Human Life International Schweiz • Nr. 73 • Dezember 2010 Editorial Geschätzte Leserinnen und Leser, Lebensschutzorganisationen wie HLI-Schweiz kann es nicht gleichgültig sein, wie in unseren Schulen Sexualaufklärung betrieben wird. Diese übt einen direkten Einfluss auf das Sexualverhalten der Kinder und Jugendlichen aus. Manche werden unfähig, überhaupt eine Bindung im Sinn der christlichen Ehe einzugehen, andere kommen in die Abtreibungsfalle mit den bekannten verheerenden Folgen. Schon im Projekt HarmoS, das am 1. August 2009 in Kraft getreten ist, wird eine frühe, bereits im Kindergarten ansetzende Sexualaufklärung vorgeschrieben. Seither gilt das HarmoS-Konkordat für alle Beitrittskantone. Sie müssen dieses bis spätestens auf Beginn des Schuljahres 2015/2016 umsetzen. Es sind die Kantone SH, GL, VD, JU, NE, VS, SG, ZH, GE, TI, BE, FR, BS, SO und BL. Etliche Kantone haben das Konkordat in einer Volksabstimmung abgelehnt oder sind gar nicht darauf eingetreten: AG, AI, AR, GR, LU, NW, OW, SZ, TG, UR, und ZG. Bei SH wurde per Referendum eine Volksabstimmung erzwungen, deren Ergebnis kurz vor dem Versand dieses Reportes vorliegen wird. Mit HarmoS ist man über das Ziel hinausgeschossen. Die Verstaatlichung der Kinderbetreuung mit flächendeckenden, vom Staat organisierten Tagesstrukturen und Mittagstischen geht entschieden zu weit. Es ist klar, dass auf diese Weise jenen Eltern, die in der Lage und Willens wären, sich für ihre Kinder Zeit zu nehmen, der Einfluss auf die Erziehung ihrer Kinder mehr und mehr entzogen wird. Bezug auf HarmoS eine Ablehnung in der Bevölkerung. Die verantwortlichen Erziehungsdirektoren ignorieren diese Bedenken einfach. Es dürfte schwierig sein, den Lehrplan 21 noch rechtzeitig auf eine verantwortbare Version zu bringen. HLI-Schweiz unterstützt alle Bemühungen, welche diesem Ziel dienen. Christus soll im Zentrum der Familie sein! In wenigen Tagen werden wir die Geburt unseres Herrn Jesus Christus feiern. Er ist im Zentrum der Heiligen Familie. Maria und Josef sorgten für den Gottessohn, der Mensch geworden ist, um uns den richtigen Weg zum Himmelreich aufzuzeigen und ihn für uns zu öffnen. Es geht in der Familie darum, „Christus zu lernen“, wie Papst Benedikt XVI. einmal formulierte. Christliche Eltern haben eine Pflicht dazu. Diese kann ihnen der säkulare Staat nicht abnehmen und schon gar nicht entziehen. Beten wir in der Weihnachtszeit, dass Christus wieder vermehrt in den Familien im Mittelpunkt steht und den Herzen jenen Frieden schenkt, der im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe seinen Ursprung hat. Liebe Leserinnen und Leser, für Ihr Gebet, Ihre grosszügigen Spenden und Ihr Engagement für den Lebensschutz danke ich Ihnen im Namen des Vorstandes und unseres Sekretärs Christoph Keel-Altenhofer ganz herzlich. Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und ein gesegnetes neues Jahr! Pfr. Dr. Roland Graf, Präsident a.i. Lehrplan 21 ignoriert Ablehnung von HarmoS Offensichtlich ignorieren die Ideologen, welche sich hinter HarmoS verstecken, die Signale der ablehnenden Bevölkerung. Die hohe Zahl der Abstimmungsniederlagen müsste vernünftige Leute dazu bewegen, die kritisierten Mängel im HarmoS-Konkordat zu beheben. Das ist gerade nicht der Fall. Mit dem sogenannten Lehrplan 21 werden die 21 deutschsprachigen Kantone bereits auf 2014 wichtige Neuerungen einführen, die schon mit HarmoS angestrebt werden. Eine davon ist die Sexualerziehung, die unabhängig davon, ob die Eltern damit einverstanden sind oder nicht, schon in die Welt der Plüschtiere und Bauklötze eindringen soll. Dass sich laut TagesAnzeiger vom 7. Nov. alle Erziehungsdirektoren der 21 deutschsprachigen Kantone in dieser Sache einig sind, muss zu denken geben. Angesprochen auf die umstrittenen Bildungsinhalte im Lehrplan 21 erklärte der Luzerner Bildungsdirektor Anton Schwingruber: «Wir arbeiten bei der Konzeption des Inhalts mit Fachleuten zusammen, die uns in diesen Fragen beraten.» Diese wüssten über den neusten Stand der Wissenschaft Bescheid. Unser Vorstandsmitglied Alexandra Wind gibt nachfolgend einen Einblick in die Methoden und Ziele der im Lehrplan 21 vorgesehenen Sexualkunde. Bei elf (mit SH evtl. zwölf) deutschsprachigen Kantonen gibt es in 2 Inhaltsverzeichnis Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Der Lehrplan 21 und seine Auswirkungen auf die Sexualerziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Neue Organisation fordert mehr “Sorgfalt” in der schulischen Sexualerziehung . . . . . . . . . . . . 6 Serie: Medizinisches Personal im Gewissenskonflikt 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Kondomverteilung in Luzern: HLI-Schweiz bremste die Aktion durch Präsenz . . . . . . . . . . . . . 9 Bericht über Weltgebetskongress in Rom . . . . . . . 11 Bericht über Marsch für s’Läbe . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Agenda 2010/2011 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 HLI-REPORT • 4/2010 Der Lehrplan 21 und seine Auswirkungen auf die Sexualerziehung von Alexandra Wind Lieber Leser, liebe Leserin, trotz der Adventszeit wird in diesem Artikel ein eher unschönes Thema diskutiert. Wir können aber auch sagen, gerade wegen dieser gnadenreichen Zeit, wollen wir speziell an die Kinder und Jugendlichen denken, welche durch Information, die das Handeln nach dem Lustprinzip fördert, leicht in die Irre geführt werden können. Die Sexualität nimmt seit den 68ern einen immer grösseren Stellenwert in der Gesellschaft ein. In der Werbung, in Filmen, im Internet und auf Plakaten sind sexuelle Aspekte Alltag. Die folgenden Abschnitte werden Sie vor allem über den Lehrplan 21 und die damit verbundene Sexualerziehung informieren. Zudem werden verschiedene Bedenken aufgezeigt. Was ist der Lehrplan 21? 1 Art. 26 der Bundesverfassung verlangt, dass die Ziele der verschiedenen Schulstufen harmonisiert werden. Mit einem gemeinsamen Lehrplan, dem Lehrplan 21, soll dieser Artikel erfüllt werden. Alle 21 deutsch- und mehrsprachigen Kantone beteiligen sich an der Erarbeitung des Plans. Am 27. Oktober 2010 sind Experten aus dem Schulwesen und der Politik zusammengekommen, um erste Schritte in Richtung Harmonisierung zu tun. Sie sind in sechs Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe ist zusammengesetzt aus Lehrpersonen und Fachdidaktikern und -didaktikerinnen, mit dem Auftrag Lehrplaninhalte eines Themenbereichs aus Sprache, Mathematik, Natur, Mensch, Gesellschaft, Gestalten, Musik, Bewegung und Sport zu formulieren. Ab dem Frühling 2014 soll dieser Lehrplan zur Einführung bereit sein. Er ist bestimmt für alle Stufen der obligatorischen Schulzeit, d.h. vom Kindergarten bis zur 3. Klasse der Sekundarstufe I. Lehrplan 21 und Sexualpädagogik / Sexualerziehung 2 Mit dem Lehrplan 21 soll Sexualerziehung in allen Schulen eingeführt werden. Bereits seit November 2006 wird das „Kompetenzzentrum Sexualpädagogik und Schule“ an der PHZ in Luzern geführt. Die PHZ wurde vom Bundesamt für Gesundheit, Sektion Aids, beauftragt, dafür zu sorgen, dass Sexualerziehung in den Lehrplan der Volksschule der gesamten Schweiz integriert wird, und dass Lehrpersonen in Sexualpädagogik fachlich korrekt aus- und weitergebildet werden. Dies HLI-REPORT • 4/2010 Deckblatt des bedenklichen Grundlagenpapiers Sexualpädagogik und Schule. gewährleiste eine gute Qualität und Überprüfbarkeit des Unterrichts. Ausserdem werden Schulen betreff Unterlagen und Bücher beraten und über die Website des Kompetenzzentrums unterstützt. Ziel ist es, die Kinder und Jugendlichen ihrer Altersstufe entsprechend „über Sexualität, HIV/AIDS und andere sexuell übertragbaren Infektionen zu informieren und zu sexueller und reproduktiver Gesundheit zu befähigen“(S. 3). Im fachlichen Beirat sitzen Vertreter verschiedener Organisationen, welche die Homosexualität (LOS, Pink Cross) oder das Recht auf Schwangerschaftsabbruch und auf Freiheit in der Sexualität unterstützen (PLANeS, Artanes).3 Gründe für eine flächendeckende Sexualerziehung 2 Die Autoren geben einige Gründe für die flächendeckende Einführung der Sexualerziehung nach ihrem Konzept an. Der Hauptgrund ist wohl der, dass sich Jugendliche sehr häufig über Sexualität unterhalten, und dass „erotische Kommunikation“ geführt wird. Die Schule scheint daher der geeignete Ort zu sein, dieses Thema genauer zu behandeln. Selbst die Kindergartenkinder sollen sich für sexuelle Aspekte interessieren. Dies könne man aus der Tatsache heraus schliessen, dass die Kinder Doktorspiele und Vater-Mutter-Kind-Spiele machen. Verändert setzt sich das Ganze in der Primarschule fort. Was bedenklich stimme, seien homophobe und sexistische Ausdrücke in der Sprache der Kinder und Jugendlichen. Ausserdem fühlten sich junge Männer im Sexuellen in einer Konkurrenzsituation. Mit ihrem aggressiven Verhalten, verfehlten sie meist ihr Ziel 4. Dem allem solle entgegengewirkt werden. Die Verfasser erhoffen sich zudem, dass die Zahl sexueller Übergriffe auf Kinder und Jugendliche sinke, wenn die Kinder schon früh ein grosses Wissen über ihren Körper besitzten und wüssten, welche Handlungen normal sind und welche nicht. Zudem solle ihr Selbstwertgefühl mit Hilfe der Sexualerziehung gestärkt werden. 3 Sexualerziehung Das Kompetenzzentrum empfiehlt den Schulen eine Sexualerziehung nach folgender Definition: „Sexualerziehung als rechtebasierter Ansatz stattet junge Menschen mit grundlegendem Wissen und den Fähigkeiten, Fertigkeiten und Werten aus, die sie benötigen, um ihre Sexualität bzw. die Freude daran, sowohl physisch, psychisch wie auch emotional zu erfahren. Sexualerziehung soll jungen Menschen helfen, korrekte Informationen zu erhalten, Lebensfähigkeiten zu entwickeln und positive Einstellungen und Werte wachsen zu lassen. “ 5 Welche Werte und Fähigkeiten werden den Jugendlichen beigebracht? Unterrichtsinhalte Das Kompetenzzentrum hat Kernthemen zusammengestellt. Hier ein Auszug davon (S. 40): 2 – Beziehung und Partnerschaft – darin werden unter anderem verschiedene Lebensstile und Beziehungsformen behandelt, so wie das Gestalten von Beziehungen – Körper und Sexualverhalten – darunter laufen biologische Fakten, sexuelle Reaktionen und Praktiken – Sexuelle Orientierung und Identität – dazu gehören sexuelle Vielfalt/Diversität, Heterosexualität, Homosexualität, etc., Transgender, Akzeptanz für unterschiedliche sexuelle Orientierungen – Sexuelle und reproduktive Gesundheit – Zeugung und Geburt, Schwangerschaft, Verhütung, Pille danach, Schwangerschaftsabbruch, Beratungs- und Hilfsangebote – Sexuelle Gesundheit – Prävention von sexuell übertragbaren Infektionen (STIs), Beratungs- und Hilfsangebote Im Kindergarten bzw. der Basisstufe und den ersten beiden Primarschuljahren soll die Sexualerziehung beispielsweise als Teil der Sozialerziehung vermittelt werden (S. 41). Die 5. und 6. Klässler sollen dann über HIV/AIDS und die Schutzmöglichkeiten unterrichtet werden. Konkret sollen sie zum Beispiel über sexuelle Praktiken und Verwendung, Anwendung und Erhältlichkeit von Kondomen gelehrt werden (S. 44).2 Das Institut für Sexualpädagogik (ISP) in Dortmund hat die Verantwortung über den Studiengang „Sexualität in Pädagogik und Beratung“ an der Hochschule Luzern übernommen. Das ISP sieht Sexualerziehung bereits in Kindertagesstätten vor: „Dazu sollen sexuelle Aktivitäten unter den Kindern mit Spielen aktiv gefördert werden. Lust und Unlust sollen körperlich erlebt und ausgelebt werden. «Doktorspiele», «Selbstbefriedigung», «Spielen des Geschlechtsverkehrs», «Zungenküssen» und «Nackttanzen» sollen zum festen Unterrichtsprogramm gehören.“ 6 In Deutschland wird das an einigen Orten bereits praktiziert. Ein Elternpaar hat schon mit Besorgnis feststellen müssen, dass seine kleine Tochter nach dem Kindergarten unter der Jeans keine Unterhose mehr trug. In einer Marienkäfergruppe tanzen die Kinder lieber nackt zu lauter Musik. 4 Der Lehrplan 21 verdirbt die Welt der Kinder, die noch von Plüschtieren und Bauklötzen geprägt wird. Foto: © photos1st – fotolia.com Es ist grausam, wenn bereits Kinder ihrer Unschuld beraubt und ganz entgegen jeglicher Kenntnis der Entwicklungspsychologie frühsexualisiert werden. Einfluss auf die Kinder Gemäss Grundlagenpapier führe die schulische Sexualerziehung nicht zu frühzeitiger sexueller Aktivität der Kinder. Auch würden sie dadurch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung nicht gestört oder zu einer sexuellen Orientierung gezwungen. Der Grund ist der, dass die Grenze der Aufnahmefähigkeit bei den Heranwachsenden liege, und dass die Einflussmöglichkeiten der Lehrpersonen begrenzt seien (S. 31). Weiter ist aber auch vermerkt, dass die Kinder und Jugendlichen durchaus überfordert sind mit all der „sexuellen bzw. sexualisierten Information“ aus der Umwelt, denn sie wissen vieles „nur halb oder nicht so richtig“ (S. 34).2 Wird also die Sexualerziehung tatsächlich in den Schulen eingeführt, werden die Schüler zwar mehr wissen, aber dieses Wissen wird ihnen nicht helfen, ein frohes, freies Leben zu führen. Die Kinder lernen, dass durch Verhütungsmittel Krankheiten und Schwangerschaft verhindert werden, oder dass jede sexuelle Orientierung normal ist. Es gibt keine Grenzen mehr. Die Folgen, welche Verhütung, frühe sexuelle Aktivität, Schwangerschaftsabbruch, etc. mit sich bringen, werden den Schülern verschwiegen. Der Psychiater Raphael Bonelli aus Wien schreibt: „Wir wissen heute, dass die Sexualität begrenzt werden muss, wenn man sie gesund und glücklich leben will. …“ Sexualpädagogik Definition laut Kompetenzzentrum der PHZ: „Sexualpädagogik ist die Bezeichnung für ein Teilgebiet der HLI-REPORT • 4/2010 Erziehungswissenschaften, das sich mit der Erarbeitung von Grundlagen, Handlungsansätzen und Materialien für die Sexualaufklärung bzw. Sexualerziehung befasst. Die Aufgabe der Sexualpädagogik besteht darin, in der Aus- und Weiterbildung angehende oder bereits im Beruf stehende Lehrpersonen zu befähigen, Themen der Bereiche Sexualität und Beziehung von Kindern und Jugendlichen durch entsprechend dafür entwickelte Curricula angeleitet und altersgerecht im Unterricht zu vermitteln. Das fachwissenschaftliche Verständnis von Sexualpädagogik bildet die adäquate professionelle Grundlage zur Umsetzung entsprechender Themen in Lehrveranstaltungen.“ 2 Neben den Lehrpersonen können und sollen externe Fachpersonen spezielle Themen der Sexualerziehung übernehmen. Die Fachpersonen können oft vor allem in Spezialgebieten wie Familienplanung, gleichgeschlechtliche Lebensweisen, sexuelle Belästigung bzw. Gewalt Lehrpersonen entlasten oder ergänzen. Die „Herkunft“ einzelner Vertreter des Beirates des Kompetenzzentrums, lässt befürchten, dass die Ausbildung der Lehrpersonen in eine liberale Richtung geht, und dass auch die Experten entsprechend ausgebildet sind oder allenfalls von diesen Organisationen selbst zur Verfügung gestellt werden. Die christlichen Werte werden übergangen werden. Die Ehe und Familie als Gottes Plan anzusehen, wird als Gegebenheit verworfen werden. Es ist zu befürchten, dass Lehrpersonen, welche eher wertkonservativ eingestellt sind, wohl nach diesem liberalen Lehrplan unterrichten müssen. Sieht man von all dem ab, so gibt es wohl wichtigere Lernziele, welche die Schule anstreben soll, als jene der Sexualerziehung. Diese sollte immer noch in der Macht der Eltern stehen. Das Recht der Eltern? Den Eltern wird aber einiges ihrer Kompetenz entzogen, ihre Kinder im Bereich Sexualität nach ihren Werten zu formen. In einigen Kantonen ist es noch möglich die Kinder von der Sexualerziehung dispensieren zu lassen. Das Grundlagenpapier sieht aber vor, diese Möglichkeit zu streichen, denn jedes Kind habe das Recht „eine altersentsprechende Sexualerziehung und die Kenntnis entsprechender Grund- und Menschenrechte zu erwerben“ (S. 30). Das Kompetenzzentrum strebt mit der Harmonisierung der Lernziele eine Neuregelung der Dispensierung an.2 Dies widerspricht dem UNO-Pakt II, Art. 18 Punkt (4): Die Vertragsstaaten verpflichten sich, die Freiheit der Eltern und gegebenenfalls des Vormunds oder Pflegers zu achten, die religiöse und sittliche Erziehung ihrer Kinder in Übereinstimmung mit ihren eigenen Überzeugungen sicherzustellen. Zum Schluss Der Anthropologe J.D. Unwin schrieb: „Die Höhe der Kulturen und ihr Niedergang stehen in eindeutigem Zusammenhang mit sexueller Abstinenz vor der Ehe und Monogamie. Je klarer die Abstinenz, umso höher die Kultur.“ 7 Ist unsere Kultur also dem Untergang geweiht? In seinem Hohelied schreibt Salomo in Kapitel 2,7 und an einer anderen Stelle: „…: Stört die Liebe nicht auf, weckt sie nicht, bis es ihr selber gefällt.“ Dieses Anliegen vertreten verschiedene Organisationen auch in der Schweiz. Im Wallis hat sich im November 2009 eine Gruppe von Lehrpersonen und Eltern zur Interessengemeinschaft IG Sorgfalt zusammengefunden. Lesen Sie dazu das Interview in diesem Report. Es gibt aber auch andere Gruppierungen, die sich gegen die zwanghafte Sexualerziehung kämpfen. HLISchweiz wird sich in nächster Zukunft mit diesem Thema noch vermehrt auseinandersetzen. Unterstützen Sie diese Gruppen finanziell, durch aktive Teilnahme oder am besten durch Ihr inständiges Gebet. Bitte denken Sie daran, ganz fest für die Kinder und Jugendlichen zu beten und zu fasten. Machen Sie das bitte auch für alle Personen, welche Verantwortung tragen in der Schule und in der Bildungspolitik. Vielen Dank! 1 2 3 4 5 6 Die Kinder werden nicht nur durch die Eltern geprägt, sondern auch durch die Lehrpersonen – im positiven, wie im negativen Sinn. Foto: © matka_Wariatka – fotolia.com HLI-REPORT • 4/2010 7 Projekt Lehrplan 21: www.lehrplan.ch Grundlagenpapier, Sexualpädagogik und Schule. Grundlagen für die schweizweite Verankerung von Sexualerziehung in der Schule sowie Überlegungen für die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen an Hochschulen. Kompetenzzentrum Sexualpädagogik und Schule, PHZ, Hochschule Luzern, Version 4.1, 7. November 2008. „Zusammensetzung Beirat“: www.amorix.ch/index.php?id=2&id_u=27 Tagungsdokumentation; Nationale Fachtagung: Sexualität lehren – Sexualerziehung an Schweizer Schulen. Samstag, 15. November 2008, Luzern. IPPF European Network (2006). Sexuality Education in Europe. A reference guide to policies and practices. Gefunden am 23.10.2008: www.ippfen.org/en/Resources/Publications/ Sexuality+Education+in+Europe.htm und s. Quelle 2. Michael Handel. Kinderohnerechte. Frühkindliche Sexualerziehung, Doktorspiele im Kindergarten, Sexualitätsoffensive im Bildungssystem. 2. Revidierte Auflage, Effretikon, Mai 2008: www.staatsgewalt.ch/dokumente/artikel/home/sexualerziehung_080515.pdf Walter Gasser. Sexualerziehung in der Postmoderne. 4. September 2010. 5 Neue Organisation fordert mehr «Sorgfalt» in der schulischen Sexualerziehung Im Wallis wurde im vergangenen Herbst eine Organisation gegründet, welche sich „IG Sorgfalt“ nennt. Auf der eigenen Homepage www.sorg-falt.ch stellt sich die IG wie folgt vor: – Wir sind ein freiwilliger Zusammenschluss von politisch unabhängigen Personen unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichen familiären Situationen. – Wir vertreten die Interessen von Personen, welche mit dem aktuellen und dem geplanten Sexualunterricht nicht einverstanden sind. Gleichzeitig wurde eine Petition mit folgendem Wortlaut lanciert: Wir lehnen den jetzigen Sexualunterricht ab! – Der Unterricht darf sich nicht gegen die ethischen, moralischen und religiösen Werte der Eltern wenden. – Wir fordern, dass die einseitigen Informationen in Richtung Ermutigung zur Frühsexualität gestoppt werden. – Der Sexualunterricht darf den Kindern und Jugendlichen in ihrer geistigen, seelischen und körperlichen Entwicklung nicht schaden. Die Unterzeichnenden fordern die Verantwortlichen von Politik und Schule auf, die Inhalte des Sexualunterrichts genau zu durchleuchten und notwendige Änderungen vorzunehmen. Im Vorstand sitzen neben Pädagoginnen auch zwei Ärzte. HLI-Schweiz führte ein schriftliches Interview mit einem Gründungsmitglied der IG Sorgfalt durch. Der Name ist der Redaktion bekannt. Können Sie uns kurz erzählen, was genau der Auslöser für die Gründung Ihrer Organisation war und was sie bereits erreichen konnten? Die an unseren Schulen abgegebenen Broschüren lösten bei vielen Eltern Unbehagen aus. Eltern recherchierten über die verschiedenen Unterrichtsmaterialien. Dabei entdeckten sie, dass europaweit nach dem gleichen Muster unterrichtet werden soll. Eltern schlossen sich zur IG Sorgfalt zusammen. Die IG erkannte eine sehr aktive und vernetzte Lobby, die alles daran setzt, ihre Ideologie in Politik, Medien, Schulen und Familien hineinzuprojizieren. Inzwischen haben wir Folgendes erreicht: – Innert kürzester Zeit haben ca. 400 Personen mit ihrer Unterschrift eine Veränderung des Sexualunterrichts gefordert. – Die Verantwortlichen des Erziehungsdepartementes des Kantons stoppten die Abgabe sämtlicher Broschüren und das Aufrollen von Kondomen im Sexualunterricht. – Die Dienststelle für Unterrichtswesen beauftragte das 6 Schulinspektorat eine Qualitätsanalyse vorzunehmen. – Die Sexualpädagoginnen selbst dürfen keine Elternabende mehr organisieren. – Das Thema wurde im Grossen Rat und in der Presse aufgegriffen. Welche Auswirkungen der aktuellen Sexualerziehung konnten Sie beobachten oder wovon erfuhren Sie in Elterngesprächen? – Mit der grössten Selbstverständlichkeit verlangen 13, 14 jährige Jugendliche bei ersten Freundschaften Kondome und Pille. Die Einwände der Eltern stossen auf taube Ohren. Jugendliche geben den Eltern unmissverständlich zu verstehen, dass sie den Empfehlungen der Sexualpädagoginnen Folge leisten. – Eltern stellen fest, dass im Sexualunterricht Ansichten und Botschaften vermittelt werden, die den eigenen Werten widersprechen. – Eltern beklagen sich, dass ihre Kinder überfordert sind und dass die Aufklärung zu Verwirrung und Konflikten führt. – Eltern stellen eine einseitige Vermittlung in Richtung Ermutigung zur Frühsexualität fest. Die ganzheitliche Entwicklung des Kindes wird nicht berücksichtigt. Worin zeigt sich die klare Ideologisierung der heutigen Sexualerziehung? Ohne Rücksicht auf die individuelle Entwicklung werden allen Kindern und Jugendlichen die gleichen Inhalte vermittelt. Nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern, Lehrer und Erzieher sollen nach den Vorgaben der Sexualexperten umerzogen werden. Jede kritische Stimme versucht man im Keim zu ersticken. Andersdenkende werden als altmodisch, konservativ, homophob und zu streng religiös gewertet. Wie wird die Sexualerziehung der Schweiz in Zukunft aussehen, wenn kein Widerstand dagegen wächst und die heutigen Projekte, so wie sie jetzt in der Schublade sind, einfach umgesetzt werden.? Sexualerziehung soll ab vier Jahren obligatorisch werden. Geschlechtsverkehr und Verhütungsmittel sollen schon im Kindergarten thematisiert werden. Homosexuelle, bisexuelle und heterosexuelle Lebensformen werden besprochen und als gleichwertig dargestellt. Die Familie im ursprünglichen Sinn soll aufgelöst werden. Sexualerziehung lehrt nichts über die Schönheit und den tiefen Wert von Ehe und Familie. Die Folgen von Frühsexualität und Abtreibung werden weiterhin verharmlost und verschwiegen. Die Sexualexperten entreissen den Eltern das Erziehungsrecht und lösen sie als Ersterziehende ab. Die Botschaften der Sexualexperten untergraben die Überzeugungen vieler Eltern. HLI-REPORT • 4/2010 Wenn man ihre Homepage und ihren Flyer liest, erfährt man sehr viel darüber, wie die Sexualerziehung nicht stattfinden sollte, was sie unterlassen muss etc. Haben Sie denn gute Alternativen anzubieten oder was empfehlen Sie als gute Alternative? Eltern, Verantwortliche der Schule und Politiker aller Parteien müssen die Sexualerziehung von Grund auf durchleuchten. Dabei würde die Einseitigkeit deutlich sichtbar. Um einen wirklich umfassenden Sexualunterricht zu planen, muss eine Arbeitsgruppe geschaffen werden, in der auch Mitglieder sitzen, die eine ganz andere Auffassung von verantwortungsvollem Umgang mit der Geschlechtlichkeit junger Menschen haben, als die Sexualexperten. Der Sexualunterricht hätte die einmalige Gelegenheit, unserer Jugend die vielen Vorteile des Aufschiebens der Sexualpraxis aufzuzeigen: – Stärkung des Selbstwertgefühls (Ich bin wertvoll) – Weniger emotionale Verletzungen in wechselnden Freundschaften in früher Jugend – Keine tägliche Einnahme von Hormonen in einem sich noch im Wachstum befindenden Körper – Keine finanzielle Ausgaben für Verhütung – Keine Angst vor HIV und übertragbaren Geschlechtskrankheiten – Keinen Druck, sich für die Pille danach oder gar Abtreibung zu entschliessen – Kein Post Abortion Syndrom, auch nicht in späteren Jahren – Kein Verlust der Jugend durch Kindsmutterschaft Unsere Jugend hat das Recht, von all diesen Vorteilen auch im Sexualunterricht zu erfahren. Ermutigen wir sie, diesen Weg kennen zu lernen, damit sie sich frei für ihren eigenen Weg entscheiden können. Wie kann das Wissen und der Wille der Eltern, selber eine gute Sexualerziehung durchzuführen, gestärkt werden? Eltern sollten zu Beginn des Schuljahres die Inhalte, das Bild- und Unterrichtsmaterial, welches im Sexualunterricht eingesetzt wird, anfordern. Sie sollten prüfen: – Ob die angebotenen Informationen der Entwicklung ihres Kindes angepasst sind. – Ob Unterrichtsinhalte auf ihre Einstellung Rücksicht nehmen. – Ob der Unterricht dazu beiträgt, dass die Kinder eine sichere Identität als Jungen und Mädchen finden. Hilfreich kann für die Eltern der Besuch der TeenstarKurse sein. Die Kurse zeigen ihnen Wege auf, wie sie ihre Jugendlichen auf dem Weg der erwachenden Sexualität begleiten können. Dabei lernen Jugendliche von ihren Eltern, Sexualität als etwas Ganzheitliches, Persönliches und zugleich Wunderbares kennen. Sie werden befähigt mit der Sexualität verantwortungsvoll umzugehen. Eltern werden ermutigt, das wichtige Thema nicht gutgläubig an Fremderzieher abzugeben. Was wollen Sie den HLI-Leserinnen und Lesern sonst noch sagen? Der Sexualunterricht muss freiwillig bleiben. Falls Eltern mit den Inhalten der Sexualerziehung nicht einverstanden sind, sollten sie den Mut haben mit anderen Eltern zu sprechen und die Kinder vom Unterricht zu dispensieren. Deponieren Sie Ihre Kritik an oberster Stelle (Schulleitung des Kantons). Klare, unmissverständliche Forderungen und Botschaften an der richtigen Stelle sind notwendig, wenn Änderungen herbeigeführt werden sollen. Lassen sie sich nicht entmutigen, wenn sie in eine religiöse, fundamentalistische oder altmodische Ecke gedrängt werden. Europaweit werden kritische Stimmen nach dem gleichen Muster bekämpft. Eltern brauchen Mut zur Erziehung, auch Mut zum Widerstand gegen falsche Ideen. Es ist die Aufgabe der Eltern die Fragen über die Sexualität mit ihren Kindern zu besprechen. HLI-REPORT • 4/2010 Foto: © Tomasz Trojanowski – fotolia.com 7 Serie Medizinisches Personal im Gewissenskonflikt /3 Zitterpartie im Europarat über die Gewissensfreiheit von Dr. med. Peter Ryser-Düblin abgewogen werden kann, und letztlich ein Zeichen der Freiheit gegen jeglichen Totalitarismus darstellt. Verschiedene Lebensrechtsorganisationen meldeten sich ebenfalls zu Wort, sammelten Unterschriften und suchten den Kontakt mit den Europaparlamentariern. Auch HLI-Schweiz richtete ein Schreiben an alle Mitglieder der Schweizer Delegation, um sie auf die fragwürdigen, diskriminierenden und verfassungswidrigen Forderungen aufmerksam zu machen und daran zu erinnern, dass garantierte Gewissensfreiheit jegliches Zwingen zu äusseren Handlungen, für die der Betroffene die persönliche Verantwortung trägt, verbietet. Am 7. November 2010 war im Europarat der sogenannte McCafferty-Bericht (Dokument 12347) 1 zur Diskussion und Abstimmung traktandiert worden. Dabei handelte es sich um einen Report der englischen Sozialistin C. McCafferty, welcher vom „Komitee für Soziales, Gesundheit und Familienangelegenheiten“ vorberaten und als Entwurf verabschiedet worden war. Präsidentin dieses Gremiums ist die Schweizer Vertreterin im Europarat M. Maury Pasquier (SP). Der Titel des Papiers lautete: „Women’s Access to lawful medical care: the problem of unregulated use of conscientious objection“, zu Deutsch: „der Zugang von Frauen zu rechtmässiger medizinischer Versorgung: das Problem einer fehlenden Regelung der Verweigerung aus Gewissensgründen“. Bereits der Titel liess Ungutes erahnen. Ein genaueres Studium dieses Berichts zeigt denn auch, dass ein regelrechter Anschlag auf das Grundrecht auf Gewissensfreiheit von Ärzten und anderen Fachleuten des Gesundheitswesens geplant war. So wurde unter anderem gefordert, Ärzte unter bestimmten Voraussetzungen zu zwingen, trotz Gewissensvorbehalten eine gewünschte Behandlung durchzuführen, Weigerungen aus Gewissensgründen im Detail begründen zu lassen, staatliche Institutionen vom Recht auf Gewissensfreiheit auszuschliessen, ein Register von Verweigerern aus Gewissensgründen anzulegen und Beschwerdemöglichkeiten gegen diese Personen zu schaffen! Konkret zeigte sich, dass vor der Berichtsabfassung Experten wie der bekannte Wiener Abtreiber Dr. Christian Fiala, Präsident der FIAPAC 2, befragt wurden. Auch Frau C. Zampas, eine massgebliche Vertreterin des „Center for Reproductive Rights“, einer AbtreibungsPressure-Group, wurde konsultiert. Frau Zampas hat dem Vernehmen nach sogar konkrete Beiträge zum Bericht selbst geleistet. Die Debatte am 7. Oktober liess auch keine Zweifel darüber aufkommen, dass der Vorstoss eigentlich einer umfassenderen Stützung der ProAbtreibungs Agenda dienen sollte. Die Debatte am 7. November 2010 in Strassburg verlief sehr intensiv und kontrovers, nahm dann allerdings einen erstaunlichen Verlauf. Denn durch taktisch geschicktes Vorgehen gelang es den Christdemokraten im Europarat, über zwanzig Abänderungsanträge durchzubringen, die nun eine ausdrückliche Bestätigung der Gewissensfreiheit im Bereich der medizinischen Versorgung festschrieben! Damit war eine praktisch neue, vom Rat genehmigte Resolution geschaffen.5 An diesem Erfolg waren die beiden Ratsmitglieder L. Volonté aus Italien und R. Mullen aus Irland massgeblich beteiligt.6 Schlussendlich wurde der McCafferty Bericht in seiner ursprünglichen Version von den Parlamentariern knapp mit 56 Nein gegen 51 Ja bei drei Enthaltungen abgelehnt. Erfreulich ist auch, dass die Schweizer Delegation im Verhältnis von 5:1 in der Schlussabstimmung gegen den McCafferty-Bericht Stellung bezog! Ein grossartiger Sieg des Lebensschutzes und der Menschenrechte, und für einmal eine bittere Niederlage der Abtreibungslobby! Dass mit weiteren Angriffen von dieser Seite zu rechnen ist, daran besteht allerdings kein Zweifel. Sinnbildlich zeigen uns die Vorgänge in Strassburg immerhin, dass die bedrohte Pflanze des Lebensschutzes auch grosser Kälte zu trotzen vermag! Kritik von allen Seiten am McCafferty-Bericht 1 Bereits im Vorfeld der Beratungen war der McCafferty-Bericht heftig umstritten. Eine vernichtende Kritik wurde etwa vom „European Centre for Law and Justice“ in Strassburg 4 geübt. Insbesondere wurde festgestellt, dass das Recht auf Gewissensfreiheit international gesetzlich geschützt ist, der Europarat selber immer wieder darauf verwiesen hat, dieses Recht sowohl Individuen als auch Institutionen zukommt, jegliche Diskriminierungen ausschliesst, nicht gegen Pseudo-Rechte 8 Kontroverse Debatte mit erfreulichem Ausgang! 2 3 4 5 6 http://assembly.coe.int/Documents/WorkingDocs/Doc10/ EDOC12347.pdf Internationale Vereinigung von Fachkräften und Verbänden zu Schwangerschaftsabbruch und Kontrazeption. Cafferty-Bericht, Seite 4. ECLJ Memorandum on the Proposed Pace's Resolution on "Women’s Access to Lawful Medical Care: The Problem of Unregulated Use uf Conscientious Objection (17.09.2010): www.eclj.org/coe/ http://assembly.coe.int/ASP/APFeaturesManager/defaultArtSiteView.asp?ID=950 http://assembly.coe.int/Main.asp?link=/Documents/ Records/2010/E/1010071500E.htm HLI-REPORT • 4/2010 Kondomverteilung in Luzern: HLI-Schweiz bremste die Aktion durch Präsenz von Pfr. Dr. Roland Graf Die „Katholische Kirche Luzern“ hat am 27. Oktober ihre umstrittene Kondomverteilaktion auf dem Bahnhofplatz von Luzern abgeschlossen. Die Verantwortlichen der Aktion hatten sich im Vorfeld mit ihrer Medienmitteilung und einem Interview in der Sendung 10vor10 des Schweizer Fernsehens klar gegen die offizielle Katholische Kirche positioniert. Problematisch war zudem, dass die Anwesenheit des AIDS-Trucks der Missio als Anlass für die Kondomverteilaktion ausgenützt wurde. Dort wird auf ansprechende und zum grössten Teil verantwortungsvolle Weise audiovisuell über die AIDS-Problematik in Afrika informiert. Missio, deren Truck von Pfarreien gemietet werden kann, wurde von der angekündigten Kondomverteilaktion in Luzern überrascht, distanzierte sich zwar nicht medienwirksam, verbot aber den Verantwortlichen der „Katholischen Kirche Luzern“ die Abgabe der Kondome im AIDSTruck. Der Gemeindeleiter der Pfarrei St. Johannes, Alois Metz, behauptete im Interview mit dem Schweizer Fernsehen: „Das Leben wird geschützt, indem wir Kondome benützen.“ Ausserdem machte er eine afrikanische Ordensschwester lächerlich, die darauf hingewiesen hatte, Kondome seien nicht dicht. Er erwähnte im Hinblick auf die Sexualität zwar Treue, nicht aber Enthaltsamkeit. Der Slogan der „Katholischen Kirche Luzern“ auf den Kondompackungen lautet „Schütze deinen Nächsten wie dich selbst“. Bezug auf die Kondomversagerquoten. Das Interview wurde live auf Radio Gloria übertragen. Die Antworten waren ausweichend oder vage. Es wurde zugegeben, dass der Schutz nicht 100%ig sei – ja der Unterschied zwischen einer Samenzelle und dem AIDS-Virus sei gross. Aber wie gross? Eine Samenzelle misst 120 Mikrometer, ein HIVVirus 0,1 Mikrometer. Sie wurden darauf hingewiesen, dass bei 100 Paaren, die mit Latexkondomen ein Jahr lang verhüten, 11 Schwangerschaften entstehen. Bei Polyurethan sind es 18. Das heisst, die Kondomversagerquote hängt vom Material ab und nicht nur von der falschen Handhabung. Schwanger kann man nur an einigen Tagen eines Zyklus werden, AIDS kann bei jedem Kondomversager durch einen infizierten Partner übertragen werden. Das Risiko, AIDS durch einen angesteckten Partner zu übertragen, beträgt etwa das Sechs- bis Siebenfache. Der Kommunikationsverantwortliche der Katholischen Kirche Luzern, Florian Flohr, erklärte dabei, die Kondome würden nur auf Nachfrage von einem Mitarbeiter abgegeben und zwar als Gedankenanstoss im Gespräch. Nachdem sich HLI-Schweiz kurz zur Auswertung der Fotos und der geführten Gespräche zurückzog, stand am frühen Nachmittag das Jugendmobil der Katholischen Kirche der Stadt Luzern unmittelbar neben dem AIDS-Truck mit einer grossen Auslage der Kondome. Schüler der 1. bis 3. Oberstufe, welche die audiovisuelle Information der Missio besucht hatten, machten beim Jugendmobil Selbstbedienung. Es gab selten Gespräche mit dem Jugendarbeiter, der sich oft nicht beim Jugendmobil aufhielt. Einem Mitarbeiter von Missio war anzusehen, dass es ihm bei dieser Aktion der Katholischen Kirche Luzern äusserst unwohl war. Missio ging räumlich auf Distanz Am Dienstagvormittag wurde das Jugendmobil mit den Kondomen etwa 20 m vom AIDS-Truck entfernt aufgestellt. Trotz dieser kleinen Distanzierung ist eine enge Verbindung zwischen der Aktion der „Katholischen Kirche Luzern“ und Missio vorhanden. Es kann nicht von zwei getrennten Aktionen gesprochen werden. Einzelne Schüler und Erwachsene bedienten sich beim Jugendmobil mit Kondomen. HLI-Schweiz traf verunsicherte, inkompetente Verantwortliche an Gleich zu Beginn der Aktion am Montagmorgen war HLI-Schweiz in Luzern präsent und befragte die Verantwortlichen über ihr Wissen in HLI-REPORT • 3/2010 Das Jugendmobil in nächster Nähe zum AIDS-Truck der Missio, Selbstbedienung 9 Selbstbedienung für die 1. bis 3. Oberstufe Gespräche gab es weniger zwischen den Schülern und den Mitarbeitern der „Katholischen Kirche Luzern“, viel mehr zwischen Gegnern der Aktion mit Schülern, Lehrern und vor allem den Verantwortlichen. Die Aktion war ein Rohrkrepierer! Die neue Luzerner Zeitung betitelte ihren Bericht über den ersten Tag: „Katholische Kirche wird Kondome nicht los.“ Am Montag, so hiess es, seien insgesamt 100 Kondome verteilt worden. Am Dienstagabend stand ein Podiumsgespräch auf dem Programm. Beim Jugendmobil war für diesen Anlass geworben worden. Gleich zu Beginn des Podiumsgesprächs zog sich der Gemeindeleiter Alois Metz zurück. Es hatten sich nur etwa ein Dutzend Personen versammelt. Nach einem Teilnehmer von HLI-Schweiz waren die Vorträge recht informativ, die Diskussion (zu) kurz, ohne grosse Kontroverse. Wahrscheinlich hätten sich die Veranstalter mehr schlagzeilenträchtige Statements gegen die römischkatholische Kirche erhofft. Für die drei Tage hat die „Katholische Kirche Luzern“ 3'000 Kondome eingekauft. Es sind dafür Fr. 15'000 ausgegeben worden. Die Verantwortlichen werden sich die Frage gefallen lassen müssen, ob 10 nicht Steuergelder verschleudert wurden. Der AIDS-Truck von Missio kostet Fr. 1500.- zuzüglich Spesen der Mitarbeiter. Für Fr. 15'000 könnte man für die Oberstufenschüler der halben Schweiz farbige Flyer drucken und darin die Wichtigkeit von Enthaltsamkeit, Treue und die bedenkliche Kondomversagerquote betonen. Man muss den Jugendlichen klar machen, dass sie ihr Verhalten nicht durch ihre Hormone dominieren lassen sollten, sondern durch Vernunft und Verantwortungsbewusstsein. Offenbar hat man nach dem mässigen Resultat des ersten Tages die Methode der Kondomverteilung geändert. Die Kondome wurden nicht nur auf dem Bahnhofplatz verteilt, sondern auch an anderen Orten. Ausserdem wurde von HLI-Schweiz beobachtet, wie eine Pastoralassistentin der Diözese Chur den mitgebrachten Rucksack füllte. Erst sechs Tage nach Ende der Aktion erschien in den Medien eine ausführliche Stellungnahme des Kommunikationsbeauftragten Giuseppe Gracia des Bistums Basels. Er kritisierte, der Fokus sei einseitig auf die Benützung von Kondomen gelegt worden. Nicht alle Pfarrer und Gemeindeleiter/innen des Pastoralraumes Stadt Luzern seien hinter der Aktion gestanden. Die Aufschrift „Katholische Kirche Luzern“ sei eine unnötige Provokation und ein Etikettenschwindel gewesen. Trotz dieser massiven Kritik an den Aktivisten der „Katholischen Kirche Luzern“, bewertete er unverständlicherweise die Aktion selbst als „an sich positiv“! Es ist zu hoffen, dass damit noch nicht das letzte Wort gesprochen ist und die Verantwortlichen in Luzern zur Rechenschaft gezogen werden. Bildschirm im AIDS-Truck der Missio. Punkt A und B entsprechen der Auffassung der Katholischen Kirche, C hingegen nicht. Ausserdem ist auch hier der mangelhafte Schutz der Kondome kein Thema. HLI-REPORT • 4/2010 Kongressbericht: V. Weltgebetskongress für das Leben, Rom, 5.– 10. Oktober 2010 von Christoph Keel-Altenhofer, Sekretär 350 Teilnehmer vorwiegend aus West- und Osteuropa, USA, Kanada und Australien Etwa dreihundertfünfzig Lebensschützer trafen sich in Rom für den 5. Weltgebetskongress für das Leben. Dieser stand ganz im Zeichen des Gebets für die Überwindung der „Kultur des Todes“ in der westlichen Welt. Die vom amerikanischen Pater Paul Marx gegründete Organisation „Human Life International“ (HLI) hatte eingeladen. Mitorganisatoren waren unter anderem Ja zum Leben International, die Europäische Ärzteaktion, Helpers of God’s Precious Infants, Fédération Internationale des Associations Médicales Catholiques (FIAMC), World-Prayer for Life Organisation. Aus der Schweiz waren anwesend: fünf Vorstandsmitglieder von HLI-Schweiz und dessen Sekretär, sowie ein Priester, der regelmässig Gebetsprozessionen mitorganisiert. Das Treffen fand im „Fraterna Domus“ statt, einer bescheidenen, aber in wunderbarer ländlicher Umgebung gelegenen Pilgerunterkunft, eine Fahrstunde ausserhalb von Rom. Einige Vorträge hörten die Teilnehmenden im „Augustinianum“ in der Nähe des Petersdoms. Tagungsort „Fraterna Domus“ HLI-REPORT • 4/2010 Evangelium vitae, Magna Charta für den Lebensschutz Einer der Organisatoren, Kaplan Manfred Müller, erinnerte gleich zu Beginn des Kongresses am vergangenen Dienstag an die 1995 erschienene Enzyklika „Evangelium vitae“ von Johannes Paul II., die zur „Magna Charta“ der Lebensschützer geworden sei und eine klare spirituelle Ausrichtung habe. Es gehe darum, die Kräfte des Bösen durch Gebet, Barmherzigkeit, Liebe und Fasten zu besiegen – ein Grundgedanke, der sich durch die gesamte Tagung zog und ihr neben zahlreichen Fachvorträgen eine geistliche Ausrichtung gab. Abtreibung, Euthanasie, In-vitroFertilisation: „Sozial akzeptierte Optionen“ Der Präsident des vatikanischen Familienrats, Kardinal Ennio Antonelli, eröffnete den Kongress mit einer heiligen Messe. In seiner Predigt sagte er unter anderem: „In unserer Zeit wiederholt sich diese Auseinandersetzung zwischen der Kultur des Lebens und der Kultur des Todes. Heute hat sich die Verhärtung der Herzen, die den Herrn und die Kirche so traurig macht, über die ganze Welt verbreitet: die Abtreibung und die Euthanasie werden zu sozial akzeptierten Entscheidungen und wollen sogar als Menschenrechte anerkannt werden … Es braucht eine präventive, karitative Aktion auf der kulturellen und politischen Ebene, um die Abtreibung zu verhindern.“ Einer der ersten Referenten war Bischof Klaus Küng von St. Pölten. Er referierte über die künstliche Befruchtung, ein Thema, das neue Aktualität erhalten hatte, weil gerade zu Beginn des Kongresses die diesjährige Vergabe des Nobelpreises für Medizin an Robert Edwards, dem „Vater der Retortenbabys“ bekannt wurde. Küng legte dar, dass die Kirche alle Eingriffe in den Zeugungsvorgang ablehnt, welche diesen manipulieren oder den Befruchtungsvorgang überhaupt von der geschlechtlichen Vereinigung des Ehepaares trennen. Zudem würden bei diesen Prozeduren viele Embryonen sterben und die „überzähligen“ Embryonen getötet. Die Kirche verurteile auch die Kryokonservierung von Embryonen, weil beim Einfrieren viele zugrunde gingen und es zu überschüssigen Embryonen komme, was eine unlösbare Schwierigkeit darstelle. Die vatikanische Instruktion „Dignitas Personae“, so Bischof Küng, erkenne zwar im Vorschlag, solche Embryonen für eine pränatale Adoption zur Verfügung zu stellen, eine gute Absicht. Sie empfehle diesen Weg aber nicht, denn er würde der Leihmutterschaft Tür und Tor öffnen, was wiederum eine in sich problematische Lösung darstelle. Zum Schluss seines Referates bemerkte Küng: »Es wird heute eine Art „Ideal“ verbreitet, so als müsste jeder Mensch groß, stark, schön und gesund sein und als wäre alles andere nicht lebenswert.« Küng schloss sein Referat mit einem Zitat von Mutter Teresa, welches zusammengefasst sagt, Leiden sei an sich sinn11 los, wenn dieses Leiden aber mit dem Leiden Christi vereint werde, bekäme es einen tiefen Sinn. Wie lässt sich die Wahrheit des Evangeliums über Sexualität in einem feindlichen Umfeld verkünden? John-Henry Westen, der Herausgeber der bekannten Nachrichtenagentur zu Familien- und Lebensrechtsthemen (www.lifesitenews.com), gegründet 1997, hielt einen eindrücklichen Vortrag zum Thema „Wie kann die Kirche die Wahrheit über die Sexualität in einem feindlichen Umfeld verkünden?“ Als Teilnehmer empfand der Schreibende diesen Vortrag als einen der inspirierendsten Beiträge überhaupt. Der Sprecher begann seinen Vortrag mit der Bemerkung, dass alle wichtigen Themen des gegenwärtigen Kulturkampfes irgendetwas mit Sexualität zu tun hätten. Er nannte an dieser Stelle Abtreibung, „Heirat“ Gleichgeschlechtlicher, Verhütung, Ehebruch, Promiskuität, Sexualerziehung, Scheidung, Homosexualität, In-vitro-Fertilisation, embryonale Stammzellenforschung. Er stellte die Frage, warum das so sei. Er verwies dann auf die von Papst Johannes Paul II entwickelte „Theologie des Leibes“, welche sich vielleicht im Bild zusammenfassen lässt: Die menschliche Verbindung zwischen Frau und Mann, also auch die menschliche Sexualität, welche Ausdruck dieser Verbindung ist, ent- spricht total dem Schöpfungswillen Gottes. Sexualität ist nicht in sich etwas Negatives. Bezieht das Paar bewusst Gott in seine Beziehung ein, ist diese Art von geheiligter Verbindung ein menschliches Abbild der göttlichen Trinität. Gott der Vater, der Sohn Jesus und der Heilige Geist sind liebend miteinander und mit dem Leib Christi, der Kirche verbunden und bringen so Leben, auch geistliches Leben hervor. Ein Paar kann in liebender Verbundenheit ebenfalls neues Leben hervorbringen. John Henry-Westen stellte dann die rhetorische Frage, wenn er Satan wäre, was er „aus strategischen Gründen“ zuerst und am meisten attackieren würde, um die christliche Kultur zu zerstören. Seine Antwort war: diese gottgewollte Verbindung zwischen Mann und Frau. Unglücklicherweise würde die Wahrheit über die Sexualität und was dabei Sünde sei, von Christen und Kirchenvertretern aus lauter Angst oft nicht mehr in ihrem vollen Ausmass verkündigt. Einer Person die Wahrheit zu verkünden, sei aber ein Ausdruck der höchsten Liebe dieser gegenüber und entspreche nicht „dem Verurteilen eines anderen.“ Es ginge also darum im Bereich der Verkündigung und Lehre zur Sexualität, die Liebe wiederum mit der Wahrheit zu verbinden. So könnte Menschen das Evangelium des Lebens nahe gebracht werden. Das könne die Glaubwürdigkeit zurückbringen. Es gelte auch hier Referent John-Henry Westen, Herausgeber von LifeSiteNews zusammen mit Vikar Dr. theol. Manfred Müller, Mitorganisator 12 „Caritas in veritate“ zu verwirklichen, selbst wenn der Preis dafür die Verhöhnung und Verfolgung sei. Er untermauerte seine Ausführungen mit zahlreichen Beispielen aus dem Leben ebenso wie mit seinem eindrücklichen persönlichen Lebenszeugnis. Dr. med. R. Ehmann: Lebensfeindliche Kontrazeption Aus der Schweiz sprach Dr. med. Rudolf Ehmann, HLI-Vorstandsmitglied zum Thema „Die globale Kontrazeption: die globale Verwüstung“. Er zeigte in seinem Vortrag ausführlich die verheerenden Auswir- Dr. med. R. Ehmann bei seinem Referat „Die globale Kontrazeption: die globale Verwüstung“ kungen der lebensfeindlichen Kontrazeption. Dabei berichtete er nicht nur über die Nebenwirkungen der Pille, sondern auch über andere Massnahmen wie etwa das Hantieren mit manuellen Vakuumspritzen zur „Regelung der Menstruation“. Dies würde oft durchgeführt, ohne dass Frauen überhaupt wüssten, ob sie wirklich schwanger seien. Er schloss seinen Vortrag mit der Bemerkung, dass die prophetische Enzyklika „Humanae Vita“ immer recht habe und recht behalten werde. Fachvorträge dieser Art und eindrückliche Erfahrungsberichte führten durch den Kongress, der aber auch klare spirituelle Schwerpunkte setze, so mit einer Sühneprozession zum Grab Johannes Pauls II. in der Krypta unterhalb des Petersdoms. HLI-REPORT • 4/2010 Preisverleihung: Galen-Award für Msgr. Philip J. Reilly & Dietmar Fischer Am zweitletzten Tag des Kongresses wurde der Kardinal GalenAward dem Gründer der Bewegung für das Gebet und die Hilfe vor Abtreibungskliniken (Helpers of God’s Precious Infants), Msgr. Phillip Reilly und Dietmar Fischer, dem Gründer von HLI-Österreich verliehen. Dieser Preis wird besonders verdienstvollen Persönlichkeiten im Lebensrechtsbereich überreicht und ist von HLI-International gestiftet. Die beiden Preisträger des diesjährigen Galen-Awards: Msgr. Philip J. Reilly & Dietmar Fischer zusammen mit Erzbischof Raymond Leo Burke und Msgr. Ignacio Barreiro-Carámbula, Präsident a.i. von HLI-USA (v. l. n. r.). Quellen: – Tagespost-Artikel: „In Rom tagte der fünfte Weltgebetskongress von „Human Life International“. Von Guido Horst – Referate unter www.pro-life-congress.com Marsch für s'Läbe 2010: 800 Personen bekennen sich zu uneingeschränktem Lebensrecht von Christoph Keel-Altenhofer Auch Gegendemonstranten konnten den Anlass nicht stören Rund 800 Personen nahmen am 18. September aktiv am Marsch für s’Läbe teil. Mit dabei waren auch ausländische Delegationen u.a. aus Holland, Deutschland und sogar Indien. Einige mit Eiern und Tomaten „bewaffnete“ Gegendemonstranten konnten der einerseits besinnlich trauernden, andererseits auch lebensfreudigen Stimmung keinerlei Abbruch tun. Die Veranstaltung zeigte die Wertgrundlage auf, welche die Schweiz wieder zu einer Kultur des Lebens führen kann. Es wurden eindrückliche persönliche Zeugnisse vorgetragen. Die Nationalrätin Yvette Estermann richtete ein Grusswort an die versammelten Teilnehmenden des Bekenntnismarsches. Der Marsch durch die Stadt Zürich dauerte etwa eine Stunde. Ein Gottesdienst mit HLI-REPORT • 4/2010 tiefgehenden geistlichen Inputs schloss die Veranstaltung ab. Die Organisatoren sind nicht abgeneigt, nächstes Jahr wieder zu einem Marsch einzuladen. Sie werten den diesjährigen Marsch aus und geben auf der Homepage www.marschfuerslaebe.ch bekannt, wie es weitergeht. Die Charta für s’Läbe kann weiterhin auf derselben Homepage unterzeichnet werden. Im Namen Gottes des Allmächtigen… Als Präsident des Organisationskomitees begrüsste Daniel Regli alle Teilnehmer herzlich. Die Veranstaltung drücke zwei Realitäten aus, die religiöse und die politische. Im Namen Gottes beginne der Bundesbrief der Schweiz. Gott sei als Beschützer dieses Bundes eingeladen worden. Wir müssten wieder zu unserem geistigen Erbe zurückkehren. Tiefgehende Erfahrungsberichte: Gott verzeiht auch Abtreibung Eine Frau, welche selber abgetrieben hat, berichtete eindrücklich über ihre damalige Situation und ihr Leiden nach der Abtreibung, aus dem sie nach Jahren durch die Vergebung Gottes einen Ausweg und Heilung gefunden hat. Danach berichtete eine Mutter, welche auf Grund unklarerer Rücken- und Bauchbeschwerden mehrfach geröntgt werden musste. Dabei 13 Erfahrungsberichte bereicherten den Gedenkmarsch stellte sich heraus, dass sie schwanger war. Wegen der hohen Strahlenbelastung rieten alle Ärzte zur Abtreibung. Die Eltern hörten auf die Stimme ihres Gewissens und wollten das Kind so annehmen, wie es ist. Die Ärzte konnten es kaum glauben, als ein gesundes Mädchen auf die Welt kam. Dieses heute 15jährige Mädchen erschien auf der Bühne und erzählte, wie froh sie ist, dass sie heute leben dürfe. Die Nationalrätin Yvette Estermann richtete ein Grusswort an die versammelten Teilnehmer. Als Ärztin sah sie das schreckliche Bild, das eine Abtreibung vom ungeborenen Kind übrig lässt. Das und ihr Glaube motiviert sie, sich als Politikerin für den Lebensschutz einzusetzen. Lebensrecht in der Zürcher Bahnhofstrasse Nach diesen eindrücklichen Zeugnissen bewegte sich ein mehrere hundert Meter langer Umzug durch die Stadt Zürich, unter ande- 800 Personen in der samstäglichen Zürcher Bahnhofstrasse, dazu eine brasilianische Steel-Band: Ein Aufmarsch, der nicht übersehen werden kann. 14 rem durch die belebte Bahnhofstrasse. Angeführt wurde der Marsch von den Plakaten der Veranstaltung mit einem wunderbaren Embryobild, gefolgt von einem Transparent mit dem Titel „Abtreibung bleibt Unrecht“. An der Spitze intonierte und improvisierte der Musiker Mario Schaub eindrückliche Trauermelodien auf seinem Saxophon. Ebenfalls am Beginn des Zuges wurde ein Gedenkstein auf einem Handwagen gezogen. Dieser erinnerte an die vielen unschuldigen Opfer der vorgeburtlichen Kindstötung. Es folgten hunderte Personen mit weissen Kreuzen und stilisierten Kindersärgen als Ausdruck ihrer Trauer. Ein grosses Kreuz verband diese Trauernden mit einer zweiten Gruppe, welche die Lebensfreude und Familienwerte darstellte. Allein das Kreuz und die damit verbundene Erlösertat kann die Kultur des Todes in eine Kultur des Lebens umwandeln. Christlicher Bussgottesdienst zum Abschluss Nach der Rückkehr zum Helvetiaplatz wurde ein Abschlussgottesdienst gefeiert. Die beiden Pfarrherren Hansjürg Stückelberger und Dr. Roland Graf richteten in ihren Kurzpredigten markante Worte an die Teilnehmenden des Bekenntnismarsches. Als Grundlage dienten die Bibeltexte: 1 Joh 4,7-16 und Lk 23,39-43. Pfr. Graf zeigte die jedem Menschen innewohnende Menschenwürde auf, welche vom Anfang bis zum Ende des Lebens gilt. Er kritisierte, dass die Gesellschaft manipuliert werde und nannte die kürzlich präsentierte Umfrage der Universität Zürich als Beispiel. Demnach wäre eine Mehrheit der Schweizer für die direkte aktive Sterbehilfe. Diesen Begriff würden nicht alle verstehen und oft positiv deuten, weil „aktive Hilfe“ grundsätzlich etwas Positives suggeriere. Direkte aktive Sterbehilfe sei aber nichts anderes als Tötung auf Verlangen, im Extremfall Tötung ohne Verlangen. Er kritisierte die ExitPräsidentin, welche kürzlich erklärte: „Man kann sich natürlich überleHLI-REPORT • 4/2010 Gibt es nächstes Jahr wieder einen Marsch für s’Läbe? Abschliessend liess Daniel Regli offen, ob nach der Auswertung durch das OK nächstes Jahr wieder eine ähnliche Veranstaltung durchgeführt werden soll. Er verabschiedete alle und das OK erhielt einen herzlichen Applaus. Ein letzter Applaus wurde als Dank an Gott unseren Schöpfer und Beschützer gerichtet. Marsch für s’Läbe in den Medien Im Nachgang zur Veranstaltung gab es verschiedene Medienberichte. Negativ aufgefallen ist dabei das Lokalfernsehen TeleZüri. Sie liessen den „Sektenexperten“ Georg Schmid zu Wort kommen, der die Pfr. Graf bei seiner Kurzpredigt über die Menschenwürde gen, ob künftig generell Menschen im fortgeschrittenen Alter bestimmen können, ob sie ihr Leben beenden wollen - und dann einen erleichterten Zugang zum Sterbemittel bekommen.“ (DIE ZEIT, 26.08.2010 Nr. 35). Anschliessend folgte eine musikalische Besinnung. Die Sängerin Jennifer Klemensek trug das Lied „Stop playing with life“ zusammen mit Mario Schaub vor. Pfr. Stückelberger wies auf die Schuld hin, welche unser Land auf- getürmt habe. Er meine nicht die Staatsschulden oder die Bankenkrise, welche uns immer mehr bedrückten, sondern die wirkliche Schuld, welche sich weder verdrängen noch wegdiskutieren oder verschweigen lasse. Einzig ein klares Schuldbekenntnis und die unendliche Barmherzigkeit und Liebe Gottes ermöglichten es, dass die Sonne der Freude wieder in unsere Täler leuchte. Gottes Vergebung sei der stärkste Ausdruck seiner Liebe. Daniel Regli moderierte den Anlass auf eine humorvolle und lebendige Art ganze Veranstaltung in eine „fundamentalistisch rechte freikirchliche Ecke“ bringen wollte. Eine solche Aussage machte er wider besseres Wissen. Dazu ist eine Beschwerde beim Ombudsmann für das Privatfernsehen hängig. Der Tagesanzeiger titelte einen Monat nach dem Marsch am 15. November 2010 in einem Kioskaushang: „Abtreibungsgegner sind wieder zurück.“ Der Titel des eigentlichen Artikels lautete: „Sie sind wieder da.“ Die Veranstalter freute es sehr, dass wenn auch etwas verspätet - eine solche mediale Wirkung von diesem Marsch ausging. Pfr. Stückelberger ruft zum Schuldbekenntnis der Schweizer auf HLI-REPORT • 4/2010 Bitte unterzeichnen Sie auch weiterhin die „Charta Marsch für s’Läbe“ unter www.marschfuerslaebe.ch 15 Agenda 2010/2011 Gebetsprozessionen in Zürich 9.30 Uhr Hl. Messe in der Pfarrkirche St.Anton*, Zürich (beim Kreuzplatz), danach eucharistische Anbetung und Prozession zur Frauenklinik des Unispitals Zürich, Schluss ca. 11.50 Uhr. *evtl. findet der Gottesdienst in der Krypta statt, bitte allfällige Hinweise beachten. 022. Januar 2011 019. Februar 2011 026. März 2011 Gebetsprozessionen in Tübach (SG) 9.30 Uhr Hl. Messe in der Klosterkirche Tübach SG, Kloster St. Scholastika, danach Fahrt zur Frauenklinik des Kantonsspitals und Prozession, Schluss ca. 11.50 Uhr. 18. Dezember 2010 008. Januar 2011 012. Februar 2011 012. März 2011 Gebetsprozessionen in Wuppenau (SG) 9.30 Uhr Hl. Messe in der Pfarrkirche St. Martin, Wuppenau SG, danach Prozession um das kantonale Spital in Wil, Schluss ca. 11.50 Uhr. 011. Dezember 2010 022. Januar 2011 026. Februar 2011 026. März 2011 Gebetsprozessionen in Bern, italienische Mission (BE) 9.30 Uhr Hl. Messe in der italienischen Mission, Bovetstr. 1, Bern, je nach Bewilligung der Stadtpolizei mit oder ohne Prozession, Schluss: 11.45 Uhr. 015. Januar 2011 019. Februar 2011 019. März 2011 Auskünfte zu allen Gebetsprozessionen HLI-Schweiz, Tel. 041 710 28 48. Alle Daten und ein Übersichtsblatt finden Sie unter www.human-life.ch. Gerne senden wir Ihnen auch ein Flugblatt mit allen Daten und einer Anfahrtsskizze per Post zu. Lokale Gebetsveranstaltungen Engelberg: Kapelle im St. Josefshaus, jeden Montag um 19.30 Uhr. Gebet für die Kinder vor der Geburt und ihre Eltern. Auskunft: Sr. Verena Matter, Tel. 041 637 25 50 NER-Grundkurs Adresse: Bildungszentrum Neu-Schönstatt, Quarten Auskunft: 041 780 95 33 oder [email protected] Referent: Lisa und Rainer Barmet Kursgeld: pro Paar 120.–, Einzelperson 80.– (exkl. Mittagessen) Termine: G1 – Samstag, 27.08.2011, 10.00 – 15.00 G2 – Samstag, 24.09.2011, 10.00 – 15.00 „In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.“ (Joh 1,4.5) Mit diesen Worten wünscht Ihnen der Vorstand von HLISchweiz ein frohes und gnadenreiches Weihnachtsfest! Wir danken für Ihre Gebete – ihre Gaben und alles Mittragen im Jahr 2010. Wir wünschen Ihnen ein gesegnetes Jahr 2011. Gott sei mit Ihnen! Impressum Herausgeber: HLI Schweiz, Postfach 1307, CH-6301 Zug Bitte beachten Sie auch unsere Weihnachtsaktion: „Mein Geschenk an Dich – ein Geschenk für HLI“. Exklusive Weihnachtskarten mit und ohne Text können nachbestellt werden! Bestelladresse siehe Impressum. Legate: Bitte wenden Sie sich dafür ans Sekretariat oder an ein Vorstandsmitglied. Diskretion wird zugesichert. Telefon: 041 710 28 48 Telefax: 041 710 28 39 Erscheint: 4x jährlich Website: www.human-life.ch Abo-Preis: Fr. 20.– Studenten, AHV: Fr. 10.– (als Richtpreis zu verstehen) für HLI-Mitglieder im Mitgliederbeitrag inbegriffen E-mail: [email protected] Redaktion: Pfr. Dr. theol. Roland Graf (rg) (verantwortlich), Christoph Keel (ck), Dr. med. Josef Lingenhöle (jl), Ennio Pasqualini (ep), Dr. med. Peter Ryser (pr), Alexandra Wind (aw), Dr. med. Nikolaus Zwicky (nz) Grafik: Paul Huwiler Druck: Druckerei F. Kälin AG, Einsiedeln Der HLI-Report ist die Zeitschrift für die Mitglieder von HLI sowie für alle an Lebensrechtsfragen Interessierten. Für Nichtmitglieder werden die ersten Fr 10.- der Spenden als Abo-Beitrag betrachtet. Aus finanziellen Gründen soll keine an Lebensrechtsfragen interessierte Person auf den Empfang verzichten müssen. Spenden: Post: PC 60-29765-6 Bank: Raiffeisenbank Zug: IBAN CH1681454000005419886 Abdruck unter Quellenangabe erwünscht. ISSN 1660-9867 HLI-Report gedruckte Ausgabe ISSN 1660-9875 HLI-Report Online