Ieiωt I = I0 eiϕi wobei komplexe Gröÿen der Deutlichkeit halber einkunft, dass die Realteilen dann den messbaren (2) unterstrichen sind. Dabei gilt die Über- zeitlich veränderlichen Ströme und Spannungen jeweils den dieser komplexen Gröÿen entsprechen. Die Absolutbeträge Amplituden. U0 , I0 entsprechen Damit erhält man nach Einsetzen in die Dierentialgleichung und Kürzen des zeitabhäniωt gigen Faktors e : iωLI + RI + I =U iωC (3) Umgeformt ergibt das ein dem Ohmschen formal ähnliches Gesetz für die komplexe Spannung, den komplexen Strom und die komplexe Gesamtimpedanz U = I(R + iωL − Z: i ) = IZ ωC (4) Ein Vorteil der Methode ist, dass man zwischen kartesischer und polarer Darstellung A exp(iϕ) = A(cos ϕ + i sin ϕ) wechseln und Produkte und Summen recht einfach be- rechnen und anschaulich in der komplexen Ebene darstellen kann (Zeigerdiagramm). Bei der Resonanzfrequenz ω0 wird ω0 L = 1/(ω0 C), die komplexen Widerstände von Induktivität und Kapazität kompensieren einander und Gleichung (4) verwandelt sich in das richtige Ohmsche Gesetz Minimalwert, U0 = I0 R. die Phasenverschiebung zwischen Die Spannung Die Serienimpedanz erreicht damit ihren der Strom ist nur mehr durch den Ohmschen Widerstand begrenzt und U I und U verschwindet. für beliebige Kreisfrequenz UC = U ω folgt aus der Spannungsteilerformel: ZC U = Z iωRC − ω 2 LC + 1 (5) Der Absolutbetrag der Gleichung (kann für Zähler und Nenner getrennt berechnet werden) ergibt mit der Güte Q = ω0 /(2δ) und der Dämpfung δ = R/(2L) die Resonanzkurve: 1 Hier wird ausnahmsweise dasselbe Formelzeichen für die zeitabhängige und zeitunabhängige Gröÿen U(t) und U verwendet, um eine Ination von Formelzeichen zu vermeiden. - 4 - PS2 2 Der elektrische Schwingkreis in Wechselstromnotation U0 U0 . UC0 = p =p 2 (1 − ω 2 LC)2 + (ωRC)2 (1 − ω 2 /ω0 )2 + (ω 2 /ω02 )(1/Q2 ) Diese Resonanzkurve entspricht in der Form genau der Resonanzkurve bei (6) mechanischen Schwingungen. Die Resonanzkurve für die Parallelresonanz, die nachfolgend behandelt wird, weicht jedoch in einigen Details davon ab. 2.2 Parallelresonanz mit kapazitiver Einkopplung Der Fall der Parallelresonanz mit kapazitiver Einkopplung liegt etwas komplizierter. Der Kopplungskondensator erfüllt den Zweck einer Strom-Spannungswandlung (die Parallelschaltung kann nur bei Einprägen eines Stromes ungehindert schwingen, weil die Spannung in der Parallelschaltung an beiden Kondensator und Spule gleich ist, siehe Schaltung in 0 Abb. 1c). Zunächst wird die Schwingkreisimpedanz CkRL (ohne C ) in der Näherung für schwache Dämpfung berechnet: Z RLkC = ω2δ iωL R + iωL 1 ≈ = 1 2 iωRC − ω LC + 1 iωRC − ω 2 LC + 1 iωC + R+iωL Resonanz ω02 LC = 1 ist der Kreis wieder rein Ohmsch |Z RLkC | erreicht ihren Maximalwert: |Z RLkC | = L/(RC). Bei und die (7) Parallelimpedanz Den Zusammenhang zwischen Eingangs- und Kondensatorspannung erhält man wieder durch die Spannungsteilerformel: UC = U Die Impedanz |Z C 0 | = 1/(ωC 0 ) Z RLkC ZC 0 + ZRLkC des Einkoppelkondensators muss wesentlich gröÿer als die maximale Schwingkreisimpedanz L/(RC) sein, um die Strom-Spannungswandlung auch 0 bei Resonanz zu gewährleisten. Daraus kann man unmittelbar die Bedingung Lω0 /R = ω0 /(2δ) = Q (8) C/C ableiten. Die Spannungsteilerformel vereinfacht sich dann zu UC und man erhält UC ≈ C Q C0 ≈ U Z RLkC Z C0 −U ω 2 LC 0 iωRC − ω 2 LC + 1 - 5 - (9) (10) PS2 3 Literaturangaben Dieses Ergebnis unterscheidet sich von dem der Serienresonanz Glg. (5) also nur um den 2 0 Faktor ω LC und einer Änderung der Phasenverschiebung um π , wegen des Minus im Zähler von Glg. (10). Die Form der Resonanzkurve unterscheidet sich insofern von der des Serienschwingkreises, als die Kurve für kleine Frequenzen gegen Null strebt und für groÿe gegen einen konstanten Wert. Bei der Serienresonanz ist es umgekehrt. 3 Literaturangaben • Bergmann Schäfer Band 2 Elektromagnetismus, • Purcell, de Gruyter, Berlin, 1999 Berkeley Physik Kurs 2, Elektrizität und Magnetismus, Vieweg, Braun- schweig, 1983 • (zur komplexe Methode für mechanische und elektrische Schwingungen) Feynman, Leighton, Sands, Feynman Lectures on Physics Vol I, Addison Wesley, Reading, 1977 - 6 -