Universität Karlsruhe Mathematisches Institut I Prof. Dr. M. von Renteln Dr. C. Kaiser SS 2005 Lösungen zum 3. Übungsblatt Funktionentheorie I Aufgabe 3.1 K a) Als Möbiustransformation hat S definitionsgemäß die Gestalt S(z) = az + b cz + d mit gewissen Konstanten a, b, c, d ∈ C (wobei ad − bc 6= 0). Damit S(2) = 0 gilt, muss somit 2a + b = 0 sein, d. h. b = −2a. Die Forderung S(i) = ∞ bedeutet ic + d = 0, also d = −ic. Wir wissen nun, dass S folgendermaßen aussieht: S(z) = az − 2a a z−2 = · . cz − ic c z−i Wegen ad − bc 6= 0, also −iac + 2ac 6= 0, gilt dabei c 6= 0. Setzen wir nun k := a/c, so folgt S(0) = 2k/i = −2ik, und damit dies = −2 ist, müssen wir k = 1/i wählen. Die ersten drei Bedingungen sind somit genau dann erfüllt, wenn S(z) = 1 z−2 z−2 · = . i z−i iz + 1 Hieraus ergibt sich S(∞) = 1/i = −i, d. h. die vierte Bedingung ist ebenfalls erfüllt. Die fragliche Möbiustransformation existiert also. Um die Umkehrabbildung S −1 zu bestimmen, lösen wir die Gleichung w = S(z) nach z auf: w= z−2 w+2 ⇐⇒ w(iz + 1) = z − 2 ⇐⇒ w + 2 = z(1 − iw) ⇐⇒ =z iz + 1 1 − iw Die Möbiustransformation S −1 ist somit gegeben durch S −1 (z) = z+2 . −iz + 1 (Dies hätten wir auch direkt mit Hilfe der aus der Vorlesung bekannten Formel für S −1 hinschreiben können.) Jetzt bestimmen wir die Fixpunkte von S. Es gilt z−2 = z ⇐⇒ z − 2 = iz 2 + z ⇐⇒ iz 2 = −2 iz + 1 √ ⇐⇒ z 2 = 2i ⇐⇒ z 2 = 2eiπ/2 ⇐⇒ z = ± 2 eiπ/4 ⇐⇒ z = ±(1 + i) , S(z) = z ⇐⇒ d. h. die Möbiustransformation S hat die zwei Fixpunkte z1,2 = ±(1 + i). Nun fehlt nur noch die Darstellung von S als Produkt von Elementartypen. Wir schreiben Tb für die Verschiebung um b ∈ C, Da für die Drehstreckung mit Faktor a ∈ C und I für die Inversion, also 1 Tb (z) = z − b, Da (z) = a · z, I(z) = . z Dann gilt z−2 i−2 = − i = (Ti ◦ Di−2 ◦ I ◦ T−1 ◦ Di )(z). S(z) = iz + 1 iz + 1 b) Genau wie eben folgt aus T (0) = ∞ und T (3i) = 0, dass T von der Bauart z − 3i T (z) = k z (mit einem gewissen k ∈ C) sein muss. Man erhält T (i) = −2k; damit dies = 1 ist, muss k = − 12 gelten. Dann ist aber T (1) = − 21 (1 − 3i) 6= i, und damit ist die erste Forderung nicht erfüllt. Es gibt somit keine derartige Möbiustransformation. Aufgabe 3.2 a) Da S als Möbiustransformation kreistreu ist, werden die Einheitskreislinie und die beiden Achsen durch S auf verallgemeinerte Kreise abgebildet. Es gilt S(1) = 21 (i − 1) , S(i) = 0 , S(−1) = ∞ , S(0) = i , S(∞) = −1 . Die drei auf ∂D liegenden Punkte 1, i und −1 werden also durch S abgebildet auf die Punkte 12 (i − 1), 0 und ∞. Durch diese drei Bildpunkte geht genau ein verallgemeinerter Kreis, nämlich die Gerade durch die Punkte 12 (i − 1) und 0. Diese Gerade, die durch die Gleichung Im z = − Re z dargestellt wird, ist mithin das Bild von ∂D. Jetzt zur reellen Achse: Da die auf ihr liegenden Punkte 1, −1 und 0 auf 12 (i − 1), ∞ und i abgebildet werden, ist ihr Bild der verallgemeinerte Kreis durch diese Punkte, also die Gerade durch 12 (i − 1) und i. Diese wird dargestellt durch Im z = 1 + Re z. Auf der imaginären Achse liegen die drei Punkte i, 0 und ∞. Deren Bilder, also die Punkte 0, i und −1, legen wieder einen verallgemeinerten Kreis√fest: Das Bild der imaginären Achse ist der Kreis um den Punkt 21 (i − 1) mit Radius 12 2. 6Im @ @ 6Im ri @r @r @ r - 1 Re @ @ ¡ ¡ r¡ ¡ 6Im ............ ........ ..........r.. .... ...i .... ... r .... .. ... .. . ....r . . . r ....... . ....................... r - 1 Re r¡ ¡ i r - 1 Re b) Da S(∂D) eine Gerade durch den Nullpunkt ist, gilt für die durch S1 (z) := 2z gegebene Möbiustransformation: S1 (S(∂D)) = S(∂D). Damit wird das Gewünschte beispielsweise durch die Möbiustransformation T := S1 ◦ S geleistet, also durch T (z) = 2S(z) = 2i − 2z . 1+z Eine andere Möglichkeit die Forderung zu erfüllen wäre T (z) := S(−z), also T (z) = i+z , 1−z denn für die Möbiustransformation S2 (z) := −z gilt: S2 (∂D) = ∂D. Aufgabe 3.3 K Der Kreisring G lässt sich darstellen in der Form G = G1 ∩ G2 , wobei b : |z| > 1 } G1 := { z ∈ C und b : |z| < 2 } . G2 := { z ∈ C Wir bestimmen zuerst S(G1 ). Der Rand ∂G1 von G1 ist die Einheitskreislinie; wegen der Kreistreue der Möbiustransformation S folgt, dass S(∂G1 ) ein verallgemeinerter Kreis ist. Um S(∂G1 ) zu bestimmen, reicht es daher, drei Punkte abzubilden: Wegen 1 S(−1) = − , 2 S(i) = i 1+i i−1 · = , 1−i 1+i 2 S(1) = ∞ ist S(∂G1 ) die Gerade Re w = − 12 . Da S zudem orientierungstreu ist und G1 bezüglich der Orientierung (−1, i, 1) links von ∂G1 liegt, muss S(G1 ) bezüglich (S(−1), S(i), S(1)) links von S(∂G1 ) liegen, d. h. es gilt S(G1 ) = { w ∈ C : Re w < − 12 }. b := R ∪ {∞} in den beiden Nun zu G2 . Der Rand von G2 schneidet die reelle Achse R b) ⊂ R b und da S(R b ) ein verallgemeinerter Punkten −2 und 2 senkrecht. Offenbar ist S(R b) = R b gelten. Da S winkeltreu ist, schneidet S(∂G2 ) die reelle Achse Kreis ist, muss S(R in S(−2) = −2/3 und S(2) = −2 senkrecht. Folglich ist S(∂G2 ) der Kreis um −4/3 mit Radius 2/3, und S(G2 ) ist dann entweder das Innere oder das Äußere dieses Kreises. Da b : |w + 4 | > 2 }. 0 ∈ G2 gilt, und S(0) = 0 im Äußeren liegt, ist S(G2 ) = { w ∈ C 3 3 Weil S injektiv ist, folgt S(G) = S(G1 ) ∩ S(G2 ) = { w ∈ C : Re w < − 12 , |w + 34 | > 2 3 }. (Man könnte auch die Ränder ∂G1 und ∂G2 von G abbilden und dann argumentieren, dass S(G) aus Stetigkeitsgründen die Menge zwischen S(∂G1 ) und S(∂G2 ) sein muss.) Im Im 6 6 ..................................... ......... .............. ....... ......... ...... ....... ..... .... . . . .... ... . . .... ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... . . . . . ........ ........ .. . ... . . . . . . .... ... ... .... .... . ... .. ... .... .. ... .. ... ... .. .. .. . .. ... .. . .. . .. . ... .. . .. . . . . ... ... . . . . . . . . . ... ..... .......... ..... ... ... ............................ .... ... .... .... ..... .... . . . . ...... . ........ ...... ........... ........ ................................................... qi q 1 . ........ - Re S −−−−−→ ........................ ....... .... .... ... ... .. ... .. ... .. ... .. . ..... . . ........................... . ........ qi q - 1 Re Aufgabe 3.4 Sei S eine Möbiustransformation und H = {z ∈ C : Im z > 0}. Behauptung: S(H) = H ⇐⇒ S(z) = az+b cz+d mit a, b, c, d ∈ R und ad − bc > 0. b→C b stetig Beweis: (⇒) Sei S eine Möbiustransformation mit S(H) = H. Da S, S −1 : C b sind, ist S(∂H) = ∂H = R. Also existieren paarweise verschiedene reelle Zahlen z1 , z2 , z3 , so dass ihre Bilder w1 = S(z1 ), w2 = S(z2 ), w3 = S(z3 ) ebenfalls in R liegen. Die Invarianz b , dass (z, z1 , z2 , z3 ) = (S(z), w1 , w2 , w3 ) gilt, des Doppelverhältnisses liefert nun für z ∈ C d.h. (z − z2 )(z1 − z3 ) (S(z) − w2 )(w1 − w3 ) = . (z − z3 )(z1 − z2 ) (S(z) − w3 )(w1 − w2 ) Da wi , zi ∈ R sind (i = 1, 2, 3), existieren Zahlen a, b, c, d ∈ R mit S(z) = az+b cz+d . Es bleibt zu zeigen, dass ad − bc > 0 gilt. Hierzu berechnen wir S(i): S(i) = ai + b (ac + bd) + i(ad − bc) = . ci + d c2 + d 2 Es gilt also S(i) ∈ H genau dann, wenn ad − bc > 0. b b (⇐) Ist S(z) = az+b cz+d mit a, b, c, d ∈ R und ad − bc > 0, dann ist zunächst S(R) ⊆ R. Die −1 b) = R b . Da S, S : C b →C b stetig sind Kreistreue der Möbiustransformation liefert S(R und S(i) ∈ H liegt nach obiger Beobachtung, ist S(H) = H. ¤