Leseprobe - Verlag Karl Alber

Werbung
Hübner 48474 / p. 1 /21.7.
Volker Kapp / Werner Theobald (Hg.)
Das Geheimnis der Wirklichkeit
VERLAG KARL ALBER
A
Hübner 48474 / p. 2 /21.7.
Hübner 48474 / p. 3 /21.7.
Volker Kapp
Werner Theobald (Hg.)
Das Geheimnis
der Wirklichkeit
Kurt Hübner
zum 90. Geburtstag
Verlag Karl Alber Freiburg / München
Hübner 48474 / p. 4 /21.7.
Gedruckt mit Unterstützung des Präsidenten der
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Originalausgabe
© VERLAG KARL ALBER
in der Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2011
Alle Rechte vorbehalten
www.verlag-alber.de
Satz: SatzWeise, Föhren
Druck und Bindung: AZ Druck und Datentechnik, Kempten
Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier (säurefrei)
Printed on acid-free paper
Printed in Germany
ISBN 978-3-495-48474-6
Hübner 48474 / p. 5 /21.7.
Inhalt
Volker Kapp / Werner Theobald
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9
1. Glaube und Denken . . . . . . . . . . . . . . . . . .
13
Hans Lenk
Anthropologisches zu Glaube und Denken.
Zu Kurt Hübners Beitrag im Konzert einiger theologischer Denker
15
Gerd-Günther Grau
Von der absoluten Religion zu einer skeptischen Religiosität.
Kierkegaard – Nietzsche – Kant . . . . . . . . . . . . . . . . .
33
Monika Fick
Mehrheit der Welten, Vielfalt der Kulturen und der eine Gott?
Lessing, Leibniz und die »anthropozentrische Wende« . . . . . .
49
Hermann Lübbe
Freiheit und Pluralisierung der Religion. Kulturelle und
rechtsphilosophische Konsequenzen . . . . . . . . . . . . . . .
72
Stefan Ahrens
»Drei Wellen der Modernität« und »Drei Wellen der
Enthellenisierung« – Anmerkungen zur Modernekritik von
Leo Strauss und Joseph Ratzinger . . . . . . . . . . . . . . . .
90
Klaus Berger
Die Folgen des 2. Vaticanums für die Exegese
. . . . . . . . . . 104
5
Hübner 48474 / p. 6 /21.7.
Inhalt
2. Glaube und Person . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113
Wolfgang W. Müller
Gedanken zu einer geistigen Verwandtschaft. Oder:
Was haben Kurt Hübner und Hans Urs von Balthasar gemeinsam?
115
Ruprecht Wimmer
Einer der »drei Gewaltigen«. Die Gestalt Luthers im Spätwerk
Thomas Manns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
130
Dieter Borchmeyer
Thomas Mann und der Papst
. . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
Ludvik E. Václavek
Bertha von Suttner und ihr Pazifismus . . . . . . . . . . . . . .
158
3. Religion – Mythos – Kunst . . . . . . . . . . . . . . . 163
Katharina Mommsen
Zu einem Altersspruch Goethes über Wissenschaft, Kunst
und Religion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
165
Stephan Grätzel
Daseinsschuld und Versöhnung . . . . . . . . . . . . . . . . .
183
Thomas Bargatzky
›Wir haben keine Religion, wir haben den Tenno‹.
Über Mythos, Religion und ›Religion‹ . . . . . . . . . . . . . .
195
Rüdiger Görner
Mythos und Musik. Versuch einer Verhältnisbestimmung . . . . .
211
Antonia Groll
Wissenschaft, Religion, Mythos: Wirklichkeitsdimensionen bei
Kurt Hübner und die Erfahrung »absoluter« Wahrheit . . . . . .
220
6
Hübner 48474 / p. 7 /21.7.
Inhalt
Herbert Zeman
Die gläubige Schau des Künstlers –
Franz Schmidts (1874–1939) Vollendung . . . . . . . . . . . . .
234
4. Literatur – Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . 251
Alois Wolf
La douce France – Grundlage und Entfaltungsraum neuer
literarischer »Wirklichkeiten« im Mittelalter . . . . . . . . . . .
Caterina Salabè
Memoria e oblio alle origini della letteratura europea
253
. . . . . . 292
Volker Kapp
Zwei Seiten des Napoleon-Mythos: Chateaubriand und Stendhal
als Deuter Napoleons . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
305
Friedrich Wilhelm Korff
Geheimnis der Nacht. Gedanken zu Vergils »Landmann im Winter« 325
5. Philosophie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329
Otto Pöggeler
Geschichte – Philosophie – Dogmatik . . . . . . . . . . . . . .
331
Theodor Oizerman
Über den Sinn der Frage »Was ist Philosophie?« . . . . . . . . .
337
Ilya Kasavin
Das historische apriori als erkenntnistheoretisches Problem . . .
346
Alexei N. Krouglov
Leo Tolstoi und die Syllogistik. Die Logik Kiesewetters in der
Erzählung Der Tod des Iwan Ilijtsch . . . . . . . . . . . . . . . .
356
7
Hübner 48474 / p. 8 /21.7.
Inhalt
Nobert Hinske
Noch einmal abseits der Trampelpfade
. . . . . . . . . . . . . 369
6. Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375
Toshiro Nakasai
Folk Psychology and the Problem of Other Minds . . . . . . . .
377
Uwe Henrik Peters
Gedanken zur Wirklichkeit psychischer Krankheit und über
Beziehungen zur Philosophie . . . . . . . . . . . . . . . . . .
390
Werner Theobald
Menschenbild und Menschenwürde als Grundprobleme
der Bioethik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
402
Markus von Hänsel-Hohenhausen
Vom Elektron zur Heiligen Dreifaltigkeit Gottes.
Die Einheitlichkeit der einursächlichen dualen Welt in der
Drei-Säulen-Analogie von Axiom und Dogma und die
Katholizität des Wissbaren – Gotteserweis . . . . . . . . . . .
410
Verzeichnis der Veröffentlichungen von Kurt Hübner 1953–2011 .
433
Autorenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
451
8
Hübner 48474 / p. 9 /21.7.
Vorwort
»Kurt Hübner«, schrieb Dieter Borchmeyer einmal über seinen
Freund, »ist 1921 in Prag geboren, und selten ist ein Philosoph derart
durch die Stätte seiner Geburt – durch die einzigartige intellektuelle
und ästhetische Vielfalt dieser Stadt am Beginn des vorigen Jahrhunderts – geprägt worden wie er.« Der Philosoph gilt ihm als »einer der
letzten Universalisten der Philosophie und Wissenschaftstheorie, der
mit gleicher Kompetenz über Natur- und Kunstwissenschaften, Einstein wie Goethe, das mosaische Gesetz wie die Genom-Entzifferung
zu urteilen vermag« (DIE ZEIT 46/2001). In der Tat: Die Breite und
Tiefe des Hübnerschen Œuvres stehen relativ einzigartig da in einer
immer mehr an Spezialisierung und thematischen Verengung ausgerichteten Philosophie, und Kurt Hübner selbst gilt daher (zu Recht)
als einer der renommiertesten deutschen Philosophen der Gegenwart –
nicht nur national, sondern auch international. Seine Bücher wurden in
viele Sprachen übersetzt (u. a. ins Englische, Italienische, Spanische,
Japanische und Russische) und zählen – nicht zuletzt, weil sie weit über
die Philosophie als Disziplin hinaus wirkten – zu den »bedeutenden
denkerischen Entwürfen unserer Zeit« (Joseph Kardinal Ratzinger über
Hübners Hauptwerk Glaube und Denken).
Das Gesamtwerk Kurt Hübners kreist um die Grenzen der wissenschaftlichen Vernunft, der in Religion, Mythos und Kunst gleichwertige Erkenntniswelten gegenübertreten. Wie nur wenige Philosophen
der fortgeschrittenen Moderne hat er Brücken zwischen allen bedeutenden Wissensbereichen geschlagen, nicht nur innerhalb der Geisteswissenschaft, sondern auch zwischen Philosophie und Naturwissenschaft, vor allem der Physik, mit der er sich viele Jahre seines Lebens
professionell beschäftigt hat. Aus diesen Studien gingen 1963 die Beiträge zur Philosophie der Physik hervor.
Hübners – vor allem außerhalb des deutschen Sprachraums – nach
wie vor wohl einflussreichstes Buch ist die Kritik der wissenschaft9
Hübner 48474 / p. 10 /21.7.
Vorwort
lichen Vernunft (1978), die in den mehr als dreißig Jahren seit ihrer
Erstveröffentlichung immer neue Auflagen und Übersetzungen erfahren hat. Als kritische Auseinandersetzung mit der neopositivistischen
Wissenschaftstheorie und anschlussfähig an die moderne Paradigmentheorie mündete sie in Die Wahrheit des Mythos (1985), einen der
wesentlichsten philosophischen Beiträge zur Mythos-Forschung seit
Cassirers Philosophie der symbolischen Formen. Der Mythos ist für
Hübner wie die Wissenschaft ein Erfahrungssystem, ein Mittel der
systematischen Erklärung und Ordnung der Dinge mit einer der wissenschaftlichen gleichwertigen Ontologie und Rationalität. Vor dem
Hintergrund derselben bestreitet er den Absolutheitsanspruch der wissenschaftlichen Vernunft. Wie diese einst angetreten ist, die Welt zu
»entzaubern«, d. h. sie ihrer mythischen Qualitäten zu entkleiden, so
dient Hübner der Nachweis der Rationalität des Mythischen dazu, die
wissenschaftliche Vernunft zu »entzaubern«, ihre vermeintliche Zuständigkeit für alle Bereiche des Lebens in Frage zu stellen.
Die Wissenschaft, so die Grundeinsicht Hübners, geht von ontologischen wie normativen Voraussetzungen aus, die sich ihrerseits
nicht wieder rational begründen lassen, sondern in vorrationalen Voraussetzungen, in einer Art historischer Faktizität gründen, die durch
eine bestimmte »Systemmenge« beherrscht wird, deren Wandel selbst
nicht streng determinierbar ist. Hübner betont – im Gegensatz zu Hegel – die Kontingenz in der Geschichte. Dadurch unterscheidet er sich
radikal vom aufklärerischen Rationalismus, der die wissenschaftliche
Ontologie, insbesondere diejenige der Naturwissenschaft, für einen
Ausdruck absolut notwendiger Vernunfteinsichten hält.
Von diesen Prämissen ist auch Hübners 1991 erschienenes Buch
Das Nationale. Verdrängtes, Unvermeidliches, Erstrebenswertes bestimmt, das sich auf das Gebiet der politischen Theorie begibt. Es steht
in der Tradition aristotelisch-politischen Denkens, das anstelle einer
abstrakten Staats-Metaphysik von den konkreten Lebenszusammenhängen der Menschen ausgeht, dem Faktum einer historisch gewachsenen Kulturgemeinschaft, die sich im Identitätsbewusstsein einer
Nation manifestiert (zu welchem sich auch – im Sinne einer Supranationalidee – die europäische Völkergemeinschaft heranbilden kann).
Es folgte 1994 Die zweite Schöpfung, eine Philosophie der bildenden Kunst und Musik, die sich gegen die Theorie des ästhetischen
Scheins sowie gegen die nach der Beweisführung Hübners falsche Alternative der Nachahmungs- und Ausdrucksästhetik richtet. Kunst ist
10
Hübner 48474 / p. 11 /21.7.
Vorwort
für Hübner vielmehr »Übertritt in eine andere, für sich bestehende
Welt- und Wirklichkeitsdimension«, die nur in der Kunst selbst erscheint, nicht aus der vorkünstlerischen Realität ableitbar ist.
Das Opus magnum Glaube und Denken (2001) rundet Hübners
Lebenswerk mit einer wissenschaftstheoretischen Begründung des jüdisch-christlichen Offenbarungsglaubens ab, die den Rahmen der traditionellen Metaphysik radikal sprengt. Religiöse Offenbarung und
wissenschaftliche Vernunft werden von Hübner zwei verschiedenen,
erkenntnistheoretisch gleichberechtigten »Dimensionen der Wirklichkeit« zugeordnet. Die Kategorien und Strukturen des Offenbarungsglaubens entfaltet Hübner von der Schöpfungsidee über die Erbsünden-, Erlösungs- und Gnadenlehre bis zum trinitarischen Gottesbegriff
und konfrontiert sie mit den Denkstrukturen der modernen Naturwissenschaft, insbesondere mit der physikalischen Kosmologie und der
biologischen Evolutionstheorie. Die in die christliche Glaubenswelt integrierten Denkformen des Mythos werden von Hübner als Aussagesysteme nicht weniger ernst genommen als diejenigen der Physik
und Biologie, und sie werden von ihm gegen ihre Widersacher in den
eigenen Reihen der Theologen verteidigt, die ihnen durch »Entmythologisierung« den Garaus machen (wollen).
Es sind im wesentlichen diese späten religionsphilosophischen
Überlegungen – ihren Abschluss finden sie in den beiden letzten Büchern Hübners: Das Christentum im Wettstreit der Weltreligionen
(2003) und Irrwege und Wege der Theologie in die Moderne (2006) –,
denen die vorliegende Festschrift gewidmet ist (während das »frühe«
und mittlere Werk Hübners bereits Gegenstand der 1986 von Hans
Lenk herausgegebenen Festschrift Zur Kritik der wissenschaftlichen
Rationalität gewesen ist). In ihnen kulminiert, tritt systematisch endgültig klar hervor der Grundgedanke der Hübnerschen Philosophie,
wonach die Wirklichkeit unendlich tief ist, nur aspekthaft erfahrbar in
ihren verschiedenen (gleichwertigen) Dimensionen, die sie – auch und
gerade – im wissenschaftlichen Zeitalter wieder als das ausweisen, was
sie für das philosophische Bewusstsein immer schon war: ein Geheimnis. Ein Geheimnis, dessen Kenntnis davor bewahrt, einer unangemessen »absoluten« Wissenschaftsgläubigkeit (samt all ihrer Konsequenzen) zu verfallen – ein Geheimnis, dessen Sinn und Bedeutung erst in
der Transzendenz gelüftet werden wird.
Die vorliegende Festschrift Das Geheimnis der Wirklichkeit versammelt, dem Gedanken der Multidimensionalität der Wirklichkeit
11
Hübner 48474 / p. 12 /21.7.
Vorwort
entsprechend, Beiträge aus den verschiedensten Disziplinen und Ländern. Sie versammelt aber auch Beiträge aus unterschiedlichen Generationen – nicht zuletzt, um zu dokumentieren, wie wegweisend die
Philosophie Kurt Hübners auch für die Zukunft sein dürfte.
Volker Kapp
Werner Theobald
12
Herunterladen