73 - HLI-Schweiz

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Human Life International
Schweiz • Nr. 73 • Dezember 2010
Editorial
Geschätzte Leserinnen und Leser,
Lebensschutzorganisationen wie HLI-Schweiz kann es
nicht gleichgültig sein, wie in unseren Schulen Sexualaufklärung betrieben wird. Diese übt einen direkten
Einfluss auf das Sexualverhalten der Kinder und
Jugendlichen aus. Manche werden unfähig, überhaupt
eine Bindung im Sinn der christlichen Ehe einzugehen,
andere kommen in die Abtreibungsfalle mit den bekannten verheerenden Folgen. Schon im Projekt HarmoS,
das am 1. August 2009 in Kraft getreten ist, wird eine
frühe, bereits im Kindergarten ansetzende Sexualaufklärung vorgeschrieben. Seither gilt das HarmoS-Konkordat für alle Beitrittskantone. Sie müssen dieses bis
spätestens auf Beginn des Schuljahres 2015/2016
umsetzen. Es sind die Kantone SH, GL, VD, JU, NE,
VS, SG, ZH, GE, TI, BE, FR, BS, SO und BL. Etliche
Kantone haben das Konkordat in einer Volksabstimmung abgelehnt oder sind gar nicht darauf eingetreten:
AG, AI, AR, GR, LU, NW, OW, SZ, TG, UR, und ZG.
Bei SH wurde per Referendum eine Volksabstimmung
erzwungen, deren Ergebnis kurz vor dem Versand dieses
Reportes vorliegen wird. Mit HarmoS ist man über das
Ziel hinausgeschossen. Die Verstaatlichung der Kinderbetreuung mit flächendeckenden, vom Staat organisierten Tagesstrukturen und Mittagstischen geht entschieden zu weit. Es ist klar, dass auf diese Weise jenen
Eltern, die in der Lage und Willens wären, sich für ihre
Kinder Zeit zu nehmen, der Einfluss auf die Erziehung
ihrer Kinder mehr und mehr entzogen wird.
Bezug auf HarmoS eine Ablehnung in der Bevölkerung.
Die verantwortlichen Erziehungsdirektoren ignorieren
diese Bedenken einfach. Es dürfte schwierig sein, den
Lehrplan 21 noch rechtzeitig auf eine verantwortbare
Version zu bringen. HLI-Schweiz unterstützt alle Bemühungen, welche diesem Ziel dienen.
Christus soll im Zentrum der Familie sein!
In wenigen Tagen werden wir die Geburt unseres
Herrn Jesus Christus feiern. Er ist im Zentrum der Heiligen Familie. Maria und Josef sorgten für den Gottessohn,
der Mensch geworden ist, um uns den richtigen Weg zum
Himmelreich aufzuzeigen und ihn für uns zu öffnen. Es
geht in der Familie darum, „Christus zu lernen“, wie
Papst Benedikt XVI. einmal formulierte. Christliche
Eltern haben eine Pflicht dazu. Diese kann ihnen der
säkulare Staat nicht abnehmen und schon gar nicht entziehen. Beten wir in der Weihnachtszeit, dass Christus
wieder vermehrt in den Familien im Mittelpunkt steht
und den Herzen jenen Frieden schenkt, der im Glauben,
in der Hoffnung und in der Liebe seinen Ursprung hat.
Liebe Leserinnen und Leser, für Ihr Gebet, Ihre grosszügigen Spenden und Ihr Engagement für den Lebensschutz danke ich Ihnen im Namen des Vorstandes und
unseres Sekretärs Christoph Keel-Altenhofer ganz herzlich. Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und
ein gesegnetes neues Jahr!
Pfr. Dr. Roland Graf, Präsident a.i.
Lehrplan 21 ignoriert Ablehnung von HarmoS
Offensichtlich ignorieren die Ideologen, welche sich
hinter HarmoS verstecken, die Signale der ablehnenden
Bevölkerung. Die hohe Zahl der Abstimmungsniederlagen müsste vernünftige Leute dazu bewegen, die kritisierten Mängel im HarmoS-Konkordat zu beheben. Das
ist gerade nicht der Fall. Mit dem sogenannten Lehrplan
21 werden die 21 deutschsprachigen Kantone bereits auf
2014 wichtige Neuerungen einführen, die schon mit HarmoS angestrebt werden. Eine davon ist die Sexualerziehung, die unabhängig davon, ob die Eltern damit einverstanden sind oder nicht, schon in die Welt der Plüschtiere
und Bauklötze eindringen soll. Dass sich laut TagesAnzeiger vom 7. Nov. alle Erziehungsdirektoren der 21
deutschsprachigen Kantone in dieser Sache einig sind,
muss zu denken geben. Angesprochen auf die umstrittenen Bildungsinhalte im Lehrplan 21 erklärte der Luzerner Bildungsdirektor Anton Schwingruber: «Wir arbeiten
bei der Konzeption des Inhalts mit Fachleuten zusammen, die uns in diesen Fragen beraten.» Diese wüssten
über den neusten Stand der Wissenschaft Bescheid.
Unser Vorstandsmitglied Alexandra Wind gibt nachfolgend einen Einblick in die Methoden und Ziele der im
Lehrplan 21 vorgesehenen Sexualkunde. Bei elf (mit SH
evtl. zwölf) deutschsprachigen Kantonen gibt es in
2
Inhaltsverzeichnis
Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2
Der Lehrplan 21 und seine Auswirkungen
auf die Sexualerziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3
Neue Organisation fordert mehr “Sorgfalt”
in der schulischen Sexualerziehung . . . . . . . . . . . .
6
Serie: Medizinisches Personal
im Gewissenskonflikt 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8
Kondomverteilung in Luzern: HLI-Schweiz
bremste die Aktion durch Präsenz . . . . . . . . . . . . .
9
Bericht über Weltgebetskongress in Rom . . . . . . . 11
Bericht über Marsch für s’Läbe . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Agenda 2010/2011 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
HLI-REPORT • 4/2010
Der Lehrplan 21 und
seine Auswirkungen auf
die Sexualerziehung
von Alexandra Wind
Lieber Leser, liebe Leserin, trotz der Adventszeit
wird in diesem Artikel ein eher unschönes Thema diskutiert. Wir können aber auch sagen, gerade wegen dieser
gnadenreichen Zeit, wollen wir speziell an die Kinder
und Jugendlichen denken, welche durch Information, die
das Handeln nach dem Lustprinzip fördert, leicht in die
Irre geführt werden können.
Die Sexualität nimmt seit den 68ern einen immer
grösseren Stellenwert in der Gesellschaft ein. In der Werbung, in Filmen, im Internet und auf Plakaten sind
sexuelle Aspekte Alltag.
Die folgenden Abschnitte werden Sie vor allem über
den Lehrplan 21 und die damit verbundene Sexualerziehung informieren. Zudem werden verschiedene Bedenken aufgezeigt.
Was ist der Lehrplan 21? 1
Art. 26 der Bundesverfassung verlangt, dass die Ziele der verschiedenen Schulstufen harmonisiert werden.
Mit einem gemeinsamen Lehrplan, dem Lehrplan 21,
soll dieser Artikel erfüllt werden. Alle 21 deutsch- und
mehrsprachigen Kantone beteiligen sich an der Erarbeitung des Plans.
Am 27. Oktober 2010 sind Experten aus dem Schulwesen und der Politik zusammengekommen, um erste
Schritte in Richtung Harmonisierung zu tun. Sie sind in
sechs Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe ist zusammengesetzt aus Lehrpersonen und Fachdidaktikern und -didaktikerinnen, mit dem Auftrag Lehrplaninhalte eines Themenbereichs aus Sprache, Mathematik, Natur, Mensch,
Gesellschaft, Gestalten, Musik, Bewegung und Sport zu
formulieren.
Ab dem Frühling 2014 soll dieser Lehrplan zur Einführung bereit sein. Er ist bestimmt für alle Stufen der
obligatorischen Schulzeit, d.h. vom Kindergarten bis zur
3. Klasse der Sekundarstufe I.
Lehrplan 21 und Sexualpädagogik / Sexualerziehung 2
Mit dem Lehrplan 21 soll Sexualerziehung in allen
Schulen eingeführt werden. Bereits seit November 2006
wird das „Kompetenzzentrum Sexualpädagogik und
Schule“ an der PHZ in Luzern geführt. Die PHZ wurde
vom Bundesamt für Gesundheit, Sektion Aids, beauftragt, dafür zu sorgen, dass Sexualerziehung in den Lehrplan der Volksschule der gesamten Schweiz integriert
wird, und dass Lehrpersonen in Sexualpädagogik fachlich korrekt aus- und weitergebildet werden. Dies
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Deckblatt des
bedenklichen
Grundlagenpapiers
Sexualpädagogik
und Schule.
gewährleiste eine gute Qualität und Überprüfbarkeit des
Unterrichts. Ausserdem werden Schulen betreff Unterlagen und Bücher beraten und über die Website des Kompetenzzentrums unterstützt.
Ziel ist es, die Kinder und Jugendlichen ihrer Altersstufe entsprechend „über Sexualität, HIV/AIDS und
andere sexuell übertragbaren Infektionen zu informieren
und zu sexueller und reproduktiver Gesundheit zu befähigen“(S. 3).
Im fachlichen Beirat sitzen Vertreter verschiedener
Organisationen, welche die Homosexualität (LOS, Pink
Cross) oder das Recht auf Schwangerschaftsabbruch und
auf Freiheit in der Sexualität unterstützen (PLANeS,
Artanes).3
Gründe für eine flächendeckende Sexualerziehung 2
Die Autoren geben einige Gründe für die flächendeckende Einführung der Sexualerziehung nach ihrem Konzept an. Der Hauptgrund ist wohl der, dass sich Jugendliche sehr häufig über Sexualität unterhalten, und dass
„erotische Kommunikation“ geführt wird. Die Schule
scheint daher der geeignete Ort zu sein, dieses Thema
genauer zu behandeln. Selbst die Kindergartenkinder
sollen sich für sexuelle Aspekte interessieren. Dies könne man aus der Tatsache heraus schliessen, dass die Kinder Doktorspiele und Vater-Mutter-Kind-Spiele machen.
Verändert setzt sich das Ganze in der Primarschule fort.
Was bedenklich stimme, seien homophobe und sexistische Ausdrücke in der Sprache der Kinder und
Jugendlichen. Ausserdem fühlten sich junge Männer im
Sexuellen in einer Konkurrenzsituation. Mit ihrem
aggressiven Verhalten, verfehlten sie meist ihr Ziel 4.
Dem allem solle entgegengewirkt werden.
Die Verfasser erhoffen sich zudem, dass die Zahl
sexueller Übergriffe auf Kinder und Jugendliche sinke,
wenn die Kinder schon früh ein grosses Wissen über ihren
Körper besitzten und wüssten, welche Handlungen normal sind und welche nicht. Zudem solle ihr Selbstwertgefühl mit Hilfe der Sexualerziehung gestärkt werden.
3
Sexualerziehung
Das Kompetenzzentrum empfiehlt den Schulen eine
Sexualerziehung nach folgender Definition: „Sexualerziehung als rechtebasierter Ansatz stattet junge Menschen mit grundlegendem Wissen und den Fähigkeiten,
Fertigkeiten und Werten aus, die sie benötigen, um ihre
Sexualität bzw. die Freude daran, sowohl physisch, psychisch wie auch emotional zu erfahren. Sexualerziehung
soll jungen Menschen helfen, korrekte Informationen zu
erhalten, Lebensfähigkeiten zu entwickeln und positive
Einstellungen und Werte wachsen zu lassen. “ 5
Welche Werte und Fähigkeiten werden den Jugendlichen beigebracht?
Unterrichtsinhalte
Das Kompetenzzentrum hat Kernthemen zusammengestellt. Hier ein Auszug davon (S. 40): 2
– Beziehung und Partnerschaft – darin werden unter
anderem verschiedene Lebensstile und Beziehungsformen behandelt, so wie das Gestalten von Beziehungen
– Körper und Sexualverhalten – darunter laufen biologische Fakten, sexuelle Reaktionen und Praktiken
– Sexuelle Orientierung und Identität – dazu gehören
sexuelle Vielfalt/Diversität, Heterosexualität, Homosexualität, etc., Transgender, Akzeptanz für unterschiedliche sexuelle Orientierungen
– Sexuelle und reproduktive Gesundheit – Zeugung und
Geburt, Schwangerschaft, Verhütung, Pille danach,
Schwangerschaftsabbruch, Beratungs- und Hilfsangebote
– Sexuelle Gesundheit – Prävention von sexuell übertragbaren Infektionen (STIs), Beratungs- und Hilfsangebote
Im Kindergarten bzw. der Basisstufe und den ersten beiden Primarschuljahren soll die Sexualerziehung beispielsweise als Teil der Sozialerziehung vermittelt werden (S. 41). Die 5. und 6. Klässler sollen dann über
HIV/AIDS und die Schutzmöglichkeiten unterrichtet
werden. Konkret sollen sie zum Beispiel über sexuelle
Praktiken und Verwendung, Anwendung und Erhältlichkeit von Kondomen gelehrt werden (S. 44).2
Das Institut für Sexualpädagogik (ISP) in Dortmund
hat die Verantwortung über den Studiengang „Sexualität
in Pädagogik und Beratung“ an der Hochschule Luzern
übernommen. Das ISP sieht Sexualerziehung bereits in
Kindertagesstätten vor: „Dazu sollen sexuelle Aktivitäten unter den Kindern mit Spielen aktiv gefördert werden. Lust und Unlust sollen körperlich erlebt und ausgelebt werden. «Doktorspiele», «Selbstbefriedigung»,
«Spielen des Geschlechtsverkehrs», «Zungenküssen»
und «Nackttanzen» sollen zum festen Unterrichtsprogramm gehören.“ 6
In Deutschland wird das an einigen Orten bereits
praktiziert. Ein Elternpaar hat schon mit Besorgnis feststellen müssen, dass seine kleine Tochter nach dem Kindergarten unter der Jeans keine Unterhose mehr trug. In
einer Marienkäfergruppe tanzen die Kinder lieber nackt
zu lauter Musik.
4
Der Lehrplan 21 verdirbt die Welt der Kinder, die noch von
Plüschtieren und Bauklötzen geprägt wird.
Foto: © photos1st – fotolia.com
Es ist grausam, wenn bereits Kinder ihrer Unschuld
beraubt und ganz entgegen jeglicher Kenntnis der Entwicklungspsychologie frühsexualisiert werden.
Einfluss auf die Kinder
Gemäss Grundlagenpapier führe die schulische
Sexualerziehung nicht zu frühzeitiger sexueller Aktivität
der Kinder. Auch würden sie dadurch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung nicht gestört oder zu einer sexuellen Orientierung gezwungen. Der Grund ist der, dass die
Grenze der Aufnahmefähigkeit bei den Heranwachsenden liege, und dass die Einflussmöglichkeiten der Lehrpersonen begrenzt seien (S. 31). Weiter ist aber auch vermerkt, dass die Kinder und Jugendlichen durchaus
überfordert sind mit all der „sexuellen bzw. sexualisierten Information“ aus der Umwelt, denn sie wissen vieles
„nur halb oder nicht so richtig“ (S. 34).2
Wird also die Sexualerziehung tatsächlich in den
Schulen eingeführt, werden die Schüler zwar mehr wissen, aber dieses Wissen wird ihnen nicht helfen, ein frohes, freies Leben zu führen. Die Kinder lernen, dass
durch Verhütungsmittel Krankheiten und Schwangerschaft verhindert werden, oder dass jede sexuelle Orientierung normal ist. Es gibt keine Grenzen mehr. Die Folgen, welche Verhütung, frühe sexuelle Aktivität,
Schwangerschaftsabbruch, etc. mit sich bringen, werden
den Schülern verschwiegen.
Der Psychiater Raphael Bonelli aus Wien schreibt:
„Wir wissen heute, dass die Sexualität begrenzt werden
muss, wenn man sie gesund und glücklich leben will.
…“
Sexualpädagogik
Definition laut Kompetenzzentrum der PHZ: „Sexualpädagogik ist die Bezeichnung für ein Teilgebiet der
HLI-REPORT • 4/2010
Erziehungswissenschaften, das sich mit der Erarbeitung
von Grundlagen, Handlungsansätzen und Materialien
für die Sexualaufklärung bzw. Sexualerziehung befasst.
Die Aufgabe der Sexualpädagogik besteht darin, in der
Aus- und Weiterbildung angehende oder bereits im
Beruf stehende Lehrpersonen zu befähigen, Themen der
Bereiche Sexualität und Beziehung von Kindern und
Jugendlichen durch entsprechend dafür entwickelte Curricula angeleitet und altersgerecht im Unterricht zu vermitteln. Das fachwissenschaftliche Verständnis von
Sexualpädagogik bildet die adäquate professionelle
Grundlage zur Umsetzung entsprechender Themen in
Lehrveranstaltungen.“ 2
Neben den Lehrpersonen können und sollen externe
Fachpersonen spezielle Themen der Sexualerziehung
übernehmen. Die Fachpersonen können oft vor allem in
Spezialgebieten wie Familienplanung, gleichgeschlechtliche Lebensweisen, sexuelle Belästigung bzw. Gewalt
Lehrpersonen entlasten oder ergänzen.
Die „Herkunft“ einzelner Vertreter des Beirates des
Kompetenzzentrums, lässt befürchten, dass die Ausbildung der Lehrpersonen in eine liberale Richtung geht,
und dass auch die Experten entsprechend ausgebildet
sind oder allenfalls von diesen Organisationen selbst zur
Verfügung gestellt werden. Die christlichen Werte werden übergangen werden. Die Ehe und Familie als Gottes
Plan anzusehen, wird als Gegebenheit verworfen werden.
Es ist zu befürchten, dass Lehrpersonen, welche eher
wertkonservativ eingestellt sind, wohl nach diesem liberalen Lehrplan unterrichten müssen.
Sieht man von all dem ab, so gibt es wohl wichtigere
Lernziele, welche die Schule anstreben soll, als jene der
Sexualerziehung. Diese sollte immer noch in der Macht
der Eltern stehen.
Das Recht der Eltern?
Den Eltern wird aber einiges ihrer Kompetenz entzogen, ihre Kinder im Bereich Sexualität nach ihren Werten zu formen.
In einigen Kantonen ist es noch möglich die Kinder
von der Sexualerziehung dispensieren zu lassen. Das
Grundlagenpapier sieht aber vor, diese Möglichkeit zu
streichen, denn jedes Kind habe das Recht „eine altersentsprechende Sexualerziehung und die Kenntnis entsprechender Grund- und Menschenrechte zu erwerben“
(S. 30). Das Kompetenzzentrum strebt mit der Harmonisierung der Lernziele eine Neuregelung der Dispensierung an.2
Dies widerspricht dem UNO-Pakt II, Art. 18 Punkt (4):
Die Vertragsstaaten verpflichten sich, die Freiheit der
Eltern und gegebenenfalls des Vormunds oder Pflegers zu achten, die religiöse und sittliche Erziehung
ihrer Kinder in Übereinstimmung mit ihren eigenen
Überzeugungen sicherzustellen.
Zum Schluss
Der Anthropologe J.D. Unwin schrieb: „Die Höhe
der Kulturen und ihr Niedergang stehen in eindeutigem
Zusammenhang mit sexueller Abstinenz vor der Ehe und
Monogamie. Je klarer die Abstinenz, umso höher die
Kultur.“ 7
Ist unsere Kultur also dem Untergang geweiht?
In seinem Hohelied schreibt Salomo in Kapitel 2,7 und
an einer anderen Stelle: „…: Stört die Liebe nicht auf,
weckt sie nicht, bis es ihr selber gefällt.“
Dieses Anliegen vertreten verschiedene Organisationen auch in der Schweiz. Im Wallis hat sich im November 2009 eine Gruppe von Lehrpersonen und Eltern zur
Interessengemeinschaft IG Sorgfalt zusammengefunden. Lesen Sie dazu das Interview in diesem Report.
Es gibt aber auch andere Gruppierungen, die sich
gegen die zwanghafte Sexualerziehung kämpfen. HLISchweiz wird sich in nächster Zukunft mit diesem Thema noch vermehrt auseinandersetzen.
Unterstützen Sie diese Gruppen finanziell, durch
aktive Teilnahme oder am besten durch Ihr inständiges
Gebet.
Bitte denken Sie daran, ganz fest für die Kinder und
Jugendlichen zu beten und zu fasten. Machen Sie das bitte auch für alle Personen, welche Verantwortung tragen
in der Schule und in der Bildungspolitik.
Vielen Dank!
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5
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Die Kinder werden nicht nur durch die Eltern geprägt, sondern
auch durch die Lehrpersonen – im positiven, wie im negativen
Sinn.
Foto: © matka_Wariatka – fotolia.com
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7
Projekt Lehrplan 21: www.lehrplan.ch
Grundlagenpapier, Sexualpädagogik und Schule. Grundlagen
für die schweizweite Verankerung von Sexualerziehung in der
Schule sowie Überlegungen für die Aus- und Weiterbildung von
Lehrpersonen an Hochschulen. Kompetenzzentrum Sexualpädagogik und Schule, PHZ, Hochschule Luzern, Version 4.1, 7.
November 2008.
„Zusammensetzung Beirat“:
www.amorix.ch/index.php?id=2&id_u=27
Tagungsdokumentation; Nationale Fachtagung:
Sexualität lehren – Sexualerziehung an Schweizer Schulen.
Samstag, 15. November 2008, Luzern.
IPPF European Network (2006). Sexuality Education in Europe.
A reference guide to policies and practices. Gefunden am
23.10.2008: www.ippfen.org/en/Resources/Publications/
Sexuality+Education+in+Europe.htm und s. Quelle 2.
Michael Handel. Kinderohnerechte. Frühkindliche Sexualerziehung, Doktorspiele im Kindergarten, Sexualitätsoffensive
im Bildungssystem. 2. Revidierte Auflage, Effretikon, Mai 2008:
www.staatsgewalt.ch/dokumente/artikel/home/sexualerziehung_080515.pdf
Walter Gasser. Sexualerziehung in der Postmoderne.
4. September 2010.
5
Neue Organisation fordert mehr «Sorgfalt» in
der schulischen Sexualerziehung
Im Wallis wurde im vergangenen Herbst eine Organisation gegründet, welche sich „IG Sorgfalt“ nennt. Auf der
eigenen Homepage www.sorg-falt.ch stellt sich die IG
wie folgt vor:
– Wir sind ein freiwilliger Zusammenschluss von politisch unabhängigen Personen unterschiedlichen Alters
und mit unterschiedlichen familiären Situationen.
– Wir vertreten die Interessen von Personen, welche mit
dem aktuellen und dem geplanten Sexualunterricht
nicht einverstanden sind.
Gleichzeitig wurde eine Petition mit folgendem Wortlaut
lanciert:
Wir lehnen den jetzigen Sexualunterricht ab!
– Der Unterricht darf sich nicht gegen die ethischen,
moralischen und religiösen Werte der Eltern wenden.
– Wir fordern, dass die einseitigen Informationen in
Richtung Ermutigung zur Frühsexualität gestoppt
werden.
– Der Sexualunterricht darf den Kindern und Jugendlichen in ihrer geistigen, seelischen und körperlichen
Entwicklung nicht schaden.
Die Unterzeichnenden fordern die Verantwortlichen von
Politik und Schule auf, die Inhalte des Sexualunterrichts
genau zu durchleuchten und notwendige Änderungen
vorzunehmen.
Im Vorstand sitzen neben Pädagoginnen auch zwei Ärzte. HLI-Schweiz führte ein schriftliches Interview mit
einem Gründungsmitglied der IG Sorgfalt durch. Der
Name ist der Redaktion bekannt.
Können Sie uns kurz erzählen, was genau der Auslöser
für die Gründung Ihrer Organisation war und was sie
bereits erreichen konnten?
Die an unseren Schulen abgegebenen Broschüren
lösten bei vielen Eltern Unbehagen aus. Eltern recherchierten über die verschiedenen Unterrichtsmaterialien.
Dabei entdeckten sie, dass europaweit nach dem gleichen Muster unterrichtet werden soll. Eltern schlossen
sich zur IG Sorgfalt zusammen. Die IG erkannte eine
sehr aktive und vernetzte Lobby, die alles daran setzt,
ihre Ideologie in Politik, Medien, Schulen und Familien
hineinzuprojizieren.
Inzwischen haben wir Folgendes erreicht:
– Innert kürzester Zeit haben ca. 400 Personen mit ihrer
Unterschrift eine Veränderung des Sexualunterrichts
gefordert.
– Die Verantwortlichen des Erziehungsdepartementes
des Kantons stoppten die Abgabe sämtlicher Broschüren und das Aufrollen von Kondomen im Sexualunterricht.
– Die Dienststelle für Unterrichtswesen beauftragte das
6
Schulinspektorat eine Qualitätsanalyse vorzunehmen.
– Die Sexualpädagoginnen selbst dürfen keine Elternabende mehr organisieren.
– Das Thema wurde im Grossen Rat und in der Presse
aufgegriffen.
Welche Auswirkungen der aktuellen Sexualerziehung
konnten Sie beobachten oder wovon erfuhren Sie in
Elterngesprächen?
– Mit der grössten Selbstverständlichkeit verlangen 13,
14 jährige Jugendliche bei ersten Freundschaften
Kondome und Pille. Die Einwände der Eltern stossen
auf taube Ohren. Jugendliche geben den Eltern
unmissverständlich zu verstehen, dass sie den Empfehlungen der Sexualpädagoginnen Folge leisten.
– Eltern stellen fest, dass im Sexualunterricht Ansichten
und Botschaften vermittelt werden, die den eigenen
Werten widersprechen.
– Eltern beklagen sich, dass ihre Kinder überfordert
sind und dass die Aufklärung zu Verwirrung und Konflikten führt.
– Eltern stellen eine einseitige Vermittlung in Richtung
Ermutigung zur Frühsexualität fest. Die ganzheitliche
Entwicklung des Kindes wird nicht berücksichtigt.
Worin zeigt sich die klare Ideologisierung der heutigen
Sexualerziehung?
Ohne Rücksicht auf die individuelle Entwicklung
werden allen Kindern und Jugendlichen die gleichen
Inhalte vermittelt. Nicht nur die Kinder, sondern auch
die Eltern, Lehrer und Erzieher sollen nach den Vorgaben der Sexualexperten umerzogen werden. Jede kritische Stimme versucht man im Keim zu ersticken.
Andersdenkende werden als altmodisch, konservativ,
homophob und zu streng religiös gewertet.
Wie wird die Sexualerziehung der Schweiz in Zukunft
aussehen, wenn kein Widerstand dagegen wächst und
die heutigen Projekte, so wie sie jetzt in der Schublade
sind, einfach umgesetzt werden.?
Sexualerziehung soll ab vier Jahren obligatorisch
werden. Geschlechtsverkehr und Verhütungsmittel sollen schon im Kindergarten thematisiert werden.
Homosexuelle, bisexuelle und heterosexuelle Lebensformen werden besprochen und als gleichwertig dargestellt. Die Familie im ursprünglichen Sinn soll aufgelöst
werden. Sexualerziehung lehrt nichts über die Schönheit
und den tiefen Wert von Ehe und Familie. Die Folgen von
Frühsexualität und Abtreibung werden weiterhin verharmlost und verschwiegen. Die Sexualexperten entreissen den Eltern das Erziehungsrecht und lösen sie als
Ersterziehende ab. Die Botschaften der Sexualexperten
untergraben die Überzeugungen vieler Eltern.
HLI-REPORT • 4/2010
Wenn man ihre Homepage und ihren Flyer liest, erfährt
man sehr viel darüber, wie die Sexualerziehung nicht
stattfinden sollte, was sie unterlassen muss etc. Haben
Sie denn gute Alternativen anzubieten oder was empfehlen Sie als gute Alternative?
Eltern, Verantwortliche der Schule und Politiker aller
Parteien müssen die Sexualerziehung von Grund auf
durchleuchten. Dabei würde die Einseitigkeit deutlich
sichtbar. Um einen wirklich umfassenden Sexualunterricht zu planen, muss eine Arbeitsgruppe geschaffen
werden, in der auch Mitglieder sitzen, die eine ganz
andere Auffassung von verantwortungsvollem Umgang
mit der Geschlechtlichkeit junger Menschen haben, als
die Sexualexperten. Der Sexualunterricht hätte die einmalige Gelegenheit, unserer Jugend die vielen Vorteile
des Aufschiebens der Sexualpraxis aufzuzeigen:
– Stärkung des Selbstwertgefühls (Ich bin wertvoll)
– Weniger emotionale Verletzungen in wechselnden
Freundschaften in früher Jugend
– Keine tägliche Einnahme von Hormonen in einem
sich noch im Wachstum befindenden Körper
– Keine finanzielle Ausgaben für Verhütung
– Keine Angst vor HIV und übertragbaren Geschlechtskrankheiten
– Keinen Druck, sich für die Pille danach oder gar
Abtreibung zu entschliessen
– Kein Post Abortion Syndrom, auch nicht in späteren
Jahren
– Kein Verlust der Jugend durch Kindsmutterschaft
Unsere Jugend hat das Recht, von all diesen Vorteilen
auch im Sexualunterricht zu erfahren. Ermutigen wir sie,
diesen Weg kennen zu lernen, damit sie sich frei für ihren
eigenen Weg entscheiden können.
Wie kann das Wissen und der Wille der Eltern, selber eine
gute Sexualerziehung durchzuführen, gestärkt werden?
Eltern sollten zu Beginn des Schuljahres die Inhalte, das
Bild- und Unterrichtsmaterial, welches im Sexualunterricht eingesetzt wird, anfordern. Sie sollten prüfen:
– Ob die angebotenen Informationen der Entwicklung
ihres Kindes angepasst sind.
– Ob Unterrichtsinhalte auf ihre Einstellung Rücksicht
nehmen.
– Ob der Unterricht dazu beiträgt, dass die Kinder eine
sichere Identität als Jungen und Mädchen finden.
Hilfreich kann für die Eltern der Besuch der TeenstarKurse sein. Die Kurse zeigen ihnen Wege auf, wie sie
ihre Jugendlichen auf dem Weg der erwachenden Sexualität begleiten können. Dabei lernen Jugendliche von
ihren Eltern, Sexualität als etwas Ganzheitliches, Persönliches und zugleich Wunderbares kennen. Sie werden
befähigt mit der Sexualität verantwortungsvoll umzugehen. Eltern werden ermutigt, das wichtige Thema nicht
gutgläubig an Fremderzieher abzugeben.
Was wollen Sie den HLI-Leserinnen und Lesern sonst
noch sagen?
Der Sexualunterricht muss freiwillig bleiben. Falls
Eltern mit den Inhalten der Sexualerziehung nicht einverstanden sind, sollten sie den Mut haben mit anderen
Eltern zu sprechen und die Kinder vom Unterricht zu
dispensieren. Deponieren Sie Ihre Kritik an oberster
Stelle (Schulleitung des Kantons). Klare, unmissverständliche Forderungen und Botschaften an der richtigen
Stelle sind notwendig, wenn Änderungen herbeigeführt
werden sollen. Lassen sie sich nicht entmutigen, wenn
sie in eine religiöse, fundamentalistische oder altmodische Ecke gedrängt werden. Europaweit werden kritische Stimmen nach dem gleichen Muster bekämpft.
Eltern brauchen Mut zur Erziehung, auch Mut zum
Widerstand gegen falsche Ideen.
Es ist die Aufgabe der Eltern die Fragen über die Sexualität mit ihren Kindern zu besprechen.
HLI-REPORT • 4/2010
Foto: © Tomasz Trojanowski – fotolia.com
7
Serie
Medizinisches Personal im Gewissenskonflikt /3
Zitterpartie im Europarat über die Gewissensfreiheit
von Dr. med. Peter Ryser-Düblin
abgewogen werden kann, und letztlich ein Zeichen der
Freiheit gegen jeglichen Totalitarismus darstellt.
Verschiedene Lebensrechtsorganisationen meldeten
sich ebenfalls zu Wort, sammelten Unterschriften und
suchten den Kontakt mit den Europaparlamentariern.
Auch HLI-Schweiz richtete ein Schreiben an alle Mitglieder der Schweizer Delegation, um sie auf die fragwürdigen, diskriminierenden und verfassungswidrigen
Forderungen aufmerksam zu machen und daran zu erinnern, dass garantierte Gewissensfreiheit jegliches Zwingen zu äusseren Handlungen, für die der Betroffene die
persönliche Verantwortung trägt, verbietet.
Am 7. November 2010 war im Europarat der sogenannte McCafferty-Bericht (Dokument 12347) 1 zur
Diskussion und Abstimmung traktandiert worden. Dabei
handelte es sich um einen Report der englischen Sozialistin C. McCafferty, welcher vom „Komitee für Soziales,
Gesundheit und Familienangelegenheiten“ vorberaten
und als Entwurf verabschiedet worden war. Präsidentin
dieses Gremiums ist die Schweizer Vertreterin im Europarat M. Maury Pasquier (SP). Der Titel des Papiers lautete: „Women’s Access to lawful medical care: the problem of unregulated use of conscientious objection“, zu
Deutsch: „der Zugang von Frauen zu rechtmässiger
medizinischer Versorgung: das Problem einer fehlenden
Regelung der Verweigerung aus Gewissensgründen“.
Bereits der Titel liess Ungutes erahnen. Ein genaueres Studium dieses Berichts zeigt denn auch, dass ein
regelrechter Anschlag auf das Grundrecht auf Gewissensfreiheit von Ärzten und anderen Fachleuten des
Gesundheitswesens geplant war. So wurde unter anderem gefordert, Ärzte unter bestimmten Voraussetzungen
zu zwingen, trotz Gewissensvorbehalten eine gewünschte Behandlung durchzuführen, Weigerungen aus Gewissensgründen im Detail begründen zu lassen, staatliche
Institutionen vom Recht auf Gewissensfreiheit auszuschliessen, ein Register von Verweigerern aus Gewissensgründen anzulegen und Beschwerdemöglichkeiten
gegen diese Personen zu schaffen!
Konkret zeigte sich, dass vor der Berichtsabfassung
Experten wie der bekannte Wiener Abtreiber Dr. Christian Fiala, Präsident der FIAPAC 2, befragt wurden. Auch
Frau C. Zampas, eine massgebliche Vertreterin des
„Center for Reproductive Rights“, einer AbtreibungsPressure-Group, wurde konsultiert. Frau Zampas hat
dem Vernehmen nach sogar konkrete Beiträge zum
Bericht selbst geleistet. Die Debatte am 7. Oktober liess
auch keine Zweifel darüber aufkommen, dass der Vorstoss eigentlich einer umfassenderen Stützung der ProAbtreibungs Agenda dienen sollte.
Die Debatte am 7. November 2010 in Strassburg verlief sehr intensiv und kontrovers, nahm dann allerdings
einen erstaunlichen Verlauf. Denn durch taktisch
geschicktes Vorgehen gelang es den Christdemokraten
im Europarat, über zwanzig Abänderungsanträge durchzubringen, die nun eine ausdrückliche Bestätigung der
Gewissensfreiheit im Bereich der medizinischen Versorgung festschrieben! Damit war eine praktisch neue, vom
Rat genehmigte Resolution geschaffen.5 An diesem
Erfolg waren die beiden Ratsmitglieder L. Volonté aus
Italien und R. Mullen aus Irland massgeblich beteiligt.6
Schlussendlich wurde der McCafferty Bericht in seiner
ursprünglichen Version von den Parlamentariern knapp
mit 56 Nein gegen 51 Ja bei drei Enthaltungen abgelehnt.
Erfreulich ist auch, dass die Schweizer Delegation im Verhältnis von 5:1 in der Schlussabstimmung gegen den
McCafferty-Bericht Stellung bezog! Ein grossartiger Sieg
des Lebensschutzes und der Menschenrechte, und für einmal eine bittere Niederlage der Abtreibungslobby! Dass
mit weiteren Angriffen von dieser Seite zu rechnen ist, daran besteht allerdings kein Zweifel.
Sinnbildlich zeigen uns die Vorgänge in Strassburg
immerhin, dass die bedrohte Pflanze des Lebensschutzes
auch grosser Kälte zu trotzen vermag!
Kritik von allen Seiten am McCafferty-Bericht
1
Bereits im Vorfeld der Beratungen war der McCafferty-Bericht heftig umstritten. Eine vernichtende Kritik
wurde etwa vom „European Centre for Law and Justice“
in Strassburg 4 geübt. Insbesondere wurde festgestellt,
dass das Recht auf Gewissensfreiheit international
gesetzlich geschützt ist, der Europarat selber immer wieder darauf verwiesen hat, dieses Recht sowohl Individuen als auch Institutionen zukommt, jegliche Diskriminierungen ausschliesst, nicht gegen Pseudo-Rechte
8
Kontroverse Debatte mit erfreulichem Ausgang!
2
3
4
5
6
http://assembly.coe.int/Documents/WorkingDocs/Doc10/
EDOC12347.pdf
Internationale Vereinigung von Fachkräften und Verbänden zu
Schwangerschaftsabbruch und Kontrazeption.
Cafferty-Bericht, Seite 4.
ECLJ Memorandum on the Proposed Pace's Resolution on "Women’s Access to Lawful Medical Care: The Problem of Unregulated
Use uf Conscientious Objection (17.09.2010): www.eclj.org/coe/
http://assembly.coe.int/ASP/APFeaturesManager/defaultArtSiteView.asp?ID=950
http://assembly.coe.int/Main.asp?link=/Documents/
Records/2010/E/1010071500E.htm
HLI-REPORT • 4/2010
Kondomverteilung in Luzern:
HLI-Schweiz bremste
die Aktion durch Präsenz
von Pfr. Dr. Roland Graf
Die
„Katholische
Kirche
Luzern“ hat am 27. Oktober ihre
umstrittene Kondomverteilaktion
auf dem Bahnhofplatz von Luzern
abgeschlossen. Die Verantwortlichen der Aktion hatten sich im Vorfeld mit ihrer Medienmitteilung und
einem Interview in der Sendung
10vor10 des Schweizer Fernsehens
klar gegen die offizielle Katholische
Kirche positioniert. Problematisch
war zudem, dass die Anwesenheit
des AIDS-Trucks der Missio als
Anlass für die Kondomverteilaktion
ausgenützt wurde. Dort wird auf
ansprechende und zum grössten Teil
verantwortungsvolle Weise audiovisuell über die AIDS-Problematik
in Afrika informiert. Missio, deren
Truck von Pfarreien gemietet werden kann, wurde von der angekündigten Kondomverteilaktion in
Luzern überrascht, distanzierte sich
zwar nicht medienwirksam, verbot
aber den Verantwortlichen der
„Katholischen Kirche Luzern“ die
Abgabe der Kondome im AIDSTruck. Der Gemeindeleiter der Pfarrei St. Johannes, Alois Metz,
behauptete im Interview mit dem
Schweizer Fernsehen: „Das Leben
wird geschützt, indem wir Kondome
benützen.“ Ausserdem machte er
eine afrikanische Ordensschwester
lächerlich, die darauf hingewiesen
hatte, Kondome seien nicht dicht. Er
erwähnte im Hinblick auf die Sexualität zwar Treue, nicht aber Enthaltsamkeit. Der Slogan der „Katholischen Kirche Luzern“ auf den
Kondompackungen lautet „Schütze
deinen Nächsten wie dich selbst“.
Bezug auf die Kondomversagerquoten. Das Interview wurde live auf
Radio Gloria übertragen. Die Antworten waren ausweichend oder
vage. Es wurde zugegeben, dass der
Schutz nicht 100%ig sei – ja der
Unterschied zwischen einer Samenzelle und dem AIDS-Virus sei gross.
Aber wie gross? Eine Samenzelle
misst 120 Mikrometer, ein HIVVirus 0,1 Mikrometer. Sie wurden
darauf hingewiesen, dass bei 100
Paaren, die mit Latexkondomen ein
Jahr lang verhüten, 11 Schwangerschaften entstehen. Bei Polyurethan
sind es 18. Das heisst, die Kondomversagerquote hängt vom Material
ab und nicht nur von der falschen
Handhabung. Schwanger kann man
nur an einigen Tagen eines Zyklus
werden, AIDS kann bei jedem Kondomversager durch einen infizierten
Partner übertragen werden. Das
Risiko, AIDS durch einen angesteckten Partner zu übertragen,
beträgt etwa das Sechs- bis Siebenfache. Der Kommunikationsverantwortliche der Katholischen Kirche
Luzern, Florian Flohr, erklärte
dabei, die Kondome würden nur auf
Nachfrage von einem Mitarbeiter
abgegeben und zwar als Gedankenanstoss im Gespräch. Nachdem sich
HLI-Schweiz kurz zur Auswertung
der Fotos und der geführten Gespräche zurückzog, stand am frühen
Nachmittag das Jugendmobil der
Katholischen Kirche der Stadt
Luzern unmittelbar neben dem
AIDS-Truck mit einer grossen Auslage der Kondome. Schüler der 1.
bis 3. Oberstufe, welche die audiovisuelle Information der Missio
besucht hatten, machten beim
Jugendmobil Selbstbedienung. Es
gab selten Gespräche mit dem
Jugendarbeiter, der sich oft nicht
beim Jugendmobil aufhielt. Einem
Mitarbeiter von Missio war anzusehen, dass es ihm bei dieser Aktion
der Katholischen Kirche Luzern
äusserst unwohl war.
Missio ging räumlich auf Distanz
Am Dienstagvormittag wurde
das Jugendmobil mit den Kondomen etwa 20 m vom AIDS-Truck
entfernt aufgestellt. Trotz dieser
kleinen Distanzierung ist eine enge
Verbindung zwischen der Aktion der
„Katholischen Kirche Luzern“ und
Missio vorhanden. Es kann nicht
von zwei getrennten Aktionen
gesprochen werden. Einzelne Schüler und Erwachsene bedienten sich
beim Jugendmobil mit Kondomen.
HLI-Schweiz traf verunsicherte,
inkompetente Verantwortliche an
Gleich zu Beginn der Aktion am
Montagmorgen war HLI-Schweiz in
Luzern präsent und befragte die Verantwortlichen über ihr Wissen in
HLI-REPORT • 3/2010
Das Jugendmobil in nächster Nähe zum AIDS-Truck der Missio, Selbstbedienung
9
Selbstbedienung für die 1. bis 3. Oberstufe
Gespräche gab es weniger zwischen
den Schülern und den Mitarbeitern
der „Katholischen Kirche Luzern“,
viel mehr zwischen Gegnern der
Aktion mit Schülern, Lehrern und
vor allem den Verantwortlichen.
Die Aktion war ein Rohrkrepierer!
Die neue Luzerner Zeitung betitelte ihren Bericht über den ersten
Tag: „Katholische Kirche wird Kondome nicht los.“ Am Montag, so
hiess es, seien insgesamt 100 Kondome verteilt worden.
Am Dienstagabend stand ein
Podiumsgespräch auf dem Programm. Beim Jugendmobil war für
diesen Anlass geworben worden.
Gleich zu Beginn des Podiumsgesprächs zog sich der Gemeindeleiter
Alois Metz zurück. Es hatten sich
nur etwa ein Dutzend Personen versammelt. Nach einem Teilnehmer
von HLI-Schweiz waren die Vorträge recht informativ, die Diskussion
(zu) kurz, ohne grosse Kontroverse.
Wahrscheinlich hätten sich die Veranstalter mehr schlagzeilenträchtige
Statements gegen die römischkatholische Kirche erhofft.
Für die drei Tage hat die „Katholische Kirche Luzern“ 3'000 Kondome eingekauft. Es sind dafür Fr.
15'000 ausgegeben worden. Die
Verantwortlichen werden sich die
Frage gefallen lassen müssen, ob
10
nicht Steuergelder verschleudert
wurden. Der AIDS-Truck von Missio kostet Fr. 1500.- zuzüglich Spesen der Mitarbeiter. Für Fr. 15'000
könnte man für die Oberstufenschüler der halben Schweiz farbige Flyer
drucken und darin die Wichtigkeit
von Enthaltsamkeit, Treue und die
bedenkliche Kondomversagerquote
betonen. Man muss den Jugendlichen klar machen, dass sie ihr Verhalten nicht durch ihre Hormone
dominieren lassen sollten, sondern
durch Vernunft und Verantwortungsbewusstsein. Offenbar hat man nach
dem mässigen Resultat des ersten
Tages die Methode der Kondomverteilung geändert. Die Kondome
wurden nicht nur auf dem Bahnhofplatz verteilt, sondern auch an anderen Orten. Ausserdem wurde von
HLI-Schweiz beobachtet, wie eine
Pastoralassistentin der Diözese Chur
den mitgebrachten Rucksack füllte.
Erst sechs Tage nach Ende der
Aktion erschien in den Medien eine
ausführliche Stellungnahme des
Kommunikationsbeauftragten Giuseppe Gracia des Bistums Basels.
Er kritisierte, der Fokus sei einseitig
auf die Benützung von Kondomen
gelegt worden. Nicht alle Pfarrer
und Gemeindeleiter/innen des
Pastoralraumes Stadt Luzern seien
hinter der Aktion gestanden. Die
Aufschrift „Katholische Kirche
Luzern“ sei eine unnötige Provokation und ein Etikettenschwindel
gewesen. Trotz dieser massiven
Kritik an den Aktivisten der
„Katholischen Kirche Luzern“,
bewertete er unverständlicherweise
die Aktion selbst als „an sich positiv“! Es ist zu hoffen, dass damit
noch nicht das letzte Wort gesprochen ist und die Verantwortlichen in
Luzern zur Rechenschaft gezogen
werden.
Bildschirm im AIDS-Truck der Missio. Punkt A und B entsprechen der Auffassung der
Katholischen Kirche, C hingegen nicht. Ausserdem ist auch hier der mangelhafte
Schutz der Kondome kein Thema.
HLI-REPORT • 4/2010
Kongressbericht: V. Weltgebetskongress
für das Leben, Rom, 5.– 10. Oktober 2010
von Christoph Keel-Altenhofer, Sekretär
350 Teilnehmer vorwiegend
aus West- und Osteuropa, USA,
Kanada und Australien
Etwa dreihundertfünfzig Lebensschützer trafen sich in Rom für den
5. Weltgebetskongress für das Leben.
Dieser stand ganz im Zeichen des
Gebets für die Überwindung der
„Kultur des Todes“ in der westlichen
Welt. Die vom amerikanischen Pater
Paul Marx gegründete Organisation
„Human Life International“ (HLI)
hatte eingeladen. Mitorganisatoren
waren unter anderem Ja zum Leben
International, die Europäische Ärzteaktion, Helpers of God’s Precious
Infants, Fédération Internationale des
Associations Médicales Catholiques
(FIAMC), World-Prayer for Life
Organisation. Aus der Schweiz
waren anwesend: fünf Vorstandsmitglieder von HLI-Schweiz und dessen
Sekretär, sowie ein Priester, der regelmässig Gebetsprozessionen mitorganisiert.
Das Treffen fand im „Fraterna
Domus“ statt, einer bescheidenen,
aber in wunderbarer ländlicher
Umgebung gelegenen Pilgerunterkunft, eine Fahrstunde ausserhalb
von Rom. Einige Vorträge hörten die
Teilnehmenden im „Augustinianum“ in der Nähe des Petersdoms.
Tagungsort „Fraterna Domus“
HLI-REPORT • 4/2010
Evangelium vitae, Magna Charta
für den Lebensschutz
Einer der Organisatoren, Kaplan
Manfred Müller, erinnerte gleich zu
Beginn des Kongresses am vergangenen Dienstag an die 1995 erschienene Enzyklika „Evangelium vitae“
von Johannes Paul II., die zur „Magna Charta“ der Lebensschützer
geworden sei und eine klare spirituelle Ausrichtung habe. Es gehe
darum, die Kräfte des Bösen durch
Gebet, Barmherzigkeit, Liebe und
Fasten zu besiegen – ein Grundgedanke, der sich durch die gesamte
Tagung zog und ihr neben zahlreichen Fachvorträgen eine geistliche
Ausrichtung gab.
Abtreibung, Euthanasie, In-vitroFertilisation: „Sozial akzeptierte
Optionen“
Der Präsident des vatikanischen
Familienrats, Kardinal Ennio Antonelli, eröffnete den Kongress mit
einer heiligen Messe. In seiner Predigt sagte er unter anderem: „In
unserer Zeit wiederholt sich diese
Auseinandersetzung zwischen der
Kultur des Lebens und der Kultur
des Todes. Heute hat sich die Verhärtung der Herzen, die den Herrn und
die Kirche so traurig macht, über die
ganze Welt verbreitet: die Abtreibung und die Euthanasie werden zu
sozial akzeptierten Entscheidungen
und wollen sogar als Menschenrechte anerkannt werden … Es braucht
eine präventive, karitative Aktion auf
der kulturellen und politischen Ebene, um die Abtreibung zu verhindern.“ Einer der ersten Referenten
war Bischof Klaus Küng von St. Pölten. Er referierte über die künstliche
Befruchtung, ein Thema, das neue
Aktualität erhalten hatte, weil gerade
zu Beginn des Kongresses die diesjährige Vergabe des Nobelpreises für
Medizin an Robert Edwards, dem
„Vater der Retortenbabys“ bekannt
wurde.
Küng legte dar, dass die Kirche
alle Eingriffe in den Zeugungsvorgang ablehnt, welche diesen manipulieren oder den Befruchtungsvorgang überhaupt von der geschlechtlichen Vereinigung des Ehepaares
trennen. Zudem würden bei diesen
Prozeduren viele Embryonen sterben und die „überzähligen“ Embryonen getötet. Die Kirche verurteile
auch die Kryokonservierung von
Embryonen, weil beim Einfrieren
viele zugrunde gingen und es zu
überschüssigen Embryonen komme,
was eine unlösbare Schwierigkeit
darstelle. Die vatikanische Instruktion „Dignitas Personae“, so Bischof
Küng, erkenne zwar im Vorschlag,
solche Embryonen für eine pränatale Adoption zur Verfügung zu stellen, eine gute Absicht. Sie empfehle
diesen Weg aber nicht, denn er würde der Leihmutterschaft Tür und Tor
öffnen, was wiederum eine in sich
problematische Lösung darstelle.
Zum Schluss seines Referates
bemerkte Küng: »Es wird heute eine
Art „Ideal“ verbreitet, so als müsste
jeder Mensch groß, stark, schön und
gesund sein und als wäre alles andere nicht lebenswert.« Küng schloss
sein Referat mit einem Zitat von
Mutter Teresa, welches zusammengefasst sagt, Leiden sei an sich sinn11
los, wenn dieses Leiden aber mit
dem Leiden Christi vereint werde,
bekäme es einen tiefen Sinn.
Wie lässt sich die Wahrheit
des Evangeliums über Sexualität
in einem feindlichen Umfeld
verkünden?
John-Henry Westen, der Herausgeber der bekannten Nachrichtenagentur
zu Familien- und Lebensrechtsthemen
(www.lifesitenews.com), gegründet
1997, hielt einen eindrücklichen
Vortrag zum Thema „Wie kann die
Kirche die Wahrheit über die Sexualität in einem feindlichen Umfeld
verkünden?“ Als Teilnehmer empfand der Schreibende diesen Vortrag
als einen der inspirierendsten Beiträge überhaupt. Der Sprecher
begann seinen Vortrag mit der
Bemerkung, dass alle wichtigen
Themen des gegenwärtigen Kulturkampfes irgendetwas mit Sexualität
zu tun hätten. Er nannte an dieser
Stelle Abtreibung, „Heirat“ Gleichgeschlechtlicher, Verhütung, Ehebruch, Promiskuität, Sexualerziehung, Scheidung, Homosexualität,
In-vitro-Fertilisation, embryonale
Stammzellenforschung. Er stellte
die Frage, warum das so sei. Er verwies dann auf die von Papst Johannes Paul II entwickelte „Theologie
des Leibes“, welche sich vielleicht
im Bild zusammenfassen lässt: Die
menschliche Verbindung zwischen
Frau und Mann, also auch die
menschliche Sexualität, welche
Ausdruck dieser Verbindung ist, ent-
spricht total dem Schöpfungswillen
Gottes. Sexualität ist nicht in sich
etwas Negatives. Bezieht das Paar
bewusst Gott in seine Beziehung
ein, ist diese Art von geheiligter Verbindung ein menschliches Abbild
der göttlichen Trinität. Gott der
Vater, der Sohn Jesus und der Heilige Geist sind liebend miteinander
und mit dem Leib Christi, der Kirche verbunden und bringen so
Leben, auch geistliches Leben hervor. Ein Paar kann in liebender Verbundenheit ebenfalls neues Leben
hervorbringen. John Henry-Westen
stellte dann die rhetorische Frage,
wenn er Satan wäre, was er „aus
strategischen Gründen“ zuerst und
am meisten attackieren würde, um
die christliche Kultur zu zerstören.
Seine Antwort war: diese gottgewollte Verbindung zwischen Mann
und Frau. Unglücklicherweise würde die Wahrheit über die Sexualität
und was dabei Sünde sei, von Christen und Kirchenvertretern aus lauter Angst oft nicht mehr in ihrem
vollen Ausmass verkündigt. Einer
Person die Wahrheit zu verkünden,
sei aber ein Ausdruck der höchsten
Liebe dieser gegenüber und entspreche nicht „dem Verurteilen eines
anderen.“ Es ginge also darum im
Bereich der Verkündigung und Lehre zur Sexualität, die Liebe wiederum mit der Wahrheit zu verbinden.
So könnte Menschen das Evangelium des Lebens nahe gebracht werden. Das könne die Glaubwürdigkeit
zurückbringen. Es gelte auch hier
Referent John-Henry Westen, Herausgeber von LifeSiteNews zusammen mit Vikar
Dr. theol. Manfred Müller, Mitorganisator
12
„Caritas in veritate“ zu verwirklichen, selbst wenn der Preis dafür
die Verhöhnung und Verfolgung sei.
Er untermauerte seine Ausführungen mit zahlreichen Beispielen aus
dem Leben ebenso wie mit seinem
eindrücklichen persönlichen Lebenszeugnis.
Dr. med. R. Ehmann:
Lebensfeindliche Kontrazeption
Aus der Schweiz sprach Dr. med.
Rudolf Ehmann, HLI-Vorstandsmitglied zum Thema „Die globale
Kontrazeption: die globale Verwüstung“. Er zeigte in seinem Vortrag
ausführlich die verheerenden Auswir-
Dr. med. R. Ehmann bei seinem Referat
„Die globale Kontrazeption: die globale
Verwüstung“
kungen der lebensfeindlichen Kontrazeption. Dabei berichtete er nicht nur
über die Nebenwirkungen der Pille,
sondern auch über andere Massnahmen wie etwa das Hantieren mit
manuellen Vakuumspritzen zur „Regelung der Menstruation“. Dies würde oft durchgeführt, ohne dass Frauen
überhaupt wüssten, ob sie wirklich
schwanger seien. Er schloss seinen
Vortrag mit der Bemerkung, dass die
prophetische Enzyklika „Humanae
Vita“ immer recht habe und recht
behalten werde.
Fachvorträge dieser Art und eindrückliche Erfahrungsberichte führten durch den Kongress, der aber
auch klare spirituelle Schwerpunkte
setze, so mit einer Sühneprozession
zum Grab Johannes Pauls II. in der
Krypta unterhalb des Petersdoms.
HLI-REPORT • 4/2010
Preisverleihung: Galen-Award für
Msgr. Philip J. Reilly & Dietmar
Fischer
Am zweitletzten Tag des Kongresses wurde der Kardinal GalenAward dem Gründer der Bewegung
für das Gebet und die Hilfe vor
Abtreibungskliniken (Helpers of
God’s Precious Infants), Msgr. Phillip Reilly und Dietmar Fischer, dem
Gründer von HLI-Österreich verliehen. Dieser Preis wird besonders
verdienstvollen Persönlichkeiten im
Lebensrechtsbereich überreicht und
ist von HLI-International gestiftet.
Die beiden Preisträger des diesjährigen Galen-Awards: Msgr. Philip J. Reilly &
Dietmar Fischer zusammen mit Erzbischof Raymond Leo Burke und Msgr. Ignacio
Barreiro-Carámbula, Präsident a.i. von HLI-USA (v. l. n. r.).
Quellen:
– Tagespost-Artikel: „In Rom tagte der fünfte Weltgebetskongress von „Human Life
International“. Von Guido Horst
– Referate unter www.pro-life-congress.com
Marsch für s'Läbe 2010:
800 Personen bekennen
sich zu uneingeschränktem
Lebensrecht
von Christoph Keel-Altenhofer
Auch Gegendemonstranten konnten den Anlass nicht stören
Rund 800 Personen nahmen am
18. September aktiv am Marsch für
s’Läbe teil. Mit dabei waren auch
ausländische Delegationen u.a. aus
Holland, Deutschland und sogar
Indien. Einige mit Eiern und Tomaten „bewaffnete“ Gegendemonstranten konnten der einerseits
besinnlich trauernden, andererseits
auch lebensfreudigen Stimmung
keinerlei Abbruch tun. Die Veranstaltung zeigte die Wertgrundlage
auf, welche die Schweiz wieder zu
einer Kultur des Lebens führen
kann. Es wurden eindrückliche persönliche Zeugnisse vorgetragen. Die
Nationalrätin Yvette Estermann
richtete ein Grusswort an die versammelten Teilnehmenden des
Bekenntnismarsches. Der Marsch
durch die Stadt Zürich dauerte etwa
eine Stunde. Ein Gottesdienst mit
HLI-REPORT • 4/2010
tiefgehenden geistlichen Inputs
schloss die Veranstaltung ab. Die
Organisatoren sind nicht abgeneigt,
nächstes Jahr wieder zu einem
Marsch einzuladen. Sie werten den
diesjährigen Marsch aus und geben
auf der Homepage www.marschfuerslaebe.ch bekannt, wie es
weitergeht. Die Charta für s’Läbe
kann weiterhin auf derselben Homepage unterzeichnet werden.
Im Namen Gottes des
Allmächtigen…
Als Präsident des Organisationskomitees begrüsste Daniel Regli alle
Teilnehmer herzlich. Die Veranstaltung drücke zwei Realitäten aus, die
religiöse und die politische. Im
Namen Gottes beginne der Bundesbrief der Schweiz. Gott sei als
Beschützer dieses Bundes eingeladen
worden. Wir müssten wieder zu unserem geistigen Erbe zurückkehren.
Tiefgehende Erfahrungsberichte:
Gott verzeiht auch Abtreibung
Eine Frau, welche selber abgetrieben hat, berichtete eindrücklich
über ihre damalige Situation und ihr
Leiden nach der Abtreibung, aus
dem sie nach Jahren durch die Vergebung Gottes einen Ausweg und
Heilung gefunden hat.
Danach berichtete eine Mutter,
welche auf Grund unklarerer Rücken- und Bauchbeschwerden mehrfach geröntgt werden musste. Dabei
13
Erfahrungsberichte bereicherten den Gedenkmarsch
stellte sich heraus, dass sie schwanger war. Wegen der hohen Strahlenbelastung rieten alle Ärzte zur
Abtreibung. Die Eltern hörten auf
die Stimme ihres Gewissens und
wollten das Kind so annehmen, wie
es ist. Die Ärzte konnten es kaum
glauben, als ein gesundes Mädchen
auf die Welt kam. Dieses heute 15jährige Mädchen erschien auf der
Bühne und erzählte, wie froh sie ist,
dass sie heute leben dürfe.
Die Nationalrätin Yvette Estermann richtete ein Grusswort an die
versammelten Teilnehmer. Als Ärztin sah sie das schreckliche Bild,
das eine Abtreibung vom ungeborenen Kind übrig lässt. Das und ihr
Glaube motiviert sie, sich als Politikerin für den Lebensschutz einzusetzen.
Lebensrecht in der Zürcher
Bahnhofstrasse
Nach diesen eindrücklichen
Zeugnissen bewegte sich ein mehrere hundert Meter langer Umzug
durch die Stadt Zürich, unter ande-
800 Personen in der samstäglichen Zürcher Bahnhofstrasse, dazu eine brasilianische
Steel-Band: Ein Aufmarsch, der nicht übersehen werden kann.
14
rem durch die belebte Bahnhofstrasse. Angeführt wurde der
Marsch von den Plakaten der Veranstaltung mit einem wunderbaren
Embryobild, gefolgt von einem
Transparent mit dem Titel „Abtreibung bleibt Unrecht“. An der Spitze
intonierte und improvisierte der
Musiker Mario Schaub eindrückliche Trauermelodien auf seinem
Saxophon. Ebenfalls am Beginn des
Zuges wurde ein Gedenkstein auf
einem Handwagen gezogen. Dieser
erinnerte an die vielen unschuldigen
Opfer der vorgeburtlichen Kindstötung. Es folgten hunderte Personen
mit weissen Kreuzen und stilisierten Kindersärgen als Ausdruck ihrer
Trauer. Ein grosses Kreuz verband
diese Trauernden mit einer zweiten
Gruppe, welche die Lebensfreude
und Familienwerte darstellte. Allein
das Kreuz und die damit verbundene Erlösertat kann die Kultur des
Todes in eine Kultur des Lebens
umwandeln.
Christlicher Bussgottesdienst zum
Abschluss
Nach der Rückkehr zum Helvetiaplatz wurde ein Abschlussgottesdienst gefeiert. Die beiden Pfarrherren Hansjürg Stückelberger und Dr.
Roland Graf richteten in ihren Kurzpredigten markante Worte an die
Teilnehmenden des Bekenntnismarsches.
Als Grundlage dienten die
Bibeltexte: 1 Joh 4,7-16 und Lk
23,39-43. Pfr. Graf zeigte die jedem
Menschen innewohnende Menschenwürde auf, welche vom
Anfang bis zum Ende des Lebens
gilt. Er kritisierte, dass die Gesellschaft manipuliert werde und nannte die kürzlich präsentierte Umfrage
der Universität Zürich als Beispiel.
Demnach wäre eine Mehrheit der
Schweizer für die direkte aktive
Sterbehilfe. Diesen Begriff würden
nicht alle verstehen und oft positiv
deuten, weil „aktive Hilfe“ grundsätzlich etwas Positives suggeriere.
Direkte aktive Sterbehilfe sei aber
nichts anderes als Tötung auf Verlangen, im Extremfall Tötung ohne
Verlangen. Er kritisierte die ExitPräsidentin, welche kürzlich erklärte: „Man kann sich natürlich überleHLI-REPORT • 4/2010
Gibt es nächstes Jahr wieder einen
Marsch für s’Läbe?
Abschliessend liess Daniel Regli
offen, ob nach der Auswertung
durch das OK nächstes Jahr wieder
eine ähnliche Veranstaltung durchgeführt werden soll. Er verabschiedete alle und das OK erhielt einen
herzlichen Applaus. Ein letzter
Applaus wurde als Dank an Gott
unseren Schöpfer und Beschützer
gerichtet.
Marsch für s’Läbe in den Medien
Im Nachgang zur Veranstaltung
gab es verschiedene Medienberichte. Negativ aufgefallen ist dabei das
Lokalfernsehen TeleZüri. Sie liessen den „Sektenexperten“ Georg
Schmid zu Wort kommen, der die
Pfr. Graf bei seiner Kurzpredigt über die Menschenwürde
gen, ob künftig generell Menschen
im fortgeschrittenen Alter bestimmen können, ob sie ihr Leben beenden wollen - und dann einen
erleichterten Zugang zum Sterbemittel bekommen.“ (DIE ZEIT,
26.08.2010 Nr. 35).
Anschliessend folgte eine musikalische Besinnung. Die Sängerin
Jennifer Klemensek trug das Lied
„Stop playing with life“ zusammen
mit Mario Schaub vor.
Pfr. Stückelberger wies auf die
Schuld hin, welche unser Land auf-
getürmt habe. Er meine nicht die
Staatsschulden oder die Bankenkrise, welche uns immer mehr
bedrückten, sondern die wirkliche
Schuld, welche sich weder verdrängen noch wegdiskutieren oder
verschweigen lasse. Einzig ein klares Schuldbekenntnis und die
unendliche Barmherzigkeit und
Liebe Gottes ermöglichten es, dass
die Sonne der Freude wieder in
unsere Täler leuchte. Gottes Vergebung sei der stärkste Ausdruck seiner Liebe.
Daniel Regli moderierte den Anlass auf
eine humorvolle und lebendige Art
ganze Veranstaltung in eine „fundamentalistisch rechte freikirchliche
Ecke“ bringen wollte. Eine solche
Aussage machte er wider besseres
Wissen. Dazu ist eine Beschwerde
beim Ombudsmann für das Privatfernsehen hängig. Der Tagesanzeiger titelte einen Monat nach dem
Marsch am 15. November 2010 in
einem Kioskaushang: „Abtreibungsgegner sind wieder zurück.“
Der Titel des eigentlichen Artikels
lautete: „Sie sind wieder da.“ Die
Veranstalter freute es sehr, dass wenn auch etwas verspätet - eine
solche mediale Wirkung von diesem
Marsch ausging.
Pfr. Stückelberger ruft zum Schuldbekenntnis der Schweizer auf
HLI-REPORT • 4/2010
Bitte unterzeichnen Sie auch weiterhin die „Charta Marsch für s’Läbe“
unter www.marschfuerslaebe.ch
15
Agenda 2010/2011
Gebetsprozessionen in Zürich
9.30 Uhr Hl. Messe in der Pfarrkirche St.Anton*, Zürich
(beim Kreuzplatz), danach eucharistische Anbetung und
Prozession zur Frauenklinik des Unispitals Zürich,
Schluss ca. 11.50 Uhr.
*evtl. findet der Gottesdienst in der Krypta statt, bitte allfällige Hinweise beachten.
022. Januar 2011
019. Februar 2011
026. März 2011
Gebetsprozessionen in Tübach (SG)
9.30 Uhr Hl. Messe in der Klosterkirche Tübach SG,
Kloster St. Scholastika, danach Fahrt zur Frauenklinik des
Kantonsspitals und Prozession, Schluss ca. 11.50 Uhr.
18. Dezember 2010
008. Januar 2011
012. Februar 2011
012. März 2011
Gebetsprozessionen in Wuppenau (SG)
9.30 Uhr Hl. Messe in der Pfarrkirche St. Martin,
Wuppenau SG, danach Prozession um das kantonale
Spital in Wil, Schluss ca. 11.50 Uhr.
011. Dezember 2010
022. Januar 2011
026. Februar 2011
026. März 2011
Gebetsprozessionen in Bern, italienische Mission (BE)
9.30 Uhr Hl. Messe in der italienischen Mission, Bovetstr. 1,
Bern, je nach Bewilligung der Stadtpolizei mit oder ohne
Prozession, Schluss: 11.45 Uhr.
015. Januar 2011
019. Februar 2011
019. März 2011
Auskünfte zu allen Gebetsprozessionen
HLI-Schweiz, Tel. 041 710 28 48. Alle Daten und ein
Übersichtsblatt finden Sie unter www.human-life.ch.
Gerne senden wir Ihnen auch ein Flugblatt mit allen
Daten und einer Anfahrtsskizze per Post zu.
Lokale Gebetsveranstaltungen
Engelberg: Kapelle im St. Josefshaus, jeden Montag
um 19.30 Uhr. Gebet für die Kinder vor der Geburt und
ihre Eltern. Auskunft: Sr. Verena Matter, Tel. 041 637 25 50
NER-Grundkurs
Adresse:
Bildungszentrum Neu-Schönstatt, Quarten
Auskunft:
041 780 95 33 oder [email protected]
Referent:
Lisa und Rainer Barmet
Kursgeld:
pro Paar 120.–, Einzelperson 80.–
(exkl. Mittagessen)
Termine:
G1 – Samstag, 27.08.2011, 10.00 – 15.00
G2 – Samstag, 24.09.2011, 10.00 – 15.00
„In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht
leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.“ (Joh 1,4.5)
Mit diesen Worten wünscht Ihnen der Vorstand von HLISchweiz ein frohes und gnadenreiches Weihnachtsfest!
Wir danken für Ihre Gebete – ihre Gaben und alles Mittragen im Jahr 2010. Wir wünschen Ihnen ein gesegnetes
Jahr 2011. Gott sei mit Ihnen!
Impressum
Herausgeber: HLI Schweiz, Postfach 1307, CH-6301 Zug
Bitte beachten Sie auch unsere Weihnachtsaktion:
„Mein Geschenk an Dich – ein Geschenk für HLI“.
Exklusive Weihnachtskarten mit und ohne Text können
nachbestellt werden!
Bestelladresse siehe Impressum.
Legate:
Bitte wenden Sie sich
dafür ans Sekretariat oder
an ein Vorstandsmitglied.
Diskretion wird zugesichert.
Telefon:
041 710 28 48
Telefax:
041 710 28 39
Erscheint: 4x jährlich
Website:
www.human-life.ch
Abo-Preis: Fr. 20.–
Studenten, AHV: Fr. 10.–
(als Richtpreis zu verstehen)
für HLI-Mitglieder im Mitgliederbeitrag inbegriffen
E-mail:
[email protected]
Redaktion:
Pfr. Dr. theol. Roland Graf (rg) (verantwortlich),
Christoph Keel (ck), Dr. med. Josef Lingenhöle (jl),
Ennio Pasqualini (ep), Dr. med. Peter Ryser (pr),
Alexandra Wind (aw), Dr. med. Nikolaus Zwicky (nz)
Grafik:
Paul Huwiler
Druck:
Druckerei F. Kälin AG, Einsiedeln
Der HLI-Report ist die Zeitschrift für die Mitglieder von HLI sowie
für alle an Lebensrechtsfragen Interessierten. Für Nichtmitglieder
werden die ersten Fr 10.- der Spenden als Abo-Beitrag betrachtet.
Aus finanziellen Gründen soll keine an Lebensrechtsfragen interessierte Person auf den Empfang verzichten müssen.
Spenden:
Post: PC 60-29765-6
Bank: Raiffeisenbank Zug:
IBAN CH1681454000005419886
Abdruck unter Quellenangabe erwünscht.
ISSN 1660-9867 HLI-Report gedruckte Ausgabe
ISSN 1660-9875 HLI-Report Online
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