Hoffnung für kinderlose Paare Gesundheit im Gespräch: Bei Kinderlosigkeit gibt es eine Reihe erfolgversprechender Behandlungen VON MIRKO KONRAD KASSEL. Etwa zwei Millionen Paare in Deutschland, das sind rund 15 Prozent, haben Probleme, ein Kind zu zeugen oder auszutragen. „Schwanger werden, aber wie?“ Um diese Frage ging es bei der vergangenen Veranstaltung in der Reihe „Gesundheit im Gespräch“. Dass Paare zunehmend Schwierigkeiten haben, Kinder zu zeugen, ist für Dr. Marc Janos Willi vom Kinderwunschzentrum Kassel heutzutage eher ein gesellschaftspolitisches Problem. Viele Paare entschieden sich zuerst für die Karriere, dann für Kinder. Das Problem: Bei Frauen sinkt die Fruchtbarkeit ab dem 30. Lebensjahr um ein Viertel. Bei Männern habe sich generell die Spermienkonzentration in den vergangenen 50 as nd macht! drückt! Hallux erzeh und Konsorten n Informationsveranstaltung erte im Vinzenzsaal (4. OG) ses am: 11.2015 & Orthopädie bH – Weinbergstr. 7 – 34117 Kassel [email protected] sabeth-kassel Jahren halbiert. Außerdem können Genussgifte wie Nikotin, Alkohol und Drogen, Über- und Untergewicht, Umwelteinflüsse, aber auch Medikamente wie Zytostatika (zur Behandlung von Krebs und Autoimmunerkrankungen) oder Rheumamittel die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, ebenso wie psychologische Faktoren und Stress. trum in den meisten Fällen mit unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten weiterhelfen. Begleitend sollten die Paare psychologisch betreut werden. „Die Paare durchlaufen oft eine Achterbahnfahrt der Gefühle“, sagt Rut Wilcken von der Beratungsstelle des Arbeitskreises Gemeindenahe Gesundheitsversorgung (AKGG). Häufigste Ursachen Als häufigste Ursachen für eine Unfruchtbarkeit nannte Willi • eine gestörte Transportfähigkeit der Eileiter, beispielsweise durch Entzündungen oder eine Endometriose (chronische, gutartige Wucherung der Gebärmutterschleimhaut), • eine Störung des Spermientransports, • ein gestörte oder fehlende Spermienbildung sowie • eine Störung der Eizellreifung. Die Behandlungsmöglichkeiten reichen von der Beobachtung des eigenen Zyklus’, der Unterstützung des Eisprungs durch Medikamente, Insemination (die Übertragung des männlichen Samens in den Genitaltrakt der Frau), Spendersamenbehandlungen bis hin zur künstlichen Befruchtung. „Bei allen Behandlungen spielt auch die psychologische Betreuung eine wichtige Rolle“, sagte Willi. Unter Einbeziehung aller Methoden könnten 70 bis 80 Prozent al- Seelische Betreuung Sie standen Rede und Antwort: Annegret Schneiders (von links), Marc Janos Willi, Rut Wilcken, Dr. Karin Müller (Leiterin des Gesundheitsamtes Region Kassel) und Thomas Dimpfl. Foto: Konrad ler kinderlosen Paare geholfen werden. Willi: „Das ist eine sehr hohe Quote.“ Frauenarzt Erster Ansprechpartner bei einem unerfüllten Kinderwunsch ist in der Regel der Frauenarzt. „Wünschenswert wäre, wenn gleich beide Partner zusammen zum Erstgespräch in die Praxis kämen“, sagte die niedergelassene Gynäkologin Dr. Annegret Schneiders. Können die Ursachen nicht ambulant beim Frauenarzt gefunden werden, erfolgt in der Regel die weitere Abklärung in der Frauenklinik oder bei Männern bei Urologen. Eine der wichtigsten Untersuchungen ist laut Prof. Tho- mas Dimpfl, Direktor der Frauenklinik am Klinikum Kassel, ob die Eileiter durchgängig sind. Eine der häufigsten Ursachen für nicht durchgängige Eileiter ist Dimpfl zufolge eine Endometriose. „Durch minimalinvasive Techniken sind die Untersuchungsund Behandlungsmöglichkeiten heutzutage sehr schonend für die Frauen“, sagt er. Krankenkasse zahlt Ein unerfüllter Kinderwunsch hat laut Schneiders den Status einer Krankheit, sodass die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für Beratungen, Diagnose und Behandlungen übernehmen. Sind die Ursachen geklärt, kann das Kinderwunschzen- Der Euphorie am Beginn einer Behandlung folge das Warten und damit häufig ein Gefühl der Ohnmacht. Es sei wichtig, Paare in dieser Situation zu begleiten, Raum zum Innehalten zu geben und Hilfe bei der Orientierung. Die Patenschaft für den vom Gesundheitsamt Region Kassel organisierten Themenabend hatte die Krankenkasse DAK übernommen. ARTIKEL UNTEN Ein Aufzeichnung der Veranstaltung ist heute Abend ab 18.15 Uhr im Offenen Kanal Kassel zu sehen sowie jederzeit im Internet auf gesundheitimgespraech.de • Wenn Sie Beschwerden haben und nicht wissen, an wen Sie sich wenden sollen, Fragen an Ärzte haben oder mehr über ein bestimmtes Thema erfahren möchten, schreiben Sie uns: HNA-Lokalredaktion Kassel, Stichwort: Gesundheit, [email protected] Fax: 05 61/20 3-24 00 „Ab 45 wird es schwierig“ Fragen und Antworten: Keine Altersgrenze für eine künstliche Befruchtung B eim Themenabend „Gesundheit im Gespräch“ haben die Besucher Gelegenheit, Fragen an die Experten zu stellen. Eine Auswahl: ? ! Gibt es eine gesetzliche Altersgrenze für eine künstliche Befruchtung? Die gibt es laut Dr. Marc Janos Willi nicht. Abzuraten sei dann, wenn die Chancen auf einen Erfolg kleiner seien als die Risiken etwa infolge von Thrombosen oder infolge von Hormonbehandlungen. Willi: „Ab dem 45. Lebensjahr wird eine künstliche Befruchtung schwierig.“ ? ! Welche Möglichkeiten für eine Schwangerschaft gibt es nach Krebserkrankungen? Erkranken Frauen beispielsweise an Brust- oder Gebärmutterhalskrebs, kann ihnen laut Prof. Thomas Dimpfl vor einer Chemo- oder Strahlentherapie Eierstockgewebe entnommen werden. Dieses könne den Frauen dann nach der Behandlung wieder eingesetzt werden. ? ! Wie hoch ist das Risiko von Mehrlingsgeburten bei einer künstlichen Befruchtung? Per Gesetz ist in Deutschland geregelt, dass nicht mehr als drei Embryonen in die Gebärmutter eingesetzt werden dürfen. „Wir raten zu höchstens einem oder zwei“, sagt Willi. Bei zwei Embryonen betrage das Risiko einer Mehrlingsgeburt 20 Prozent. ? Wie viele künstliche Befruchtungen werden von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt? ! Willi zufolge werden in der Regel drei künstliche Befruchtungen sowie acht Inseminationen ohne hormonelle Unterstützung und drei Insemitationen mit hormoneller Unterstützung bezahlt. ? ! Wie hoch ist das Risiko einer Fehlgeburt nach einer künstlichen Befruchtung? Das Risiko einer Fehlgeburt nach einer künstlichen Befruchtung beträgt laut Willi 20 Prozent, bei einer normalen Schwangerschaft 15 Prozent. (pmk)