22 | Warum lässt Gott leiden? | 13 | 1. April 2010 „ Das Leid und der Glaube an Gott Steht ob der Verhältnisse in der Welt die Gerechtigkeit Gottes nicht infrage? Die islamische Theologie ist dazu durch Polarisierung charakterisiert. Karfreitag “ Die Frage nach dem Leid kulminiert gerade in den christlichen Riten am Todestag Christi (Bild: griechisch-orthodoxe Karfreitagsprozession auf der Via Dolorosa in der Jerusalemer Altstadt). nach dem Leid beschäftigt auch islamische Theologen. | Die Frage | Hinweise auf Denkansätze zur Theodizee-Frage im Islam. | Von Jameleddine Ben Abdeljelil | Gott ist nicht ungerecht Im Gegensatz zu dieser Darstellung standen andere Schulen, die für den freien Willen des Menschen eintraten, aber auch für das Prinzip der Gerechtigkeit als Schöpfungsprinzip. Stellvertretend dafür sind theologische Diskurse, die im Bezug auf die Zentralstellung der Frage der göttlichen Gerechtigkeit, auf die Mutazila und die Schia zurückzuführen sind. Sie leugnen nicht den freien Willen und das freie Handeln des Menschen. Sie nehmen auch die Einheit Gottes und seine Allmächtigkeit in seinen Handlungen nicht zum Anlass, die Ungerechtigkeiten des Menschen zu entschuldigen. Nach der Ansicht der Mutaziliten ist die Gerechtigkeit eine vernünftige Tatsache, von der die Verhältnismäßigkeiten in der Schöpfung geprägt sind. Die Mutaziliten sind der Überzeugung, dass genauso wie die menschlichen Handlungen GERECHTIGKEIT Foto: EPA (2) Die göttliche als gut oder schlecht, gerecht oder ungerecht bewertet werden können, auch Gottes Handeln mit diesen Begriffen bemessen werden kann. Sie betrachten Gut und Schlecht als moralische Grundsätze, auf die sie in Theologiefragen immer wieder zurückgreifen. Sie meinen: Weil die Gerechtigkeit an sich gut ist und Ungerechtigkeit schlecht, wird Gott, der allwissend ist, niemals etwas unterlassen, was die Vernunft gutheißt und etwas unternehmen, was unvernünftig wäre. In der Polemik zwischen Offenbarung (bzw. den religiösen Überlieferungen) und der Vernunft vertraten die Mutaziliten ganz deutlich und klar die Meinung, dass in einem Streitfall der Vernunft die Priorität gegeben werden sollte. Eine neue Lesart des Koran Moderne Neomutaziliten versuchten, die Denkansätze der Mutaziliten weiterzuentwickeln. Unter diesem Gesichtspunkt gewann der Begriff „Gerechtigkeit“ weitere Aspekte. Charakteristisch für diese Bemühungen ist, eine neue Leseart des Koran und der religiösen Schriften zu entwickeln. In diesem Sinne wird festgestellt, dass der Begriff Gerechtigkeit etymologisch in verschiedenen Symbolen, Variationen und Ableitungen im Koran verwendet wird. In der Sure 55: 3–8 wird der Begriff Gerechtigkeit kosmologisch ausgelegt: Er hat den Menschen geschaffen, Er hat ihn gelehrt (einen Sachverhalt) darzulegen, Die Sonne und der Mond sind Gesetzen unterworfen, Und die Sterne und Bäume werfen sich anbetend nieder, Und den Himmel hat er erhöht und die Waage aufgestellt, Auf dass ihr in der Waage euch nicht vergeht. Denn durch die Gerechtigkeit ist die gesamte Schöpfung, Mensch und Natur bestimmt. Der Mensch hat hier die Pflicht, sich in diese Harmonie der Schöpfung einzubetten, dem Gleichgewicht zuzugehören und dieses nicht zu zerstören. In einer weiteren Stelle im Koran wird auf die gefährlichen Konsequenzen der ungerechten Taten Bezug genommen und auf die Natur deutlich hingewiesen, Sure 30:41: Unheil ist auf dem Festland und auf dem Meer sichtbar geworden für das, was die Hände der Menschen begangen haben, Gott wollte sie (auf diese Weise) etwas von dem spüren lassen, was sie getan hatten, damit sie sich vielleicht bekehren würden. Hier sind zwei Aspekte zu beachten: erstens, dass die ungerechten Taten der Menschen Auseinandersetzung: Wie kann Gott gerechtfertigt werden angesichts der Übel und Leiden | Einein alte der Welt? Anmerkungen über die Theodizee-Frage und den – christlichen – Glauben an Gott. | Foto: EPA (3) D ie Geschichte der Menschheit ist nicht selten eine dramatische und leidvolle. Kriege und Massaker, aber auch Naturkatastrophen, Überschwemmungen, Dürreperioden und Krankheiten stellen den Menschen immer wieder vor neue Herausforderungen. Ist angesichts solcher Verhältnisse in der Welt die göttliche Gerechtigkeit nicht infrage zu stellen? Gott, der Allmächtige, hätte all das doch verhindern können. Die Religionsphilosophie bzw. die philosophische Theologie ist gefordert, diese und andere grundsätzliche Fragen über die Religion zu beantworten. Solche Fragestellungen wurden von islamischen Gelehrten schon in der Frühzeit gestellt. Die islamische Theologie ist dabei durch eine entscheidende Polarisierung charakterisiert. Eine erste Tendenz ist, die eine göttliche Vorherbestimmung und die Unterlegenheit der gesamten Schöpfung eines unvermeidbaren Fatalismus predigt. Mensch und Natur werden hier als Schöpfungswerk Gottes verstanden, die letztendlich nur eine irreale Selbstständigkeit besitzen. Alles, was dem Menschen und der Natur geschehen kann, ist auf unmittelbares kontinuierliches Gotteswirken zurückzuführen. Dies steht keinesfalls für sie im Widerspruch zum Prinzip der Gerechtigkeit, denn jede Handlung von Gott ist gerecht, nur weil sie Gottes Handlung ist. Sie meinen, dass es für die göttliche Gerechtigkeit keinerlei Verbindlichkeiten gebe: Sollte Gott die Frommen belohnen und die Sündigen bestrafen, so sei dies gerecht. Und wenn er umgekehrt die Sündigen belohnt und die Frommen bestraft, so sei das auch gerecht. Wenn Gott die Fortentwicklung seiner Schöpfung fördert, sei es gerecht. Und wenn er das nicht tut, sei es auch gerecht. Denn die Gerechtigkeit ist das, was Gott tut. Das Spektrum theologischer Diskurse, die diese Ansichten vertreten, umfasst viele Schulen wie Dschabriten, Aschariten, Salafiten etc. 23 | Warum lässt Gott leiden? | 13 | 1. April 2010 | Von Hans Kessler | Fatalismus Die eine Denkrichtung meint, es gibt für Gottes Gerechtigkeit keinerlei Verbindlichkeit : Wenn Gott die Frommen belohnt und die Sündigen bestraft, so ist dies gerecht. Und wenn er umgekehrt die Sündigen belohnt und die Frommen bestraft, so ist das auch gerecht. „ bzw. die Zerstörung des Gleichgewichtes der Natur konsequenter Weise zu Unheil und Katastrophen führen. Zweitens, der Mensch wird diese Konsequenzen und die Verantwortung für seine Taten tragen müssen, die sich als Unheil und Katastrophen auf sein Leben auswirken werden. Der Mensch muss also bewusst und verantwortungsvoll mit der Schöpfung bzw. mit der Natur umgehen und sich selbst als Teil dieser Schöpfung betrachten. Eine islamische Geschichtsphilosophie Der irakische Islam-Gelehrte und Philosoph Mohamed Baqir Sadr (1935–80) führt diese Überlegungen basierend auf dem Koran weiter und versucht, die Grundlagen die Verantwortung (für istikhlaf) den Himmeln und der Erde und den Bergen angeboten, doch weigerten sie sich, diese zu tragen und schreckten davor zurück. Jedoch der Mensch lud sie sich auf, denn er ist ungerecht und unwissend. Hier wird darauf hingewiesen, wie schwer und gefährlich diese Aufgabe ist. Der Mensch hat aber – im Gegensatz zu anderen Geschöpfen – aufgrund seiner Vernunft die Voraussetzungen und die Fähigkeiten, trotz seiner Mängel und Schwächen, diese Aufgabe auf sich zu nehmen und die Verantwortung dafür zu tragen. Zusammengefasst kann Folgendes festgestellt werden: Grundlegend und bestimmend für das Verhältnis Mensch zur Natur „ Nach dem irakischen Philosophen Baqir Sadr konstituieren drei Elemente eine Gesellschaft: 1. der Mensch, 2. die Erde oder die Natur im Allgemeinen und 3. die Beziehung zwischen diesen. “ Freier Wille Die andere große Denkrichtung tritt für den freien Willen des Menschen ein, aber auch für das Prinzip der Gerechtigkeit als Schöpfungsprinzip. Weil die Gerechtigkeit an sich gut ist, wird Gott, der Allwissende, niemals etwas unterlassen, was die Vernunft gutheißt. für eine islamische Sozial- und Geschichtsphilosophie zu entwickeln, in der er das Verhältnis Gott, Mensch und Natur erörtert. Er beruft sich dabei auf die Koranstelle Sure 2:30: Und als dein Herr zu den Engeln sagte: Ich werde auf der Erde einen Nachfolger einsetzen, Sie sagten: Willst du auf ihr jemand (vom Geschlecht der Menschen) einsetzen, der auf ihr Unheil anrichtet und Blut vergießt, wo wir (Engel) Dich loben und preisen und rühmen Deine Heiligkeit, Er antwortete: ich weiß, was ihr nicht wisst. Aus dieser Koranstelle entnimmt Baqir Sadr drei Elemente, die nach dem Koran-Verständnis eine Gesellschaft konstituieren: 1. den Menschen, 2. die Erde oder die Natur im Allgemeinen und 3. die Beziehung, die zwischen Menschen und Natur aber auch zwischen den Menschen existiert. Diese wird in der Koranterminologie mit dem Begriff istikhlaf – „Nachfolgerschaft“ bezeichnet. Istikhlaf ist nach Baqir Sadr ein Konzept für die sozialen Lebensformen, die in den verschiedenen Gesellschaften variieren können und unterschiedlich strukturiert und konzipiert werden. Die Aufgabe des Menschen ist, letztendlich im Sinne dieses Auftrages zu agieren und sein Leben entsprechend zu gestalten. In einer anderen Koranstelle, Sure 33:72, heißt es: Wir (Gott) haben leistet ist. Jeder einzelne Teil hat eine eigene spezielle Aufgabe, welche in Verbindung mit anderen Teilen die Funktion des Zuges ergeben. Auf diese Weise bekommen auch die einzelnen Teile ihre Existenzberechtigung und dürfen dabei sein, weil sie einen Nutzen haben und eine Rolle in der Gemeinschaft erfüllen. Grob gesehen könnte man diese Verhältnisse auch in der Schöpfung vorfinden. Der Zug der Schöpfung fährt auf seiner Entwicklungsreise entlang der Zeit und strebt die Vollkommenheit an. Alles, was diesen Zug beschleunigt, ist positiv, und alles, was ihn aufzuhalten versucht, ist negativ und ungerecht. Auf diesem Fundament kann man zwischen gut und schlecht, Logik und Unlogik, schön und hässlich, gerecht und ungerecht unterscheiden. Alles steht in einer Wechsel- Jeder versucht auf seine Art , etwas besser als vorher zu sein. Dieser Prozess wird immer fortgesetzt: Vollkommenheit ist das Ziel (Bild: Kaaba in Mekka). Der iranische Gelehrte Mortaza Motahhari meint, der Zug der Schöpfung fährt auf seiner Entwicklungsreise entlang der Zeit und strebt die Vollkommenheit an. wirkung zueinander. Jeder versucht auf seine Art und entsprechend seines Wesens etwas besser als vorher zu sein. Dieser Prozess wird immer fortgesetzt und die Vollkommenheit ist das Ziel. Mit anderen Worten, die relative Schöpfung sucht den absoluten Gott, Sure 84:6: Oh Mensch, du strebst mit all deinem Bemühen deinem Herren zu, und so wirst du ihm begegnen. ist die Konzeption der Schöpfung in ihrer Gesamtheit und das Prinzip der Gerechtigkeit kosmologisch verstanden. Wie leben? | Der Autor ist Islamwissenschafter an der Universität Wien | “ 1. Der (von Leibniz 1697 im Anschluss an Röm 3,5 geprägte) Begriff Theodizee bedeutet wörtlich übersetzt „Rechtfertigung Gottes“, nämlich angesichts der Übel und Leiden in der Welt, der naturbedingten ebenso wie der von Menschen verursachten. Das Theodizeeproblem ist schon alt. Es tritt dort auf, wo drei Dinge zusammen gegeben sind: wo man (1) das Leid in der Welt nicht verharmlost, (2) einen einzigen Gott als Urgrund oder Schöpfer der Welt und zugleich als vollkommen mächtig und gütig annimmt, (3) dem Menschen die Würde der Freiheit – und damit des Fragens und Protestierens – auch Gott gegenüber zuerkennt. Dann ergibt sich ein Widerspruch zwischen dem Glauben an einen all-mächtigen, gütigen Schöpfer und dem übergroßen, abgründigen Leid in seiner Schöpfung. Diesen Widerspruch suchten die theoretischen Theodizeeversuche durch rationale Erklärungen (Leid als Strafe für Verfehlung, als Mittel der Prüfung, Züchtigung, Läuterung, als notwendiger Kontrast des Guten und Teil der Gesamtordnung) aufzulösen. Diese Theodizeen bleiben zutiefst unglaubwürdig, weil sie an der konkreten Leiderfahrung vorbeigehen, das bestehende Unrecht rechtfertigen, indem sie es mit Gott in Einklang bringen, und beanspruchen, das Ganze der Wirklichkeit, also Welt und Gott zusammen, zu überschauen in einer Art Vogelperspektive, während wir immer nur Froschperspektiven haben. Anders die existenzielle Theodizeefrage. Sie entspringt nicht der distanzierten Außenperspektive, sondern ureigener Erfahrung von großem Leid (bei Hiob, in Leidens- und Klagepsalmen, in Gebeten vieler Religionen, in Auschwitz). Sie ist eine Frage vor Gott und „ Eine Frage vor Gott und an Gott, die sich in Zweifel, Klage, Anklage, Protest und im Schrei ausdrückt: ‚Warum?‘ “ mit riert chen“ – nach daat). refeund rsu24). der Kess? (Ps 42,4) Die Frage nach Leiden, Wirken und Gericht Gottes.“ (vgl. Artikel oben). Hans Kessler hat christliche Zugänge zu dieser Frage in einem lesenswerten Büchlein zusammengefasst. (ofri) Das Leid in der Welt – ein Schrei nach Gott Von Hans Kessler. Topos plus Verlagsgemeinschaft, Kevelaer 2007 147 Seiten, kart. € 9,20 tut (z. B. Tsunamis oder genetische Defekte), ist Gottes Wille. Gott zwingt die Dinge nicht in eine bestimmte Richtung, sondern lädt ein, wirbt, lockt: Alles in der Welt vom Urknall an geschieht in einem ständigen – mehr oder weniger gelingenden und oft auch misslingenden – Dialog zwischen Gott (als Urgrund) und den (in ihre Eigendynamik freigegebenen) Geschöpfen. Soweit Dinge und Wesen für einander und darin für Gott offen sind, kommt er mit seinem guten Willen zum Zug; soweit sie sich sperren, entstehen Übel, Schuld und Böses. Er aber „will andere als Mitliebende haben“ (Duns Scotus). Deshalb hält er sich nicht aus dem Drama heraus, lässt sich vom Weltlauf betreffen und geht selbst in ihn ein: er leidet (nicht nur im gekreuzigten Jesus, sondern) in allen Gequälten und in den Quälenden. Von Anfang an leidet er mit seiner Schöpfung gleichsam Geburtswehen, dass die Agape, nicht ihr Gegenteil, mehr Raum finde. Er bangt darum, wie wir Geschöpfe uns selber formen, dass wir heilsame Wege gehen. Und er wirkt aktiv-kreativ durch Menschen, die für ihn offen sind, aber auch durch naturale und soziale Ereigniskonstellationen: wirbt um Guttat und Heilung, gibt dazu Impulse, macht Angebote, gibt Kraft, eröffnet neue Möglichkeiten. Gott – ein Wort gegen das Leid Gottes gegen die Übel – nicht zu beseitigen, sondern auszuhalten: im Appell an Gott, in mitfühlender Solidarität mit den Leidenden und in praktischer Leidminderung. Gott leidet mit Die Einheit der Schöpfung Der iranische Gelehrte und Philosoph Mortaza Motahhari (1920–79) weist auf diese Ideen in seinem Werk „Die göttliche Gerechtigkeit“ hin. Er meint, dass man – um die Schöpfung besser zu verstehen und die Ereignisse in der Welt besser beurteilen zu können – bei seinen Überlegungen unbedingt die Einheit der Schöpfung berücksichtigen soll. In gewisser Hinsicht könne man die Schöpfung mit einem Reisezug vergleichen, der über viele Stationen ein bestimmtes Ziel erreichen soll. Alle Teile, aus denen der Zug gebaut worden ist, sind so geformt und angelegt, dass die Funktion des Zuges gewähr- an Gott, die sich in Zweifel, Klage, Anklage, Protest und im Schrei ausdrückt: „Warum?“ Sie schiebt die ganze ungelöste Not ihm hin. Sie rechtfertigt Gott nicht, sondern rechtet mit ihm, so, dass die Beziehung zu Gott selbst auf dem Spiel steht und verhandelt wird. Sie spricht Gott nicht frei, sondern behaftet ihn beim Leid seiner Schöpfung. Wer die Theodizeefrage festhält, versucht den Widerspruch der Übel gegen Gott – und 2. Der biblische Glaube reimt Übel, Leiden, Böses nicht mit Gott zusammen. Denn Gott, der v. a. in Leben, Passion und Auferstehung Jesu als die für alle entschiedene Liebe (griech.: Agape) offenbar wird, steht gegen das Leid: Er will es nicht. Aber indem er die Schöpfung in relative Eigenständigkeit und evolutive Eigendynamik frei-gibt, gibt er ihr relative Eigenmacht, begrenzt sich also in der Äußerung seiner Macht, und muss er in Kauf nehmen, dass nicht erst die Menschen, sondern auch schon die Natur, die Evolution, die vormenschlichen Wesen Wege gehen, die nicht immer gott-gewollt sind. Nicht alles, was die Natur 3. Der Glaube hofft, dass es überhaupt keine Situation gibt, in der Gottes Möglichkeiten am Ende wären. Er traut Gott zu, dass er für diese schöne und geplagte Welt in seiner radikal anderen (Ewigkeits-)Dimension – durch Untergang und Verwandlung hindurch – eine Gutmachung bereit hält und alle schließlich doch zu gewinnen vermag. Der Glaube hat (v. a. mit Jesus Christus) Anzeichen dafür, dass Gott Liebe ist, und hofft, dass Gott sich vollends als für alle entschiedene Liebe erweisen wird. Vieles in der Welt ist mit dem Glauben an diesen Gott nicht vereinbar und würde ihn widerlegen, wenn es das letzte Wort behielte. Doch wer immer entschieden für das Gute Partei ergreift, der setzt – ob er es weiß oder nicht – letzten Endes auf diesen Gott, dass er sich erweise. Auf ihn zu setzen, ist ein Lebensexperiment, wie jede andere Weltanschauung auch. So ist Gott ein Wort des Protestes und der aktiven Hoffnung gegen das Leid. | Der Autor ist Emeritus für kath. Systematische Theologie an der Universität Frankfurt|