wissenschaft & forschung | Original Ernährung in Ganztagsschulen Vorteile der Optimierten Mischkost Ganztagsschulen müssen den Schülern ein Mittagessen bereitstellen, die Ausgestaltung des Essens bleibt dabei den Schulen selbst überlassen. Die Optimierte Mischkost als evaluiertes Konzept für die Ernährung von Kindern und Jugendlichen wurde in letzter Zeit verstärkt auch auf die Ernährung in Ganztagsschulen zugeschnitten, um eine den Empfehlungen entsprechende Verpflegung der Schüler zu erleichtern und zu fördern. Einleitung Dr. oec. troph. Kerstin Clausen (FKE) 114 Mit dem Investitionsprogramm „Zukunft, Bildung und Betreuung“ des Bundes sollten im Zeitraum 2003 bis 2007 insgesamt 10 000 Ganztagsschulen neu eingerichtet und damit 25 % aller Schüler erreicht werden [1]. Innerhalb kurzer Zeit würde sich damit die Anzahl an Ganztagsschulen vervielfachen. Die Einrichtung eines Ganztagsbetriebs bringt neben strukturellen und pädagogischen Änderungen für die meisten Schulen zumindest in den alten Bundesländern auch die neue Aufgabe mit sich, die Schüler mittags zu verköstigen. Immer mehr Informationen und Angebote zum Mittagessen in Schulen beziehen sich auf die „Optimierte Mischkost“ bzw. „optimiX“ oder allgemein auf die Ernährungs Umschau | 3/07 „Empfehlungen“ aus dem Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund (FKE). Manchmal entsteht im Forschungsinstitut dabei der Eindruck, dass nur oberflächliche Formulierungen übernommen werden, während die wesentlichen lebensmittel- und mahlzeitenbezogenen Inhalte unbeachtet oder unverstanden bleiben. Die Optimierte Mischkost wurde erstmals 1993 ausführlich begründet und beschrieben [2–4]. Seitdem wurde sie stetig weiterentwickelt, und in letzter Zeit vor allem auf die Gemeinschaftsverpflegung in Kindertagesstätten und Schulen zugeschnitten. In diesem Artikel sollen deshalb zunächst die Grundzüge der Optimierten Mischkost kurz aufgefrischt und anschließend die aktuellen Empfehlungen für das Mittagessen näher erläutert werden. PD Dr. Mathilde Kersting Forschungsinstitut für Kinderernährung FKE Heinstück 11 44225 Dortmund Tel: 0231-79 22 10 18 Fax: 0231-71 15 18 email: [email protected] Grundzüge der Optimierten Mischkost Das Konzept der Optimierten Mischkost, kurz optimiX, wurde am Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund (FKE) entwickelt und evaluiert. Dabei wurden die internationalen Standards für die Entwicklung lebensmittelbezogener Ernährungsempfehlungen (Food Based Dietary Guidelines, FBDG) auf die Ernährung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland bezogen umgesetzt. Da am FKE in der DONALD Studie (Dortmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study) die Ernährungsgewohnheiten von Kindern und Jugendlichen fortlaufend untersucht werden, fließen aktuelle Erkenntnisse über die Ernährung der Zielgruppen in die Fortentwicklung der Optimierten Mischkost ein. Im Jahre 2005 wurde optimiX® als geschütztes Warenzeichen des FKE europaweit registriert. Der markenmäßigen Verwendung von optimiX durch Dritte muss das FKE zustimmen, um die hohen Qualitätsansprüche an die Inhalte von optimiX zu erfüllen. Verletzungen der Markenrechte können nicht hingenommen werden. Kürzlich wurde die Optimierte Mischkost von der EFSA (European Food Safety Authority) als Beispiel für FBDG für Kinder und Jugendliche auch auf europäischer Ebene vorgestellt [5]. Evaluation Ausgangspunkt der Optimierten Mischkost sind 7-Tage-Speisepläne mit genauen Angaben von Art und Menge der Lebens- mittel für die Referenzgruppen der 4- bis 6-jährigen Kinder und der 13- bis 14-jährigen Jugendlichen [6]. Anhand dieser detaillierten Speisepläne konnte die Zufuhr von Energie und Nährstoffen evaluiert werden und es zeigte sich, dass bei Kindern und Jugendlichen in allen Altersgruppen bei altersgemäßer Energiezufuhr auch die Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr [7] erreicht werden [8]. Nährstoffangereicherte Lebensmittel sind mit Ausnahme von Speisesalz, dem Jod, Folsäure und Fluorid zugesetzt wurden, nicht erforderlich. Die Anbau- oder Produktionsmethode ist kein originäres Kriterium für die Lebensmittelauswahl in der Optimierten Mischkost. Sie kann mit konventionell erzeugten Lebensmitteln ebenso wie mit Bio-Lebensmitteln realisiert werden, denn die ernährungsphysiologische Qualität der Lebensmittel wird nicht nennenswert durch die Anbaumethode beeinflusst. Gruppierung der Lebensmittel Die in den Speiseplänen verwendeten Lebensmittel wurden zu 11 Lebensmittelgruppen zusammengefasst. Diese bilden den Kern der Optimierten Mischkost. Die Anteile der Lebensmittelgruppen an der Gesamtverzehrsmenge und an der Gesamtenergiezufuhr sind für alle Altersgruppen gleich, lediglich die absoluten Verzehrsmengen ändern sich mit dem Alter bzw. dem Energiebedarf. Die Optimierte Mischkost gründet sich somit auf konkrete Mengen, nicht auf Häufigkeiten des Verzehrs, wie manche Lebensmittelpyramiden [9]. Aus der Optimierten Abb. 1: Lebensmittelbezogene Empfehlungen für die warme Mahlzeit der Optimierten Mischkost, visualisiert anhand der dreidimensionalen optimiX Mahlzeitenpyramide Mischkost können nicht ohne weiteres Empfehlungen für Verzehrshäufigkeiten von Lebensmitteln abgeleitet werden, ohne zu berücksichtigen, dass die Portionsgrößen je nach Lebensmittel, Speisenart oder Mahlzeitentyp unterschiedlich sein können. Das Baukastensystem der Mahlzeiten Kinder erleben ihre Ernährung in Form ihrer alltäglichen Mahlzeiten. Empfehlungen für die Gesamternährung sind für Kinder abstrakt und schwer anwendbar. Aus den Speiseplänen der Optimierten Mischkost wurden deshalb auch Empfehlungen für die Mahlzeiten abgeleitet. Dabei wurden die empfohlenen 5 Mahl- Ernährungs Umschau | 3/07 115 쑺 wissenschaft & forschung | Original zeiten am Tag aufgrund ihrer Lebensmittelmuster zu 3 Mahlzeitentypen zusammengefasst: 2 kalte Hauptmahlzeiten, 1 warme Hauptmahlzeit und 2 Zwischenmahlzeiten. Aus didaktischen Gründen wurden die Empfehlungen in einer dreidimensionalen optimiX® Mahlzeitenpyramide dargestellt. Diese mahlzeitenspezifische Art der Darstellung ist unseres Wissens auch über Deutschland hinaus eine Innovation [10]. 쏆 Abbildung 1 zeigt die lebensmittelbezogenen Empfehlungen für die warme Hauptmahlzeit der Optimierten Mischkost, visualisiert anhand der optimiX Mahlzeitenpyramide. Die warme Mahlzeit zeichnet sich gegenüber den anderen Mahlzeiten durch ihr spezielles Lebensmittel- und Nährstoffprofil und durch Die Anwendung pauschaler Faktoren für die Anteile der Mahlzeiten am Tagesverzehr, z. B. ein Drittel der Tageszufuhr an Energie und Nährstoffen für das Mittagessen, ist bei der Kinderernährung in Deutschland aus Sicht des FKE theoretisch und praktisch unrealistisch. In Deutschland ist das Mittagessen typischerweise eine warme Hauptmahlzeit. Je nach schulischen oder familiären Bedingungen kann die warme Mahlzeit aber auch abends eingenommen werden. Das Mittagessen ist dann eine kalte Hauptmahlzeit. In der Optimierten Mischkost besteht diese aus Brot/Getreideflocken, Obst/Rohkost, Milch/Milchprodukten und einem Getränk (Wasser/Tee). Sie kann als „Lunchpaket“ von zu Hause mitgebracht oder in der Schule angeboten werden. 100 % 80 % 60 % 40 % 20 % 0% S d. er st. t. A . E t. B 1 t. B 2 t. B 6 acin lsre. t. C lium ium hor ium isen Zink Jod ie in tt S S c s ote Fe GF EUF MUF enhy Zuck llast erg Vi Vi Vit Vi Vi Vi Ni Fo Ka Cal hosp gne E Pr l h P Ma Ba Ko En 1. Frühstück 2. Frühstück Mittag Nachmittagsmahlzeit Abendessen Abb. 2: Anteile der einzelnen Mahlzeiten an der Tageszufuhr von Energie und Nährstoffen in der Optimierten Mischkost eine größere Zubereitungsvielfalt aus. Sie ist vor allem reich an Vitaminen, Spurenelementen und ungesättigten Fettsäuren 쏆 (Abbildung 2). Die Lebensmittel- und Nährstoffprofile der einzelnen Mahlzeiten ergänzen sich gegenseitig zu einer empfehlungsgerechten Tagesernährung. 116 Ernährungs Umschau | 3/07 Milch/Milchprodukte und Obst werden von Kindern üblicherweise zu den kalten Mahlzeiten verzehrt. Als Dessert bei der warmen Mahlzeit der Optimierten Mischkost werden sie deshalb nicht benötigt. Stattdessen sollen sich die Schüler an den nährstoffreichen Hauptspeisen satt essen. Die Lebensmittelgruppen der Optimier- ten Mischkost wurden nicht nur nach ernährungsphysiologischen Kriterien, sondern auch nach praktischen mahlzeitenbezogenen Gesichtspunkten gebildet. Fleisch, Fisch und Ei sowie Kartoffeln/ Nudeln/Reis und Brot/Getreideflocken wurden einzeln ausgewiesen, so dass Mengenkalkulationen für warme und kalte Mahlzeiten für Schulen und Küchen erleichtert werden. Konkretisierung durch Rezepte für Ganztagsschulen Speisepläne bzw. Verzehrshäufigkeiten von Speisen geben allein noch keine verlässliche Auskunft über die ernährungsphysiologische Qualität des Essens, denn die Zusammensetzung der einzelnen Speisen, z. B. die Anteile der einzelnen Zutaten und die Zubereitung, bleiben beliebig. In der bundesweiten KESS-Studie (Kindertagesstätten Ernährungs-SituationsStudie) 1997/98 wurden die Speisepläne von 201 Kindertagesstätten anhand der weit verbreiteten sog. „Bremer Checkliste“, die sich auf die Optimierte Mischkost beruft, bewertet. Parallel wurden anhand der zugehörigen Rezepte, die von den Küchen zur Verfügung gestellt worden waren, die Nährstoffdichten der Mahlzeiten als Maß für die ernährungsphysiologische Qualität berechnet und mit den Nährstoffdichten der warmen Mahlzeit der Optimierten Mischkost verglichen. Nur bei knapp der Hälfte der Kindertagesstätten entsprach die Speisenplanqualität auch der ernährungsphysiologischen Qualität bzw. der Rezeptqualität. Bei der anderen Hälfte waren entweder die Speisenpläne befriedigend, aber die Rezepte unbefriedigend oder es verhielt sich umgekehrt [11]. Rezeptentwicklung und -überprüfung Zur Qualitätssicherung des Mittagessens in der Gemeinschaftsverpflegung bei Kindern und Jugendlichen sind detaillierte Vorgaben notwendig. Deshalb wurden am FKE Rezepte für das Mittagessen in Schulen entwickelt. Hierzu wurden bereits vorhandene Rezepte der Optimierten Mischkost auf den Einsatz in Großküchen zugeschnitten bzw. allgemeine Großküchenre- Kriterien Methoden Ergebnisse ernährungsphysiologisch optimiert Erhöhung der Anteile von Gemüse und Beilagen, Einsatz von Rapsöl mehrheitlich Rezepte mit viel Gemüse kostengünstig Bevorzugung herkömmlicher Lebensmittel Lebensmittelkosten: 0,80 t pro Mittagessen küchentechnisch leicht herstellbar Beratung und Rezeptzubereitung durch erfahrene Köche in Großküchen praktikable Rezepte geschmacklich getestet Bewertung (Skala) durch Schüler unmittelbar nach der Mahlzeit geschmacklich konkurrenzfähig gegenüber herkömmlichen Rezepten Tab. 1: Umsetzung wissenschaftlicher und praktischer Kriterien in Rezepten für das Mittagessen in Schulen zepte bei Bedarf im Sinne der Opti- skeptisch (Neophobie). In der Studie wurmierten Mischkost modifiziert. Auch die den die Schüler aber während 2 Wochen Kosten der Lebensmittel wurden kontrol- täglich mit neuen Zubereitungsvarianten konfrontiert. liert (쏆 Tabelle 1). Ein wesentliches Kriterium der Optimier- Bei der geschmacklichen Bewertung ten Mischkost ist die Berücksichtigung schnitten traditionelle Speisen, z. B. Reder Geschmackspräferenzen bei Kindern zepte mit Fleisch, besser ab als Speisen mit und Jugendlichen. Deshalb wurden auch viel Gemüse. Jüngere Schüler (울14 die Rezepte für das Schulessen einem Jahre) waren den neuen Rezepten gegengroß angelegten Geschmackstest mit über aufgeschlossener als ältere (>14 Schülern unterzogen, verknüpft mit Jahre), Mädchen eher als Jungen [12]. einem Test der Praxistauglichkeit in den zugehörigen Großküchen. Einsatz der Rezepte Hierzu wurde eine bundesweite Studie an weiterführenden Schulen mit langjähri- Um die Ergebnisse der Studie für Küchen ger Ganztagserfahrung in Hamburg, und Schulen nutzbar zu machen, wurden Gotha und Kirchheim Bolanden (Rheinland-Pfalz) durchgeführt. Speisengruppen Rezepte Die Rezepte wurden von den Köherkömmlich optimiert chen in ihren Großküchen (200– 1000 Essen/Tag) zubereitet und Fleisch ohne Soße 2,10 2,21 von insgesamt mehr als 1 000 SchüSoßen 2,31 2,36 lern im Alter von 10–18 Jahren geBeilagen 2,23 2,50 schmacklich bewertet. Dabei wurden zunächst 2 Wochen lang die Fleisch in Soße 2,41 2,44 herkömmlichen Rezepte und anFisch 2,37 2,70 schließend 2 Wochen lang die optiEintopf/Pfannenmierten Rezepte angeboten [12, gericht mit Gemüse 1 13] . und Fleisch 2,37 2,83 In der geschmacklichen Bewervegetarische tung durch die Schüler konnten Gerichte oder die optimierten Rezepte im VerKomponenten 2,34 2,83 gleich mit den gewohnten RezepGemüse 2,53 2,89 ten durchaus mithalten (쏆 Tabelle 2). Dieses erfreuliche Ergebnis war Benotung: 1 = sehr gut, 2 = gut, 3 = weder gut noch schlecht, 4 = schlecht, 5 = sehr schlecht nicht von vornherein zu erwarten. Denn Kinder sind gegenüber Tab. 2: Geschmackliche Bewertung Neuerungen beim Essen eher 2 1 Mit Förderung durch die Nestlé Deutschland AG von herkömmlichen und optimierten Rezepten, zusammengefasst in Speisengruppen (Durchschnittsnoten2) mehr als 40 erprobte Rezepte in einem Ordner veröffentlicht [13]. Zusätzliche ausführliche Anleitungen für die Zubereitung und praktische Tipps für die Einführung bei den Schülern helfen dabei, eventuelle anfängliche Vorbehalte bei Küchenpersonal und Schülern gegenüber Neuerungen beim Essen abzubauen. Die Rezepte können flexibel eingesetzt werden, unabhängig vom Verpflegungssystem, z. B. in Küchen vor Ort, in Fernküchen oder bei Tiefkühlessen, und unabhängig von der Zahl der Essensteilnehmer. Ebenso wie bei der Tagesernährung sind auch bei den Mahlzeiten der Optimierten Mischkost die Anteile der Lebensmittelgruppen am Gesamtverzehr für alle Altersgruppen gleich. Praktisch bedeutet dies, dass beim Mittagessen unabhängig vom Alter der Schüler nach denselben Rezepten gekocht werden kann. 쏆 Tabelle 3 zeigt Anhaltswerte für die Lebensmittelmengen bei ausgewählten Altersgruppen. Einzelheiten zur Umrechnung für andere Altersgruppen finden sich an anderer Stelle [14]. Zusätzlich zu den Rezepten wurde eine neue „Checkliste“ für den Speiseplan entwickelt. In dem Rezeptordner wird anhand von Beispielen für mehrere Wochen gezeigt, wie aus den Rezepten ausgewogene Speisepläne gestaltet werden können und wie sich die Mittagsmahlzeiten und die weiteren Mahlzeiten des Tages im Baukastensystem der Optimierten Mischkost ergänzen [13]. Damit werden alle an der Ernährung der Schüler Beteiligten, auch die Eltern, über ihren jeweiligen Beitrag gleichsinnig informiert. Damit ist die Optimierte Mischkost auch für die Ernährung von Kindern und Jugendlichen bei Ganztagsunterricht ernährungsphysiologisch evaluiert und hinsichtlich der Lebensmittelkosten kalkuliert. Schon früher konnte gezeigt werden, dass sich die Optimierte Mischkost auch in Kindertagesstätten, die mit Tiefkühlmittagessen versorgt werden, realisieren lässt [15]. Perspektiven Laut der Kultusministerkonferenz müssen Ganztagsschulen an allen Tagen mit Ganztagsschulbetrieb den Schülern ein Mittagessen bereitstellen. Ernährungs Umschau | 3/07 117 쑺 wissenschaft & forschung | Original Fachkräfte wie Köche oder Hauswirtschafter g pro Tag (5 Tage) 7–9 Jahre 10–12 Jahre vorhanden, aber meist ohne spezielle QualifiGetränke 250 (1 250) 280 (1 400) kation in der KindererKartoffeln/Nudeln/Reis1 220 (1 100) 270 (1 350) nährung. Wurde TiefHülsenfrüchte1 11 (55) 13 (65) kühlkost verwendet, fehlte es in den KinderGemüse, Rohkost2 150 (750) 170 (850) tagesstätten vor Ort oft Fleisch 30 (150) 35 (175) an ErnährungsfachkräfFisch 75 g/Woche 90 g/Woche ten, und man verließ Speisefette 10 (50) 12 (60) sich auf die Beratung durch die Hersteller Ei 10 (50) 12 (60) [19]. Brot, z. B. zur Suppe 8 (40) 10 (50) Beim Mittagessen in Obst, als Zutat 8 (40) 10 (50) Schulen dürfte es um die Qualifikation des Milch/-produkte, als Zutat 11 (55) 13 (65) Personals derzeit nicht Süßes, in süßen Hauptspeisen 8 (40) 10 (50) besser bestellt sein als Sonstiges 11(55) 13 (65) damals in den Kindertagesstätten. Unter diesen Portionsgröße (ohne Getränk) 480 g 600 g Umständen eröffnet Energiegehalt 480 kcal 600 kcal der Einsatz evaluierter Rezepte mit den entgegart, Rohkostmengen ggf. um etwa 1/3 geringer sprechenden Speiseplänen einen praktischen Tab. 3: Anhaltswerte für die Lebensmittelmengen (g/Tag Weg zur Qualitätssichebzw. 5 Tage) in der Mittagsmahlzeit der Optimierten Mischkost sowie Energiegehalt und Portionsgröße am rung beim Mittagessen Beispiel von 2 Altersgruppen in Schulen und erübrigt mühsame NährwertbeVorgaben für die ernährungsphysiologi- rechnungen vor Ort. sche Qualität des Schulessens, die eine Das Rezept-Konzept ist keine Konkurrenz Aufgabe der Bundesländer wären, blei- zu bestehenden Informationsmaterialien, ben mit wenigen Ausnahmen (z. B. Ber- Rahmenrichtlinien oder Zertifizierungen, lin, geplant Brandenburg) bisher vage sondern kann diese ergänzen und vertie[16]. Länderübergreifende Rahmenricht- fen [17, 18, 20]. Schulen, die ein Mittaglinien beschränken sich auf Empfehlun- essen im Sinne der Optimierten Mischgen für den Speiseplan und einige Krite- kost anbieten möchten, können den Einsatz der Rezepte als zusätzlichen Qualitätsrien für die Lebensmittelauswahl [17]. Mit der politisch angestrebten stärkeren standard einfordern, z. B. bei VerhandEigenständigkeit der Schulen werden die lungen mit Essensanbietern, und umgeSchulträger bzw. Schulen in Zukunft auch kehrt können Essensanbieter den Einsatz die Ausgestaltung des Mittagessens ver- der Rezepte als Herausstellungsmerkmal mehrt in ihre eigene Verantwortung über- im Wettbewerb mit Konkurrenten nutzen. nehmen müssen. Dabei stehen ihnen Als erstes Bundesland hat Rheinland-Pfalz zahlreiche Informationen zur Verfügung, die Chancen des Rezept-Konzepts ervon renommierten Institutionen, wie der kannt und den Rezeptordner an alle Deutschen Gesellschaft für Ernährung mehr als 400 Ganztagsschulen im Land (DGE), den Verbraucherzentralen (VZ) verteilt. oder dem aid [18], bis hin zu Werbeprospekten von Essensanbietern bzw. Cate- Allein der gute Wille des Essensanbieters rern. Um aus dieser Vielfalt eine gute Aus- bzw. der Schule zum Einsatz der Rezepte wahl treffen zu können, ist Ernährungs- reicht allerdings nicht aus. Zusätzliche Maßnahmen beider Seiten sind erfordersachverstand notwendig. Nach Ergebnissen der KESS-Studie waren lich, damit die Neuerungen auch von den in Fernküchen, die Kindertagesstätten Essensteilnehmern akzeptiert werden. mit Mittagessen belieferten, überwiegend Praktische Tipps für die Küche finden Lebensmittel 1 2 118 Ernährungs Umschau | 3/07 sich bereits in dem Rezeptordner. Pädagogisch könnte die Schule als Verstärker wirken, indem z. B. das Thema Ernährung im Unterricht aufgegriffen und das Mittagessen in der Schule als konkreter Ausgangspunkt genutzt wird. Mit einer solchen Verknüpfung der klassischen Verhaltensprävention durch Wissensvermittlung und der Verhältnisprävention durch das Angebot gesunder Mahlzeiten würden die Ganztagsschulen aktuelle Public-HealthKonzepte aufgreifen, die eine verstärkte Verhältnisprävention zur Vorbeugung der Adipositas bei Kindern und Jugendlichen empfehlen [21, 22]. ■ Zusammenfassung Ernährung in Ganztagsschulen Vorteile der Optimierten Mischkost M. Kersting, K. Clausen, Forschungsinstitut für Kinderernährung FKE, Dortmund Ganztagsschulen müssen den Schülern ein Mittagessen bereitstellen. Die Ausgestaltung des Essens bleibt den Schulen selbst überlassen. Die Optimierte Mischkost ist ein evaluiertes lebensmittel- und mahlzeitenbezogenes Konzept für die Ernährung von Kindern und Jugendlichen. Dieses Konzept wurde in letzter Zeit verstärkt auch auf die Ernährung in Ganztagsschulen zugeschnitten. Die Grundregeln für die Lebensmittelauswahl und -proportionen sind unabhängig vom Alter. Deshalb kann das Mittagessen für alle Altersgruppen von Kindern und Jugendlichen nach denselben Rezepten gekocht werden. Ernährungsphysiologisch optimierte Rezepte wurden in einer bundesweiten Studie in Großküchen erprobt und bestanden auch die Geschmackstests bei den Schülern. Die Rezepte wurden in mehrwöchige Speisepläne eingebunden und können als einfach handhabbare, konkrete Qualitätsstandards für das Mittagessen in Schulen eingesetzt werden. Sie sind insbesondere dann, wenn Fachkräfte mit Erfahrung in der Kinderernährung fehlen, ein Sicherheitsnetz für Schulen und Küchen. Ernährungs Umschau 54 (2007) S. 114–119 왎 Literatur 1. BMBF – Bundesministerium für Bildung und Forschung: Verwaltungsvereinbarung Investitionsvereinbarung „Zukunft Bildung und Betreuung“ 2003–2007. (2003). URL: http://www.bmbf.de/pub/20030512_ verwaltungsvereinbarung_zukunft_ bildung_und_betreuung.pdf vom 08.02. 2007. 2. Kersting M, Chahda C, Schöch G: Optimierte Mischkost als Präventionsernährung für Kinder und Jugendliche. Teil 1: Lebensmittelauswahl. Ernährungs Umschau 40: 164–169 (1993) 3. Kersting M, Zempléni, S, Schöch G: Optimierte Mischkost als Präventionsernährung für Kinder und Jugendliche. Teil 2: Nährstoffzufuhr. Ernährungs Umschau 40: 204–209 (1993) 4. Zempléni S, Kersting M, Schöch G: Optimierte Mischkost als Präventionsernährung für Kinder und Jugendliche. Teil 3: Speisepläne. Ernährungs Umschau 40: B17–B19 (1993) 5. European Food Safety Authority: Draft: Summary report EFSA scientific colloqium 5. Development of food based dietary giudelines. Parma. 2006. URL: http://www. efsa.europa.eu/en/science/colloquium_ series/no5_fbdg.html vom 08.02.2007 6. Forschungsinstitut für Kinderernährung: optimiX Empfehlungen für die Ernährung von Kindern und Jugendlichen. Dortmund. (2005). 7. Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), Österreichische Gesellschaft für Ernährung (ÖGE), Schweizerische Gesellschaft für Ernährungsforschung (SGE), Schweizerische Vereinigung für Ernährung (SVE): Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr, 1. Aufl., Umschau/Braus, Frankfurt a. M. (2000) 8. Kersting M, Alexy U, Clausen K: Using the concept of Food Based Dietary Guidelines to develop an Optimized Mixed Diet (OMD) for German children and adolescents. Journal of Pediatric Gastroenterology and Nutrition 40: 301–308 (2005) 9. aid infodienst Verbraucherschutz, Ernährung, Landwirtschaft: Die aid-Ernährungspyramide – richtig essen lehren und lernen. Bonn (2005) 10. Eissing G, Lach J: Evaluation von Ernährungskreis und –pyramide im Schulunterricht. Ernährungs Umschau 50: 50– 53(2003) 11. Clausen K: Ernährung in Kindertagesstätten in Deutschland – Untersuchungen zur Mittagsmahlzeit. Verlag Dr. Rüdiger Martien. Schwarzenbek (2003) 12. Clausen K, Kersting M: Optimierte Mittagessen im Praxistest bei Schülern. Die Ganztagsschule 1/07 (in Druck) 13. Forschungsinstitut für Kinderernährung: Rezepte für das Mittagessen in Schulen. Dortmund (2006). 14. Forschungsinstitut für Kinderernährung: Empfehlungen für das Mittagessen in Kindertagesstätten und Ganztagsschulen. Dortmund (2006) 15. Clausen K, Kersting M: Tiefkühlmittagessen in Kindertagestätten im Rahmen der Optimierten Mischkost: Lebensmittel und Nährstoffe im Baukastensystem der Tagesmahlzeiten. Ernährungs Umschau 48, 7: 284–290 (2001) 16. Verbraucherzentrale Bundesverband: TafelFreuden? Das Essen an deutschen Schulen – Dossier zur Situation der Schulverpflegung in Deutschland. Berlin (2007) 17. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Rahmenkriterien für das Verpflegungsangebot in Schulen. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), dem Ökologischen Großküchenservice (ÖGS) und den Verbraucherzentralen. 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