Informatik Web 2.0 in der Investitionsgüterindustrie Leitfaden Informatik Web 2.0 in der Investitionsgüterindustrie Leitfaden Beteiligte Unternehmen: Klickstoff L L L L Web 2.0 in der Investitionsgüterindustrie 1 Einleitung ........................................................................................................... 3 2 Definition ............................................................................................................ 4 3 Chancen / Risiken.............................................................................................. 5 4 Web 2.0:.............................................................................................................. 8 • Zielsetzung • Strategie • Kommunikationskonzept ....................................................................... 8 5 Umgang mit Web 2.0 ....................................................................................... 21 5.1 5.2 5.3 Werkzeuge im Web 2.0 ............................................................................. 21 Technische Betrachtung von Web 2.0 Diensten.................................... 25 Rechtliche Rahmenbedingungen............................................................ 26 6 Aus der Praxis ................................................................................................. 28 M&M Software GmbH, St. Georgen im Schwarzwald..................................... 28 manroland AG, Augsburg ................................................................................ 30 PSIPENTA Software Systems GmbH ............................................................... 32 TRUMPF Werkzeugmaschinen GmbH + Co. KG, Ditzingen .......................... 35 Whirlpool, Benton Harbor, Michigan, USA ...................................................... 38 7 Literaturverzeichnis ........................................................................................ 40 Beteiligte Unternehmen Folgende Personen haben diesen Leitfaden erarbeitet: Firma Ansprechpartner BMA Braunschweigische Maschinenbauanstalt AG Am Alten Bahnhof 5 38122 Braunschweig Tel: 0531 / 8 04-5 84 www.bma-worldwide.com Thorben Förster IT [email protected] Dassault Systemes Deutschland GmbH Meitnerstr. 8 70563 Stuttgart Tel: 0711 / 27300 – 0 www.3ds.com/de Esther Jacoby Marketing & Kommunikation [email protected] Demag Cranes AG Forststr. 16 40597 Düsseldorf Tel: 0211 / 7102 - 3910 www.demagcranes-ag.com Gabriela Schmid Konzernmarketing [email protected] HOMAG Group AG Homagstr. 3 – 5 72296 Schopfloch Tel: 07443 / 13-21 73 www.homag-group.com Duglore Katz Marketing [email protected] klickstoff Tel: 0177 / 93 69 743 www.klickstoff.de Torsten Jensen Inhaber & Blogger [email protected] Lightwerk GmbH Schulze-Delitzsch-Str. 38 70565 Stuttgart Tel: 0711 / 48 94 97-0 www.lightwerk.com Veikko Wünsche Geschäftsführung [email protected] PSIPENTA Software Systems GmbH Dircksenstr. 42 – 44 10178 Berlin Tel: 030 / 28 01-21 30 www.psipenta.de Beate Wesenigk Marketing/Kommunikation [email protected] VDMA Lyoner Str. 18 60528 Frankfurt Tel. 069 / 66 03-13 50 www.vdma.org Ron Schumacher Abteilung Recht [email protected] VDMA Lyoner Str. 18 60528 Frankfurt Tel. 069 / 66 03-16 69 www.vdma.org/software Thomas Riegler Software [email protected] 2 1 Einleitung Im Maschinen- und Anlagenbau wird die Auseinandersetzung mit Web 2.0, Suchmaschinenoptimierung und Social Media immer wichtiger. Bei hohen Exportquoten unterstützt das Internet Unternehmen bei der effektiven Kommunikation in die internationalen Märkte und beschleunigt Geschäftsprozesse mit webbasierten Interaktionsmöglichkeiten. Studien zeigen, dass sich die Aufmerksamkeit von B2B Entscheidern massiv dem Web zugewandt hat. Das Web ist ein einflussreicher Informationskanal zur Vorbereitung von Investitionsentscheidungen. • • B2B Entscheider verbringen zwei Stunden ihrer täglichen Arbeitszeit im Web. Vor allem Suchmaschinen und Anbieterwebsites sind erfolgskritische Informationsquellen für die Vorbereitung einer Investitionsentscheidung. • Bereits 40% der B2B Entscheider nutzen regelmäßig Internet-Foren für berufliche Zwecke. 28% dieser beteiligen sich aktiv an den Dialogen. • 85% aller Befragten haben bereits einen späteren Lieferanten über das Internet gefunden. (Quelle: Studie von Virtual Identity unter 750 Geschäftsführern oder verantwortlichen Managern aus mittelgroßen Unternehmen) Kongresse und Messen wurden von den Befragten als deutlich weniger relevant für die Entscheidungsfindung bewertet als Online Medien. Daneben sind es die Sozialen Medien (Social Media), die einen festen Platz im Medienalltag von B2B Einkäufern gefunden haben. Doch die Thematik Internet wird zunehmend komplexer: Diese Entwicklung stellt an das gesamte Unternehmen neue Herausforderungen. Denn: die Veränderung der Kommunikation hin zum Internet ist in vollem Gange und beschleunigt die Kommunikation vom Unternehmen zum Markt zu den Kunden und umgekehrt. Firmen müssen heute im Internet gefunden werden, Informationen auf den Corporate Websites müssen stets aktuell abrufbar sein und die Ergebnisse der Suchmaschinen gewinnen an Einfluss auf das komplette Business. Die Bewältigung dieser Aufgaben kann nicht mehr nur in den Händen einer Abteilung liegen. Nicht mehr nur IT-Abteilung oder Marketing müssen sich mit diesem Thema beschäftigen. Alle Fachabteilungen sollten zusammenspielen. Es geht darum im Internet gut positioniert zu erscheinen: in den Suchmaschinen oder in den Social Media Plattformen wie z.B. Twitter, YouTube, Facebook oder XING. Es geht um Reputations-Management, um Sichtbarkeit von Marken und Produkten; es geht darum, dass eine Website für das Image des Unternehmens arbeiten kann. Untersuchungen zeigen, dass vordere Plätze in den Suchmaschinen direkt in Zusammenhang mit Innovationsgrad und Image des Unternehmens gebracht werden. Unternehmen sollten in ihrer Branche auf vorderen Plätzen in den Suchmaschinen erscheinen. Dabei ist zu beachten: Web 2.0 kann auch heißen, dass Unternehmen nicht mehr die alleinige Hoheit über die Informationen zur eigenen Marke und zu eigenen Produkten haben. Oft führen die Suchergebnisse zu Inhalten, die von Kunden, Lieferanten oder irgendeiner x-beliebigen Person geschrieben wurden. Die Suchenden vertrauen vielfach auf die Informationen, die sie aus eigenen Netzwerken bekommen. Dies haben auch Suchmaschinenanbieter (wie www.google.de) erkannt und listen Meinungen, Empfehlungen und Kritik aus sozialen Medien (Social Media) unter den Top Suchergebnisse auf. Aufgrund des Fach- und Führungskräftemangels, der den Maschinen- und Anlagenbau die nächsten Jahre verstärkt in Anspruch nehmen wird, rücken Internet und Web 2.0Maßnahmen insbesondere auch für die Positionierung des Unternehmens als Arbeitgeber (das sog. Employer Branding) und als Ersatz für klassische Personalinstrumente (wie z.B. Anzeigen) in den Mittelpunkt. Um im „War of Talents“ überzeugen zu können, müssen 3 Unternehmen dort aktiv sein, wo sich zukünftige Mitarbeiter aufhalten: in den CommunityPortalen und sozialen Medien (Social Media). Egal, welche Online-Strategie ein Unternehmen verfolgt: Das zentrale Medium ist der Internetauftritt (Corporate Website), die Visitenkarte des Unternehmens. Hier werden die meisten Marketingmaßnahmen zusammengeführt. Außerdem stellt die Corporate Website den (zentralen) Informationskanal für Kunden, Partner oder zukünftige Mitarbeiter dar. Obwohl eine gute technische Umsetzung einer Website sehr wichtig ist, bleibt dennoch die Technik Mittel zum Zweck. Die höchste Priorität haben eine dokumentierte Web 2.0-Strategie (inklusive Notfallpläne), das zielgerichtete Kommunikationskonzept und die Integration des Themas Web in interne Prozesse: Marketing, Public Relations (PR), Investor Relations (IR) Vertrieb, Information Technology (IT), Human Ressources (HR), Einkauf und Service. Die Web-Strategie muss über die Unternehmensgrenzen hinaus festgelegt sein. Im Web 2.0 tangieren auch die private Netznutzung der eigenen Führungskräfte, Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten den Weberfolg der Unternehmen. Für erfolgreiche Web-Projekte brauchen Unternehmen Web-Wissen und die richtige Methodik. Entscheidend ist, welchen Sinn bzw. welche Ziele mit dem Auftritt im Web für das Unternehmen verfolgt werden. Die WebStrategie sollte eng verzahnt sein mit allen anderen Marketing- und Kommunikationszielen der Unternehmensdarstellung. Dieser VDMA Leitfaden wurde vor allem für Unternehmen erstellt, die sich noch nicht mit dem Thema Web 2.0 beschäftigt haben. Sie erhalten eine erste Orientierung für das Thema Web 2.0 und bekommen Informationen über Chancen und Risiken, die das Kommunikationsverhalten im Web 2.0 mit sich bringt. Wir freuen uns über Feedback. Treten Sie mit uns in den Dialog in der XING-Gruppe „Web 2.0 in der Investitionsgüterindustrie“ oder direkt unter [email protected] 2 Definition Web 2.0 bezeichnet eine Evolution hinsichtlich des Angebotes und der Nutzung des World Wide Web, stellt jedoch keine neue Technologie innerhalb des Internets dar. Bisher stand die reine Verbreitung von Informationen im Internet im Vordergrund (one direction). Web 2.0 ergänzt die reine Informationsverbreitung durch die interaktive Beteiligung (two or many directions) der Nutzer (z.B. Kunde, Mitarbeiter, Lieferanten, usw.) im Internet und generiert so einen Mehrwert. Die Unternehmen stehen durch das Web 2.0 im Dialog mit allen Stakeholdern und darüber hinaus mit allen Interessensgruppen, die auf den ersten Blick in keinem Bezug zum Unternehmen stehen. Der Begriff „Social Media“ ist das Schlagwort im Web 2.0. Social Media (oder soziale Medien) beschreiben Netzgemeinschaften (kurz: Netzwerke), die als Plattformen zum gegenseitigen Austausch von Meinungen, Eindrücken und Erfahrungen dienen. Soziale Netzwerke entwickeln eigene Gruppendynamiken, die weit über das kumulierte Verhalten der einzelnen Nutzer hinausgehen können. Anzahl und Art der Plattformen werden ständig ergänzt, erweitert und neue kommen hinzu. Beispiele der wichtigsten Plattformen, die weltweit unterschiedliche Relevanz haben, sind in der Übersicht 5.1 zu finden. 4 3 Chancen / Risiken In diesem Abschnitt wird auf die Chancen und Risiken eingegangen, die mit der Implementierung von Web 2.0-„Werkzeugen“ bei Unternehmen der Investitionsgüterindustrie einhergehen können. Dabei wird unterteilt nach allgemeingültigen Aussagen und nach Aussagen, die auf die speziellen Herausforderungen klein- und mittelständischer Unternehmen (KMU) zutreffen. Es gibt einfache Regeln, die den Umgang mit Web 2.0 leichter machen, Risiken minimieren und Chancen erhöhen. Einen eigenen Abschnitt mit Empfehlungen zum richtigen Umgang mit Web 2.0 finden Sie im Anschluss. I. CHANCEN MIT WEB 2.0 FÜR DIE INVESTITIONSGÜTERINDUSTRIE I.I Allgemein: Mit dem Web 2.0 bieten sich den B2B Unternehmen vielfältige Möglichkeiten Botschaften zu kommunizieren und über Produkte zu informieren. Chancen bestehen aus folgenden Charakteristika von Web 2.0: • Das Internet ist heute eine der wichtigsten Informationsquellen • Die Inhalte stehen rund um die Uhr, sieben Tage die Woche weltweit zur Verfügung • Die Kommunikation wird beschleunigt – denn das Internet ist das schnellste Medium überhaupt • Erhöhte Reichweite für mehr und neue Öffentlichkeiten auch bei Nischenthemen – neue Zielgruppen können erreicht werden, die über die bisherigen Kommunikationskanäle noch nicht angesprochen wurden • Unternehmen treten direkt in den Dialog mit Ihren Interessensgruppen (Stakeholdern) – die Interaktivität steht im Vordergrund • User Generated Content – Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten schaffen eigenständig nutzbringende Inhalte, ein „Mitmachweb“ mit i.d.R. hochqualitativen Inhalten („Schwarmintelligenz“) entsteht • Aufbau eines positiven Image (als Unternehmen, das neue Kommunikationskanäle nutzt) • Rückmeldung für das Unternehmen aus dem Markt und Aufspüren von Trends und Meinungen möglich • Verbesserte Information und Kommunikation (intern und extern mit Kunden und Partnern) möglich • Positiver Nutzen von glaubwürdigen Kundenmeinungen und -beiträgen • Viele Dienste werden kostenfrei angeboten • Gute Messbarkeit (Erfolgskontrolle z. B. durch Zugriffsstatistiken und Monitoring) • Optimierung von Wissensmanagement • Steigerung der Kundenloyalität (direkter Dialog mit dem Kunden) • Digital Branding • Employer Branding – das Internet wird immer stärker für die Rekrutierung und die Stellensuche herangezogen 5 • Erfahrungen aus der Produktentwicklung können ausgetauscht werden (intern und extern) und zu neuen, verbesserten Produkten führen. Kunden, Lieferanten und Meinungsführer können direkt auf den Produktentstehungsprozess Einfluss nehmen; das Unternehmen kann stärker auf Kundenwünsche und Marktanforderungen eingehen. Bessere Innovationskraft für neue Produkte und Service-Leistungen • Im Bereich After-Sales wird die Kontaktaufnahme erleichtert; andere Nutzer können bei der Problembehandlung eine große Hilfestellung bieten, eigene Service-Mitarbeiter können weltweit schneller reagieren • Automatisierte Funktionen ermöglichen Wiederverwendung von bereits erzeugten Inhalten I.II Speziell für KMU: In klein- und mittelständischen Unternehmen ist die Relation zwischen Kosten und Nutzen von besonders hoher Bedeutung. Es gibt nur in Ausnahmefällen dedizierte oder spezialisierte Personalressourcen, die sich ausschließlich mit dem Thema Web 2.0 beschäftigen. Vorteile von Web 2.0 für KMU: • Geringerer Kapitalbedarf als bei klassischen Maßnahmen, insb. im Vergleich zu Print • Niedrige Einstiegshürden und schnelle Implementierung • Geringer technischer Aufwand • Hoher Standard der bestehenden (kostenfreien) Systeme • Keine langfristigen Investitionen in neue Software notwendig (out-of-the-box-Lösungen, die online verfügbar sind) II. RISIKEN MIT WEB 2.0 FÜR DIE INVESTITIONSGÜTERINDUSTRIE Wie bei allen „klassischen“ Kommunikationskanälen gilt auch für Web 2.0: Das A und O ist eine gut durchdachte Strategie. Es ist daher absolut unumgänglich, sich im Vorfeld auch mit bestehenden Risiken auseinanderzusetzen. Durch gezieltes Monitoring des Web 2.0 und der Formulierung von Maßnahmen kann man im richtigen Moment der Strategie folgend reagieren und Risiken abmildern. Nimmt man aus Angst vor eventuellen Risiken nicht am „Mitmachweb“ teil, könnte der Wettbewerber einen Wissensvorsprung ausnutzen. Der Begriff ROI (Return on Invest) bekommt im Social Web zunehmend eine andere Bedeutung: „Risk of Ignorance“: welchem Risiko setzt sich das Unternehmen aus, wenn es sich nicht mit dem Web 2.0 auseinandersetzt. II.I Allgemein: • Jeder kann im Internet seine Meinung äußern – auch negativ. Das kann für Unternehmen imageschädigend ausfallen. Hier empfiehlt es sich, bereits im Vorfeld ein Worst-Case-Szenario zu entwickeln (s. auch Empfehlungen zum Richtigen Umgang mit Web 2.0). • Die Abgrenzung zwischen privater und geschäftlicher Nutzung von Web 2.0Angeboten verschwindet zunehmend. 6 • Sicherheitsbedenken, vor allem bei Nutzung mobiler Geräte (Datenschutz und sicherheit, Viren, Würmer, Verlust sensibler Daten). • Risiko des „Datenklau“, vor allem im Bereich Forschung und Entwicklung • Ein nachhaltiges und langfristiges Engagement in sozialen Medien bindet Personalressourcen • Rechtliche Risiken (Copyright, IP-Schutz etc) • Web 2.0 Aktivitäten werden zum Selbstzweck • Viele Unternehmen haben strenge IT-Restriktionen und nicht alle Seiten oder Funktionalitäten des Internets sind für alle verfügbar. In vielen Unternehmen ist der Zugang in das Internet stark eingeschränkt oder für viele Mitarbeiter gar nicht vorhanden (z.B. in der Produktion), d.h. eingeschränkte Nutzung bei den Mitarbeitern, kein gleichberechtigter Zugang zur Partizipation • Altersstrukturen müssen beachtet werden: v.a. bei älteren Arbeitnehmern kann es Vorurteile, Unwissen, mangelnde Erfahrung (Medienkompetenz) und Angst geben • Sehr heterogene Zielgruppen (Einkäufer, Entwickler, Anwendungspartner, potenzielle neue Mitarbeiter etc.) erfordern vielschichtige Ansprachen • Häufig werden Web 2.0-Kanäle von den Nutzern anders verwendet als eigentlich geplant und erwartet (z.B. Support-Anfrage über Twitter), denn Nutzer lassen sich nur ungern kategorisieren. Sie verwenden für ihre Kommunikation den Kanal, der gerade bereitsteht – darauf muss man als Unternehmen gefasst sein und die eigene Strategie u. U. anpassen II.II Speziell für KMU: • Abhängigkeit von der Stabilität der Betreiber bei (kostenfreien) Online-Lösungen • Weiterentwicklung und Wartung von (kostenfreien) Online-Systemen obliegt dem Anbieter • Kompatibilität von (kostenfreien) Systemen ist nicht immer gewährleistet (z.B. bei Blogs, Wikis oder Foren) • Kein Garantieanspruch auf Verfügbarkeit und Funktionalität • Datenschutz (Allgemeine Geschäftsbedingungen der Betreiber unbedingt beachten) III. EMPFEHLUNGEN ZUM UMGANG MIT WEB 2.0 • Content Is Key! Gute Inhalte sind erfolgreicher als reine Worthülsen • Offenheit und Ehrlichkeit! Web 2.0 ist kein Platz für Blender – falsche Inhalte werden schnell identifiziert und wirken imageschädigend • Qualität vor Geschwindigkeit! Erarbeitung einer Kommunikationsstrategie zur Definition der Kommunikationsziele und der Maßnahmen; nur zielgerichtete Informationen publizieren • Reaktionszeiten einhalten! Verbindliche Workflows für Reaktionszeiten erarbeiten und interne Strukturen/Organisationen ausrichten 7 • Kontinuität und Aktualität! Zielgruppen und Suchmaschinen erwarten aktuelle Inhalte • Verknüpfung mit vorhandenen Marketing-Maßnahmen! Web 2.0-Inhalte oder -Kanäle müssen in den gesamten Marketing-Mix einbezogen werden, um Synergieeffekte zu erzielen • Plan B für den Krisenfall! Vorabüberlegungen anstellen, wie mit kritischen Beiträgen umgegangen wird (z.B. Zensurrichtlinien) • Personalressourcen einplanen! Es muss nicht direkt ein COS (Chief Online Strategist) ernannt werden. Sie müssen ausgewählte Mitarbeiter zu Redakteuren ausbilden, denen genügend Zeit und Kompetenz für die Erstellung von Inhalten gegeben wird. Überlegen Sie, wer welche Inhalte ohne langwierige Freigabe-Szenarien veröffentlichen darf. Web 2.0 lebt von schnellen Reaktionen • Schütze Deinen Namen! Auch wenn Sie morgen noch nicht los-twittern wollen, sollten Sie sich Ihren Firmennamen in den verschiedenen Web 2.0-Kanälen bereits heute registrieren, damit er nicht durch andere belegt wird. • Recht ist nicht immer rechtens! Das Beharren auf das eigene Recht ist nicht immer zielführend und kann u. U. imageschädigend sein. Es gibt genügend Beispiele hierfür z.B. Jack Wolfskin Abmahnwelle, United breaks guitars u.v.a. Die o.g Punkte werden im Kapitel Strategie ausführlich behandelt. 4 Web 2.0: Zielsetzung, Strategie, Kommunikationskonzept Wie für das gesamte Unternehmen selbst, so ist die Strategie das zentrale Element, wenn eine Firma im Web 2.0 aktiv wird. Dieses Kapitel liefert einen roten Faden um eine individuelle Social Media Strategie entwickeln zu können. Bitte beachten Sie, dass sich das Web -wie es seiner Natur entspricht- ständig ändert und dass einzelne Punkte morgen schon ganz anders sein können oder anders gewichtet werden, als sie es heute sind. Eines ist klar, Social Media existieren und werden nicht verschwinden. Durch diesen Wandel in der Mediennutzung wurden Erwartungshaltungen auf Seiten der User geschaffen, die diese nicht vergessen werden und diese auch zukünftig von den Firmen einfordern. Unabhängig davon, ob ein Unternehmen im Web2.0 aktiv ist oder nicht – seine Marke und sein Image sind omnipräsent. Jeff Bezos, Chairman und CEO von Amazon formulierte treffend: “A Brand is what people say about you when you’re not in the room.” („Das, was man über Sie sagt, wenn Sie nicht im Zimmer sind, das ist Ihr Image”) Die Auswirkungen des Wandels sind für Unternehmen im Einzelfall jedoch sehr unterschiedlich. Eines steht fest: Es gibt kein Patentrezept für Social Media. Jedes Unternehmen muss seine eigene Web 2.0-Strategie entwickeln, die den Einsatz der Social Media regelt. Das Kommunikationskonzept muss dem Markt und der Zielgruppe entsprechen. Auch wenn man sich bewusst entschließt, von Social Media fernzubleiben und/oder alle Social Media -Tools im Unternehmen sperrt, ist dies wenig effektiv. In Zeiten der internetfähigen privaten Smartphones sind die Mitarbeiter während der Arbeitszeit im Social 8 Web aktiv. (Die Relevanz von Smartphones steigt; Go Smart - Studie zur Smartphone Nutzung 2012: http://bit.ly/fzFfkt ) Und selbst wenn im Unternehmen der Zugriff gesperrt ist, twittern, bloggen und facebooken sie in der Freizeit am privaten Rechner und das möglicherweise anonym als „meckerfritze69“. Der Verzicht auf Social Media oder sogar ein Verbot der Nutzung sozialer Medien während der Arbeitszeit (oder im beruflichen Umfeld) sollte kontinuierlich überdacht werden. Eine umfassende Strategie und motivierende Guidelines für die Nutzung von Social Media in Unternehmen sind der Schlüssel zum Erfolg. Der mit Social Media verbundene interne Wandel kann gerade für B2B-Unternehmen gravierend sein. Dieser bietet innovativen Unternehmen die Chance, sich einen Innovations- und Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Folgenden fünf Punkten sollte man besondere Aufmerksamkeit bei der Einführung von Social Media schenken. 1. Kommunikation. Diese umfasst die Kommunikation nach Innen und nach Außen. Social Media tangieren die unterschiedlichsten Stakeholder (vgl. Tabelle Seite 15f). Eine klare und stringente Kommunikation entscheidet maßgeblich, ob Mitarbeiter oder Kunden zu Promotoren im Web werden oder nicht. 2. Integration. Isoliertes Arbeiten oder Insellösungen einiger Abteilungen bringen Ihr Unternehmen nicht voran. Die einzelnen Abteilungen sollten sich mit der Gesamtstrategie identifizieren und die Maßnahmen mit der Unternehmenskommunikation abstimmen. Daraus können durchaus lokale Aktionen entstehen, die das Gesamtziel unterstützen. Der Internetauftritt muss mit der Online Strategie (Kommunikationsstrategie) verknüpft sein, denn diese bildet den Schnittpunkt mit allen Social Media Kanälen (bzw. Aktivitäten) und dem Unternehmen. 3. Kulturwandel Die meisten Unternehmen stehen durch Social Media vor einem Paradigmenwechsel. Web 2.0 heißt hin zum offenen Dialog mit internen und externen Stakeholdern. Im Gegensatz zu den bisherigen Kommunikationsmöglichkeiten stellt Social Media einen „kontrollierten Kontrollverlust“ dar. 4. Definition von Kompetenzen Als Unternehmen muss man sich vor Augen führen, dass die Nutzung von Social Media kein Privatvergnügen, sondern ein reales Element in der Arbeitswelt geworden ist. Ansprechpartner oder Teams müssen benannt werden, die den Mitarbeitern im Umgang mit Social Media zur Seite stehen. Die neuen Anforderungen sollten in die Arbeitsplatzbeschreibungen und Verhaltensregeln einfließen und die Mitarbeiter sollten geschult werden. 5. Technische Defizite Tote Links oder Anzeigefehler vergraulen User sehr schnell. Ein großes Problem stellt oft die Darstellbarkeit des Internetauftrittes auf neuen mobilen Geräten (z.B. Smartphones, iPad) dar. Durch schlanke Programmierung und kleine Dateiformate ist man auf die steigenden Zugriffe vorbereitet. Im Bereich der technischen Defizite ist auch der Punkt Usability (Nutzerfreundlichkeit) zu berücksichtigen. Wie ist Ihre Strategie? Auf den kommenden Seiten werden Ihnen Werkzeuge zur Erstellung ihrer individuellen Web 2.0 Strategie aufgezeigt.. 9 Commitment des Managements Monitoring Namen sichern (z.B. twitter/VDMA) Lern- / Zuhörphase Zieldefinition Projektleitung/ Ressourcen Auf- und Ausbau der Auftritte Chancen / Risikobewertung Strategieentwicklung Content produzieren Guidelines Measurement, Controlling Auswahl der Zielmedien aktive Teilnahme Aktionsplan Krisenplan Return on Social Media Überwachung der Social Media Kanäle Unterstützung durch die Führungsebene 10 Strategiemodell Das oben abgebildete Strategiemodell verdeutlicht idealtypisch die einzelnen Meilensteine, die man erreichen sollte, um Social Media nachhaltig im Unternehmen zu implementieren. Voraussetzung ist das Commitment des Top-Managements, also die bewusste Entscheidung der Unternehmensführung für Social Media. Einen weiteren zentralen Aspekt stellt das Monitoring dar. Unter Monitoring versteht man das Beobachten was im Social Web über das Unternehmen, die Marke, die Produkte/Dienstleistungen und eventuell sogar die Mitarbeiter geschrieben wird. Es geht nicht darum, die Mitarbeiter auszuspionieren, sondern diese und das Unternehmen vor Angriffen im Web zu schützen. Es gibt verschiedene Suchmaschinen, die mit Hilfe von vorher definierten relevanten Suchbegriffen ein Gesamtbild des Unternehmens in der digitalen Kommunikation vermitteln. Das Monitoring wird durch die Ausrichtung auf die eigenen Ziele (siehe Zieldefinition) und die stetig wachsende Sammlung an Suchbegriffen immer genauer. Egal ob man vor hat, in Social Media aktiv zu werden oder nicht, macht es Sinn den Firmenund/oder Markennamen in den diversen Kanälen zu sichern. Sind diese erst einmal belegt, ist es schwierig und mit höherem Aufwand (Zeit/Kosten) verbunden, diese zu bekommen. Dieser Vorgang wird als „Parken“ bezeichnet. Jetzt beginnt eine der wichtigsten Phasen: das Lernen und Zuhören. Die zuständigen Mitarbeiter nehmen mit einem persönlichen Account an Social Media teil, um Erfahrungen zu sammeln. Man hört Kunden zu und interviewt erfahrene Mitglieder. So früh wie möglich sollte man das Personal mit einbinden, welches später für Social Media federführend zuständig sein wird. Wenn die Verantwortlichkeiten geklärt sind, müssen relevante Stakeholder ermittelt werden. Wo sind diese Zielgruppen online unterwegs, welche Kanäle nutzen sie und für welche Inhalte interessieren sie sich? Anhand dieser Daten können Sie die Zieldefinition vornehmen. Das Netz bietet unendlich viele Möglichkeiten, von denen man nur einen Teil nutzen kann. Dazu macht es Sinn, die Chancen und Risiken für den eigenen Auftritt im Social Web zu bewerten. Ein Ausblick auf Nutzungswahrscheinlichkeit zukünftiger Technologien kann dabei Vorteile verschaffen (z.B. Smartphones, iPad). Nachdem man die einzelnen Möglichkeiten bewertet hat, kann die Strategie entwickelt werden. Diese sollte die Firmenstrategie, sowie die Firmenwerte aufnehmen und widerspiegeln. Leitplanken im Social Web und Orientierungshilfe für die Mitarbeiter bilden die Social Media Guidelines (Social Media Policy). Um diese nachhaltig im Unternehmen einzuführen, empfiehlt sich das Abhalten von Workshops oder das Einbinden von Mitarbeitergremien. Auf Basis der vorangegangenen Analyse aus kann man dann die Zielmedien auswählen. Nach der Auswahl der Kanäle muss man einzelne Maßnahmen zu einem Aktionsplan zusammenfassen. Dabei sollte man nicht die Formulierung eines Krisenplans vergessen. Was passiert bei einer viralen Attacke, d.h. Imagebeschädigungen, Falschaussagen? Wie reagiert das Unternehmen? Wenn man Antworten auf diese Fragen und Handlungsanweisungen schriftlich formuliert hat, kann man damit beginnen die ausgewählten Kanäle einzurichten. Am besten startet man mit einem Pilotprojekt oder einer Pilotphase. Verschaffen Sie Ihren Kunden (Lesern) einen Mehrwert und bewerten Sie anschließend Aufwand und Ertrag. Aktives Zuhören und Einarbeiten des Feedback führen zum Erfolg. So steigt man immer tiefer in den Dialog mit den eigenen Zielgruppen und kann dort Multiplikatoren aufspüren. Es empfiehlt sich die Social Media Präsenz auch auf anderen, herkömmlichen Kanälen zu vermarkten und die Botschaften zu verknüpfen (Print/Messen/Kundenveranstaltungen/Fernsehen/Funk). Die letzten Punkte (siehe Modell) stellen einen sich wiederholenden Kreislauf dar. Erhaltenes Feedback sollte in gewissen Abständen konstruktiv eingearbeitet werden. Im Folgenden werden einige der Punkte nochmals näher erläutert. Dazu finden Sie Web-Links, die Ihnen Handlungshilfe bieten. 11 Social Media Monitoring: Social Media Monitoring stellt eine der wichtigsten Aufgaben im Umgang mit Social Media dar. Es ist wichtig zu wissen, was über einen gesagt (geschrieben) wird und wie das Stimmungsbild in der Community aussieht. Nur mit diesem Wissen kann man eine zielorientierte Web 2.0 Strategie für das Unternehmen aufstellen. Die Kunst besteht darin, die Flut von Daten zielorientiert auszuwerten. Social Media Monitoring eignet sich für verschiedenste Bereiche: man kann es z. B. zur Marktforschung, zur Qualitätssicherung oder auch zur Produktoptimierung (Abfragen und Einarbeiten von Kunden-Feedback) einsetzen. Es empfiehlt sich zu Beginn eine Ist-Analyse durchzuführen, um herauszufinden auf welchen Kanälen über das Unternehmen gesprochen wird. Auch die Sprache der relevanten Zielgruppe lässt sich so herausfinden. Die erworbenen Daten sind sehr hilfreich um später eine zielgruppen- und zielgerichtete Social Media Strategie aufzubauen. Beim Monitoring wird nach definierten Begriffen in den vom User bestimmen Quellen (Foren, Facebook, Twitter, Blogs) gesucht. Das Ergebnis ist eine quantitative Auswertung von Daten, die in einem Monitoring-Tool angezeigt oder per E-Mail abonniert werden kann. Eine automatische qualitative Auswertung (positiv/neutral/negativ) ist derzeit noch nicht zufriedenstellend möglich. Wer diese nicht selbst durchführen möchte (oder kann), sollte einen erfahrenen Dienstleister damit beauftragen. Auch nach der Einführungsphase sollten die definierten Suchbegriffe regelmäßig hinterfragt und bei Bedarf angepasst werden. Beim Social Media Monitoring kann man die Ergebnisse in qualitative und quantitative Aussagen unterscheiden: Quantitative Aussagen: Neben der Anzahl der Zugriffe auf die Unternehmenswebseiten, werden zusätzlich ausgewählte Social Media Kanäle überprüft. • Facebook: Anzahl Fans • Flickr: Zugriffe auf Bilder • Slideshare: Zugriffe auf Präsentationen • Twitter: Anzahl Follower, Tweets, ReTweets • XING: Firmen-Update-Abonnenten • Youtube: Zugriffe auf Videos • … Siehe auch Übersicht Tools/Matrix Qualitative Aussagen: Was wird über das Unternehmen, seine Produkte, seinen Service, seine Mitarbeiter, sein Verkaufs- und Einkaufsgebaren, seine Personalpolitik, seine Servicequalität von eigenen Mitarbeitern, aber vor allem auch von Kunden, Lieferanten und anderen kommuniziert? Wohin und wie schnell verbreiten sich Aussagen, die in einem Kanal getätigt wurden? Wie „verselbständigen“ sich Aussagen? Gibt es den „stille Post“Effekt? Eine Vernetzung der Monitoring Abteilung, bzw. des Monitoring-Beauftragten in alle Unternehmensbereiche (Interne Stakeholder) trägt maßgebend zum Monitoring-Erfolg bei. Nur wenn die Informationen an den richtigen Stellen im Unternehmen ankommen, können sie adäquates Handeln bewirken. Dies stellt in der Praxis eine hohe Anforderung dar. Als Einstieg zum Monitoring kann man sich zunächst auf einfache Tools beschränken. 12 Monitoring Abteilung oder Monitoring Beauftragter Einrichtung / Wartung der Social Media Tools 2 Automatisierte Informationen per E-Mail, RSS (ggf. sogar automatisierter Eintrag im CRM-System) 3 Einzelne Fachabteilungen Web-Links Monitoring Tools für den Einstieg (meist kostenlos) Blogs durchsuchen: Google Blog Search: Rivva: Twingly: Technorati: http://blogsearch.google.com http://rivva.de http://www.twingly.com http://technorati.com Twitter durchsuchen: Tweetdeck: Hootsuite: Twitter Search: Twittercrawl: www.tweetdeck.com www.hootsuite.com http://search.twitter.com http://www.twittercrawl.de Foren durchsuchen: Boardtracker: BoardReader: Yahoo: Google Groups: Omgili www.boardtracker.com http://boardreader.com http://groups.yahoo.com http://groups.google.com http://omgili.com Kanalübergreifend: Addictomatic: SocialWebsiteAnalyzer: Socialmention: Trendiction Icerocket: www.addictomatic.com http://www.socialwebsiteanalyzer.com http://socialmention.com http://www.trendiction.de http://www.icerocket.com Diverse: Verfolgen Sie Erwähnungen im Internet: Google Alerts: www.google.com/alerts Beobachten Sie wonach im Web gesucht wird: Google Insights: www.google.com/insights/search Kürzen Sie Links und verfolgen Sie diese nach: Bit.ly http://bit.ly Personensuche (rechtliche Aspekte beachten, Seite …….) Yasni: www.yasni.de 13 1 liefern Keywords (diese können später selbst gepflegt werden) Lern- / Zuhörphase In der Lern- und Zuhörphase geht es darum zu verstehen, warum Menschen Social Media nutzen. Man kann feststellen, dass Homophilie (Wörtlich: >> Die Liebe zum Gleichen<<) auch im Web vorherrscht. Egal ob VDMA-Mitglied, Briefmarkensammler oder Nordic-Walker Menschen suchen Menschen, die die gleichen Interessen teilen. Natürlich ist auch die Frage nach dem Nutzerverhalten im Social Web interessant. Es ist hilfreich Trends zu beobachten und aktuelle Fallstudien zu lesen. Darüber hinaus kann es sehr hilfreich sein, einen erfahrenen Blogger zu interviewen. Bleibt man authentisch wird einem die Community gestellte Fragen gerne beantworten. In dieser Phase empfiehlt es sich auch die Monitoring-Tools kennenzulernen und zu testen, welcher Mix dieser Tools am besten zum Unternehmen passt. Finden Sie heraus, was über Sie, Ihre Marke und Ihre Produkte geschrieben wird. Gefällt Ihnen was geschrieben wird? In welchem Kontext wird über Sie geschrieben? Gibt es Key influencer (Personen, die maßgebend Einfluss auf Ihre Zielgruppe haben), denen besonderes Gehör in der Community geschenkt wird? Sammeln Sie diese Informationen und werten Sie diese in den nächsten Schritten aus. Projektleitung/Ressourcen Bei der Frage über Personal und den Ressourcen kommen drei Punkte zum Tragen: Die Zeit, das (vorhandene) Personal und das zur Verfügung gestellte Budget. Ist das Unternehmen nicht bereit bei diesen drei Punkten zu investieren, rückt ein Return on Social Media in weite Ferne. Social Media ist kein Nebenjob, der zusätzlich zum Tagesgeschäft erledigt werden kann. Es muss klar geregelt sein, wer für Online-Aktivitäten im Unternehmen zuständig und dafür freigestellt ist. Diese Personen oder Gruppen benötigen auch die Entscheidungsgewalt im Onlinegeschehen und müssen von den Redakteuren oder Redaktionsteams schnell erreichbar sein. Neue Berufsfelder Derzeit prägen sich zwei neue Begriffe in der Jobwelt. Zum einen der Corporate Online Strategist (COS), dem die strategische und operative Führung der Online Kommunikation obliegt. Dieser Posten wird meist nur in Konzernen vergeben. Zum anderen gibt es den Chief Social Media Officer, welcher federführend für die Social Media Aktivitäten zuständig ist. Beide arbeiten in der Regel eng mit dem Chief Information Officer (CIO), dem Leiter der Informationstechnologie zusammen. Unabhängig von der Unternehmensgröße, bedarf es Redakteure, die den Content in den Portalen produzieren und die Monitoring Tools mit Suchbegriffen füttern. Diese müssen dementsprechend geschult sein. Genaue Kenntnis über die Online- Strategie des Unternehmens und Schreib- bzw. Texterkurse, die auf die Sprache der Zielgruppe abgestimmt sind, sind unumgänglich. Auch die Arbeitsplatzbeschreibungen und Jobprofile müssen entsprechend den Anforderungen von Social Media angepasst werden. Neben Projektleitung und Personal werden weitere Ressourcen benötigt. Ein Social Media Beauftragter benötigt Zugang zu einem PC mit Internetanschluss und hoher Übertragungsrate. Dabei sollte der/die Mitarbeiter/in nicht im Zugang eingeschränkt sein. In vielen Unternehmen sind verschiedene Social Media Webseiten gesperrt. Wenn der Beauftragte keinen Zugriff auf die Social Media Kanäle hat, kann er seiner Arbeit nicht nachkommen und das Ergebnis wird nachteilig verfälscht. In der Regel stehen den Mitarbeitern PCs zur Verfügung, daher ist hauptsächlich darauf zu achten, die Freigabeeinstellungen zu bearbeiten. Software ist nur in Einzelfällen anzuschaffen, da viele Social Media Tool kostenlos online zur Verfügung (Browserbasierend) stehen oder kostenlos downloadbar sind. Unternehmen, die ihre Kunden auf mobilen Endgeräten (z.B. Smartphones, iPad) erreichen wollen, sollten zusätzlich diese Endgeräte zu Testzwecken anschaffen. So kann man überprüfen wie die eigene Aktion, Website, usw. auf dem Endgerät angezeigt wird. 14 Zieldefinition Die Zieldefinition umfasst zwei Aspekte. Zum einen den Ist/Soll-Vergleich und zum anderen das ausfindig machen relevanter Stakeholder. Beim Soll-Ist-Vergleich wird anhand einer Bestandsanalyse der Ist-Zustand ermittelt. Hierbei helfen die Erkenntnisse aus der Lern/Zuhörphase. Danach kann man mit Hilfe einer Bedarfsanalyse die zukünftigen Ziele zusammentragen. Dabei muss immer klar zu erkennen sein, welche Zielgruppe (z.B. Kunde oder Mitarbeiter) erreicht werden soll. Im Social Web gibt es unzählige Stakeholder. Diese können zwei Gruppen zugeordnet werden: Den internen Stakeholdern und den externen Stakeholdern. Der Auftritt im Social Web tangiert immer beide Gruppen. Für das Unternehmen bedeutet dies, dass es nach innen und nach außen im Social Web kommunizieren muss. • • Interne Stakeholder (Mitarbeiter) o Alle Abteilungen o Im Besonderen: Personal (HR) Vertrieb Marketing und Kommunikation Service/Kundendienst (After Sales) o F&E o Aus- und Weiterbildung o IT o IR o Entscheidungsträger Unternehmensführer / Eigentümer Aktionäre Externe Stakeholder o o o Wirtschaftliches und technologisches Umfeld Kunden Kunden der Kunden Lieferanten Strategische Partner Kapitalgeber/Investoren Wettbewerber Gesellschaftliches und soziales Umfeld Öffentlichkeit (lokal/global) Familien und Freunde Interessenten / Meinungsbildner / Lobbyisten Medien Hochschulen Politisches und rechtliches Umfeld Interessengruppen 15 Verbände u. Organisationen Gewerkschaften Staat/Regierung (Gesetze) Kirchen Rating-Agenturen Nachdem interne und externe Zielgruppen definiert wurden, muss das Unternehmen Zieldefinitionen entwickeln. Folgende Fragen sollten man beantworten können: 1. Was wird derzeit über das Unternehmen in Social Media geschrieben? (Ist-Zustand) 2. Was möchte das Unternehmen mit einem Social Media Auftritt erreichen? (Soll-Zustand; z.B. 1.000 Fans in 3 Monaten) 3. Welche Zielgruppe(n) möchte man ansprechen? (interne/externe Stakeholder) Das schriftliche Festhalten der Antworten bietet eine gute Grundlage zur Bearbeitung der nächsten Schritte. 16 Chancen/Risiko-Bewertung Kapitel 3 befasst sich mit Chancen und Risiken die Social Media im B2B Bereich aufweisen. Eine Methodik ist die SWOT-Analyse: Die SWOT-Analyse (Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Gefahren/Risiken)) ist eine einfache Matrix, die vier Handlungsfelder vorgibt. Sie ist immer auf ein Ziel bezogen (definierter SollZustand). Durch dieses einfache und flexible Managementwerkzeug werden innerbetriebliche Stärken und Schwächen mit externen Chancen und Gefahren betrachtet. Durch Kombination der StärkenSchwächen-Analyse mit der Chancen-Risiken-Analyse kann eine ganzheitliche Strategie für die weitere Ausrichtung der Unternehmensstrukturen und der Entwicklung der Geschäftsprozesse abgeleitet werden. SWOT-Analysen beschreiben Zustände und keine Strategien. Strategien sind die daraus abgeleiteten Aktionen. Entscheidend für den anschließenden Erfolg sind stets konkrete und am Ziel ausgerichtete Maßnahmen, die konsequent umzusetzen sind. SWOT-Analyse Externe Analyse Interne Analyse Stärken (Strenghts) Möglichkeiten (Opportunities) Gefahren (Threats) SO Schwächen (Weaknesses) WO ST WT SO: Stärken nutzen/Chancen nutzen: Durch vorhandene Stärken soll das Unternehmen versuchen, Chancen zu nutzen (z.B. Neuentwicklung von Produkten) ST: Stärken nutzen/Risiken vorbeugen: Durch vorhandene Stärken soll das Unternehmen drohende Risiken entschärfen. Man stellt sich die Frage, wie die eigenen Stärken das Abwenden von möglichen Gefahren ermöglichen. WO: Schwächen abbauen/Chancen nutzen: Durch den Abbau von Schwächen können Chancen genutzt werden. Wie wird aus einer Schwäche eine Stärke? WT: Schwächen abbauen/Risiken vorbeugen: Durch Reduktion der Schwächen können Risiken vorgebeugt werden. Hierbei steht die Schadensabwendung im Mittelpunkt. Social Media-Strategieentwicklung Hauptsächlich ist unter diesem Meilenstein die Formulierung und Niederschrift der Strategie zusammenzufassen. Definieren Sie Ihre qualitativen und quantitativen KPI (Key Performance Indicator) und an welchen Sie Ihre Erfolge im Social Web messen möchten. Entscheiden Sie, ob Sie zentrale oder dezentrale Aktionen anlegen möchten. Haben Sie Kapazitäten für alle geplanten Aktionen oder können/müssen Sie Teile outsourcen? Achten Sie bei der Formulierung auf die bestehende Firmenstrategie sowie auf die generelle Kommunikations- und Vertriebstrategie und stimmen Sie Ihre Online-Strategie mit diesen ab. Arbeiten Sie relevante Firmenwerte heraus. Diese lassen sich durch Social Media einfacher kommunizieren als durch herkömmliche Medien. Auch eine Kooperation mit einem Lieferanten oder Entwicklungspartner könnte Teil der Strategie sein. Derzeit gibt es noch fast keine international anerkannte Web 2.0-KPI. Die Unternehmen legen diese noch recht individuell fest. Dabei unterscheidet man zwischen quantitativen und qualitativen Indikatoren. Zum Beispiel: • • • • • • Social Influencer Score (SIM) Sentiment (Tonalität) Relevanz-Score, BIG-Score (R) NRS (Net Reputation Score) NPS (Net Promoter Score)* KLOUT Score (Twitter) 17 Da es derzeit noch keinen Standard gibt und die Anwendung in den Unternehmen sehr verschieden ausfällt, soll die Übersicht als kurze Information dienen. Von einer detailierteren Erklärung der Begriffe an dieser Stelle wird daher abgesehen. Guidelines (Social Media Policy) In den meisten Unternehmen herrscht die Mentalität der „One-Voice-Policy“, kommunizieren mit einer Stimme. Durch die ständig wachsende Web2.0 Nutzung zeigt sich immer mehr der Wandel hin zur „Many-Voices-Policy“. Guidelines bilden die Leitplanken für die Onlinekommunikation durch die Mitarbeiter. Sie ersetzen aber nicht kreative Ideen und eine stimmige Kommunikationsstrategie, sondern erleichtern dem Unternehmen den „kontrollierten Kontrollverlust“. Nicht nur große Unternehmen wie Daimler, Kodak und Deutsche Telekom haben Guidelines für Social Media eingeführt. Immer mehr mittelständische Unternehmen haben die Notwendigkeit erkannt und führen Guidelines ein. Jedes Unternehmen ist verschieden und muss letztlich für sich individuelle Regelungen treffen. Form, Inhalt und Umfang der Guidelines variieren dabei sehr stark. Es gibt sogar Unternehmen, wie die US-Zeitung „The Gazette“, deren Guidelines gerade mal drei Zeilen benötigen: >>If you're using an account for work purposes, identify yourself as an employee of The Gazette. If posting something would embarrass you or the company, or call your professional reputation into question, DON'T POST IT. << (Übersetzung: "Wenn Sie Ihren Account im Rahmen Ihrer Tätigkeit für die Firma nutzen, identifizieren Sie sich als Mitarbeiter/In von „The Gazette“. Wenn Sie etwas schreiben, womit Sie sich persönlich blamieren oder dem Unternehmen schaden oder sich als Profi in Frage stellen, schreiben Sie es nicht.“ )<< (Kelly, 2009). Eine Social-Media-Policy oder Social Media Guidelines zu entwerfen, ist eine Gratwanderung. Die Mitarbeiter sollen schließlich nicht die Lust an der Kommunikation im Netz verlieren. Man gibt daher Handlungsempfehlungen anstelle von Vorschriften und Verboten. Dabei ist es sehr wichtig, dem Mitarbeiter klar zu machen, warum es ein weiteres Regelwerk gibt, da der bestehende Arbeitsvertrag Datenschutzbestimmungen und Verschwiegenheitspflicht in der Regel schon abdeckt. Dazu muss das Unternehmen die eigene Corporate Social Media Strategie den Mitarbeitern transparent kommunizieren. Dies kann in Workshops oder Mitarbeiterversammlungen geschehen oder über die direkten Vorgesetzten. Die Social MediaGuidelines müssen zudem ständig erweiterbar sein, da das Web 2.0 immer neue Kommunikationsmöglichkeiten hervor bringt. Eine kurze Reaktionszeit auf diese zumeist schnellen Änderungen grenzt die Gefahr von möglichen viralen Attacken im Netz ein. Bevor Guidelines formuliert werden können, müssen folgende Fragen eindeutig geklärt sein: • Was will das Unternehmen mit den Aktivitäten in Social Media erreichen? • Dürfen Mitarbeiter die Dienste während ihrer Arbeitszeit nutzen? • Welche Mitarbeiter dürfen in Social Media für das Unternehmen aktiv werden? • Wer ist im Unternehmen der Verantwortliche und Ansprechpartner für Mitarbeiter bei Fragen zu Social Media? Was sollte in den Guidelines stehen: 1. Erklärung/Zweck: Zuerst sollte man erklären, was Social Media sind. Danach sollte man den Zweck der Guidelines erklären. Warum nutzt das Unternehmen Social Media oder warum nicht. Und warum betrifft es auch die Mitarbeiter? 2. Geltungsbereich: • Wen betreffen diese Guidelines? 18 • Sind nur einzelne Abteilungen betroffen oder alle Mitarbeiter? • Ist in allen Social Media Kanälen (z.B. Facebook, Twitter, Xing) das gleiche zu beachten? Gibt es Schulungen? Müssen diese besucht werden? Der Hinweis, dass bereits existierende Kommunikations- und Verhaltensrichtlinien der Firma auch für das Veröffentlichen im Internet gelten, sollte nicht fehlen (z.B. dass keine Firmengeheimnisse ausgeplaudert werden dürfen und die Urheberrechte zu beachten sind). Desweiteren sollte darauf hingewiesen werden, dass offizielle Statements des Unternehmens und die Kommunikation mit Finanzanalysten und Medien ausschließlich der Kommunikations-/IR-Abteilung unterliegen. Im Geltungsbereich ist auch ganz klar herauszustellen, dass die Guidelines nicht für die private Nutzung der Social Media Portale geltend sind, solange kein Bezug auf das Unternehmen genommen wird. 3. Die Guidelines: Kernpunkt: Inhaltlich variieren Guidelines, da sie die Corporate Social Media Strategien der Unternehmen individuell widerspiegeln. Sie stecken den Rahmen für das Verhalten der Mitarbeiter im Social Web ab. Dabei lassen sich vier Formen unterscheiden: a. Proaktive Social Media Nutzung: Bei der proaktiven Nutzung ist es sehr wichtig, dass man sich jederzeit klar als Person des Unternehmens zu erkennen gibt und sachlich diskutiert. Tipp: man sollte immer folgende Grundfrage positiv beantworten können: Möchten Sie Ihren Social Media Beitrag am nächsten Tag in der FAZ auf der Titelseite lesen? Wenn sie diese Frage verneinen, sollten Sie den Beitrag nicht ins Netz stellen. Bei der proaktiven Nutzung sind alle Mitarbeiter eingebunden. b. Reaktive Social Media Nutzung: Hier ist nur ein Teil der Mitarbeiter aktiv involviert. Für die anderen Mitarbeiter muss ein Meldeprozess klar definiert sein. An wen kann sich ein Mitarbeiter wenden, wenn er einen Artikel, den das Unternehmen betrifft, gefunden hat? Wie ist der interne Kommunikationsweg und Abstimmungsprozess bzgl. der Reaktion auf Inhalte? c. Passive Social Media Nutzung: Bei passiver Nutzung konzentriert man sich auf das Monitoring des Social Media, wird aber keine Kanäle (z.B. Facebook, Twitter, Xing) aktiv betreuen. Die Guidelines sind oft relativ knapp formuliert. Meldeprozesse sind nur in seltenen Fällen integriert. d. Keine Social Media Nutzung: Keine Nutzung von Social Media in der Arbeitszeit. Auch wenn man sich gegen eine Social Media Nutzung entscheidet, sollte man seine Mitarbeiter darauf hinweisen, dass diese, falls sie in Social Media privat Bezug auf das Unternehmen nehmen, sich als Mitarbeiter zu erkennen geben, jedoch ihre Meinung klar als die eigene deklarieren müssen. Hierzu sollte auf alle Fälle eine Richtlinie für die Mitarbeiter erstellt werden. Weitere Tipps zur Gestaltung von Social Media Guidelines: • Hilfestellung zum Umgang mit (negativem) Feedback und Fehlern leisten. Dafür einen internen Kommunikationsweg transparent den Mitarbeitern kommunizieren. • Darüber informieren, welche Abteilung oder Personen im Unternehmen als Ansprechpartner für Fragen rund um Social Media fungieren. Diese sollten in Zweifelsfällen auch Entscheidungen treffen dürfen. • Es muss klar sein, unter welchen Voraussetzungen ein Mitarbeiter einen Account oder eine Gruppe zu der Marke oder einem Thema des Unternehmens eröffnen darf. • Teilnehmer im Social Web sind angehalten, Provokateuren nicht zu antworten und somit ein Entflammen der Provokation zu vermeiden. Sollten Sie doch auf den Beitrag 19 eingehen müssen, sollten Sie weiterhin ruhig und sachlich argumentieren und sich keineswegs auf die Provokationen einlassen. Im Web ist die Rede von: „Do not feed the trolls!“ • Für die Teilnahme in Social Media-Kanälen gibt es eine „Netiquette“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Netiquette ). Auch im virtuellen Umgang sollte man niemanden beleidigen oder angreifen, denn das Verhalten der Mitarbeiter strahlt auf das Unternehmen zurück. • Die Einhaltung von Urheberrechten und sonstiger Rechte Dritter muss geachtet werden. • Ein aktiver Verweis auf das Betriebsgeheimnis ist sinnvoll. • Die Leser erkennen, ob ein PR-Profi oder ein Mitarbeiter bloggt. Authentizität wird nur durch Vielfalt von Meinungen und Beiträgen geschaffen. Glaubwürdigkeit kann nur erreicht werden, wenn den Mitarbeitern auch Freiheiten gelassen werden. • Man sollte seine User (Stakeholder) nicht langweilen. Man sollte sich die Frage nach dem Mehrwert, den man dem Stakeholder bietet oder was man selbst gerne von einer anderen Firma erfahren würde, stellen. • Transparent sein. Vor allem im Internet sollte man immer mit offenen Karten spielen. Täuschungsversuche oder Mogelpackungen werden von der Community schnell aufgedeckt und der Schuss geht nach hinten los. • Man sollte keine Beiträge löschen. Die Community wird dies als Zensur auslegen, was zu einem negativen Image führen kann. Löschen sollte man einen Kommentar nur dann, wenn es sich um einen klaren Regelverstoß handelt (z.B. rassistische Äußerungen oder sexuelle Anspielungen). Versucht man Kritik konstruktiv aufzunehmen, kann man eine loyale Community aufbauen, die mit Störenfrieden leicht fertig wird. • Unter falschem Namen einen bösen Kommentar im Blog der Konkurrenz zu schreiben, mag verlocken. Aber die Gefahr ist groß, dass man enttarnt wird, was zum Gesichtsund Imageverlust des eigenen Unternehmens führen kann. Man sollte seine Konkurrenz daher akzeptieren. • Das Bereitstellen einer FAQ-Sammlung (häufigste Fragen & Antworten) spart redaktionellen Aufwand und erhöht die Transparenz. Auf allen ausgewählten Social Media Kanälen sollten die Kontaktdaten des Unternehmens leicht auffindbar sein, damit Kunden oder Interessenten sie schnell erreichen können. • Auf positive Formulierungen achten: “Nur autorisierte Pressesprecher des Unternehmens dürfen sich äußern” ist nicht motivierend. Positiv formulieren! • Social Media Guidelines sollten leicht verständlich sein - auch für weniger internetaffine Mitarbeiter. Web-Links: Datenbank von 163 verschiedener Guidelines (Stand: November 2010) http://socialmediagovernance.com/policies.php http://laurelpapworth.com/enterprise-list-of-40-social-media-staff-guidelines/ Auswahl Zielmedien Unter dem Kapitel 5.1 ist eine Auswahl von verschiedenen Social Media Kanälen zu finden. Es entstehen täglich neue Portale. Es ist daher nicht möglich in allen Kanälen aktiv zu sein. Ein Mix aus etablierten „Großen“ und eventuell zusätzlich noch branchenspezifischen (Nischen-) Portalen (z.B. Foren) sollte ausreichen. An die Konventionen des Forums anpassen Beim Schreiben der Beiträge darauf achten, welche „Sprache“ gesprochen wird (z.B.: Anrede Du oder Sie, Groß-/Kleinschreibung). 20 5 Umgang mit Web 2.0 5.1 Werkzeuge im Web 2.0 Alle Zahlenangaben Stand Januar 2011, diverse Quellen BESCHREIBUNG CHANCEN/ Nutzen/Maßnahmen RISIKEN/ Nachteile • Informationsportal: o Forum (CAD/CAM, CNCTechnik o Produktentstehung mittels CAD / CAM /CAE) • Zielgruppen sind auch Endanwender • Schwächen von Produkten werden schnell aufgedeckt und verbreitet • kann eigenes Forum ersetzen • Unterstützung des Service • Offenes Forum, auch für Wettbewerber einsehbar • Gemeinschaftsportal und Kontaktnetzwerk • Neue Dimension der Kundenbindung • Anonyme Registrierung möglich (fiktive Identität) • Aktuell steigende Nutzung durch Unternehmen • Erschließung neuer Zielgruppen /Direkte Ansprache einer hoch involvierten Zielgruppe • „Lockere“ Datenverwendung (Weitergabe an Dritte möglich, Speicherung von Daten von Nichtmitgliedern • Virtuelle Messe mit Ausstellerunternehmen • Gebrauchtmaschinenbörse • Videoportal • Jobbörse • Downloadbereich • Eventübersicht • Ca. 60 Tsd. registrierte User • Plattform in Deutsch und Englisch, Inhalte ausschließlich deutsch • Foren kostenlos • Hohe Beteiligung aus Maschinen- / Anlagenbau • 74 Sprachversionen • Nutzung kostenlos • 500 Millionen registrierte Nutzer weltweit. • 50% loggen sich täglich ein (Stand 21.07.2010) 70% sind außerhalb der USA ansässig 10 Mio. Nutzer in Deutschland • 100 Mio. nutzen Facebook mobil • Hauptnutzer Altersgruppen zwischen 18 - 35 Jahren • Hohes Wachstumspotenzial in Asien das hier die Nutzerzahlen noch gering sind. • Pflege und Kontrolle des Firmenimage • Digitale Form der Mund-zuMund-Propaganda • Impulse für Marketing, Vertrieb und Produktentwicklung • Hoher Nutzen im Personalbereich (Hochschulmarketing, Ausbildungsberufe, Employer Branding) • Domäne der junger Leute (Nachwuchskräfte von morgen) • "Facebook-connect" für 21 • Gefahr von Viren/ Datenbetrug/Datendiebst ahl • Schlechte PR möglich durch negative Stimmen und Äußerungen • Facebook darf alle Inhalte kommerziell nutzen • Vorwiegend (noch) private Nutzung (in Deutschland) • Einmal gewonnene Fans Unternehmen (Single-sign-on für Partnersites - ein Login/Passwort für z.B. Facebook, Yahoo, Nintendo müssen kontinuierlich durch gute Inhalte in der richtigen Dosierung gehalten werden • Userfeedbacks sind möglich (hilfreich z.B. für Produktentwicklung) • Kleinanzeigen möglich (Marktplatz) • Infos über Veranstaltungen • Mobile Browser möglich • Benachrichtigungen von Facebook per sms • Bilderportal • Mehrsprachig • Digitalisierte Bilder und Videos • 40 Millionen registrierte Nutzer • Nutzung kostenlos • Suchmaschinen mit Stichwörterfunktion • Nutzung als Downloadportal für PR • Einstellen von PR-Fotos und Logos möglich • Bildrechte. • Kritische Äußerung zu Fotos/Videos möglich • Bilder können kommerziell lizenziert werden • Fotos in Tags (Kategorien) hochladen/sortieren • Multifunktionalität: Fotoabzüge bestellen/Bilder ausdrucken • Erhöht Firmenpräsenz in Suchmaschinen • Internationales BusinessKontaktnetzwerk • Mehrsprachig • Neue Geschäftskontakte knüpfen (hauptsächlich im englischsprachigen Raum) • vergleichbar mit Xing • Wissen von Linkedin Usern/ Branchenexperten nutzen • Nutzung von Verlinkungen möglich • Weblinks: Homepage kann als Quelle angegeben werden • Portal für Vortragsfolien • Virales Marketing • Datenschutz • Nutzung kostenlos • Einstellen von Unternehmenspräsentationen • Zu viel Info zu breit gestreut • Kundengewinnung über zielgruppenspezifische Präsentationen • Informationen auch für Wettbewerber sichtbar • Angebote kostenlos • werbewirksamer Account kostenpflichtig • Integration der Folien in Blogs und Websites analog zu YouTube 22 • Mikroblogging (Textnachrichten (Tweets) mit 140 Zeichen) • Diskussions-, Informations- und - Nachrichtenraum • 75 Mio. Accounts • 15 Mio. aktive Nutzer • Nutzer meist gut gebildet (25% Führungskräfte/ Unternehmer) • User können Beiträge anderer Autoren abonnieren • Links und Setzen von Tags im Text möglich • Aktive und passive Nutzung möglich • Nutzung kostenlos • Kommentare oder Diskussionen der Leser zu einem Beitrag sind möglich. Damit dient das Medium sowohl dem Austausch von Informationen, Gedanken und Erfahrungen als auch der Kommunikation • Nutzer aus: o öffentlichen Institutionen/ Gruppen o Privatwirtschaft o Massenmedien o Politik • Direkte Kommunikation mit Kunden und potenziellen Zielgruppen • Erschließung neuer Zielgruppen • Pflege und Kontrolle des Firmenimage • Hohe Aufmerksamkeit (Bloggen) • Mikroblogging als Marketing und Marktforschungsinstrument; Markt- und Umgebungsanalysen • Schnelle Bereitstellung von Produktinformationen • Kanal zur Meinungsbildung (Umfragen) • Informationen für Forschung und Entwicklung (Produkte) sammeln • Neue Dimension der Kundenbindung durch direkte Kommunikation • Kunden (Follower) die Möglichkeit geben, Ideen einzubringen • Digitale Form der Mund-zuMund-Propaganda • Kanal für Pressearbeit und Unternehmenskommunikation: z.B. Headlines von Pressemeldungen twittern und zur Pressemeldung verlinken • "Sich selbst verwaltender Presseverteiler" (Pull statt Push) • Plattform zur Verbreitung von Unternehmensnachrichten.und Informationen. Durch Verlinkungen kann Traffic auf die Unternehmens-Website geleitet werden • Interne Kommunikation in geschlossenem Follower-Kreis möglich • Personenbezogene Daten werden gesammelt und mit Dritten geteilt (Datenschutzrisiko) • 2% Ausfallzeit des Systems • Zuviel "Informationsmüll", Rechtschreibfehler, sinnlose Tags • Ressourcen und kontinuierliche Betreuung erforderlich, ohne regelmäßige Tweets nicht sinnvoll • Der Aufbau einer Gruppe von Followern benötigt Zeit • Freie Online-Enzyklopädie • Alle Inhalte unter freier Lizenz • Weltweite Autorengesellschaft • Sachliche Informationen über Unternehmen und seine Historie, Mitarbeiter, Standort, Produkte, Marken, Methoden und Patente (keine werblichen • Keine Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit der Inhalte/Artikel • Meist benutztes OnlineNachschlagewerk • "neutrale" Einträge 23 • Interne Prozesse und betroffene Abteilungen müssen im Vorfeld auf Reaktionen, Anfragen etc. vorbereitet sein (z.B. Vertrieb, Service) • Inhalte/Text darf nicht werblich sein, sonst wird • Hohe Aktualität • Mehrsprachig • Nutzung kostenlos Aussagen) der Eintrag gelöscht • Weblinks: Homepage kann als Quelle angegeben werden • Zensur in einigen Ländern (z.B. China) • Interessant für Unternehmen um in Suchmaschinen ein höheres Ranking zu erlangen • Nicht beauftragte Personen eines Unternehmens können Inhalte einstellen (keine Prüfung auf Richtigkeit) • Nutzung von Verlinkungen möglich Frei zugänglich und für alle Zwecke nutzbar • Jeder Besucher kann Wikipedia-Artikel verändern • Berufliches, personenbezogenes Netzwerk • 9 Millionen Mitglieder in 200 Ländern • 16 Sprachen • Nutzung kostenlos/kostenpflichtig (Premiummitgliedschaft) • Nutzung erst ab 18 Jahre • Weltweite Verbreitung • Personenbezogene Einträge, aus denen sich Firmenprofile ergeben können • Individuelle Kontaktpflege unabhängig von Firmenzugehörigkeit • 26.000 Fachgruppen • Untern den Mitgliedern sind auch Freiberufler und Ein-MannUnternehmen • Jobbörse und Plattform für Personalagenturen (Headhunter) • Suche nach Interessensgebieten und Erfahrungsaustausch • XING-Events für Branchen (Personen mit explizitem Fachwissen zu bestimmten Themenkreisen) • Stellenangebote einstellen und suchen • Berufliche Kontakte knüpfen (Partner/Kunden/Interessent) • Merk-Funktion für Kontakte • Spam-Risiko (z.B. Überfrachtung mit Angeboten und Infomails von Lieferanten, Agenturen etc.) • Datenschutz: Verknüpfung zu Google (aufgrund der Koooperation), d.h. möglicher Austausch von Daten • Kostenlose Mitgliedschaft ermöglicht nur eingeschränkte Funktionalität • Plattform für den Aufbau eines Forums • Möglichkeit der direkten Verlinkung mit dem Pressebereich um z.B. den Geschäftsführer vorzustellen • Einstellung einer Unternehmenswebsite (kostenpflichtig) • Teilnahme an (Diskussions-) Foren und Streumöglichkeit von Informationen und Meinungsbildung • Nutzung eines öffentlichen Veranstaltungskalender (thematisch/regional geordnet) • Videoportal • Zweitgrößte Suchmaschine • 12 Sprachenversionen • Nutzung kostenlos • Plattform für Videos ohne eigenen Streaming Server • Videoclips hochladen/ansehen/ kommentieren • Neue Form der Imagepflege (virales Marketing) • Plattform für Informationsverbreitung (z.B. Anwendervideos von Produkten) • Verletzung von Urheberrechten • Bildliche Präsenz im Internet multimediale Infos können besser transportiert werden • Keine garantierte dauerhafte Speicherung der Videos 24 • Youtube hat Lizenz- und Weiterverkaufsrechte der Videos ohne Zustimmung des Urhebers • Diskussions- und Bewertungsraum • Entwicklungen können bewertet und diskutiert werden • Populärster Video-Service in Russland (neben Rutube) • Analysen der Videos möglich • Zensur in vielen Ländern • Meistens geringe Qualität der Videos • Einstellen von Werbefilmen möglich • Gute bildliche Präsenz • Zusatznutzen: Suchmaschine z.B. für Bedienungsanleitungen • Kann in andere Webseiten integriert werden • Kostenloses Anlegen von Konten • Videos in HD möglich • Videos können kommentiert werden Viele Chancen können auch Risiken darstellen (und umgekehrt) und müssen im Rahmen der Web 2.0 Strategie des Unternehmens individuell bewertet werden. 5.2 Technische Betrachtung von Web 2.0 Diensten Der Einzug von Web 2.0 Diensten in die Unternehmen bringen neue Anforderungen an die IT mit sich. In der Regel muss die IT zwar keine eigenen Installationen, Wartungsarbeiten etc. vornehmen, dennoch sind erhöhte Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Das größte Sicherheitsrisiko stellt heute die sogenannte Malware (engl. Sammelbegriff für Schadsoftware wie Trojanische Pferde oder Viren) dar, die sich bei Besuchen auf Internetseiten im Hintergrund auf dem Computer installieren, ohne dass es der Benutzer registriert. Dabei werden Sicherheitslücken im Browser und Virenscanner genutzt, um die Malware zu installieren. Die Effekte reichen von Datenlöschung bis hin zur Übermittlung von wichtigen Kundendokumenten an den Ersteller der Malware und im schlechtesten Fall an den Wettbewerb. Das Auslesen von Passwörtern, die man auf diesen Plattformen nutzt, ist ein beliebtes Ziel. Diese Art der Verbreitung wird heute massiv auf Social Networks genutzt. Das liegt unter anderem daran, dass diese Seiten eine sehr hohe Besucherfrequenz aufweisen und daher ein lohnendes Ziel darstellen. Ein weiteres Risiko sind die Mitarbeiter selbst, die Daten aus dem Unternehmen veröffentlichen. Dabei geht es nicht nur um interne Informationen, die ein Mitarbeiter bei einem Freund auf dessen Pinnwand schreibt und somit vom Wettbewerb gelesen werden kann, sondern um Unternehmensdaten, die z.B. über Smartphones an Social Networks (unbewusst) übermittelt werden. Hier ein kleines Szenario: Viele Mitarbeiter nutzen heute die Möglichkeit, ihr Unternehmensadressbuch mit Kunden- und Mitarbeiterinformationen mit ihrem Smartphone zu synchronisieren. Viele Smartphones haben heute bereits Applikationen installiert, die es ermöglichen, das Adressbuch des Smartphones mit dem eigenen Social Network Adressbuch zu synchronisieren, um Geschäftspartner und Freunde direkt zu finden. Auf diesem Wege gelangen Unternehmensdaten über einen kurzen Umweg und mit wenigen Klicks womöglich unbeabsichtigt ins Internet und sind somit für das Unternehmen nicht mehr kontrollierbar. Da immer größere und sensiblere Datenmengen auf Smartphones gespeichert werden, sollten diese vor Dritten z.B. durch Verschlüsselung der Daten geschützt werden. Da viele Mitarbeiter dazu neigen könnten, viele Kontaktdaten nur in den Sozialen Medien zu speichern und nicht mehr in der hausinternen Datenbank, ist darauf hinzuweisen, dass diese 25 Kontaktinformationen nicht immer zur Verfügung stehen. So gibt es auf den Plattformen meistens keine Garantie, wie lange diese noch in Betrieb sind oder deren Verfügbarkeit ist. Um sich vor Malwareangriffen zu schützen, helfen die bekannten Hilfsmittel wie aktuelle Virenscanner, Firewalls und installierte Sicherheitsupdates für Browser und Betriebssystem. Zudem sollten im Unternehmen Internetseiten von Social Networks nur bestimmten Mitarbeitern zur Verfügung gestellt werden. Denn je weniger Mitarbeiter sich auf diesen Seiten bewegen, desto geringer ist die Gefahr, dass sich Malware auf Unternehmensrechner und mobile Endgeräte installiert und verbreitet. Da viele Mitarbeiter sich den Gefahren nicht bewusst sind, müssen sie in regelmäßigen Schulungen sensibilisiert werden. Dabei sollte darauf hingewiesen werden, dass die Mitarbeiter andere Passwörter für die Sozialen Netzwerke nutzen als im Unternehmen. Das hier dargestellte Szenario ist eines von vielen möglichen Varianten, in dem wichtige Unternehmensdaten das Unternehmen verlassen und somit in die Hände von Dritten gelangen. 5.3 Rechtliche Rahmenbedingungen Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Diese simple Erkenntnis gilt auch für Web 2.0Anwendungen wie Facebook, Twitter, Blogs und weitere Applikationen, die das aktive Mitgestalten von Inhalten im Internet durch den Nutzer selbst ermöglichen. Dabei stellt sich die Frage, welche Rechtskreise oder Regeln zu beachten sind, wenn Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus sich im Web 2.0 bewegen. Die nachfolgenden Überlegungen erheben dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern sind lediglich als Hilfe gedacht, über bestimmte Stolperfallen des Rechts näher nachzudenken. Die angesprochenen Rechtskreise überlappen sich teilweise oder erfordern eine differenzierte Betrachtung, je nachdem, ob man etwa die Perspektive eines Unternehmens oder eines Arbeitnehmers einnimmt. Urheberrecht Spätestens seit der Diskussion um illegale Musiktauschbörsen ist der Urheberrechtsschutz mit der Diskussion des Internets verbunden. Dabei gelten auch im Web 2.0 für das Urheberrecht die gleichen Regelungen wie außerhalb des Internets. Hier können vielfältige Fragen aufkommen, etwa inwieweit Fotos von Mitarbeitern in sozialen Netzwerken des Unternehmens verwendet werden dürfen. Stichwort ist hier der Begriff „Recht am eigenen Bild“. Auch stellt sich die Frage, wem Blog-, Foren- oder (Unternehmens-) Wiki-Einträge eigentlich „gehören“. Neben der Frage der rechtlichen Zuordnung zu einem Urheber steht natürlich die Frage der Verantwortlichkeit für derartige Einträge. Urheberrechtliche Fragen sind auch zu berücksichtigen, wenn beispielsweise eine Unternehmens-Fanpage bei Facebook von einer Werbeagentur o.ä. betreut wird. Gleiches gilt für Filme oder andere Beiträge, die von Unternehmensangehörigen oder anderen in den entsprechenden Web 2.0-Anwendungen eingestellt werden. Eng mit der Frage des Urheberrechts verknüpft sind Überlegungen zum Schutz der Unternehmensmarke. Vielfach sind Unternehmensname und das Logo des Unternehmens als eingetragene Marke geschützt. Wie reagiert man im Web 2.0 auf echte oder vermeintliche Markenrechtsverletzungen oder dem Versuch Dritter, das Facebook-Profil mit dem eigenen Unternehmensnamen zu besetzen? Der klassische Weg gegen eine Markenrechtsverletzung vorzugehen ist nicht immer der erfolgversprechendste, wie prominente Beispiele aus der Konsumgüterindustrie zeigen (Siehe Seite 8, „Recht ist nicht immer rechtens“) Wettbewerbsrecht Auch das Wettbewerbsrecht in Gestalt des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) strahlt in das Web 2.0 aus. So ist es außerhalb des Internets unzulässig, sich abfällig, diffamierend oder unwahr über die Produkte oder Geschäftsgebaren der Wettbewerber zu 26 äußern. Das Internet stellt hier das Vorgehen gegen solche Praktiken Dritter vor neue Herausforderungen, da aufgrund der weitverbreiteten Anonymität von beispielsweise Forenbeiträgen ein zielgerichtetes Vorgehen erschwert, wenn nicht sogar unmöglich gemacht wird. Hier stellt sich immer wieder die Frage, wie darauf zu reagieren ist und manchmal mag ein Aussitzen einer negativen Bewertung, beispielsweise des eigenen Services in einem einschlägigen Forum, zweckdienlicher sein als ein (juristischer) Gegenschlag. Betreibt man eigene Forenangebote, wird man darauf zu achten haben, dass solche Beiträge gar nicht erst erscheinen, will man hier Haftungsrisiken vermeiden. Datenschutz Datenschutz und Web 2.0 schließen sich nicht aus. Vorwiegend werden hier zwei Bereiche diskutiert. Dies ist zum einen der Schutz von persönlichen Daten, etwa wie viel man von sich selbst in sozialen Netzwerken preisgibt. Dies spielt auch eine Rolle, ob es Mitarbeitern der Personalabteilung gestattet ist, sich über Bewerber im Internet zu informieren. Liegen dazu z.Z. noch keine rechtssicheren Aussagen vor, wird sich dies im Laufe des Jahres 2011 wohl ändern. Nach einem aktuellen Gesetzentwurf zum Beschäftigtendatenschutz wird das „Googeln“ von Bewerbern im sozialen Netzwerk, die überwiegend der beruflichen Darstellung dienen (z.B. Xing) erlaubt sein. Die Recherche in sozialen Netzwerken, die überwiegend der privaten Vernetzung dienen (z.B. Facebook), wird hingegen nicht gestattet sein. Gerade im Maschinen- und Anlagenbau sollte das Thema Datensicherheit auch im Web 2.0 nicht aus den Augen verloren werden. Tauschen sich z.B. Servicetechniker und Kunden untereinander in einem offenen Forum aus, liegt es nahe, dass hier Wettbewerber gezielt mitlesen. Dies kann auch als Chance gesehen werden, gleichwohl sollte man sich der Problematik bewusst sein. Die zunehmende Vernetzung in sozialen Netzwerken erlaubt darüber hinaus u.U. Rückschlüsse auf die Unternehmensstruktur, was von Personalern etwa zum Stichwort Abwerbung von hochqualifiziertem Personal kritisch gesehen wird. Ebenfalls unter dem Stichwort Datensicherheit sollte berücksichtigt werden, dass beispielsweise interne Informationsnetzwerke wie Unternehmens-Wikis oder Blogs hinreichend gegen externen Zugriff gesichert sein sollten. Arbeitsrecht Die arbeitsrechtliche Diskussion um die Nutzung von Web 2.0 verläuft z.Z. entlang der Linie, die für die Nutzung des Internets im Unternehmen allgemein bereits diskutiert wurde. Hier ist zu fragen, wer, wann, in welchem Umfang und wie das Internet und damit auch Web 2.0 Anwendungen nutzen darf. Exzessive Nutzung während der Arbeitszeit kann die üblichen arbeitsrechtlichen Schritte, wie beispielsweise Abmahnung und Kündigung, nach sich ziehen. Hierfür bedarf es klarer Leitlinien. Auch das „außerdienstliche“-Verhalten von Mitarbeitern kann eine Rolle spielen, z.B. wenn der Mitarbeiter – als solcher zu erkennen – sich schädlich oder unwahr über das Unternehmen äußert. Im Detail sind hier die Meinungsfreiheit des Mitarbeiters und die geschuldete Treuepflicht zum Arbeitgeber in Einklang zu bringen. Zunehmend diskutiert wird, inwieweit der Arbeitgeber Zugriff auf Daten nehmen kann, die der Arbeitnehmer im Web 2.0 angelegt oder gesammelt hat. So ist es bereits nicht unüblich, dass Vertriebsmitarbeiter berufliche Netzwerke gezielt zur Kontaktaufnahme und Pflege, etwa mit Einkäufern anderer Unternehmen, nutzen. Übernimmt der Arbeitgeber die Kosten eines solchen Accounts, kann sich die Frage stellen, wem diese Kontaktdaten nach dem Ausscheiden des Mitarbeiters aus dem Unternehmen zustehen. Die Rechtsentwicklung ist hier noch im Fluss. Fazit Die Nutzung des Web 2.0 wirft eine Menge rechtlicher Fragen auf. Diese sind überwiegend noch nicht vollständig geklärt. Unternehmen kann nur dringend geraten werden, ihre Verhaltensweise und die ihrer Mitarbeiter im Web 2.0 strukturiert anzugehen und entsprechende Leitlinien für die Nutzung einzelner Bereiche festzulegen. Je nach Art und Umfang der Web 2.0 Aktivitäten ist eine professionelle Rechtsberatung empfehlenswert. Bei allen Risiken, die sich bei der Benutzung ergeben können, sollten die Chancen nicht aus dem Blick verloren werden. 27 6 Aus der Praxis Praxisbeispiel Autor: Annette Runge, Personalreferentin Date: 28.07.2010 Social Media zur Unterstützung der Personalrekrutierung Unternehmen: M&M Software GmbH, St. Georgen im Schwarzwald Anzahl Mitarbeiter: 80 Mitarbeiter Unternehmensbereich: Personalabteilung 1. Welches Ziel wurde verfolgt? Um auch in Zukunft unser Wachstum fortsetzen zu können, benötigen wir weiterhin qualifizierte Mitarbeiter, vor allem in der Softwareentwicklung. Da die Anzahl der Studierenden im Bereich der technischen Informatik stetig abnimmt, war die Zielsetzung, durch den Ausbau unseres Employer Brandings mehr Aufmerksamkeit zu erhalten und unsere Attraktivität als Arbeitgeber herauszustellen. Worauf kommt es bei der Umsetzung an? Bei der Umsetzung kam es vor allem darauf an, herauszufinden, was M&M als Arbeitgeber attraktiv macht und diese Informationen dann an potentielle Bewerber zu leiten. Zur Ermittlung der Stärken als Arbeitgeber wurde eine Mitarbeiterumfrage initiiert, natürlich anonym. Die Umfrage umfasste eine detaillierte Befragung über die Führungskompetenz bei M&M sowie eine Aufforderung, uns mitzuteilen, warum der Mitarbeiter bei M&M arbeitet. Dabei zeigte sich, dass neben den interessanten Aufgaben mit spannenden Herausforderungen und dem Umgang mit neuesten Technologien auch unsere offene Kommunikation und die gegenseitige Wertschätzung sowie der faire Umgang untereinander enorm wichtig für unsere Mitarbeiter sind. Aus diesen Erkenntnissen wurde ein Konzept entwickelt, um unser Employer Branding auszubauen. Eine der Maßnahmen war die Überarbeitung der Karriereseiten unseres Internetauftritts: Bis dato bestand der Inhalt der Karriereseite vor allem aus den aktuellen Stellenangeboten. Nach der Überarbeitung informiert die Seite darüber, was M&M seinen Mitarbeitern bietet (z.B. technologisch anspruchsvolle Projekte, kontinuierliche Weiterbildung, sehr gutes Betriebsklima, finanzielle Beteiligung am Unternehmenserfolg, flexible Arbeitszeiten, Maßnahmen zur Gesundheitsförderung …). Auf einer separaten Seite werden speziell die Studierenden angesprochen. Hier gibt es auch Original-Zitate aus den Praxisberichten von früheren Studenten, die über ihre Zeit bei M&M berichten. Außerdem entstand ein Film mit einem Studenten aus Vietnam, der über seine Zeit als Praktikant bei M&M interviewt wurde. Der Film wurde auf die M&M-Homepage gestellt und gleichzeitig auf YouTube veröffentlicht. Hier war uns wichtig, dass der Film selbst, also durch die Personalabteilung, gedreht wurde und nicht professionell durch einen externen Dienstleister. Somit wird der Charakter der YouTube-Filme getroffen, durch die die Zielgruppe der jungen Studierenden angesprochen werden soll. 28 Im Moment entsteht ein weiterer Film, diesmal mit einer externen Werbeagentur. Das soll ein kurzer, origineller HR-Film werden mit der Absicht, die Betrachter neugierig auf M&M zu machen und sie zu animieren, sich auf der Internetseite über M&M als Arbeitgeber zu informieren. Veröffentlicht werden soll dieser Film auf der M&M-Homepage und auf YouTube. Außerdem soll er per USB-Sticks auf Hochschulkontaktbörsen und ähnlichen Events verteilt werden. So versuchen wir möglichst viele potentielle Bewerber zu erreichen und auf uns aufmerksam zu machen. Ein Nebeneffekt der anfänglichen Mitarbeiterumfrage war, dass wir durch die positiven Aussagen ermutigt wurden, die Mitarbeiter zur Teilnahme an Portalen zur Arbeitgeber-Bewertung (z.B. auf „kununu.de“) aufzufordern. Das wurde dann auch genutzt und brachte uns hervorragende Wertungen ein. Um im Web 2.0 positiv dargestellt zu werden erscheint uns am wichtigsten, dass die Mitarbeiter sich im Unternehmen wohl und wertgeschätzt fühlen. Zufriedene Mitarbeiter werden sich auch im Web 2.0 so äußern – das ist die beste Werbung für einen Arbeitgeber. 2. Was gilt es zu vermeiden (oder die häufigsten / typischen Fehler) Bei der Umsetzung der beschriebenen Maßnahmen zu vermeiden ist unbedingt, das hervorzuheben, was viele andere auch betonen. Es muss aufgezeigt werden, was im eigenen Unternehmen besser ist als in anderen und somit darzulegen, warum man sich hier bewerben soll und nicht woanders. Ebenso schlecht ist, allgemeine Aussagen zu machen ohne konkrete Beispiele (z.B. „Wir kümmern uns um unsere Mitarbeiter“). Hier kann sich der potenzielle Bewerber alles oder gar nichts vorstellen. Jedenfalls weiß er dann immer noch nicht, wie das in der Praxis aussieht. Zu vermeiden ist auch, sich etwas auszudenken, was sich zwar schön anhört, aber nicht der Wahrheit entspricht („Bei uns machen Sie Karriere.“). Gerade über die Portale im Web 2.0 werden solche Aussagen gnadenlos als falsch aufgedeckt und dann hat man als Unternehmen genau das Gegenteil von dem beabsichtigten Effekt, nämlich, dass man negativ dargestellt wird. +49(0)7724/9415-0 Fax +49(0)7724/9415-23 Email: [email protected] Internet: http://www.mm‐software.com M&M Software GmbH Industriestr. 5 78112 St. Georgen GERMANY 29 Praxisbeispiel Autor: Eva Doppler, Leiterin Unternehmenskommunikation Datum: 27.10.2010 Web 2.0- Anwendungen bei manroland Unternehmen: manroland AG, Augsburg Anzahl Mitarbeiter: 7.300 Unternehmensbereich: Corporate Marketing & Communications 1. Welches Ziel wurde verfolgt? Zentrales Ziel ist Glaubwürdigkeit: Mit der Präsenz in sozialen Medien will manroland als Druckmaschinenhersteller nicht nur darüber reden, dass Internet und Druck sich befruchten und Crossmedia funktioniert, sondern es zeigen und dabei gut machen, um wegweisender Vorreiter in der Branche sein. Auch ein Unternehmen mit Kerngeschäft Print muss alle Medien verknüpfen, um neue und traditionelle Stakeholder zu erreichen. manrolands Überzeugung ist: Wenn soziale Medien und Druck Mitglieder bei Facebook wären, sie hätten sich längst angefreundet. Zu groß ist die Zahl der gemeinsamen Bekannten, zu identisch die Interessen. Spätestens in der Gruppe Neue Medien wären sie aufeinandergestoßen. Nicht verstehen würden sie allerdings, was so viele Leute gegen ihre Freundschaft haben. Etwa ein Drittel der Deutschen nutzt heute Social Media aktiv, bei den Jüngeren bis 30 Jahre sind es rund zwei Drittel. Kein Wunder, dass Werbetreibende folgen. Es setzen heute schon 93 Prozent der US-Unternehmen auf Social-Media-Marketing. Die Druck- und Medienindustrie ist keine Ausnahme. Es nutzen derzeit 44 Prozent der Druckserviceanbieter LinkedIn, 26 Prozent Facebook und 18 Prozent Twitter. Immerhin 11 Prozent führen einen Blog. Vor allem aber werden Social Media sehr intensiv von einer Gruppe genutzt, die viele Druckaufträge zu vergeben hat: Agenturmitarbeiter, Journalisten, Leute aus Verlagen. Soziale Medien betrachtet manroland daher als ebenso elementare Businesstools wie Telefon und EMail. Wer sie nicht nutzt, muss mit einem hohen ROI als Return on Ignoring rechnen. Im Bereich Printmedien betrachtete man soziale Netzwerke bis vor kurzem noch als wildwüchsige und qualitativ minderwertige Konkurrenten. Der Argwohn ist mittlerweile gewichen, die Restangst nicht. Immerhin sind einige Branchenvorreiter zu regen Web-2.0-Nutzern mutiert. Klar, auch sie folgen ihrem Publikum. Kurz: Die Druckindustrie begreift zunehmend, was soziale Netzwerke können. Engagement fördern, Vertrauen schaffen, Relevanz steigern, Reichweiten potenzieren und mit geringen Mitteln lukrative neue Einnahmequellen freisetzen. Sie begreift mehrheitlich auch, was das Web 2.0 nicht kann, nämlich Print ersetzen. Die Stärke liegt in der Integration. Etwa, wenn Kunden sich auf Facebook informieren und dann eine Printbroschüre einsehen, oder wenn Leser rasch Twitter konsultieren, bevor sie die Analyse in der Tageszeitung studieren. Print und Social Media, so der Konsens, ergänzen einander und ersetzen sich eben nicht. 30 2. Worauf kommt es bei der Umsetzung an? Identifikation der geeigneten Social Media für manroland: Mit Twitter als schnelle Informationsquelle für interessierte Leute und Facebook als Fanpage für die Beziehung zu Marke und Produkt, gerade auch geeignet für die Mitarbeiterkommunikation, sowie Youtube fürs Bewegtbild. Erarbeitung eines Social Media Guides für die Orientierung der Mitarbeiter Erarbeitung eines Monitoringkonzeptes und Monitoring-Berichtswesens Information im Unternehmen via Mitarbeiterportal und Mitarbeitermagazin Information der externen Stakeholder via Newsletter, Hinweis auf Pressemitteilungen, die Website, Veranstaltungen, neue Druckschriften Regelmäßige News: Anteasern von Veranstaltungen an den Produktionsstandorten (Praxisseminar, Praxisdialog und ähnliches), Anteasern und Begleitung von Messen (IPEX, Expoprint), Anteasern von Produktneuheiten via Tinyurl auf Pressemeldung, Anteasern von neuen manroland-Publikationen via Tinyurl auf Pressemeldung (manroland Newsletter, manroland-STORE-Newsletter, Sales Tools) Corporate-Responsibility-Berichte, um manrolands Werte erlebbar zu machen wie Engagement von Mitarbeitern sportlich oder technisch oder gesellschaftlich (Azubiauszeichnungen) und Engagement der Firma sportlich oder technisch oder gesellschaftlich (Beteiligung an J. P. Morgan Benfizlauf, Förderung von jugend forscht) Intensivere und breitere Nutzung des Bewegtbildmaterials von manroland Internen Zugriff regeln in Form eines Newsroom: Die Mitarbeiter werden für alle Social MediaAnwendungen mit Bezug auf manroland freigeschaltet, etwa für den manroland-Facebookauftritt, manroland-Twitter und den manroland-Youtube-Kanal sowie darüber hinaus auf den Pressespiegel und. auf Branchennews wie die vom VDMA oder vom Deutschen Drucker. 3. Was gilt es zu vermeiden (oder die häufigsten / typischen Fehler) Interne Zielgruppen überfordern: daher rechtzeitige Information über die Pläne, Einschleichen der Nutzung, Thema nicht über Gebühr hypen im Unternehmen Andere schon etablierte Kommunikationskanäle vernachlässigen Überreaktionen, wenn Kritisches auftaucht +49(0)821 424-0 Fax +49(0)821 424 1200 E-Mail: [email protected] Website: www.manroland.com manroland AG Alois-Senefelder-Allee 1 86153 Augsburg Deutschland 31 Praxisbeispiel Autor: Beate Wesenigk, Referentin Marketing Communication Datum: 07.02.2011 Social Media zur Kundenbindung mittels einer eigenen KundenCommunity Unternehmen: PSIPENTA Software Systems GmbH Anzahl Mitarbeiter: 196 Mitarbeiter Unternehmensbereich: Marketing Communication 1. Welches Ziel wurde verfolgt? Als Anbieter eines produktionsnahen ERP-Systems ist ein aktives Networking unter den Kunden und zwischen den Kunden und dem Anbieter ein entscheidender Baustein für die Produktentwicklung und den Markterfolg. Mit der IPA – Interessengemeinschaft der PSIpenta-Anwender besteht seit 1986 eine starke Usergroup. Gegründet, um auf die Entwicklung des PPS-Systems PIUSS-O Einfluss nehmen zu können, wurden die Aktivitäten seit Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts auf das Nachfolgeprodukt das ERP-System PSIpenta ausgedehnt. Die PSIPENTA als Anbieter unterstützt die IPA bei der inhaltlichen und organisatorischen Gestaltung aller regionalen und thematischen Arbeitsgruppen und richtet als Premium-Sponsor einmal jährlich die IPA-Jahrestagung aus. Um das Networking auch online zu unterstützen hat die PSIPENTA bereits 2003 im Rahmen der homepage www.psipenta.de einen geschlossenen Kundenbereich geschaffen. Den Kunden wurde seitdem ein aktiver Austausch ermöglicht: Innerhalb eines Forums können Problemlösungsansätze, Tipps, Tricks und best practices diskutiert werden. Auf verschiedenen, klassischen Webseiten werden Informationen zu Produktneuerungen, Veranstaltungen und sonstigen interessanten Themen hinterlegt. Nach sieben Jahren war es Anfang 2010 Zeit, den Aufbau, die Usability und die Angebote dieser Community auf den Prüfstand zu stellen. Mit facebook, XING und Co. entstanden in den letzten Jahren öffentliche Communities mit vielfältigen technischen und inhaltlichen Möglichkeiten. Immer mehr kristallisierte sich heraus, dass die PSIPENTA-Community technisch und inhaltlich veraltet ist und erneuert werden muss. Die Wunschliste der Kunden an ihre neue Community wurde sehr lang, und es musste priorisiert werden. Eine Analyse ergab: Die meisten Kunden wünschen sich eine Möglichkeit, gezielt nach Lösungsmöglichkeiten für Probleme, die im alltäglichen Betrieb des Systems auftreten, zu suchen. Daraus wurde der erste Schritt für den Aufbau einer neuen Community definiert: eine Wissensdatenbank in der Anbieter und Kunden gemeinsam wichtige Fragestellungen im Umgang mit dem System beantworten. Das bei PSIPENTA seit vielen Jahren als Servicetool genutzte System wurde auf Fragestellungen und Antworten untersucht, die für viele Kunden relevant sind. Die Ergebnisse wurden in einer eigenen Datenbank zusammengefasst, redaktionell bearbeitet und zur Publikation frei gegeben. Innerhalb von 3 Monaten wurden so über 400 Beiträge für eine Wissensdatenbank erstellt. PSIPENTA merkte bei der Planung der neuen Community sehr schnell, dass sie sowohl kapazitätsseitig, als auch hardwareseitig an ihre Grenzen stößt. Sie entschied sich für die Einbindung externer Dienstleister für Umsetzung und Hosting. Mit dem Portal www.erp-demo.de – einer virtuellen Fabrik, die den Einsatz von ERP-Systemen in den verschiedensten Abteilungen eines Unternehmens erklärt – ohne in das Fachchinesisch der IT-Branche zu verfallen, existierte bereits eine den Kunden bekannte neue Plattform. Auf der IPA-Jahrestagung 2009 32 war den Kunden diese Möglichkeit vorgestellt worden, sich jederzeit über die von PSIPENTA und ihren Partnern angebotenen Softwarelösungen zu informieren. Produktfilme und Produktbeschreibungen geben neuen Mitarbeitern der Kunden die Möglichkeit sich einen ersten Eindruck von der Arbeit mit dem für sie neuen System zu gewinnen. Und sobald in einem Kundenunternehmen neue Anforderungen definiert werden, eine ERP-Lösung um neue Bausteine zu erweitern, kann sich der Kunde in der erpdemo zunächst darüber informieren, ob das PSIPENTA-Partner-Netzwerk dafür eine Lösung anbietet. 2. Status Die bei PSIPENTA intern aufgebaute Wissensdatenbank wurde folglich in dieses Portal eingebaut. Auf der IPA-Jahrestagung 2010 vorgestellt und seit 15.11.2010 online gegangen, bietet das Wissensforum umfangreiche Such- und Filtermöglichkeiten. Nach Registrierung und Login erwartet die Kunden sowohl eine einfache als auch eine auf Boolschen Suchprinzipien basierende Detailsuche durch alle Fragen, Artikel und eingebundenen Dokumente – so wie man das von den marktführenden Suchmaschinen kennt. Filterkriterien sind so angelegt, dass sie dem den Kunden bekannten Software-Systemaufbau folgen. Die Ergebnisse können auf bestimme Programmversionen und Erscheinungsdaten der Beiträge eingeschränkt werden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit RSS-Feeds zu den neuesten Beiträgen zu abonnieren. Sollten die Kunden doch einmal nicht fündig werden, besteht ein Direktlink zu ihrer persönlichen Eingabemaske in das PSIPENTA Servicetool – ganz ohne zusätzliches Einloggen. Bereits am ersten Tag nutzten ca. 20 % aller Kunden das neue Wissensforum. 3. Ausblick Dieses Wissensforum ist allerdings nur der erste Schritt zu einer neuen Community. Im nächsten Schritt werden die Kunden selbst die Möglichkeit haben, Fragen und Antworten ins Wissensforum einzupflegen. Dann werden auch die Suchkriterien erweitert: Sollen alle Beiträge zur entsprechenden Suche angezeigt werden, oder nur die, die die Kunden eingestellt haben oder nur die, die PSIPENTA selbst eingestellt hat? Bis zur nächsten IPA-Jahrestagung im November 2011 wird dann eine eigene, vollständige Social Networking Plattform aufgebaut: mit Nutzer- und Unternehmensprofilen, damit man sich auch außerhalb des gemeinsamen Themas ERP-System PSIpenta, vernetzen und in Geschäftsbeziehungen treten kann. Viele unserer Kunden stehen bereits heute in einer Kunden-Lieferanten-Beziehung. Die Kommunikation innerhalb der regionalen und thematischen Arbeitsgruppen wird erleichtert. Neue Gruppen können schneller ins Leben gerufen werden. Eine Tauschbörse soll es ermöglichen, mittels Up- und Download bestimmte selbstgeschriebene Programmteile auszutauschen usw. 4. Warum eine eigene Community Bereits 2003 beim Aufbau der „alten“ Community entschied man sich für eine passwortgeschützte Inhouse-Lösung. Die externen Lösungen wurden als technisch nicht weit genug und zu unsicher für die manchmal brisanten Diskussionen erachtet. Mit den Planungen zur neuen Community gingen natürlich auch wieder Überlegungen in Richtung „Nutzen wir doch einfach XING!“ voraus und der Name der XINGGruppe wurde auch bereits reserviert. Schnell zeigte sich, dass ein Wissensforum mit ausgefeilter Suche, regionaler und thematische Untergruppierungen, eine Tauschbörse und viele weitere Funktionalitäten so in externen Plattformen nicht umsetzbar sind. Deshalb wird im technischen Rahmen der bestehenden Plattform erp-demo und mit Unterstützung der bekannten, zuverlässigen Dienstleister eine neue Inhouse-Community entstehen – und Mitte November 2011, pünktlich zur nächsten Jahrestagung der Usergroup, online gehen. 5. Worauf kommt es bei der Umsetzung an? Bei einem ambitionierten Projekt dieser Art, dass aus vielen Bereichen eines Unternehmens hinein konsequente Mit- und Zuarbeit erfordert, muss unbedingt das Management hinter dem Projekt stehen. Denn nur so ist sichergestellt, dass wirklich alle Beteiligten an einem Strang ziehen. 33 6. Was gilt es zu vermeiden? Bereits im Vorfeld müssen auch alle technischen Sachverhalte geklärt werden, die nötig sind, wenn sich zwei Software-Systeme miteinander „unterhalten“. Dies betrifft vor allem auch die Regelung von Zugriffsrechten der User, die beide System mit einem Single SignIn benutzen sollen. +49 30 2801-2000 Fax +49 30 2801-1042 Email: [email protected] Internet: www.psipenta.de, www.erp-demo.de PSIPENTA Software Systems GmbH Dircksenstraße 42-44 10178 Berlin GERMANY 34 Praxisbeispiel Author: Andreas Schneider, Leiter Ausbildung / Natalie Winkler, Referentin Personalauswahl und -marketing Date: 10.11.2010 Social Media zur Unterstützung der Ausbildungsabteilung Unternehmen: TRUMPF Werkzeugmaschinen GmbH + Co. KG, Ditzingen Anzahl Mitarbeiter: ca. 8000 Mitarbeiter (weltweit) Unternehmensbereich: Ausbildungsabteilung Die TRUMPF Gruppe gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Werkzeugmaschinen, Lasern, Elektronik, Elektrowerkzeugen und Medizintechnik. Unsere Produkte sind anspruchsvoll, unsere Kunden sowieso – und wir auch. Vor allem, wenn es um unseren Nachwuchs geht. Aber dafür bieten wir unseren Auszubildenden und Studenten der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) sichere Arbeitsplätze, ein Betriebsklima, in dem man sich wohl fühlt, und die Chance, sich beruflich weiter zu entwickeln. Derzeit beschäftigt TRUMPF rund 8000 Mitarbeiter an 57 Standorten in 26 Ländern. Rückblick Zu einer Zeit, in der Web 2.0 bei TRUMPF noch als „neues“ Internet bezeichnet und der Nutzen dieses Mediums häufig in Frage gestellt wurde, gab es Einbrüche bei den Bewerberzahlen im Ausbildungsbereich und gehäuft Absagen der Bewerber – bereits nachdem sie ihre Verträge bei uns abgeschlossen hatten. Der Wettbewerb um die „Besten“ wird sich eher verschärfen als entspannen. Er beruht auf massiven strukturellen Veränderungen: Demografischer Wandel, Wertewandel, zu wenig emotionale Bindung, ein beobachtbarer Wandel im Medienverhalten von Jugendlichen. Klassische Rekrutierungsinstrumente wie die Anzeigenschaltung in Printmedien gehörten der Vergangenheit an. Messen, Jobbörsen, unternehmenseigene Karriere-Websites waren bereits Standard. Wie konnten wir uns also noch differenzieren? „Web 2.0“, so lautete zunächst das Schlagwort. Ein Phänomen, das eine Reihe technischer, praktischer und sozialer Entwicklungen und Anwendungen beschreibt. Der User wird dabei zum Mittelpunkt aller Internetaktivitäten. Er präsentiert sich in sozialen Netzwerken und informiert sich auf diese Art über Freizeitaktivitäten, berufliche Möglichkeiten und potenzielle Arbeitgeber. Durch diese „neuen Medien“ wollten wir zukünftige Auszubildende und Studenten langfristig an unser Unternehmen binden. 1. Welches Ziel wurde verfolgt? Unter Einbeziehung von Social Media-Instrumenten soll die emotionale Bindung von Bewerbern zu TRUMPF hergestellt und intensiviert werden. Neben der Steigerung der Bekanntheit von TRUMPF wird eine kontinuierliche Kommunikation aufgebaut. Wir wollen frühzeitig ein Teamgefühl bei zukünftigen TRUMPF Auszubildenden schaffen. Bereits unmittelbar nach Vertragsunterzeichnung sind sie Teil des Unternehmens („Wir sind TRUMPFler“). 2. Worauf kommt es bei der Umsetzung an? Betrachtung der einzelnen Phasen im Rekrutierungsprozess In welchem Stadium waren wir bereits in Kontakt mit dem Nachwuchs? Wie wurden unsere bereits unter Vertrag stehenden Kandidaten betreut? Reichen eine Weihnachts- und Geburtstagskarte aus, um einen Schüler emotional an TRUMPF zu binden? Immerhin liegt zwischen Vertragsunterzeichnung und Ausbildungsbeginn ein Zeitraum von bis zu 14 Monaten. Die kontinuierliche Kommunikation zwischen allen Beteiligten muss aufgebaut werden. Eine Social Media-Plattform soll informieren und u.a. Inhouse-Veranstaltungen bekanntmachen. Diese Face-to-face- 35 Kontakte sind für den Aufbau einer emotionalen Bindung zu einem Arbeitgeber enorm notwendig. • Projektauftrag durch die Geschäftsleitung Wir gründeten ein Projektteam mit Spezialisten aus dem Pressebereich und der Ausbildungsabteilung – schließlich sollte das neue Instrument in die TRUMPF Kommunikationswelt eingebettet werden. Wichtig hierbei ist, dass es sich um eine strategische Entscheidung handelt. Mit dem Auftrag durch die Geschäftsleitung hatten wir die Unterstützung von „ganz oben“. • Betrachtung von verschiedenen sozialen Netzwerken Wir prüften verschiedene Netzwerke: Facebook, StudiVZ/SchülerVZ, Twitter, Kwick, MySpace. „XING“ schlossen wir im Vorfeld aus, da es eindeutig Professionals anspricht. Geprüft wurden Nutzungszahlen, Zielgruppenansprache, Reichweite, Datenschutz, Kosten und Passung zu TRUMPF. Aufgrund des bestehenden TRUMPF Twitter-Accounts war ein separater AusbildungsAccount im ersten Schritt nicht notwendig. Einige Netzwerke passten nicht zur Unternehmenskultur, da sie andere Hauptziele verfolgen bzw. einzelne Zielgruppen ausgrenzten. Klarer Sieger war am Ende Facebook. Die rasant gestiegenen Benutzerzahlen (insbesondere auch bei unserer Zielgruppe) und die Möglichkeiten einer Fanseite, überzeugten uns. • Umfassende Betrachtung der Chancen und Risiken Natürlich sahen wir die Risiken. Negative Stimmen, z.B. in einem Blog oder auch auf Facebook, verbreiten sich rasend schnell. Die Risiken müssen aber minimiert werden. Auch das Thema Datenschutz betrachteten wir genauer. Was wir nicht auf einem Marktplatz verkünden würden, wollen wir auch nicht auf unserer Facebook Seite veröffentlichen, so lautet unser Credo. Als potenzieller Arbeitgeber müssen wir die jungen Menschen hierfür sensibilisieren, z.B. in Form einer Social Media Policy. • Definition einer Social Media Policy Wir erweiterten unsere Richtlinien zum adäquaten Umgang mit dem Internet um einen Verhaltenskodex zum Umgang mit Social Media. Zudem müssen jegliche Online-Aktivitäten, die TRUMPF betreffen, vom Unternehmen freigegeben werden. • Erste Schritte – TRUMPF goes Facebook Nach gründlichen Prüfungen und Planungen, Benchmarkanalysen sowie dem persönlichen Austausch mit Unternehmen, die auf Facebook vertreten waren, gestalteten wir unsere Fanseite: „Ausbildung und Studium – made by TRUMPF“. Über 100 Fans - in nur wenigen Wochen! 75% unserer Azubis werden Fan der TRUMPF Ausbildungsseite - noch vor Ausbildungsbeginn. Nur 4 Wochen nach dem Startschuss unseres Facebook-Auftrittes stehen wir auf Platz 12 eines Rankings „Facebook Karriere-Fanseiten“ – inmitten der großen Unternehmen wie Audi, BASF, IBM oder Siemens. Zu klärende Punkte in diesem Zusammenhang sind: • Wer soll für die Pflege der Seite zuständig sein? • Welche Inhalte und Themen sind für uns wichtig? • Rechtevergabe (Administratorenrechte, Fans) • Roll-out-Konzept (Zeitpunkt, Vermarktung) 3. Wo stehen wir heute? Für uns bietet Facebook ein optimales Kommunikationsmedium. In der laufenden Auswahlkampagne beziehen sich bereits Bewerber auf dieses Medium, sind Fan und verfolgen die Aktivitäten auf unserer Fanseite. Die Erfahrungen der ersten Monate zeigen, dass es wichtig ist, mit zielgruppengerechten Themen die Fans direkt anzusprechen. Auf Facebook verbreiten sich Nachrichten in einer rasenden Geschwindigkeit – positiv wie negativ. Aktuelle Themen müssen ohne Zeitverzögerung gepostet werden und dafür die entsprechenden Kapazitäten zur Verfügung stehen. Facebook rekrutiert alleine keinen Nachwuchs. Es ist ein Mosaikstein eines integrierten Konzeptes. Es bietet die Plattform zu zeigen, wer wir sind und was wir als Arbeitgeber tun. Um jedoch langfristig die Bewerber an uns zu binden, sind innovative Bindungs- und Personalentwicklungsmaßnahmen im Vorfeld der Ausbildung notwendig. Denn das verschafft unseren Bewerbern den Mehrwert für ihre berufliche Zukunft und liefert das Alleinstellungsmerkmal: „TRUMPFler“ sein, bereits vor dem offiziellen Ausbildungsbeginn. Auch wenn wir zukünftig viel über das Internet agieren werden, so steht für TRUMPF fest, dass der persönliche Kontakt immer an erster Stelle steht, Innovationsbereitschaft und Mut für Neues uns auszeichnen. Mit Mund-zu-Mund-Propaganda, heute in Form von viralem Marketing und Facebook, funktioniert dies am besten. 36 (http://www.facebook.com/Ausbildung.Studium.made.by.TRUMPF) +49(0) 7156 303-31625 Fax +49(0)7156 303-931625 Email: [email protected] Internet: www.de.trumpf.com TRUMPF Werkzeugmaschinen GmbH + Co. KG Natalie Winkler Johann-Maus-Straße 2 71254 Ditzingen 37 Praxisbeispiel Author: Martina Tomaschowski, Vice President Marketing und Public Relations Date: 28. Januar 2011 Unschätzbares Marktwissen durch moderne Software-Technologien Unternehmen: Whirlpool, Benton Harbor, Michigan, USA Anzahl Mitarbeiter: 67.000 Mitarbeiter Unternehmensbereich: Service 1. Welches Ziel wurde verfolgt? Der US-amerikanische Haushaltsgeräte-Hersteller Whirlpool hatte sich im Rahmen seiner CustomerCare-Strategie das Ziel gesetzt, in die eigenen Systeme und Mitarbeiter zu investieren, um hierdurch ein deutlich besseres Kundenerlebnis zu schaffen. Verbesserte Kommunikationsmöglichkeiten sollten den Whirlpool-Kunden zusätzliche Kontaktoptionen bieten und die Kundenberater sollten so geschult werden, dass sie sich sowohl mit den Produkten als auch bezüglich der Kunden-Kommunikation bestens auskennen. Unterstützt sollten diese Maßnahmen durch eine Wissensmanagement-Datenbank werden, die sämtliche Kundeninformationen, Produktdaten etc. auf den neuesten Stand hält. Whirlpool erkannte nämlich, dass einerseits die Fülle an eigenen Kundenkontakten als auch die überwältigende Menge an Kunden-Konversationen im Internet (z.B. in Produktforen) ein immenses Reservoir an hochinteressanten Daten darstellt: Allein innerhalb des Unternehmens wurden jährlich mehrere Millionen Datensätze, die sich aus Emails, Anrufen, Web-Self-Service usw. speisen, aufgezeichnet – sie konnten aber bislang nicht konsequent für den Service genutzt werden. Whirlpool entschied sich daher für Attensity als strategischen Partner, um diese Informationen kontinuierlich zu verwerten. Die eingesetzte Software ist in der Lage, den Inhalt einer Aussage automatisch zu erschließen und zu klassifizieren. Anhand einer Sentiment-Analyse entscheidet die Software, ob eine Aussage als positiv oder negativ zu werten ist: Zum Beispiel „Der Kauf hat sich gelohnt“ vs. „Dort kaufe ich nie wieder“. Dies geschieht nicht durch eine simple Keyword-Analyse, sondern durch eine hochintelligente semantische Textanalyse, die die Satzaussage tatsächlich versteht. Durch diese Technologien erhoffte sich Whirlpool, frühzeitig Markttrends herauszufiltern und eine Art Frühwarnsystem – beispielsweise in der Einführungsphase neuer Produkte – aufzubauen. 2. Worauf kommt es bei der Umsetzung an? Zunächst wurde ein Pilot-System entwickelt. Mit dieser Applikation lassen sich externe Daten (z.B. aus Internet-Foren, Blogs, Kundenportalen etc.) sammeln, um sie mit internen Daten (z.B. aus CRM- oder ERP-Systemen) zusammenzuführen. Dies sollte unter anderem aufschlussreiche Einblicke im Bereich Marktentwicklung und Wettbewerbssituation ermöglichen. Die nächste Stufe bestand darin, das System zu einer Art „Digital Detectives“ weiterzuentwickeln. Die Aufgabe sollte darin bestehen, die Kommentare der unzufriedenen Kunden zu analysieren, um auf diese Weise zu verstehen, wo genau die Problematik liegt und anschließend proaktiv auf den Kunden zuzugehen. Ziel ist es, seine Kauferfahrung möglichst ins Gegenteil zu verändern und die Zufriedenheit zu verbessern. Loyalität, Kundenbindung und positive Mund-zu-Mund-Propaganda sollten so gefördert werden. Hierzu sammelt die Applikation eine Fülle von Texten aus Kundenfeedback – beispielsweise aus Seiten wie www.youtube.com, www.epinions.com oder www.consumeraffairs.com – um sie anschließend detailliert auszuwerten. Im nächsten Schritt ging es darum, die Analyse-Ergebnisse zu verfeinern. Die gesammelten Informationen sind sowohl nach positiven als auch nach negativen Themen grafisch darstellbar, sodass durch eine präzise Analyse-Anfrage eine genaue Antwort auf die jeweilige Fragestellung möglich ist. Anschließend wurde der Abgleich der unstrukturierten mit den strukturierten Daten optimiert, damit sich wirklich wertvolle Erkenntnisse gewinnen lassen. 38 Um die Funktionalität des Systems weiter zu steigern, wurden in der Folge Filter und „Drilldown“-Sichten entwickelt. So sollte es z.B. möglich sein, nur auf bestimmte Produkt-Review-Webseiten abzuzielen, z.B. Handelspartner-Seiten, Einkaufsplattformen oder Verbraucherseiten. Durch die Drilldown-Funktionalitäten kann der Anwender sehr einfach den gewünschten Detaillierungsgrad wählen. Von einer aggregierten Zusammenfassung der Analysedaten kann man bis tief in die Details dringen – bis hinunter zu den einzelnen Kundenkommentaren inklusive der dort angegebenen Kontaktinformationen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich Texte, die durch die Verknüpfung von unterschiedlichen Fragestellungen generiert werden, zu aussagekräftigen Daten transformieren lassen, die genutzt werden können, um Geschäftsentscheidungen zu unterstützen. Solche Fragestellungen können z.B. Marken, Wettbewerb, Produkte, Performance, Produktmerkmale, Kundenwünsche, Kundenzufriedenheit, Kaufoder Service-Erlebnisse betreffen. Die Ergebnisse können sich nach Angaben von Whirlpool sehen lassen. So erkennt Whirlpool z.B. die Tragweite von Produktproblemen viel früher als zuvor und kann mitunter sogar prognostizieren, dass aus einer bestimmten geografischen Region Beschwerden eingehen werden. 3. Was gilt es zu vermeiden (oder die häufigsten / typischen Fehler) Viele Unternehmen sind mittlerweile auf den „Social Media“-Zug aufgesprungen, oftmals aber ohne eine schlüssige Strategie dahinter. Eine Unternehmensseite bei Facebook ist natürlich schnell eingerichtet und kann fortan als zusätzlicher Werbekanal genutzt. Allerdings ist diese Herangehensweise ist sonderlich nachhaltig, denn im Web 2.0 geht es um den Dialog – sowohl zwischen Unternehmen und Kunden als auch zwischen den Kunden untereinander. Dasselbe gilt für die Implementierung eines Social Media Monitoring Tools. Sicherlich ist dies eine sinnvolle und notwendige Maßnahme, um Markttrends in Echtzeit verfolgen und entsprechend reagieren zu können. Doch auch ein solches Tool ist lediglich ein Bestandteil einer ganzheitlichen Social Media Strategie. Entscheidend für den Erfolg eines Social Media Engagements ist zum Beispiel, dass ein solches Tool mit einer intelligenten semantischen Textanalyse verknüpft wird, um auf diese Weise die wirklich entscheidungsrelevanten Fakten extrahieren zu können. Darüber hinaus muss eine Anbindung an die internen, strukturierten Daten wie z.B. dem CRM-System gewährleistet sein. Mit einer Social Media Response Management Applikation können relevante Online-Beiträge zudem in Echtzeit beantwortet und auf diese Weise die Kundenzufriedenheit verbessert sowie Support-Kosten gesenkt werden. Social Media ist EIN Kanal von mehreren – aber ein wichtiger! Entsprechend muss er in der ServiceStrategie berücksichtigt werden. Hierzu gehört auch, dass man sich darum kümmert, die richtigen Mitarbeiter für diesen Bereich zu rekrutieren bzw. entsprechend zu schulen, damit sie sich mit den entsprechenden Tools gut auskennen und in der „Social Media Welt“ sozusagen zuhause sind. Flankiert werden sollte dies von einer verbindlichen „Social Media Guideline“, in der genau beschrieben wird, wie sich die Mitarbeiter im Bereich Social Media verhalten sollen. Screenshot Attensity Analyze +49(0) 631 303 5500 Fax +49(0) 631 303 5507 Email: [email protected] Internet: www.attensity.de Attensity Europe GmbH Europaallee 10 67657 Kaiserslautern 39 7 Literaturverzeichnis Berinato, S. (Juli 2010). Twitter fürs Marketing nutzen. Harvard Business Manager , S. 14,15. Boldt, K., & Maier, A. (Februar 2010). Auf dem Weg zur Macht. Manager Magazin , S. 32-39. Bosenick, T. (04/2010). Communability. Weave , S. 24-29. Christakis, N. A., & Fowler, J. H. (2009). Connected. The Surprising Power of Our Social Networks and How They Shape Our Lives. (J. Neubauer, Übers.) Dauerer, V. (September 2010). An einem Tag um die Welt. Page , S. 44-47. Diverse. (September 2010). Service 2.0. Harvard Business Manager-Schwerpunkt Service 2.0 , S. 21-55. diverse. (2009). Social Media Goverance - Guidelines Datenbank. Retrieved November 26, 2010, from http://socialmediagovernance.com/policies.php Dr. Rossmann, A. (22. Juni 2010). Next Corporate Communication. PPT, Universität St.Gallen | Institut für Marketing, Fokusgruppe: Social Media Strategie , Zürich. Google, O. G. (Juni 2010). Go Smart_2012: Always-in-touch_Studie zur Smartphone-Nutzung 2010. Greiten, T., Berens, C., & Lange, M. (Juli 2010). Wie Firmen im Netz Punkten. Harvard Business Manager - Schwerpunkt Personalführung , S. 8-11. Hage, S., & Rickens, C. (April 2010). Die Welt ist nicht genug. Manager Magazin , S. 30-37. Jodeleit, B. (28. Januar 2010). Sympra Blog. Abgerufen am 26. November 2010 von http://blog.sympra.de/: http://blog.sympra.de/2010/01/28/gute-social-media-guidelines-sollten/ Kelly, J. (14. Mai 2009). socialmediatoday. Abgerufen am 10. November 2010 von http://www.socialmediatoday.com/SMC/93569 Krüger, T. (kein Datum). BpB - Bundeszentrale für politische Bildung. Abgerufen am 29. September 2010 von http://www.bpb.de/presse/NYZ86W,0,0,Politische_Bildung_2_0_Neue_gesellschaftliche_Beteili gungsformen_durch_neue_Medien_Herausforderungen_f%FCr_die_Institutionen.html Lauby, S. (2009, Juni 10). Mashable. Retrieved November 26, 2010, from http://mashable.com/: http://mashable.com/2009/06/02/social-media-policy-musts/ Leif, A., & Behrendt, C. (04/2010). Pay with a Tweet. 9. (Weave, Interviewer) Morsbach, J. (Juni 2010). Kathedrale oder Basar. Webstandards , S. 26-31. Oßwald, S. (September-November 2010). Kontrollierter Kontrollverlust. t3n , S. 26,27. Parker, G., & Thomas, L. (2010). Studie: Wave5 - The Socialisation of Brands. Abgerufen am 9. November 2010 von http://www.universalmccann.de/social_media_studie/wave5/ Renger, P. (September-November 2010). Social Media Filtern und analysieren. t3n , S. 30-33. Resatsch, F. (04/2010). Wir freuen uns über jeden Nutzer, der Lust auf Gegenwerte für seine Check-Ins hat. Weave , S. 32. Schneider, F. (04/2010). Tritt ein, bring Geld herein. Weave , S. 92-95. 40 Schutzmann, I. (17. August 2009). Mehr als ein Online-Knigge. Internet World BUSINESS , 10,11. Schwarz, N. (Juni 2010). Die virtuelle Privatsphäre. Webstandards , S. 20-23. Solmecke, C. (. (13. November 2009). Wilde Beuger & Solmecke - Rechtsanwälte. Abgerufen am 28. November 2010 von http://www.wbs-law.de/: http://www.wbslaw.de/news/allgemein/1221/social-media-guidelines-social-media-policy-in-unternehmen/ Starbucks. (04/2010). Weave , S. 33. Vassilian, L. (02. November 2009). Chip.de. Abgerufen am 26. November 2010 von http://www.chip.de/: http://business.chip.de/artikel/Social-Media-Guidelines-inUnternehmen_39763763.html Weiss, S. (12. Oktober 2009). Kontrolle sozialen Erfolgs. Internet World BUSINESS , 12. Weiss, S. (31. August 2009). Ohne Netzwerk kein Dialog. Internet World BUSINESS , 12,13. Weiss, S. (28. September 2009). Plattformen vorgestellt. Internet World BUSINESS , 16. Weiss, S. (14. September 2009). Spielregeln im Social Web. Internet World BUSINESS , 8,9. Wiesner, S. (04/2010). Location Based...Was bitte? Weave , S. 30,31. Wikipedia. (kein Datum). Abgerufen am 08. November 2010 von http://de.wikipedia.org/wiki/Kollektive_Intelligenz Zieht Facebook nach? (04/2010). Weave , S. 34. © 2010 VDMA Verlag GmbH Lyoner Straße 18 60528 Frankfurt am Main www.vdma-verlag.com Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Anfragen zur gewerblichen Verwendung der Unterlagen oder zur Lizenznahme zu Trainings- und Beratungszwecken richten Sie bitte an den Verlag. 41 VDMA Informatik Lyoner Straße 18 60528 Frankfurt am Main www.vdma.org DesignStudio Kontakt Thomas Riegler Telefon +49 69 6603-1669 E-Mail [email protected]