Psychologie mündlich Ein Mann 39 Jahre alt, arbeitet erfolgreich als Anlageberater auf einer Bank, er ist stets bedacht, dass seine Kunden ihm vertrauen können und dass er seine Anlagen immer mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Er geht gerne zur Arbeit und hat auch ein gut ausgewogenes Privatleben, spielt in einem Fussballverein und hat viele Freunde. Plötzlich gelingen ihm kaum mehr gute Abschlüsse mit Kunden, er gibt immer öfters ungewollt falsche Anlage Tips sodass viele seiner Kunden Geld verlieren. Er ist bei der Arbeit nicht mehr gleich erfolgreich wie vorher und hat immer öfters Konzentrationsschwierigkeiten. Seine Freude an seiner Arbeit lässt immer mehr nach. Zudem hat er vermehrt mühe, am morgen auf zu stehen. Öfters befürchtet er, den Aufgaben in seiner Arbeit nicht mehr gewachsen zu sein, seine Stelle zu verlieren und daraufhin zu verarmen. Es stellen sich Zukunftsängste ein. Er verliert die Lust am Fussball und das Interesse am Zusammensein mit seinen Teamkollegen. Am liebsten möchte er einfach zu Hause bleiben und seine Ruhe haben. Über Monate nimmt er kaum mehr Anteil am Familienleben, mag mit seiner Frau nicht mehr ausgehen und auch seine sexuelle Lust nimmt stetig ab. Es stellen sich häufig Einschlafprobleme ein, da er ständig negative Gedanken hat. Sein komisches Verhalten fällt in seinem Umfeld immer mehr auf. Seine Freunde und Familie versuchen ihn an zu treiben, doch er hat dadurch nur noch schlimmere Gedanken und Ängste, er fühlt sich als Versager. Auch körperlich fühlt er sich stetig weniger fit, Magenschmerzen und Kopfschmerzen plagen ihn. Er kapselt sich immer mehr ab, bleibt öfters zu Hause mittels Krankschreibung. Er sieht keinen Ausweg mehr. Theorie Teil Aus dem Fallbeispiel lässt sich eine Depression diagnostizieren. Es wird unterschieden zwischen der Manie (gehobene Stimmung) und der Depression (gedrückte Stimmung). Bei einer depressiven Störung leiden die Betroffenen über lange Zeit hinweg an gedrückter Stimmung, Interessenverlust, Antriebs‐ und Freudlosigkeit. Es tauchen Gefühle der Schuld und der Wertlosigkeit auf, was auch in meinem Beispiel der Fall ist. Der Mann fühlt sich zunehmend als Versager und sieht keinen Ausweg mehr. Die Zukunft wird bei depressiven Störungen pessimistisch gesehen, im schlimmsten Fall kann es zu Selbstmord führen. Die Depression gehört zu den psychischen Störungen, genauer zu den Affektiven. Als psychische Störung gilt es erst, wenn das Verhalten von den von einer Gesellschaft für gültig gehaltenen Normen abweicht. Ebenfalls muss die Störung erheblich sein und über einen längeren Zeitraum auftreten. Man muss zudem einen Leidensdruck haben und für ihn und seine Mitmenschen mit Beeinträchtigung verbunden sein. Wie kann so eine Depression ausgelöst werden? Sigmund Freud unterscheidet drei Instanzen der Persönlichkeit. Das ES, das ICH und das ÜBER‐ ICH. Das ES ist bereits vom ersten Lebenstag an vorhanden und beinhaltet alle Triebe, Wünsche und Bedürfnisse eines Individuums. Der Trieb ist immer auf ein Ziel und Objekt gerichtet. Das ES kennt kein Gut oder Böse auch keine Moral, das einzige Ziel ist das blinde Streben nach Befriedigung der Triebe, Wünsche und Bedürfnisse, es vertritt das Lustprinzip. Das Es zeigt sich in meinem Fall z.B. mit seinen Freunden und Familie gerne etwas unternahm in dem er bis anhin immer gerne Fussball spielte, doch diese Lust ist bei ihm nun kaum mehr vorhanden. Aus dem ES entwickelt sich dann durch das im Wege stehen der Aussenwelt die zweite Instanz, das ICH. Es ist die Instanz, die sich bewusst mit der Realität Auseinandersetzt. Z.B. klares Denken und Handeln, Urteilen, Fühlen usw. Beim ICH gehören alle kognitiven Fähigkeiten dazu, wie die Intelligenz, das Gedächtnis, die Wahrnehmung und Lernfähigkeit. Es versucht einen Kompromiss zwischen ungehemmten Ansprüchen des ES und den Anforderungen der Aussenwelt zu schaffen und arbeitet nach dem Realitätsprinzip. Das ICH hat somit die Fähigkeit vernünftig zu handeln. Hier z.B. das er bis jetzt meistens in seinem Beruf gute Erfolge hatte, die er nur mit Intelligenz, klarem Denken und Handeln usw. erzielen konnte Aus der Erziehung wo Eltern und andere Bezugspersonen dem Kind beibringen was richtig und falsch ist, gut oder böse und vom Kind mit der Zeit übernommen wird, bildet sich die dritte Instanz, das ÜBER‐ICH. Es stellt die Wert und Normalvorstellungen dar und umfasst das Verhalten und Handeln des ICH im Sinne der geltenden Moral und vertritt das Moralitätsprinzip. Dieses Prinzip bewertet die Triebwünsche, ob sie zugelassen werden oder nicht. In meinem beschriebenen Fall handelt es sich um eine ICH‐ Schwäche. Bei einer ICH‐ Schwäche stehen die einzelnen Persönlichkeitsinstanzen zusammen mit der Realität in einem Ungleichgewicht. Man unterscheidet verschiedene ICH‐ Schwächen. Zum einem wenn das ES über das ICH siegt, zum anderem wenn das Über ICH über das ICH siegt und wenn die Realität über das ICH siegt. Diese Schwächen kommen hauptsächlich aus der Erziehung. Solche ICH‐ Schwächen entstehen, wenn in der Erziehung zu wenig emotionale Zuwendung geschenkt wird, sowie eine zu autoritäre oder überbehütete Erziehung statt findet. Oder auch wenn zu wenig Wünsche des ES befriedigt werden oder das Kind zu wenig Freiräume für eigene Aktivitäten hat. Ausserdem können ICH‐ Schwächen verursacht werden indem die kognitiven Fähigkeiten wie Sprache, Intelligenz. Denken usw. zu wenig gefördert werden. Fand die Erziehung also so statt wie beschrieben kann es im späteren Leben bei den Persönlichkeitsinstanzen zu einem Ungleichgewicht führen die Ängste auslösen. Freud unterscheidet drei Arten Ängsten. Erstens die Angst vor der Realität, zweitens die Angst vor den Forderungen des Über‐ ICH und drittens die Angst vor den Ansprüchen des ES. Bei meinem fall handelt es sich vor allem um die Angst der Forderungen des ÜBER‐ ICH’s. Für diese Ängste kennen wir neun Abwehrmechanismen wie z. B. Projektion, Verschiebung, Verdrängung oder Identifikation. Die Verdrängung findet auch bei meinem beschriebenen Mann eine gewisse Zeit erfolgreich statt. Doch solche Abwehrmechanismen führen mit der Zeit zu schweren seelischen Störungen, die sich bei ihm schliesslich in einer Depression zeigt. Behandlung Nach Sigmund Freud sollte man eine Depression mit der Psychoanalyse behandeln. Bei der Behandlung soll der Patient alle seine Gedanken, Gefühle, Triebe und sonstigen Empfindungen ohne Rücksicht auf jegliche moralische oder ethischen Grenzen äußern. Dem behandelnden Analytiker fällt zunächst die Rolle des passiven Zuhörers zu. Dies führt letzten Endes dazu, dass der Patient sich wieder über vergangene Gefühle und Empfindungen bewusst wird und diese wahrnimmt. So soll der Patient sich innerlich ändern. Das Ziel der Psychoanalyse ist dann erreicht, wenn eine Reifung und eine Veränderung der Persönlichkeit des Patienten herbeigeführt worden ist. Dies kann bei jedem Patient unterschiedlich lange dauern. Es kann sogar mehrere hundert Stunden und bis zu fünf Jahre dauern, um dieses Ziel vollständig zu erreichen. Fazit Ein solches Verhaltensbild ist dringend medizinisch zu behandeln und kann nicht nur durch die Einsicht des Betroffenen verbessert werden. Depression ist im Gegensatz zu einer depressiven Verstimmung eine Hirnstörung und beruht auf einer Veränderung des Austausches der Botenstoffe im Gehirn. Darum sollte man nach heutigen Erkenntnissen nebst der Psychoanalyse auch dringend mit Medikamenten Behandeln.