Regiekonzept Das von Gotthold Ephraim Lessing im Jahr 1778 geschriebene analytische Drama „Nathan der Weise“ hat den sittlichen Wettkampf der Menschheitsfamilie zum Thema: Toleranzgebot, Humanitätsidee und Optimismus bilden die Leitideen, aber auch der Streit der drei großen Religionen: Judentum, Christentum und Islam. In dem fächerübergreifenden Gesamtprojekt des NGG aus Theater (Eckermann), Kunst (John), Musik (Oelke) und Tanz (Gaffling-Moustache) tauchen die Schülerinnen und Schüler der Stufen 7-12 in die Handlung während des 3. Kreuzzuges 1092 in Jerusalem ein. Die Frage nach der wahren Religion im Stück mündet in einem Gleichnis, das von den Schülern als Chor erzählt wird. Es ist die Ringparabel, die Geschichte von den drei Ringen: Ein Ring, dessen Besitz den Erben die wahre Religion kenntlich macht, kommt auf einen Vater, der seine drei Söhne gleichermaßen liebt. Er lässt deshalb noch zwei gleiche Ringe anfertigen, so dass der echte Ring nicht mehr erkannt werden kann. Die drei Söhne verklagen sich, weil sie nicht den echten Ring herausgefunden haben und deshalb nicht wissen, welche Religion die beste ist und wer der Herrscher des Hauses wird. Lessings fünf Akte wurden reduziert und darüber hinaus um drei Szenen mit Texten aus dem Alten Testament, aus dem Neuen Testament und aus dem Koran erweitert, in denen die drei Propheten der großen Religionen auftreten. Lessing erzählt zwischen den Zeilen, dass die bisherige Geschichte davon geprägt gewesen sei, dass Judentum, Christentum und Islam sich jeweils im alleinigen Besitz der Wahrheit wähnten und sich gegeneinander des falschen Gottesbegriffs bezichtigten. Am Ende erscheint diese Geschichte in der Sicht der aufklärerischen Kritik, welche die Selbstbezogenheit der Offenbarungsreligionen tadelt. Diese hätten dazu geführt, dass der rechte Ring seine Wunderkraft nicht entfalten konnte und die Träger in Hass und Gewalt stürzte. Als Konsequenz wird im Schlussbild angedeutet, dass Gott statt des Dogmatismus der Religionen eine „Erziehung des Menschengeschlechts“ beabsichtigt. Da alle Protagonisten am Ende auf wundersame Weise miteinander verwandt sind, sollen sie in Zukunft nach Toleranz und Verständigung mit den Angehörigen anderer gesellschaftlicher Gruppen, Konfessionen und Nationen streben: „Der mitleidigste Mensch ist der beste Mensch“ (Lessing).