Mathematik 1 für Studierende der Biologie Teil I: Erinnerungen Christian Leibold 18. September 2014 Rechnen mit reellen Zahlen Gleichungen, Ungleichungen, Intervalle Proportionalität, Dreisatz, Geraden Quadrate und Parabeln Funktionen Allgemeines Komposition von reellen Funktionen Monotonie Umkehrfunktion Potenzen, Exponentialfunktion, Logarithmus Potenzen Exponentialfunktion Logarithmen Gleichungen, Ungleichungen Die reellen Zahlen (IR) lassen sich ihrer Größe nach anordnen, wobei für je zwei reelle Zahlen x und y genau eine der drei Relationen gilt: x <y x =y x >y kleiner gleich größer Merke: 1) Zwischen jedem Paar x < y reeller Zahlen liegen unendlich viele andere reelle Zahlen a mit x < a < y . 2) Ungleichheitsrelationen können zusammengefasst werden: x ≤ y (kleiner gleich), bzw. x ≥ y (größer gleich). Es gelten folgende Rechenregeln: 1) x < y ↔ y > x, 2) x < y & y < z → x < z (Transitivität) 3) x < y → −x > −y , 4) x < y → x + a < y + a für alle a ∈ IR. Intervalle Aus der Anordnung der reellen Zahlen folgt die Möglichkeit Intervalle zu definieren: Definition (Intervalle) abgeschlossenes Intervall: offenes Intervall: halboffene Intervalle: [a, b] = {x ∈ IR|a ≤ x ≤ b} (a, b) = {x ∈ IR|a < x < b} [a, b) = {x ∈ IR|a ≤ x < b} (a, b] = {x ∈ IR|a < x ≤ b} Besondere Intervalle − IR+ = (0, ∞), IR− = (−∞, 0), IR+ 0 = [0, ∞), IR0 = (−∞, 0] Intervalle sind Lösungsmengen L von (Un-)Gleichungen einer Unbekannten x: z.B: x + 3 ≤ 0 → L = (−∞, −3] oder 2 − x = 0 → L = [2, 2] = {2} Brüche Die reelle Gleichung ax = b , a = 0 wird gelöst durch die reelle Zahl x= b a und ebenso folgt für die Gleichung ax +c = b ⇒ x = b c − . a a Bringt man zuerst c auf die andere Seite folgt ax + c = b ⇒ x = und damit b−c a b−c b c = − . a a a Ähnlich leitet man die weiteren Bruchrechenregeln her: b a = ◮ 1 = a/b ◮ 1 + 1 a b ◮ c cb a b a = b+a ab Oft ist letztere Regel auch zu kompliziert und es reicht als Hauptnenner das kleinste gemeinsame Vielfache, z.B. 1 1 3 2 5 + = + = . 4 6 12 12 12 Allgemein findet man das kleinste gemeinsame Vielfache über die Primfaktorzerlegung, z.B. 1 2 3 + 22 · 5 90 = 2 · 5 · 3 , 27 = 3 ⇒ + = 3 . 90 27 3 ·2·5 2 3 Dreisatz Ein wichtiges Grundkonzept ist das der direkten Proportionalität: Es besagt, dass zwei Größen sich immer um einen konstanten Faktor unterscheiden. Beispiel: Letztes Jahr haben 5 Tutoren 110 Studenten betreut. Wieviele Tutoren T sind notwendig, um S Studierende zu betreuen? Der Zusammenhang zwischen Tutoren T und Studierenden S wird durch die mathematische Gleichung T = S k beschrieben. Sie enthält einen unbestimmten Parameter k. Dieser Faktor kann anhand des Beispiels aus dem Vorjahr berechnet werden 5 . k = T /S = 5/110. Damit gilt für alle weiteren Jahre T = S 110 Man spricht hier von einem linearen Zusammenhang zwischen T und S. Allgemein heißt eine Abbildung f (x) linear, falls gilt f (a x + y ) = a f (x) + f (y ) . Geraden Eine Abbildung der Form f (x) = m x + t , heißt Gerade. Der Graph von f ist eine gerade Linie. Die Funktion hat zwei Parameter, die Steigung m und der y -Achsenabschnitt t. y = mx + t m = dy/dx dy dx t x Die Steigung m bestimmt man über das Steigungsdreieck, t ist der Funktionswert bei x = 0. Es gibt genau eine Gerade die durch ein gegebenes Paar von Punkten (x1 , y1 ) und (x2 , y2 ) läuft. Betrag Eine wichtige aus zwei Geraden zusammengesetzte Funktion ist der Betrag. Definition (Betrag) Für alle x ∈ IR gilt |x| = x −x wenn x ≥ 0 wenn x < 0 Eigenschaften des Betrags |x| ≥ 0, |x| ≥ x, |x| ≥ −x, |x| = 0 ⇔ x = 0, |x + y | ≤ |x| + |y | (Dreiecks-Ungleichung) Damit sind folgende Schreibweisen äquivalent |x| < 4 ↔ x ∈ (−4, 4) ↔ −4 < x < 4 oder |x − 1| < 2 ↔ x ∈ (−1, 3) ↔ −1 < x < 3 Binomische Formeln Es gilt für x, a ∈ IR (x + a)2 = x 2 + 2 x a + a2 (x − a)2 = x 2 − 2 x a + a2 (x + a) (x − a) = x 2 − a2 Damit lösen wir folgende Ungleichungen: x 2 + 4 x + 4 < 1 → (x + 2)2 < 1 → |x + 2| < 1 → x ∈ (−3, −1) Parabeln Eine Abbildung der Form f (x) = a (x − b)2 + c heißt Parabel. Der Graph von f ist eine gebogen Kurve mit einem Scheitelpunkt bei (x, y ) = (b, c). Der Parameter a heißt Krümmung. Ist a > 0, so ist die Parabel nach oben offen, für a < 0 ist die Parabel nach unten offen. 2 y = a(x−b) + c c a<0 b x Es gibt genau eine Parabel die durch drei gegebene Punkte läuft. Quadratische Lösungsformel Einen Lösungsweg für allgemeine quadratische (Un-)Gleichungen liefert die quadratische Ergänzung: p p x +p x +q = x + 2 x + 2 2 2 2 p 2 p − 2 2 p +q = x + 2 2 p2 +q − 4 0 Bezeichnet man D = p 2 /4 − q als Diskriminante, so ist die Gleichung x 2 + p x + q = 0 äquivalent zur Gleichung 2 = D. Demnach hat x 2 + p x + q = 0 (x + p/2) √ zwei Lösungen x1/2 = −p/2 ± D, wenn D = p 2 /4 − q > 0 eine Lösung x = −p/2, wenn D = 0 keine Lösung, wenn D < 0 Kurz: p2 p −q x1/2 = − ± 2 4 Allgemeines zu Funktionen Konzentration Systematische Beziehungen zwischen zwei (oder mehreren) Größen werden mathematisch durch Funktionen beschrieben. Dabei wird einer unabhängigen Variable (z.B. der Zeit) eine abhängige Variable (z.B. die Konzentration eines Enzyms) zugeordnet. [E] t Zeit Werte der unabhängigen Variable werden so auf Werte der abhängigen Variable abgebildet. Deshalb spricht man bei einer Funktion auch von einer Abbildung. Definition (Funktion) Seien X und Y zwei beliebige nichtleere Mengen. Eine Abbildung (Funktion) f von X nach Y f :X →Y ordnet jedem Element x ∈ X genau ein Element y ∈ Y zu: x → y = f (x) Hierbei heißt x das Argument der Funktion f und f (x) der Wert der Funktion f an der Stelle x. X heißt Definitionsbereich von f , Y heißt Zielmenge. Der Wertebereich W einer Funktion ist die Menge aller y ∈ Y , für die ein x ∈ X existiert, so dass y = f (x). Eine Funktion heißt reell wenn X ⊆ IR und Y ⊆ IR. Bemerkungen: 1) Für obige Definition des Funktionenbegriffs ist es unwesentlich welcher Art die Mengen X und Y sind. Sie müssen nicht die reellen Zahlen sein. Man definiert deshalb eine reellwertige Funktion als Abbildung, für die Y ⊂ IR gilt. 2) Essenz der Funktionsdefinition: Eine Funktion besteht aus drei Dingen, der Definitionsmenge, der Zielmenge und der Abbildungsvorschrift. Beispiel: Die Wurzelfunktion f : X = IR+ 0 → Y = IR, x → y = f (x) = √ x Der Wertebereich W entspricht nicht der Zielmenge Y , da nur nichtnegative Werte y ≥ 0 angenommen werden. 2.5 2 f(x) 1.5 1 0.5 0 0 1 2 3 x 4 5 Komposition von reellen Funktionen f(x), g(x) Viele komplizierte Funktionen können als Kombination von mehreren einfachen Funktionen erzeugt werden. Meist geschieht dies durch folgende Transformationen: 1) Translation (Verschiebung) in y-Richtung c x → y = g (x) = f (x) + c x x → y = g (x) = f (x − a) Vorsicht: Ist a > 0, so erzeugt f (x − a) eine Verschiebung nach rechts, wohingegen f (x + a) eine Verschiebung nach links erzeugt! Als Merkhilfe überlegt man sich wo g (0) = f (±a) liegt. f(x), g(x) 2) Translation in x-Richtung a x x → y = g (x) = f (x b) , b > 0 f(x), g(x) 3) Streckung / Stauchung in x-Richtung Für b > 1 liegt eine Stauchung vor. Für b < 1 liegt eine Streckung vor. x x → y = g (x) = k f (x) , k > 0 Für k < 1 liegt eine Stauchung vor. Für k > 1 liegt eine Streckung vor. f(x), g(x) 4) Streckung / Stauchung in y-Richtung x f(x), g(x) 5) Spiegelung an der x-Achse x → y = g (x) = −f (x) x f(x), g(x) 6) Spiegelung an der y-Achse x → y = g (x) = f (−x) Eine reelle Funktion heißt gerade, wenn f (x) = f (−x) gilt, sie heißt ungerade, wenn f (x) = −f (−x) gilt. x Monotonie Ein wichtiges Klassifikationskriterium reeller Funktionen ist ihre Monotonie. Monotone Funktionen haben sehr angenehme Eigenschaften. Definition (Monotonie) Seien x1 , x2 ∈ IR. Eine reelle Funktion heißt monoton steigend, streng monoton steigend, monoton fallend, streng monoton fallend, wenn wenn wenn wenn aus aus aus aus x1 x1 x1 x1 < x2 < x2 < x2 < x2 stets stets stets stets f (x1 ) ≤ f (x2 ) f (x1 ) < f (x2 ) f (x1 ) ≥ f (x2 ) f (x1 ) > f (x2 ) folgt. folgt. folgt. folgt. Beispiele für streng monoton steigende reelle Funktionen sind x → f (x) = x x → f (x) = e x Umkehrfunktion Am Beispiel der Quadratwurzel und der Quadratfunktion haben wir gesehen, dass manche Abbildungen sich gegenseitig aufheben. Aber gibt es zu jeder Funktion eine entsprechende Umkehrfunktion? Nach welchen Kriterien kann man entscheiden,, ob so eine Funktion existiert? Um dies systematisch zu untersuchen, führen wir zunächst folgende drei Begriffe ein. Definition (Injektiv, Surjektiv, Bijektiv) a) Eine Abbildung f heißt injektiv, wenn zwei verschiedenen Elementen x1 = x2 ∈ X immer zwei verschiedene Werte f (x1 ) = f (x2 ) ∈ Y zugeordnet werden. b) Eine Abbildung f heißt surjektiv, wenn es zu jedem Element y ∈ Y mindestens ein x ∈ X gibt, so dass y = f (x). c) Eine Abbildung f heißt bijektiv, wenn sie injektiv und surjektiv ist. f(x) f(x) x1 x2 x x1 x2 x Die Funktion, die durch den linken Graph repräsentiert wird, ist injektiv, die Funktion des rechten Graphen nicht. f(x) f(x) Schlussfolgerung: Streng monotone Funktionen sind injektiv! x x Die Funktion, die durch den linken Graph repräsentiert wird, ist surjektiv (falls Y = IR+ 0 ), die Funktion des rechten Graphen nicht. Definition (Umkehrfunktion) Sei f : X → Y , mit x → y = f (x). Existiert eine Funktion f −1 : Y → X , so dass für jedes y ∈ Y f f −1 (y ) = y gilt und für jedes x ∈ X f −1 (f (x)) = x gilt, so heißt f umkehrbar oder invertierbar. Die Abbildung f −1 heißt dann Umkehrfunktion von f . Beispiel: x → f (x) = x 2 + Sei X = IR+ 0 und Y = IR0 , so ist f umkehrbar und ihre Inverse lautet √ f −1 (y ) = y Test: √ √ 1) f (f −1 (y )) = f ( y ) = ( y )2 = y √ −1 −1 2 2) f (f (x)) = f (x ) = x 2 = x Dies gilt für alle y ∈ Y und für alle x ∈ X . Folglich ist die Wurzelfunktion die Umkehrung des Quadrats auf IR+ 0. + Wenn aber nun X = IR und Y = IR0 gilt, ist f nicht umkehrbar, da √ f −1 (f (x)) = f −1 (x 2 ) = x 2 = |x| = x . Folglich hängt die Umkehrbarkeit einer Funktion stark von Definitionsmenge und Zielmenge ab. Bemerkungen: 1) Eine Abbildung f : X → Y ist genau dann umkehrbar, wenn sie bijektiv ist. Die Definition verlangt nämlich, dass die Umkehrfunktion für jedes y ∈ Y definiert ist und für jedes x ∈ X eine eindeutige Zuordnung besteht. 2) Eine umkehrbare Funktion ist identisch mit der Umkehrfunktion ihrer Umkehrfunktion: (f −1 )−1 = f 3) Aus dem Graph einer umkehrbaren Funktion f erhält man den Graph der Umkehrfunktion f −1 durch Spiegelung an der Winkelhalbierenden. Winkelhalbierende −1 f (x) f(x) x Potenzen Viele wichtige geometrische und physikalische Zusammenhänge folgen Potenzgesetzen. So verhält sich z.B. die Oberfläche einer Kugel wie das Quadrat des Radius (r 2 ), wohingegen ihr Volumen mit der dritten Potenz (r 3 ) anwächst. Allgemein gilt die Definition (Potenzen mit natürlichen Exponenten) Für eine reelle Zahl a ∈ IR ist die Potenz der Basis a zum natürlichen Exponenten n > 1 gegeben durch an = a · an−1 und a1 = a Dabei bezeichnet man als natürliche Zahlen die Menge IN = {1, 2, 3, . . . }. Bemerkungen: 1) Eine derartige Definition heißt rekursiv. Eine explizite Definition der Potenz lautet an = a · · · · · a n Mal 2) Eine Abbildung f : IR → IR heißt Polynom, wenn Sie aus einer endlichen linearen Kombination von Potenzen mit natürlichen Exponenten zusammengesetzt ist: f (x) = a0 + a1 x + a2 x 2 + · · · + aN x N f heißt Polynom vom Grad N, falls N die höchste auftretende Potenz ist und der Koeffizient aN nicht verschwindet. Für natürliche Exponenten n und m gilt offenbar die Rechenregel x n x m = x n+m . Potenzen können leicht auf negative Exponenten verallgemeinert werden, so dass diese Regel erhalten bleibt durch die Definition (Potenzen mit ganzzahligen Exponenten) Für eine reelle Zahl a ∈ IR ist die Potenz der Basis a = 0 zum negativen ganzzahligen Exponenten −n gegeben durch 1 an 2 2 1 1 0 f(x) f(x) a−n = x1 2 x −1 0 x−1 −2 x −1 3 x x−3 4 −2 −2 x −1 0 x 1 2 −2 −2 x−4 −1 0 x 1 2 Graphen der Potenzfunktionen mit ganzzahligen Exponenten. Bemerkung: Der Exponent 0 kann demnach durch Kombination der Exponenten +n und −n erzeugt werden. Daher gilt (zunächst für x = 0) 0 x =x n−n xn = n =1 x Als Konvention definiert man überdies ebenso 00 = 1. Wurzeln Auf IR+ sind die Potenzfunktionen x n mit negativem Exponenten n streng monoton fallend und die Potenzen mit positivem n streng monoton steigend. Der Wertebereich der Potenzfunktionen ist ebenfalls IR+ . Folglich sind Potenzenfunktionen auf IR+ bijektiv und damit umkehrbar. Die Umkehrfunktionen der Potenzfunktionen heißen Wurzeln. Schreibt man die Umkehrfunktion als Potenz x = ab und verlangt x n = a, so folgt ab n = a und damit für den Exponenten der Umkehrfunktion b = 1/n. Definition (Wurzeln) Sei n = 0 ganzzahlig und x > 0. Die Umkehrfunktion der Potenzfunktion f : IR+ → IR+ , x → a = f (x) = x n heißt n-te Wurzel x= √ n a oder x = a1/n + Für n > 0 gilt sogar f : IR+ 0 → IR0 . 2 1.5 1.5 1 f(x) f(x) 2 x1 x1/2 0.5 x1/4 0.5 1 x 1.5 x−1/2 x−1/3 x−1/4 1 0.5 x1/3 0 0 x−1 2 0 0 0.5 1 x 1.5 2 Graphen der Wurzelfunktionen. Die Definition der Wurzeln lässt sich nun leicht auf Potenzen mit beliebigem rationalen Exponenten verallgemeinern: Sei a > 0 und p und q = 0 ganzzahlig, dann gilt p aq = wobei √ q √ q √ ap = ( q a)p als Umkehrfunktion der q-ten Potenz definiert ist. Um nun Potenzen rationaler Exponenten r = qp auf Potenzen beliebiger reeller Exponenten s ∈ IR verallgemeinern zu können, geht man über einen Grenzprozess rationaler Zahlen rn mit limn→∞ rn = s. Damit kann man definieren as = lim arn . n→∞ Dazu muss man aber zunächst Konvergenzkriterien von Folgen zur Hand haben. Rechenregeln Seien a ∈ IR+ \{1}, u, v , z ∈ IR. Dann gilt a0 = 1 a1 = a au av = au+v au /av = au−v (au )z = az u Exponentialfunktion Bei Potenzfunktionen x n fungiert die Basis x als unabhängige Variable. Wenn man nun als unabhängige Variable den Exponenten betrachtet spricht man von einer Exponentialfunktion. Definition (Exponentialfunktion) Sei a ∈ IR+ . Die reelle Funktion f : IR → IR+ , x → y = f (x) = ax heißt Exponentialfunktion zur Basis a. Die Exponentialfunktion zur Basis der Eulerschen Zahl e = 2.7182818284... heißt einfach nur Exponentialfunktion x → y = e x = exp(x) Bemerkungen: 1) Die Exponentialfunktion (für a = 1) ist streng monoton (→ injektiv!) 2) Die Exponentialfunktion ist die einzige Funktion, die beide folgenden Eigenschaften besitzt: 1) exp(x + y ) = exp(x) exp(y ) 2) exp(x) ≥ 1 + x Logarithmen Die Exponentialfunktion f : IR → IR+ , x → ax (für a = 1) ist streng monoton steigend und daher injektiv. Außerdem ist die Zielmenge identisch mit dem Wertebereich, was die Exponentialfunktion auch surjektiv, damit bijektiv und damit umkehrbar macht. Die Umkehrfunktion der Exponentialfunktion heißt Logarithmus. Definition (Logarithmus) Die Umkehrfunktion der Exponentialfunktion zur Basis a ∈ IR+ \{1}, f : IR → IR+ , x → f (x) = ax heißt Logarithmus zur Basis a. loga : IR+ → IR x → f −1 (x) = loga (x) Aus der graphischen Konstruktion liest man folgende Eigenschaften des Logarithmus ab: - loga (1) = 0 - limx→0 loga (x) = −∞ - limx→∞ loga (x) = ∞ 3 2 f(x) 1 0 −1 x ex ln x −2 −3 −2 0 x 2 Spezielle Logarithmen: 1) Der Logarithmus zur Basis der Eulerschen Zahl e heißt natürlicher Logarithmus. Man schreibt loge = ln 2) Der Logarithmus zur Basis 2 heißt Logarithmus dualis. Man schreibt log2 = ld 3) Der Logarithmus zur Basis 10 heißt dekadischer Logarithmus. Man schreibt log10 = log Vorsicht: Viele Computerprogramme bezeichnen mit log den natürlichen Logarithmus. Rechenregeln Seien a ∈ IR+ \{1}, x, y , z ∈ IR. Dann gilt loga 1 = 0 loga a = 1 loga (x y ) = loga x + loga y loga (x/y ) = loga x − loga y loga (x z ) = z loga x (y = 0) Um die Rechenregeln herzuleiten benutzt man den Trick x = aloga (x) . Damit folgert man z.B. aloga (x y ) = x y = aloga (x) aloga (y ) = aloga (x)+loga (y ) ⇒ loga (x y ) = loga (x) + loga (y ) Die Herleitungen der anderen Rechenregeln sind analog. Um Gleichungen der Art ax = b y lösen zu können, muss man Logarithmen zu verschiedenen Basen vergleichen können. Es zeigt sich, dass alle Logarithmen äquivalent sind im Sinne, dass sie sich nur durch einen multiplikativen Faktor unterscheiden. Es gilt nämlich beim Basiswechsel Seien a, b ∈ IR+ \{1}, dann gilt logb x = loga x logb a = loga x loga b Herleitung: logb x = logb aloga x = loga x logb a. Außerdem, da 1 = logb b = loga b logb a, gilt auch logb a = 1/ loga b und somit das letzte “=” in der obigen Formel zum Basiswechsel. Anwendungen des Logarithmus: 1) Halbwertszeit des exponentiellen Zerfalls 2) Doppelt-Logarithmische Darstellung von Potenzfunktionen