Lösungen zum 12. Aufgabenblatt zur Vorlesung Mathematik für Informatiker III (Frank Hoffmann) 1. Codiertes Betrachten Sie über dem Körper linearen Codes: 1 0 0 1 0 0 G= 1 1 1 0 0 1 F3 die folgende Generatormatrix eines 0 0 1 0 1 1 Bestimmen Sie die zugehörige Checkmatrix. Wie kann man mittels Checkmatrix den Minimalabstand d(C) bestimmen? Tun Sie dies! Was heißt das für die Fähigkeit dieses Codes zur Fehlerkorrektur und zur Fehlererkennung? Wieviele Codewörter hat eigentlich dieser Code und warum? Ist er perfekt? Lösung: Die Generatormatrix ist in Standardform, damit ergibt sich für die Checkmatrix H ∈ M (3 × 6, F3 ): 2 2 0 1 0 0 H= 2 0 2 0 1 0 0 2 2 0 0 1 Die Güte d(C) des dazugehörenden Codes ist die Minimalanzahl linear abhängiger Spalten in der Prüfmatrix.Da keine Spalte Vielfaches einer anderen Spalte ist, ist d(C) mindestens 3 und tatsächlich sind die 1.,4, und 5. Spalte linear abhängig. Damit ist der Code 1-fehlerkorrigierend. Die Generatormatrix ist vom Format 6 × 3 und bildet damit injektiv den F33 in den F63 ab. Das Bild sind die 27 Codewörter. Wenn der Code 1-perfekt sein soll, müssen die Kugeln mit Radius 1 um die Codewörter den ganzen Vektorraum ausschöpfen. Jede dieser Kugeln hat das Volumen 1 + 6 · 2 = 13.Aber 27 · 13 < 36 und damit ist der Code nicht perfekt. 2. Mengen–Algebra (a) Beweisen Sie, dass jede endliche σ–Algebra eine gerade Anzahl von Ereignissen hat. (b) Kann es eine solche Algebra mit genau 6 Ereignissen geben? Begründung! Lösung: Da σ–Algebren abgeschlossen gegen Komplementbildung sind, gehört mit jedem Ereignis A auch Ac zur σ–Algebra. Da für verschiedene Ereignisse A, B auch die Komplimente Ac und B c verschieden sind, bildet die Menge der Paare {A, Ac } eine Partition der σ–Algebra. 3. Kann es eine solche Algebra mit genau 6 Ereignissen geben? Begründung! Lösung: Nein. Angenommen die σ–Algebra F hätte genau 6 paarweise verschiedene Elemente:F = {∅, Ω, A, Ac , B, B c }. Fall 1: Die Ereignisse B ∩ A und B ∩ Ac sind beide nichtleer. Dann kann es nicht sein, dass sowohl B ∩ A echte Teilmenge von A als auch B ∩ Ac echte Teilmenge von Ac ist, weil dann B ∩ A ein neues nichtleeres Ereignis ist, was zu F gehören müsste, es aber nicht tut. Also muss A echte Teilmenge von B sein. Dies kann aber auch nicht sein, denn dann ist B \ A nicht in F. Fall 2: Sei o.B.d.A. B ∩A leer. Damit ist B echte Teilmenge von Ac und der Widerspruch besteht darin, dass Ac \ B nicht in F liegt. 4. Ziehen ohne Zurücklegen und eine Skataufgabe (a) Aus einer Kiste mit N Kugeln, davon w weiße und s schwarze mit w + s = N , werden gleichzeitig (!) n Kugeln gezogen. Was ist die Wahrscheinlichkeit P rk , dass davon genau k weiß sind? Die Elementarereignisse sind also n–elementige (ungeordnete) Mengen, die wir als gleichverteilt annehmen. Hinweis: Die Zahlen P rk heißen hypergeometrische Verteilung auf {0, . . . , n}. w Lösung: Es gibt genau k Möglichkeiten, welche der weißen Kugeln gezogen s Möglichkeiten wurden. Jede dieser Möglichkeiten kann man mit jeder der n−k kombinieren welche der schwarzen Kugeln erwischt wurden. Insgesamt gibt es N n n-elementige Teilmengen. Also ist: w s k · n−k P rk = N n (b) Analysieren Sie die Wahrscheinlichkeit, dass beim Skat jeder der 3 Spieler genau ein Ass bekommt, also im Skatdas 4. liegt. Ass 12 22 · · Lösung: Es gibt insgesamt 32 10 viele verschiedene Kartenverteilungen. 10 10 Die gesuchten günstigen Ereignisse werden dadurch beschrieben, dass man zählt • welche 3 Asse (als Menge) bekommen die Spieler • wer bekommt welches der 3 Asse • Verteilungen von 27 der restlichen 28 Nichtasskarten auf die Spieler Diese Anzahlen müssen multipliziert werden und das ergibt 4 28 19 10 · 3! · · · 3 9 9 9 Teilt man günstige durch alle Fälle so erhält man als Wahrscheinlichkeit rund 0.0278 5. False Positives Ein Krebstest liefert bei 96% der Untersuchten ein positives Ergebnis, falls diese tatsächlich Krebs haben, bei 94% ein negatives Ergebnis, falls diese keinen Krebs haben. Bei einem Patienten XYZ, in dessen Altersgruppe 0.5% aller Patienten Krebs haben, verläuft der Test positiv. Frage: Was ist die Wahrscheinlichkeit, dass er tatsächlich Krebs hat? Lösung: Sei K das Ereignis “Patient hat Krebs” und T das Ergeignis “Test positiv”. Wir nehmen an, die Ereignisse sind unabhängig. Gesucht ist P r(K|T ). P r(K|T ) = P r(K ∩ T ) P r(K ∩ T ) = = P r(T ) P r(T |K)P r(K) + P r(T |K c )P r(K c ) 0.005 · 0.96 = 0.074 0.005 · 0.96 + 0.995 · 0.06 Fazit, um eine seltene krankheit zuverlässig zu erkennen, darf ein Test nur sehr wenige false positives haben. = 6. Unabhängigkeit Zwei faire Würfel werden gleichzeitg gespielt. Wir betrachten die 3 Ereignisse A1 = Der erste Würfel zeigt eine ungerade Augenzahl. A2 = Der zweite Würfel zeigt eine ungerade Augenzahl. A3 = Die Augensumme der zwei Würfel ist ungerade. Untersuchen Sie diese Ereignisse auf paarweise bzw. auf totale Unabhängigkeit! Lösung: Man zählt leicht nach, dass P r(A1 ) = P r(A2 ) = P r(A3 ) = 0.5. Wegen P r(A1 ∩ A2 ) = 0.25, P r(A1 ∩ A3 ) = 0.25 = P r(A2 ∩ A3 ). Schließlich ist P r(A1 ∩ A2 ∩ A3 ) = 0, denn die Summe zweier ungeraden Zahlen ist gerade. Die Ereignisse sind also paarweise unabhängig, jedoch nicht als Tripel. 7. Unwahrscheinlich (2+2 Punkte) (a) Sei P ein 0–1–String der Länge k. Zeigen Sie, dass die Wahrscheinlichkeit, dass P in einem zufälligen 0–1–String der Länge n nicht als Teilstring vorkommt, mit wachsendem n gegen 0 geht. Lösung: Wir teilen den String S der Länge n in m = bn/kc disjunkte Teilstrings der Länge k. Wir zeigen , dass mit wachsendem n die Wahrscheinlichkeit, dass eines dieser m Stücke der String P ist, gegen 1 geht. Dazu ist es ausreichend zu zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass keiner der m Stücke das P ist mit wachsendem n gegen 0 geht. Letztere ist (1 − 21k )m und geht tatsächlich gegen 0, da (1 − 21k )1/k eine Zahl x < 1 ist und xn → 0 für n → ∞. Nun muss man sich nur noch überlegen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass P an mindestens einer der m Stellen vorkommt kleiner gleich ist der Wahrscheinlichkeit, dass P irgendwo vorkommt. Diese geht also mit wachsendem n auch gegen 1 und damit die Komplementärwahrscheinlichkeit (P kommt nirgendwo vor) gegen 0. (b) Wie Sie wissen, gilt in einem Wahrscheinlichkeitsraum für eine aufsteigende Folge A0 ⊆ A1 ⊆ . . . von Ereignissen, dass P r(∪∞ n=0 An ) = limn→∞ P r(An ). Geben Sie einen darauf basierenden formalen Beweis für die folgende Aussage: Gegeben seien 2 faire unterscheidbare Würfel. Die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer beliebig langen Folge von Würfen nie 2 Sechsen geworfen werden, ist gleich Null. Lösung: Sei An das Ereignis, dass bei den ersten n Würfen eine Doppelsechs dabei ist. Offensichtlich ist An ⊂ An+1 für alle n und P r(An ) = 1 − (35/36)n . n Wegen P r(∪∞ n=0 An ) = limn→∞ P r(An ) = limn→∞ 1 − (35/36) = 1 folgt, dass das Komplementärereignis von P r(∪∞ n=0 An ) die Wahrscheinlichkeit 0 hat. Aber das ist genau das Ereignis, dass nie eine Doppelsechs fällt.