20061008 Schutzraum Wehrheim Internet

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Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und
unserem Herrn Jesus Christus.
Aus Anlass der Impulstage habe ich den Predigttext aus Psalm
91 ausgewählt.
Ich lese Psalm 91, 1- 12
Kanzelgebet
Liebe Gemeinde,
wer mich näher kennen lernt merkt irgendwann voller Erstaunen, dass ich ein eher ängstlicher Mensch bin. Als ich mir diesen Psalm näher angeschaut habe dachte ich so:
Wow, solches Vertrauen in Gott hätte ich auch gerne. So gut,
wie dieser Psalmbeter möchte ich es auch mal haben. So überzeugt, dass ich von Gott rundherum geschützt bin kann ich nur
selten sagen. Ich weiß das zwar im Kopf, aber mein Herz sagt
da oft was ganz anderes.
Ich kann meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, wie ich in einer echten Krisensituation reagieren würde. Wäre mein Glaube
dann so stark wie der des Beters David hier? Er war der Jüngste, der Unscheinbare, den sein Vater sogar vergessen hatte
und er hatte Verrat, Trennung und Tod von Freunden und Angehörigen, Verfolgung erleiden müssen und hielt trotzdem an
seinem Glauben fest.
Ich habe überlegt, ob ich jemanden aus unserer Zeitepoche
kenne, der so unerschrocken das sagen kann und lebt. Mir fiel
dann eine bekannte Persönlichkeit ein, nämlich Mutter Theresa,
die 60 Jahre lang in den Slums in Indien gewirkt hat- und das
bis zu ihrem Tod mit 87 Jahren.
Mich hat diese Frau sehr fasziniert, noch kleiner als ich, sehr
zart und dann mitten in Millionen von armen, kranken und sicher auch gewalttätigen Menschen. Als sie 1937 mit ihrer Arbeit
anfing und ich denke bis zum letzten Tag gab es sicher viele
Situationen, wo sie in echter körperlicher Gefahr war. Aber sie
hat in ihrem Gottvertrauen allen Gefahren getrotzt und das erlebt, was hier im Text steht:
Sie wurde behütet vor:
- Stricken des Jägers
- Pest
- Grauen der Nacht
- Pfeile des Tages
- Seuche am Mittag
- Und hat erlebt, dass um sie herum viele gefallen sind,
sie aber stehen geblieben ist.
Was war ihr Geheimnis, dass sie diesen Schutz so annehmen
konnte und so unerschrocken lebte- denn von ihrer Körperstatur her hätte sie niemandem trotzen können?
Sie hatte ein starkes Gebetsleben, eine tiefe Beziehung zu
Gott, Gemeinschaft mit anderen Christen, die sie getragen haben und hing nicht an den Dingen dieser Welt.
Aber ich denke, wenn man ihre Heime und ihr Leben näher betrachten würde, dann würde man auch von Situationen hören,
in denen Dinge nicht glatt gelaufen sind, wo es Widerstände,
Stress, Streit, Not, Ängste, Sorgen und vieles mehr gab.
Eben das richtige Leben, das jeder von uns täglich erlebt, zu
Hause, auf der Arbeit, in der Schule und auch in der Gemeinde.
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Dass sie trotzdem durchgehalten hat hing sicher nicht nur am
äußeren Schutz. Ich vermute mal, dass sie eben auch alle Gedanken, Sorgen, Ängste, Streit etc. mit Gott im Gebet geteilt hat
und hier einen großen inneren Schutz und Frieden erlebt hat,
der es ihr ermöglichte auch nach außen hin an Schutz zu glauben.
Wenn es im Thema des Gottesdienstes heißt: Rundherum geschützt- in Gottes Gegenwart, dann beinhaltet das für mich beides, den äußeren, wie den inneren Schutz.
Was heißt nun genau innerer Schutz?
Was ist in mir schützenswert? Es sind meine Ängste, meine
Fragen, meine Zweifel, meine Sorgen, meine Trauer, der Ärger
oder Stress den ich mit anderen habe.
Kann das bei Gott geschützt sein? Wie sieht das aus?
Mir ist an dieser Stelle noch jemand anderes Bekanntes eingefallen. Dietrich Bonhoeffer. Ein Mann, auch voller Gottvertrauen. Nur mit dem einen Unterschied: Er saß im KZ, in dem Wissen, dass er jederzeit umgebracht werden kann. Und trotzdem
hat er dieses tiefe Vertrauen gehabt. In dem bekannten Lied:
Von guten Mächten wunderbar geborgen kommt das zum Ausdruck. Er war äußerlich gefangen, aber innerlich frei. Seine
Wärter sagten mal: ER gehe daher wie ein Graf. Seine Gedanken waren frei, weil sie in Gott geschützt waren. Inmitten von
äußerlicher Bedrohung war sein Herz, seine Gedanken, Seine
Seele frei- bis zum letzten Atemzug.
Nun sind das ja alles besondere Persönlichkeiten, die besonderes erlebt haben- gilt das was im Psalm steht denn auch für
uns. Können wir auch diesen Glauben und diese Geborgenheit
erleben?
In meinem Leben gibt es immer wieder Situationen, wo ich
nicht weiter weiß, wo mich meine Vergangenheit einholt oder
auch Ereignisse der Gegenwart, die mir den Schlaf rauben,
mich depressiv machen, wütend oder ängstlich oder alles
zugleich.
Doch ich habe mittlerweile gelernt, dass ich mit all’ diesen Gedanken zu Gott kommen kann. Dass ich einfach sagen kann:
Mir geht es heute nur dreckig, ich habe keine Lust, ich weiß
nicht was ich als nächstes machen soll, wie ich dieser Person
begegnen soll, die mich so verletzt hat, wie ich meine Einsamkeit aushalten soll…
Ich werde dann ganz still, verdränge die Gedanken nicht durch
Arbeit, TV, Computer, Lesen, Schlafen oder Telephon sondern
halte diese Gedanken einen Moment aus und merke dabei,
dass ich sie nicht mehr alleine tragen muss, sondern dass Gott
sie mit mir trägt. Das bedeutet nicht, dass sie dadurch sofort
verschwinden, aber ich werde dabei ruhiger und oft fallen mir
nach ein paar Minuten Lösungsideen ein. Ich weiß, was der
nächste Schritt ist.
Und das Beste daran ist: Gott verrät mich nicht, erzählt es nicht
weiter, schmiert es mir nicht später wieder aufs Brot, verurteilt
mich nicht, hält mich und meine Zweifel aus- auch wenn sie
zum 100 mal kommen und ist nicht genervt.
Ich erlebe dabei Gott auf ganz unterschiedliche Art und Weise,
so, wie es auch hier im Psalm beschrieben ist. Und vielleicht
kann sie das eine oder andere anregen es auch mal auszuprobieren:
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Seine Wahrheit ist Schirm und Schild:
• Merke, dass die Wahrheit im Angesicht Gottes anders aussieht. Ich registriere dann ZB, dass ich gar
nicht so einsam bin.
• Oder, dass die andere Person mich nicht mit Absicht
verletzt hat, sondern einfach nur nicht so gut drauf
war, selbst viel Stress hatte und das nichts über unsere Beziehung aussagt.
• Wenn ich das begreife, einfach dadurch, dass ich
meine Gedanken und Gefühle ausgehalten habe und
sie vor Gott bewegt habe, dann merke ich, dass die
Welt nur halb so schwarz aussieht und bekomme
plötzlich wieder Lebenslust, Energie, Freude auf
neue Begegnungen.
• Vielleicht sollte ich mir mal einen Schirm in meinem
Zimmer aufstellen, der mich daran erinnert nach der
Wahrheit in meinen Gedanken zu fragen.
Schatten: Ist für mich etwas, was mich bedeckt, vor äußerer Hitze bewahrt. In unserem Garten hängt zwischen
2 großen Bäumen eine Hängematte. Ich habe dieses
Jahr dort öfter mal gelegen- auch zum arbeiten mit Laptop. So rundherum eingehüllt zu sein und dann noch im
Schatten unter Bäumen, das war für mich ein absoluter
Schutz. Ich konnte dort richtig geborgen sein und diese
Momente genießen. Ich war alleine, in tiefem Frieden
und fühlte mich Gott nahe.
Burg: Ist sicher das stärkste Bild für Schutz. Wenn mich
alles um mich herum aufregt und nervt, dann suche ich
meine Burg auf. Meinen Rückzugsort, wo mich niemand
mehr stören kann und darf. Zum einen ist das mein Arbeitszimmer- zum anderen habe ich aber auch eine flauschige, schöne, rote Decke, die immer im Wohnzimmer
-
liegt. Wenn ich merke, so gleich explodiere ich, dann
gehe ich ins Wohnzimmer, lege die Decke um mich herum setze mich aufs Sofa und bete: Herr, hier bin ich, ich
bin am Ende, sauer, wütend- und brauche deinen Frieden. In den paar Minuten wo ich da sitze merke ich wieder die Gegenwart Gottes und spüre seine Nähe, seinen
Frieden, sehe seine Sicht der Dinge und komme so
langsam wieder runter. Diese Decke und ihre Bedeutung
ist auch unserer 6- jährigen bewusst- und sie passt auf
diese Decke besonders auf.
Engel, die einen behüten und auf Händen tragen. Bibel:
Viele Engel. Aufgabe besteht oft in der Bewahrung- nicht
unbedingt vor Unfällen, aber vor anderem Schaden. Bsp:
• Josef, der Maria verlassen will und vom Engel zurück gehalten wird.
• Bileams Esel, dem sich ein Engel in den Weg
stellt, damit Bileam das Volk Israel nicht verfluchen kann, sondern sogar segnen muss.
• Ich wünsche mir im Moment so einen Engel, der
sich mir in den Weg stellt und sagt, was dran ist.
Jetzt klingt das ja so ganz nett und vermutlich hat jeder hier in
der Kirche schon mal eine Erfahrung mit dem Schutz durch
Gott oder seine Engel gemacht. Aber kann man das so abrufen, kann man das täglich erleben, ist das wie ein Mechanismus, den man einfach anstellen und dann erleben kann?
JA und NEIN! Gott sagt immer wieder, dass er bei uns ist, jeden Tag, rund um die Uhr- von daher gesehen ist auch sein
Schutz bei uns, können wir von ihm geschützt werden.
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Aber- ich glaube wir registrieren häufig gar nicht, dass wir seinen Schutz erleben, weil für uns so Vieles machbar geworden
ist und wir selten in heftigen Situationen leben, wo sein Schutz
das einzige ist, was noch helfen kann.
DILL Kreis vor 3 Wochen- da hat Gott auch seine Hand drüber
gehalten, dass es keine Tode gab. Selbst die Presse sprach
von einem Wunder. Aber wie lange bleibt das im Bewusstsein
der Menschen.
Wie können wir uns das Wissen um den Schutz Gottes für unseren Alltag nutzbar machen?
Wir müssen den Umgang damit lernen, einüben. David, Bonhoeffer und Mutter Theresa wussten darum, dass sie täglich auf
den Schutz Gottes angewiesen sind und ich bin mir sicher,
dass das auch zu ihren täglichen Gebeten gehörte.
Aber wie geht das?
- Schule, Betriebe, Krankenhäuser: Haben immer wieder Katastrophenübungen, um es im Ernstfall zu wissen.
Wir sollen üben, vielleicht zunächst an kleinen Problemen und Fragen, die der Alltag uns stellt. Im Ernstfall ist
sowieso alles ganz anders und schlimmer als in unserer
Vorstellung, aber wir haben dann schon eine gewisse
Übung mit der wir an das Problem dran gehen können.
- Bunker- man braucht den Schlüssel, muss wissen, wo
er ist. Man muss wissen, wo der Raum, das Haus ist.
o Ritus: Wie komme ich zu Gott? Ist es meine Decke, die Hängematte, wie kann ich zu ihm Kontakt
aufnehmen, wie kann ich beten? Bonhoeffer hat
sich ZB mitten im Gefängniseinerlei einen festen
Stundenplan gegeben- incl. Gebetszeiten.
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Schweiz: Jedes Haus hat einen Bunkerraum, der immer
gefüllt ist mit Konserven etc.
o Konserven Gottes: Segensworte, Gesangbuchstrophen auswendig, (in dir ist Freude) Bibeltexte,
(geloste Verse JES 14, Losungen) Erinnerungen
an Gebete, (Decke) Segnungen, Gottesdienste;
Ikonen, Kreuze, Bilder, Postkarten mit Segensgrüßen
o Sich immer wieder mal daran erinnern, sie aufschreiben, sonst hat man sie ruck zuck vergessen. Für mich= Schatz, der mich aufbaut.
Beziehung zu Gott einüben:
o In Notzeiten geht man zunächst zu den Menschen, die einem vorher auch vertraut waren und
fängt nicht an außerhalb neue Beziehungen aufzubauen.
o Wer Gott in guten Tagen nicht erlebet wird auch
in schweren nicht als 1. an ihn denken oder nicht
wissen wie man mit ihm umgeht, Kontakt aufnehmen und Beziehung leben kann.
o DH: Probieren sie es doch einfach mal wieder öfter aus. Ich merke auch, wenn ich nicht regelmäßig bete bzw mich in die Gegenwart Gottes begebe, dann verblasst er in mir, dann habe auch ich
Schwierigkeiten einen schnellen Zugang zu ihm
zu finden.
o Die nächsten Tage wären da eine gute Gelegenheit sich der Gegenwart Gottes und seinem
Schutz auszusetzen um das gleiche tiefe Vertrauen in Gott zu bekommen wie David, Bonhoeffer
und M. Teresa. Dann braucht niemand mehr zu
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sagen: So gut möchte ich’s auch mal haben, denn
dann kann jeder sagen:
Danke, dass ich’s auch so gut habe.
Probieren Sie es aus in den nächsten Tagen- lassen Sie die
Verheißungen die hinter diesem und den anderen Themen stecken auf sich wirken. Haben Sie die Erwartung, dass sie Gott
noch mal ganz neu begegnen können.
- Gott, dem Vater, der uns nicht verurteilt, nicht beschimpft, verletzt oder sagt: Wenn du das und das nicht
tust, dann passiert das. Sondern dem Gott, der uns so
liebt wie wir sind und zu dem wir mit allem kommen können.
- Gott, dem Sohn, der uns in unseren Sorgen, Ängsten
und Schmerzen ganz besonders begegnen will.
- Gott, dem Heiligen Geist, der uns ermutigt in unserem
Leben Dinge auszuprobieren, die wir uns bisher nicht
getraut haben, uns aber unendlich gut tun und weiter
bringen.
Ich möchte ihnen in den nächsten Tagen einen Gott vorstellen,
zu dem es sich einfach nur lohnt hinzukommen, Kontakt aufzunehmen um nicht nur rundum geschützt zu sein, sondern auch
geliebt, wert geschätzt und ermutigt zu werden.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft,
bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen
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