Geschichte Daniel Hitzing Unangepasste Jugendkulturen im Nationalsozialismus – ein Großstadphänomen? Studienarbeit Universität Bielefeld Fakultät für Geschichtswissenschaften, Philosophie und Theologie Abteilung Geschichte Veranstaltung: Leben im Nationalsozialismus Wintersemester 2007/2008 Abgabe: 02.06.2008 Unangepasste Jugendkulturen im Nationalsozialismus – ein Großstadtphänomen? Daniel Hitzing Studiengang: Geschichtswissenschaft, Germanistik Fachsemester: Fünftes Fachsemester Inhaltsverzeichnis Seite 1. Einleitung 3 2. Entwicklung der Arbeitshypothese 3 3. Jugendkulturen im Nationalsozialismus 6 3.1 Unangepasste Jugendkulturen in Großstädten: Edelweißpiraten und Swingjugend 3.2 Unangepasste Jugendkulturen in Kleinstädten und ländlichen Gebieten: Die christliche Jugend 4. Jugendkulturen als Großstadtphänomen 6 8 9 5. Fazit 12 6. Literatur 13 2 1. Einleitung Das Thema der vorliegenden Arbeit entwickelte sich erst aus der Sichtung der Sekundärliteratur zu Jugendkulturen im Nationalsozialismus und der Recherche im Staats- und Personen-standsarchiv in Detmold zu eben diesen in Lippe. Nachdem der Versuch gescheitert war Hinweise auf unangepasste Jugendkulturen 1 in Lippe im Dritten Reich zu finden und die Sekundärliteratur sich in diesem Kontext größtenteils mit deren Existenz in Großstädten2 auseinandersetzte, kam ich zu dem Schluss, dass es sich möglicherweise generell um ein Phänomen in Großstädten gehandelt haben könnte. Im Folgenden soll deshalb zunächst geklärt werden, ob diese These haltbar ist und wenn ja, welche Gruppen resistent gegen eine Gleichschaltung der Jugend waren und ihren Aktionsraum in Großstädten hatten. In diesem Zusammenhang soll auch kurz dargestellt werden, wie sich die Nonkonformität äußerte und ob es auch juvenile Strömungen gab, die sich unabhängig vom Raum oder nur in Kleinstädten entwickelten. Während der gesamten Analyse liegt der Fokus sowohl auf verschiedenen Großstädten, als auch exemplarisch auf den Kleinstädten im heutigen Kreis Lippe. Durch diese vergleichende Perspektive steht zum Schluss die Frage im Zentrum, warum sich gerade in Großstädten derartige Jugendcliquen bildeten. 2. Entwicklung der Arbeitshypothese In der Sekundärliteratur ließen sich keine Hinweise darauf finden, dass es unangepasste Jugendkulturen in Lippe gegeben hat. Dies mag vielleicht damit zusammenhängen, dass dieser Themenkomplex noch nicht untersucht worden 1 2 Untersuchungsobjekt sind resistente/nonkonforme/unangepasste Jugendgruppen, die sich vom Nationalsozialismus nicht gleichschalten lassen wollten, sondern versuchten ihren individuellen Lebensraum zu verteidigen. Dazu zählen keine politisch motivierten Widerstandsgruppen wie die „Weiße Rose“ oder Widerstandsgruppen kommunistischer Verbände. Vgl. hierzu Peukert, Detlef, Die Edelweißpiraten. Protestbewegungen jugendlicher Arbeiter im Dritten Reich. Eine Dokumentation, Köln 1980, S. 236 und Hellfeld, Matthias von, Bündischer Mythos und bündische Opposition. Zu einer Neubewertung der bündischen Tradition und ihrer kulturellen Praxis, in: Breyvogel, Wilfried [Hg.], Piraten, Swings und Junge Garde. Jugendwiderstand im Nationalsozialismus, Bonn 1991, S. 100 f. Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern. 3