Frohe Ostern! Die Zukunft des Feldhasen ungewiss. Das kuschelige Felltierchen steht auf der Liste der bedrohten Tierarten, weil ihm die Verstädterung zunehmend den Lebensraum raubt. So schade. Hase ist einfach Sympathieträger. Er hoppelt so durchs Leben und widmet sich seinen Leidenschaften. Allen voran: Rammeln, daher auch sein Zweitname. In entschlossener Polygamie rammelt er sich durch den Alltag, schaut mal bei dieser oder jener Häsin vorbei und verteilt vergnügt sein Erbgut. Dagegen ist nichts einzuwenden, Tiere dürfen das. Der Hase ist unschuldig. Einmal jährlich allerdings, am Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond, beschmutzt der Mensch die weiße Weste von Meister Lampe. Er zaubert ihn an den Löffeln aus dem Hut und macht den unschuldigen Hasen ungeniert zum Delinquenten. Er macht ihn zum Dieb. Und Diebstahl ist in Deutschland nicht erlaubt, man kann es im Paragraphen 242 des Strafgesetzbuchs nachlesen. Und streng genommen ist Hühnereiklau Diebstahl. Der arme Hase. Als Osterhase verballhornt, flitzt er durch die Gärten und versteckt sein Diebesgut. Und das nur, weil er eben so gerne rammelt und deshalb als Fruchtbarkeitssymbol gilt. Unter diesem Aspekt könnte man auch andere Eierverteiler finden. Mir fallen da spontan menschliche Beispiele ein, die dieses Hobby ausgelassen praktizieren. Ich denke an einen Ex-Tennisprofi oder an Lothar Matthäus, die sind ja auch irgendwie Fruchtbarkeitssymbole. Warum nicht mal ein Osterboris? Kann ich Ihnen sagen: Weil der sich lautstark wehren kann und sofort seine Anwälte einschalten würde. Mit einem durch den Garten hoppelnden, Eier versteckenden Rotschopf wird es leider nichts. Auch das Huhn, also streng genommen der Eierproduzent selbst, scheidet als Osterhase aus. Hier scheitert es an der Glaubwürdigkeit. Es muss für das Huhn schon schwierig genug gewesen sein, als es vor wenigen Jahren seine Käfighaltung aufgeben musste. Nach dem Motto „klein, aber mein“, lebte es ja bis dahin in einer Art Home-Office und konnte seinen Job gemütlich von zu Hause aus erledigen, bis die Gesetzgebung eine Bodenhaltung vorschrieb. Jetzt hackt es sich durchs Gedränge und versucht, die notwendige Ordnung zu schaffen. Es nun zusätzlich auch noch dem Tageslicht auszusetzen, wäre grausam. Damit käme so ein Huhn sicher nicht klar. Außerdem müsste es seine „Brut“ irgendwo ablegen, was so einen faden Babyklappen-Beigeschmack mit sich bringen würde. Bleibt wohl dann doch der Hase. Wenigstens kann er bei seinem Job direkt mal nach neuen Häsinnen Ausschau halten. So der Abwechslung halber. Und jetzt ein Ratschlag an Eltern mit kleinen Kindern: Vergessen Sie, was Sie gerade gelesen haben! Dann kommen Sie auch nicht in die Bredouille, wenn die Frage kommt: „Mama, warum ist es denn der Hase, der die Eier verteilt?“, und Sie sich dann winden müssen: „Das frag mal Papa, der kennt sich mit sowas besser aus.“