1 Tina Westphal Massage als Möglichkeit der Entspannung im Sportunterricht - eine Hinführung in einer 1. Grundschulklasse. Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung S. 1 2. Theoretische Grundlagen 2.1. Entspannung 2.1.1. Begriffsbestimmung / Bedeutung für den Menschen 2.1.2 Verschiedene Entspannungsverfahren 2.1.3 Entspannung mit Kindern 2.1.3.1. Brauchen Kinder Entspannung? 2.1.3.2. Auswirkung von Entspannung auf Kinder 2.1.3.3. Für Kinder geeignete Entspannungsverfahren 2.1.3.4. Entspannungsübungen im Grundschulsport 2.2. Massage als Möglichkeit der Entspannung 2.2.1. Begriffsbestimmung „Massage” 2.2.2. Auswirkungen von Massage 2.2.2.1. Physiologische Auswirkungen von Massage 2.2.2.2. Psychologische Auswirkungen von Massage 2.2.3. Grundsätze zur Durchführung von Massagen 2.2.4. Massage mit Kindern 2.2.4.1. Warum Massage mit Kindern? 2.2.4.2. Zur Umsetzung in die Praxis S. 13 S. 14 3. Zur Planung der Unterrichtseinheit 3.1. Klassensituation / Lernausgangslage 3.2. Didaktische Vorüberlegungen und Entscheidungen 3.3. Lehr- und Lernziele 3.4. Methodische Vorüberlegungen und Entscheidungen 3.5. Gliederung / Ablauf der Unterrichtseinheit S. 16 S. 18 S. 21 S. 22 S. 26 S. 3 S. 4 S. 5 S. 5 S. 7 S. 8 S. 10 S. 10 S. 11 S. 11 4. Dokumentation des Verlaufs der Unterrichtseinheit 4.1. Erste Stunde der Einheit: „Partner- / Vertrauensübungen / erste Massage” 4.1.1. Methodische Vorüberlegungen / Ziele S. 27 4.1.2. Geplanter Stundenverlauf S. 30 4.1.3. Unterrichtsverlauf und -auswertung S. 30 4.2. Zweite Stunde: „Kooperative Spielformen / Massagegeschichte” 4.2.1. Unterrichtsverlauf und -auswertung S. 33 4.3. Dritte Stunde: „Massage mittels eines Mediums” 4.3.1. Unterrichtsverlauf und -auswertung S. 35 4.4. Vierte Stunde: „Ort und Art der Massage frei gewählt” 4.4.1. Methodische Vorüberlegungen / Ziele S. 37 2 4.4.2. Geplanter Stundenverlauf S. 41 4.4.3. Unterrichtsverlauf und -auswertung S. 41 4.5. Fünfte Stunde: „Zeitpunkt, Dauer und Art der Massage frei gewählt” 4.5.1. Unterrichtsverlauf und -auswertung S. 45 4.6. Sechste Stunde: „Herstellung und Erprobung eines Massageballs“ 4.6.1. Unterrichtsverlauf und -auswertung S. 48 5. Reflexion der Unterrichtseinheit S. 50 6. Literaturverzeichnis / Musikangabe S. 54 Anhang 1. Einleitung Schon seit mehreren Jahren beschäftige ich mich mit der Thematik „Entspannung“ und hierbei vor allem mit dem Bereich der Massagen. Durch meine Ausbildung zur Gymnastiklehrerin, meine langjährige Übungsleitertätigkeit (Kinder- und Erwachsenengruppen in verschiedenen Vereinen) und meine Tätigkeit als Referentin beim Deutschen Turnerbund (Forum „50 plus“ / Angebote für Ältere) konnte ich zahlreiche praktische Erfahrungen zu diesem Themenbereich sammeln. Diese Erfahrungen beziehen sich jedoch hauptsächlich auf den Erwachsenenbereich. Zwar habe ich auch schon mit einigen Kindergruppen Entspannungsübungen durchgeführt, doch waren dies Vereinsgruppen und bestanden ausschließlich aus Mädchen. Wie nun aber Jungen sich auf derartige Übungen einlassen, konnte ich bisher nicht erfahren. Deshalb interessiert es mich in besonderem Maße, wie eine geschlechtlich gemischte, relativ große Gruppe (26 Kinder), nämlich eine 1. Grundschulklasse, diese Thematik annehmen wird. Das Thema „Entspannung“ gewinnt in unserer schnelllebigen Zeit und oft leistungsorientierten Umwelt des Menschen (auch des Kindes) immer mehr an Bedeutung. Der Begriff „Wellness“ prägt zur Zeit die Medienlandschaft, in Vereinen und Fitnessstudios werden z.B. „Feldenkrais-“ und „Qi-Gong-Kurse“ angeboten, Entspannungsverfahren aller Art gewinnen vermehrt an Bedeutung. In meiner Arbeit mit Erwachsenen konnte ich beobachten, dass Entspannungsangebote dankbar angenommen und auch gefordert werden. Es fällt jedoch vielen schwer, sich „fallen zu lassen“, der Spannung nachzugeben und somit zur Entspannung zu gelangen. Hier könnte eine möglichst frühe Konfrontation (bereits im Kindesalter) mit derartigen Übungen eventuell von Nutzen sein. Auch für Kinder haben Stresssituationen in Kindergarten, Schule und / oder privatem Umfeld zugenommen (Stichwort „Veränderte Kindheit“). So ist es kaum verwunderlich, dass vermehrt Fachleute aus Pädagogik und Wissenschaft die Durchführung von Entspannungsübungen bereits im Kindesalter empfehlen. Die Entspannungsliteratur auch für die Arbeit mit Kindern „boomt“ geradezu (vgl. Erscheinungsjahre (!) der angegebenen Literatur, S. 54 ff.). Gerade auch die (Grund-) Schulen werden zunehmend aufgefordert, derartige Angebote vermehrt in den Schulalltag zu integrieren (z.B. Projekt „Bewegte Schule - Lernen mit Kopf, Herz und Hand“ des Nds. KM und der Techniker Krankenkasse). Aufgrund meiner eigenen positiven Erfahrungen mit Entspannungsübungen möchte ich in der im Folgenden dokumentierten Einheit versuchen, die von mir im Fach Sport unterrichtete 1. Grundschulklasse an die Entspannungsthematik, und hierbei speziell den Bereich „Massage“, heranzuführen. Die Beantwortung der Fragestellung, ob und in welcher Form dieses möglich, erfolgreich und sinnvoll ist, soll das Ziel dieser Arbeit sein. 3 Nach einem Theorieteil, der die Begriffe „Entspannung“ und „Massage“ definiert und Grundsätze für die Praxis, auch speziell für die Arbeit mit Kindern, aufzeigt, folgen die Vorstellung der Lerngruppe, die Darstellung der von mir getroffenen didaktischen und methodischen Vorüberlegungen zur gesamten Einheit und eine kurze Übersicht über ihren Verlauf. Im Anschluss folgt die Dokumentation und Auswertung der einzelnen Unterrichtsstunden, am Ende steht eine Gesamtreflexion, in der die gesammelten Beobachtungen und Erfahrungen zusammengefasst werden, um die obige Fragestellung zu beantworten. Der Anhang enthält die Texte der Massagegeschichten (der ersten und zweiten Stunde der Einheit) sowie Fotos, die eine zusätzliche Dokumentation der einzelnen Stunden darstellen. Ich bin gespannt, wie die Kinder das Angebot dieser Einheit (die verschiedenen Massageformen), das ich selbst für sehr wichtig (und angenehm) halte, annehmen werden. 2. Theoretische Grundlagen 2.1. Entspannung 2.1.1. Begriffsbestimmung / Bedeutung für den Menschen Ein Wechsel von Anspannung und Entspannung ist in der Natur ein gängiges Prinzip. In allen organismischen Systemen sind diese wechselnden Phasen zwischen erhöhter und verminderter Aktivität, zwischen Anspannung und Lockerung, Systole und Diastole vorzufinden (z.B. Herztätigkeit, Atemsystem). Entscheidend für die Funktionstüchtigkeit eines Organsystems ist die Balance des Wechsels dieser beiden Phasen (vgl. Vaitl / Petermann 1993, S. 15). Eine entscheidende Rolle bei diesen Vorgängen spielt das vegetative Nervensystem. Dieses ist in die beiden Untersysteme des Sympathikus und des Parasympathikus unterteilt, welche gleichzeitig aktiv sind, aber eine meist gegensätzliche Wirkung auf die von ihnen beeinflussten Organe haben. Während bei einer Dominanz des Sympathikus der Organismus eher auf Aktivität und Leistung ausgerichtet ist, was zu einer Beschleunigung der Herz- und Atemfrequenz sowie einer Erhöhung von Blutdruck und Stoffwechsel führt, wird der Organismus bei einer Dominanz des Parasympathikus eher auf Erholung und den Aufbau von Reserven ausgerichtet, was zu einer Verlangsamung der Herz- und Atemfrequenz sowie einer Absenkung von Blutdruck und Stoffwechsel führt (vgl. Friebel 1998, S. 16). Das menschliche Leben besteht aus vielerlei Phasen erhöhter Anspannung, sowohl in körperlicher als auch in geistiger Hinsicht. Der Mensch benötigt zwar ein gewisses Maß an Stress, den aktivierenden, auch Eu-Stress genannten, um aktiv und lebensfähig zu bleiben. Häufig wird die Belastung jedoch zur Überlastung, auch Negativ- oder Dis-Stress genannt (vgl. Jaschiniok 1996, S. 7). Wenn nun in der heute schnelllebigen Zeit keine ausreichenden Erholungsmöglichkeiten und Phasen der Ruhe als Ausgleich gegeben sind, reagiert der menschliche Organismus häufig mit Funktionsstörungen, wie z.B. muskulären Verspannungen, höherer Herzfrequenz, Schwächung des Immunsystems. Hierbei ist ein enger Bezug zwischen Physis und Psyche festzustellen, und diese Verbindung zwischen Stress- und Entspannungsreaktionen von Körper und Psyche „wirkt offensichtlich in beiden Richtungen: Psychischer Stress führt zu körperlichen Reaktionen; körperliche Entspannung führt zu einer Beruhigung des Geistes.” (Friebel, 1998, S. 17) Entspannung bewirkt u.a. eine Herabsetzung des Muskeltonus, eine tiefere Atmung, eine Verlangsamung der Herzfrequenz, trägt ganz allgemein zum Wohlbefinden des Menschen bei 4 (vgl. Jaschiniok 1996, S. 11) und ist somit sowohl als Prophylaxe vor belastenden Situationen als auch als Möglichkeit des Zur-Ruhe-Kommens in akuter Stresssituation geeignet. 2.1.2. Verschiedene Entspannungsverfahren Die wohltuenden Auswirkungen von Entspannung auf den menschlichen Organismus sind seit jeher bekannt: „Das angeborene Wissen um die Notwendigkeit von Entspannung und Ruhe hat in allen Kulturepochen und Bevölkerungsgruppen zur Entwicklung von Praktiken geführt, die dem Körper Erholung gewähren und Schutz vor Überlastung bieten...” (Vaitl / Petermann 1993, S. 15) Zu unterscheiden sind hierbei die „unsystematischen”, „passiven” und auf der anderen Seite die „aktiven”, „systematischen” Methoden bzw. Möglichkeiten. Als „unsystematische”, „passive” Möglichkeiten werden z.B. Lesen, Baden, Musikhören genannt, alle Aktivitäten, die zur Zufriedenheit führen und somit einen entspannenden Effekt haben. Zu den „aktiven”, „systematischen” Entspannungsverfahren gehören u.a. die Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, Autogenes Training nach Schultz, verschiedenste Massagetechniken, Eutonie, Atemtherapie nach Middendorf, Yoga und konzentrative Techniken wie Meditation (vgl. Pirnay 1993, S. 2). Zum klinischen Standardrepertoire in der Therapie zählen: Hypnose, Autogenes Training, Meditative Verfahren, Progressive Muskelentspannung und Biofeedback (vgl. Vaitl / Petermann 1993, S. 16). Alle Entspannungstechniken verfolgen das Ziel, Wohlbefinden zu erzeugen. Sie können präventiv eingesetzt werden, womit eher unspezifische Wirkkomponenten angesprochen werden. Die hierdurch erreichte Aktivitätsreduktion kann die psychische Gesundheit erhalten und fördern, der Stressregulation dienen und darüber hinaus auch die Bewältigung akuter und chronischer Belastungen erleichtern (vgl. Petermann / Petermann 1993, S. 321-322). 2.1.3. Entspannung mit Kindern 2.1.3.1. Brauchen Kinder Entspannung? Kinder wachsen heute in einer oft spannungsträchtigen Umwelt auf, die insbesondere durch Reizüberflutung gekennzeichnet ist (vgl. AOK / KM Nds. 1991, S. 39). Diese Spannungen können sowohl psychischer als auch sozialer Art sein. Neben der Reizüberflutung durch Fernsehen, Computer etc. sind die Kinder zudem auch Leistungsdruck und (Freizeit-)Stress ausgesetzt. „Störungen im seelisch-geistigen Bereich führen zu Spannungszuständen, die sich in Form von Unruhe, Aggressivität, Konzentrationsschwäche, Schlafstörungen und Ängsten zeigen können.” (Erkert 1998, S. 9) Ärzte und Psychologen werden vermehrt wegen Einschlafproblemen, Bettnässen, Ängstlichkeit der Kinder etc. konsultiert. Die Ursachen hierfür sind zwar verschieden, doch ist unbestritten, „daß die momentane Situation des Kindes in unserer Gesellschaft dazu beiträgt.” (Köckenberger / Gaiser 1996, S. 9) Kinder haben oft nur wenig Möglichkeiten, Ruhe und Stille zu finden und genießen zu können. Somit ist oft schon im Elementar- und Primarbereich das Gleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung, Aktivität und Ruhe, Stress und Erholung gestört und damit auch das naturgegebene Harmonieprinzip (vgl. Pirnay 1993, S. 2). Entspannungsübungen können auch bei Kindern zur Aufrechterhaltung bzw. zur Wiederherstellung der „gesunden” Balance zwischen An- und Entspannung (vgl. auch Kap. 2.1.1.) beitragen. 5 2.1.3.2. Auswirkung von Entspannung auf Kinder Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass Kinder in der Lage sind, Entspannung zu Wege zu bringen, spezielle Entspannungsinstruktionen umzusetzen und zwar schon ab einem Alter von ca. 4 Jahren. Ab dem Schulalter können Kinder das Geübte auf ihren Alltag übertragen, während jüngere Kinder sich lediglich bei der jeweiligen Übung entspannen (vgl. Friebel 1998, S. 20). Wissenschaftliche Studien belegen positive Auswirkungen bei Ängsten, Konzentrationsschwierigkeiten, Hyperaktivität, Tics, psychosomatischen Problemen, Asthma, Migräne, Schmerzzuständen etc. Über eventuelle negative Auswirkungen von Entspannungsübungen herrscht in der Literatur Uneinigkeit. Während Friedrich betont: „Ausdrücklich schlechte Erfahrungen mit Entspannung liegen nirgendwo vor. Belege für Kontraindikationen der Entspannung gibt es keine.” (Friedrich / Friebel 1998, S. 205-208), nennen Petermann und Petermann Nebenwirkungen wie u.a. „unangenehmes Empfinden von Schwere und Wärme,...,Ansteigen der Herzfrequenz, paradoxer Anstieg der Muskelspannung,...Ängste. Im Blickpunkt der Diskussion stehen seit einigen Jahren die durch Entspannung induzierten Ängste und Panikattacken.” (Petermann / Petermann 1993, S. 330) Bei einem verant-wortungsvollen Umgang mit Entspannungsübungen überwiegen jedoch deutlich die positiven Auswirkungen von Entspannungsübungen bei Kindern. Das Immunsystem insgesamt wird durch Entspannungsübungen gestärkt und die Leistungsfähigkeit, Phantasie und Kreativität des Kindes gesteigert (vgl. Erkert 1998, S. 12). Eine Steigerung des Wohlbefindens und der Ausgleich von Stresssituationen sind wie auch beim Erwachsenen die gemeinsamen Ziele. Ein weiterer entscheidender Aspekt ist die soziale Komponente. Entspannung wird oft in der Gruppe vermittelt, was zu einem gesteigerten Gemeinschaftsgefühl, einem Wohlfühlen in dieser Gemeinschaft beitragen kann. „Wir haben den Eindruck, daß das problembezogene soziale Lernen in der Gruppe einen ebenfalls nicht gering zu veranschlagenden Beitrag zu den für ihre Einfachheit doch erstaunlich hohen Erfolgen der Entspannungstherapie liefert.” (Friedrich / Friebel 1998, S. 209) Durch Entspannungsübungen besteht außerdem die Chance, das für das gesamte menschliche Leben bedeutsame Körpergefühl zu verbessern. Durch Entspannung wird eine Beschäftigung mit dem eigenen Körper induziert. Die Konzentration wird auf den eigenen Körper und dessen Funktionen gelenkt. Die Kinder werden angeleitet, ihren Körper bewusst wahrzunehmen, zu erleben und zu verstehen. Sie können somit eine bessere Kontrolle über ihren Körper erlangen. Ihnen wird die Möglichkeit gegeben, in bestimmten Situationen ihre Unruhe und Erregung wahrzunehmen und evtl. abzubauen (vgl. Liebrich / Schubert 1994, S. 12). Zudem können sie sich besser in andere Menschen hineinversetzen, was wiederum zum sozialen Lernen beiträgt, denn nur „wer sich selbst spüren kann, ist auch in der Lage, nachzuempfinden, was im anderen vorgeht.” (Kugelmann 1999, S. 32) Somit wird das Kind durch die von Kugelmann auch als „Körperarbeit” bezeichnete Beschäftigung mit dem eigenen Körper - in diesem Falle die Entspannung - für seine soziale, dingliche und natürliche Mitwelt sensibilisiert (vgl. Kugelmann 1999, S. 32). Das Kind erhält die Möglichkeit, selbst die Balance der An- und Entspannungsphasen zu beeinflussen, die Stressphasen auszugleichen. Auf diese Fähigkeit wird es in seinem weiteren Leben stets zurückgreifen und mit Problemen wie Leistungsdruck, Krankheit oder Ängsten besser umgehen können (vgl. Erkert 1998, S. 13). Werden Entspannungsübungen zudem schon in frühester Kindheit durchgeführt, werden diese zur Normalität und erleichtern später das Erlernen und Durchführen weiterer Entspannungstechniken. Entspannung ist also nicht nur eine Möglichkeit zu entspannen, auszuruhen und innezuhalten, sondern auch ein 6 Verfahren zur Stärkung der Selbstkompetenz von Kindern. Es geht um die Möglichkeit der Selbstkontrolle des Kindes. „Nicht immer entspannt zu sein, sondern sich dann entspannen zu können, wenn es erforderlich ist: Das ist unser Ziel.” (Friebel 1998, S. 18) 2.1.3.3. Für Kinder geeignete Entspannungsverfahren Entspannungsverfahren für Kinder müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen, damit eine erfolgreiche Durchführung ermöglicht wird. Für Erwachsene ist die Notwendigkeit und wohltuende Wirkung von Entspannungsübungen schon im Vorfeld deutlich erkennbar. Kinder müssen durch bestimmte Gegebenheiten zunächst zur Teilnahme an Entspannungsübungen motiviert werden. „Das Erlebnis der Ruhe ist häufig eine wahre Sensation, doch um es genießen zu können, muß es erst vorbereitet werden.” (Liebrich / Schubert 1994, S. 11) Den Kindern sollten zunächst Entspannungsspiele mit hohem Aufforderungscharakter und großer Imaginationskraft angeboten werden. Der Spielcharakter ist hierbei von zentraler Bedeutung. Die Übungen für Erwachsene werden in Spiele für Kinder verwandelt, „ohne dass das eigentliche Übungsziel aus den Augen verloren geht.“ (Köckenberger / Gaiser 1996, S. 10) Die Motivation entsteht zunächst aus der Neugier des Kindes auf das Spiel, erhalten bleibt sie im weiteren Verlauf der Übung durch die Freude am Spiel selbst. Vor Beginn der Entspannungsübung sollten die Kinder zunächst spielerisch zur Ruhe gebracht werden, um einen zu krassen Übergang zwischen Aktivitäts- und Ruhephase zu vermeiden, weil dieser ein Einlassen auf die ungewohnte Ruhesituation erschweren würde. Dennoch kann es Kinder geben , die aus verschiedensten Gründen an der im Anschluss folgenden Entspannungsübung nicht teilnehmen wollen. Da eine freiwillige Teilnahme als Voraussetzung für einen möglichen Erfolg der Durchführung unerlässlich ist, darf kein Kind zur Teilnahme gezwungen werden, „aber es muss lernen, die anderen, die sich entspannen wollen, zu akzeptieren.” (Liebrich / Schubert 1994, S. 11) Diesen Kindern sollte man erlauben, sich ruhig anderweitig zu beschäftigen oder einfach zuzuschauen. Je länger das Kind die positiven Reaktionen der anderen, teilnehmenden Kinder beobachtet, desto eher wird es einen eigenen Versuch zur Teilnahme an den Entspannungsübungen unternehmen. Ist die Übungszeit zu lang oder sind die Kinder in anderer Hinsicht mit der jeweiligen Entspannungsübung überfordert, kann sich Angst oder Langeweile einstellen. „Vermeidungsverhalten oder „Blödeleien”, die jede Entspannungssituation zunichte machen, sind die Folge.” (Petermann / Petermann 1993, S. 316) Die Anleitung spielt bei Entspannungsübungen eine zentrale Rolle. Der Erwachsene sollte selbst ruhig sein, da sich seine Anspannung ansonsten auf die Kinder übertragen könnte. Ihm kommt die Aufgabe zu, eine insgesamt ruhige Atmosphäre, die Entspannung ermöglicht, herzustellen, eventuell auch mit Hilfe von gedämpftem Licht (z.B. Kerzen), einer angenehmen Raumtemperatur (oder entsprechender Kleidung) und ruhiger Musik. Grundsätzlich sind alle Entspannungmethoden in „kindgerechter Verpackung” mit Kindern durchführbar. Wie auch bei Erwachsenen fördern Entspannungsspiele und Phantasiereisen eher die Imaginations- und Konzentrationsfähigkeit, während Massage und körperliche Übungen (z.B. Qui Gong) muskuläre Verspannungen lösen, dadurch eine bessere Körperhaltung bewirken und so für eine optimale Atemtätigkeit sorgen. Bei der Auswahl der Entspannungsübung sollten diese unterschiedlichen Ziele / Auswirkungen der jeweiligen Methode im Voraus bedacht und die altersbedingte Entwicklungsstufe und der Spieltrieb der Kinder berücksichtigt werden. Aus den im Kindesalter durchgeführten Entspannungsspielen entwickeln sich mit der Zeit die „klassischen” Entspannungsmethoden. Sie „sind als „Vorläufer” systematischer Entspannung zu betrachten.” (Pirnay 1993, S. 2) Sie dienen der 7 Hinführung zur Entspannungsthematik und ermöglichen somit bereits Kindern den Zugang zur Entspannung und deren wohltuenden Auswirkungen. 2.1.3.4. Entspannungsübungen im Grundschulsport Der Sportunterricht eignet sich in besonderem Maße für die Durchführung von Entspannungsübungen in der Grundschule. Zwar lassen sich auch im Klassenraum Übungen zur Auflockerung, Entspannung und Erholung einflechten (wie z.B. Phantasiereisen), der Sportunterricht ermöglicht jedoch zahlreiche Einsatzmöglichkeiten und weist noch weitere Vorteile auf: So bietet sich der Schulsport als besonders geeignetes Lernfeld im Umgang mit dem Problem des Angespanntseins an, da der ständige Wechsel von Spannungsauf- und Spannungsabbau ein charakteristisches Merkmal sportlichen Bewegens ist (vgl. AOK / KM Nds. 1991, S. 39). Auch der Ablauf einer Sportstunde insgesamt sollte von diesem Wechsel von An- und Entspannung, Aktivitäts- und Ruhephasen geprägt sein. Nach sportlicher Belastung ist ein Gelingen der Absenkung des Aktivitätsniveaus, ein Zur-Ruhe-Kommen, für die Kinder wesentlich einfacher zu vollziehen, da sie eine Erholung dann von sich aus anstreben. „Der Wechsel von Ruhe und Bewegung, Konzentration und körperlicher Anstrengung trägt zu der Bereitschaft bei, sich auf anfangs ungewohnte Übungen einzulassen.” (Liebrich / Schubert 1994, S. 12) Der Wechsel von Belastungs- und Entspannungsphasen lässt die Kinder ihren Körper sowohl in Ruhe als auch in der Bewegung genauer wahrnehmen, hilft ihnen, bewusst zur Ruhe zu kommen und Entspannungsübungen als erholsam zu empfinden (vgl. AOK / KM Nds. 1991, S. 41). Die räumlichen Gegebenheiten und die Ausstattung der Turnhalle bieten weitere Vorteile. Ausgreifende Bewegungsaktivitäten sind ebenso gut durchführbar wie Entspannungsübungen. Für letztere stehen ausreichend Platz und sowohl Sitz- (kleine Kästen und Bänke) als auch Liegemöglichkeiten (Matten) zur Verfügung. Eine (akustische) Störung durch andere Klassen ist meist nicht zu befürchten. Lediglich eine der Entspannung förderliche Abdunklung des Raumes ist meist nicht möglich. Im Sport steht der Körper, die eigene Körperlichkeit im Vordergrund. Der Körper wird hierbei meist „instrumentalisiert”. Was häufig zählt, sind Leistungen (vgl. Kugelmann 1999, S. 25). Entspannungsübungen können helfen, diese Instrumentalisierung des Körpers im Sport zu verhindern. Eine Sensibilisierung in Bezug auf den eigenen Körper kann hierdurch erreicht werden. So können auch dem Sport eher negativ gegenüberstehende Kinder ihren Körper einmal ohne Leistungsdruck und ohne festgelegte Normen frei kennenlernen und erfahren, was dem Verständnis für die eigene Körperlichkeit zuträglich ist, eine Erweiterung ihrer Handlungskompetenz zur Herstellung und Erhaltung ihres Wohlbefindens darstellt (vgl. KM / AOK 1992, S. 71) und somit auch der Gesundheitserziehung dient. Auch die Bestimmungen für den Schulsport sehen ein Heranführen an und die Durchführung von Entspannungsübungen vor: „Ferner sind Möglichkeiten aufzugreifen, spezielle Entspannungstechniken zu lernen und Zugänge hierzu zu erschließen.” (KM Nds. 1998, S. 8) 2.2. Massage als Möglichkeit der Entspannung 2.2.1. Begriffsbestimmung “Massage” Der Begriff „Massage” bezeichnet die „mechanische Einwirkung auf die Haut und die unter ihr liegenden Gewebe ... unter Anwendung verschiedener Handgriffe wie Streichung, Reibung ... Knetung, Klopfung, Hackung, Klatschung, Schüttelung usw....” (Brockhaus 1991, S. 284) Schon seit der Antike dient die „Massage” sowohl der Therapie, der Erhaltung der 8 Gesundheit, als auch dem körperlichen Wohlbefinden des Menschen. Vor allem im Bereich der Physiotherapie erlangte die Massage im 19. Jh. wachsende Bedeutung (vgl. Brockhaus 1991, S. 284). Sie wird hauptsächlich zur Entspannung der Muskeln, aber auch zum Auftragen heilender Salben und Öle eingesetzt. Auch heute noch ist sie eine gängige Methode, dennoch gilt sie häufig als Luxus (vgl. Cassar 1998, S. 5). Massage findet ihren Einsatz hauptsächlich im therapeutischen Bereich, aber auch im (Leistungs-)Sport ist sie vor allem als Regenerationsmaßnahme nach körperlicher Anstrengung sinnvoll und präsent. Spezielle Massagegriffe ermöglichen einen Einsatz nahezu am gesamten menschlichen Körper. So können Menschen jeden Alters (vom Säugling (Babyheilmassage) bis zum Senior) die zahlreichen positiven Auswirkungen einer Massage für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden nutzen. 2.2.2. Auswirkungen von Massage 2.2.2.1. Physiologische Auswirkungen von Massage Durch das mechanische Einwirken mittels spezieller Massagegriffe kommt es in den betreffenden Körperregionen vornehmlich zu einer Anregung der Durchblutung. Dies führt zu einer verbesserten Blutversorgung der Muskulatur und der Organe, wodurch Schadstoffe, die sonst länger im Körper (in Muskulatur und Gelenken) eingelagert werden und Schäden hervorrufen können, rascher abtransportiert werden (vgl. Cassar 1998, S. 6). Zudem kommt es bei der Massage zu einer Dehnung der Muskulatur. Die aufgrund einer schlechten Körperhaltung, einer Überbeanspruchung und / oder einer psychischen Belastung verkrampften Muskelgruppen werden hierbei entkrampft und gelockert. Infolge der Massagestreichungen wird außerdem das Gewebe erwärmt, was den Abbau von Fetteinlagerungen fördert. Die Tätigkeit von Nieren und Darm wird angeregt, wodurch eine zusätzliche Schadstoffausscheidung unterstützt wird. Neben diesen Aspekten und einer Stärkung des Immunsystems insgesamt (vgl. Cassar 1998, S. 6) sind jedoch auch zahlreiche psychologische Auswirkungen zu konstatieren. 2.2.2.2. Psychologische Auswirkungen von Massage Eine Massage fördert das allgemeine Wohlbefinden nicht nur in körperlicher Hinsicht. Schon während der Vorbereitung dient sie der Entspannung, indem man sich die Zeit dafür nimmt, sich bequem hinsetzt oder -legt und sich „verwöhnen“ lässt. Allein durch diese Aspekte wird eine Lockerung erzielt, die Spannung lässt nach. Die Berührung der Haut, der in jeder Hinsicht entscheidende Aspekt einer Massage, beruhigt zusätzlich, ein eventuell durch Stress oder Angst beschleunigter Herzschlag verlangsamt sich, die Atmung wird tiefer, die Ausschüttung von Endorphinen wird verstärkt (vgl. Cassar 1998, S. 5-6). Physiologische und psychologische Auswirkungen der Massage greifen direkt ineinander, führen zu einer Entkrampfung von Körper und Geist und somit zum Loslassen von Alltagsstress und Anspannung und somit zur Entspannung. 2.2.3. Grundsätze zur Durchführung von Massagen Menschen jeden Alters können von den positiven Auswirkungen von Massagen profitieren. Unerlässlich ist, wie auch bei allen anderen Entspannungsverfahren, die freiwillige Teilnahme sowohl des „Massierten” als auch des „Masseurs” (vgl. Klein 1998, S. 41). Nahezu der gesamte Körper kann massiert werden, wie z.B. der Rücken, die Beine, Füße, der 9 Bauch. Eine einfache, nicht einer Therapie dienende, Entspannungsmassage ist ohne spezielle Vorkenntnisse durchführbar. Es gilt jedoch, verschiedene Grundsätze bei der Durchführung zu beachten. Die Person, die massiert werden soll, liegt (z.B. bei der meist durchgeführten Massage des Rückens) auf dem Bauch auf einer weichen, jedoch nicht zu weichen, Unterlage. Der Kopf ist zur Seite gedreht, die Hände liegen, wenn möglich, neben den Oberschenkeln, die Arme entspannt nahe am Körper. Eventuell werden der Bauch und die Fußgelenke leicht erhöht gelagert (z.B. auf einem zusammengelegten Handtuch), um einer zu starken lordotischen Haltung des Rückens entgegenzuwirken. Da der Körper durch seine Ruhestellung leicht abkühlt, sollte der Raum entsprechend temperiert sein bzw. Körperteile abgedeckt werden, da ein eventuelles Frieren der angestrebten Entspannung entgegenwirkt. Auch die massierende Person muss auf eine angenehme (rückenfreundliche) Körperhaltung achten, da sich sonst ihre Spannungen auf die zu massierende Person übertragen könnten (vgl. Cassar 1998, S. 78). Die Massage beginnt, egal welche Körperregion massiert werden soll, mit einer leichten Streichung zur Einstimmung und Erwärmung, die auch einer ersten Kontaktaufnahme beider beteiligten Personen dienen soll. Die Verwendung von Ölen bzw. speziellen Massagecremes unterstützt die Geschmeidigkeit der zu massierenden Hautregionen und erleichtert somit die Massage. Mit leichtem Druck ausgeführte Massagegriffe, die meist von „Massage-Laien” angewendet werden, dienen vorrangig der Entspannung, während bei mittelstarkem und starkem Druck eine Anregung der Durchblutung im Vordergrund steht. (Bei einer Rückenmassage ist unbedingt darauf zu achten, den Bereich der Wirbelsäule und der Nierengegend auszusparen). Normalerweise wird jeder Massagestrich ca. drei- bis fünfmal ausgeführt, was jedoch im nichttherapeutischen Bereich keine zwingende Rolle spielt, um das angestrebte Ziel, das Erwirken einer Entspannung, zu erreichen. Die Dauer einer Massage richtet sich nach den Bedürfnissen der massierten Person. So kann sie von 5 Minuten bis zu einer Stunde andauern (vgl. Cassar, S. 7). Die Durchführung einer Massage ist auch für den Laien an sich unbedenklich, unter bestimmten gesundheitlichen Bedingungen ist jedoch davon abzuraten, so z.B., wenn die betreffende Person durch eine Erkältung, Migräne oder Entzündungen gesundheitlich angegriffen ist. Schmerzzustände jeder Art und Ursache, die auf Krankheiten hindeuten, offene Wunden, Hautinfektionen, Herz- und Kreislauferkrankungen sind grundsätzlich Kontraindikationen für eine vom Laien durchgeführten Massage. In diesen Fällen sollte eine Massage, wenn überhaupt, nur von ausgebildeten Fachkräften vorgenommen werden. Lediglich bei Schmerzzuständen der Muskulatur in Folge sportlicher Anstrengung ist eine Massage durchaus empfehlenswert, jedoch nur, wenn keine Muskelzerrungen oder –risse vorliegen. „Als Faustregel gilt, daß eine Massage besser unterbleiben soll, wenn Sie nicht sicher sind, ob sie wirklich ungefährlich ist.” (Cassar 1998, S. 6) 2.2.4. Massage mit Kindern 2.2.4.1. Warum Massage mit Kindern? Die Haut als größtes Sinnesorgan des Menschen spielt die entscheidende Rolle bei der Entspannung durch Massage. Die früheste Sinneserfahrung, die der Mensch macht, ist die, berührt zu werden. Wenn diese Berührung ausbleibt, verkümmert die Sensibilität unserer Haut „...und wir mit ihr...Junge Säugetiere, auch wir Menschen, sterben, wenn sie nicht berührt wird. Berührung lehrt, heilt, belebt uns.” (Kugelmann 1999, S. 26) 10 Der den Kindern seit der Geburt bekannte und direkte Körperkontakt bei einer Massage bietet sowohl den zappeligen, unruhigen als auch den ruhigen, mehr zurückhaltenden Kindern eine angenehme, wohltuende Pause und führt zur Entspannung (vgl. Aschebrock et al. 1998, S. 39). Fast alle Kinder empfinden die Berührung ihrer Haut als angenehm und beruhigend. Auch wenn das Kind dem Säuglingsalter schon entwachsen ist, greift es bei Störungen seiner Befindlichkeit, seien es Schmerzen oder psychische Probleme, von sich aus auf die ganz frühe Erfahrung von Sicherheit durch Hautkontakt zurück (vgl. Klein 1998, S. 37). Diese zumeist positiven Empfindungen des Kindes durch das Einwirken auf die Haut mittels Massage erleichtert diesem, an Spannung nachzulassen und zu entspannen, indem es sich auf die bewusst gespürten Wahrnehmungen konzentrieren kann. Bei Phantasiereisen, der Progressiven Muskelentspannung oder z.B. meditativen Verfahren ist diese unterstützende Hilfe nicht gegeben, was eine angestrebte Entspannung erschweren könnte. Kinder mit einer Überempfindlichkeit im taktilen Abwehrsystem werden zudem durch Körperkontaktübungen desensibilisiert, wodurch ihre Angst vor Körperkontakt abgebaut werden kann (vgl. Liebrich / Schubert 1994, S. 12). Auch erfährt das Kind bei einer Massage eine besondere Zuwendung einer anderen Person, welches ebenfalls bei anderen Entspannungsverfahren nicht gegeben ist. Wenn die Kinder nicht von einem Erwachsenen, z.B. einem Elternteil, sondern von einem anderen Kind massiert werden, kommt eine Intensivierung der Erfahrungen der sozialemotionalen Ebene als positive Auswirkung hinzu. Das zu massierende Kind lernt, Körperberührungen des anderen Kindes zuzulassen (vgl. AOK / KM Nds. 1991, S. 41), diese Berührung zu genießen und dem anderen Kind hierbei zu vertrauen. Das massierende Kind lernt, Verantwortung für das Wohlbefinden des anderen Kindes zu übernehmen und sich daher der Situation angemessen zu verhalten. Es kann direkt die muskulären Spannungen am Körper anderer ertasten und erkennen. Es muss zudem seine Massagehandlungen dem Befinden des anderen Kindes anpassen, indem es dessen Gefühle und Gefühlsäußerungen bei der bzw. im Anschluss an die Massage akzeptiert und respektiert und diese in der Massage umsetzt (vgl. AOK / KM Nds. 1991, S. 41). Das Selbstwertgefühl des massierenden Kindes wird zudem gestärkt. „Kinder zeigen gern ihre Kompetenz, und es unterstützt ihr Selbstbewusstsein, einer anderen Person eine Massage zu geben: „Ich bin eine Person, die anderen guttun kann.” ” (Klein 1998, S. 40) Die Massage bietet sich somit nicht nur als Entspannungsmöglichkeit für Kinder an, sondern zugleich als Möglichkeit der Kompetenzerweiterung im sozialen Bereich. Während das zu massierende Kind eine Entspannung erfährt, stärkt das massierende Kind sein Selbstbewusstsein und Verantwortungsgefühl. Die Kinder erfahren, „dass ein sorgsames Miteinander-Umgehen die Grundlage für ein angenehmes und schönes Erlebnis ist.” (Aschebrock et al. 1998, S. 39) 2.2.4.2. Zur Umsetzung in die Praxis Schon ab dem Vorschulalter können Kinder einfache Massagetechniken lernen, und sie führen diese meist mit Begeisterung auch aneinander aus (vgl. Klein 1998, S. 40). Während eine Massage des Kopfes bei schon bei Kindern auftretenden Verspannungen im Nacken und dem Schulterbereich Linderung verschafft, ist eine leichte klopfende und knetende Massage von den Schultern bis hinunter zum Becken für den vom Sitzen belasteten Rücken angenehm (vgl. Klein 1998, S. 42). Wie auch bei allen anderen Entspannungsverfahren müssen auch bei der Massage mit Kindern bestimmte Aspekte beachtet werden. So unterstützen auch hierbei eine ruhige Atmosphäre, gedämpftes Licht und ruhige Musik die angestrebte Entspannung. Eine Massage kann nur mit der Zustimmung des zu massierenden Kindes erfolgen. Hierfür 11 ist es wichtig, dass die Kinder ihren Partner oder ihre Partnerin selbst auswählen. Denn von jemandem, den sie nicht mögen, möchten sie sich schon gar nicht berühren lassen. Die Sitzbzw. Liegeposition hängt von der zu massierenden Körperregion ab. Am günstigsten sind, wie auch beim Erwachsenen, die Bauchlage oder das Sitzen auf einem Stuhl mit auf den verschränkten Armen liegendem Kopf. Auch Massage über nicht zu dicker Kleidung ist möglich. Den Rücken, die Hände und den Kopf lassen sich Kinder am ehesten ohne Abwehr massieren. Gesicht und Bauch benötigen mehr Erfahrung und Vertrauen, eine Massage der Füße kitzelt häufig (vgl. Klein 1998, S. 43). Die Massage sollte mit leichten und langsamen Bewegungen beginnen. Ein Zulassen des hier nun folgenden Körperkontakts wird den Kindern erleichtert, wenn die Massage in einer Spielidee verpackt ist. So können z.B. bei einer Rückenmassage auf dem Rücken „Geschichten” erzählt werden. „Das Hören der Worte und das gleichzeitige Fühlen schaffen so eine ganzheitliche Erfahrung für das Kind, sprechen viele seiner Sinne an.” (Klein 1998, S. 41). Zentral ist nicht die Durchführung spezieller Massagegriffe. Bei der Massage mit Kindern durch Kinder steht die eher oberflächliche Berührung des Körpers im Vordergrund und somit die Entspannungswirkung (vgl. Kap. 2.2.3.). Die Massage sollte keinesfalls eine Dauer von 10 bis 15 Minuten überschreiten, da sich ansonsten Ungeduld und Langeweile einstellen könnten (vgl. Klein 1998, S. 43). Grundsätzlich gilt auch hier, die Kinder darauf aufmerksam zu machen, dass die Wirbelsäule und die Nierengegend unbedingt auszusparen sind und das zu massierende Kind behutsam „behandelt“ werden muss. Wenn die Kinder schon erfahrener im Umgang mit Massagen sind, kann das einzelne Kind in bestimmten Massagespielen auch selbst über Qualität und Quantität der Berührung entscheiden. „Damit ist es nicht einer Situation ausgesetzt, sondern selbst in der Lage, seine Bedürfnisse zu erkennen und das Spiel entsprechend diesen Bedürfnissen zu steuern.” (Aschebrock et al. 1998, S. 13) Es kann vorkommen, dass einzelne Kinder die Berührung anderer ablehnen. Sie empfinden die Situation als unangenehme Überschreitung intimer Grenzen. Die Begründung könnten negative oder sogar traumatische Vorerfahrungen (insbesondere in Folge sexueller Gewalt) dieser Kinder sein, aber auch eine persönliche Abneigung gegenüber dem Massierenden oder eventuell Schwierigkeiten im Umgang mit dem anderen Geschlecht (vgl. Kugelmann 1999, S. 34). Den betreffenden Kindern muss gestattet werden, der Massage der anderen Kinder zuzuschauen. Eventuell wächst ihr Interesse, so dass sie zu einem späteren Zeitpunkt doch teilnehmen. Auch könnte bei Kindern, die den Körperkontakt ablehnen, ein Medium (z.B. ein Ball) zur Massage verwendet werden (vgl. Köckenberger / Gaiser 1996, S. 67). Es gilt insgesamt, sensibel mit der Entspannungsmethode „Massage“ umzugehen. Generell wird in der Literatur deutlich überwiegend von guten Erfahrungen berichtet: „Kinder mögen Massage” (Klein 1998, S. 36). Wenn sich mehrere Kinder in einem Raum befinden, ist nicht immer gewährleistet, dass die der Entspannung förderliche ruhige Atmosphäre gegeben ist. Doch Klein sagt dazu: „Wenn eine Massage einmal in großes Gelächter umschlägt: Lachen ist gesund, es ist gleichsam eine Massage von innen.” (Klein 1998, S. 43) 3. Zur Planung der Unterrichtseinheit 3.1 Klassensituation / Lernausgangslage Allgemeine Lehr- und Lernvoraussetzungen Seit September 1998 unterrichte ich die Schülerinnen und Schüler der Klasse 1 c eigenverantwortlich drei Stunden in der Woche im Fach Sport. Da dieser Zeitpunkt mit der 12 Einschulung der Kinder einherging, war mir die Einführung eigener, von mir ausgewählter Regeln und Rituale für die Zeit des Sportunterrichts möglich. Die Kinder (11 Mädchen, 15 Jungen) sind während der Sportstunde stets sehr motiviert und nehmen auch ihnen neue Bewegungsangebote besonders gerne an. Das „Klassenklima“ kann insgesamt als sehr harmonisch und kooperativ bezeichnet werden. Deutlich in Erscheinung tretende Differenzen zwischen Mädchen und Jungen oder „sportstärkeren“ und „sportschwächeren“ Kindern sind nicht vorhanden. Es gibt jedoch einige Kinder, die durch zeitweilig unangemessenes Verhalten auffallen und den Stundenablauf dadurch beeinträchtigen. Zwei Jungen (M., A.) fallen durch mangelnde Konzentrationsfähigkeit (vor allem bei Gesprächsphasen im Sitzkreis) auf. Ihnen gelingt es oft nicht, einen Arbeitsauftrag (z.B. Erklärung eines neuen Spiels) oder eine Reflexion durch die Kinder leise und angemessen zu verfolgen. (Dieses Verhalten lässt sich jedoch meist durch Ermahnungen meinerseits gut einschränken.) Während der Bewegungsphase sind sie jedoch höchst motiviert. Zwei weitere Jungen (M. und M.) sind oft aus schon geringem Anlass schnell gekränkt, werden dann manchmal aggressiv oder verweigern die weitere Teilnahme für einen kurzen Zeitraum. Auch diese Situationen lassen sich durch ein kurzes Gespräch mit mir meist schnell lösen. Ein stark übergewichtiger Junge (D.), dem einige sportmotorische Aufgaben nicht oder nur eingeschränkt gelingen, ist trotz seines hohen Körpergewichts motiviert dabei, wird in die Gruppe voll integriert und von den anderen Kindern nicht gehänselt (was speziell beim Sportunterricht passieren könnte). Aufgabenspezifische Lehr- und Lernvoraussetzungen Massage als Möglichkeit zur Entspannung haben die Kinder der Klasse 1 c im bisherigen Sportunterricht noch nicht kennengelernt. Phasen, die sich der Bezeichnung „Entspannungsphasen“ annähern, wurden lediglich in der Form von mir durchgeführt, dass sich die Kinder am Ende der Stunde auf einem von ihnen frei gewählten Platz niederlegen und dann von mir (zu ruhiger Musik) einzeln „entzaubert“ werden und in die Umkleide schleichen. Im Unterricht der Klassenlehrerin wurden jedoch seit der Einschulung in unregelmäßigen Abständen kleine „Phantasiereisen“ durchgeführt, während derer die Kinder im Klassenraum einzeln am Boden auf dem Rücken lagen und der von der Klassenlehrerin erzählten Geschichte „lauschten“. Im Anschluss daran wurde eine Glaskugel herumgegeben. Das Kind, welches diese in der Hand hielt, durfte von seinen Erlebnissen während der „Reise“ erzählen. Zudem wurde vereinzelt eine an die Lehre Maria Montessoris angelehnte „Stilleübung“ durchgeführt: das Tragen eines mit Flüssigkeit gefüllten und auf einem Tablett befindlichen Glases bei gleichzeitigem Gehen auf einer auf dem Boden aufgezeichneten Kreislinie. Gewisse Vorerfahrungen im Hinblick auf das Einlassen auf eine „Ruhesituation“ ist somit bei den Kindern vorhanden, wobei jedoch der bei der Massage entscheidende Aspekt der „Körperberührung“ bei den bisherigen Situationen fehlte und für die Kinder eine ganz neue Situation darstellt. Generell ist zu erwarten, dass die Kinder Übungen der Thematik „Massage“ motiviert annehmen werden. Fast alle Kinder dieser Altersstufe sind Berührungen ihres Körpers (vor allem durch die Eltern) gewöhnt und genießen diese (vgl. auch Kap. 2.2.4.1.). Zudem sind sie schon in diesem Alter in der Lage, einfache Massagegriffe bei einem Partner auszuführen. Auch meine eigenen Erfahrungen und Aussagen der Fachliteratur lassen insgesamt ein Gelingen bei dieser Form der Entspannung vermuten. Da es bei dem durchzuführenden Thema „Massage“ um „Körperlichkeit“ und „Angefasstwerden“ geht, könnte dieser Umstand dem zuvor erwähnten stark übergewichtigen 13 Dennis H. eventuell Probleme bereiten. Seine uneingeschränkte Integration in die Gruppe (s.o.) lässt die Wahrscheinlichkeit des Auftauchens derartiger Schwierigkeiten jedoch gering erscheinen. Da das soziale „Klima“ in der Klasse 1 c als sehr gut bezeichnet werden kann, sind auch keine Probleme bei der für die Massage nötigen Partnerfindung zu erwarten. Lediglich das „Aushalten“ einer „Stille-Situation“ könnte (vor allem) den zuvor erwähnten vier Jungen schwer fallen. Wie sie sich während der Massage verhalten werden, bleibt abzuwarten. Und ob sich eventuell ein oder auch mehrere Kinder dieser Situation in einer oder mehreren Stunden der Einheit entziehen werden, wird sich ebenfalls erst bei der Durchführung zeigen. 3.2. Didaktische Vorüberlegungen und Entscheidungen Die Fähigkeit zu entspannen ist eine wichtige Strategie, um in jedem Lebensalter mit den Stresssituationen des Alltags angemessen umgehen zu können. Obwohl Kinder im Grundschulalter häufig noch von sich aus bei Bedarf Situationen zum Ausruhen und SichZurückziehen aufsuchen, geht diese Fähigkeit mit zunehmendem Alter und einhergehendem verplanten Alltag meist immer mehr verloren. Es gilt, auch schon Kindern das Aufsuchen von Ruhesituationen als ganz natürliche und für das menschliche „Gleichgewicht“ wichtige Vorgehensweise zu verdeutlichen. Grundsätzlich halte ich es deshalb für wichtig, mit Kindern schon möglichst früh mit einer Hinführung zu Entspannungsübungen zu beginnen. Gerade die Grundschule, die alle Kinder (!) erreicht (im Gegensatz z.B. zu Vereinsgruppen), hat die Chance, diese an die Entspannungsthematik heranzuführen. Da heute auch schon viele Kindergärten Entspannungsübungen anbieten und durchführen, kann die Schule an diese Vorerfahrungen anknüpfen und sie ausbauen. Für die Kinder der Klasse 1 c sehe ich hinsichtlich der Ein- und Durchführung von Entspannungsübungen besonders günstige Voraussetzungen. Die von der Klassenlehrerin mit den Kindern bereits durchgeführten Phantasiereisen und Stilleübungen bilden hierbei einen günstigen Anknüpfungspunkt, da den Kindern die Voraussetzung für eine Entspannungssituation, das Einlassen auf eine Ruhesituation, schon bekannt ist, was ein Gelingen von Entspannungsphasen sicherlich begünstigen wird. Da die Kinder der Klasse 1 c neuen (Bewegungs-) Angeboten meiner Erfahrung nach stets offen und interessiert gegenüberstehen und das Sozialverhalten insgesamt ausgesprochen gut ist, sehe ich die Möglichkeit, den Kindern die mit der für sie neuen Entspannungsform Massage einhergehenden angenehmen Empfindungen vermitteln zu können. Für die Entspannungsmethode „Massage“ habe ich mich aus verschiedenen Gründen entschieden. Zunächst habe ich selbst durchweg sehr positive Erfahrungen sammeln können (sowohl in Bezug auf mich selbst als auch auf zahlreiche Kinder- und Erwachsenensportgruppen). Die für diese Entspannungsform nötige Berührung des Körpers unterstützt den Entspannungsprozess (fast immer) hilfreich. Meditative Verfahren erfordern hingegen eine gute Konzentrationsfähigkeit und können durch die Erzeugung „innerer Bilder und Phantasien“ und ein Lenken des Bewusstseins auf die eigentlich unbewussten Körperfunktionen Beklemmungen und Ängste erzeugen (vgl. Kap. 2.1.3.2.). Die Körperberührung bei „Massagen“ wirkt vor allem bei sehr unruhigen Kindern meist sehr beruhigend und unterstützt somit den angestrebten Entspannungsprozess. Gerade auch den in Kap. 3.1. erwähnten Kindern wird diese Tatsache sicherlich entgegenkommen. Die spielerische Einführung der Entspannung ist bei der „Massage“ in besonderem Maße möglich. Zahlreiche „spielerische“ Formen von Taktilspielen / Massagen sind möglich, was 14 für die Aufrechterhaltung der Motivation, vor allem bei den unruhigeren Kindern, denen es schwerfällt, sich zu konzentrieren (z.B. A., M.), entscheidend ist. Der soziale Aspekt der Körperberührung ist ein weiterer zentraler Schwerpunkt, der mich dazu bewogen hat, mit der Klasse „Massagen“ ein- und durchzuführen. Von einem anderen Kind massiert zu werden, bedeutet, diesem Kind zu vertrauen, sich im wahrsten Sinne des Wortes „in dessen Hände zu geben“. Ein anderes Kind zu massieren bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, dem anderen Kind nicht weh zu tun, sondern im Gegenteil dieses zu verwöhnen. Dieser Aufbau sowohl von „Vertrauens-“ als auch „Verantwortungsgefühl“ gegenüber bzw. für andere Menschen sollte meiner Meinung ein wichtiges Anliegen des Schulunterrichts insgesamt sein. In der Klasse 1 c gibt es einige Jungen, die gelegentlich durch unvorsichtiges Verhalten anderen Kindern gegenüber auffallen. So ist M. z.B. bei Fangspielen meist nur darauf bedacht, selbst nicht gefangen zu werden. Wer ihm dabei im Weg steht, wird „angerempelt“. M. neigt dazu, ein anderes Kind zum Teil tätlich anzugreifen, wenn er sich von diesem ungerecht behandelt fühlt. Zudem hat D. das Problem (laut Klassenlehrerin nicht nur im Sportunterricht), dass er häufig andere Kinder (meist unbeabsichtigt) „anrempelt“, wobei diese sich bedingt durch seine Größe und sein hohes Körpergewicht zum Teil sehr weh tun. Gerade für diese Kinder könnte die Massage eine Möglichkeit darstellen, sich in ein anderes Kind (oder einen anderen Menschen überhaupt) hineinzuversetzen, diesem nicht wehzutun, sondern angemessen mit diesem umzugehen. Alle übrigen Kinder der Klasse 1 c, die in diesem Bereich keine Probleme haben (vor allem die eher ruhigen Mädchen), werden meinen Vermutungen nach dieses „Berührtwerden“ und „Berühren“ in besonderem Maße genießen und somit sicherlich eine günstige Einstellung gegenüber Massagen / Entspannung aufbauen. Obwohl der Bereich „Entspannung“ in den Rahmenrichtlinien des Faches Sport für die Grundschule nicht vertreten ist, sehen die Bestimmungen für den Schulsport eine Behandlung / Durchführung dieser Thematik vor (vgl. Kap. 2.1.3.4.). Obwohl keine sportmotorischen Fähigkeiten / Fertigkeiten benötigt und trainiert werden, gehören für mich Entspannungsphasen unbedingt zum Sportunterricht und Sporttreiben insgesamt hinzu. Es geht hierbei nicht nur um wichtige Themen wie „Körperlichkeit“ oder „Körperwahrnehmung“. Zu allen Sportarten gehört auch ein Entspannen des Körpers / der Muskulatur. Während im Freizeit- und Leistungssport Entspannungsphasen meist fester Bestandteil des Trainings sind, werden sie im schulischen Sportunterricht (meinen eigenen Erfahrungen als Schülerin nach) zu Unrecht stark vernachlässigt. Die Kinder der Klasse 1 c sollen in der von mir geplanten Unterrichtseinheit erste Erfahrungen mit der Entspannungsform „Massage“ sammeln. Neben dem ersten Erspüren der angenehmen Auswirkungen von Massage am eigenen Körper sollen die Kinder Einsichten in die wichtigsten „Massageregeln“ (z.B. Wirbelsäule und Nierengegend aussparen) erlangen, womit sie befähigt werden, eine einfache Massage bei einem anderen Kind oder auch Erwachsenen auszuführen. Es geht mir insgesamt jedoch nicht vorrangig um die Vermittlung von Kenntnissen, sondern um die Erzeugung einer positiven, offenen Einstellung gegenüber der Entspannungsthematik insgesamt. Die Kinder sollen am Ende der Einheit nicht eine komplette, therapeutisch korrekte Massage durchführen und z.B. Namen und Technik verschiedenster Massagegriffe nennen und ausführen können. Wichtig ist mir, den Kindern aufzuzeigen und sie spüren zu lassen, wie angenehm sich eine Entspannungsphase auf ihr Wohlbefinden auswirkt. Es handelt sich bei dieser Einheit jedoch nur um eine Einführung in einen Teil der Entspannung. Es bleibt zu hoffen, dass im nachfolgenden Sportunterricht und auch von der Klassenlehrerin weiterhin Entspannungsphasen im Schulalltag integriert werden. 15 So würde die Chance bestehen, Entspannung zur Selbstverständlichkeit für die Kinder (auch im späteren Erwachsenenalter) werden zu lassen, einem Bedürfnis, dem der Mensch in Stresssituationen nachgeben muss, um das natürliche Gleichgewicht und damit letztendlich die Gesundheit aufrechtzuerhalten bzw. zu schützen. 3.3. Lehr- und Lernziele Groblernziel Die Schülerinnen und Schüler sollen die positiven Auswirkungen von Entspannung - in besonderem Maße von Massagen - erfahren und eine einfache Massage bei einer Partnerin / einem Partner durchführen können. Feinlernziele • Die Kinder sollen die wichtigsten Regeln für die Durchführung einer Massage kennenlernen, indem sie zunächst unter Anweisung, später nach Besprechung dieser Regeln selbstständig ein anderes Kind massieren. • Die Kinder sollen sich im verantwortungsvollen Umgang mit anderen Menschen üben, indem sie bei der Massage eines anderen Kindes diesem nicht wehtun (Kräftedosierung!), sondern angemessen und rücksichtsvoll mit ihm umgehen. • Die Kinder sollen eventuell vorhandene Berührungsängste zunehmend abbauen und das Vermögen des Aufbaus von Vertrauen verbessern, indem sie sich von einem anderen Kind berühren / massieren lassen. • Die Kinder sollen ihre sozialen Kompetenzen weiterentwickeln, indem sie die Ruhesituationen und somit das „Entspannungsbemühen“ der gesamten Großgruppe nicht durch unangemessenes Verhalten (vor allem akustischer Art) stören. • Die Kinder sollen die wohltuenden Auswirkungen von Massagen (vor allem in Anschluss an körperliche Belastungen) erfahren, indem sie sich nach vorherigen Phasen hoher körperlicher Aktivität auf Massagen einlassen. • Die Eigenständigkeit der Kinder und ihr Verantwortungsgefühl für ihren eigenen Körper sollen gefördert werden, indem die Kinder in der Einheit in zunehmendem Maße die Art und Weise und den Zeitpunkt der Massage frei wählen können. • Die Kinder sollen motiviert werden, auch über den Sportunterricht hinaus Entspannungssituationen aufzusuchen / Massagen durchzuführen, indem sie einen Massageball selbst herstellen, diesen mit nach Hause nehmen und somit auch dort Massagen durchführen können. 3.4. Methodische Vorüberlegungen und Entscheidungen Die Stunden der Einheit finden jeweils freitags statt (bis auf die sechste, s. S. 26), also in jeder dritten Sportstunde, da der Klasse nur an diesem Tag die gesamte Turnhalle zur Verfügung steht. In den übrigen Stunden wird die Turnhalle von zwei Klassen gleichzeitig genutzt (durch Trennvorhang unterteilt). Die hierdurch meist doch recht laute Geräuschkulisse würde ein Entspannen erschweren. Zudem halte ich einen Abstand von einer Woche für durchaus sinnvoll, da die Bewegungszeit ja durch die eingeplante Entspannungszeit eingeschränkt wird, was bei zu häufiger Durchführung zu Unmut bei den Kindern führen könnte. Ich habe mich dafür entschieden, die Entspannungsphase jeweils am Ende einer Stunde durchzuführen, da der Bewegungsdrang der Kinder zunächst sehr groß ist und befriedigt werden muss und die Kinder im Anschluss an Bewegungsaktivitäten die Ruhesituation mehr 16 genießen und sich somit eher auf die ihnen neue Situation einlassen können. Zudem wird ihnen die wohltuende Wirkung von Entspannung / Massagen nach körperlicher Belastung in besonderem Maße deutlich. Für die Bewegungsphase und die Entspannungsphase werden jeweils ca. 20 Minuten eingeplant. Die Entspannungsphase kann so ohne Hektik sowohl für den Mattenaufbau, Erklärungen, Durchführung zweier Massagedurchgänge als auch eine kurze Reflexion (Erfahrungsaustausch innerhalb der Gruppe oder zwischen den Partnern) und anschließenden Mattenabbau genutzt werden. Auch habe ich die Stunden in der Art geplant, dass die Entspannungsphase nicht isoliert am Ende der Stunde steht, sondern dass auch die vorgeschalteten Bewegungsaktivitäten mit der Massage thematisch in Verbindung stehen (was wiederum ein Einlassen auf die spätere Massage erleichtern soll), weshalb ich jeweils kurz den gesamten Stundenverlauf und nicht nur die Entspannungsphase skizzieren werde. Da bei einer Massage meist zwei Personen beteiligt sind und die Akzeptanz der Massagepartnerin / des Massagepartners für ein angestrebtes Wohlbefinden entscheidend ist, dürfen die Kinder ihre Massagepartnerin / ihren Massagepartner während der gesamten Einheit jeweils frei wählen (vgl. Kap. 2.2.4.2.). Auch habe ich mich aus diesem Grund dafür entschieden, in der ersten Stunde der Einheit, auch schon vor der ersten Massage, jeweils zwei Kinder in verschiedenen Spielformen zusammenarbeiten zu lassen. Hierbei sollen ein Abstimmen und Einlassen auf die Partnerin / den Partner sowie der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses angebahnt werden. Bei ungerader Anzahl an Kindern werde ich ein Kind massieren. Im Anschluss soll dieses Kind bei einer anderen Zweiergruppe beim Massieren mithelfen, da das Massieren an sich einer der entscheidenden Aspekte einer Massage ist (s. Lernziele, S. 21). Die erste „Massagegeschichte“, eine „Wettergeschichte“, wird durch eine Übung zunächst auf dem Boden vorbereitet, im Anschluss unter meiner Anleitung paarweise ausgeführt. Die spielerische „Verpackung“ nimmt eventuell auftretende Hemmungen. Da ich die Geschichte erzähle und die auszuführenden Handgriffe demonstriere, werden Unsicherheiten bei den Kindern vermieden, was gerade bei der ersten Konfrontation mit Massage wichtig ist. Die massierten Kinder lauschen der Geschichte, die massierenden imitieren die gezeigten Bewegungen. Die Matten werden in der ersten bis dritten Stunde in Kreisform ausgelegt. Immer vier Kinder befinden sich dann gleichzeitig auf einer Matte. Die massierten Kinder liegen auf dem Bauch und schauen zur Mitte, die massierenden sitzen neben ihnen am jeweiligen Ende der Matte. Die Kreisform unterstützt den Aspekt der „Gemeinsamkeit“ im Entspannungsprozess (wichtig für Aufbau eines Gruppengefühls). Zudem habe ich alle Kinder gut im Blick und kann so bei eventuell auftretendem unangemessenen Verhalten sofort einschreiten. Auch die massierenden Kinder können von mir gezeigte Handgriffe gut sehen und imitieren. Die Entspannungsphase wird, wie auch in allen weiteren Stunden (bis auf die fünfte), von ruhiger Klaviermusik begleitet (Musik 2, s. Medienangabe, S. 56), die zusätzlich eine harmonische, beruhigende Atmosphäre erzeugt und einen zeitlichen Rahmen pro „Massagebehandlung“ vorgibt (je Kind ca. 4:00 Minuten / eine längere Phase wäre zu lang und könnte Langeweile erzeugen). Ich werde in jeder Stunde (als dann den Kindern bekanntem Ritual) die gleiche Musik verwenden, da ein immer neues Musikstück evtl. von dem eigentlichen Geschehen ablenken könnte. Ich habe mich gegen die Verwendung „typischer“ Entspannungsmusik mit ihren „sphärischen eintönigen Klangteppichen“ entschieden, da ich sie selbst als sehr unangenehm empfinde und sie bei den Kindern evtl. (ebenfalls) zu Unbehagen führen könnte, was den Entspannungsprozess behindern würde. In der zweiten Stunde besteht die Bewegungsphase aus kooperativen Spielformen, die den Gruppenprozess (Aufbau von Vertrauen zur Partnerin / zum Partner und innerhalb der 17 Großgruppe) positiv beeinflussen sollen. Im Anschluss folgt eine weitere „Massagegeschichte“, eine „Pizzamassage“, bei der jedoch im Unterschied zur Geschichte der ersten Stunde der Handlungsspielraum (in Bezug auf Kreativität) des massierenden Kindes erweitert ist (Förderung der Selbstständigkeit) und die Massagegriffe intensiviert werden, was zu stärker fühlbaren Reizen beim massierten Kind führen soll. In der dritten Stunde wird mit für die Massage konzipierten „Igelbällen“ gearbeitet, wodurch die Kinder eine weitere mögliche Form der Massage (mit einem Medium) kennenlernen sollen. Zudem besteht bei dieser Massage kein direkter Körperkontakt zwischen den beiden Partnern, was sich bei Kindern mit Berührungsängsten günstig auswirken würde, denn diese Form könnte ihnen eine Möglichkeit bieten, sich dennoch auf Massagen einzulassen. Nach spielerischem Kennenlernen der Bälle in der Bewegungsphase werden in der Entspannungsphase die wichtigsten Regeln der Massage (bei den beiden ersten Stunden nur kurz erwähnt, da bei den „Geschichten“ von nicht entscheidender Bedeutung) und auch der Begriff „Massage“ zum ersten Mal genannt. (Ein Nennen dieses Begriffes in einer der ersten beiden Stunden könnte die Kinder eher abschrecken, da dieser Begriff häufig Assoziationen wie „Krankheit“ und „alte Leute“ hervorruft.) Nach einem kurzen Spiel zur Körperwahrnehmung dürfen die massierenden Kinder selbstständig ohne Vorgabe die von dem zu massierenden Kind gewünschten Körperstellen „bearbeiten“. In der vierten Stunde ist die Entspannungsphase noch „offener“ gestaltet. Die Kinder dürfen sich zu zweit sowohl den Platz für die Massage als auch die Art und Weise der Massage (z.B. „Wettergeschichte“, „Pizzabacken“ oder Massage mit Igelball) frei wählen. Dieses Vorgehen soll die Eigen- und Selbstständigkeit der Kinder fördern. Ein weiterer kognitiver Aspekt soll in dieser Stunde hinzukommen. Die Körperfunktionen werden vor und nach einer Ausdauerbelastung (verschiedene Spielformen) beobachtet und die Notwendigkeit und Annehmlichkeit von Ruhephasen für den Menschen hierdurch verdeutlicht. In der fünften Stunde dürfen die Kinder im Rahmen einer „Bewegungsgeschichte“ (mit Rollbrettern) nicht nur über die Art und Weise, sondern auch über den Zeitpunkt der Massage (Auto in einer Waschanlage) entscheiden. Ein Kind könnte im Extremfall hierbei sogar auf eine Massage verzichten oder sich über einen langen Zeitraum hinweg massieren lassen. Dieses fördert wiederum Eigenständigkeit und Eigenverantwortlichkeit für den Körper. Die sechste Stunde findet aus organisatorischen Gründen im Klassenraum statt (Arbeiten an Tischen günstiger) und dient der Herstellung und anschließenden Erprobung eines Massageballes (Massage mit dem eigenen Ball als Abschluss der Einheit). Hierdurch sollen die Kinder über den Zeitraum der Einheit hinaus zur Durchführung von Massagen motiviert werden. Ein außerschulisches Anwenden des im Sportunterricht Erfahrenen / Gelernten wird hierdurch wahrscheinlich. (Ich habe mir für dieses Vorhaben eine zusätzliche Unterrichtsstunde im Anschluss an den Sportunterricht von der Klassenlehrerin geben lassen, da den Kindern (bei nur drei Sportstunden in der Woche) nicht eine Bewegungszeit genommen werden sollte.) Zusammenfassend gesehen ist die Einheit durch eine stetige „Öffnung“ der Entspannungsphasen gekennzeichnet (s.o.). Ich habe mich bei dieser 1. Klasse für den Versuch einer derartigen Öffnung des Unterrichts entschieden, da die Kinder im Unterricht der Klassenlehrerin „Freiarbeit“ und somit sehr offene Arbeitsweisen und Lern/Lehrmethoden (z.B. „Lesen durch Schreiben“ nach J. Reichen) gewohnt sind. Hier sehe ich eine günstige Ausgangslage, diese Öffnung zur Förderung der Selbstständigkeit und Eigenverantwortung erfolgreich durchzuführen. Dennoch ist ein von mir stark gelenkter Beginn (vor allem in den ersten beiden Stunden) meiner Meinung nach unverzichtbar, da hierdurch Unannehmlichkeiten, die durch unsachgemäße Handlungen entstehen und somit 18 zu negativen Erfahrungen mit dieser Entspannungsmethode (z.B. zu heftiges, unvorsichtiges Massieren des Partners) führen könnten, am ehesten zu vermeiden sind. 3.5. Datum Gliederung / Ablauf der Unterrichtseinheit Thema der Stunde Freitag, 1. Stunde: 21.05.99 „Partner- / Vertrauensübungen /erste Massage“ Freitag, 2. Stunde: 28.05.99 „Kooperative Spielformen / Massagegeschichte“ Freitag, 3. Stunde: 04.06.99 „Massage mittels eines Mediums“ Freitag, 4. Stunde 11.06.99 „Ort und Art der Massage frei gewählt“ Freitag, 5. Stunde 18.06.99 „Zeitpunkt, Dauer und Art der Massage frei gewählt“ Freitag, 6. Stunde 21.06.99 „Herstellung und Erprobung eines Massageballs“ Bewegungsphase (ca. 20 Minuten) Spielformen zur Abstimmung auf Bewegungen der Partnerin oder des Partners / Vertrauensübung Kooperative Spielformen in der Großgruppe / „Soziale“ Fangspiele Spielformen zum Kennenlernen des Kleingeräts „Igelball“ Spielformen zum Training der Mittelzeitausdauer / Beobachtung von Körperfunktionen Jeweils ein Drittel der Klasse fährt als Auto (mit Rollbrettern) durch die Turnhalle; die anderen Kinder stellen „Waschanlagen“ dar Herstellen von „Massagebällen“ aus Tennisbällen und Luftballons Entspannungsphase (ca. 20 Minuten) Massage: von der Lehrerin fest vorgegebene Massagegeschichte („Wetter“; vgl. Anhang) Massage: Massagegeschichte („Pizzabacken“; vgl. Anhang) Massage: Körperwahrnehmungsspi el und „Wunsch – Massage mit dem Igelball“ Massage: Ort und Art der Massage von den Kindern frei gewählt Massage: Bei Wunsch kann eine „Waschanlage“ aufgesucht und ein Waschprogramm gewählt werden Massage: Erprobung im Sitzen im Klassenraum 4. Dokumentation des Verlaufs der Unterrichtseinheit 4.1. Erste Stunde der Einheit: „Partner- / Vertrauensübungen / erste Massage“ 4.1.1. Methodische Vorüberlegungen / Ziele Die erste Stunde der Einheit ist dadurch charakterisiert, dass während des gesamten Ablaufs jeweils zwei Kinder zusammenarbeiten sollen, da der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses für die „erste Massage“ im zweiten Teil der Stunde eine günstige Voraussetzung darstellt, den ersten Versuch mit dieser Entspannungsmethode - bei der man sich von der Partnerin / vom Partner berühren lässt bzw. diese / diesen berührt - gelingen zu lassen. Die Einführung in 19 diese für die Kinder neue Thematik ist von entscheidender Bedeutung, da sie einen Grundstein für die weitere Arbeit in diesem Bereich legt. Es muss unbedingt verhindert werden, dass die Kinder gerade in der ersten Stunde womöglich unangenehme Erfahrungen mit „Massage“ und „Entspannung“ sammeln, da diese ihre Einstellung gegenüber der so wichtigen Thematik negativ und dauerhaft beeinflussen könnten. Die Stunde beginnt mit einem Sitzkreis. In dieser Sozialform, die für die Kinder der 1 c ein häufig auftretendes Ritual darstellt, können sich alle Teilnehmer gut sehen und miteinander sprechen. Die Kinder werden zunächst (vor der Erläuterung der ersten Spielform) aufgefordert, sich eine Partnerin oder einen Partner zu suchen und sich neben diese / diesen zu setzen, womit eine spätere mit der Paarfindung stets verbundene Unruhe vermieden werden soll. (Bei ungerader Anzahl an Kindern werden drei Kinder als Dreiergruppe zusammenarbeiten (bis auf den ersten Massagedurchgang; vgl. S. 29).) Nun erfolgt die Erläuterung der ersten Spielform. Die Kinder sollen hierbei hinter ihrer Partnerin / ihrem Partner herlaufen. Dieses erfordert eine genaue Beobachtung des anderen Kindes und eine Abstimmung (somit auch Reaktionsfähigkeit) auf dieses. Nach ca. 2 Minuten erfolgt auf meinen Zuruf hin ein Wechsel der Rollen. Begleitet wird diese Spielform durch eine den Laufrhythmus unterstützende Musik (Musik 1, s. Medienangabe, S. 56), die zusätzlich motiviert und die die Kinder sehr gerne mögen. Auf mein Händeklatschen hin (ein den Kindern bekanntes Signal zum „Versteinern“, bei dem sie stehenbleiben und zu mir schauen) erläutere ich „Spielform 2“. Ein Zusammenkommen zum Sitzkreis ist hierfür nicht nötig und würde einen unnötigen Zeitaufwand darstellen. Die Kinder sollen sich (immer noch paarweise) eine Bodenlinie suchen, die als „Spiegel“ fungiert. Alle Bewegungen, auch mit Platzwechsel, sind erlaubt. Diese Spielform, wie auch die weitere (Spielform 3), die ebenfalls ohne Bildung eines Sitzkreises erläutert wird (s.o.), dient der Abstimmung auf Bewegungen der Partnerin / des Partners. Spielform 3 beinhaltet das den Kindern bekannte Spiel „Brückenkriegen“, hier jedoch in abgewandelter Form, nämlich als „Paarspiel“. Die Partner dürfen sich hierbei nicht loslassen, es gibt zwei Fängerpaare, wenn ein Paar unter den hochgehaltenen Armen (gefasste Hände) eines gefangenen Paares hindurchläuft, ist dieses „befreit“. Diese Phase ist wie auch Spielform 1 sehr bewegungsintensiv. Dieses halte ich für wichtig, da auch dem Bewegungsbedürfnis der Kinder Rechnung getragen werden muss. Zudem erleichtert diese Vorgehensweise meist das Einlassen auf die spätere Entspannungssituation (vgl. Kap. 2.1.3.4.). Zur etwas aufwendigeren Erläuterung der Vertrauensübung rufe ich die Kinder zum Sitzkreis zusammen, wodurch ich diese Spielform mit Hilfe eines Kindes für alle gut sichtbar demonstrieren kann. Die Partnerin / der Partner (der „Roboter“) wird durch einen am Rücken befindlichen imaginären „Knopf“ in Bewegung bzw. zum Stoppen gebracht. Bei einer Richtungsänderung fasst das „lenkende“ Kind den „Roboter“ in gestopptem Zustand an den Schultern und dreht diesen in die neue gewünschte Bewegungsrichtung. Dem Roboter wird freigestellt, die Augen zu schließen. Mit dieser Übung soll der Aufbau eines für die spätere Massage wichtigen Vertrauensverhältnisses angebahnt werden, zudem findet eine erste behutsame Berührung der Partnerin / des Partners statt. Im anschließenden Sitzkreis (alle Kinder können in dieser Sozialform gut zur Mitte sehen) lege ich von mir erstellte sieben Mattenmodelle (laminierte Din A 4 - Blätter in Mattenform und -farbe) in die Kreismitte, um den Kindern den von mir gewünschten Aufbau der Matten zu demonstrieren. Im Anschluss erfolgt der gemeinsame Aufbau der Matten in für die Massage besonders geeigneter Kreisform (Begründung s. Kap. 3.4.). Bevor die „Wettermassage“ (s. Anhang) auf dem Rücken der Partnerin / des Partners durchgeführt wird, führen wir Wettergeräusche mit den Fingern (auf den Matten im Sitzkreis 20 sitzend) am Boden aus. Diese Stille- / Konzentrationsübung habe ich mit den Kindern ein paar Wochen zuvor schon einmal durchgeführt, und sie nimmt eventuell bei der nachfolgenden Massage Hemmungen, da sie in dieser Form somit schon bekannt ist. Im Anschluss erkläre ich den Kindern, dass wir diese „Geschichte“ jetzt auf dem Rücken der Partnerin / des Partners durchführen werden und dass sie hierbei versuchen sollen, nicht zu sprechen, sondern nur der Musik (Begründung der Musikauswahl s. Kap. 3.4.) und meiner Geschichte zuzuhören. Während der Massage demonstriere ich an einem Kind (bei gerader Anzahl mit einem anderen Kind zusammen; bei ungerader bei einem Kind alleine) bei gleichzeitiger Erzählung der Geschichte die auszuführenden Handgriffe. Diese starke Lenkung meinerseits ist meiner Meinung (und Erfahrung) nach gerade bei der ersten Konfrontation mit Massage sehr wichtig, da sie allen Massageteilnehmern Hemmungen und / oder Unsicherheiten nimmt und möglicherweise auftretenden kontraindizierten Handlungen (z.B. „Unsanftes Anfassen“) vorbeugt. Nach Ablauf des ersten Massagedurchganges werden die Rollen gewechselt. (Bei ungerader Anzahl an Kindern massiert das zuvor von mir massierte Kind im zweiten Durchgang bei einer anderen Zweiergruppe mit; Begründung hierfür s. Kap. 3.4..) Nach Beendigung des zweiten Massagedurchgangs findet eine kurze gemeinsame Reflexion der Massage statt. Dieser Erfahrungsaustausch ist wichtig, um Reaktionen und Gefühle der Kinder einschätzen und somit für die weiteren Stunden mögliche Veränderungen vornehmen zu können. (Die Kinder könnten z.B. äußern, dass ihnen die Musik nicht gefallen hat, dass sie gefroren haben, dass ihre Partnerin / ihr Partner nicht sanft genug mit ihnen umgegangen ist.) Positive Äußerungen könnten die Kinder, die möglicherweise eine Teilnahme an der Massage verweigern, dazu bewegen, in der nächsten Stunde eine Teilnahme zu „wagen“. Im Anschluss erfolgen die Verabschiedung und das gemeinsame Abbauen der Matten. Ziele: • Die Kinder sollen in den unterschiedlichen Spielformen ihre Reaktionsfähigkeit und Beobachtungsgabe trainieren, indem sie ihre Bewegungen an eine Partnerin / einen Partner anpassen. • Die Kinder sollen eventuell vorhandene Berührungsängste zunehmend abbauen und das Vermögen des Aufbaus von Vertrauen verbessern, indem sie sich von einem anderen Kind berühren / massieren lassen. • Die Kinder sollen den verantwortungsvollen Umgang mit anderen Menschen üben, indem sie bei der Massage eines anderen Kindes angemessen und rücksichtsvoll mit ihm umgehen. • Die Kinder sollen die wohltuenden Auswirkungen von Massagen erfahren, indem nach vorherigen Phasen körperlicher Aktivität eine Massage durchgeführt wird. • Die Kinder sollen ihre sozialen Kompetenzen weiterentwickeln, indem sie die RuheSituationen und somit das „Entspannungsbemühen“ der gesamten Großgruppe nicht durch unangemessenes Verhalten (vor allem akustischer Art) stören. 4.1.2. Geplanter Stundenverlauf Zeit (Uhr) UnterrichtsPhase 10.55 11.00 11.00 11.05 11.05 - Einstieg Arbeitsphase 1 Unterrichtsgeschehen Arbeits- und Sozialform Abholen der Kinder aus dem Klassenraum / Umziehen Begrüßung / Kinder bilden Paare / Sitzkreis Erläuterung von Spielform 1 Spielform 1: Zu zweit Medien Kassettenre 21 11.15 11.15 11.20 11.20 11.25 11.25 11.30 11.30 11.40 (Anpassung an den Partner) Ein Kind läuft hinter Partner / -in her Erläuterung von Spielform 2: Eine Linie bildet das Spiegelbild / Ein Kind macht vor, das andere nach Erläuterung Spielform 3: Brückenkriegen in Paaren (Kinder dürfen sich nicht loslassen) Arbeitsphase 2 Erläuterung vom „Roboterspiel“: (Vertrauensübun Kinder führen sich gegenseitig als g) „Roboter“ per Knopfdruck durch den Raum (Augen geschlossen) Geräteaufbau Demonstration des Geräteaufbaus anhand von kleinen Mattenmodellen / Aufbau der Matten in Kreisform Einstimmung auf Mit den Fingern werden Wettergeräusche Massage auf dem Boden imitiert (Regen, Wind etc.) / Regeln der Massage werden erläutert Arbeitsphase 3 Kind (Bauchlage) wird von Partnerin o. (Massage) Partner massiert / Rollenwechsel Abschluss kurze Reflexion / Mattenabbau frei im Raum korder, Musik 1 Sitzkreis / Paarweise frei im Raum Sitzkreis / Gemeinsames Aufbauen Sitzkreis auf Mattenkreis (4 Kinder pro Matte) Paarweise Mattenmode lle 7 Matten 7 Matten, Musik 2 Sitzkreis 4.1.3. Unterrichtsverlauf und -auswertung Schon vor der Unterrichtsstunde fiel mir eine große Unruhe bei den Kindern auf, die sich bei der Bildung des Sitzkreises bestätigte und die gesamte Bewegungsphase dieser Unterrichtsstunde prägte. Die Paarfindung verlief ohne Probleme. Da ein Kind fehlte (es waren somit 25 Kinder), wurde von drei Mädchen eine Dreiergruppe gebildet. Mehrere Jungen hatten große Schwierigkeiten, der anschließenden Erläuterung der Spielform 1 konzentriert zu folgen. Als jedoch dann die Musik ertönte und sie sich bewegen durften / sollten, waren alle Kinder motiviert und engagiert bei der Sache. Der Dreiergruppe sagte ich extra den Zeitpunkt für den Rollenwechsel (wie auch bei Spielform 2 und der Vertrauensübung), damit nicht nur zwei, sondern alle drei Kinder dieser Gruppe mit „Vormachen“ an die Reihe kamen. Der Erläuterung von Spielform 2 (Kinder blieben „versteinert“ mit Blick zu mir auf mein Klatschsignal hin stehen) folgten die Kinder aufmerksam. Ich demonstrierte diese Spielform kurz mit einem mir räumlich nahestehenden Kind. Mit großem Spaß und sehr vielen kreativen Ideen führten sie diese Spielform durch. Das anschließende (von den Kindern geliebte) „Brückenfangen“ machte ihnen auch diese ihnen unbekannte Variante als „Paarspiel“ großen Spaß („Das war ja cool!“), und alle Kinder hielten sich an die Regeln und bemühten sich, ihre Partnerin / ihren Partner gut an der Hand zu halten. Als Fänger wählte ich spontan ein Jungen- sowie ein Mädchenpaar, was von allen Kindern akzeptiert wurde. Im anschließenden Sitzkreis demonstrierte ich die Vertrauensübung bewusst mit Marcel (vgl. S. 16), um einer möglichen Störung seinerseits vorzubeugen. Die Kinder gingen bei dieser Übung erstaunlich verantwortungsbewusst miteinander um, und viele Kinder nahmen meine Anregung an, doch einmal die Augen zu schließen. Einige Kinder musste ich darauf hinweisen, dass die Übung nur im Gehen und nicht im Laufen ausgeführt werden soll, da eine Kontrolle des „Roboters“ dem lenkenden Kind hierdurch erschwert werden würde und dieser im schlimmsten Fall (bei geschlossenen Augen) gegen die Wand oder andere Kinder laufen könnte. Im anschließenden Sitzkreis schauten die Kinder interessiert auf die einzeln nacheinander von mir ausgelegten Mattenmodelle und erkannten diese auch als solche. Die Kinder können generell recht gut einen Geräteaufbau vollziehen, und (fast) alle halfen eifrig mit. Mir war 22 jedoch schon vorher bewusst, dass ein solch komplizierter Mattenaufbau (7 Matten im Kreis, Ecke an Ecke) nicht ganz ohne meine Hilfe gelingen würde. So musste ich mit anfassen, denn der Kreis war zu klein begonnen worden und die Ecken lagen nicht überall aneinander. In der nächsten Stunde (bei gleichem Mattenaufbau) wird es sich zeigen, ob die Kinder es dann selbstständiger organisieren können. Die Durchführung der Wettergeräusche am Boden (im Sitzkreis auf den Matten) wurde von Marvin (vgl. S. 16) gestört, der zunächst die Teilnahme verweigerte und dann absichtlich zum Teil zum falschen Zeitpunkt die falschen Geräusche erzeugte. Dieses störte gelegentlich das „Gesamtgeräusch“. Dennoch gelang es den meisten Kindern (zum Teil mit geschlossenen Augen), sich auf die Geräuschkulisse zu konzentrieren. Als ich dann den Kindern erzählt hatte, dass wir das „Wetter“ nun auf dem Rücken der Partnerin / des Partners erzeugen wollten, erläuterte ich ihnen, wie sie sich zu viert auf den Matten positionieren sollten (pro Paar ein Kind in Bauchlage, eines kniend daneben). Die Mädchen der Dreiergruppe fragte ich, welches von mir massiert werden möchte. Ohne Streitereien kam dann eines zu mir. Dann forderte ich die Kinder auf, von nun an nicht mehr zu reden, und stellte die Musik an. Ich war zu diesem Zeitpunkt sehr skeptisch, ob die Kinder nun wirklich zur Ruhe kommen würden. Doch sobald die Musik lief, wurde es sofort deutlich still (Mark zu seinem Partner: „Das ist aber schöne Musik, nech?“). Der von mir daraufhin während der Massage erzählten Geschichte lauschten alle Kinder leise und konzentriert. Viele der massierten Kinder schlossen von sich aus (ohne meine Aufforderung) die Augen und genossen sichtlich die Massage. Die massierenden Kinder führten insgesamt die von mir demonstrierten Handgriffe angemessen und vorsichtig aus. Lediglich Marcel, Marvin und Arthur musste ich gelegentlich „bremsen“, da sie etwas grob handelten (Jedoch nicht in dem Maße, dass den massierten Kindern wehgetan wurde). Im Anschluss an den ersten Durchgang hörte ich vereinzelt Äußerungen von den massierten Kindern wie: „Das war ja schön!“ und „Ich bin richtig müde!“. Auch der zweite Durchgang verlief sehr harmonisch. Obwohl die Geschichte ja nun schon zum zweiten Mal erzählt wurde, waren die Kinder ebenso ruhig und konzentriert wie beim ersten Durchgang. Bei der anschließenden Reflexion mit den Kindern fielen ausschließlich positive Äußerungen: Jan: „Als es regnete, hatte ich ein rotes Tuch auf dem Kopf und bin ganz schnell nach Hause gelaufen!“ / Annika: „Ich fand das ganz schön!“ - Ich: „Was fandest du denn besonders schön?“ - Annika: „Den Wind!“ / Niklas: „Ich fand auch alles schön, besonders die Regentropfen fand ich schön!“ Als ich die Kinder dann verabschiedete und aufforderte, die Matten abzubauen, protestierte Dennis S.: „Och, Mann! Ich will aber noch mehr schlafen!“ Insgesamt ist die Unterrichtsstunde, vor allem die für die Unterrichtseinheit entscheidende Entspannungsphase, nach meinen Vorstellungen verlaufen. Der von mir geplante zeitliche Rahmen bestätigte sich, und kein Kind hat sich der Massage entzogen. Ich war angenehm überrascht, wie die zuvor (zu Beginn der Stunde) sehr „aufgedrehten“ Kinder das ihnen neue Angebot der Entspannungsmethode „Massage“ annahmen und sichtlich genossen. Ich hatte die Klasse zuvor noch nicht derart „still“ und „besonnen“ in der Turnhalle erlebt. Dieses gibt Anlass zu der Hoffnung, dass die Kinder auch in den folgenden Stunden die ihnen angebotenen neuen Körpererfahrungen interessiert und motiviert annehmen werden, was letztendlich nötig ist, um auch die von mir gesetzten Ziele der gesamten Einheit zu erreichen. 4.2. Zweite Stunde: „Kooperative Spielformen / Massagegeschichte“ 4.2.1. Unterrichtsverlauf und Auswertung 23 Die Unterrichtsstunde war von mir in der Form konzipiert worden, dass die Bewegungsphase aus „kooperativen“ Gruppenspielen bestand, um das für Entspannungssituationen förderliche Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Das erste Spiel (ein Laufspiel, bei dem alle Kinder einem von mir genannten Kind hinterherlaufen müssen / dann bei Musikstopp Wechsel) verlief harmonisch und befriedigte den bei den Kindern stets zu Stundenbeginn auftretenden Bewegungsdrang. Im Anschluss daran spielten die Kinder das ihnen neue Spiel „Doktor - Fangen“. Bei diesem Spiel (mit 2 Fängern) muss sich das gefangene Kind die „angetickte“ Stelle festhalten. Ein anderes Kind kann dieses nun befreien, indem es diese (festgehaltene) Stelle 5 x streichelt (heilt). Bei diesem Spiel geht es, wie auch bei der Massage, um Körperberührung. Erstaunlicherweise befreiten die Kinder eifrig gefangene Mitschülerinnen und Mitschüler, wobei keinesfalls beobachtet werden konnte, dass die Kinder nur Kinder gleichen Geschlechts durch Streicheln „heilten“. Noch besteht diese Hemmschwelle (bei den meisten) Kindern nicht. Sobald ich die Mattenmodelle holte, um den sowohl für das abschließende Spiel der Bewegungsphase als auch die Massage benötigten Aufbau zu demonstrieren, bemerkte Yannick, der eine erneute Massage vermutete: „Matratzen! Ja!! Jan, kann ich dein Partner sein?“. Ich fragte die Kinder, ob sie sich an den Mattenaufbau der vergangenen Massagestunde erinnern könnten, und ließ einen Jungen (Mark) die Mattenmodelle im Sitzkreis hinlegen, was ihm korrekt gelang. Als wir die Matten aufgebaut hatten, setzten und legten sich die Kinder gleich auf diese, und als ich erzählte, dass wir zunächst ein Fangspiel spielen wollten, sagte Tabea: „Ich dachte, dieses Wahrnehmungs-Dingsda!“ (Begriffe wie „Massage“, „Entspannung“ oder gar „Wahrnehmung“ waren bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gefallen!) Die Matten fungierten bei dem den Kindern bereits bekannten Fangspiel „Rettungsboot“ als „Rettungsinsel“. (Spiel: 2 Fänger; Kinder, die getickt wurden, bleiben winkend stehen; befreit werden können diese, indem sich zwei Kinder an den Händen fassen und das winkende Kind in die Mitte nehmen, dann zu der Rettungsinsel gehen und bis „10“ zählen). Die Kinder befreiten sich (wie immer bei diesem Spiel) eifrig, womit mein Ziel des „kooperativen Miteinanders“ in dieser Phase erreicht war. Dann folgte die Massage. Die Kinder fanden sich wie in der vorherigen Stunde zu Paaren zusammen (zum Teil gleiche, zum Teil andere Paarkonstellationen; es bestand wiederum eine ungerade Anzahl an Kindern, weshalb ich den Jungen (Kolja), der in der vorherigen Stunde gefehlt hatte, massierte). Als ich den Kindern erzählte, dass wir auf dem Rücken unserer Partnerin / unseres Partners eine „Pizza backen“ wollten, verkündeten einige, dass ihnen diese Massageform schon bekannt sei („Oh, ja, das! Das haben wir schon mal im Kindergarten gemacht!“). Schon im Vorfeld war mir bewusst, dass keine derart ruhige Situation wie bei der „Wettergeschichte“ entstehen würde, da die Kinder nicht nur einfach Handbewegungen imitieren sollten, sondern auch ihr eigenständiges Handeln und ihre Phantasie gefordert waren. Dieses bestätigte sich im Verlauf der (wiederum zur Musik durchgeführten) Massage. Die Kinder äußerten , welchen Belag sie wählten und wie die Pizza ihnen am Schluss „schmeckte“. Auch das liegende Kind durfte ein Stück „probieren“. Es ging bei dieser Form der Massage in weit stärkerem Maße als bei der „Wettergeschichte“ (erste Stunde) um die taktile Wahrnehmung (intensivere Griffe) des massierten Kindes und eine Schulung der Kreativität bei der „Masseurin“ / dem „Masseur“. Es wurde zum Teil leise gelacht, jedoch verleiteten Assoziationen wie „Teig kneten“ und „Backblech schrubben“ einige Jungen (Jan, Arthur, Marcel, Kolja, Marvin und Yannick) auch zu zwischenzeitlichen unangemessenen, zu heftigen Berührungen ihrer Partner. So fielen die Reaktionen / Äußerungen in der anschließenden gemeinsamen Reflexion sehr unterschiedlich aus. Einige Kinder hatten Probleme mit dieser „Massagegeschichte“, andere 24 konnten wie in der vorherigen Stunde „abschalten und genießen“: Yannick: „Marvin hat das nicht gut gemacht!“ / Marvin: „Yannick hat auch zu doll gemacht!“ / Karolina: „Das war traumhaft schön!“ / Johanna: „Annika hat das auch gut gemacht. Das war richtig schön!“ / Tabea: „Als wir den Ofen gemacht haben, da wurde mir ganz warm!“ Es gab zwischen einigen Jungen Gespräche wie z.B. „Mit dir mache ich nicht noch einmal!“ und „Yannick, machen wir das nächste Mal zusammen?“ Hier wird deutlich, wie wichtig eine freie Partnerwahl ist. Einige Kinder können bei dieser Thematik einfach nicht gut zusammenarbeiten. Ich denke, dass diese Form der Massage, also das „Pizzabacken“ trotz der unterschiedlichen Reaktionen durchaus durchgeführt werden sollte. Die Kreativität (vor allem der massierenden Kinder) wird angeregt und der verantwortungsvolle Umgang mit der Partnerin / dem Partner steht (durch intensivere Handgriffe) mehr noch als bei der „Wettergeschichte“ im Vordergrund. Den Jungen, die von ihrem Partner im Anschluss an die Massage gesagt bekamen: „Mit dir mache ich nicht mehr zusammen!“ wird ein Anlass gegeben, über ihr unangemessenes Verhalten nachzudenken und dieses beim nächsten Mal zu ändern, was sich in der folgenden Stunde zeigen wird. 4.3. Dritte Stunde: „Massage mittels eines Mediums“ 4.3.1. Unterrichtsverlauf und -auswertung In dieser Stunde ging es um die Verwendung eines Mediums bei der Durchführung der Massage. Ich wählte hierfür den für Massagen in besonderem Maße geeigneten Noppenball, auch „Igelball“ genannt. Auf das Erzählen einer den Massagevorgang unterstützenden Geschichte wie in den beiden vorherigen Stunden wurde hierbei verzichtet. Zudem wurde, da die Massage nun mehr in „die Tiefe“ ging, mit den Kindern besprochen, was eine Massage bewirkt und wie sie korrekt durchgeführt wird. Die Stunde war so von mir konzipiert worden, dass die Kinder schon von Beginn der Stunde an mit dem Igelball spielerisch umgehen und diesen somit kennenlernen. Ich verteilte die Igelbälle, schon ehe die Kinder die Turnhalle betraten, im ganzen Raum (13 Bälle bei 26 Kindern). Als die Kinder nach und nach in die Turnhalle kamen, äußerten sie sich erfreut über die ihnen schon bekannten Bälle: T.: „Machen wir heute Massage?“ / J. und M.: „Das sind Igelbälle!“ / D.: „Die pieksen ganz schön!“. Im anschließenden Sitzkreis bemerkte Tabea: „Ihr müsst alle mich mit Igelbällen massieren! Ich mag das gerne!“ Ich fragte die Kinder, ob sie die Igelbälle schon kennen würden, was sie bejahten. Sie kannten diese vom Kindergarten, „von zu Hause“ oder „von Opa“. Da die Kinder schon selbst auf die Thematik „Massage“ gekommen waren, schob ich hier eine kognitive Phase ein. Ich fragte die Kinder, was eine Massage mit Igelbällen denn bewirken würde. N.: „Dass einem das gut tut.“ / T.: „Dass sich das schön anfühlt.“ Ich drückte dann einen Igelball auf meinen Arm, nahm diesen weg, woraufhin weiße Punkte zu sehen waren, die dann jedoch wieder verschwanden. Daraufhin bemerkte K.: „Da wird der Kreislauf gesund!“ Und K.: „Das durchblutet!“ Ich erklärte den Kindern, dass wir am Ende der Stunde eine Massage durchführen würden, uns aber erst ein bisschen bewegen wollten. Die Kinder sollten zunächst nach (den Laufrhythmus unterstützender) Musik (Musik 2, s. Medienangabe, S. 56) um die in der Halle verteilten Bälle herumlaufen, dann diese überspringen, was sie motiviert umsetzten. Daraufhin sollten sich jeweils zwei Kinder (die sich auch später massieren wollten) zusammenfinden. Durch die gerade Anzahl an Kindern musste keine Dreiergruppe gebildet werden. (Ein Junge und ein Mädchen „blieben übrig“, fanden aber ohne Widerstand zusammen.) Die Kinder sollten nun, an einer Hand gefasst, zur Musik durch die Halle laufen und bei Musikstopp einen am Boden liegenden „Diamanten“ (Igelball) auswählen und 25 „beschützen“ (umfassen), ohne ihn von der Stelle zu nehmen. Hierdurch wollte ich eine gewisse Wertschätzung bei den Kindern erzeugen und die Besonderheit des Igelballes verdeutlichen. Das Spiel bereitete den Kindern viel Freude, da sie hierbei besonders schnell reagieren mussten, um einen noch nicht besetzten „Diamanten“ zu finden. Im Anschluss sollten die Kinder an dem Ort ihres zuletzt „beschützten“ Igelballes sitzenbleiben und sich den Ball aus beliebiger Entfernung gegenseitig zurollen. Das Zurollen des Balles, das die Kinder motiviert vornahmen (neues Material), diente einem weiteren Vertrautwerden mit dem Ball und gleichzeitig einer Absenkung des Aktivitätsniveaus, was ein Gelingen der anschließenden Entspannungsphase unterstützen sollte (vgl. Kap. 2.1.3.3.). Die Kinder kamen zum Sitzkreis zusammen und brachten ihren Igelball mit. Nun forderte ich die Kinder auf, die Matten entsprechend den beiden vorherigen „Massagestunden“ hinzulegen. Auf eine Erklärung anhand der zuvor genutzten „Mattenmodelle“ verzichtete ich hierbei, da den Kindern der Aufbau noch gut „vor Augen“ sein müsste. Dieser klappte dann noch besser und schneller als in der zweiten Stunde der Einheit. Im Sitzkreis erklärte ich den Kindern anhand einer Demonstration an einem mir nahe sitzenden Kind, dass sie bei dieser Massage (bei der die Handgriffe intensiver sind als bei den Massagegeschichten zuvor) die Wirbelsäule und die Nierengegend aussparen müssen. Vor der eigentlichen Massage sollten die Kinder dann das spielerisch orientierte Taktilspiel „Knopf-gefunden“ durchführen. Das liegende Kind denkt sich hierbei eine beliebige Stelle an der Rückseite des Körpers. Wenn die Partnerin / der Partner durch „Abrollen“ des Körpers nun diese Stelle „findet“ (berührt), gibt das liegende Kind ein „Piep“ von sich und denkt sich eine neue Stelle aus. Dann erfolgt ein Partnerwechsel. Als ich dieses Spiel angekündigt hatte, sagte Y.: „Ich möchte nicht!“ Ich sagte ihm, dass er nicht teilnehmen müsse, fragte ihn jedoch, ohne ihn unter Druck zu setzen, ob A. es vielleicht doch einmal ganz vorsichtig versuchen sollte. Y. willigte ein: „Ja, gaaanz vorsichtig!“ Y. und A. führten daraufhin das Spiel durch, obwohl A. eine Massage des Gesäßes und der Beine ablehnte: „Nein, Y.! Nur bis zum Po!“ Ich wies Y. darauf hin, A. Wunsch zu entsprechen, was dieser daraufhin auch tat. Im Anschluss an dieses Spiel folgte die eigentliche Massage, bei der den Kindern außer der besprochenen Regeln (s.o.) keine Vorgaben gemacht wurden. Nach dem Anstellen der Musik wurde es wieder sehr leise (es herrschte eine ruhigere Atmosphäre als in der zweiten Stunde beim „Pizzabacken“), abgesehen von vereinzeltem Kichern, da bei einigen Kindern das Massieren kitzelte. Die Kinder gingen sehr behutsam mit ihrer Partnerin / ihrem Partner um, obwohl keine „Ablenkung“ durch eine Geschichte vorhanden war, weshalb man mit dem Aufkommen von Langeweile verbunden mit eventuellen akustischen Störungen hätte rechnen können. Die Kinder genossen die Massage sichtlich, einige nahmen sogar ihren Daumen in den Mund und begannen an diesem zu nuckeln. Die Äußerungen im Anschluss an die Massage drücken das bei den Kindern entstandene Wohlgefühl deutlich aus, z.B.: D. und M.: „Das war schön!“ / L.: „An den Füßen hat das gekitzelt!“ / N.: „Ich fand das schön entspannend!“ Die von mir gesetzten Ziele wurden in dieser Unterrichtsstunde zu meiner Zufriedenheit erreicht. Die Kinder nahmen auch diese Möglichkeit der Massage begeistert an und es wird interessant sein, welche der drei bis jetzt durchgeführten Möglichkeiten („Wettergeschichte“, „Pizzabacken“ und „Igelball“) die Kinder in der nächsten Stunde für sich wählen werden. 4.4. Vierte Stunde: „Ort und Art der Massage frei gewählt“ 4.4.1. Methodische Vorüberlegungen / Ziele Diese vierte Stunde der Einheit besteht (wie auch die vorherigen) aus einer Bewegungssowie einer Entspannungsphase (vgl. Kap. 3.4.). Als neuer Aspekt kommt in dieser Stunde 26 das Bewusstmachen und ein Verbalisieren der Notwendigkeit von Entspannungsphasen für den Menschen hinzu. Zudem dürfen die Kinder nun (neben der freien Partnerwahl) auch Ort und Art der Massage frei wählen. Die Stunde beginnt mit einem Sitzkreis (Ritual; Vorteile dieser Sozialform s. S. 27). Ich werde die Kinder nun auffordern, die Augen zu schließen und ihren Herzschlag, ihren Atem und die subjektiv gefühlte Körpertemperatur zu beobachten, um einen späteren Vergleich zu ermöglichen. Dann kündige ich das den Kindern bekannte Spiel „Doktorfangen“ (vgl. Zweite Stunde, S. 33) an und lasse sie kurz die Regeln wiederholen, da das Spiel erst einmal zuvor gespielt wurde und einige Kinder eventuell die Regeln vergessen haben könnten. Das Spielfeld werde ich durch fünf Hütchen abgrenzen (die ganze Halle wäre für dieses Spiel zu groß), die im weiteren Stundenverlauf erneut zum Einsatz kommen werden. Die intervallähnliche Belastung dieses Spiels (stetiger Wechsel von „Stehen“ und „Laufen“) trainiert die Ausdauer und führt bei den Kindern zur Erhöhung der Herzfrequenz, der Atemfrequenz und der Körpertemperatur. Im Anschluss an dieses Spiel kommen die Kinder auf mein Klatsch-Signal (Ritual) hin zum Sitzkreis zusammen. An dieser Stelle sollen die Kinder erneut Atmung, Herzfrequenz und Körpertemperatur beobachten und mit dem „vorherigen Zustand“ (zu Beginn der Stunde) vergleichen, wodurch sie eigene Erfahrungen mit ihrem Körper und seinen Funktionen sammeln können. Ich werde die Kinder fragen, wodurch diese Veränderungen erzeugt wurden. Diese Frage müssten sie beantworten können, da wir in einzelnen vorherigen Sportstunden „Joggen“ in immer längeren Zeitintervallen durchgeführt haben, wobei diese Thematik schon angesprochen wurde („Joggen macht fit!“). Es wird wiederholt besprochen, dass Anstrengung zum Leben gehört, aber dass der Mensch auch Ruhe-Phasen benötigt, wie z.B. die „Massagen“, die wir schon in den vergangenen Stunden durchführten. Ich erläutere den Kindern, dass wir, bevor sie sich wiederum mit einer Partnerin / einem Partner massieren sollen, noch einmal „anstrengen“ wollen (ansonsten wäre der Bewegungsanteil der Stunde zu gering), damit sie die Massage besonders nötig haben. Sie sollen sich in fünf gleich großen Gruppen (somit ca. 5 Kinder pro Gruppe, was mir für die Dauer des folgenden Spiels als angemessen erscheint) hinter den fünf von mir (zur Abgrenzung des vorherigen Spiels) bereits aufgestellten Hütchen in einer Reihe hinsetzen, da sie mich dann besser sehen und sich vermutlich besser konzentrieren können. Die Hütchen dienen hierbei als Orientierung für die einzelnen Gruppen. Ich erläutere den Kindern das nun folgende „Zug-Spiel“ in dieser Organisationsform, da ihnen hierdurch das Verstehen leichter fallen wird. Jeweils das vordere Kind einer Gruppe demonstriert als „Lok“ Fortbewegungsart und Armbewegung. Die dahinter laufenden Kinder („Waggons“) folgen imitierend. Die Kleingruppen bewegen sich frei durch die gesamte Turnhalle. Ich (als „Schaffner“) gebe durch ein Pfeifen auf einer Trillerpfeife das Signal für das Stoppen des Zuges (Weitergehen auf der Stelle). Hierbei begibt sich die „Lok“ ans Ende der Kleingruppe, und nun wird der „1. Waggon“ zur „Lok“ und führt auf ein erneutes Pfeifsignal meinerseits die Gruppe an. Durch die „Gehpausen“ möchte ich eine intervallähnliche Belastung erzeugen und somit gleichzeitig eine Überlastung der Kinder verhindern. Der Spielcharakter lässt die Kinder hierbei die Anstrengung (weitgehend) vergessen. Ich habe mich bei diesem Spiel für den Einsatz von Musik entschieden, da diese die Kinder der Klasse 1 c meiner Erfahrung nach zusätzlich motiviert. Sie passt zudem thematisch zu dem Spiel und unterstützt den Laufrhythmus (Musik 3, s. Musikangabe, S. 56). Nachdem die „Züge“ erneut in die Bahnhöfe (Hütchen) eingefahren sind, sollen die Kinder sich wie zuvor hinsetzen. Nun demonstriere ich an einem Kind das folgende „Taktilspiel“. Das hintere Kind jedes Zuges soll hierbei dem vor ihm sitzenden Kind eine Zahl auf den 27 Rücken „schreiben“. Dieses gibt die erfühlte Zahl nach vorne (taktil) weiter, dann setzt sich das vordere Kind nach hinten usw. Dieses Spiel stimmt, da es ebenso wie bei der anschließenden Massage um Körperberührung geht, auf die anschließende Massage ein. Hauptsächlich setze ich dieses Spiel jedoch aus einem anderen Grund ein. Es ist günstiger für ein Gelingen der Entspannungsphase, nicht direkt von einem „hohen Aktivitätsgrad“ auf einen „niedrigen“ umzuschalten. Ein krasser Übergang wird durch dieses Spiel umgangen. Nach Beendigung des Spiels werden die Kinder von mir aufgefordert, sich eine Partnerin / einen Partner für die Massage zu suchen und sich mit dieser / diesem in den Sitzkreis zu begeben (bei ungerader Anzahl Bildung einer Dreiergruppe). Die freie Wahl der Partnerin / des Partners ist bei einer Massage, bei der es um (intensive) Körperberührung geht, sehr wichtig. Der für die Kinder stets sehr „aufregende“ Prozess der Partnerfindung steht vor der Erläuterung der Entspannungsphase, da den Kindern nun das Zuhören leichter fallen wird. Im Sitzkreis können die Kinder und ich uns gut sehen und verstehen. Ich lasse die Kinder nun die drei bisher von uns durchgeführten „Massagearten“ nennen: „Wettermassage“ (Imitieren von Wettererscheinungen auf dem Rücken der Partnerin / des Partners), „Pizzabacken“ (auf dem Rücken), „Igelballmassage“ (freies Massieren des Rückens mithilfe eines Noppenballes), um diese erneut in das Bewusstsein der Kinder zu rücken und somit die folgende Entscheidung der Kinder zu ermöglichen. Die Kinder sollen überlegen, welche Massage ihnen am besten gefallen hat. Diese sollen sie dann von ihrer Partnerin / ihrem Partner bei sich durchführen lassen. Hierfür nehmen sich alle Paare eine Matte und suchen sich einen beliebigen Platz in der Turnhalle. Ich habe mir hierfür von einer anderen Klasse „Isomatten“ (sehr leicht!) ausgeliehen, da ein Tragen der in der Turnhalle vorhandenen Matten durch die ganze Halle für jeweils zwei Kinder unmöglich wäre. Die Dauer eines „Massagedurchgangs“ ist durch die Länge unserer auch schon in den vorherigen Stunden verwendeten Musik vorgegeben (immer „neue“ Musik würde die Kinder eventuell zu stark vom eigentlichen Geschehen ablenken), die sich durch ihren ruhigen Charakter für eine Entspannungsphase eignet und die den Kindern bisher sehr gut gefallen hat (Musik 2, s. Musikangabe, S. 56). Den Ort und die Art der Massage sind von den Kindern frei wählbar. Hierdurch möchte ich die Eigen- und Selbstständigkeit der Kinder fördern. Nach Beendigung des zweiten Massagedurchgangs spiele ich erneut „unsere“ Entspannungsmusik ab. Währenddessen zeige ich jeweils auf zwei Kinder, die dann ihre Matte (und eventuell ihren Igelball) auf den Stapel zurücklegen und in die Umkleide gehen sollen. Hierdurch möchte ich ein unruhiges „Hinausgetobe“ der Kinder in die Umkleiden verhindern. Die Ruhephase geht so langsam (!) wieder in eine lautere, aktivere Phase über. Ziele: • Die Kinder sollen ihre Ausdauer trainieren, indem sie bei den beiden Spielformen intervallähnlichen Belastungen ausgesetzt sind. • Die Kinder sollen ihren Körper bewusst wahrnehmen, indem vor und nach einer Ausdauerbelastung Körperfunktionen (Atmung, Herzschlag) beobachtet und besprochen werden. • Die Kinder sollen die wohltuenden Auswirkungen von Massagen (vor allem in Anschluss an körperliche Belastungen) erfahren, indem sie sich nach vorherigen Phasen hoher körperlicher Aktivität auf Massagen einlassen. • Die Eigenständigkeit der Kinder und ihr Verantwortungsgefühl für ihren eigenen Körper sollen gefördert werden, indem die Kinder Ort und Art und Weise der Massage frei wählen können. 28 Die Kinder sollen den verantwortungsvollen Umgang mit anderen Menschen üben, indem sie bei der Massage eines anderen Kindes diesem nicht wehtun (Kräftedosierung!), sondern angemessen und rücksichtsvoll mit ihm umgehen. • Die Kinder sollen eventuell vorhandene Berührungsängste zunehmend abbauen und das Vermögen des Aufbaus von Vertrauen verbessern, indem sie sich von einem anderen Kind berühren / massieren lassen. • Die Kinder sollen ihre sozialen Kompetenzen weiterentwickeln, indem sie beim Fangspiel andere Kinder „befreien“ und während der Entspannungsphase die Ruhesituation und somit das „Entspannungsbemühen“ der gesamten Großgruppe nicht durch unangemessenes Verhalten (vor allem akustischer Art) stören. 4.4.2. Geplanter Stundenverlauf • Zeit (Uhr) 10.55 11.00 11.00 11.05 11.05 11.12 11.12 11.20 11.20 11.25 11.25 11.40 UnterrichtsPhase Unterrichtsgeschehen Abholen der Kinder aus dem Klassenraum / Umziehen Begrüßung / Einstieg Kinder sollen Augen schließen und (Beobachtung Herzschlag, Atem und subjektive des eigenen Körpertemperatur beobachten Körpers) Bewegungsphase Fangspiel „Doktorfangen“ (mit Befreien durch Körperberührung) (vgl. S. 32) Spielform 1 Kinder beobachten erneut Herzschlag, (Beobachtung Atmung und Körpertemperatur / dann des eigenen Gespräch über Bedeutung von Aktivität und Körpers) Entspannung für den Menschen Spielform 2 Einteilung der Gruppen, Erläuterung und Durchführung des „Zugspiels“ (das vorderste Kind demonstriert Fortbewegungsart und Armbewegung / dann auf Signal Wechsel (vgl. Methodik, S. 37) Absenkung des Taktilspiel „Zahlenschreiben“ (wie „Stille Aktivitätsniveaus Post“ auf dem Rücken, vgl. Methodik, S. 38) Entspannungspha Kinder suchen sich Partnerin / Partner / se (Massage) Zu zweit Matte nehmen, Platz im Raum suchen / „Wetter-“, „Pizza-“ oder „Igelballmassage“ durchführen / auf Signal hin abbauen Arbeits- und Sozialform Medien Sitzkreis freies Bewegen in 5 Hütchen Fänger: markiertem Bänder Spielfeld / Sitzkreis Kinder teilen sich in 5 Gruppen auf / „Züge“ bewegen sich frei im Raum Kinder sitzen in 5 Gruppen hinter Hütchen Erläuterung im Sitzkreis / dann in Paaren frei in gesamtem Raum verteilt 5 Hütchen Kassettenre korder, Musik 3, TrillerPfeife Hütchen Isomatten, Igelbälle, KassettenRekorder, Musik 2 4.4.3. Unterrichtsverlauf und -auswertung Schon auf dem Weg zur Turnhalle fiel mir eine große Unruhe bei den Kindern auf (mitverursacht durch vorausgehende „Domweihwoche“?). Trotzdem erfolgte der Stundeneinstieg in erstaunlicher Ruhe. Die Kinder schlossen bereitwillig die Augen und ließen sich auf die von mir angeleitete Situation ein, ihre Körperfunktionen (vgl. S. 37) zu beobachten. Einige Kinder fühlten ihr Herz und strichen sich über ihre Haut. Bei der Ankündigung des folgenden Spiels äußerten sie sich sichtlich erfreut und führten das Spiel sehr motiviert und bewegungsintensiv durch. Der von mir angesagte Fängerwechsel erfolgte ohne Probleme, und die Kinder „befreiten“ bereitwillig ihre Klassenkameradinnen und -kameraden. Beim anschließenden erneuten Beobachten der Körperfunktionen im Sitzkreis trat wiederum überraschend deutlich Stille ein. Die Kinder konnten sich somit laut gegenseitig atmen hören. 29 Ich fragte die Kinder, welche Unterschiede sie zu der vorherigen Situation feststellen könnten. Sie stellten eine Erhöhung des Herzschlags, der Atemfrequenz und der Körpertemperatur (Dennis: „200°C im Schatten!“) fest. Auf die Frage, weshalb dieses denn mit ihrem Körper passiert sei, antwortete D.: „Weil wir so viel gelaufen sind!“ und Jan: „Weil wir uns angestrengt haben!“. Ich fragte dann, ob es denn ungesund sei, sich so sehr anzustrengen, worauf die Kinder laut mit einem „Nein“ antworteten. K. sagte dann: „Das macht den Körper gut.“ (Dieses war den Kindern bekannt, da wir bei unserem gelegentlich durchgeführten „Joggen“ über immer länger werdende Zeiträume darüber gesprochen hatten, dass dieses „Anstrengen“ „fit“ macht.) Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Kinder (für einen Freitag in der 4. Stunde) noch recht konzentriert und aufmerksam. Die Gruppeneinteilung der „Züge“ hinter den fünf Hütchen verlief ohne größere Probleme und ohne größeren Zeitaufwand. Der nun folgenden Erklärung des neuen Spiels konnten - im besonderen eine komplette (aus fünf Jungen) bestehende 5er-Gruppe - nicht konzentriert folgen. Diese Gruppe wählte ich dann bewusst aus, das Spiel kurz zu demonstrieren, da ich mir davon versprach, diese zum engagierten Mitmachen zu motivieren. Durch Missverständnisse in der Erklärung wurden die Spielregeln vor allem dieser Jungengruppe nicht deutlich. Bis das Spiel nun begonnen werden konnte, vergingen hierdurch etliche Minuten. Obwohl drei Gruppen das Spiel durchaus zu meiner Zufriedenheit durchführten, konnte bei den übrigen zwei Gruppen keine Einhaltung der Spielregeln beobachtet werden. Das anschließende Taktilspiel „Zahlenmalen“ verlief wiederum zu meiner Zufriedenheit. Es trat erneut eine durchaus stille Situation ein. Lediglich die zuvor erwähnte Jungengruppe hatte die Spielregeln durch Unaufmerksamkeit nicht verstanden, und so dauerte es lange, bis diese Gruppe überhaupt mit dem Spiel beginnen konnte, was durch Streitereien und Unstimmigkeiten innerhalb dieser Gruppe begleitet wurde. Ich brach dieses Spiel, obwohl nicht alle Kinder an der Reihe gewesen waren, aus Zeitgründen vorzeitig ab (was die Kinder ohne Beschwerden annahmen) und versprach gleichzeitig, dass wir das Spiel noch einmal in einer der nächsten Sportstunden wiederholen würden, damit alle Kinder einmal an die Reihe kämen. Im Anschluss fanden sich die Kinder meiner Aufforderung nach zu Paaren zusammen. (Interessant war hierbei, das sich ein Mädchen (T.) und ein Junge (D.) sofort zusammenfanden, die sonst keine engere Beziehung zueinander haben. Bei der letzten Stunde fanden sich hingegen das „übriggebliebene“ Mädchen und der „übriggebliebene“ Junge zusammen (vgl. S. 36).) Im zu bildenden Sitzkreis nannten die Kinder korrekt die drei von uns in den vorherigen Stunden durchgeführten „Massageformen“ und wiederholten kurz die von uns aufgestellten „Massageregeln“ („Leise sein!“ / „Vorsichtig sein!“ / „Nicht die Wirbelsäule und die Nierengegend massieren!“). Die Kinder nahmen sich daraufhin pro Paar eine Isomatte und suchten sich einen Platz. Alle Kinder waren recht gleichmäßig über die gesamte Turnhalle verteilt. Bis auf zwei Paare wählten alle die Verwendung eines Igelballs für die Massage. Die anschließende „Massagephase“ nahmen die Kinder sehr unterschiedlich an. Die meisten (immerhin 20) ließen sich auf die Entspannungssituation ein, gingen angemessen mit ihrer Partnerin / ihrem Partner um und konnten meinem Empfinden nach auch „Ruhe“ finden. Sechs Jungen (vorrangig Teilnehmer der vorherigen 5er-Gruppe) konnten sich jedoch nicht auf die Stille-Situation einlassen. Sie gingen unangemessen (auch unvorsichtig) mit ihrem Partner um, rollten (zum Teil) Igelbälle zum benachbarten Paar und störten auch in akustischer Hinsicht, so dass einige ihnen nahe platzierte Kinder einer störenden Geräuschkulisse ausgesetzt waren. Da ich diese nicht laut durch die Halle rufend ermahnen konnte (wäre ebenfalls eine Störung), ging ich zu den betreffenden Kindern, um sie auf ihr 30 unangemessenes Verhalten hinzuweisen und aufzufordern, dieses zu ändern. Da sich jedoch zwei Paare auf der einen Seite und das andere Paar eher auf der anderen Seite der Turnhalle befand, konnte ich nicht ausreichend auf die störenden Kinder einwirken. Ich beendete die Stunde wie geplant: Die Kinder bauten zeitlich versetzt die Matten ab und gingen in die Umkleide. Insgesamt gesehen waren die Kinder, hier sind in besonderem Maße die erwähnten Jungen zu nennen, wesentlich unruhiger und unkonzentrierter als sonst. Zwei Jungen (Lukas und Jan), die im sonstigen Sportunterricht als sehr motivierte, faire und engagierte Kinder auftreten, waren fast „wie ausgewechselt“ (!), was (zumindest bei Jan, aus vorheriger Erfahrung) auf das Vorhandensein eines „Publikums“ zurückzuführen ist. Arthur, Dennis H. und Marcel fiel es noch schwerer als sonst, Arbeitsanweisungen konzentriert zu folgen. Es gibt einige Entscheidungen meinerseits, die sich in dieser Situation negativ auf den Stundenverlauf auswirkten. So war die Einführung eines neuen Spiels („Zugspiel“) in dieser Stunde (zumal es die 4. Stunde freitags war) eher ungünstig. Die Kinder (vor allem die Jungen) wollten sich einfach nur bewegen. Für sie dauerte die Erklärung des Spiels zu lang, weshalb sie dieser nicht folgen konnten. Es wäre besser gewesen, ein den Kindern schon bekanntes Spiel zu spielen, dem keine längere Phase des Zuhörens hätte vorgeschaltet werden müssen. Die Kinder hätten sich intensiv bewegt, wären dann erschöpfter gewesen und hätten sich eventuell auf die Entspannungssituation eher eingelassen. Zudem hätte dieses Vorgehen viel Zeit eingespart, die für eine Reflexion (s. unten) hätte genutzt werden können. Das Taktilspiel würde ich erneut in dieser Stunde einplanen, da (meiner Erfahrung nach) den Kindern bei eher langsamer Absenkung des Aktivitätsniveaus das anschließende Entspannen leichter fällt (nicht schwitzend und außer Atem gleich auf die Matte! / vgl. Kap. 2.1.3.3. ). Auch die freie Partnerwahl halte ich für sehr wichtig. Zwar hätte durch die „Trennung“ der störenden Kinder vielleicht mehr Ruhe erzielt werden können, jedoch halte ich die freie Partnerwahl gerade bei Massagen für unverzichtbar (vgl. S. 22). Mit der in dieser Stunde durchgeführten freieren Form der Massage (mit selbstgewähltem Ort) konnten nicht alle Kinder angemessen umgehen. Ich würde mich jedoch wieder für einen „Versuch“ entscheiden, denn ich denke, dass viele Kinder (vor allem die Mädchen) diese ungebundenere Form (mit Rückzugsmöglichkeit) der gebundeneren (die wiederum den oben erwähnten Jungen besser gelang) vorziehen. Ich hätte jedoch mehr Zeit am Ende der Stunde einplanen müssen, um die Stunde nicht so auslaufen zu lassen, sondern um eine Reflexion durchführen zu können. Ich hatte zwar bewusst keine Reflexionsphase eingeplant, da ich dachte, dass durch die stets am Ende der vorherigen drei Massagestunden stattgefundenen Reflexionen die Kinder in der Lage wären, sich gleich bei Bedarf selbst mit dem Partner abzusprechen (z.B. „Du machst zu doll!“ / „Massiere mich mal an dieser Stelle.“) Vor allem für die störenden Kinder wäre diese Phase jedoch sinnvoll gewesen. Sie hätten so in einer kurzen Gesprächsphase im Sitzkreis von mir (und vor allem von den anderen Kindern) auf ihr unangemessenes, störendes Verhalten aufmerksam gemacht werden können. Im Anschluss hätte dann (nach kurzer erneuter Belastung durch ein Fangspiel etc.) eventuell ein weiterer „Massagedurchgang“ stattfinden können, bei dem ich die zuvor störenden Kinder direkt um mich (unter Kontrolle) gehabt hätte. Dem unangemessenen Verhalten wäre damit direkt eine Konsequenz gefolgt, was sich eventuell positiv auf das Verhalten dieser Kinder ausgewirkt hätte und dem angemessenen Verhalten der anderen Kinder gerecht geworden wäre. Nach dieser Stunde gibt es meiner Meinung nach zwei Möglichkeiten für den Fortgang der Unterrichtseinheit. Entweder führe ich mit den Kindern eine stark lehrerzentrierte Massage (wie in der ersten Stunde) durch, die allen Kindern gut gelang, oder ich verfolge wie geplant 31 die weitere „Öffnung“ des Massageangebots, wobei ich ein besonderes Auge auf die angesprochenen Jungen haben werde. Ich habe mich für die letztere der beiden Möglichkeiten entschieden, da ich nicht wegen weniger Kinder (ca. 6), die sich nur schwer auf die „offene“ Situation einlassen können, den anderen Kindern diese Erfahrung vorenthalten möchte. Die Struktur der nächsten Stunde gibt mir jedoch die Möglichkeit, intensiv auf die in dieser Unterrichtsstunde störenden Kinder einzugehen und sie in ihrem Entspannungsbemühen zu unterstützen. Zudem bleibt zu hoffen, dass sich z.B. Lukas und Jan durch das Fehlen eines „Publikums“ wie gewohnt verhalten werden. 4.5. Fünfte Stunde: „Zeitpunkt, Dauer und Art der Massage frei gewählt“ 4.5.1. Unterrichtsverlauf und -auswertung Bei dieser fünften Unterrichtsstunde der Einheit stand nicht die Entspannung in einer ruhigen Atmosphäre, sondern das Loslassen von Spannungen durch taktile Reize der Haut und somit die Körperwahrnehmung im Vordergrund. Die in der Einheit fortschreitende „Öffnung“ des Unterrichts ermöglichte den Kindern nun, zu entscheiden, ob sie überhaupt und wenn wann und wie lange sie massiert werden möchten. Es wurde ihnen somit lediglich ein Angebot gemacht, was sie jedoch nicht anzunehmen brauchten. Dieses sollte die Selbstständigkeit der Kinder fördern. Die gesamte Stunde stand unter dem von mir zu Beginn der Stunde im Sitzkreis verkündeten Motto „Autofahren“. Das erste Spiel war ein einfaches Fangspiel, bei dem getickte Kinder (Autos) dadurch befreit werden konnten, dass ein anderes Kind die Reifen aufpumpte (Turnschuhe) und das Auto neu betankte (Hand geben). Diese Variante machte den Kindern großen Spaß. Im Anschluss nahmen je drei Kinder ein Rollbrett (Auto) und einen Stab und zogen sich gegenseitig frei durch die Turnhalle. (Die Kinder waren zur Arbeit mit den Rollbrettern hoch motiviert, da ich parallel zur „Massage“-Einheit Übungen mit den Rollbrettern mit anschließendem Erwerb des „Rollbrettführerscheins“ durchgeführt habe, die einige Kinder stolz mit in die Turnhalle gebracht hatten.) Im Anschluss erklärte ich die Durchführung der folgenden „Massage – Phase“. Jeweils vier Kinder sollten sich zunächst zu einer Gruppe zusammenfinden (24 Kinder = 6 Gruppen), was ohne Probleme vonstatten ging. Drei Gruppen setzten sich sowohl aus Mädchen als auch aus Jungen zusammen. Die übrigen Gruppen waren gleichgeschlechtlich besetzt. Zwei Gruppen (Gruppe 1 und 2) begannen als Autos (nur 8 Rollbretter vorhanden), die übrigen vier Gruppen hatten die Aufgabe (nach vorheriger kurzer Demonstration) jeweils eine „Waschanlage“ zu bauen. Zur Verfügung standen hierfür: Pro Gruppe vier Isomatten, eine aufgerollte Matte, eine Spülbürste, zwei weiche Wischlappen und zwei Igelbälle (vgl. Fotos im Anhang). Wenn ein Auto einfuhr, wurde dem betreffenden Kind die „Mattenrolle“ unter Kopf und Arme geschoben (damit es bequem lag), dann begann das Waschen (die Massage) des Autos. Nach ca. 6 Minuten erfolgte ein Wechsel, nun waren Gruppe 3 und 4 Autos, nach weiteren 6 Minuten Gruppe 5 und 6 als Autos an der Reihe. Jedes Kind war somit in einem Durchgang das Auto, in den übrigen zwei Durchgängen Mitglied einer Waschanlage. Da ich den Kindern freigestellt hatte, ob sie und wann sie „gewaschen“ werden wollten, hatte ich damit gerechnet, dass vor allem die Jungen, die schnelles Fahren und Experimentieren mit dem Rollbrett lieben, doch recht viele und weite Wege mit dem Rollbrett zurücklegen würden. Erstaunlicherweise konnte ich lediglich Marcel (vgl. S. 16) dabei beobachten, wie er zwischenzeitlich eine große Runde durch die Halle fuhr. Alle übrigen Kinder fuhren stets von einer Waschanlage in die nächste, so dass es gelegentlich zu einem Stau kam. Da jedoch vier Waschanlagen für 8 Kinder zur Verfügung standen, war die Wartezeit nur kurz. So besuchten die Kinder in den 6 Minuten bis zu 6 Waschanlagen. Selbst Marcel konnte ich beim Besuch 32 von mindestens drei Waschanlagen beobachten. Die Kinder blieben jedoch nicht immer bei derselben Anlage, sondern probierten alle Waschanlagen aus, so dass die „Betreiber“ stets beschäftigt waren. Ich hatte den Kindern zuvor empfohlen, sich bei „Kundenmangel“ innerhalb der eigenen Gruppe zu massieren. Dieser Fall trat nur ganz selten ein, und die betreffende Gruppe befolgte dann tatsächlich meinen Vorschlag. Die Kinder hielten sich an die zuvor besprochenen Regeln (z.B. „Bürsten auf der nackten Haut (z.B. Beine) und auf dem Kopf verboten!“) und dachten sich viele eigene Geschichten aus (L.: „Wenn man von einer anderen Waschanlage nass gekommen ist, kann man von der Seite reinfahren, da wird man trocken gemacht!“). In der Reflexion am Ende der Stunde über diese „Massageform“ drückte sich die von mir zuvor beobachtete Begeisterung der Kinder deutlich aus. Auf die Frage, wie es denn geklappt und ob es ihnen gefallen habe, antwortete A. (der durch gelegentliches unangemessenes Verhalten (vgl. S. 16 / vgl. „Vierte Stunde der Einheit“, S. 43)) auffällt und nur selten Wortbeiträge liefert) sofort, ohne sich zu melden: „Ich fand das sehr schön!“ Weitere Äußerungen der Kinder in chronologischer Reihenfolge: J.: „Wir hatten bei unserer Waschanlage Stau!“ / M.: „Bei uns auch!“ / J.: „Können wir noch mal machen? Machen wir das gleich noch mal?“ / Y.: „Ich war immer an der gleichen Tankstelle!“ (Er meint natürlich Waschanlage) „3 x bei A., 2 x bei J., 1 x bei J.!“ / J.: „Bei uns war auch immer Stau!“ / M.: „Die Gruppe von M. fand ich doof, der hat immer so doll gemacht!“ Diesen Wortbeitrag thematisierte ich an dieser Stelle kurz. Die Kinder sollten überlegen, welchen Tipp sie M. geben könnten, wenn wir dieses „Spiel“ in einer der folgenden Stunden wiederholen würden. Sie sagten ihm daraufhin, dass er vorsichtiger, nicht so „doll“ machen solle. Dieses Ansprechen von M. Verhalten halte ich für sehr wichtig, da Marcel es von den anderen Kindern (!) und nicht nur von mir gesagt bekam, was eine künftige Verhaltensänderung bei Marcel bewirken könnte. Ungeduldig daraufhin M.: „Noch mal jetzt?“ / Ich: „Warum wollt ihr denn jetzt noch einmal?“ / J., M.: „Weil das so viel Spaß gemacht hat!“ / M.: „Das war so gemütlich! Da wurde man so richtig durchgewaschen!“ / Y.: „Immer wenn einer von der Tankstelle weggefahren ist, bin ich reingefahren!“ (Ich versprach den Kindern nun eine erneute Durchführung in einer der nächsten Stunden.) Es wurde deutlich, dass auch die Jungen dieses Massageangebot besonders gern annahmen. Selbst die Kinder, die in der vorherigen Stunde vor allem durch akustische Störungen aufgefallen waren (J., M., A.), nahmen an dieser Massageform durchgehend und motiviert teil. Jan hatte sich zur Bildung der Vierergruppe drei Mädchen ausgewählt (evtl. da er zuvor dachte, dass dieses besser klappen könnte? Im Anschluss an die Stunde äußerte er mir gegenüber, dass das „Gewaschen – Werden“ ihm besonders viel Spaß gemacht habe.). M. nutzte zwischenzeitlich die Möglichkeit, sich frei im Raum zu bewegen. Bei der Massage war er meinen Beobachtungen nach nicht absichtlich etwas zu grob. Er nahm das „Waschen“ gewissenhaft vor, und ich denke, er konnte einfach seine Kräfte zum Teil nicht richtig dosieren, weshalb die Kinder ihn im Anschluss rügten (s.o.). Arthur und die anderen in der vorherigen Stunde störend aufgefallenen Jungen fielen mir (und den Kindern) in dieser Stunde nicht negativ auf. Das Gelingen dieser Massageform liegt sicherlich an der ansprechenden „Verpackung“ des Geschehens (Rollbretter als „Autos“ in Waschanlagen) und am für die Kinder interessanten Material (z.B. die „heißbegehrten“ Spülbürsten). Auch die Kinder, die sich in der letzten Stunde nicht auf eine Massage einlassen konnten, fühlten sich in dieser Geschichte als festen „Rahmen“ sicher und aufgehoben. Sie konnten sich in diese Situation hineinversetzen und ihrer Phantasie freien Lauf lassen. Auch die Gegebenheit, dass es bei dieser Form nicht auf 33 eine ruhige Atmosphäre ankam, sondern dass Reden und Lachen (Auch Lachen entspannt! vgl. Kap. 2.2.4.2.) erlaubt waren, spielte hierbei sicherlich eine Rolle. Alle Kinder haben somit das von mir für diese Stunde angestrebte Ziel erreicht. Sie haben sich sowohl mehrmals von verschiedenen Kindern massieren lassen als auch selbst zahlreiche unterschiedliche Kinder massiert. Trotz der etwas lauteren, fröhlichen Atmosphäre ließen sich die Kinder auf eine Entspannung ein. Viele schlossen, während sie „gewaschen“ wurden, die Augen und genossen diese „Behandlung“ sichtlich. Das Bewegungsangebot des zwischenzeitlichen Herumfahrens mit den Rollbrettern hat kaum ein Kind genutzt. 4.6. Sechste Stunde: „Herstellung und Erprobung eines Massageballs“ 4.6.1. Unterrichtsverlauf und -auswertung Nach vorheriger „normaler“ sehr bewegungsintensiver Sportstunde fand diese letzte Stunde der Einheit im Klassenraum statt. Sie diente der Herstellung und Erprobung eigener Massagebälle. Zu Beginn der Stunde zeigte ich den Kindern einen bereits von mir fertiggestellten Massageball. Ich fragte, welches Kind denn jetzt eine Massage ganz gut gebrauchen könnte, und erstaunlicherweise meldete sich sofort M., an dem ich meinen Ball kurz demonstrierte. Ich kündigte dann an, dass ich für jedes Kind einen Tennisball mitgebracht hätte und dass jedes Kind in dieser Stunde einen Massageball herstellen und dann mit nach Hause nehmen dürfe, was von den Kindern begeistert angenommen wurde. Gleich folgte die Frage: „Massieren wir uns dann auch gleich damit?“ (T.) Die Kinder wählten zwei Luftballons ihrer Wunschfarben aus und bezogen die Tennisbälle damit. Es blieb im Anschluss ausreichend Zeit für die Durchführung zweier Massagedurchgänge. Die Kinder sollten sich in Sitzhaltung massieren, um noch eine weitere, überall durchführbare, Massagemöglichkeit kennenzulernen. Ich schlug den Kindern vor, ihre Sitznachbarin / ihren Sitznachbarn als Massagepartnerin / -partner zu nehmen (denn diese / dieser müsste ihnen ja sympathisch sein, da sie / er ja von ihnen selbst bestimmt wurde), woraufhin sie sofort mit der Massage begannen. Ich ließ die Kinder noch kurz die Regeln wiederholen, dann stellte ich „unsere“ Entspannungsmusik an (vgl. S. 23). Während der Massage-Phase war es sehr ruhig. Die Kinder gingen gewissenhaft mit ihrer Partnerin / ihrem Partner und auch mit ihrem neuen Ball um. Unbeabsichtigt fielen einige wenige Bälle während des Massierens auf den Boden. Die Kinder holten sich diese jedoch sehr leise wieder. Während des zweiten Massagedurchgangs konnten M. und A. (die sich gegenseitig massierten) nicht mehr so wie im ersten Durchgang „abschalten“ und sich ruhig verhalten (evtl. durch das Fehlen einer begleitenden Geschichte). M. hob am Ende des zweiten Durchgangs des öfteren den Kopf und schaute durch den Raum. Als ich ihn aufforderte, doch den Kopf wieder gemütlich abzulegen, folgte er zwar diesem Rat, konnte jedoch nicht sehr lange durchhalten. Störungen akustischer Art gingen jedoch von keinem Kind in dem Maße aus, dass andere Kinder in ihrer Entspannung beeinträchtigt wurden. Im Anschluss an die Massage gab ich den Kindern eine Hausaufgabe: Sie sollten sich zu Hause von jemandem massieren lassen und selbst jemanden massieren. Daraufhin überlegten alle Kinder sofort, wen sie denn massieren könnten. (D.: „Meinen Bruder kann ich nicht massieren, der ist nicht da!“) Ich bin gespannt, was die Kinder in den nächsten Tagen berichten werden. Insgesamt war die Stunde meiner Ansicht nach ein für die Kinder (und für mich) durchaus gelungener Abschluss, da eine sehr ruhige und harmonische Atmosphäre bestand (positiver letzter Eindruck zur Thematik „Massage“) Weil die Kinder ihre selbst hergestellten Bälle mit nach Hause genommen haben, sind sie vielleicht auch zu außerschulischer Massage motiviert worden. 34 (In der anschließenden Sportstunde berichteten die Kinder, wen sie zu Hause massiert hatten: z.B.: D.: „Meine Mama beim Lesen.“ / Y.: „Meinen Papa, als er am Computer saß“ / M.: „Meinen Bruder Timo!“) 5. Reflexion der Unterrichtseinheit Eine Überprüfung, ob das zu Beginn der Einheit gesetzte Ziel, die Kinder die positiven Auswirkungen von Entspannung / Massagen erfahren zu lassen, erreicht wurde, ist bei dieser Thematik recht schwierig. Im Gegensatz z.B. zu der Vermittlung von Bewegungsfertigkeiten (z.B. Technik des Weitsprungs), bei der eine Feststellung über das Gelingen leicht zu vollziehen ist, muss man sich beim Thema „Entspannung“ auf die Beobachtung der Kinder oder auf ihre anschließenden Erzählungen beschränken. Von außen sichtbare Zeichen für eine „Entspannung“ des Körpers wären hierbei z.B. geschlossene Augen, ruhige Atmung, wenig / keine Körperbewegungen, kein Sprechen (ausgenommen gelegentliches leises Lachen, weil es eventuell kitzelt). Insgesamt komme ich aufgrund meiner Beobachtungen zu dem Schluss, dass alle (!) Kinder in mindestens einer Stunde der Einheit zu einer Entspannung gekommen sind. Meiner Meinung und meinen Beobachtungen nach konnten zahlreiche Kinder (alle Mädchen eingeschlossen) sogar in allen angebotenen Massageformen entspannen. Zwei Jungen (Marcel und Arthur) hatten nahezu durchgehend, drei weitere Jungen (Dennis H., Jan und Lukas) hauptsächlich in einer Stunde, Probleme, sich auf die Ruhesituation einzulassen und somit zur Entspannung zu gelangen. Die Ursachen für diese Probleme lassen sich meiner Meinung nach im Nachhinein durch die Charakteristika der unterschiedlichen Massageformen begründen. Es ist rückblickend möglich, zwei unterschiedliche Typen der Massageformen zu charakterisieren. Zum einen gab es Massageformen, die durch eine Geschichte begleitet wurden. Hierzu gehörten die erste Stunde („Wettergeschichte“), zudem die zweite („Pizzabacken“) und die fünfte Stunde (Als Auto in der „Waschanlage“) der Einheit. Alle Kinder (auch M. und A.) nahmen an diesen Massageformen motiviert teil. Das Hineinversetzen in eine Geschichte, die Vorstellung einer Handlung oder eines Vorgangs bei gleichzeitiger Berührung des Körpers (z.B. „es regnet“, „Pizza wird zerschnitten“ oder „Auto wird gewaschen“) hielt die Motivation beider Partner, des massierenden sowie des massierten Kindes aufrecht. Während die Atmosphäre in der ersten Stunde durch nahezu absolute Stille (!) gekennzeichnet war, wurde in der zweiten und fünften Stunde zum Teil leise gesprochen und gelacht. Dennoch konnten die massierten Kinder hierbei entspannen, da eine absolute Ruhe im Raum keine zwingende Voraussetzung für das Gelingen einer Entspannung durch Massagen darstellt. Während z.B. bei Phantasiereisen Geräusche sofort das Entspannungsbemühen stören / unterbrechen würden (Konzentration auf „innere“ Bilder vonnöten!), kommt es bei einer Massage vor allem durch die Körperberührung, durch das Streicheln der Haut und das Verwöhnenlassen (sozialer Aspekt) zur Entspannungsreaktion (vgl. Kap. 2.2.2.2.). Als „Massagen ohne Geschichte / Handlungsrahmen“ können die Massageformen der dritten („Igelball“), der vierten („freie Wahl von Ort und Art“) und der sechsten Stunde der Einheit („eigener Massageball“) zusammengefasst werden. Hier gab es mit den oben genannten Kindern größere Schwierigkeiten. Es ging bei diesen Massageformen darum, einfach nur zu spüren, „abzuschalten“ und zu genießen. Die Dauer der Massage (und bei der dritten und sechsten Stunde das Medium) war vorgegeben, lediglich Musik begleitete die Massagedurchgänge. Einige Jungen (vor allem M. und A.) waren mit diesen sehr „offenen“ Situationen sichtlich überfordert. Sie waren verunsichert, was nun eigentlich zu tun sei. Dadurch entstand Langeweile, die z.B. zu Blödeleien mit dem verwendeten Material (Bälle 35 mit hohem Aufforderungscharakter!) führten. (Diese Problematik wird auch im Theorieteil angesprochen, vgl. Kap. 2.1.3.3.) Die gleichen Kinder, die sich selbst nicht auf einige Entspannungssituationen einlassen konnten, waren es zumeist auch, die mit ihrem Partner nicht immer angemessen umgehen konnten. Zum Teil war dieses wahrscheinlich dadurch bedingt, dass sie einfach (aus Unsicherheit? s.o.) Spaß machen wollten. Ich glaube jedoch, dass es diesen Kindern (z.B. D.) wirklich, zum Teil unbeabsichtigt, schwer fällt, sich in andere hineinzuversetzen. Sie können ihre Kräfte einfach nicht der Situation angemessen dosieren, was zum Teil zu unangenehmen Gefühlen beim Partner führte. Interessanterweise gab es hinsichtlich dieses Aspektes wenige Probleme in der fünften Stunde der Einheit. Eine „Waschanlage“ bestand hierbei aus vier Kindern (Geschlechter gemischt). Da die Kinder ja nicht einen festen Kunden die ganze Zeit über „wuschen“, war sicherlich die Motivation da, möglichst viele Kinder zu waschen, also somit auch möglichst viele Kunden zu bedienen und zu gewinnen, weshalb die Massagen (zum größten Teil) angemessen durchgeführt wurden. Auch die „Autos“ hatten hierbei keinen festen Partner, sondern fuhren von einer Waschanlage zur nächsten. Diese Akzeptanz verschiedener „Masseure“ liegt sicherlich darin begründet, dass durch die Rahmenhandlung das Massieren als „unpersönlicher“, eher auf die Geschichte fixiert empfunden wurde. Für andere Massageformen, die als intimer empfunden und ohne Medium durchgeführt werden, halte ich es aber weiterhin für wichtig, seinen „Masseur“ selbst auswählen zu können. Deutlich wird dieses an Reaktionen der Kinder auf unangemessenes, unvorsichtiges Massieren, wobei Äußerungen wie „Mit dir mach ich nicht noch mal!“ (vgl. S. 34) fielen. Manche Kinder können in diesem Bereich einfach nicht gut zusammenarbeiten, und man darf sie auf keinen Fall zu einer derartigen Zusammenarbeit zwingen (die Kinder wechselten dann auch oft von Stunde zu Stunde die Partner). Einen direkten Zusammenhang zwischen der Intensität vorheriger Bewegungsaktivitäten und dem Gelingen der anschließenden Massage konnte ich nicht feststellen. Zwar legten sich die Kinder nach einer anstrengenden Bewegungsphase sogleich auf die Matten (vgl. S. 33), doch war die Durchführung der Massagen in den „Waschanlagen“ ebenso erfolgreich, obwohl keine intensive Bewegungsphase vorgeschaltet war (vgl. S. 46-47). Es gab zwar die Möglichkeit für die Kinder, sich innerhalb der Rahmenhandlung intensiv zu bewegen, doch wurde diese Möglichkeit kaum genutzt (vgl. S. 48). Je höher die Motivation durch eine Rahmenhandlung ist, desto weniger entscheidend scheint somit der Ermüdungszustand bei den Kindern zu sein, um eine Entspannung gelingen zu lassen. Eine besondere Situation war in der vierten Stunde der Einheit deutlich erkennbar, in der auch zwei Jungen (J. und L.), die in anderen Stunden der Einheit (ohne negativ aufzufallen) an der Entspannung teilgenommen hatten, durch unangemessenes Verhalten auffielen. Einerseits ist dieses sicherlich durch die für diese Kinder zu offene Situation zu erklären. Im Nachhinein sehe ich jedoch einen weiteren Grund in der Anwesenheit von Besuchern (großer Unterrichtsbesuch) in dieser Stunde. Die angesprochenen Jungen sind im Sportbereich sehr ehrgeizig und demonstrieren gerne ihre sportlichen Leistungen. Bei der Entspannungsphase gab es jedoch nichts zu „demonstrieren“. Zuschauer bei einer Entspannung halte ich im Nachhinein für problematisch. Denn wer möchte sich in der sehr intimen und persönlichen Situation einer Entspannung (am Boden liegend, eventuell mit geschlossenen Augen) schon gerne beobachten lassen? Ich hingegen habe das für diese Thematik wichtige Vertrauensverhältnis zu den Kindern schon in den vorherigen Stunden aufbauen können. Bei der weniger „intimen“ Massagesituation der fünften Stunde hätte die Anwesenheit von Zuschauern meiner Meinung nach weniger Probleme bereitet. 36 Insgesamt bin ich mit dem Verlauf der Einheit grundsätzlich zufrieden. Es hat sich bestätigt, dass die Durchführung von Massagen mit Kindern dieser Altersstufe möglich ist. Zunächst einmal ist festzustellen, dass sich kein Kind einer Massage entzogen hat. Die meisten Kinder (der weit größere Teil der Klasse) haben die Massagen sichtlich genossen. Sie konnten somit positive Erfahrungen mit der Entspannungsmethode „Massage“ sammeln und werden diese eventuell auch im außerschulischen Bereich erweitern und festigen (z.B. Benutzung des hergestellten Massageballes). Einige Jungen, wie M. und A., konnten sich nur auf einige Massageformen einlassen. Da sie jedoch der Entspannungsthematik / den Massagen nicht insgesamt negativ gegenüber eingestellt sind (zum Teil gelang ihnen das „Einlassen“ ja durchaus), bleibt zu hoffen, dass sie weiter Gefallen daran finden werden. Denn gerade für diese unruhigen Kinder, die zudem eine mangelnde Konzentrationsfähigkeit aufweisen, ist die Durchführung von Entspannungsübungen wichtig. Diesen Kindern kommt man am ehesten mit Entspannungsübungen entgegen, die sehr spielerisch angelegt sind (s.o.). Ich würde jedoch mit einer mir hinsichtlich der Entspannungsthematik unbekannten Lerngruppe die Massageformen dieser Einheit erneut durchführen. Denn „offenere“ Formen von vornherein nicht einzuplanen, um einem eventuellen Misslingen der Entspannungssituation vorzubeugen, halte ich für wenig sinnvoll (zudem Kindern, die diesen Freiraum genießen, etwas vorenthalten werden würde). Man muss zunächst ausprobieren, welche Massageformen mit der jeweiligen Lerngruppe durchführbar und sinnvoll sind. Erst dann kann man sich für Art und Weise der Weiterarbeit in diesem Bereich entscheiden. Für die Klasse 1 c ist es für zukünftige Entspannungsphasen wichtig, dass sie einen möglichst spielerischen Charakter aufweisen, damit allen (!) Kindern ein angenehmes Erlebnis ermöglicht wird. Es gibt noch zahlreiche Praxisvorschläge dieser Art in der Literatur, die es sich umzusetzen lohnt. Ich kann mir nun auch vorstellen zu versuchen, andere Entspannungsverfahren mit den Kindern anzubahnen (z.B. kindgerechte Übungen der Progressiven Muskelentspannung). Die Durchführung von Massagen ist meiner Meinung nach jedoch die beste Möglichkeit, alle Kinder dieser Altersstufe zu erreichen (und für „Entspannung“ zu begeistern), denn absolute Ruhe ist hierbei kein zwingendes Muss (s.o.), und viele verschiedene spielerische Varianten sind möglich. Zudem spielt bei Massagen ein angemessenes soziales Verhalten eine entscheidende Rolle, in dem sich vor allem die oben genannten Kinder weiterhin üben sollten. Ich werde somit mit der Klasse 1 c (und auch mit anderen Klassen) weiter an der Thematik arbeiten, nicht nur, weil die Fähigkeit zum Entspannen für die Stressbewältigung im Alltag für die Gegenwart und die Zukunft der Kinder eine immer größere Rolle spielt, sondern auch, um den Kindern (wenn auch nur eine kurze) Zeit zum Innehalten und zur Muße im oft hektischen und lauten Schulalltag zu geben. 6. Literaturverzeichnis /Musikangabe AOK / KM Nds.: „Gesundheitserziehung in der Schule durch Sport“, Handreichung für den Primarbereich, Bonn 1991 AOK / KM Nds.: „Gesundheitserziehung in der Schule durch Sport“, Handreichung für die Sek. I, Bonn 1992 Aschebrock, H. et al.: „Mehr Bewegung in die Schule“, Friedrich Verlag, Seelze 1998 37 Brockhaus Enzyklopädie: Stichwort „Massage“, Band 14, Mannheim 1991 Cassar, M.-P.: „Massage“, Mosaik Verlag, München 1998 Erkert, A.: „Inseln der Entspannung“, Ökotopia - Verlag, Münster 1998 Friebel, V.: „Grundlagen der Entspannung“, In: Friedrich, S./ Friedrich, V. (Hrsg.): „Ruhig und entspannt“, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1998, S. 13-33 Friedrich, S. / Friebel, V.: „Therapeutische Anwendung“, In: Friedrich, S./ Friedrich, V. (Hrsg.): „Ruhig und entspannt“, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1998, S. 204-214 Gaiser, G. / Köckenberger, H.: „Sei doch endlich still!“, Dortmund 1996 Jaschiniok, C.: „Mit mir im Einklang“, Broschüre des DTB - Handbuches Teil 6, Frankfurt am Main 1996 Klein, M.: „Kinder mögen Massage“, In: Friedrich, S./ Friedrich, V. (Hrsg.): „Ruhig und entspannt“, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1998, S. 36-58 Kugelmann, C.: „Körperarbeit - sich spüren und seiner selbst gewahr werden“, In: Sportpädagogik Jg. 23 (1999), H. 2, S. 24-35 Liebrich, K. / Schubert, H.: „Auf den Schwingen der Bewegung und Phantasie“, Donauwörth 1994 Nds. Kultusministerium: Erlass der MK vom 15.05.1998: „Grundsätze und Bestimmungen für den Schulsport“ Nds. Kultusministerium: Rahmenrichtlinien für die Grundschule - Sport, Hannover 1982 Petermann, F. / Petermann, U.: „Entspannungsverfahren bei Kindern und Jugendlichen“, In: Vaitl, D. / Petermann, F. (Hrsg.): „Handbuch der Entspannungsverfahren“, Weinheim 1993, S. 316-332 Petermann, F. / Vaitl, D.: „Einleitung“, In: Vaitl, D. / Petermann, F. (Hrsg.): „Handbuch der Entspannungsverfahren“, 38 Weinheim 1993, S. 15-21 Pirnay, L.: „Kindgemäße Entspannung“, Liechtenbusch - Belgien 1993 Musikangabe: Musik 1: Fidula Cassette 2 / Tanzspiele: „Boogietime“ Musik 2: Frédéric Chopin: Klavierkonzert Nr. 1, opus 11, „2. Satz / Romanze-Larghetto“ Musik 3: Dolls united: „Eine Insel mit zwei Bergen (Es war einmal Mix)“ Massagegeschichte: „Wetter“ (Erste Stunde der Einheit) (Geschichte (Handgriffe) / ein Kind in Bauchlage, das andere kniend daneben) „Stellt euch vor, dass wir auf einer schönen, großen Wiese sitzen. Überall sind bunte Blumen. Schmetterlinge und Bienen fliegen umher.“ „Die Sonne scheint, und die Sonnenstrahlen kitzeln ein wenig deinen Rücken.“ (Vorsichtig mit den Fingern den Rücken „kitzeln“) „Langsam ziehen Wolken auf und bedecken den Himmel.“ (Hände zu Fäusten ballen und sanft über den Rücken streichen) „Es beginnt zu nieseln.“ (Finger imitieren Regentropfen auf dem Rücken) „Der Regen wird stärker.“ ( s.o. ; etwas intensiver) „Der Regen wird schwächer und hört dann ganz auf.“ (s.o. ; wieder schwächer) „Die Sonne trocknet deinen Rücken.“ (Mit flachen Händen den Rücken „abwischen“) „Es wird windig, und der Wind schaukelt dich langsam hin und her.“ (Die Partnerin, den Partner sanft hin und her schaukeln) „Der Wind wird immer schwächer und hört auf.“ („Schaukeln“ langsam beenden) „Du setzt dich langsam hin und räkelst und streckst dich.“ (Dann Partnerwechsel) ___________________________________________________________________________________________________________ (in Anlehnung an Partnermassage „Ein Sommertag“ (Jaschiniok 1996, S. 32-33)) Massagegeschichte: „Pizzabacken“ (Zweite Stunde der Einheit) 39 (Geschichte (Handgriffe) / ein Kind in Bauchlage, das andere kniend daneben) „Zunächst müssen wir überlegen, wie wir den Teig herstellen. Was brauchen wir denn dafür? (Von Kindern nennen lassen: Mehl, Eier etc.)“ (Zutaten auf den Rücken geben.) „Nun vermischen wir die Zutaten und kneten den Teig.“ (Vorsichtig den Rücken „kneten“.) „Wir rollen den Teig auf dem Backblech aus.“ (Mit den Händen über den Rücken streichen.) „Nun müssen wir unsere Pizza belegen. Ihr dürft euch überlegen, was für eine Pizza ihr backen wollt. (z.B. mit Tomaten, Schinken, Käse etc.)“ (Zutaten auf den Rücken legen, schön verteilt in alle Ecken.) „Jetzt kommt die Pizza in den Ofen.“ (Wärmend Hände, Arme und Oberkörper auf die Partnerin / den Partner legen.) „Die Pizza ist fertig. Wir schneiden sie in Stücke.“ (Mit einem Finger gerade Linien über den Rücken ziehen.) „Jetzt essen wir unsere Pizza!“ (Kinder tun so, als würden sie ein Stück essen. Auch das liegende Kind darf probieren!) „Zum Schluss müssen wir das Backblech schrubben!“ (Vorsichtig den Rücken abrubbeln.) (Dann Partnerwechsel) ___________________________________________________________________________________________________________ (in Anlehnung an Partnermassage „Wir backen einen Kuchen“ (Pirnay 1993, S. 8-11))