Geisteswissenschaft Somchai Areerasd Zu: Catulls "Carmen 8 und 76" - Zweimal Abschied von Lesbia? Studienarbeit Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. Philosophische Fakultät II Seminar für Klassische Philologie Proseminar: Catull Sommersemester 1997 Gaius Valerius Catullus carmen 8 und carmen 76 Zweimal Abschied von Lesbia? Somchai Areerasd Inhaltsverzeichnis I. Gaius Valerius Catullus .......................................................................................................... 3 II. Das Pseudonym Lesbia.......................................................................................................... 4 III. Die Beziehung zu Lesbia - foedus, fides und amicitia bei Catull ........................................ 6 IV. Die Lesbiagedichte............................................................................................................... 8 A. carmen 8 ............................................................................................................................. 8 B. carmen 76 ......................................................................................................................... 11 V. Zusammenfassung ............................................................................................................... 14 VI. Bibliographie...................................................................................................................... 15 2 I. Gaius Valerius Catullus Was wir über Gaius Valerius Catullus sicher wissen, ist nicht viel. Er wurde ungefähr im Jahre 84 v. Chr. in Verona geboren. In der Nähe dieser Stadt, auf der sich in das Südende des Gardasees erstreckenden Halbinsel Sirmio, besaß sein Vater eine Villa, die später Catulls Lieblingsaufenthalt war. Catulls Vater scheint zu der einflußreichen und wohlhabenden Schicht römischer Bürger gehört zu haben, die überall in den Provinzen den Handel und die Finanzverwaltung in Händen hielten. Denn auch Caesar nahm, wenn er in seine oberitalienischen Provinz reiste, die Gastfreundschaft von Catulls Vater in Anspruch. Im Alter von etwa zwanzig Jahren kam Catull nach Rom, vermutlich um eine politische Laufbahn einzuschlagen. Hier schloß er sich dem Kreis um Valerius Cato an, zu dem auch Licinius Galbus, Furius Bibaculus und Helvius Cinna zu zählen waren. Im Laufe der Zeit kaufte er sich eine Villa in Rom und einen Landsitz bei Tivoli. Im Jahre 57 begleitete er den Praetor C. Memmius zusammen mit Helvius Cinna nach Bithynien und kehrte im darauffolgenden Jahr nach Italien zurück, nachdem er die berühmten Städte Kleinasiens und vor allem das Grab seines Bruders in der Nähe von Troja besucht hattte. „In Rom wurde für Catull die Literatur wichtiger als die Politik. Bei einem jungen Mann, der auf politischem Gebiet bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr nichts anderes unternommen hat, als einmal in der Begleitung eines Propraetors Aufgaben in der Provinz zu versehen, kann das politische Engagement nicht sehr groß gewesen sein.“1 Trotzdem zeigen einige seiner Gedichte eine klare politische Parteinahme. „Catulls und Calvus´ Haltung dürfte vielmehr eine unter der stadtrömischen jungen Aristokratie verbreitete oppositionelle Gesinnung widerspiegeln: in diesen Kreisen hielt man schon im Jahre 59 v. Chr. das Willkürregiment der Triumvirn für unerträglich.“2 Catull starb wahrscheinlich im Jahre 54 v. Chr. 1 2 Syndikus, Hans Peter: Catull. Erster Band, S. 5 Syndikus, Hans Peter: Catull. Erster Band, S. 6 3