ecuador - HS-OWL

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EEin Land
C voller
U AÜberraschungen
DOR
Land, Leute und Ökologie
Impressum
EcuadorEin Land voller Überraschungen
Land, Leute und Ökologie
Stegreif I
Lars Winking _ 15239082
Betreuung:
Prof‘in Dr. A. Wolf
WS 2013/14
Abgabe: Höxter, 12. März 2014
Abbildungsverzeichnis
Seite
Titelbild: Cotopaxi.
Abb. 01: Der „Ring of Fire“ (Die Presse 2013).
8
Abb. 02: Entstehung der Anden (Klett 2013).
9
Abb. 03: Der Cotopaxi von der Avenia des Volcanos.
10
Abb. 04: Vergletscherter Gipfel des Cotopaxi.
11
Abb. 05: Inka-Mauern (Allmystery 2014).
14
Abb. 06: Waffe der Inka - Die gezackte Keule (FAZ 2013: 75).
15
Abb. 07: Goldene Figur eines Inka-Adligen (Dreyer, verändert Winking 2014).
16
Abb. 08: Ruinen von Machu Picchu (Seecolombia Travel 2014).
17
Abb. 09: Mit der Kolonisation werden traditionelle spirituelle Riten mit
christlichen Riten verbunden; hier die Darstellung der Weihnachtsnacht am Fuß des Cotopaxi als „naive Malerei“ indigener
Künstler, Öl (18x15) (Wolf 2013).
19
Abb. 10: La familia del páramo, Totorillas, Chimborazo (Fotoausstellung im Parque
Itchimbia in Quito, verändert Winking 2013).
21
Abb. 11: Epiphytisch lebende Arten auf einem Baum.
22
Abb. 12: Einzige aufgefundene Karte des Nationalparks Cotopaxi
(Rauschenbach 2014).
24
Abb. 13: Shrimpsfarmen an der Küste (Biorama 2014).
26
Abb. 14: Sekundärregenwald.
27
Abb. 15: Auf dem Weg zum Markt in Saquisilí.
29
Abb. 16: Blick in die Hochebene des Cotopaxi Nationalpark.
30/31
7
Inhaltsverzeichnis
Seite
Abbildungsverzeichnis
1 Ecuador - Land der Vulkane
8
2 Die Inka – Ein Staat, der Maisbier und edle Textilien mehr
schätzte als Gold und Silber
12
3 Die Kolanialzeit verändert das Leben und die Landschaft
18
4 Wirtschaft schlägt Biodiversitäts-Hotspots
22
5 Ecuador - ein Land von widersprüchlicher Schönheit
28
6 Quellen
32
8
1 Ecuador - Land der Vulkane
Die Platten schieben fortlaufend
Ecuador liegt auf dem Ring of fire, einem
vulkanischen Gebiet um den Pazifik, in
dem zwei Drittel aller überseeisch aktiven
Vulkane liegen (Weber 2013)
Abb. 01: Der „Ring of Fire“ (Die Presse 2013).
Grund für dieses Phänomen ist die
Plattentektonik. Die Erdkruste ist in
sieben große und mehrere kleine Stücke
zerbrochen, in sog. Platten. Eine ist die
Pazifische Platte, die an die kleinere Nazca
Platte an grenzt. Die Platten treiben wie
Blätter mit einer Geschwindigkeit von
wenigen Zentimetern pro Jahr auf dem
zähflüssigen Erdmantel und verändern
das Gesicht unseres Planeten dadurch
ständig. Bewegen sich zwei Platten
voneinander weg, spricht der Vulkanologe
von divergenten Plattengrenzen. An einer
solchen Plattengrenze, wie sie bei der
Pazifischen Platte und der Nazca Platte zu
finden ist, entstehen submarine Vulkane,
aus denen das Magma austritt. Treffen
zwei oder mehrere Platten aufeinander,
falten sich Gebirge auf, Vulkane entstehen
und brechen aus, Erdbeben erschüttern
das Gebiet. (Szeglat 2013 a)
Die Anden, jenes von Nord nach Süd
verlaufende
Gebirge
Südamerikas,
ist vulkanischen Ursprungs und liegt
an einer konvergenten Plattengrenze
(Szeglat 2013 a). Bei konvergenten
Plattengrenzen taucht die schwerere
Nazca Platte (Ozeanische Platte) unter die
leichtere und dickere Südamerikanische
Platte (Kontinentale Platte). Das Gestein
schmilzt in den Tiefen ein, es entsteht
Magma. Steigt der Druck im Erdinneren,
muss das Magma zur Erdoberfläche hin
entweichen, es bilden sich Vulkane. Die im
Vergleich zum mittleren Erddurchmesser
(12.756 km) verhältnismäßig hauchdünne
Erdkruste (durchschnittlich 35 km), reißt
auf und der Magmastrom gelangt an
9
die Erdoberfläche. Nun wird das flüssige
Gestein zu Lava (Szeglat 2013 b). An der
Stelle, an der sich die Nazca Platte unter die
südamerikanische Platte schiebt, entstand
der Atacamagraben, ein bis zu 8.000 m
tiefer und 2.500 km langer Graben.
Die Avenida des Volcanos
In Ecuador sind neun der 30 Vulkane
unterschiedlich stark aktiv. Entlang der
Avenida des Volcanos, wie der zentrale Teil
der panamerikanischen Straße genannt
wird, liegen einige der vielen imposanten
Vulkane Südamerikas (Weber 2013). Der
nur ca. 120 km südlich von Quito liegende
Vulkan Tungurahua mit einer Höhe von
5023 m wird derzeitig mit dem Status
„Yellow“ geführt, d.h. ein Ausbruch ist sehr
wahrscheinlich. Bereits 1999 wurde der Ort
Baños für zwei Monate komplett evakuiert.
(Campenhausen 2009)
Im Februar 2008 werden sicherheitshalber
ca. 1.800 Menschen evakuiert, nachdem
Aschewolken aufgestiegen sind. Fünf
Ortschaften sind durch die Asche zerstört,
ca. 20.000 ha landwirtschaftliche Fläche
ist vernichtet. Im Mai 2010 steigt erneut
eine ca. 10 km hohe Aschewolke über
dem Tungarahua auf. (Szeglat 2013 c) Das
Gebiet ist also weiterhin stark aktiv.
Abb. 02: Entstehung der Anden (Klett 2013).
Der mit 5.897 m höchste und aktivste
Vulkan der Nordanden ist der ca. 40 km
südlich von Quito liegende Cotopaxi.
Ein ca. 33.393 ha großer Nationalpark,
in dem Flora und Fauna des extremen
Lebensraumes geschützt ist, umschließt
den vergletscherten Vulkankegel. (Weber
2013)
10
Gleichzeitig sind die Böden der Vulkanasche
so fruchtbar, dass sich die Menschen dicht
um die Vulkane ansiedeln. Mehr als die
Hälfte der ca. 13 Mio. Ecuadorianer leben so
in ständiger Angst vor dem Ausbruch eines
Vulkans, ignorieren diese Gefahr in ihrem
Alltag allerdings weitgehend. (Campenhausen
2009)
Die Sicherheit trügt
Abb. 03: Der Cotopaxi von der Avenia des
Volcanos.
Genau wie der Tungurahua gehört
der Cotopaxi zu den Strato- bzw.
Schichtvulkanen. Beide sind Vulkane, die
mit 700 - 900° C relativ kalte und zähflüssige
Lava fördern, die im Wechsel mit Asche und
Bimsstein schichtweise abgelagert wird.
(Campenhausen 2009) Diese zähflüssige Lava,
in Verbindung mit dem hohen Gasanteil,
macht die Vulkane hoch explosiv und
extrem gefährlich. Pyroklastische Ströme
mit Geschwindigkeiten der Glutlawinen von
über 400 km/h bringen in Siedlungen, die
nur wenige Kilometer vom Vulkan gebaut
wurden, den sicheren Tod.
(Szeglat 2013 c).
Der am dichtesten an der Millionenstadt
Quito liegende und somit der gefährlichste
Vulkan, ist der Pichincha, dessen Krater
nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum
entfernt ist. Die Stadt frisst sich immer
weiter – auch durch z.T. illegale Stadterweiterungen an seinem Hang
hinauf - ein Ausbruch würde verheerende
Folgen haben.
Als gefährlich gelten laut Campenhausen
(2009) derzeit die Vulkane Tungurahua,
Cotopaxi und Pichincha, da ein Ausbruch
aller
drei
bevorsteht.
Besonders
überwacht
wird
jedoch
nur
der
Tungurahua. Mit modernster Technik
messen
Wissenschaftler
die
Gaskonzentration, Infraschall, Wärmebilder
und Flankenneigung der Hänge. Ein
bevorstehender
Ausbruch
wird
so
schnellstmöglich ermittelt. (Campenhausen
2009)
11
Abb. 04: Vergletscherter Gipfel des Cotopaxi.
12
2 Die Inka – Ein Staat, der Maisbier und edle Textilien mehr schätzte als
Gold und Silber
Es gibt wohl kaum einen anderen Staat, der
mythenreicher ist, als der Staat der Inka. Die
Überlieferungen der Anden-Kultur sind sehr
lückenhaft, da es keine Schrift gab. Vermutlich
wurden die Figuren und Skulpturen aus Silber
und Gold durch die Spanier geplündert und
eingeschmolzen. (FAZ 2013)
Das uralte Inkareich
Ausgrabungen in der Stadt Caral in Peru lassen
vermuten, dass dort vor etwa 4.600 Jahren das
Reich der Inka entstand. Nach den Sumerern,
ein Volk aus dem Entwicklungszentrum
Zweistromland (Mesopotamien), sind die Inka
die zweitälteste Zivilisation der Menschheit.
(Beck 2013)
Im heutigen Peru entwickelte sich aus den
indigenen Völkern Chiripa, Chavin, Tiahuanaco
und Wari etwa 1.000 n.Chr. das Volk der Inka.
Den Höhepunkt der Zivilisation hatte das
Inka-Reich im 16. Jahrhundert, dessen Fläche
größer war als die Fläche des damaligen
Romanum (Beck 2013), allerdings mit dem
wesentlichen Unterschied, dass dieses
Imperium mitten in einem Hochgebirge lag,
fern ab vom Meer und logistisch wertvollen
Häfen. Es gab noch keine Reittiere, kein Eisen,
keine Räder und keine Schrift. Vermutlich
zeichneten sie ihre Daten mit einem Quipus,
einem Bündel aus verschiedenen Knoten und
Schnüren auf. (FAZ 2013)
Sie liebten Textilien und hatten ein Faible für
eher abstrakte Formen, wie man an Funden
nachweisen kann. Das Agrarwesen der Inka
nutzte geschickt die Topografie der Berge
und experimentierte mit Versuchsfeldern, die
unterschiedlicher Exposition und klimatischen
Gegebenheiten ausgesetzt waren. Durch
diese Grundkenntnisse, zusammen mit dem
Anbau verschiedener Feldfrüchte, wurde
es problemlos möglich, die Bevölkerung zu
ernähren. (FAZ 2013)
Das Prinzip des Anyi
Bis heute gilt das Reich der Inka als das
Reich, in dem es weder Hunger noch Armut
gab - für rund 16 Mio. Menschen, die dort
lebten. Das Prinzip des Ausgleichs oder der
„Gerechtigkeit“, nach dem die Inka lebten,
ist in den Anden noch heute bekannt: Anyi
- eine Kombination aus Pragmatismus
und Spiritualität - verhalf den Inka zu
allgemeinem Wohlergehen. Neben dem Anyi
wird die Sprache der Inka Quechua noch
heute in vielen Dialekten von den indigenen
Einwohnern Ecuadors gesprochen.
13
Tawantinsuyu, „Vier Nationen vereint“,
wie das Inka-Reich ursprünglich genannt
wurde, bestand aus den vier Gebieten
Antisuyu, Qollasuyu, Chinchasuyu und
Kuntisuyu. Die Hauptstadt, heute unter
„Qosqo“ in Peru bekannt, war bekannt
als der „Nabel der Welt“. Das Reich
Tawantinsuyu wurde von einem InkaKaiser regiert, der mit göttlichem Recht
ausgestattet und von seinen Untertanen als
„Vehikel kosmischer Energie“ angesehen
war. Er stellte sicher, dass Ayni erfüllt
und gelebt wurde (Beck 2013). Indigene
Völker, die nicht zu den Inka gehörten,
wurden durch diese angegriffen und dem
Inka-Kaiser unterworfen. Sie mussten ein
Drittel für den Staat arbeiten, ein Drittel
für den Sonnengott Inti, der von den Inka
verehrt wurde. Das letzte Drittel verblieb
ihnen und ihren Familien. (Beck 2013)
Im Gegenzug erhielten die Führer der
untergebenen Völker edle Textilien,
Festessen und Maisbier, ein exklusives
Getränk, welches nur den Acllas (den
„Erwählten“) vorbehalten war.
Ihre Töchter wurden nach Qosqo deportiert,
lebten dort in einem eigenen Palast, um
gegebenenfalls mit einem Inka-Adligen
verheiratet zu werden. In besonderen
Fällen wurden aber auch Töchter an den
Huacas an heiligen Orten geopfert, denn
Kinder und Jugendliche zwischen 6 und
15 Jahren, ausgestattet mit kostbaren
Opfergaben, galten als wertvollste Opfer,
die den lokalen Gottheiten, die sich auf den
höchsten Bergen manifestierten, gebracht
werden konnten. (FAZ 2013)
Gold und Silber mit nur spiritueller
Bedeutung
Gold und Silber, was die Inka genügend
besaßen, hatte nur ideellen Wert. Gold
galt als Schweiß der Sonne, Silber als
Schweiß des Mondes. Allein der spirituelle
Wert beider Metalle als Ehrerbietung für
Vater Sonne und Großmutter Mond war
den Inkas von hoher Bedeutung. (Beck
2013)
Die Inka verstanden es, Architektur und
Landschaft harmonisch zu verbinden. Die
Mauern waren bereits Erdbebensicher
gebaut,
die
Steine
der
wichtigen
Gebäude besaßen teilweise zwölf Ecken
und verzahnten sich dadurch mit dem
benachbarten Stein - allesamt Millimeter
genau behauen. Die im April 1913
gefunden Ruinen von Machu Picchu galten
lange Zeit als Zufluchtsstätte der Inka vor
den vordringenden Spaniern. Heute geht
man davon aus, dass es sich um einen
königlichen Landsitz der Inka handelt.
(FAZ 2013)
14
ohne einen Nachfolger für das Inka-Reich
zu bestimmen. (Beck 2013)
Abb. 05: Inka-Mauern (Allmystery 2014).
Ein Bruderkrieg schwächt das Reich
1527, auf dem Höhepunkt der Inka-Kultur,
regierte der Inka-Kaiser Wayna Qhapaq
zusammen mit seinem Sohn Ninan Kuyuchi,
den er zu seiner Lebzeit zum Inka-Kaiser
ernannt hat. Wenig später plante Wayna
Qhapaq Quito als Hauptstadt für das InkaReich zu bestimmen, da Qosqo, der „Nabel
der Welt“ häufig erobert wurde. Noch
während dieser Überlegungen wurden
durch europäische Missionare die Pocken
nach Südamerika eingeschleppt, die
bisher nicht bekannt waren. Viele indigene
Völker sind daran zugrunde gegangen.
Auch die Inka-Kaiser Wayna Qhapaq und
Ninan Kuyuchi wurden Opfer der Pocken,
Aus der anfänglichen Missstimmung
zwischen den Halbbrüdern Huascar (Sohn
von Wayna Qhapaq mit einer Adeligen
aus Qosqo) und Atahualla (Sohn von
Wayna Qhapaq mit einer Prinzessin aus
Quito), die sich nicht einigen konnten,
wer Inka-Kaiser werden soll, erwuchs
später ein Bürgerkrieg. Auslöser war u.a.
die Ermordung eines Vermittlers durch
Huascar, den Atahuallpa zur Klärung
der Differenzen schickte. 1532 besiegte
Atahuallpa seinen Bruder nach fünf langen
Jahren Krieg. Das Inkareich war zu diesem
Zeitpunkt bereits geschwächt: durch
Pocken, Masern und nun auch durch den
langen Bürgerkrieg. (Beck 2013).
Die Spanier erobern das Inka-Reich
Im selben Jahr landeten zwei Schiffe der
Spanier an der Küste Perus, geführt von
Francisco Pizarro, der in die Geschichtsbücher
eingegangen ist. Neben 150 Soldaten
hatten die Schiffe drei Kanonen, Pferde und
Waffen geladen. Zwar erfuhr Atahuallpa
von der Ankunft Pizarros und seinem
Drang nach Gold. Als diese aufeinander
trafen, unterschätzte Atahuallpa jedoch die
Gier Spaniens. Er wurde von Pizarro und
seinen Soldaten gefangen genommen. In
15
einer anschließenden Auseinandersetzung
ermordeten die wenigen Soldaten Pizarros
etwa 4.000 Indios, die weder Waffen noch
Pferde kannten, denn die Inkas hatten
mit ihren Rüstungen aus Leder und den
Waffen aus Holz den Eroberern nichts
entgegenzusetzen. (Beck 2013)
Der Inka-Kaiser Atahuallpa versprach dem
gierigen Pizarro Gold und Silberschätze, die
einen Raum füllen würde, der so groß war,
wie der Raum, in dem Atahuallpa gefangen
war. In der Zeit, in der alle Schätze aus
dem gesamten Reich zusammengetragen
wurden, ließ Atahuallpa seinen Halbbruder
Huscar ermorden, denn Pizarro informierte
Atahuallpa, der aus seiner Gefangenschaft
heraus sein Reich regierte, er wolle
Huscar zum neuen Kaiser ernennen. So
gelang es dem listigen Pizarro, einen
weiteren Nachfolger als Inka-Kaiser zu
verhindern. Der letzte Inka-Kaiser wurde,
nach Erbringung des Lösegeldes wegen
Brudermordes und anderer Vergehen von
Diego de Almagro, einem weiteren Spanier
einer anderen Eroberungsgruppe, öffentlich
hingerichtet. (Beck 2013)
In der Zeit des Zusammenbruchs des alten
Inka-Reiches wanderten viele unterworfene
Völker wieder zurück in ihre ursprünglichen
Dörfer. Viele Strukturen der Inka waren,
lange ehe die Spanier kamen, so bereits
verfallen oder zerstört und spätestens nach
der Bekanntgabe des Todes von Atahuallpa
waren die meisten Menschen in ihre Heimat
zurückgekehrt. (FAZ 2013)
Abb. 06: Waffe der Inka - Die gezackte Keule
(FAZ 2013: 75).
Der Inka-Kriegsgeneral Ruminahui befand
sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg
Richtung Quito. Nachdem er von der
Ermordung Atahuallpas erfuhr, versteckte
er laut der Legende die Schätze der Inka
in dem heutigen Lllanganates Nationalpark,
die dort jedoch niemals gefunden wurden.
Als er Quito erreichte, verwüstete er die
Stadt völlig, um sie nicht seinen Gegnern
zu überlassen. Am 15.12.1534 wird die
zerstörte Stadt durch Pizarros Leutnant
Sebastian de Banalcazar neu gegründet
16
und nach spanischen Vorbildern erneuert.
(Surtrek 2013)
Die Spanier hatten in der folgenden Zeit
leichtes Spiel. Indios, die sich gegen
sie wandten, wurden nach und nach
hingerichtet, wie der letzte Inka-Nachfolger
Tupac Amaru 1572. (Beck 2013)
„Sie
sind
untergegangen
und
doch
gegenwärtig, ob im Volksglauben und im
Selbstverständnis ihrer heute lebenden
Nachkommen oder in der Faszination, die
ihre Kulturleistung auf Forscher wie Touristen
ausüben. Sie liebten Wolle mehr als Gold – und
waren doch ein aggressives und totalitäres
Imperium“ (FAZ 2013: 75)
In den 45 turbulenten Jahren zwischen 15271572 sind mehr als 14 Mio. Einwohnern ca.
90% der gesamten Bevölkerung des InkaReiches ums Leben gekommen: durch das
Einschleppen unbekannter Krankheiten,
durch den Bürgerkrieg, durch die Eroberung
und in der Zeit der Kolonisation. (Beck 2013)
Eine lückenhafte
Geschichtsschreibung
Grund für die mangelnde Überlieferung der
indianischen Kultur ist unter anderem die
späte Aufzeichnung der Geschehnisse, die
erst 30 Jahre nach der Eroberung durch
die Spanier beginnt. Viele Aufzeichnungen
stammen bestenfalls aus zweiter Hand
und von Kolonialisten. Menschen, die die
Quipu-Knoten lesen konnten, ließ Pizarro
schnellstmöglich ermorden, denn die
Gefahr eines militärischen Gegenschlags
war groß. Die wenigen Indios, die bei den
Aufzeichnungen helfen konnten, verfälschen
das Geschehen durch Beschönigungen
ebenso wie die Spanier durch Verzerrungen.
Abb. 07: Goldene Figur eines Inka-Adligen
(Dreyer, verändert Winking 2014).
17
Abb. 08: Ruinen von Machu Picchu (Seecolombia Travel 2014).
18
3 Die Kolanialzeit verändert das Leben und die Landschaft
Die eigentliche Kolonialzeit beginnt 1535.
Bis 1563 befindet sich die politische
Administration in Lima (Peru), ab 1563
wird Ecuador zur Real Audiencia de Quito,
dem Gerichtsbezirk des Königreichs
Peru. Die politische Entscheidungsgewalt
befindet sich seitdem in Quito. In dieser
Zeit floriert besonders die Landwirtschaft,
aber auch Kunsthandwerk ist gefragt.
Neue Produkte, wie Bananen und
Viehhaltung werden eingeführt und die
ersten tiefgreifenden Veränderungen in
der Landwirtschaft werden jetzt vollzogen.
Bis heute sind die damals gegründeten
und weiter entwickelten Plantagen von
hoher wirtschaftlicher Bedeutung.
Koloniale
Kirchen
und
Gebäude
entstehen, die ersten Sklaven werden
aus Afrika eingeschifft, um auf den
Zuckerrohrplantagen zu arbeiten.
Ebenfalls in der Zeit der Kolonialherrschaft
entsteht die Quito-School-of-Art, deren
Mix aus indigener und kolonialer Kunst
auch noch heute bekannt ist. (Surtrek
2013)
Die Angst der Spanier vor der „Natur“
gestaltet die Städte
Bis heute prägt die Kolonialzeit das Bild der
Städte Ecuadors. Die Angst der Spanier
vor der wilden Natur und dem Bösen und
Unbekannten, die sie schon aus dem „alten
Europa“ mitbringen, zeigt sich weiterhin,
z.B. im geringen Anteil von Grünflächen,
Grünzügen und Gärten innerhalb der Städte.
Die wichtigen Stadtplätze sind fast komplett
gepflastert oder asphaltiert und ohne
nennenswerte Vegetation klar strukturiert.
Die wenigen Flächen, die dennoch spärlich
bewachsen sind, sind die Innenhöfe der
Kolonialbauten, die gut gesichert gegen
gefährliche Tiere, begrünt werden.
Auffällig ist, dass auch in neuen Wohngebieten mit durchaus breiten Straßen und
Raum für Stadtbäume, Hecken und Grün,
kaum Straßenbegleitgrün existiert. Vermutet
werden darf, dass diese seit Jahrhunderten
verinnerlichte Angst, verhindert, dass
heute neue Gestaltelemente wie Alleen,
Baumreihen oder Hecken gepflanzt werden
und weder ihre positive Wirkung auf die
menschliche Wahrnehmung noch ihre
ökologisch-klimatischen Leistungen erkannt
werden. (Muñoz de Frank, mündl. 2013)
19
Weitere
Inhalte,
zur
städtebaulichen
Entwicklung in Ecuador, werden im Stegreif
II „Nature and People act together Ein Workshop in Quito an der Pontificia
Universidad Católica del Ecuador (PUCE) in
Quito“ erörtert.
seine Theorie. (Lateinamerika Zentrum
2013)
e.V.
Erkämpfte Unabhängigkeit
Die Kolonialzeit verläuft keineswegs friedlich. Immer wieder werden Versuche durch
südamerikanische Unabhängigkeitsbewegungen unternommen, die spanischen Kolonialherren zu vertreiben, doch viele Versuche scheitern. Erst in der entscheidenden Schlacht am Vulkan Pichincha, wenige
Kilometer von Quito, gelingt es unter der
Führung von Simon Bolivar, die Spanier zu
schlagen. Mit dieser Schlacht wird Ecuador
am 24.05.1822 unabhängig, erlangt aber
die vollständige Unabhängigkeit erst 1830
als die große Republik Gran Columbia zerfallen war. (Lateinamerika Zentrum e.V. 2013)
1832 besetzt Ecuador die bis dahin
unbewohnten Galapagos-Inseln und eignet
sie sich dauerhaft an, die etwa 1.000 km
westlich von dem südamerikanischen
Kontinent entfernt liegen.
Mit Charles Darwin wird die Inselwelt
wichtigster Kristallisationspunkt für die
Evolutionstheorie, denn dort entwickelte er
durch Beobachtung von Finkenvarietäten
Abb. 09: Mit der Kolonisation werden traditionelle
spirituelle Riten mit christlichen Riten verbunden;
hier die Darstellung der Weihnachtsnacht am Fuß
des Cotopaxi als „naive Malerei“ indigener Künstler,
Öl (18x15) (Wolf 2013).
20
Das Hier und Jetzt – der gegenwärtige
Zustand
Ecuador zählt etwa 13 Mio. Einwohner
mit Quito als Hauptstadt. Neben Spanisch
als Amtssprache sprechen etwa zwei
Millionen Indigene Quechua. Schätzungen
zufolge besteht die Bevölkerung aus 45%
„Mestizen“ (Mischlinge aus Indigenen und
Europäern, die in Ecuador als „neue Rasse“
bezeichnet werden), 35% Indigene, 10%
europäischer Abstammung und 10% AfroEcuadorianern. (Lateinamerika Zentrum e.V.
2013)
Im Laufe der Kolonialzeit wird die nach wie
vor starke Gemeinschaft der indigenen
Völker zerschlagen, in dem die Völker
in neue politische und ökonomische
Strukturen gezwängt werden. Indios
werden zu Bauern gemacht und vom
sonstigen
gesellschaftlich-politischen
Leben ausgeschlossen.
Erst in der Zeit des Indio-Aufstandes
1990 gelingt es, kulturelle und spirituelle
Elemente indianischen Lebens, in die
gesamte Gesellschaft zu integrieren.
Dieses
Erstarken
der
indigenen
Bevölkerungsgruppen hat ebenfalls zu
einem kulturellen Aufschwung in Musik,
Tanz und Literatur geführt. (Simbaña 2000)
Viel wichtiger ist ein struktureller
Wandel,
der
es
nun
indigenen
Bevölkerungsgruppen
erlaubt,
ihre
Tradition zu leben. Dennoch existiert bis
heute eine Zweiklassengesellschaft, in der
indigene Bevölkerungsgruppen weiterhin
unterdrückt werden.
Zur Schule gehen zu dürfen, ist in
Ecuador ein Privileg, das sich nur besser
verdienende Familien leisten können. Nach
der Grundschulausbildung in der sechsten
Klasse, endet bei den meisten indigenen
Bevölkerungsgruppen die Bildung. Eine
weiterführende staatliche oder kirchliche
Schule können die wenigsten besuchen, da
die Eintrittsgebühr oder das Schulgeld zu
hoch ist und das anfallende Schulmaterial
selbst bezahlt werden muss. Bei privaten
Schulen liegen die Gebühren wesentlich
höher, weil Klassen mit max. 30, statt 70
- 100 Schülern besetzt sind. Die offizielle
Analphabeten-Rate von Kindern und
Jugendlichen ist entsprechend hoch und
liegt derzeit bei ca. 27%, die inoffizielle
Zahl wird weitaus höher geschätzt.
Zudem besuchen im Schnitt mehr Jungen
als Mädchen Schulen, da Töchter gute
Arbeitshilfen im Haushalt sind und eher
verheiratet werden. (Ojala e.V. 2013)
21
Abb. 10: La familia del páramo, Totorillas, Chimborazo (Fotoausstellung im Parque Itchimbia in Quito, verändert Winking 2013).
22
4 Wirtschaft schlägt Biodiversitäts-Hotspots
hat Einfluss auf die Temperatur und die
Luftfeuchtigkeit. Man spricht in den Tropen
von einem „Tageszeitenklima“, da die Tage
kühl beginnen, am Mittag die höchste
Temperatur erreicht wird und zum Abend
wieder abkühlen. Laut INKA e.V. (2013)
schwanken die Temperaturen am Tag
zwischen 7 und 22°C.
Das Land ist grob in drei Klimazonen
unterteilt: die Costa, die Sierra, und dem
Oriente.
Abb. 11: Epiphytisch lebende Arten auf einem
Baum.
Ecuador ist eines von 17 megadiversen
Ländern der Welt. Mit einer Artenvielfalt von
1.640 Vogel-, 345 Reptilien-, 358 Amphibienund ca. 6.000 Schmetterlingsarten ist es,
bezogen auf die Landesfläche von gerade
einmal 0,2 %, das artenreichste Land der
Erde (Ecuador Travel 2013). Dies wird auch bei
der bekannten Artenzahl an Gefäßpflanzen
deutlich: Von den weltweit etwa 250.000
kartierten Gefäßpflanzen kommen 16.000
Arten in Ecuador vor, das sind 6%. (INKA
e.V. 2013)
Durch die Nähe zum Äquator gibt es
keine Jahreszeiten, einzig die Regenzeit
Die Costa, umfasst etwa ein Viertel des
Landes, das Klima ist dort ganzjährig
tropisch heiß- feucht und ist durch eine
Regenzeit von Januar bis April geprägt.
Die mittlere Tagestemperatur liegt bei
27 - 30°C mit ca. 1.200 mm mittlerem
Jahresniederschlag. Der Norden der Costa
wird vom Panamastrom beeinflusst, der
etwas kühlere Süden vom Humboldtstrom.
Das Klima der Tieflandregenwälder im
Oriente zeichnet sich durch eine mittlere
jährliche Niederschlagsmenge von ca. 3.000
mm und durchschnittlichen Temperatur von
26° C aus. Der immergrüne Kronenbereich
der Bäume liegt auf ungefähr 30 m über
Niveau, weswegen sich das meiste Leben
hoch oben im Blätterdach abspielt. Die
Vielfalt an Baumarten liegt in der Provinz
23
Esmeraldas, an der Costa, bei 100 bis
120 Baumarten pro Hektar, im Oriente
liegt diese bei 200 bis 240 Baumarten.
Zum Vergleich: In Deutschland kommen
insgesamt nur ca. 150 Baumarten vor.
Die Epiphytendichte, die Dichte an Aufsitzerpflanzen, ist dagegen im Nordwesten Ecuadors höher. Botaniker fanden auf 0,1 Hektar
127 Epiphytenarten, im Oriente wurden auf
einem Hektar „nur“ 172 Epiphytenarten bestimmt. (INKA e.V. 2013)
In den niedrigen Bergregenwäldern zwischen
700 bis 2.500 Meter wachsen ebenfalls viele
Epiphyten, v.a. Orchideen, Bromelien, Moose
und Flechten, die auf Bäumen, Sträuchern
und auf Felsen wachsen. (INKA e.V. 2013)
Die Sierra ist das gemäßigte Hochland
Ecuadors. Die Lufttemperatur erreicht
am Tag ca. 20°C, nachts kann sie bis
zum Gefrierpunkt absinken. Der mittlere
Jahresniederschlag liegt bei ca. 1.000 mm.
Im Nebelwald, ab einer Höhe von 2.500
bis ungefähr 3.500 Meter, finden sich als
potentielle natürliche Vegetation (pnV)
niedrige Gehölze, viele Moose und Flechten.
Der ursprüngliche Nebelwald wird aber
überwiegend landwirtschaftlich genutzt.
Der aus Australien stammende Eukalyptus
wird seit 1860 zur Holzproduktion genutzt
und degradiert die Böden nach spätestens
drei
Wuchsperioden.
Eine
ebenfalls
eingeschleppte Kiefernart degradiert die
Böden zusätzlich.
Im Kontrast dazu steht die Vegetation
der Anden. Ab einer Höhe von 3.400 bis
4.000 Metern ist die Vegetation durch
eine tropisch-alpine, baumlose Gras- und
Heidelandschaft geprägt. Ab einer Höhe
von ca. 4.000 bis 4.500 Metern Höhe
lassen sich Polsterpflanzen und größere
Rosettenpflanzen, sowie niedrige Büsche,
finden. Ab einer Höhe von 4.500 Meter
sind selbst am Äquator keine Pflanzen
mehr zu finden, da die durchschnittliche
Nachttemperatur unter 0°C fällt. (INKA e.V.
2013)
Ecuador besitzt derzeit elf Nationalparke.
Der bereits 1979 gegründete und größte
ist der Yasuní Nationalpark im Amazonas
Regenwald, bedroht durch die geplante und
in Teilen bereits genehmigte Ölförderung.
Mit ca. 9.800km² ist dieser größer als der
Nationalpark Galapagos (ca. 8.000 km²).
Ein andiner Lebensraum, der Cotopaxi
Nationalpark, ist ein Nationalpark, in dem die
an die extremen Bedingungen angepassten
Tier- und Pflanzenarten geschützt sind.
Weiterhin gibt es in Ecuador neun ökologische
und vier biologische Reservate.
Ein geobotanisches Reservat und zehn
Gebiete für wild lebende Tiere werden
24
ebenfalls durch die Regierung geschützt.
(Wikipedia 2013)
Materialien, die über den Reichtum der Natur
und die Schönheit der Region informieren,
Abb. 12: Einzige aufgefundene Karte des
Nationalparks Cotopaxi
(Rauschenbach 2014).
die die Schutzwürdigkeit des Nationalparks
und seiner Biodiversität zeigen, gibt es nicht,
auch nicht im Nationalparkzentrum, so
dass die Besucher, Gäste und vor allem die
zahlreichen ausländischen Touristen keine
bis kaum – in jedem Fall nur rudimentäres
Wissen über die Natur erhalten können.
Das Dilemma im Amazonas-Regenwald
Im Yasuní Nationalpark im AmazonasGebiet ist die Rettung des Regenwaldes
gescheitert. Der im Jahr 2007 gewählte
Präsident Ecuadors Rafael Correa, hatte
sich als eine seiner ersten Amtshandlungen
das Ziel gesetzt, Umweltschutz als Staatsziel
in die Verfassung aufzunehmen. Das hieße,
dass die gigantischen Ölvorkommen im
Amazonas-Regenwald für die ölfördernden
Unternehmen
unantastbar
gewesen
wären. Etwa 900 Mio. Barrel Erdöl sind
nach Berechnungen unter den Wurzeln
des Regenwaldes entstanden. Correas
Plan sah vor, falls, wenn die Hälfte des
erwarteten Einkommens durch Erdöl über
die internationale Staatengemeinschaft
kompensiert würde, von einer Erschließung
des Regenwaldes abgesehen würde (Life
Forestry Group 2013), um die einzigartige
biologische Vielfalt dieser Region zu erhalten
und die Heimat zweier indigener Völker zu
sichern.
Nach drei Jahren Vorbereitung war
es am 3. August 2010 soweit. Die
ecuadorianische
Regierung
und
das
UN-Entwicklungsprogramm
haben
den
Vertrag für die Gründung des Yasuní-ITTTreuhandfonds unterzeichnet (ITT: Name
des
Erdölfelds
Ishpingo-TambocochaTiputini).
25
Durch diesen Treuhandfond werden insgesamt 410 Milliarden Tonnen CO2 eingespart, sowie ein einzigartiger Lebensraum
für Mensch, Tier- und Pflanzenwelt erhalten.
(Life Forestry Group 2013) Weiterhin sollte mit
dieser Schutzmaßnahme gezeigt werden,
dass der Schutz weit über das im KyotoProtokoll vereinbarte Maß hinausgehen und
richtungsweisend für andere Nationen sein
kann.
Dieser Rettungsplan ist im August 2013
jedoch gescheitert. Ecuador will nicht auf
die ertragreichen Ölbohrungen verzichten
und dringt seitdem stark in den Yasuní
Nationalpark ein, da von den geforderten
3,6 Milliarden Dollar bis dato gerade einmal
10 Mio. auf dem ecuadorianischen Konto
eingegangen sind. „Die Welt hat uns im Stich
gelassen“, so die Worte von Rafael Correa,
als er sich der zu seiner Entscheidung
äußert. (Zeit Online 2013)
Es ist also nur eine Frage der Zeit bis die
Ölbohrungen dieses, durch die UNESCO
ausgezeichnete,
einzigartige
Stück
Natur, ein Welterbe wie die Stadt Quito
selbst, zerstören werden. Nach erfolgter
Ausbeutung wird sich dieses empfindliche
Ökosystem nie mehr erholen, denn es ist
unwiederbringlich zerstört.
So sind im Nordosten Ecuadors heute noch
Spuren einer extensiven Ölförderung zu
sehen, die bereits vor 20 Jahren eingestellt
wurde. Reste der ca. 600 offen gelassenen
Gruben verseuchen das Grundwasser mit Öl
und Schwermetallen weiter und dauerhaft.
(Life Forestry Group 2013)
Zudem zerstört die Ölindustrie nicht
nur einzigartige Natur. In den indigenen
Völkern, die durch die Ölindustrie „gekauft“
werden, verbreitet sich Neid, Korruption und
Alkoholismus. Eine gewachsene Gesellschaft
wird zerstört, mit gesellschaftlich-sozialen
Schäden und gleichfalls unabsehbaren
Folgen.
Nicht nur Öl: weitere
zweige in Ecuador
Wirtschafts-
Der
dominierende
Wirtschaftssektor
Ecuadors ist die Erdölindustrie. 2012 beträgt
die Erdölförderung 184 Mio. Barrel, ca. 70%
werden exportiert.
Der zweitstärkste Sektor ist mit ca. 10% die
Bauindustrie und Land- und Forstwirtschaft
tragen ca. 7% zum Bruttoinlandsprodukt
des Landes bei. (Auswärtiges Amt 2013)
Zwei Drittel der holzwirtschaftlich genutzten
Flächen liegen im Amazonasgebiet, sowie
den Regionen im Esmeraldas-Gebiet. Das
mitten in den „Hot Spots“ der Biodiversität
heranwachsende Holz wird zu Pressspan-
26
platten aus Eukalyptus- und Kiefernholz
verarbeitet. Auch leicht zu verarbeitendes
Pinienholz aus dem andinen Raum wird angebaut. Eukalyptus Plantagen umfassen im
Jahr 2000 ca. 81.000 Hektar, auf weiteren
66.000 Hektar werden Kiefern gepflanzt.
Neben
der
Holzwirtschaft
wird
die
Fläche in der Provinz Esmeraldas durch
Palmölplantagen bestimmt, um Speiseöle
und Biokraftstoffe zu produzieren, ergänzt
von Plantagen für Gummi- und Balsaholz,
die zusammen ca. 20.000 Hektar benötigen.
Jedes Jahr kommen schätzungsweise 3.500
Hektar Plantagenfläche dazu. (INKA e.V.
2013)
Abb. 13: Shrimpsfarmen an der Küste
(Biorama 2014).
Diese „Landnahme“ hält ungebremst an.
Seit der Kolonialzeit werden in Ecuador im
Küstenbereich Zuckerrohr, Bananen und
Kakao angebaut. Im Laufe der Zeit sind
Tabak-, Baumwoll- und Obstplantagen,
größtenteils
Mango
und
Maracuja,
entstanden, aber auch Tee, Bohnen,
Kartoffeln und Mais werden in großen
Mengen angebaut. (INKA e.V. 2013)
In den empfindlichen Bereichen, wo
Meer und Land aufeinander treffen, in
den Mangroven, finden sich mittlerweile
große Shrimpsfarmen, die gleichfalls
zerstörerische Wirkung auf die Natur haben.
Mangroven sind das marine Gegenstück
der Regenwälder, dort befindet sich die
Kinderstube von vielen Fisch-, Krebs- und
Garnelenarten. Der extreme Lebensraum aus
Ebbe und Flut, Salz- und Brackwasser wird
durch die Erweiterung der Farmen immer
weiter verdrängt. Ecuador ist der viertgrößte
Exporteur von Shrimps. Den Fischern, die
vom traditionellen Shrimps- bzw. Fischfang
leben, wird die Lebensgrundlage zerstört.
(INKA e.V. 2013)
Auswirkungen
für
die
Natur
sind
verheerend: durch Fütterung, Einsatz
von Chemie gegen Krankheiten und eine
erhöhte Schadstoffbelastung der Gewässer
durch Exkremente werden diese sensiblen
Lebensräume zerstört. (BpB 2008)
27
Abb. 14: Sekundärregenwald
28
5 Ecuador - ein Land von widersprüchlicher Schönheit
Ecuador ist ein Land voller verschiedener
Facetten und wohl das (noch) artenreichste
Land der Welt. Doch durch die intensive
Ausbeutung des Menschen sind viele Teile des
Landes, Lebensräume und die ursprüngliche
Natur
stark
bedroht.
Noch
fehlen
Strategien
nachhaltigen
Wirtschaftens,
die ein Miteinander von gesellschaftlichen
Interessen,
individuellen
Wünschen,
sozialen Anforderungen und den potenziellen
und wieder herstellbaren Leistungen und
Funktionen der Natur ermöglichen (vgl.
dazu Nationale Nachhaltigkeitsstrategie
(Bundesregierung 2011) und (Rat für
Nachhaltige Entwicklung 2013).
Dennoch bestimmen nicht nur die wirtschaftlichen Belange die Entwicklung eines
Landes. Langfristig ist es unumgänglich auf
die natürliche und kulturelle Vielfalt zu achten
und diese zu akzeptieren. Erst dann wird
auch ihre Sicherung und Weiterentwicklung
für das gemeinsame Miteinander der
ecuadorianischen Bevölkerung möglich.
Denn auch Armutsbekämpfung darf nicht
durch die Förderung von Erdöl auf Kosten
indigener Bevölkerungsgruppen erkauft
werden. Zudem ist und bleibt der Schutz des
Amazonas-Regenwaldes als „Klimakammer“
der Erde eine internationale Aufgabe, für
die Ecuador internationaler Hilfe bedarf und
diese auch beanspruchen kann.
Viele Menschen der bildungsschwachen
Länder beuten ihr Land und sich selbst
aus. Um zu überleben, wird jede nur
denkbare Ressource genutzt, ohne die
möglichen Folgen bedenken zu können.
Der Sprung aus der Armut gelingt aber
nur, wenn das Land und seine Bevölkerung
den dafür notwendigen Bildungsstand
erreicht. Da diese Länder meist nicht in der
Lage sind, ihr Bildungssystem derart zu
verändern bzw. zu verbessern, um es allen
Bevölkerungsschichten möglich zu machen
einen gewissen Bildungsgrad zu erreichen,
muss Hilfe gewährt werden, sei es durch
die Finanzierung des Schulmaterials,
der Einrichtung von Schulen und der
Unterstützung bei der Einrichtung eines
funktionierenden Bildungssystems.
Durch die Bildung und den daraus
resultierenden beruflichen Möglichkeiten,
steigt – so das Ziel - die Akzeptanz für Natur
und Umwelt, wodurch sich wiederum der
Naturschutz nachhaltig etablieren kann.
Zudem werden sich andere Wirtschaftsfelder
eröffnen, so dass die Ausbeutung der
vorhandenen Ressourcen wie Öl oder
Edelmetalle und seltene Erden nicht mehr
ausschließlich die Wirtschaftsleistung des
Landes bestimmen werden.
29
Durch die Förderung von Öko- bzw. Sanftem
Tourismus können ergänzend notwendige
Einnahmen erzielt werden, dessen Anteil am
BIP in Ecuador bislang äußerst gering ist.
Die Bereitschaft von Touristen mehr Geld
in einen Urlaub zu investieren, um dafür
intakte Ökosysteme erleben zu können, ist
in den letzten Jahren gestiegen. Dabei spielt
die Ausbildung von Guides eine wesentliche
Rolle, da der Transport von Wissen die
notwendige Akzeptanz für diese besonderen
Lebensräume liefert. Hierzu existieren in
afrikanischen, aber auch in madagassischen
und malaiischen Nationalparks sehr gute
Vorbilder, die durchaus übertragbar sind
(Rangerausbildung, Bewachung, Betreuung
und Begleitung von Gästen, Bewirtschaftung
von Lodges und Camps in Nationalparks
oder deren Randzonen u.a.m.)
Indigene
Bevölkerungsgruppen
stellen
mit ihrem Wissen über Natur, Kultur und
Traditionen, z. B. bei der medizinischen
Nutzung von Pflanzen und Tieren die
gesuchte Zielgruppe dar, um aus der
Abwärtsspirale „Öl“ zu entkommen. Wer
die Möglichkeit hat sich und die Familie mit
alternativen Einkommensmöglichkeiten zu
ernähren, ist dazu in der Lage, ein Leben
zu führen, dass nicht zu Lasten der Umwelt
gelebt wird.
Abb. 15: Auf dem Weg zum Markt in Saquisilí.
30
31
Abb. 16: Blick in die Hochebene des Cotopaxi Nationalpark.
32
6 Quellen
Literaturquellen:
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Silber Druck: Niestetal.
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40 vom 06.10.2013. S. 72-75.
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Lokay: Berlin.
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Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/Ecuador/Wirtschaft_node.html>, abgerufen am
28.12.2013.
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in Südostasien. - <http://www.bpb.de/veranstaltungen/netzwerke/teamglobal/67338/
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ist unterzeichnet. - <http://www.teakinvestment.de/de/news-ecuador/ecuador-fordertregenwald-statt-erdoel.html>, abgerufen am 28.12.2013.
33
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www.zeit.de/wirtschaft/2013-08/ecuador-nationalpark-oelbohrungen>, abgerufen am
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Sonstige Quellen:
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34
Bildquellen:
Sofern nicht anders gekennzeichnet, handelt es sich um eigene Bilder.
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Gigantomie
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it66098,1285869341,sacsayhuaman.jpg>, abgerufen am 06.02.2014.
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Wolf, A. (2013): Mit der Kolonisation werden traditionelle spirituelle Riten mit christlichen
Riten verbunden; hier die Darstellung der Weihnachtsnacht am Fuß des Cotopaxi als
„naive Malerei“ indigener Künstler, Öl (18x15).
Fotoausstellung im Parque Itchimbia in Quito, verändert Winking (2013): La familia del páramo,
Totorillas, Chimborazo.
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