30. internationale filmfestspiele berlin 10. internationales forum des jungen films THE TEMPEST render Mißklänge, von H ä ß l i c h k e i t und S c h ö n h e i t , Magie und A l l täglichkeit. In 'The Tempest' existieren Romanze und Vergeltung in gleichem M a ß e , Phantasie w i r d z u m A l p t r a u m , Wirklichkeit und Illusion s t o ß e n zusammen. Der Sturm Land G r o ß b r i t a n n i e n 1979 Produktion K e n d o n F i l m für B o y d ' s Company Regie Derek Jarman Buch Derek Jarman, nach dem Bühnenstück von William Shakespeare Kamera Peter M i d d l e t o n Schnitt Lesley Walker Musik Wavemaker (Brian Hodgson, J o h n Lewis) *Stormy Weather', gesungen von Elisabeth Welch, arrangiert und gespielt von Stephen Prussoin Ton J o h n Hayes Produzent Don Boyd Produktionsleitung Sarah Radclyffe, G u y F o r d , Mordecai Schreiber Dekor Yolanda Sonnabend Darsteller Prospero Miranda Caliban Ariel Ferdinand Alonso Sebastian Antonio Gonzalo Stephano Trinculo Sycorax Eine G o t t i n berlin 19.2.-29.2. 1980 Heathcote Williams Toyah Willcox J a c k Birkett Karl Johnson David Meyer Peter Bull Neil Cunnigham Richard Warwick K e n Campbell Christopher Biggins Peter Turner Claire Davenport Elisabeth Welch Uraufführung 27. August 1979, Edinburgh International F i l m Festival Format 35 m m , Farbe, 1 : 1.G6 Länge 96 Minuten Die Handlung: Prospero, ein Magier und abgesetzter Herzog von Mailand, lebt auf einer verzauberten Insel zusammen mit seiner Tochter Miranda, dem m o n s t r ö s e n Diener Caliban, dem versklavten Geist A r i e l , seiner K r i stallkugel, Z a u b e r b ü c h e r n und magischen Kräften. E r entdeckt, d a ß seine Feinde — sein Bruder A n t o n i o , A l o n s o , der König von Neapel, und Sebastian, Alonsos Bruder — an seinem Insel-Königreich vorbeisegeln und b e s c h w ö r t einen Sturm herauf. Die gesamte Mannschaft des Schiffes wird schiffbrüchig an das Ufer der Insel geworfen, wo sie unter den Zauber Prosperos fallen. Bei seinen Feinden sind auch G o n z a l o , sein früherer treuer Höfling, Ferdinand, Alonsos Sohn, Stephano und T r i n c u l o , zwei betrunkene Narren. Angelockt v o n Prosperos Zauber und Ariels L i e d , machen sich die Spieler auf z u m S c h l o ß des Insel-Zauberers, w o niemand ganz das ist, als was er auftritt, und w o nichts so bleibt, wie es erscheint. Es gibt Intrigen u n d Gegen-Intrigen — Miranda und Ferdinand verlieben sich, Alonso sucht nach seinem verlorenen S o h n , Sebastian und A n t o n i o planen einen M o r d , A r i e l führt Schauspiele für seinen Herrn auf, Caliban tut sich mit Stephano und T r i n c u l o zusammen, w ä h r e n d Prospero alle seine Kräfte ins Spiel bringt, u m seine Feinde zu entwaffnen. Wie im M ä r c h e n ist schließlich 'Ende gut, alles gut*. N a c h einem Finale der Heiterkeit und V e r s ö h n u n g besteigen die Sterblichen der Handlung ihr Schiff und segeln gen Sonnenaufgang in eine glückliche Z u k u n f t davon. Wirklich? Wieder in seine i h m zustehenden Rechte eingesetzt, schaut Prospero — der Meister der Illusionen — auf seine verzauberte Insel zurück. Sein Ausdruck ist traurig; in seinem Sieg schwingt Trauer mit; seine Tage der Magie und der T r ä u m e sind für immer vorbei. Produktionsmitteilung Ü b e r diesen F i l m Wie Quecksilber entzieht sich 'Der Sturm* der Interpretation — das wesentlichste Merkmal eines Meisterwerks. Diese rätselhafte, u n b e s t ä n d i g e Eigenschaft zieht mich an dem Stück an. Hier spiegelt sich die Gesellschaft in einem M i k r o k o s m o s , auf einer verlassenen Insel, die aber 'voller Schall und süßer Melodien* ist. G o n z a los ur-marxistische Weissagung eines irdischen Paradieses, Prospero* intellektueller Autoritarismus, Ariels Flehen nach Freiheit, Calibans kriecherische, vorgetäuschte Anerkennung eines neuen Herren, der schnippische, machtbesessene A n t o n i o — ein einfaches und doch komplexes Stück, dessen Schlüssel vielleicht i n Prosperos Verzeihung liegt: „ D e r Tugend C b u n g ist h ö h e r als die Rache.** ( V , 1) Inhalt *Der Sturm'ist das letzte der g r o ß e n Stücke William Shakespeares. Traditionell wird es den K o m ö d i e n zugeordnet, in Wirklichkeit gehört es aber keineswegs zu ihnen. 'Der Sturm* ist ein Spiel der Widersprüche, eine betrügerische M i x t u r 'süßer Musik* und klir- M i r kam es immer so vor, als ob sich Shakespeare nur sehr schlecht in den F i l m übersetzen l ä ß t . Es gibt einen g r o ß e n R i ß zwischen der Künstlichkeit von B ü h n e n - K o n v e n t i o n e n und dem Naturalismus des Filmdekors. V o n allen Shakespeare-Filmen ist Henry V. mir der liebste, weil der F i l m dieses Problem erkannte. In Stoneleigh A b b e y fanden wir die beste Metapher der Insel und in den D ü n e n von Bamborough eine Landschaft, die universell und abstrakt war. Beide Dekors erlaubten es den Versen zu atmen, ohne mit ihnen i n K o n f l i k t z u treten. Die Film-Magie haben wir nur z u r ü c k h a l t e n d gebraucht, dafür wurde