Molltonleiter | eLexikon

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Molltonleiter
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Seite 11.726
Molltonleiter 5 Wörter, 44 Zeichen
?Molltonleiter, s. Molltonart und Tonleiter.
?Molltonart, diejenige Tonart, in welcher ein Mollakkord schlußfähiger Akkord (Tonika) ist. Der ältere Begriff der Tonart ist an die
Tonleiter gebunden; eigentlich zur Tonart gehörige Töne sind daher nur die leitereignen. Bei der ist indes nicht so leicht festzustellen
wie bei der Durtonart, welche Töne leitereigne sind, weil die Gestalt der Molltonleiter eine schwankende ist. Seit das Prinzip der
Klangvertretung aufgestellt wurde, d. h. das der Auffassung der Töne im Sinn von Akkorden, pflegt man eine Tonart als ein System
von drei Klängen: Tonika, Oberdominante und Unterdominante, hinzustellen und zwar die als Molltonika, Mollunterdominante und
Duroberdominante, z. B.
Tonika ^[a.c.e]
d.f.a. c. e.gis.h
Unt.-Dom. ^[d.f.a] Ob.-Dom. ^[e.gis.h] ^[img]
welche drei Akkorde allerdings die häufigsten in der Mollharmonik sind. Dieselben ergeben aber eine Molltonleiter, die einen
übermäßigen Sekundschritt enthält:
A.H.c.d.e.f gis.a. Erst die neuere Zeit hat es gewagt, diese Tonfolge als wirklichen Typus der Mollmelodik, als normale
Molltonleiter (die sogen. »harmonische«),
aufzustellen. Die ältere, seit der Herausbildung der modernen Tonarten aus den Kirchentönen übliche Darstellung der
Molltonleiter ist dagegen
aufwärts: A.H.c.d.e.fis.gis.a
abwärts: a.g.f.e.d.c.H.A,
die sogen. »melodische« Molltonleiter. Ohne Zweifel ist diese wirklich melodisch, was die andre wegen des Hiatus f gis nicht ist.
Die neuere Musik lehrt aber, daß es eine Tonleiter, welche sich mit der Harmonik einer Tonart (auch ohne Modulationen) deckt,
überhaupt nicht gibt (vgl. Tonalität). Der Streit ist daher ein müßiger. Tonleitern sind vom Standpunkt unsrer heutigen Erkenntnis des
Wesens der Harmonik nichts andres als Typen der melodischen Bewegung durch Akkorde, d. h. Ausfüllungen der Lücken zwischen
den Tönen eines Akkords mit Durchgangstönen, welche je nach der Stellung des Akkords zur Tonika verschieden ausfallen müssen
und für die Tonika selbst verschieden sein können. Die einfachste Gestalt der Tonleiter der Tonika ist aber die, welche nur Töne der
beiden demselben Klanggeschlecht angehörigen Dominanten benutzt, d. h. die einfachste Darstellung der Molltonart durch drei
Klänge ist nicht die oben gegebene mit Duroberdominante, sondern die mit Molloberdominante:
Tonika ^[a.c.e]
d.f.a. c. e.g.h
Unt.-Dom. ^[d.f.a] Ob.-Dom. ^[e.g.h] ^[img]
Der Einigungspunkt der Beziehungen der Töne des Mollakkords ist der oberste Ton des Molldreiklanges; führen wir die Tonleiter
von diesem zu seiner untern Oktave, so erhalten wir die Skala
e'.d'.c'.h.a.g.f.e,
welche das volle Gegenbild der aufsteigenden Durtonleiter ist:
c.d.e.f.g.a.h.c'.
Diese reine Molltonleiter ist die beliebteste Tonleiter der alten Griechen (die dorische) und der nach Ausbildung der
mehrstimmigen Musik so arg mißverstandene phrygische Kirchenton. Ihre wahre Bedeutung wurde zuerst mit ganzer Schärfe erkannt
von K. Fortlage (»Das musikalische System der Griechen in seiner Urgestalt«, Leipz. 1847) und O. Kraushaar (»Der akkordliche
Gegensatz«, das. 1852); es folgten: K. F. Weitzmann, A. v. Öttingen, v. Thimus, Riemann, Thürlings, O. Hostinsky, Y. v. Arnold, v.
Melgunow, und vor Fortlage verfocht schon Blainville die Idee der Tonleiter mit der kleinen Sekunde (»Troisième mode«, »Mode
hellénique«),
dem wieder Nicola d'Arienzo in neuerer Zeit folgte. Einzig diese Art der Auffassung der Molltonart, welche in der Benutzung der
Duroberdominante der Molltonika etwas Ähnliches sieht wie in der Benutzung der Mollunterdominante der Durtonika (Hauptmanns
»Molldur«),
vermag eine sichere Basis zu gewinnen für die systematische Betrachtung der Mollharmonik und für die eigenartigen
Wendungen in schottischen, irischen, skandinavischen, russischen, ungarischen und tschechischen Melodien, deren adäquate
Harmonisation so lange ein ungelöstes Problem geblieben ist.
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Ende Molltonart
Quelle: Meyers Konversations-Lexikon, 1888; Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte
Auflage, 1885-1892;11. Band, Seite 726 im Internet seit 2005; Text geprüft am 18.10.2008; publiziert von Peter Hug; Abruf am
2.6.2017 mit URL:
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