ConiuGo Gesellschaft für Telekommunikation mbH 16540 Hohen

Werbung
ConiuGo Gesellschaft für Telekommunikation mbH
16540 Hohen Neuendorf
Untersuchung von Systemkomponenten zur Entwicklung eines
energieautarken Kommunikationscontrollers für Funksensoranwendungen
Projekt TECoSens (Thermo Electric Communication module for Sensors)
Abschlussbericht über ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt
gefördert unter dem Aktenzeichen29396-24/0 von der
Deutschen Bundesstiftung Umwelt
von
Dr.-Ing. Ulrich Pilz
Juni 2013
Seite 1 von 40
06/02
Projektkennblatt
der
Deutschen Bundesstiftung Umwelt
Az
29396
Antragstitel
Stichworte
24
Referat
Fördersumme
70.000
TECoSens Untersuchung von Systemkomponenten zur Entwicklung eines
energieautarken Kommunikationscontrollers für Funksensoranwendungen
Energy- Harvesting, Kommunikation, Funksensor
Laufzeit
Projektbeginn
Projektende
Projektphase(n)
15 Monate
24.11.2011
30.4.2013
1
Zwischenberichte
2
Bewilligungsempfänger ConiuGo Gesellschaft für Telekommunikation mbH
Berliner Straße 4a
16540 Hohen Neuendorf
Tel
03303 409639
Fax
03303 409691
Projektleitung
Dr.- Ing. Ulrich Pilz
Bearbeiter
Kooperationspartner
Zielsetzung und Anlaß des Vorhabens
Im Rahmen von TECoSens wird ein Energie-autonom arbeitender, energiesparender, aber dennoch sehr
leistungsfähiger Kommunikationscontroller für die Funk Datenübertragung entwickelt. Das System soll
sowohl für den Einsatz in Gebäuden wie auch für die Verwendung in freier Natur verwendbar sein. Energieverbrauch und Energiegewinnung aus der Umgebung (Energy- Harvesting) sind so aufeinander abgestimmt, dass TECoSens wartungsfrei ist und keine externen Energiequellen oder zu wechselnde Batterien bzw. Akkus benötigt.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden
Die Arbeitsschritte beinhalten Forschung zu technischen Teilaspekten, weil zahlreiche Basistechnologien
zwar grundsätzlich vorhanden sind, in der konkreten Ausgestaltung für ein anwendungsreifes System
aber noch vollkommen offen sind. Zu klären sind unter anderem Art und Dimensionierung von elektrischen und thermischen Energiespeichern (Akkus, Superkondensatoren bzw. anorganischen oder organischen Enthalpiespeichern) sowie optimierte Betriebsalgorithmen, leistungsfähige Mikrocontroller und Daten- Funkbaugruppen. Die von dem Thermoelektrischen Modul gelieferten Spannungen betragen oft nur
wenige Millivolt. Um dies an Spannungslevel von 1,8 – 3,3 Volt anzupassen, sind Ladungspumpen mit
geringen Verlusten und Gleichrichter mit Dioden-Schwellspannungen im Bereich weniger Millivolt notwendig. Ergänzend zu Thermoelektrischen Modulen wird Energie auch als Wärme in einem Enthalpiespeicher gesammelt. Um verbrauchsseitig die geringen Energien bestmöglich zu nutzen, werden Energiesparalgorithmen entwickelt und in einem Versuchssystem getestet und optimiert. Dazu gehört auch
der Betrieb außerhalb von Gebäuden, da das System auch in der freien Natur funktionieren soll. Unter
Verzicht auf ein klassisches Betriebssystem (zu energiehungrig) wird der Controller seine Algorithmen in
Abhängigkeit von der Umgebung oder von Jahreszeiten variieren; denn es gibt kein Systemverhalten,
das immer und überall das Richtige ist. Das System wird insofern selbst optimierend arbeiten. Neben der
Energiegewinnung und –speicherung sowie dem Mikrocontroller mit den Sensoren und Aktoren bilden
die Funk- Datentransmitterbaugruppen (GPRS, UMTS, 2,4 GHz oder 868 MHz) das dritte Element des
TECoSens- Systems, mit dem die eigentlichen Kommunikationsaufgaben gelöst werden.
Deutsche Bundesstiftung Umwelt
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Tel 0541/9633-0
Fax 0541/9633-190
http://www.dbu.de
Ergebnisse und Diskussion
Die bei der Antragstellung angestrebten Ergebnisse der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten wurden
in allen wesentlichen Zielen erreicht. Als Ergebnis ist ein Energie- autarker Funk- Datenaccesspint entwickelt worden, der sehr wenig Energie benötigt und diese vollständig aus geringen Temperaturunterschieden in der gebauten bzw. natürlichen Umgebung gewinnen kann. Neue Erkenntnisse wurden in vielfältiger Weise gewonnen. Hervorzuheben ist dabei: Die Speicherung thermischer Energie in Enthalpiespeichern ist möglich, aber mit Nachteilen wie hohem Gewicht, großem Volumen hohem Konstruktions- und
(thermischem) Isolationsaufwand behaftet. Sie kommt daher für die praktische Anwendung eher nicht in
Frage. Hinsichtlich der Erzeugung elektronisch verwertbarer elektrischer Spannungen (ab ca. 1,8 Volt)
sind Laderegler, die nach dem Prinzip der Aufwärtstransformation arbeiten den zuvor bekannten, auf
dem Konzept der Ladungspumpe beruhenden Schaltungen deutlich im Vorteil. So ist es gelungen eine
Energiegewinnungseinheit aufzubauen, die bereits bei Temperaturdifferenzen von nur 1 °C zu arbeiten
beginnt. Die Ergebnisse übertreffen damit die Erwartungen zu Projektbeginn erheblich! Ebenfalls über
den Ausgangserwartungen liegen die Ergebnisse, wie weit sich der Energieverbrauch des Mikrocontrollers im TECoSens- Gerät senken lässt. Hier kommt die extrem energiesparende Technik des FRAMSpeichers zum Einsatz, die bis zu 200 mal weniger Energie verbraucht, als herkömmlichen RAM und
EPROM. Damit sind an zwei entscheidenden Punkten – Energiegewinnung einerseits und Energieverbrauch andererseits – Verbesserungen realisiert worden, die zum Zeitpunkt der Antragstellung nicht bekannt oder erwartbar waren. Diese sehr wichtigen Ergebnisse werden ergänzt durch interessante technische Lösungen in einigen Bereichen der technischen Gerätekonstruktion. Zu erwähnen ist hier die Verwendung von Schlitzantennen, die zugleich als Kühlkörper oder Wärmesammler dienen können, also eine Doppelfunktion haben. Aber auch die Verwendung eines Gerätegehäuses aus einem Kunststoff, der
biologisch abbaubar ist.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Ergebnisse des F+E- Projekts wurden im April 2013 im Rahmen eines Vortrags auf dem Symposium
STORMWATER MANAGEMENT auf der Messe „Wasser Berlin“ vorgestellt. Veröffentlichungen in Fachzeitschriften sollen folgen, wobei in jedem Fall praktische Anwendungen in der Art von Fallbeispielen beschrieben werden sollen. Dafür werden Referenzanwendungen in den Bereichen Gebäudetechnik, Fabrikautomation, Regenwassermanagement, Verkehrssysteme, etc. gesucht. Das Bekanntmachen der
Technik wird verstärkt erfolgen, wenn aussagekräftige Berichte und Informationsunterlagen für Interessenten zur Verfügung stehen. Dies wird ab etwa September 2013 der Fall sein.
Fazit
Das zu ziehende Fazit ist durchweg positiv. Die für TECoSens erforderlichen technischen Grundlagen
wurden eingehend erforscht und wichtige Erkenntnisse konnten dokumentiert werden. Aufgrund der forschungsseitig gewonnenen Erkenntnisse konnten Versuchsaufbauten und letztendlich ein Prototyp des
Geräts, das in der Gebäudetechnik nutzbar ist entwickelt und erprobt werden.
Im Ergebnis ist feststellbar, dass alle Ziele des Vorhabens nicht nur erreicht wurden, sondern die gefundenen technischen Lösungen in wichtigen Teilbereichen sogar deutlich besser sind, als es erwartet wurde.
Deutsche Bundesstiftung Umwelt
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Tel 0541/9633-0
Fax 0541/9633-190
http://www.dbu.de
Inhaltsverzeichnis
1.Verzeichnis von Bildern, Zeichnungen, Grafiken und Tabellen
2.Verzeichnis von Begriffen, Abkürzungen und Definitionen
3.Zusammenfassung
4.Einleitung
5.Hauptbericht
5.1.
Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zur Thematik der Thermoelektrischen Energiegewinnung und Energiespeicherung
5.2.
Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zur Thematik Energie sparender
Mikrocontroller und Softwarealgorithmen
5.3.
Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zur Thematik geeigneter FunkDatentransmitter
5.4.
Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zur Thematik geeigneter Sensoren
für Messaufgaben
5.5.
Bau und Erprobung des Gesamtsystems in Ausführungen für Gebäude
sowie für natürliche Umwelt
5.6.
Überlegungen zu speziellen Bauformen des TECoSens- Kommunikationscontrollers
5.7.
Bewertung der Ergebnisse im Hinblick auf die Zielsetzung des Vorhabens
5.8.
Ökologische und ökonomische Bewertung der Ergebnisse
5.9.
Maßnahmen zur Veröffentlichung der Ergebnisse des Forschungs- und
Entwicklungsvorhabens
6.Fazit
7.Literaturverzeichnis
Seite 4 von 40
1.
Verzeichnis von Bildern, Zeichnungen, Grafiken und Tabellen
Bild 1:
Thermoelektrische Baugruppe zur Messung von Temperaturdifferenzen und Gewinnung von
elektrischer Energie
Bild 2:
Datenlogger, geeignet für den Einsatz im Freien
Bild 3:
Standort Garten Thermoreservoir I: Umgebungsluft, Thermoreservoir II: Sonneneinstrahlung
(0 bis 24 Uhr)
Bild 4:
Standort Keller Thermoreservoir I: Fußboden, Thermoreservoir II: Umgebungsluft (0 bis 24 Uhr)
Bild 5:
Ertragsfunktion des verwendeten Thermoelektrischen Moduls 40 x 40 mm Wärmedurchtrittsfläche
Bild 6:
Polwender - Gleichrichter mit bistabilem Relais
Bild 7:
Arten von Energiespeichern elektrisch und thermisch (Li-Po- Akku, PbSo4- Akku, Superkondensator, Enthalpiespeicher)
Bild 8:
Evaluation- Boards der Mikrocontroller (Energy Micro EFM32 Gecko, Renesas RL78,
TI M430F5438 und M430FR5969)
Bild 9:
Telit h24 GSM / UMTS- Modul
Bild 10:
Telit ISM- Modul NE50-868 MHz
Bild 11:
Drei Schlitzantennen für Versuche mit verschiedenen Frequenzen
Bild 12:
Schaltplan TECoSens (Energiegewinnung)
Bild 13:
Schaltplan TECoSens (Mikrocontroller)
Bild 14:
Schaltplan TECoSens (Funkmodule/Sensoren)
Bild 15:
Layout der TECoSens- Platine (109 x 65 mm)
Bild 16:
3D- Simulation der Platine, vier verschiedene Ansichten
Bild 17:
Platinenoberseite und –unterseite des TECoSens mit Erläuterungen
Bild 18:
Bauelemente zur Führung des Wärmestroms (Aluminiumblock, TEM und flexible Wärmeleitfolie
Bild 19:
TECoSens- Gerät, Rückseite und Vorderseite
Bild 20:
TECoSens- Prototyp im Testbetrieb
Grafik 1:
Teilsysteme des TECoSens- Kommunikationscontrollers
Grafik 2:
Aufbau der Vorrichtung zum Messen von Temperaturdifferenzen (Tw-Tk) und elektrischer
Leistung (Pel) mit Datenlogger und Datenbank
Grafik 3:
Kommunikationsfunktionen des TECoSens
Tabelle 1: Standorte, Thermoreservoire und Jahreszeiten der Messungen
Tabelle 2: Vergleich von Energiespeichern elektrisch und thermisch
Tabelle 3: Vergleich wesentlicher Parameter der untersuchten Mikrocontroller
Tabelle 4: Steuerung der Aktivitäten des TECoSens in Abhängigkeit von der zur Verfügung stehenden
Energie
Tabelle 5: Übersicht von Sensoren für den I2C- Bus des TECoSens- Kommunikationscontrollers
Tabelle 6: Tabelle zur ökonomischen Bewertung des TECoSens- Geräts
Seite 5 von 40
2.
Verzeichnis von Begriffen, Abkürzungen und Definitionen
TEM
Abkürzung für Thermoelektrisches Modul
Seebek- Effekt
von dem Physiker Seebek entdeckter Effekt, dass Temperaturunterschiede an
Verbindungen von elektrischen Leitern oder Metallen aufgrund der unterschiedlichen
Energieniveaus der Elektronen ein elektrisches Potenzial hervorrufen
PbSO4- Akku
Bleisulfat- Akku, wie auch in Fahrzeugen verwendet
Li-Po- Akku
Lithium-Polymer- Akku, wie auch in Mobiltelefonen verwendet
Leckstrom
Verlust gespeicherter elektrischer Energie durch minimale Ausgleichströme
Enthalpiespeicher
Speicher für Wärmeenergie, basierend auf der Phasenumwandlung (z.B. von fest
nach flüssig)
RAM
Random Access Memory, flüchtiger, schnell lesbarer und beschreibbarer Speicher in
elektronischen Rechnern
ROM
Read Only Memory, nicht flüchtiger Speicher in elektronischen Rechnern
EEPROM
Electronical Eraseable ROM, ROM, das gelöscht und beschrieben werden kann
FRAM
Ferromagnetic RAM, nicht flüchtiger, wieder beschreibbarer Speicher, der mit sehr
geringer Energie beschrieben und gelesen werden kann. Vereint die nützlichen
Eigenschaften von RAM und EEPROM
I2C- Bus
Inter Integrated Circuit- Bus, System zum Austausch von Daten über zwei Leitungen
TWI
Two Wire Interface, identisch mit I2C- Bus
Sensor
Elektronisches Bauteil zur Umwandlung eines physikalischen Parameters in eine
elektrische Größe (z.B. Temperatur in eine Spannung)
Aktor
Elektronisches Bauteil, das einen Schaltvorgang ausführen kann (z.B. Relais)
Relais, bistabil
Relais oder Aktor, der keine Halteenergie benötigt, sondern mit kleinen Stromimpulsen die Schalterstellung wechselt
Reedkontakt
Schaltkontakt, dessen Kontaktfeder einen winzigen Magneten trägt, kann dadurch
über ein von aussen einwirkendes Magnetfeld ausgelöst werden
GSM
Global System of Mobile communication, internationaler Funktelefonstandard
GPRS
General Packet Radio Service, GSM- Protokoll zum Versenden von Daten
UMTS
Universal Mobile Telecommunication System, Technische Fortentwicklung von GPRS
LTE
Long Term Evolution, Technische Fortentwicklung von UMTS
ISM
Industrial Scientific Medical, Funkfrequenzbänder für lizenzfreie Anwendung mit
geringer Sendeleistung
W- LAN
Wireless LAN, Funkstandard für Daten in einem ISM- Band
DECT
Digital Enhaced Cordless Telecommunication, Funkstandard für Telefonie in einem
ISM- Band
Bluetooth
Funkstandard für Daten in einem ISM- Band
Bluetooth LE
Low Energy- Betriebsart von Bluetooth
Seite 6 von 40
3.
Zusammenfassung
Sensoranwendungen mit Datenübertragung über Funktechnik erlangen bei der Informationsgewinnung in der natürlichen Umwelt und in Gebäuden immer mehr Bedeutung. Im Rahmen
des TECoSens- Vorhabens wurden die Grundlagen erforscht, derartige Mess- und Kommunikationsmodule so auszulegen, dass sie vollkommen energieautark arbeiten und daher im
Prinzip unendlich lange wartungsfrei in Betrieb gehalten werden können.
Um die Zielstellung zu erreichen, wurde die Gewinnung elektrischer Energie aus Temperaturunterschieden in der Umgebung des Geräts untersucht. Das Ergebnis der Forschungsund Entwicklungsarbeit ist ein Thermoelektrischer Generator, der Temperaturdifferenzen von
nur 1 °C nutzen kann, wobei sogar ein Wechsel der Richtung des Wärmestroms möglich ist.
Beides ist wichtig, weil die Forschungsergebnisse zeigen, dass sehr oft nur geringe Temperaturunterschiede als Energiequelle zur Verfügung stehen und Kalt- und Warmseite des Systems schnell ihre Rollen tauschen können.
Die Speicherung der Energie ist der nächste erfolgsrelevante Schritt. Sowohl die Speicherung als elektrische Energie in Akkumulatoren und sog. „Superkondensatoren“ als auch in
Form von Wärme (Enthalpiespeicher) kommt in Frage und wurde untersucht.
Der für die Gerätefunktion erforderliche Mikrocontroller muss im Hinblick auf den Energieverbrauch optimal gewählt werden. Obwohl aktuelle Neuentwicklungen grundsätzlich als energiesparend bezeichnet werden, gibt es Controller, die in einigen Spezifikationen überdurchschnittliche Merkmale aufweisen. Als höchst relevant wurde die Art der Datenspeicherung
identifiziert und ein Controller mit FRAM- Speicher als klar überlegen identifiziert.
Die Energiespar- Performance des Mikrocontrollers kommt nur zur Geltung, wenn auch die
Software die gebotenen Möglichkeiten intelligent nutzt. Die Bedingungen hierfür wurden erforscht und eine Softwarestruktur geschaffen, in der der Controller aufgrund des aktuell verfügbaren Energievorrats seine Funktionalität selbst skaliert. In Extremsituationen kann dabei
sogar die Selbstentladung des Energiespeichersystems unterschritten werden.
Sensoren, Schaltaktoren (Relais) ohne Energieverbrauch sowie die Funk- Module für kurze
und lange Distanzen bilden die Ausgangs- und Endpunkte der nach außen wirkenden Funktionalität des TECoSens- Datentransmitters. Gerade bei den Funk- Modulen kann man
durch wirksame Antennen erreichen, dass die notwendigerweise eingesetzte Energie auch
zu einer möglichst hohen Reichweite führt, bzw. kleine Entfernungen mit möglichst geringer
Energie bedient werden können. Hierzu wurden aufwändige Untersuchungen durchgeführt
und für die Anwendung optimierte Schlitzantennen entwickelt.
Seite 7 von 40
4.
Einleitung
Bedingt durch immer leistungsfähigere und zugleich immer stärker miniaturisiere Elektronische Baugruppen ist zu beobachten, dass mobile oder auch stationär betriebene Sensormodule in Aufgabenbereichen des Gebäudemanagements, der Erfassung von Daten aus der
natürlichen Umwelt sowie für Steuerung und Fernwartung von Anlagen immer mehr Verbreitung finden. Diese Gerätschaften arbeiten zur Datengewinnung mit Sensoren und nutzen zur
Weitergabe der Messdaten Funkmodule, mit deren Hilfe sie sich weiträumig vernetzen, um
die erfassten Daten weiterzugeben oder auch Befehle für einfache Schalt- und Steuerungsaufgaben zu empfangen.
Parallel zu dieser Entwicklung der Leistungssteigerung und Miniaturisierung verläuft die technologische Entwicklung zu immer mehr Energie sparenden Mikrocontrollern einerseits und
neuen Techniken der Gewinnung kleiner Energiemengen aus der Umgebung andererseits.
Dieses sogenannte Energy- Harvesting ist mittlerweile so leistungsfähig, dass es möglich
wird, Mikrocontroller- gesteuerte Sensor- und Funkbaugruppen zu entwickeln, die vollkommen energieautark arbeiten. Dadurch ist es möglich, derartige technische Einrichtungen
dauerhaft und ohne die Notwendigkeit zum Wechseln von Batterien oder dem Nachladen
von Elektrizitätsspeichern zu betreiben.
Im Vorhaben TECoSens werden Thermoelektrische Module (TEM) zur Gewinnung elektrischen Stroms aus geringen Temperaturunterschieden genutzt. Die je nach Umgebung ständig oder auch nur sporadisch gewonnene Energie wird möglichst verlustfrei gespeichert und
steht dem Controller sowie den Sensoren und Aktoren und nicht zuletzt den Funkmodulen
des TECoSens zur Verfügung.
5.
Hauptbericht
TECoSens besteht aus den in Grafik 1 gezeigten Baugruppen, für die zunächst einzeln
Forschungs- und Entwicklungsarbeit geleistet wurde, ehe das Gesamtsystem erstellt und
erprobt werden konnte. Entsprechend der Systemstruktur sind die ersten vier Unterkapitel
des Hauptberichts den TECoSens- Teilsystemen gewidmet.
Energiespeicher
Sensoren
Funkmodul I
Aktoren
Funkmodul II
Mikrocontroller
Thermoel.Modul
Stromversorgung
Grafik 1: Teilsysteme des TECoSens- Kommunikationscontrollers
Seite 8 von 40
5.1. Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zur Thematik der Thermoelektrischen Energiegewinnung und Energiespeicherung
Temperaturdifferenzen in natürlicher Umgebung und in Gebäuden sind eine gut zu erschließende Energiequelle, die über den thermoelektrischen Effekt (nach seinem Entdecker auch
Seebek- Effekt genannt) zur Gewinnung elektrischer Energie genutzt werden kann. Im ersten
Schritt wurden in umfangreichen Messreihen verschiedene Standorte, die später potenzielle
Einsatzorte des TECoSens sein würden, einer Untersuchung der dort typisch sowie der maximal auftretenden Temperaturdifferenz unterzogen. Hierfür wurde zunächst eine universell
einsetzbare Messvorrichtung entwickelt und gebaut.
Warmseite mit Temperaturfühler
Datenlogger
Thermoelektr. Modul (TEM)
Tw, Tk, Pel
als Funktion
der Zeit
Kaltseite mit Temperaturfühler
Datenbank
Grafik 2: Aufbau der Vorrichtung zum Messen von Temperaturdifferenzen (Tw-Tk) und elektrischer Leistung (Pel) mit
Datenlogger und Datenbank
Die in Grafik 2 schematisch dargestellte Messvorrichtung wurde in Eigenbau realisiert. Der
Messaufnehmer besteht aus einem Thermoelektrischen Modul mit einer Wärmedurchtrittsfläche von 40 x 40 mm das zur Verbesserung des Wärmeaustauschs auf der Warm- und Kaltseite Aluminiumblech- Wärmeabsorptionsflächen, Aluminium- Rippenkörper oder Behälter
für Speichermedien (Materialien für Enthalpiespeicher) tragen kann. Bild 1 zeigt die in vielen
Versuchsreihen verwendete Ausführung mit einem schwarz lackierten Aluminiumblech 380 x
90 mm als Warmseite (geeignet zur Absorption von Wärmestrahlung) und einem Rippenkühlkörper als Kaltseite (Umgebungsluft).
Bild 1: Thermoelektrische Baugruppe zur Messung von Temperaturdifferenzen und Gewinnung von elektrischer Energie
Seite 9 von 40
Ergänzt wurden die Messmodule durch einen Datenlogger, der in Bild 2 gezeigt ist und eigens für das Vorhaben gebaut wurde. Hier werden die beiden Temperatursensoren sowie
das Thermoelektrische Modul über Kabel angeschlossen. Da spezielle Messaufgaben zu
lösen waren und der Datenlogger auch im Freien verwendet werden sollte, wurde dieser in
einem spritzwasserdichten Gehäuse (IP 65) untergebracht. Das Gerät kann über eine GSMFunkverbindung seine Messwerte drahtlos an eine Datenbank übertragen; ebenso können
die Messwerte aber auch auf einer eigenen Speicherkarte abgelegt werden.
Der Datenlogger wurde in ca. 30% der Messaufgaben fern vom Stromnetz eingesetzt und
verfügt für diesen Fall über einen 12 Volt Bleiakku, der das Gerät bis zu 3 Wochen in Betrieb
halten kann. Die Möglichkeit, den Akku über ein Solarmodul zu laden, besteht grundsätzlich,
wurde jedoch im Rahmen der Messungen nicht genutzt.
Bild 2: Datenlogger, geeignet für den Einsatz im Freien
Mit dem Datenlogger und der Energy-Harvesting- Messeinheit wurden an 5 verschiedenen
Standorten 23 Messreihen durchgeführt. Tabelle 1 zeigt eine Übersicht der gewählten Standorte und der bei den Versuchsreihen genutzten Kälte- und Wärmequellen (Thermoreservoire
I und II).
Standort
Garten
Garten
Garten
Garten
Gebäude
Gebäude
Auto
Keller / Tiefgarage
Abwasserkanal
Thermoreservoir I
Umgebungsluft
Erdreich
Erdreich
Erdreich
Heizkörper
Umgebungsluft
Umgebungsluft
Fußboden
Umgebungsluft Kanal
Thermoreservoir II
Sonnenstrahlung
Sonnenstrahlung
Umgebungsluft Tag (Schatten)
Umgebungsluft Nacht
Umgebungsluft
Sonnenstrahlung
Sonnenstrahlung
Umgebungsluft
Umgebungsluft
Winter
Herbst/Frühjahr
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
Sommer
X
X
X
X
X
X
X
X
X
Tabelle 1: Standorte, Thermoreservoire und Jahreszeiten der Messungen
Seite 10 von 40
Man kann feststellen, dass die Messreihen unter mehr oder weniger gleichartigen Bedingungen weitgehend identisch sind, dass also ein Tagesverlauf mit Exposition im Freien (mit Sonneneinstrahlung tagsüber) immer wieder den im Grunde gleichen Verlauf zeigt, ebenso wie
eine Exposition in einer Tiefgarage. Diese beiden Verläufe werden in Bild 3 und Bild 4 einander gegenüber gestellt.
Bild 3: Standort Garten Thermoreservoir I: Umgebungsluft, Thermoreservoir II: Sonneneinstrahlung (0 bis 24 Uhr)
Bild 4: Standort Keller Thermoreservoir I: Fußboden, Thermoreservoir II: Umgebungsluft (0 bis 24 Uhr)
Das erste Beispiel zeigt den Verlauf an einem sehr guten Standort, an dem wegen lang
andauernden Temperaturdifferenzen von bis zu 11,5 °C eine sehr gute thermoelektrische
Energieausbeute möglich ist. Interessant ist, dass es auch hier in den Nachtstunden bei
Temperaturdifferenzen von bis zu -0,3 zu einer Umkehr des Wärmestroms kommen kann.
Seite 11 von 40
Im Gegensatz dazu zeigt Bild 4 eine deutlich ungünstigere Situation, da bei diesem Messverlauf nur Maximalwerte von 1,9 °C erreicht werden, wobei auch in diesem Beispiel zeitweise eine Umkehr des Wärmestroms stattfindet.
Aufgrund umfangreicher Vergleiche mit Hilfe von Datenblättern wurde für das TECoSens
das TEM des Herstellers CUI, Typ CP85-4-38 ausgewählt, das eine Wärmedurchtrittsfläche
von 40 x 40 mm hat und über 127 in Reihe geschaltete Thermopaare verfügt. Die Ertragsfunktion für die aus einer anliegenden Temperaturdifferenz sich ergebende elektrische Leistung wurde experimentell ermittelt und ist in Bild 5 gezeigt. Man erkennt eine mathematische Beziehung, die einer Parabel ähnelt und im Bereich geringer Temperaturdifferenzen
sehr flach verläuft.
Bild 5: Ertragsfunktion des verwendeten Thermoelektrischen Moduls 40 x 40 mm Wärmedurchtrittsfläche
Bewertet man die Erkenntnisse, die sich aus den in Bild 3 und 4 gezeigten Temperaturmessversuchen ergeben sofern man die Ertragsfunktion nach Bild 5 auf sie anwendet, kann man
folgendes feststellen:
• An Standorte, an denen periodisch (z.B. im Tagesrhythmus) Temperaturdifferenzen
von mehr als 10 °C auftreten, ist es nicht schwierig genügend Energie für einen
Strom sparend ausgelegten Accesspoint für Mess- und Funkanwendungen zu
gewinnen.
Seite 12 von 40
• Demgegenüber problematisch sind Standorte, an denen nur geringe nutzbare Temperaturunterschiede zu verzeichnen sind. Für diese Standorte wird eine Energiegewinnung benötigt, die nicht nur geringe Temperaturdifferenzen verwerten kann, sondern
auch bei der Umkehr der Wärmestromrichtung arbeitet.
Die geringen elektrischen Leistungen, die ein TEM abgibt, sind für das Sammeln der Energie
ein großes Problem, denn sehr geringe Spannungen müssen auf eine für elektronische Baugruppen nutzbare Spannung gesteigert werden. Zunächst wurde hierfür eine für die Uhrenindustrie entwickelte „Ladungspumpe“ des Herstellers SEIKO verwendet. Die aus den Schaltkreisen S-8827Z24-M5T1G und S-8353D30MC-IUPT2G bestehende Versuchsschaltung
verarbeitet Eingangsspannungen ab 0,2 Volt, was bei den gegebenen Bedingungen einer
elektrischen Leistung des TEM von 8 mW entspricht. Gemäß Bild 5 ergibt sich, dass am
TEM eine Temperaturdifferenz von ca. 7 °C anliegen muss, damit das Energy Harvesting mit
dieser Schaltung beginnen kann und die geringe Spannung von nur 0,2 Volt über das Prinzip
einer Ladungspumpe mit geschalteten Kondensatoren auf 3 Volt erhöht wird.
Was aus Sicht der allgemeinen Schaltungstechnik bereits eine hervorragende Leistung sein
mag, befriedigt im vorliegenden Fall nicht, da in vielen gewünschten Anwendungsfällen die in
situ erzielbaren Temperaturunterschiede unter 7 °C liegen und daher mit dieser Technik
nicht genutzt werden können. Deshalb wurde nach Alternativen gesucht und eine Schaltung
mit dem Schaltkreis LTC 3108/3109 aufgebaut. Diese Schaltung nutzt das Verfahren, über
einen miniaturisierten Transformator mit Ferritkern die Spannung des TEM nach dem Prinzip
der Zündspule auf ein höheres Spannungsniveau zu transformieren; hierzu muss die elektrische Last am TEM mit hoher Frequenz geschaltet werden, so dass sich der Transformatoreffekt ergibt. Die Ergebnisse, die mit der entsprechenden Versuchsschaltung erzielt wurden
waren hervorragend. Die Schaltung erzeugt 3,3 Volt bzw. 5 Volt aus einer Eingangsspannung von nur 0,02 Volt. Bezogen auf das gewählte TEM entspricht dies einer Leistung von
nur 0,08 mW. Die Schaltung ist so leistungsfähig, dass Temperaturdifferenzen ab 1 °C bereits für das Energy Harvesting nutzbar werden.
Parallel zu der Frage der Anhebung der geringen Spannungen des TEM auf ein nutzbares
Niveau von mindestens 3,3 Volt wurde auch an dem Problem gearbeitet, dass ein Wechsel
der Richtung der Wärmeströmung zu einer Polaritätsumkehr der vom TEM abgegebenen
Spannung führt. Ein nahe liegender Lösungsansatz hierfür ist ein Brückengleichrichter, wie
er üblicher Weise in der Elektronik Anwendung findet. Unpassender Weise haben die in üblichen Brückengleichrichtern verwendeten Dioden einen Spannungsverlust von 1,2 Volt zur
Folge, der sich aber auf 0,4 Volt reduzieren lässt, sofern man Germanium- oder Shottky-Dioden einsetzt. Interessant ist auch der von Franke vorgeschlagen Ansatz, einen Gleichrichter
Seite 13 von 40
mit Hilfe von polaritätsrichtig angesteuerten Feldeffekttransistoren zu realisieren, was nochmals einen geringeren Spannungsverlust ermöglicht. Mit modernen Transistorbrücken wie
dem ALD212900 von Advanced Linear Devices lässt sich damit ein Gleichrichter bauen, der
nur noch 10 bis 20 mV Spannungsabfall hat.
Nach allem, was zuvor schon zu den geringen nutzbaren Spannungen des TEM gesagt
wurde, ist klar, dass aber selbst ein so geringer Spannungsabfall sehr unerwünscht ist. Daher wurde im Rahmen des Vorhabens der in Bild 6 gezeigte Polwender mit einem bistabilen
Relais realisiert, bei dem jeglicher
Spannungsverlust vermieden werden
kann. Bei einem bistabilen Relais
U in
handelt es sich um einen Schaltaktor,
der über zwei Magnetspulen verfügt,
die nur einen kurzen Stromimpuls von
ca. 0,1 Sekunden Dauer benötigen, um
U out
den Schaltanker in eine der beiden
möglichen Positionen zu schalten.
Diese Art von Relais benötigt also
keinen Haltestrom, sondern behält den
zuletzt ausgelösten Schaltzustand im
stromlosen Zustand bei. Da im
TECoSens der Mikrocontroller ohnehin
Bild 6: Polwender - Gleichrichter mit bistabilem Relais
die Spannung des TEM überwacht, ist
es naheliegend dem Controller die Aufgabe zu geben, das bistabile Relais entsprechend der
Polarität der vom TEM bereitgestellten Spannung anzusteuern; die hierfür benötigte Schaltenergie ist vernachlässigbar gering.
Die beschriebene Idee löst das Problem der wechselnden Polarität der TEM- Spannung verlustfrei und dadurch sehr elegant. Die Schaltung wurde jedoch in die Elektronik des TECoSens nicht übernommen, weil für die Spannungserhöhung die zuvor erläuterte Schaltung mit
dem Schaltkreis LTC 3109 gewählt wurde. Hier ist ein Polwender nicht erforderlich, weil wegen der Spannungs- Transformation die Gleichrichtung auf einem höheren Spannungsniveau stattfinden kann.
Nachdem in der Frage der Spannungserzeugung eine sehr gute Lösung gefunden war, wurde im nächsten Schritt die Frage der Energiespeicherung untersucht. Hierzu wurde zu den
aktuellen Akkumulator- Bauformen des Lithium-Polymer- Akkus und des Bleisulfat- Akkus
umfangreich Material gesammelt und ausgewertet. Als weitere Speichertechnik für elektriSeite 14 von 40
sche Energie wurden Kondensatoren im Kapazitätsbereich bis zu 1000 Farad untersucht, die
nach dem Prinzip der Helmholtz- Doppelschicht funktionieren; derartige Kondensatoren werden auch als „Hi-Cap“, „Superkondensatoren“ oder „Gold-Cap“ bezeichnet.
Als nicht elektrisches Speicherprinzip wurde der Enthalpiespeicher in die Betrachtung aufgenommen. Hierbei nimmt ein wachsartiges Paraffin durch Schmelzen Wärmeenergie auf, die
es zu einem anderen Zeitpunkt wieder über einen Erstarrungsvorgang abgeben kann. Dabei
ist in der Auslegung zu berücksichtigen, welche Umwandlungstemperatur gewählt wird, weil
nur im Bereich dieser Temperatur der Phasenwechsel fest/flüssig erfolgt und das Speichern
von Energie möglich ist. Für die Versuche im Rahmen dieses Vorhabens wurde das Paraffin
RT 31 des Herstellers Rubitherm eingesetzt, dass einen reversiblen Phasenwechsel von
„fest“ zu „flüssig“ bei 31 °C ausführt.
Bild 7: Arten von Energiespeichern elektrisch und thermisch (Li-Po- Akku, PbSo4- Akku, Superkondensator, Enthalpiespeicher)
Bild 7 zeigt die verschiedenen Bauformen der Energiespeicher und Tabelle 2 fasst die wesentlichen Beurteilungs- und Auswahlkriterien für die verglichenen Speichertechniken zusammen.
Parameter
Leistungsvolumen
Leistungsgewicht
Selbstentladung
Ladezyklen
Spannungskonstanz
Li-Po- Akku
0,36 Wh/cm3
0,15 Wh/g
ca. 1%/Monat
ca. 2.000
ca. 20 % over cycle
PbSO4- Akku
0,065 Wh/cm3
0,026 Wh/g
ca. 3%/Monat
ca. 600
ca. 20 % over cycle
Super-Cap
0,01 Wh/cm3
0,005 Wh/g
ca. 15 %/Monat
ca. 10.000
100 % over cycle
Enthalpiespeicher
0,037 Wh/cm3
0,047 Wh/g
ca. 2 %/Tag
ca. 1.000
-/-
Tabelle 2: Vergleich von Energiespeichern elektrisch und thermisch
Schon ein erster Blick auf Tabelle 2 zeigt deutlich, dass von den verfügbaren Speichern für
elektrische Energie der Lithium-Polymer- Akku in praktisch allen relevanten Parametern klar
überlegen ist:
•
Bei Leistungsgewicht und Leistungsvolumen weist er gegenüber den elektrischen
Vergleichssystemen sehr viel bessere Werte auf.
•
Von großer Bedeutung ist auch die Selbstentladung, denn in Zeiten mit geringer
Energieausbeute sollte von der gespeicherten Energie möglichst wenig verloren
gehen. Auch hier ist der Li-Po- Akku klar überlegen.
Seite 15 von 40
•
Generell weisen Akkus gegenüber den Kondensatoren den Vorteil auf, bis zum
Punkt der Entladung eine nahezu konstante Spannung bereitzustellen.
•
Einzig und allein im Hinblick auf die Lade-/Entladezyklen kann der „Superkondensator“ einen Vorteil geltend machen. Damit ist dieser Energiespeicher dann in Betracht zu ziehen, wenn im Vordergrund der Betrachtung steht, dass sehr lange
Betriebszeiten zu erreichen sind.
Der Enthalpiespeicher nimmt unter den untersuchten Energiespeichern als rein thermisches
System eine Sonderrolle ein. Die technischen Daten zeigen, dass diese Speichertechnik den
elektrischen Speichern in allen Belangen deutlich unterlegen ist. Besonders nachteilig ist die
Selbstentladung, die selbst bei hervorragender thermischer Isolierung bei 2% pro Tag liegt.
Technisch und konstruktiv schwierig zu handhaben sind auch die Baugröße und das Volumen der thermischen Isolierung, das bei der Betrachtung von Leistungsvolumen und Leistungsgewicht noch nicht einmal berücksichtigt ist. Aufgrund der Versuchsergebnisse wurde
entschieden, das Prinzip der Speicherung von Wärmeenergie im TECoSens- Vorhaben nicht
weiter zu verfolgen, da es in keinerlei Hinsicht Vorteile bietet.
5.2. Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zur Thematik Energie sparender
Mikrocontroller und Softwarealgorithmen
Nachdem die Frage der Energiegewinnung und –speicherung umfassend untersucht war,
wurde die Thematik des Mikrocontrollers (Hardware und Software) betrachtet. Von zahlreichen Herstellern werden hierzu Produkte angeboten, die weitaus weniger Energiebedarf
haben als vergleichbar leistungsfähige Exemplare früherer Controllergenerationen. Nach
einer Vorauswahl wurden vier Mikrocontroller in die engere Wahl gezogen. Von diesen wurden die in Bild 8 gezeigten vier Entwicklersysteme bestellt und eingehenden Tests unterzogen.
Bild 8: Evaluation- Boards der Mikrocontroller (Energy Micro EFM32 Gecko, Renesas RL78, TI M430F5438 und M430FR5969)
Alle näher untersuchten Mikrocontroller verfügen über eine sehr gute Entwicklungsumgebung, wobei allerdings die sehr wichtigen Libaries, über die leistungsfähige Funktionen codeSeite 16 von 40
optimiert eingebunden werden können, für die Prozessoren der TI 430- Controllerfamilie am
umfangreichsten sind. Ein Vergleich der für den Energiebedarf wichtigsten Hardwareparameter zeigt Tabelle 3.
Parameter
Controllerklasse
Versorgungsspannung
max. Taktfrequenz
Speicherart
Stromverbrauch RTC only
Stromverbrauch aktiv
Gecko EFM 32
32 Bit
1,85 - 3,8 V
32 MHz
RAM / EEPROM
0,9 µA
180 µA/MHz
RL78/G13
16 Bit
1,6 - 5,5 V
32 MHz
RAM / EEPROM
0,56 µA
66 µA/MHz
MSP430F5438
16 Bit
1,8 - 3,6 V
26 MHz
RAM / EEPROM
2,1 µA (keine RTC)
110 µA/MHz (@8MHz)
MSP430FR5969
16 Bit
1,8 - 3,6 V
16 MHz
FRAM
0,5 µA
100 µA/MHz
Tabelle 3: Vergleich wesentlicher Parameter der untersuchten Mikrocontroller
Man kann erkennen, dass die verglichenen Controller in der überwiegenden Anzahl der verglichenen Eigenschaften hervorragende Werte aufweisen, die sich nur wenig unterscheiden.
Näher in Betracht gezogen wurden die Controller Gecko EFM 32 (Energy Micro) und der
MSP 430FR5969 (Texas Instruments), die in zwei Punkten für den Auswahlprozess besonders interessante Eigenschaften aufweisen:
• Gecko EFM 32 von Energy Micro ist als einziges System im Vergleich ein 32 Bit Mikrocontroller, der trotz dieser Spezifikation hervorragende Eigenschaften im Hinblick auf
geringen Energieverbrauch mitbringt.
• MSP430FR5969 von Texas Instruments verfügt nicht mehr über die beiden typischen
Speicherarten RAM und ROM, sondern verwendet sowohl für den flüchtigen wie auch
den nichtflüchtigen Speicher ein „ferromagentisches RAM“ (FRAM). Dieser Speicher
ist schneller lesbar und beschreibbar als ein RAM, so dass nicht mehr zwischen RAM
und ROM unterschieden wird. Entscheidend ist aber der ca. 250 mal (!) geringere
Energieverbrauch bei ROM- Operationen, was für den mit einem FRAM ausgerüsteten Mikrocontroller einen durch nichts auszugleichenden Vorteil bedeutet.
In der Endauswahl wurde der energetische Vorteil des FRAM als für die Entscheidung ausschlaggebend angesehen. Demgegenüber ist die Spezifikation der 32 Bit Busbreite für die
gestellte Aufgabe weniger wichtig, so dass der MSP430FR5969 als Controller für das TECoSens- Projekt ausgewählt wurde.
Grundsätzlich führt die Software des Mikrocontrollers die für einen Funk- Accesspoint mit
Mess- und Steueraufgaben typischen Aufgaben durch, nämlich den Datenstrom der FunkDatentransmitter zu vermitteln, Messwerte aufzunehmen, diese bei Bedarf zu speichern, und
ggf. auch Schaltorgane (Aktoren) anzusteuern. Im Unterschied zu der üblichen Vorgehensweise sind beim TECoSens- Gerät jedoch alle Peripheriebaugruppen im Normalfall abgeschaltet und werden nur bei Bedarf vom Controller aktiviert. So benötigt z.B. eine FunkbauSeite 17 von 40
gruppe, die einmal pro Minute für 5 Sekunden aktiviert nur 8% der Energie eines Dauerbetriebs. Vergleichbares gilt auch für Sensoren und alle andere peripheren Baugruppen.
Allerdings ist es nicht immer notwendig, Energie zu sparen, denn bei voll geladenem Akku
und der Aussicht auf weiterhin gute Energieernte kann der Controller Sparmaßnahmen aussetzen und einen höheren Energieverbrauch zulassen. Zudem gibt es Aktivitäten, die überhaupt nicht unterbrochen werden können (RTC), oder nur so wenig Energie kosten, dass es
das System nicht belastet. Zu den Letztgenannten zählen die bistabilen Relais, die für jeden
Schaltvorgang nur ca. 0,5 Millisekunden aktiviert werden müssen.
In der Controllersoftware ist vorgesehen, dass nur die RTC ständig läuft und alle anderen
Energie verbrauchenden Aktivitäten abhängig vom Ladezustand des Akkus und abhängig
vom zu erwartenden Energieverbrauch vom Controller aktiviert werden. Eine Übersicht zu
einem typischen Aktivitätskonzept ist in Tabelle 4 gezeigt.
Ladezustand Akku
Aktivität
RTC
Ladezustand prüfen
Aktoren
Sensoren
Funkbaugruppe "low energy"
Funkbaugruppe "high energy"
20%
40%
70%
100%
immer
1/Stunde
1/Stunde
1/Stunde
Manuell aktiviert
nie
immer
1/Minute
sofort
1/10 Minuten
1/10 Minuten
nie
immer
1/Minute
sofort
1/Minute
1/Minute
1/Tag
immer
1/Minute
sofort
1/Minute
1/Minute
1/Stunde
Tabelle 4: Steuerung der Aktivitäten des TECoSens in Abhängigkeit von der zur Verfügung stehenden Energie
Bei zu 100% geladenem Energiespeicher werden die peripheren Baugruppen, die selbst in
diesem Fall überwiegend ruhen, in geringem Zeitabstand aktiv, um zu prüfen, ob Aufgaben
zu erledigen sind. Solche Aufgaben können entweder nach einem Zeitplan aufgerufen werden, zum Beispiel im Fall der Aufnahme einer GPRS- Verbindung zum Transfer gespeicherter Messwerte in eine Datenbank. Im Fall von Messaufgaben sind die Sensoren im Minutenrhythmus für einige Sekunden in Betrieb.
Sinkt der Ladezustand ab, werden zunächst die besonders stark Energie verbrauchenden
Aktivitäten eingeschränkt, in der Hoffnung, dass sich dadurch der Ladezustand mittelfristig
erholt. Zunächst sind nur Funkbaugruppen mit hoher Reichweite und damit entsprechend
hohem Energieverbrauch betroffen.
Fällt die Energiereserve weiter, wird der Betrieb von „high-energy“- Funkbaugruppen ganz
eingestellt und Sensoren wie auch „low-energy“- Funkbaugruppen sind seltener aktiv.
Bei noch geringerer Energiereserve, können „low-energy“- Funkbaugruppen nur noch manuell am Gerät aktiviert werden. Außer der RTC arbeiten alle anderen Einheiten mit stark verringerter zeitlicher Aktivität.
Seite 18 von 40
5.3. Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zur Thematik geeigneter FunkDatentransmitter
Die Funkbaugruppen im TECoSens- Gerät haben die in Grafik 3 gezeigten Aufgaben zu
erfüllen, die nachfolgend beschrieben werden:
• Weiterleiten von Daten anderer Kommunikationsbaugruppen, die über kurze Reichweiten empfangen wurden („short-range“).
• Weiterleiten von Sensor- Messwerten über kurze Reichweiten („short-range“).
• Empfang von Aktor- Befehlen über kurze Reichweiten („short-range“).
• Weiterleiten von Sensor- Messwerten über lange Reichweiten im GSM- Betrieb („longrange“).
• Empfang von Aktor- Befehle über lange Reichweiten im GSM- Betrieb („long-range“).
Datenweiterleitung „short range“
SensorDaten
Aktoren
TECoSens
Datenweiterleitung „short range“
Datenweiterleitung „long range“
Sensordaten „short range“
Sensordaten „long range“
Aktordaten „short range“
Aktordaten „long range“
Grafik 3: Kommunikationsfunktionen des TECoSens
Um diese Aufgaben lösen zu können benötigt TECoSens eine GSM- Funkbaugruppe, die
die Datendienste GPRS und UMTS beherrscht. In einer technischen Weiterentwicklung kann
später auch LTE wichtig werden, das allerdings momentan aber noch nicht implementiert
wurde. Die GSM- Funkbaugruppe verfügt über Sendeleistungen von bis zu 2 Watt, und ist
der Hauptstromverbraucher, sofern sie vom Mikrocontroller nicht abgeschaltet wird.
Da Empfangsempfindlichkeit und Sendeleistung den Normen der Funktelefon- Kommunikation unterliegen, ist der Energieverbrauch von GSM- Modulen durch Auswahl aus dem Angebot verschiedener Hersteller praktisch nicht zu beeinflussen. Denn Module verschiedener
Hersteller weisen nahezu identische, an den Vorgaben der Normung orientierte Leistungsmerkmale für Sendeleistung und Empfangsempfindlichkeit auf. Aus den zur Auswahl stehenden GSM- Modulen wurde das in Bild 9 gezeigte GSM- Funkmodul h24 des Herstellers Telit
ausgewählt. Dieses unterstützt nicht nur die grundlegenden Funktelefonaktivitäten sondern
verfügt auch über die Internet- basierten Datendienste GPRS und UMTS.
Seite 19 von 40
Sehr wesentlich für einen energiesparenden Betrieb ist
die Gestaltung der Antenne, weil eine gute Antenne
nicht nur einen störungsfreien Empfang gewährleistet,
sondern durch gute Abstrahleigenschaften dazu beiträgt,
dass das GSM- Funkmodul mit einer reduzierten Sendeleistung arbeiten kann. Auf dieses bedeutende Thema
wird am Ende dieses Kapitels ausführlich eingegangen.
Bild 9: Telit h24 GSM / UMTS- Modul
Zur Überbrückung kleiner Distanzen werden Funkmodule für die gebräuchlichen ISM- Funkbänder benötigt. ISM steht für „industrial“, „scientific“ und „medical“ und beschreibt die Funkfrequenzen 169 MHz, 433 MHz, 868 MHz sowie 2.400 MHz, die mit geringen Sendeleistungen zwischen 10 und 100 mW lizenzfrei genutzt werden können. Von den ISM- Frequenzen
wird insbesondere 2.400 MHz für zahlreiche, allgemein gebräuchliche Kommunikationsstandards benutzt, von denen Bluetooth, Bluetooth LE, W- LAN und DECT die bekanntesten
sind.
Für die Vernetzung mit üblichen Geräten wie z.B. Smartphones sind sicherlich Bluetooth und
Bluetooth LE von sehr großer Bedeutung, für technische Zwecke sind 868 MHz und die neu
freigegebene Frequenz 169 MHz sehr wichtig. Gegenüber dem GSM- Modul sind in den
ISM- Bändern die erlaubten Sendeleistungen mit 10 – 100 mW zwar wesentlich geringer,
doch auch hier gilt, dass der Energieverbrauch im Sendebetrieb durch die Qualität der Antenne beeinflusst wird und darüber hinaus auch eine hohe Empfindlichkeit beim Empfang
vonnöten ist. Beides gemeinsam führt dazu, dass der Sender der Übertragungsstrecke seine
Sendeleistung reduzieren kann und nicht die maximale Leistung aufwenden muss.
Aus der Vielzahl der Funkmodule für kurze Strecken (bis zu 1000 Meter im Freifeld) wurde
das in Bild 10 gezeigte Modul der Baureihe NE / ME 50 des Herstellers Telit ausgewählt. Die
elektrischen Daten dieser Module werden zwar in vergleichbarer Weise auch von den Produkten anderer Hersteller erreicht, aber Telit liefert Module für alle ISM- Frequenzen und den
für die Gebäudetechnik sehr wichtigen „Wireless M-Bus“ in
einer einheitlichen Bauform und mit einheitlicher SoftwareSchnittstelle. Das bedeutet, dass man eine Vielzahl von
Frequenzen und Übertragungsstandards mit äußerlich baugleichen Modulen realisieren kann, die alle das gleiche
Kontaktbild (engl. „footprint“) haben und auf der Platine
identisch angeschlossen werden.
Bild 10: Telit ISM- Modul NE50-868 MHz
Ein weiterer Vorteil der ISM- Module von Telit ist auch, dass diese in der Lage sind, mit anderen gleichartigen Modulen spontan Netzwerke zu bilden. Diese sogenannten „ad-hocSeite 20 von 40
Mesh- Netzwerke“ ermöglichen es, Daten zwischen zwei weiteren Geräten mit Funkmodul
weiterzuleiten. Auf diese Weise ist es möglich, die Reichweite eines Gesamtsystems aus
mehreren Funkbaugruppen gleicher Technik über mehrere Zwischenstationen, die als Vermittler agieren, zu erhöhen.
Die Bedeutung der Antenne für eine energiesparende Funk- Datenübertragung wurde bereits
betont. Denn es ist leicht einzusehen, dass nur mit einer guten Abstrahlung der Sendeenergie gearbeitet werden kann, wobei eine Antenne mit guten Abstrahleigenschaften zugleich
für die entsprechende Frequenz auch ebenso gute Empfangseigenschaften aufweist.
Der einfachste Fall einer Antenne ist ein in die Luft gehaltener Metallstab bzw. ein in der Luft
gespannter Draht. Alle Bauformen moderner Antennen basieren auf diesem Prinzip, wobei
die Länge des Leiters mindestens einem Viertel der zu empfangenden Wellenlänge entsprechen muss. Ein Mehrfaches dieser Länge ist ebenfalls eine geeignete Länge für eine Antenne. Dies ist der Grund dafür, dass im GSM- Netz die Wellenlängen von 900 MHz (D- Netze)
und 1800 MHz (E- Netze) als Vielfache gewählt worden sind, damit sie einfcher mit einer Antenne verarbeitet werden können und eine Mehrband- Antenne nicht unbedingt erforderlich
ist.
Auch wenn bei einer Antenne – z.B. in einem Mobiltelefon – die idealtypische Bauform eines
Leiters mit einem Viertel der Wellenlänge nicht auf den ersten Blick erkennbar ist, so handelt
es sich auch in diesen Fällen um das genannte Konstruktionsprinzip, nur dass die physikalisch erforderliche Länge gefaltet, geknickt oder anderweitig kunstvoll verkleinert ist.
Weniger bekannt als der „typische Antennenstab“ ist die sogenannte Schlitzantenne, bei der
nicht ein Metallstab oder –draht
in Luft sondern ein Luftspalt in
einer Metallplatte das für Abstrahlung der Hochfrequenz wirksame Prinzip ist. Wichtig und
physikalisch zur Ausbildung einer
elektromagnetischen Welle wirksam ist nämlich die Grenzlinie
zwischen Metall und Luft. Diese
Grenzlinie lässt sich aber sowohl
mit „Metall in Luft“ als auch mit
„Luft in Metall“ darstellen.
Bild 11: Drei Schlitzantennen für Versuche mit verschiedenen Frequenzen
Seite 21 von 40
Die in Bild 11 gezeigten Antennentypen sind Schlitzantennen, die für das TECoSens- Projekt entwickelt und in Verbindung mit den Funkmodulen getestet wurden. Man erkennt das
wirksame Prinzip des Luftschlitzes, der in den drei Bauformen unterschiedlich lang ist und
geknickt sein kann.
Neben den durch die große Metallmasse günstigen elektromagnetischen Eigenschaften wurde die Schlitzantenne auch gewählt, weil sie gleichzeitig als Kühlkörper oder Wärmefänger
für das Thermoelektrische Modul zur Energiegewinnung dienen kann. Damit wird die Antenne zu einem Bauteil, das zwei existenziell wichtige Funktionen des TECoSens- Geräts
gleichzeitig erfüllen kann.
5.4. Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zur Thematik geeigneter Sensoren
für Messaufgaben
Neben dem drahtlosen Empfang und Weiterleiten von Daten ist eine der Aufgaben des TECoSens- Accesspoints das Durchführen eigenständiger Messungen von Umweltparametern
wie Luftdruck, Temperatur, relativer Luftfeuchtigkeit und weiterer Parameter, die im Einzelfall
von Bedeutung sein können. Der Übertragungsstandard, der sich für derartige Messaufgaben durchgesetzt hat und der ständig durch neue Produkte an Bedeutung gewinnt, ist der
I2C- Bus, der auch als TWI (two-wire- Interface) bezeichnet wird. Es handelt sich dabei um
einen seriellen, von dem Mikrocontroller als „Master“ über ein Taktsignal synchronisierten
Bus für bis zu 127 Teilnehmer, die von den Sensoren gebildet werden. Es gibt von diversen
Herstellern eine Vielzahl von Sensoren für den I2C- Bus. In Tabelle 5 ist eine Übersicht einiger aktueller Typen gegeben, die für einen Einsatz im TECoSens- Kommunikationscontroller
in Frage kommen.
Parameter
Temperatur (Kontakt)
Bezeichnung / Typ
LM 75C
TMP 100
Hersteller
Texas Instruments
Texas Instruments
Versorgungsspannung
3,0 - 5,5 V
2,5 - 5,5 V
Stromverbrauch
0,3 mA
0,07 mA
Stromverbrauch stand-by
4 µA
0,1 µA
MLX90615
TMP 006B
Melexis
Texas Instruments
2,6 - 3,6 V
1,8 - 3,3 V
1,5 mA
0,24 mA
1,1 µA
0,5 µA
HIH6120
Honeywell
2,3 - 5,5 V
1 mA
1 µA
Temperatur / Luftfeuchtigkeit
SHT 21
Sensirion
2,1 - 3,6 V
0,3 mA
0,15 µA
Luftdruck
T 5400
EPCOS
1,7 - 3,6 V
0,8 mA
1 µA
Beschleunigung
KXT J9
Kionix
1,8 - 3,6 V
0,14 mA
2 µA
Magnetometer
MAG3110
Freescale
1,95 - 3,6
0,9 mA
2 µA
Temperatur (Strahlung)
Luftfeuchtigkeit
Tabelle 5: Übersicht von Sensoren für den I2C- Bus des TECoSens- Kommunikationscontrollers
Bei den Sensoren für die Temperaturmessung unterscheidet man zwischen Aufnehmern, die
im Kontakt mit einem Messobjekt arbeiten und solchen, die eine Strahlungsmessung durchführen. Welcher Sensor für welchen Einsatzzweck geeignet ist, muss von Fall zu Fall entSeite 22 von 40
schieden werden. Für die Erfassung von Lufttemperaturen bieten die Strahlungs- Messaufnehmer eine sehr elegante Möglichkeit der Messung. Eine sehr interessante Kombination ist
auch die Erfassung der Temperatur und der relativen Luftfeuchtigkeit in einem gemeinsamen
Sensor, die der Hersteller Sensirion anbietet.
5.5. Bau und Erprobung des Gesamtsystems in Ausführungen für Gebäude
sowie für natürliche Umwelt
Nachdem alle technischen Teilaspekte des TECoSens- Kommunikationscontrollers untersucht und die entsprechenden Teilergebnisse erarbeitet waren, wurde ein Prototyp für die
testweise Anwendung in Gebäuden entwickelt und gebaut. Der in den Bildern 12, 13 und 14
gezeigte Schaltplan hat drei Seiten, auf denen die Elektronik zur Energiegewinnung, der
Mikrocontroller mit I2C- Peripherie und die Funk- und Sensorbaugruppen des Geräts dargestellt sind.
Bild 12: Schaltplan TECoSens (Energiegewinnung)
Seite 23 von 40
Bild 13: Schaltplan TECoSens (Mikrocontroller)
Bild 14: Schaltplan TECoSens (Funkmodule/Sensoren)
Seite 24 von 40
An die Schaltungsentwicklung schließt sich die Entwicklung des Platinen- Layouts an, das in
Bild 15 gezeigt ist.
Bild 16: Layout der TECoSens- Platine (109 x 65 mm)
Schaltung und Layout wurden mit Hilfe der CAD- Software Target 3001 erstellt; die Platine ist
für den Einbau in ein Gehäuse des Typs Softcase des Herstellers OKW designt. Interessant
an dem Softcase- Gehäuse ist, dass dieses auch in einem biologisch abbaubaren Material
mit BIOGRADE- Zertifizierung angeboten wird. Für die zur Verwendung in Gebäuden vorgesehene Prototypenversion wurde dieses ökologisch verträgliche Material gewählt.
Vor der Produktion ist eine 3D- Simulation der Platine sinnvoll, um nochmals die Fehlerfreiheit der Hardware, eventuelle Kollisionen von Bauteilen und die Passgenauigkeit zu prüfen.
Verschiedene Ansichten dieser Simulation sind in Bild 16 gezeigt.
Bild 16: 3D- Simulation der Platine, vier verschiedene Ansichten
Seite 25 von 40
Im nächsten Schritt erfolgt die Fertigung und Bestückung der Platine. In Bild 17 ist diese mit
ihrer Oberseite und Unterseite gezeigt. Zusätzlich sind die Erläuterungen zur Lage der Baugruppen auf der Platine gegeben.
Spannungsregler Peripherie
Reedkontakte
Laderegler Li-Po- Akku
Energy-Harvesting- Elektronik
Funkbaugruppe 1
Ferrit- Transformatoren
„Landeplatz“ Funkbaugruppe 2
Platinenausschnitt für TEM
Bistabile Relais
1,8 / 3,3 V- Verdopplung I2C-Bus
3,3 V- Treiber Funkbaugruppe 1
Mikrocontroller mit FRAM
3,3 V- Treiber Funkbaugruppe 2
Bild 17: Platinenoberseite und –unterseite des TECoSens mit Erläuterungen
Wie bereits erläutert wurde der TECoSens- Prototyp mit zwei bistabilen Relais ausgestattet,
damit das Gerät auch über Aktoren verfügt. Weiterhin erwähnenswert ist, dass wegen der
Uneinheitlichkeit der Spannungsversorgung von Sensoren der I2C- Bus des Mikrocontrollers,
der auf 1,8 Volt ausgelegt ist, um einen weiteren I2C- Bus mit 3,3 Volt Busspannung erweitert wurde. Damit ist es möglich auch Sensoren mit höherer Versorgungsspannung anzuschließen. Als Möglichkeit zur Gerätebedienung kann eine der Funkbaugruppen dienen, z.B.
bei Verwendung einer Smartphone- App über Bluetooth LE. Zur Erweiterung des Bedienkonzepts wurden zwei Reed- Kontakte vorgesehen, die mit Hilfe eines kleinen Magneten durch
die Gehäusewand betätigt werden können.
Seite 26 von 40
Der Zusammenbau des TECoSens Prototypen stellt keine Schwierigkeit dar, jedoch muss
das Thermoelektrische Modul in dem in der Platine vorgesehenen Ausschnitt so montiert
werden, dass beide Seiten in einen guten Kontakt zu den erforderlichen Thermoreservoiren I
und II gebracht werden.
Der Prototyp wurde für die Verwendung in einem Gebäude vorgesehen. Ein Heizkörper soll
im Winter als Wärmequelle und im Sommer als Kältereservoir gegenüber der Raumluft fungieren. Die Rückseite des Gehäuses wird mit Hilfe von vier in die Rückseite eingelassenen
Magneten direkt am Heizkörper befestigt, wobei das TEM hier über eine flexible, 5 mm dicke
Wärmeleitfolie direkt am Heizkörper anliegt. Da das TEM selbst nur 4 mm dick ist, erreicht es
die als Kontakt zur Umgebungsluft arbeitende Schlitzantenne an der Gehäusevorderseite
nicht. Erforderlich ist ein Aluminiumblock, der in Verbindung mit weiteren elastischen Wärmeleitfolien diesen Zwischenraum thermisch überbrückt. In Bild 18 sind die Bauteile Aluminiumblock, Thermoelektrisches Modul und flexible Wärmeleitfolie gezeigt. Aus diesen Elementen
ist der Weg, den der Wärmestrom nimmt, aufgebaut.
Bild 18: Bauelemente zur Führung des Wärmestroms (Aluminiumblock, TEM und flexible Wärmeleitfolie
Der fertig aufgebauten TECoSens- Prototyp kann sehr einfach an der Heizung befestigt werden. Wie in Bild 19 zu erkennen ist befinden sich an der Rückseite vier haftstarke Magnete,
die das 95 g schwere Gerät sicher halten.
Bild 19: TECoSens- Gerät, Rückseite und Vorderseite
Seite 27 von 40
Der einsetzbare Prototyp arbeitet seit Februar an einem Heizkörper im Firmenbüro. Wie in
Bild 20 gezeigt ist, wurden zwei Montagepositionen ausgewählt. Im Gerät befindet sich ein
netzwerkfähiger Funktransmitter, über den man mit dem Gerät Kontakt aufnehmen kann.
Mangels weiterer Netzwerkpartner kann der Prototyp sich momentan noch nicht mit weiteren
Geräten vernetzen. Daher wird er im Testbetrieb als „stand-alone“- Gerät genutzt, um Betriebserfahrungen zum Energy- Harvesting zu sammeln und nachträgliche Optimierungen
vorzunehmen. Den absichtlich vollständig entladenen Li-Po- Akku hat das Gerät bei ständigem Messbetrieb im 10 Minuten- Rhythmus (Temperatur Heizkörper und Temperatur Raumluft) innerhalb von 17 Tagen voll aufgeladen.
Bild 20: TECoSens- Prototyp im Testbetrieb
Im Rahmen der Erprobung des Prototypen wurde seit Juli 2013 auch das Funkmodul in Betrieb genommen und regelmäßig die Funkverbindung zu anderen „Kommunikationspartnern“
aufgebaut. Als einfach verfügbare Kommunikationspartner wurden noch mit Netzteil betriebene Funkbaugruppen eingesetzt, allerdings könnten dies aber auch weitere TECoSensGeräte sein, die allerdings noch nicht produziert wurden. Über die Funkverbindung konnten
die Kommunikationspartner jederzeit problemlos die Messdaten des TECoSens- Prototypen
abrufen; auch eine Fernsteuerung der bistabilen Relais im TECoSens- Gerät war zuverlässig möglich.
Die Funktion der Funkverbindung, der Sensoren und Aktoren ist im Prinzip nichts Besonderes, interessant ist aber, wie der Energievorrat im TECoSens- Datentransmitter durch die
regelmäßige Nutzung belastet wird. Hierzu ist festzustellen, dass sogar in der kritischen Zeit
des Übergangs vom Sommer- in den Winterbetrieb (zeitweise keine Temperaturdifferenz,
also zeitweise keine Energiegewinnung) der Füllstand des Akkus nie unter 94% abgesunken
ist. Seit Beginn der Heizsaison im Oktober ist ein Energiemangel ohnehin nicht mehr zu befürchten, weil nun aus der Wärme des Heizkörpers genügend Energie gewonnen werden
kann.
Seite 28 von 40
Aus den gemachten Betriebserfahrungen ergibt sich, dass die Akku- Speicherkapazität des
TECoSens- Prototypen zumindest für eine Anwendung in Gebäuden überreichlich bemessen ist. Das Gerät könnte unter diesen Betriebsbedingungen auch mit einem viel kleineren
Akku auskommen oder ein Mehr an energieverbrauchenden Aktivitäten leisten. Allerdings
sind auch Einsatzbedingungen denkbar, unter denen eine geringere Energiegewinnung möglich ist (Garagen, Freiland, Kellerräume). In diesen Fällen wäre die vorgesehene AkkuSpeicherkapazität angemessen. Somit ist im Einzelfall fallweise zu prüfen, welche EnergieMengen am vorgesehenen Standort gewonnen werden können, wie hoch der Energieverbrauch der vorgesehenen Aktivitäten ist und welche Zeiträume mit unzureichender Energiegewinnung im ungünstigsten Fall zu überbrücken sind.
Für die nächste Zeit ist geplant, weitere TECoSens- Mess- und Kommunikationscontroller zu
bauen, damit in Gebäudeanwendungen ein Funknetzwerk zu anderen Räumen aufgebaut
werden kann. Dieses weiter entwickelte Gerät soll auch ein stromsparendes Display erhalten, das einfache Statusmeldungen und die Messwerte (z.B. Raumtemperatur) anzeigen
kann. Zudem ist geplant eine unverwüstliche „outdoor“- Version des Geräts in einem witterungsbeständigen Titangehäuse zu entwickeln.
5.6. Überlegungen zu speziellen Bauformen des TECoSens- Kommunikationscontrollers
Der TECoSens- Kommunikationscontroller wurde im Rahmen des geförderten Forschungsprojekts in einer Bauform realisiert, die für den interessanten Anwendungsbereich der Gebäude- und Fabrikautomation geeignet ist. Auch für Aufgaben im Bereich Landwirtschaft,
Verkehrstechnik und Messaufgaben in Infrastrukturbereichen (Abwasserkanalisation, etc.) ist
TECoSens direkt oder mit geringfügigen technischen Modifikationen einsetzbar. Solche Anwendungen, die allerdings im Rahmen dieses Vorhabens nicht realisiert wurden, könnten
sein:
• Mess- und Kommunikationsbaugruppen für Meeresforschung und Häfen in schwimmender Bauform, sowohl frei schwimmend als auch verankert (Boje). Hierbei dient
das Wasser als Thermoreservoir (kalt im Sommer, warm im Winter) gegenüber der
Umgebungsluft.
• Integration einer Kommunikationsbaugruppe in den Betonkern eines Kanaldeckels für
Aufgaben im Straßenverkehr (z.B. Leuchtmarkierungen) oder Messaufgaben in der
Abwasserkanalisation. Der Boden oder die Umgebungsluft in der Kanalisation sind
Thermoreservoir 1, die Luft der äusseren Umgebung das Thermoreservoir 2.
Seite 29 von 40
• Einbau der TECoSens- Baugruppe in die Wand eines Gebäudes für Mess- und Kommunikationsaufgaben.
• Integration in eine Sitzgelegenheit oder auch eine Klobrille, wobei die Körperwärme der
sitzenden Person als Energiequelle für Messaufgaben oder Datenkommunikation
dient.
5.7. Bewertung der Ergebnisse im Hinblick auf die Zielsetzung des Vorhabens
Die im Antrag genannten Zielsetzungen wurden im Rahmen der Forschungs- und Entwicklungstätigkeit vollständig und mit sehr guten Ergebnissen erreicht:
• Die Energiegewinnung mit Hilfe eines Thermoelektrischen Moduls funktioniert sehr gut,
da bereits Temperaturunterschiede ab 1 °C im Energy Harvesting genutzt werden
können.
• Die Energiegewinnung ist unabhängig von der Richtung des Wärmestroms. Dies ist
wichtig, da Wärmequellen und Kältereservoire durch tageszeitliche Veränderungen
(Tag / Nacht) oder die Jahreszeiten (Sommer / Winter) ihre Rollen tauschen können.
• Als Energiespeicher haben sich Lithium- Polymer- Akkus neuester Bauart bewährt;
andere untersuchte Systeme sind weniger geeignet.
TECoSens erfüllt alle Erwartungen, wurde für den Anwendungsfall der Gebäudetechnik
komplett entwickelt und funktioniert so, wie es im Antrag in Aussicht gestellt wurde. Die
technischen Merkmale des TECoSens- Geräts lassen sich nach Abschluss der intensiven
Forschungs- und Entwicklungsarbeit wie folgt zusammenfassen:
• Der TECoSens- Kommunikationscontroller verfügt über eine extrem leistungsfähige
thermoelektrische Energiegewinnungsbaugruppe, die konstruktiv perfekt in das Gerät
integriert ist. Als je nach Einsatzort und Jahreszeit Wärme aufnehmende oder abgebende Seite dient die Umgebungsluft, der eine großflächige Wärmeaustauschfläche
angeboten wird.
• Das TECoSens- Gerät verfügt über Funkbaugruppen sowohl für kurze Reichweiten als
auch für lange Strecken (öffentliche Funktelefonnetze). Diese Funkbaugruppen arbeiten sowohl bedarfsgesteuert als auch abhängig von dem im Gerät zur Verfügung stehenden Energievorrat. Zudem sind die Funkbaugruppen im Betriebsmodus extrem
Energie sparend. Im Ruhemodus sind die Funkbaugruppen entweder abgeschaltet
oder ihr Ruhe- Energiebedarf ist als vernachlässigbar anzusehen.
Seite 30 von 40
• In hohem Maße innovativ ist die Doppelnutzung der Wärmeaustauschfläche an der
Gerätevorderseite als Schlitzantenne für die Funkmodule im Gerät. Die für den Wärmeaustausch wünschenswert große Metallfläche ist nämlich auch hervorragend als
Antenne geeignet, da große Strukturen mit möglichst langen, auf die Wellenlänge abgestimmten Metall / Luft- Grenzlinien ein sehr gutes Empfangs- und Abstrahlverhalten
haben. Es liegt auf der Hand, dass ein empfindlicher Empfang bei einem sendenden
Partnergerät Energie spart, während ein hoher Abstrahlwirkungsgrad die zur Kommunikation benötigte eigene Sendeenergie minimiert.
• Ebenfalls innovativ ist der im Gerät verwendete Microcontroller, der durch den FRAMDatenspeicher hervorragende Energieverbrauchsdaten aufweist, die weit über die
Spezifikation herkömmlicher Controller mit RAM- und EEPROM- Speicher hinausgehen, selbst wenn diese als „besonders energiesparend“ beworben werden. Bei Speicheroperationen ist bei dem gewählten Controller dank des FRAM von einer Energieeinsparung um ca. 80% gegenüber dem nächst besten herkömmlichen Microcontroller auszugehen.
• Aus Sicht der Energiebilanz interessant und innovativ ist die Wahl bistabiler Relais
zum Ansteuern von Einrichtungen außerhalb des TECoSens- Geräts. Im Unterschied
zu herkömmlichen Relais verbraucht diese Art innovativer Aktoren nur im Moment
des Umschaltens für ca. 10 Millisekunden elektrischen Strom. In der übrigen Zeit hält
das Relais den angesteuerten Schaltzustand bei, ohne Energie zu verbrauchen.
• Es liegt nahe, dass auch die übrigen Komponenten ausgewählt wurden, um die Ziele
des Energie- autonomen Betriebs zu unterstützen. Zu nennen sind hier die verwendeten Sensoren mit I2C- Bus und der Lithium-Polymer- Akku als Energiespeicher,
der nahezu keine Selbstentladung aufweist.
Anhand der beschriebenen Leistungsmerkmale ist ersichtlich, dass der TECoSens- Kommunikationscontroller weit über den Stand der Technik hinaus geht und gegenüber den aktuellen Geräten viele technische Neuerungen bietet:
• Einen hohen Innovationsgrad weist die im Gerät realisierte Art des Energy- Harvestings auf. Diese geht an die Grenzen des technisch Möglichen, da sie bereits Temperaturunterschiede von nur 1°C zur Energiegewinnung nutzen kann.
• Ein weiteres über den Stand der Technik hinausgehendes Merkmal der Energiegewinnung bestehen darin, dass die thermoelektrische Baugruppe Wärmeströme bidirektional (kalt/warm und warm/kalt) verwerten kann.
Seite 31 von 40
• Über den Stand der Technik hinaus geht auch die innovative Idee die Wärmetauschfläche für die Umgebungsluft gleichzeitig als Schlitzantennen für die Funkbaugruppen im Gerät zu benutzen. Diese Doppelnutzung ist bislang gänzlich unbekannt
und bietet zugleich für die beiden zu erfüllenden Aufgaben (Wärmetransfer und Antennenfunktion) hervorragende Leistungsdaten.
• Ebenfalls neu erforscht und entwickelt ist die intelligente Rückkopplung zwischen
Energievorrat und Gerätefunktion. Bislang unbekannt ist, dass Geräte mit ähnlicher Funktionsweise den Stand des Energievorrats überwachen und verbleibende
Restenergie nach einem Stufenplan sparsam verwalten.
• Auch die weiteren verwendeten Baugruppen gehen in ihrer Spezifikation über den aktuellen Stand der Technik hinaus. Besonders zu erwähnen ist dabei der Microcontroller, der Energie sparend arbeitet und über FRAM– Speicher verfügt.
5.8. Ökologische und ökonomische Bewertung der Ergebnisse
Entwicklungen, die helfen Aufwand, Energie und Ressourcen zu sparen, sind gleichermaßen
ökologisch wie ökonomisch positiv zu bewerten. Genau dies ist der Ansatz, den TECoSens
verfolgt, da zahlreiche Aufgaben der Messung von Umweltparametern in Gebäuden, Fahrzeugen und natürlicher Umwelt sowie die Weiterleitung von Daten über Funkverbindungen
erfolgreich und effizient wahrgenommen werden können. Sofern diese Tätigkeiten und Vorgänge auch bisher schon ausgeführt wurden, spart TECoSens durch das Prinzip der Energiegewinnung aus Wärmequellen der Umwelt Kosten und Ressourcen für Servicefahrten und
Batteriewechsel.
Doch nicht nur bereits bestehende Aufgaben werden erleichtert und ressourcenschonend
ausgeführt, auch gänzlich neue Lösungsansätze sind durch TECoSens für wichtige Bereiche
des Energie- und Umweltmanagements erstmals durchführbar. Hierzu zählen Messanwendungen in Gebäuden, Kellern und Tiefgaragen. Ferner Steuerungsaufgaben bei Starkregeneregnissen, Datengewinnung aus wichtigen Infrastrukturbauwerken (Brücken, Kanalisation)
oder auch Anwendungen in der Verkehrstechnik, in Naturschutz, in der Land- und Forstwirtschaft sowie der Umwelttechnik.
Den beschriebenen Vorteilen der bei TECoSens realisierten Technik stehen – wie es bei
hochwertigen und innovativen Entwicklungen in der Regel der Fall ist – zunächst durchaus
höhere Produktkosten gegenüber. Diese zusätzlichen Kosten werden allerdings geringer,
wenn die neu angewandten Technologien vom Markt aufgegriffen werden und in größere
Seite 32 von 40
Fertigungsserien übergehen. Ferner sind in der ökonomischen Bewertung auch Einspareffekte im Hinblick auf Ressourcen und Arbeitsaufwand zu berücksichtigen.
Bauteil / Baugruppe
KommunikationsController
konventionell
in Großserienfertigung
20 €
TECoSens
Fertigung in
Kleinstückzahl
mit Bauteilen
aus Serienproduktion
20 €
TECoSens
Fertigung in
Großserie
mit Bauteilen
aus Großserien
20 €
29 €
29 €
29 €
6€
Kosten in Baugruppe
Energy-Harvesting
Kosten in Baugruppe
Energy-Harvesting
6€
14 €
8€
Controller mit FRAM
15 €
6€
Controller mit FRAM
14 €
3€
konventionelle Relais
5€
bistabile Relais
3€
bistabile Relais
Funkbaugruppe ISM
Funkbaugruppe GSM
Antennen
Microcontrollerbaugruppe
Sensoren
Aktoren
4€
Gehäuse
3€
12 €
8€
Material "biodegradable" Material "biodegradable"
7€
4€
Gehäuse / Bearbeitung
2€
12 €
4€
2€
5€
4€
0€
28 €
16 €
89 €
141 €
108 €
30 €
für 5 Jahre mit
Batteriekosten
0€
0€
119 €
141 €
108 €
Gehäuse / Montage
Energiespeicher
Baugruppe Energy-Harvesting
Summe I
Service / Wartung
Summe II
Tabelle 6: Tabelle zur ökonomischen Bewertung des TECoSens- Geräts
Die in Tabelle 6 gegebene Übersicht zeigt, dass der TECoSens- Kommunikationscontroller
die zusätzlichen Kosten, die hauptsächlich durch die Energy- Harvesting- Baugruppe verursacht werden, auch bei Berücksichtigung von Skaleneffekten in der Fertigung nicht gänzlich
ausgleichen kann (Summe I). Man muss andererseits im ökonomischen Vergleich jedoch
auch die Wartungsfreiheit von TECoSens berücksichtigen, so dass bei einem konventionelSeite 33 von 40
len Gerät die Kostenposition Service / Wartung zu berücksichtigen ist (Summe II, in der Tabelle für einen 5- jährigen Betrieb kalkuliert). Im Ergebnis zeigt sich eine Kostenreihung, die
der Wertigkeit der Geräte entspricht. Die Kostenunterschiede sind jedoch nicht gravierend
und verringern sich, wenn man für TECoSens eine Großserienfertigung annimmt. In diesem
Fall ergibt sich unter Berücksichtigung der Wartungskosten sogar ein Kostenvorteil gegenüber einem konventionellen Vergleichsprodukt.
5.9. Maßnahmen zur Veröffentlichung der Ergebnisse des Forschungs- und
Entwicklungsvorhabens
Ergebnisse des Vorhabens wurden erstmals im am 13.4.2013 anlässlich eines Vortrags auf
dem Symposium STORMWATER MANAGEMENT auf der Wasser Berlin vorgestellt. Weitere
Veröffentlichungen sollen in Fachzeitschriften folgen, wobei in allen Fällen praktische Anwendungen als Fallbeispiele beschrieben werden sollen. Hier sucht ConiuGo gegenwärtig
noch nach Referenzkunden in den Bereichen Gebäudeautomation, Fabrikautomation, Energiemanagement / Smart-Grid- Technologie, Kanalisationstechnik / Regenwassermanagement, Verkehrstechnik, Meerestechnik und Landwirtschaft. Zudem soll das Bekanntmachen
der Technik erst dann verstärkt erfolgen, wenn aussagekräftige Berichte und Informationsunterlagen für Interessenten zur Verfügung stehen. Dies wird ab September 2013 der Fall sein.
6.
Fazit
Im Rahmen des von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Forschungs- und
Entwicklungsvorhabens TECoSens wurden wesentliche Grundlagen der Gewinnung elektrischer Energie durch Thermoelektrische Module erforscht. Diese Grundlagen betreffen die
Ermittlung der in verschiedenen Situationen zur Nutzung zur Verfügung stehenden Temperaturunterschiede und die Entwicklung einer Technik, mit der diese zum Teil sehr geringen und
im Zeitverlauf die Fließrichtung wechselnden Wärmemengen effizient gewonnen und ohne
Leckstromverlust gespeichert werden können. Das Verfahren der Speicherung thermischer
Energie in Enthalpiespeichern kann bei kurzzeitig zur Verfügung stehenden großen Wärmemengen sinnvoll einsetzbar sein. In der Regel ist aber die Baugröße des Enthalpiespeichers
und der selbst bei hohem Isolationsaufwand unvermeidliche Energieverlust aus dem Speicher ein Grund diese Technik nicht einzusetzen.
An die Gewinnung und Speicherung schließt sich die sparsame Nutzung der elektrischen
Energie an. Hinsichtlich des einzusetzenden Mikrocontrollers ergab sich, dass nicht nur ein
energiesparender Rechnerkern benötigt wird sondern wegen der zahlreichen Schreib- und
Lesevorgänge die Art des verwendeten Speichers höchst relevant ist. Aus energetischer
Seite 34 von 40
Sicht ist festzustellen, dass die FRAM- Technologie allen anderen Arten von Speichern weit
überlegen und daher vorzugsweise einzusetzen ist.
Für Messaufgaben sind für viele wichtige Parameter sehr gut geeignete Sensoren verfügbar;
im Hinblick auf die Systemeigenschaften sind diese Schaltkreise von untergeordneter Bedeutung. Sollten vom Kommunikationscontroller auch Schaltvorgänge ausgeführt werden, so
sind Bistabile Relais, die nur im Schaltvorgang für Millisekunden eine geringe Energiemenge
benötigen, das zu wählende Bauteil.
Bei der drahtlosen Datenkommunikation ist Wert zu legen auf ein Funkprotokoll, das die Daten eng gepackt und damit effizient überträgt. Darüber hinaus ist der Wirkungsgrad der Funkantennen extrem wichtig, um aus der eingesetzten Energie ein Maximum an Reichweite zu
erzielen, bzw. bei gegebenem Übertragungsweg, diesen mit geringen elektrischen Leistungen zu überbrücken. Die im Projekt entwickelten Schlitzantennen verfügen über die erwünschte hohe spezifische Reichweite (m/mW).
Im Ergebnis wurde ein Funk- Kommunikationscontroller entwickelt, der die Forschungsergebnisse prototypisch umsetzt, variabel konfiguriert werden kann und produktionsreif ist.
Verschiedene hiervon abgeleitete Sonderkonstruktionen sind denkbar und erschließen sehr
interessante Anwendungsmöglichkeiten.
Seite 35 von 40
7.
Literaturverzeichnis
Energy-Harvesting
[1] BRAUN, T.: Energie-Ernte zeigt den Weg in die Zukunft. funkschau 20, S10-11, 2012
[2]
iC-HAUS (Hrsg.): So funktioniert der Energy-Harvesting-Sensor-ASIC. ELEKTRONIKPRAXIS 13, S34-35, 2012
[3]
VERZIRIDES, A. et al.: Mit TOMS Wärmeenergie umwandeln. E&E-Kompendium
2012, S89-92, 2012
[4]
ARMSTRONG, T.: Einsatzmöglichkeiten für die Energieernte gibt es überall. E&EKompendium 2012, S93-96, 2012
[5]
SCHMIDT, F.: Energy harvesting wireless – the secret to M2M’s success. Microwave
Engineering Europe 3/4, S18-19, 2012
[6]
RAJU, M.: Energy Harvesting A game-changing combination for design engineers.
White Paper Texas Instruments 2008
[7]
SCHNECKLER, D.: So spart das Gehirn Strom. E&E 9/2012, S62-67, 2012
[8]
MACKENSEN, E.: Energy-Harvesting-basierte drahtlose Sensor-Systeme. Beiträge aus
Forschung und Technik, Hochschule Offenburg, S76-79, 2013
Thermoelektrische Module
[9] SUPERCOOL AB.: Thermoelectric Modules, Firmenschrift der Supercool AB.
Göteborg, Schweden. 2004
[10] KUPSCH, W. J.: Anmerkungen zur Anwendung der Peltier- Elemente, Firmenschrift
der Peltron GmbH. Fürth, Deutschland. 2011
[11] MICROPELT GmbH: Thin Film Thermogenerators and Sensing Devices, Firmenschrift
der Micropelt GmbH. Freiburg, Deutschland. 2011
[12] CUI INC.: Peltier-Module CPM-2F, Datenblatt. CUI Inc. 2008
Seite 36 von 40
Energiegewinnung, Elektrische Speicher, Enthalpiespeicher
[13] FRANKE, M.: Verlustarmer, automatischer Polwender mit minimalem Aufwand,
ELEKTRONIKPRAXIS S11, S24, 2011
[14] ADVANCED LINEAR DEVICES INC.: ALD212900/ALD212900A Precision NChannel EPAD MOSFET Array, Datenblatt Ver. 1.0. 2013
[15] DIODES INC.: DMC2038LVT Complementary Pair Enhacement Mode MOSFET,
Datenblatt. 2012
[16] DIODES INC.: DMC2038LVT Complementary Pair Enhacement Mode MOSFET,
Datenblatt. 2012
[17] LINEAR TECHNOLOGY Corp.: LTC3109 Auto-Polarity, Ulralow Voltage Step-Up
Converter and Power Manager, Datenblatt. 2012
[18] LINEAR TECHNOLOGY Corp.: LTC4054L 150mA Standalone Linear Li-Ion Battery
Charger in ThinSOT, Datenblatt. 2011
[19] CODICO GmbH: Infinite Power Solutions. IMPULSE 2/2012, S36-38, 2012
[20] SPS CO. LTD: Supreme Power Solutions – Products and Solutions, Produktbroschüre
mit Technischen Daten. 2012
[21] RUBITHERM GmbH.: RT31 Technisches Datenblatt. 2012
[22] KUNZE, B.: Wärmeleitende Softsilikone für coole Medien. elektronik industrie 10, S3637, 2006
[23] KUNZE HEATMANAGEMENT: Hochwärmeleitende Softsilikonfolie KU-TXE, Datenblatt. 2012
[24] KUNZE HEATMANAGEMENT: Hochwärmeleitende Softsilikonfolie KU-TXS, Datenblatt. 2012
[25] KUNZE HEATMANAGEMENT: Hochwärmeleitende Softsilikonfolie KU-TXST, Datenblatt. 2012
Seite 37 von 40
Mikrocontroller
[20] CUNDLE, M.: Warten auf den Thronfolger. E&E-Magazin 3/2013, S28-23, 2013
[21] DANG, D.: Drahtlos mit FRAM-basierten Mikrocontrollern. eD-kompendium 2012,
S56-58, 2012
[22] BORGESON, J.: Introducing advanced security to low-power applications with FRAMbased MCUs. Whitepaper Texas Instruments Inc., 2012
[23] TEXAS INSTRUMENTS INC.: MSP430 Ultra-Low-Power Microcontrollers. Whitepaper Texas Instruments Inc., 2012
[24] ENERGY MICRO AS: EFM32 G8XX STK, Manual für Microcontroller- Platform.
2011
[25] ENERGY MICRO AS: EFM32 G890 STK, Datenblatt. 2011
[26] RENESAS ELECTRONICS CORPORATION: RL78G13 Renesas Starter Kit User’s
manual. Manual für Microcontroller- Platform. 2012
[27] RENESAS ELECTRONICS CORPORATION: RL78/G13 Renesas MCU, Datenblatt.
2012
[28] TEXAS INSTRUMENTS INC.: MSP-EXP430F5438 Experimenter Board User's
Guide, Manual für Microcontroller- Platform. 2012
[29] TEXAS INSTRUMENTS INC.: MSP430F543x, MSP430F541x Mixed Signal Microcontroller, Datenblatt. 2012
[30] TEXAS INSTRUMENTS INC.: MSP430 Hardware Tools User's Guide, Manual für
Microcontroller- Platform. 2012
[31] TEXAS INSTRUMENTS INC.: MSP430FR59xx, MSP430FR58xx Mixed Signal Microcontroller, Datenblatt. 2012
Sensoren, Aktoren
[32] AMA FACHVERBAND (Hrsg.): Themen, Trends und Technologien: Die SENSOR+
TEST 2013. ELEKTRONIKPRAXIS 6, S30-32, 2013
Seite 38 von 40
[33] MAXIM INC.: DS75 Digital Thermometer and Thermostat, Datenblatt. 2012
[34] SENSIRION AG: SDP600 Series Differential Pressure Sensor, Datenblatt. 2012
[35] SENSIRION AG: SHT21 Humidity and Temperature Sensor IB Series, Datenblatt
Version 3. 2011
[36] TEXAS INSTRUMENTS INC.: LM75B LM75C Digital Temperature Sensor and
Thermal Watchdog with Two-Wire Interface, Datenblatt. 2009
[37] TEXAS INSTRUMENTS INC.: TMP006 TMP006B Infrared Thermopile Sensor in
Chip-Scale Package, Datenblatt. 2013
[38] MELEXIS : MLX90615 Infra Red Thermometer, Datenblatt Rev.002. 2010
[39] TEXAS INSTRUMENTS INC.: I2C Guide. Whitepaper Texas Instruments Inc., 2012
[40] KIONIX INC.: KXT J9 Accelerometer, Datenblatt. 2013
Funkmodule
[41] MENA, R.A. KOZITSKY, A.: NFC- basierte Sensornetzwerke mit FRAM- Controller.
Elektronik 6/2013, S39-40, 2013
[42] TEXAX INSTRUMENTS INC.: eZ430-RF2500 Development Tool, User’s Guide. 2009
[43] TELIT COMMUNICATIONS SPA: Telit H24 Hardware User Guide. 2012
[44] TELIT COMMUNICATIONS SPA: Telit_H24 AT Commands Reference Guide. 2012
[45] TELIT COMMUNICATIONS SPA: Telit xE50-433/868 RF Module User Guide. 2012
[46] TELIT COMMUNICATIONS SPA: Telit ME50 169 RF Module User Guide. 2012
[43] TELIT COMMUNICATIONS SPA: Telit Wireless M-Bus 2010 Part4 User Guide.
2011
Seite 39 von 40
[44] LAIRD INCORPORATED: Bluetooth AT Data Module BTM410/411. Datenblatt, 2012
[45] LAIRD INCORPORATED: Bluetooth AT Data Module BTM430/431. Datenblatt, 2012
[46] LAIRD INCORPORATED: DSH 50003 v1v4 AT Command Reference. 2005
Seite 40 von 40
Herunterladen