EEin Land C voller U AÜberraschungen DOR Land, Leute und Ökologie Impressum EcuadorEin Land voller Überraschungen Land, Leute und Ökologie Stegreif I Lars Winking _ 15239082 Betreuung: Prof‘in Dr. A. Wolf WS 2013/14 Abgabe: Höxter, 12. März 2014 Abbildungsverzeichnis Seite Titelbild: Cotopaxi. Abb. 01: Der „Ring of Fire“ (Die Presse 2013). 8 Abb. 02: Entstehung der Anden (Klett 2013). 9 Abb. 03: Der Cotopaxi von der Avenia des Volcanos. 10 Abb. 04: Vergletscherter Gipfel des Cotopaxi. 11 Abb. 05: Inka-Mauern (Allmystery 2014). 14 Abb. 06: Waffe der Inka - Die gezackte Keule (FAZ 2013: 75). 15 Abb. 07: Goldene Figur eines Inka-Adligen (Dreyer, verändert Winking 2014). 16 Abb. 08: Ruinen von Machu Picchu (Seecolombia Travel 2014). 17 Abb. 09: Mit der Kolonisation werden traditionelle spirituelle Riten mit christlichen Riten verbunden; hier die Darstellung der Weihnachtsnacht am Fuß des Cotopaxi als „naive Malerei“ indigener Künstler, Öl (18x15) (Wolf 2013). 19 Abb. 10: La familia del páramo, Totorillas, Chimborazo (Fotoausstellung im Parque Itchimbia in Quito, verändert Winking 2013). 21 Abb. 11: Epiphytisch lebende Arten auf einem Baum. 22 Abb. 12: Einzige aufgefundene Karte des Nationalparks Cotopaxi (Rauschenbach 2014). 24 Abb. 13: Shrimpsfarmen an der Küste (Biorama 2014). 26 Abb. 14: Sekundärregenwald. 27 Abb. 15: Auf dem Weg zum Markt in Saquisilí. 29 Abb. 16: Blick in die Hochebene des Cotopaxi Nationalpark. 30/31 7 Inhaltsverzeichnis Seite Abbildungsverzeichnis 1 Ecuador - Land der Vulkane 8 2 Die Inka – Ein Staat, der Maisbier und edle Textilien mehr schätzte als Gold und Silber 12 3 Die Kolanialzeit verändert das Leben und die Landschaft 18 4 Wirtschaft schlägt Biodiversitäts-Hotspots 22 5 Ecuador - ein Land von widersprüchlicher Schönheit 28 6 Quellen 32 8 1 Ecuador - Land der Vulkane Die Platten schieben fortlaufend Ecuador liegt auf dem Ring of fire, einem vulkanischen Gebiet um den Pazifik, in dem zwei Drittel aller überseeisch aktiven Vulkane liegen (Weber 2013) Abb. 01: Der „Ring of Fire“ (Die Presse 2013). Grund für dieses Phänomen ist die Plattentektonik. Die Erdkruste ist in sieben große und mehrere kleine Stücke zerbrochen, in sog. Platten. Eine ist die Pazifische Platte, die an die kleinere Nazca Platte an grenzt. Die Platten treiben wie Blätter mit einer Geschwindigkeit von wenigen Zentimetern pro Jahr auf dem zähflüssigen Erdmantel und verändern das Gesicht unseres Planeten dadurch ständig. Bewegen sich zwei Platten voneinander weg, spricht der Vulkanologe von divergenten Plattengrenzen. An einer solchen Plattengrenze, wie sie bei der Pazifischen Platte und der Nazca Platte zu finden ist, entstehen submarine Vulkane, aus denen das Magma austritt. Treffen zwei oder mehrere Platten aufeinander, falten sich Gebirge auf, Vulkane entstehen und brechen aus, Erdbeben erschüttern das Gebiet. (Szeglat 2013 a) Die Anden, jenes von Nord nach Süd verlaufende Gebirge Südamerikas, ist vulkanischen Ursprungs und liegt an einer konvergenten Plattengrenze (Szeglat 2013 a). Bei konvergenten Plattengrenzen taucht die schwerere Nazca Platte (Ozeanische Platte) unter die leichtere und dickere Südamerikanische Platte (Kontinentale Platte). Das Gestein schmilzt in den Tiefen ein, es entsteht Magma. Steigt der Druck im Erdinneren, muss das Magma zur Erdoberfläche hin entweichen, es bilden sich Vulkane. Die im Vergleich zum mittleren Erddurchmesser (12.756 km) verhältnismäßig hauchdünne Erdkruste (durchschnittlich 35 km), reißt auf und der Magmastrom gelangt an 9 die Erdoberfläche. Nun wird das flüssige Gestein zu Lava (Szeglat 2013 b). An der Stelle, an der sich die Nazca Platte unter die südamerikanische Platte schiebt, entstand der Atacamagraben, ein bis zu 8.000 m tiefer und 2.500 km langer Graben. Die Avenida des Volcanos In Ecuador sind neun der 30 Vulkane unterschiedlich stark aktiv. Entlang der Avenida des Volcanos, wie der zentrale Teil der panamerikanischen Straße genannt wird, liegen einige der vielen imposanten Vulkane Südamerikas (Weber 2013). Der nur ca. 120 km südlich von Quito liegende Vulkan Tungurahua mit einer Höhe von 5023 m wird derzeitig mit dem Status „Yellow“ geführt, d.h. ein Ausbruch ist sehr wahrscheinlich. Bereits 1999 wurde der Ort Baños für zwei Monate komplett evakuiert. (Campenhausen 2009) Im Februar 2008 werden sicherheitshalber ca. 1.800 Menschen evakuiert, nachdem Aschewolken aufgestiegen sind. Fünf Ortschaften sind durch die Asche zerstört, ca. 20.000 ha landwirtschaftliche Fläche ist vernichtet. Im Mai 2010 steigt erneut eine ca. 10 km hohe Aschewolke über dem Tungarahua auf. (Szeglat 2013 c) Das Gebiet ist also weiterhin stark aktiv. Abb. 02: Entstehung der Anden (Klett 2013). Der mit 5.897 m höchste und aktivste Vulkan der Nordanden ist der ca. 40 km südlich von Quito liegende Cotopaxi. Ein ca. 33.393 ha großer Nationalpark, in dem Flora und Fauna des extremen Lebensraumes geschützt ist, umschließt den vergletscherten Vulkankegel. (Weber 2013) 10 Gleichzeitig sind die Böden der Vulkanasche so fruchtbar, dass sich die Menschen dicht um die Vulkane ansiedeln. Mehr als die Hälfte der ca. 13 Mio. Ecuadorianer leben so in ständiger Angst vor dem Ausbruch eines Vulkans, ignorieren diese Gefahr in ihrem Alltag allerdings weitgehend. (Campenhausen 2009) Die Sicherheit trügt Abb. 03: Der Cotopaxi von der Avenia des Volcanos. Genau wie der Tungurahua gehört der Cotopaxi zu den Strato- bzw. Schichtvulkanen. Beide sind Vulkane, die mit 700 - 900° C relativ kalte und zähflüssige Lava fördern, die im Wechsel mit Asche und Bimsstein schichtweise abgelagert wird. (Campenhausen 2009) Diese zähflüssige Lava, in Verbindung mit dem hohen Gasanteil, macht die Vulkane hoch explosiv und extrem gefährlich. Pyroklastische Ströme mit Geschwindigkeiten der Glutlawinen von über 400 km/h bringen in Siedlungen, die nur wenige Kilometer vom Vulkan gebaut wurden, den sicheren Tod. (Szeglat 2013 c). Der am dichtesten an der Millionenstadt Quito liegende und somit der gefährlichste Vulkan, ist der Pichincha, dessen Krater nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt ist. Die Stadt frisst sich immer weiter – auch durch z.T. illegale Stadterweiterungen an seinem Hang hinauf - ein Ausbruch würde verheerende Folgen haben. Als gefährlich gelten laut Campenhausen (2009) derzeit die Vulkane Tungurahua, Cotopaxi und Pichincha, da ein Ausbruch aller drei bevorsteht. Besonders überwacht wird jedoch nur der Tungurahua. Mit modernster Technik messen Wissenschaftler die Gaskonzentration, Infraschall, Wärmebilder und Flankenneigung der Hänge. Ein bevorstehender Ausbruch wird so schnellstmöglich ermittelt. (Campenhausen 2009) 11 Abb. 04: Vergletscherter Gipfel des Cotopaxi. 12 2 Die Inka – Ein Staat, der Maisbier und edle Textilien mehr schätzte als Gold und Silber Es gibt wohl kaum einen anderen Staat, der mythenreicher ist, als der Staat der Inka. Die Überlieferungen der Anden-Kultur sind sehr lückenhaft, da es keine Schrift gab. Vermutlich wurden die Figuren und Skulpturen aus Silber und Gold durch die Spanier geplündert und eingeschmolzen. (FAZ 2013) Das uralte Inkareich Ausgrabungen in der Stadt Caral in Peru lassen vermuten, dass dort vor etwa 4.600 Jahren das Reich der Inka entstand. Nach den Sumerern, ein Volk aus dem Entwicklungszentrum Zweistromland (Mesopotamien), sind die Inka die zweitälteste Zivilisation der Menschheit. (Beck 2013) Im heutigen Peru entwickelte sich aus den indigenen Völkern Chiripa, Chavin, Tiahuanaco und Wari etwa 1.000 n.Chr. das Volk der Inka. Den Höhepunkt der Zivilisation hatte das Inka-Reich im 16. Jahrhundert, dessen Fläche größer war als die Fläche des damaligen Romanum (Beck 2013), allerdings mit dem wesentlichen Unterschied, dass dieses Imperium mitten in einem Hochgebirge lag, fern ab vom Meer und logistisch wertvollen Häfen. Es gab noch keine Reittiere, kein Eisen, keine Räder und keine Schrift. Vermutlich zeichneten sie ihre Daten mit einem Quipus, einem Bündel aus verschiedenen Knoten und Schnüren auf. (FAZ 2013) Sie liebten Textilien und hatten ein Faible für eher abstrakte Formen, wie man an Funden nachweisen kann. Das Agrarwesen der Inka nutzte geschickt die Topografie der Berge und experimentierte mit Versuchsfeldern, die unterschiedlicher Exposition und klimatischen Gegebenheiten ausgesetzt waren. Durch diese Grundkenntnisse, zusammen mit dem Anbau verschiedener Feldfrüchte, wurde es problemlos möglich, die Bevölkerung zu ernähren. (FAZ 2013) Das Prinzip des Anyi Bis heute gilt das Reich der Inka als das Reich, in dem es weder Hunger noch Armut gab - für rund 16 Mio. Menschen, die dort lebten. Das Prinzip des Ausgleichs oder der „Gerechtigkeit“, nach dem die Inka lebten, ist in den Anden noch heute bekannt: Anyi - eine Kombination aus Pragmatismus und Spiritualität - verhalf den Inka zu allgemeinem Wohlergehen. Neben dem Anyi wird die Sprache der Inka Quechua noch heute in vielen Dialekten von den indigenen Einwohnern Ecuadors gesprochen. 13 Tawantinsuyu, „Vier Nationen vereint“, wie das Inka-Reich ursprünglich genannt wurde, bestand aus den vier Gebieten Antisuyu, Qollasuyu, Chinchasuyu und Kuntisuyu. Die Hauptstadt, heute unter „Qosqo“ in Peru bekannt, war bekannt als der „Nabel der Welt“. Das Reich Tawantinsuyu wurde von einem InkaKaiser regiert, der mit göttlichem Recht ausgestattet und von seinen Untertanen als „Vehikel kosmischer Energie“ angesehen war. Er stellte sicher, dass Ayni erfüllt und gelebt wurde (Beck 2013). Indigene Völker, die nicht zu den Inka gehörten, wurden durch diese angegriffen und dem Inka-Kaiser unterworfen. Sie mussten ein Drittel für den Staat arbeiten, ein Drittel für den Sonnengott Inti, der von den Inka verehrt wurde. Das letzte Drittel verblieb ihnen und ihren Familien. (Beck 2013) Im Gegenzug erhielten die Führer der untergebenen Völker edle Textilien, Festessen und Maisbier, ein exklusives Getränk, welches nur den Acllas (den „Erwählten“) vorbehalten war. Ihre Töchter wurden nach Qosqo deportiert, lebten dort in einem eigenen Palast, um gegebenenfalls mit einem Inka-Adligen verheiratet zu werden. In besonderen Fällen wurden aber auch Töchter an den Huacas an heiligen Orten geopfert, denn Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 15 Jahren, ausgestattet mit kostbaren Opfergaben, galten als wertvollste Opfer, die den lokalen Gottheiten, die sich auf den höchsten Bergen manifestierten, gebracht werden konnten. (FAZ 2013) Gold und Silber mit nur spiritueller Bedeutung Gold und Silber, was die Inka genügend besaßen, hatte nur ideellen Wert. Gold galt als Schweiß der Sonne, Silber als Schweiß des Mondes. Allein der spirituelle Wert beider Metalle als Ehrerbietung für Vater Sonne und Großmutter Mond war den Inkas von hoher Bedeutung. (Beck 2013) Die Inka verstanden es, Architektur und Landschaft harmonisch zu verbinden. Die Mauern waren bereits Erdbebensicher gebaut, die Steine der wichtigen Gebäude besaßen teilweise zwölf Ecken und verzahnten sich dadurch mit dem benachbarten Stein - allesamt Millimeter genau behauen. Die im April 1913 gefunden Ruinen von Machu Picchu galten lange Zeit als Zufluchtsstätte der Inka vor den vordringenden Spaniern. Heute geht man davon aus, dass es sich um einen königlichen Landsitz der Inka handelt. (FAZ 2013) 14 ohne einen Nachfolger für das Inka-Reich zu bestimmen. (Beck 2013) Abb. 05: Inka-Mauern (Allmystery 2014). Ein Bruderkrieg schwächt das Reich 1527, auf dem Höhepunkt der Inka-Kultur, regierte der Inka-Kaiser Wayna Qhapaq zusammen mit seinem Sohn Ninan Kuyuchi, den er zu seiner Lebzeit zum Inka-Kaiser ernannt hat. Wenig später plante Wayna Qhapaq Quito als Hauptstadt für das InkaReich zu bestimmen, da Qosqo, der „Nabel der Welt“ häufig erobert wurde. Noch während dieser Überlegungen wurden durch europäische Missionare die Pocken nach Südamerika eingeschleppt, die bisher nicht bekannt waren. Viele indigene Völker sind daran zugrunde gegangen. Auch die Inka-Kaiser Wayna Qhapaq und Ninan Kuyuchi wurden Opfer der Pocken, Aus der anfänglichen Missstimmung zwischen den Halbbrüdern Huascar (Sohn von Wayna Qhapaq mit einer Adeligen aus Qosqo) und Atahualla (Sohn von Wayna Qhapaq mit einer Prinzessin aus Quito), die sich nicht einigen konnten, wer Inka-Kaiser werden soll, erwuchs später ein Bürgerkrieg. Auslöser war u.a. die Ermordung eines Vermittlers durch Huascar, den Atahuallpa zur Klärung der Differenzen schickte. 1532 besiegte Atahuallpa seinen Bruder nach fünf langen Jahren Krieg. Das Inkareich war zu diesem Zeitpunkt bereits geschwächt: durch Pocken, Masern und nun auch durch den langen Bürgerkrieg. (Beck 2013). Die Spanier erobern das Inka-Reich Im selben Jahr landeten zwei Schiffe der Spanier an der Küste Perus, geführt von Francisco Pizarro, der in die Geschichtsbücher eingegangen ist. Neben 150 Soldaten hatten die Schiffe drei Kanonen, Pferde und Waffen geladen. Zwar erfuhr Atahuallpa von der Ankunft Pizarros und seinem Drang nach Gold. Als diese aufeinander trafen, unterschätzte Atahuallpa jedoch die Gier Spaniens. Er wurde von Pizarro und seinen Soldaten gefangen genommen. In 15 einer anschließenden Auseinandersetzung ermordeten die wenigen Soldaten Pizarros etwa 4.000 Indios, die weder Waffen noch Pferde kannten, denn die Inkas hatten mit ihren Rüstungen aus Leder und den Waffen aus Holz den Eroberern nichts entgegenzusetzen. (Beck 2013) Der Inka-Kaiser Atahuallpa versprach dem gierigen Pizarro Gold und Silberschätze, die einen Raum füllen würde, der so groß war, wie der Raum, in dem Atahuallpa gefangen war. In der Zeit, in der alle Schätze aus dem gesamten Reich zusammengetragen wurden, ließ Atahuallpa seinen Halbbruder Huscar ermorden, denn Pizarro informierte Atahuallpa, der aus seiner Gefangenschaft heraus sein Reich regierte, er wolle Huscar zum neuen Kaiser ernennen. So gelang es dem listigen Pizarro, einen weiteren Nachfolger als Inka-Kaiser zu verhindern. Der letzte Inka-Kaiser wurde, nach Erbringung des Lösegeldes wegen Brudermordes und anderer Vergehen von Diego de Almagro, einem weiteren Spanier einer anderen Eroberungsgruppe, öffentlich hingerichtet. (Beck 2013) In der Zeit des Zusammenbruchs des alten Inka-Reiches wanderten viele unterworfene Völker wieder zurück in ihre ursprünglichen Dörfer. Viele Strukturen der Inka waren, lange ehe die Spanier kamen, so bereits verfallen oder zerstört und spätestens nach der Bekanntgabe des Todes von Atahuallpa waren die meisten Menschen in ihre Heimat zurückgekehrt. (FAZ 2013) Abb. 06: Waffe der Inka - Die gezackte Keule (FAZ 2013: 75). Der Inka-Kriegsgeneral Ruminahui befand sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg Richtung Quito. Nachdem er von der Ermordung Atahuallpas erfuhr, versteckte er laut der Legende die Schätze der Inka in dem heutigen Lllanganates Nationalpark, die dort jedoch niemals gefunden wurden. Als er Quito erreichte, verwüstete er die Stadt völlig, um sie nicht seinen Gegnern zu überlassen. Am 15.12.1534 wird die zerstörte Stadt durch Pizarros Leutnant Sebastian de Banalcazar neu gegründet 16 und nach spanischen Vorbildern erneuert. (Surtrek 2013) Die Spanier hatten in der folgenden Zeit leichtes Spiel. Indios, die sich gegen sie wandten, wurden nach und nach hingerichtet, wie der letzte Inka-Nachfolger Tupac Amaru 1572. (Beck 2013) „Sie sind untergegangen und doch gegenwärtig, ob im Volksglauben und im Selbstverständnis ihrer heute lebenden Nachkommen oder in der Faszination, die ihre Kulturleistung auf Forscher wie Touristen ausüben. Sie liebten Wolle mehr als Gold – und waren doch ein aggressives und totalitäres Imperium“ (FAZ 2013: 75) In den 45 turbulenten Jahren zwischen 15271572 sind mehr als 14 Mio. Einwohnern ca. 90% der gesamten Bevölkerung des InkaReiches ums Leben gekommen: durch das Einschleppen unbekannter Krankheiten, durch den Bürgerkrieg, durch die Eroberung und in der Zeit der Kolonisation. (Beck 2013) Eine lückenhafte Geschichtsschreibung Grund für die mangelnde Überlieferung der indianischen Kultur ist unter anderem die späte Aufzeichnung der Geschehnisse, die erst 30 Jahre nach der Eroberung durch die Spanier beginnt. Viele Aufzeichnungen stammen bestenfalls aus zweiter Hand und von Kolonialisten. Menschen, die die Quipu-Knoten lesen konnten, ließ Pizarro schnellstmöglich ermorden, denn die Gefahr eines militärischen Gegenschlags war groß. Die wenigen Indios, die bei den Aufzeichnungen helfen konnten, verfälschen das Geschehen durch Beschönigungen ebenso wie die Spanier durch Verzerrungen. Abb. 07: Goldene Figur eines Inka-Adligen (Dreyer, verändert Winking 2014). 17 Abb. 08: Ruinen von Machu Picchu (Seecolombia Travel 2014). 18 3 Die Kolanialzeit verändert das Leben und die Landschaft Die eigentliche Kolonialzeit beginnt 1535. Bis 1563 befindet sich die politische Administration in Lima (Peru), ab 1563 wird Ecuador zur Real Audiencia de Quito, dem Gerichtsbezirk des Königreichs Peru. Die politische Entscheidungsgewalt befindet sich seitdem in Quito. In dieser Zeit floriert besonders die Landwirtschaft, aber auch Kunsthandwerk ist gefragt. Neue Produkte, wie Bananen und Viehhaltung werden eingeführt und die ersten tiefgreifenden Veränderungen in der Landwirtschaft werden jetzt vollzogen. Bis heute sind die damals gegründeten und weiter entwickelten Plantagen von hoher wirtschaftlicher Bedeutung. Koloniale Kirchen und Gebäude entstehen, die ersten Sklaven werden aus Afrika eingeschifft, um auf den Zuckerrohrplantagen zu arbeiten. Ebenfalls in der Zeit der Kolonialherrschaft entsteht die Quito-School-of-Art, deren Mix aus indigener und kolonialer Kunst auch noch heute bekannt ist. (Surtrek 2013) Die Angst der Spanier vor der „Natur“ gestaltet die Städte Bis heute prägt die Kolonialzeit das Bild der Städte Ecuadors. Die Angst der Spanier vor der wilden Natur und dem Bösen und Unbekannten, die sie schon aus dem „alten Europa“ mitbringen, zeigt sich weiterhin, z.B. im geringen Anteil von Grünflächen, Grünzügen und Gärten innerhalb der Städte. Die wichtigen Stadtplätze sind fast komplett gepflastert oder asphaltiert und ohne nennenswerte Vegetation klar strukturiert. Die wenigen Flächen, die dennoch spärlich bewachsen sind, sind die Innenhöfe der Kolonialbauten, die gut gesichert gegen gefährliche Tiere, begrünt werden. Auffällig ist, dass auch in neuen Wohngebieten mit durchaus breiten Straßen und Raum für Stadtbäume, Hecken und Grün, kaum Straßenbegleitgrün existiert. Vermutet werden darf, dass diese seit Jahrhunderten verinnerlichte Angst, verhindert, dass heute neue Gestaltelemente wie Alleen, Baumreihen oder Hecken gepflanzt werden und weder ihre positive Wirkung auf die menschliche Wahrnehmung noch ihre ökologisch-klimatischen Leistungen erkannt werden. (Muñoz de Frank, mündl. 2013) 19 Weitere Inhalte, zur städtebaulichen Entwicklung in Ecuador, werden im Stegreif II „Nature and People act together Ein Workshop in Quito an der Pontificia Universidad Católica del Ecuador (PUCE) in Quito“ erörtert. seine Theorie. (Lateinamerika Zentrum 2013) e.V. Erkämpfte Unabhängigkeit Die Kolonialzeit verläuft keineswegs friedlich. Immer wieder werden Versuche durch südamerikanische Unabhängigkeitsbewegungen unternommen, die spanischen Kolonialherren zu vertreiben, doch viele Versuche scheitern. Erst in der entscheidenden Schlacht am Vulkan Pichincha, wenige Kilometer von Quito, gelingt es unter der Führung von Simon Bolivar, die Spanier zu schlagen. Mit dieser Schlacht wird Ecuador am 24.05.1822 unabhängig, erlangt aber die vollständige Unabhängigkeit erst 1830 als die große Republik Gran Columbia zerfallen war. (Lateinamerika Zentrum e.V. 2013) 1832 besetzt Ecuador die bis dahin unbewohnten Galapagos-Inseln und eignet sie sich dauerhaft an, die etwa 1.000 km westlich von dem südamerikanischen Kontinent entfernt liegen. Mit Charles Darwin wird die Inselwelt wichtigster Kristallisationspunkt für die Evolutionstheorie, denn dort entwickelte er durch Beobachtung von Finkenvarietäten Abb. 09: Mit der Kolonisation werden traditionelle spirituelle Riten mit christlichen Riten verbunden; hier die Darstellung der Weihnachtsnacht am Fuß des Cotopaxi als „naive Malerei“ indigener Künstler, Öl (18x15) (Wolf 2013). 20 Das Hier und Jetzt – der gegenwärtige Zustand Ecuador zählt etwa 13 Mio. Einwohner mit Quito als Hauptstadt. Neben Spanisch als Amtssprache sprechen etwa zwei Millionen Indigene Quechua. Schätzungen zufolge besteht die Bevölkerung aus 45% „Mestizen“ (Mischlinge aus Indigenen und Europäern, die in Ecuador als „neue Rasse“ bezeichnet werden), 35% Indigene, 10% europäischer Abstammung und 10% AfroEcuadorianern. (Lateinamerika Zentrum e.V. 2013) Im Laufe der Kolonialzeit wird die nach wie vor starke Gemeinschaft der indigenen Völker zerschlagen, in dem die Völker in neue politische und ökonomische Strukturen gezwängt werden. Indios werden zu Bauern gemacht und vom sonstigen gesellschaftlich-politischen Leben ausgeschlossen. Erst in der Zeit des Indio-Aufstandes 1990 gelingt es, kulturelle und spirituelle Elemente indianischen Lebens, in die gesamte Gesellschaft zu integrieren. Dieses Erstarken der indigenen Bevölkerungsgruppen hat ebenfalls zu einem kulturellen Aufschwung in Musik, Tanz und Literatur geführt. (Simbaña 2000) Viel wichtiger ist ein struktureller Wandel, der es nun indigenen Bevölkerungsgruppen erlaubt, ihre Tradition zu leben. Dennoch existiert bis heute eine Zweiklassengesellschaft, in der indigene Bevölkerungsgruppen weiterhin unterdrückt werden. Zur Schule gehen zu dürfen, ist in Ecuador ein Privileg, das sich nur besser verdienende Familien leisten können. Nach der Grundschulausbildung in der sechsten Klasse, endet bei den meisten indigenen Bevölkerungsgruppen die Bildung. Eine weiterführende staatliche oder kirchliche Schule können die wenigsten besuchen, da die Eintrittsgebühr oder das Schulgeld zu hoch ist und das anfallende Schulmaterial selbst bezahlt werden muss. Bei privaten Schulen liegen die Gebühren wesentlich höher, weil Klassen mit max. 30, statt 70 - 100 Schülern besetzt sind. Die offizielle Analphabeten-Rate von Kindern und Jugendlichen ist entsprechend hoch und liegt derzeit bei ca. 27%, die inoffizielle Zahl wird weitaus höher geschätzt. Zudem besuchen im Schnitt mehr Jungen als Mädchen Schulen, da Töchter gute Arbeitshilfen im Haushalt sind und eher verheiratet werden. (Ojala e.V. 2013) 21 Abb. 10: La familia del páramo, Totorillas, Chimborazo (Fotoausstellung im Parque Itchimbia in Quito, verändert Winking 2013). 22 4 Wirtschaft schlägt Biodiversitäts-Hotspots hat Einfluss auf die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit. Man spricht in den Tropen von einem „Tageszeitenklima“, da die Tage kühl beginnen, am Mittag die höchste Temperatur erreicht wird und zum Abend wieder abkühlen. Laut INKA e.V. (2013) schwanken die Temperaturen am Tag zwischen 7 und 22°C. Das Land ist grob in drei Klimazonen unterteilt: die Costa, die Sierra, und dem Oriente. Abb. 11: Epiphytisch lebende Arten auf einem Baum. Ecuador ist eines von 17 megadiversen Ländern der Welt. Mit einer Artenvielfalt von 1.640 Vogel-, 345 Reptilien-, 358 Amphibienund ca. 6.000 Schmetterlingsarten ist es, bezogen auf die Landesfläche von gerade einmal 0,2 %, das artenreichste Land der Erde (Ecuador Travel 2013). Dies wird auch bei der bekannten Artenzahl an Gefäßpflanzen deutlich: Von den weltweit etwa 250.000 kartierten Gefäßpflanzen kommen 16.000 Arten in Ecuador vor, das sind 6%. (INKA e.V. 2013) Durch die Nähe zum Äquator gibt es keine Jahreszeiten, einzig die Regenzeit Die Costa, umfasst etwa ein Viertel des Landes, das Klima ist dort ganzjährig tropisch heiß- feucht und ist durch eine Regenzeit von Januar bis April geprägt. Die mittlere Tagestemperatur liegt bei 27 - 30°C mit ca. 1.200 mm mittlerem Jahresniederschlag. Der Norden der Costa wird vom Panamastrom beeinflusst, der etwas kühlere Süden vom Humboldtstrom. Das Klima der Tieflandregenwälder im Oriente zeichnet sich durch eine mittlere jährliche Niederschlagsmenge von ca. 3.000 mm und durchschnittlichen Temperatur von 26° C aus. Der immergrüne Kronenbereich der Bäume liegt auf ungefähr 30 m über Niveau, weswegen sich das meiste Leben hoch oben im Blätterdach abspielt. Die Vielfalt an Baumarten liegt in der Provinz 23 Esmeraldas, an der Costa, bei 100 bis 120 Baumarten pro Hektar, im Oriente liegt diese bei 200 bis 240 Baumarten. Zum Vergleich: In Deutschland kommen insgesamt nur ca. 150 Baumarten vor. Die Epiphytendichte, die Dichte an Aufsitzerpflanzen, ist dagegen im Nordwesten Ecuadors höher. Botaniker fanden auf 0,1 Hektar 127 Epiphytenarten, im Oriente wurden auf einem Hektar „nur“ 172 Epiphytenarten bestimmt. (INKA e.V. 2013) In den niedrigen Bergregenwäldern zwischen 700 bis 2.500 Meter wachsen ebenfalls viele Epiphyten, v.a. Orchideen, Bromelien, Moose und Flechten, die auf Bäumen, Sträuchern und auf Felsen wachsen. (INKA e.V. 2013) Die Sierra ist das gemäßigte Hochland Ecuadors. Die Lufttemperatur erreicht am Tag ca. 20°C, nachts kann sie bis zum Gefrierpunkt absinken. Der mittlere Jahresniederschlag liegt bei ca. 1.000 mm. Im Nebelwald, ab einer Höhe von 2.500 bis ungefähr 3.500 Meter, finden sich als potentielle natürliche Vegetation (pnV) niedrige Gehölze, viele Moose und Flechten. Der ursprüngliche Nebelwald wird aber überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Der aus Australien stammende Eukalyptus wird seit 1860 zur Holzproduktion genutzt und degradiert die Böden nach spätestens drei Wuchsperioden. Eine ebenfalls eingeschleppte Kiefernart degradiert die Böden zusätzlich. Im Kontrast dazu steht die Vegetation der Anden. Ab einer Höhe von 3.400 bis 4.000 Metern ist die Vegetation durch eine tropisch-alpine, baumlose Gras- und Heidelandschaft geprägt. Ab einer Höhe von ca. 4.000 bis 4.500 Metern Höhe lassen sich Polsterpflanzen und größere Rosettenpflanzen, sowie niedrige Büsche, finden. Ab einer Höhe von 4.500 Meter sind selbst am Äquator keine Pflanzen mehr zu finden, da die durchschnittliche Nachttemperatur unter 0°C fällt. (INKA e.V. 2013) Ecuador besitzt derzeit elf Nationalparke. Der bereits 1979 gegründete und größte ist der Yasuní Nationalpark im Amazonas Regenwald, bedroht durch die geplante und in Teilen bereits genehmigte Ölförderung. Mit ca. 9.800km² ist dieser größer als der Nationalpark Galapagos (ca. 8.000 km²). Ein andiner Lebensraum, der Cotopaxi Nationalpark, ist ein Nationalpark, in dem die an die extremen Bedingungen angepassten Tier- und Pflanzenarten geschützt sind. Weiterhin gibt es in Ecuador neun ökologische und vier biologische Reservate. Ein geobotanisches Reservat und zehn Gebiete für wild lebende Tiere werden 24 ebenfalls durch die Regierung geschützt. (Wikipedia 2013) Materialien, die über den Reichtum der Natur und die Schönheit der Region informieren, Abb. 12: Einzige aufgefundene Karte des Nationalparks Cotopaxi (Rauschenbach 2014). die die Schutzwürdigkeit des Nationalparks und seiner Biodiversität zeigen, gibt es nicht, auch nicht im Nationalparkzentrum, so dass die Besucher, Gäste und vor allem die zahlreichen ausländischen Touristen keine bis kaum – in jedem Fall nur rudimentäres Wissen über die Natur erhalten können. Das Dilemma im Amazonas-Regenwald Im Yasuní Nationalpark im AmazonasGebiet ist die Rettung des Regenwaldes gescheitert. Der im Jahr 2007 gewählte Präsident Ecuadors Rafael Correa, hatte sich als eine seiner ersten Amtshandlungen das Ziel gesetzt, Umweltschutz als Staatsziel in die Verfassung aufzunehmen. Das hieße, dass die gigantischen Ölvorkommen im Amazonas-Regenwald für die ölfördernden Unternehmen unantastbar gewesen wären. Etwa 900 Mio. Barrel Erdöl sind nach Berechnungen unter den Wurzeln des Regenwaldes entstanden. Correas Plan sah vor, falls, wenn die Hälfte des erwarteten Einkommens durch Erdöl über die internationale Staatengemeinschaft kompensiert würde, von einer Erschließung des Regenwaldes abgesehen würde (Life Forestry Group 2013), um die einzigartige biologische Vielfalt dieser Region zu erhalten und die Heimat zweier indigener Völker zu sichern. Nach drei Jahren Vorbereitung war es am 3. August 2010 soweit. Die ecuadorianische Regierung und das UN-Entwicklungsprogramm haben den Vertrag für die Gründung des Yasuní-ITTTreuhandfonds unterzeichnet (ITT: Name des Erdölfelds Ishpingo-TambocochaTiputini). 25 Durch diesen Treuhandfond werden insgesamt 410 Milliarden Tonnen CO2 eingespart, sowie ein einzigartiger Lebensraum für Mensch, Tier- und Pflanzenwelt erhalten. (Life Forestry Group 2013) Weiterhin sollte mit dieser Schutzmaßnahme gezeigt werden, dass der Schutz weit über das im KyotoProtokoll vereinbarte Maß hinausgehen und richtungsweisend für andere Nationen sein kann. Dieser Rettungsplan ist im August 2013 jedoch gescheitert. Ecuador will nicht auf die ertragreichen Ölbohrungen verzichten und dringt seitdem stark in den Yasuní Nationalpark ein, da von den geforderten 3,6 Milliarden Dollar bis dato gerade einmal 10 Mio. auf dem ecuadorianischen Konto eingegangen sind. „Die Welt hat uns im Stich gelassen“, so die Worte von Rafael Correa, als er sich der zu seiner Entscheidung äußert. (Zeit Online 2013) Es ist also nur eine Frage der Zeit bis die Ölbohrungen dieses, durch die UNESCO ausgezeichnete, einzigartige Stück Natur, ein Welterbe wie die Stadt Quito selbst, zerstören werden. Nach erfolgter Ausbeutung wird sich dieses empfindliche Ökosystem nie mehr erholen, denn es ist unwiederbringlich zerstört. So sind im Nordosten Ecuadors heute noch Spuren einer extensiven Ölförderung zu sehen, die bereits vor 20 Jahren eingestellt wurde. Reste der ca. 600 offen gelassenen Gruben verseuchen das Grundwasser mit Öl und Schwermetallen weiter und dauerhaft. (Life Forestry Group 2013) Zudem zerstört die Ölindustrie nicht nur einzigartige Natur. In den indigenen Völkern, die durch die Ölindustrie „gekauft“ werden, verbreitet sich Neid, Korruption und Alkoholismus. Eine gewachsene Gesellschaft wird zerstört, mit gesellschaftlich-sozialen Schäden und gleichfalls unabsehbaren Folgen. Nicht nur Öl: weitere zweige in Ecuador Wirtschafts- Der dominierende Wirtschaftssektor Ecuadors ist die Erdölindustrie. 2012 beträgt die Erdölförderung 184 Mio. Barrel, ca. 70% werden exportiert. Der zweitstärkste Sektor ist mit ca. 10% die Bauindustrie und Land- und Forstwirtschaft tragen ca. 7% zum Bruttoinlandsprodukt des Landes bei. (Auswärtiges Amt 2013) Zwei Drittel der holzwirtschaftlich genutzten Flächen liegen im Amazonasgebiet, sowie den Regionen im Esmeraldas-Gebiet. Das mitten in den „Hot Spots“ der Biodiversität heranwachsende Holz wird zu Pressspan- 26 platten aus Eukalyptus- und Kiefernholz verarbeitet. Auch leicht zu verarbeitendes Pinienholz aus dem andinen Raum wird angebaut. Eukalyptus Plantagen umfassen im Jahr 2000 ca. 81.000 Hektar, auf weiteren 66.000 Hektar werden Kiefern gepflanzt. Neben der Holzwirtschaft wird die Fläche in der Provinz Esmeraldas durch Palmölplantagen bestimmt, um Speiseöle und Biokraftstoffe zu produzieren, ergänzt von Plantagen für Gummi- und Balsaholz, die zusammen ca. 20.000 Hektar benötigen. Jedes Jahr kommen schätzungsweise 3.500 Hektar Plantagenfläche dazu. (INKA e.V. 2013) Abb. 13: Shrimpsfarmen an der Küste (Biorama 2014). Diese „Landnahme“ hält ungebremst an. Seit der Kolonialzeit werden in Ecuador im Küstenbereich Zuckerrohr, Bananen und Kakao angebaut. Im Laufe der Zeit sind Tabak-, Baumwoll- und Obstplantagen, größtenteils Mango und Maracuja, entstanden, aber auch Tee, Bohnen, Kartoffeln und Mais werden in großen Mengen angebaut. (INKA e.V. 2013) In den empfindlichen Bereichen, wo Meer und Land aufeinander treffen, in den Mangroven, finden sich mittlerweile große Shrimpsfarmen, die gleichfalls zerstörerische Wirkung auf die Natur haben. Mangroven sind das marine Gegenstück der Regenwälder, dort befindet sich die Kinderstube von vielen Fisch-, Krebs- und Garnelenarten. Der extreme Lebensraum aus Ebbe und Flut, Salz- und Brackwasser wird durch die Erweiterung der Farmen immer weiter verdrängt. Ecuador ist der viertgrößte Exporteur von Shrimps. Den Fischern, die vom traditionellen Shrimps- bzw. Fischfang leben, wird die Lebensgrundlage zerstört. (INKA e.V. 2013) Auswirkungen für die Natur sind verheerend: durch Fütterung, Einsatz von Chemie gegen Krankheiten und eine erhöhte Schadstoffbelastung der Gewässer durch Exkremente werden diese sensiblen Lebensräume zerstört. (BpB 2008) 27 Abb. 14: Sekundärregenwald 28 5 Ecuador - ein Land von widersprüchlicher Schönheit Ecuador ist ein Land voller verschiedener Facetten und wohl das (noch) artenreichste Land der Welt. Doch durch die intensive Ausbeutung des Menschen sind viele Teile des Landes, Lebensräume und die ursprüngliche Natur stark bedroht. Noch fehlen Strategien nachhaltigen Wirtschaftens, die ein Miteinander von gesellschaftlichen Interessen, individuellen Wünschen, sozialen Anforderungen und den potenziellen und wieder herstellbaren Leistungen und Funktionen der Natur ermöglichen (vgl. dazu Nationale Nachhaltigkeitsstrategie (Bundesregierung 2011) und (Rat für Nachhaltige Entwicklung 2013). Dennoch bestimmen nicht nur die wirtschaftlichen Belange die Entwicklung eines Landes. Langfristig ist es unumgänglich auf die natürliche und kulturelle Vielfalt zu achten und diese zu akzeptieren. Erst dann wird auch ihre Sicherung und Weiterentwicklung für das gemeinsame Miteinander der ecuadorianischen Bevölkerung möglich. Denn auch Armutsbekämpfung darf nicht durch die Förderung von Erdöl auf Kosten indigener Bevölkerungsgruppen erkauft werden. Zudem ist und bleibt der Schutz des Amazonas-Regenwaldes als „Klimakammer“ der Erde eine internationale Aufgabe, für die Ecuador internationaler Hilfe bedarf und diese auch beanspruchen kann. Viele Menschen der bildungsschwachen Länder beuten ihr Land und sich selbst aus. Um zu überleben, wird jede nur denkbare Ressource genutzt, ohne die möglichen Folgen bedenken zu können. Der Sprung aus der Armut gelingt aber nur, wenn das Land und seine Bevölkerung den dafür notwendigen Bildungsstand erreicht. Da diese Länder meist nicht in der Lage sind, ihr Bildungssystem derart zu verändern bzw. zu verbessern, um es allen Bevölkerungsschichten möglich zu machen einen gewissen Bildungsgrad zu erreichen, muss Hilfe gewährt werden, sei es durch die Finanzierung des Schulmaterials, der Einrichtung von Schulen und der Unterstützung bei der Einrichtung eines funktionierenden Bildungssystems. Durch die Bildung und den daraus resultierenden beruflichen Möglichkeiten, steigt – so das Ziel - die Akzeptanz für Natur und Umwelt, wodurch sich wiederum der Naturschutz nachhaltig etablieren kann. Zudem werden sich andere Wirtschaftsfelder eröffnen, so dass die Ausbeutung der vorhandenen Ressourcen wie Öl oder Edelmetalle und seltene Erden nicht mehr ausschließlich die Wirtschaftsleistung des Landes bestimmen werden. 29 Durch die Förderung von Öko- bzw. Sanftem Tourismus können ergänzend notwendige Einnahmen erzielt werden, dessen Anteil am BIP in Ecuador bislang äußerst gering ist. Die Bereitschaft von Touristen mehr Geld in einen Urlaub zu investieren, um dafür intakte Ökosysteme erleben zu können, ist in den letzten Jahren gestiegen. Dabei spielt die Ausbildung von Guides eine wesentliche Rolle, da der Transport von Wissen die notwendige Akzeptanz für diese besonderen Lebensräume liefert. Hierzu existieren in afrikanischen, aber auch in madagassischen und malaiischen Nationalparks sehr gute Vorbilder, die durchaus übertragbar sind (Rangerausbildung, Bewachung, Betreuung und Begleitung von Gästen, Bewirtschaftung von Lodges und Camps in Nationalparks oder deren Randzonen u.a.m.) Indigene Bevölkerungsgruppen stellen mit ihrem Wissen über Natur, Kultur und Traditionen, z. B. bei der medizinischen Nutzung von Pflanzen und Tieren die gesuchte Zielgruppe dar, um aus der Abwärtsspirale „Öl“ zu entkommen. Wer die Möglichkeit hat sich und die Familie mit alternativen Einkommensmöglichkeiten zu ernähren, ist dazu in der Lage, ein Leben zu führen, dass nicht zu Lasten der Umwelt gelebt wird. Abb. 15: Auf dem Weg zum Markt in Saquisilí. 30 31 Abb. 16: Blick in die Hochebene des Cotopaxi Nationalpark. 32 6 Quellen Literaturquellen: Bundesregierung (2011): Nationale Nachhaltigkeitsstrategie - Forschungsbericht 2012. Silber Druck: Niestetal. FAZ, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (2013): Das wollene Imperium. - Ausgabe Nr. 40 vom 06.10.2013. S. 72-75. Rat für Nachhaltige Entwicklung (2013): Sustainability – Made in Germany. Druckerei Lokay: Berlin. Internetquellen: Auswärtiges Amt (2013): Wirtschaft. - <http://www.auswaertiges-amt.de/DE/ Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/Ecuador/Wirtschaft_node.html>, abgerufen am 28.12.2013. Beck, H.-M. (2013): Die Geschichte der Inkas. - <http://www.inka-world.com/diegeschichte-der-inka.html>, abgerufen am 28.12.2013. 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Wolf, A. (2013): Mit der Kolonisation werden traditionelle spirituelle Riten mit christlichen Riten verbunden; hier die Darstellung der Weihnachtsnacht am Fuß des Cotopaxi als „naive Malerei“ indigener Künstler, Öl (18x15). Fotoausstellung im Parque Itchimbia in Quito, verändert Winking (2013): La familia del páramo, Totorillas, Chimborazo.