Text Der weiteste Umfang des Begriffes Text meint jede Form von

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Grundsätze Deutsch
Dirk Brandes
Text
Der weiteste Umfang des Begriffes Text meint jede Form von Äußerung. In engerem Sinne
meint der Begriff aber nur sprachliche Äußerungen, insbesondere solche, die auch
verschriftlicht sind.
Schriftlich fixierte Texte lassen sich in folgende Gruppen ordnen:
Text
Sachtexte
fiktionale (literarische) Texte
Berichte
Erzählungen
Artikel
Romane
Reportagen
Novellen
u.a.
Kurzgeschichten
Epik
Fabeln
u.a.
Gedichte
Lieder
Lyrik
die
drei
literarischen
Gattungen
Verserzählungen
Tragödien
Tragikomödien
Komödien
Drama
Schauspiele
(Tabelle unvollständig)
Bearbeitung von Texten
beobachten/analysieren
beschreiben
deuten
Diese Trias findet nicht nur in den Natur- oder Sozialwissenschaften Anwendung (z.B. in der
Chemie oder der Sozialkunde), sondern sie ist genau so auf geisteswissenschaftliche Inhalte
des Faches Deutsch anwendbar:
Inhalte von Sachtexten werden nach diesem Muster erörtert; aber auch fiktionale (literarische)
Texte werden mit dem Lesen beobachtet und analysiert und anschließend ihre Form und ihr
Inhalt beschrieben, um sie dann auf ihre Aussagen hin zu interpretieren (zu deuten).
Grundsätze Deutsch
Dirk Brandes
Erörtern
Die Erörterung ist eine erweiterte Form der Argumentation.
Eine vollständige Argumentation besteht immer mindestens aus These (Behauptung),
Argument (Begründung) und Beleg oder Beispiel. Deshalb spricht man bei der Überprüfung
von Argumentationen auch von dem Einhalten der 3-B-Regel (Behauptung, Begründung,
Beleg/Beispiel).
Argumentation
These
Schiller war bereit, seine Neigung zum Theater mit hohem persönlichen Einsatz zu
bezahlen, ...
Argument
... denn er verließ wider besseres Wissen seine Heimat Württemberg, um bei der
Uraufführung seines Stückes Die Räuber in Mannheim anwesend sein zu können,
was er später mit 14 Tagen Arrest teuer bezahlen musste, ...
Beleg
... wie sich nachlesen lässt (Lektüreschlüssel. Friedrich Schiller. Die Räuber, Stuttgart
2003, S. 65).
In einer Erörterung werden zu einem Sachthema oder anhand eines Sachtextes mindestens
zwei Argumentationen gegenübergestellt.
Öfter werden deutlich mehr Argumentationen in einer Struktur von Pro und Contra oder der
einer Steigerung mit einander verknüpft (sog. Fünfsatz).
Ob das bloße Aneinanderknüpfen von Behauptungen allein dabei überzeugen kann, lässt sich
am folgenden Beispiel aus dem iNet prüfen:
1. Das in unserer Gesellschaft sehr beliebt gewordene Verfahren, Sozialhilfeempfänger
pauschal als Drückeberger und Trittbrettfahrer unseres sozialen Systems zu
diffamieren, ist unerträglich.
2. Zum einen werden die tatsächlichen Gründe, die die meisten von ihnen zu Empfängern
der Stütze werden lässt, gar nicht mehr zur Kenntnis genommen.
3. Zum andern sind die Unterstützungsleistungen für die meisten von ihnen nicht so
bemessen, dass man sich damit ein schönes Leben machen kann.
4. Und drittens: Hinter den Anfeindungen gegen sozial Schwache zeigt sich das
unerbittliche Gesicht einer nur noch am konsumorientierten Eigennutz orientierten
Denkweise, die sich sich bei uns breit gemacht hat.
5. Es ist daher dringend nötig, dass wir etwas dafür tun, dass diese
Pauschalverurteilungen ein Ende nehmen, ehe es dafür zu spät ist.
(http://www.teachsam.de/deutsch/d_rhetorik/disku/fuenfsatz/fuenfs_3_1.htm)
Der Autor verwendet offenkundig weitere Thesen, um seine Eingangsthese zu stützen
(Thesenkette). Dies kann nur dann erfolgreich sein, wenn diese sekundären Thesen selbst
begründet werden und die Begründungen in Belegen ihr Fundament finden. Da dies im
vorliegenden Beispiel nicht der Fall ist, wird der Autor mit seinem Vortrag schwerlich
überzeugen können.
Auch wenn man gefühlsgeleitet eine Neigung empfinden mag zuzustimmen, wird ein
kritischer Geist eben doch auf Prüfung der sekundären Thesen bestehen. Dabei mag man
leicht zu dem Schluss kommen, dass diese selbst wiederum implizite Behauptungen (die
meisten von ihnen [2]) und Werturteile (schönes Leben [3]) in sich tragen.
Genau an diesen Punkten griffe ein argumentierender Gegner in einer Debatte an.
(Ein ehener Riese auf tönernen Füßen ist leicht zu stürzen!)
Grundsätze Deutsch
Dirk Brandes
Interpretieren
Objekte von Interpretationen sind literarische Texte aller drei Gattungen. Ihre Struktur lässt
sich leicht anhand von fünf w-Fragen aufzählen:
Wer erzählt was wie und warum wem?
wer
Autor
biographische Daten des Autors; Historisches zu seiner
Zeit
was
Inhalt
Inhaltsangabe des literarischen Textes
text-
wie
Form
Struktur, Aufbau und sprachliche Merkmale des Textes
immanente
warum Autorenabsicht
oft kann dies nur eine angenommene sein, da sich
Autoren nur selten zu ihren Intentionen äußern (oder
diese Informationen schlicht nicht vorliegen)
Interpretation
wem
Leser, Hörer, Zuschauer in ihren Zeiten und
Bedingungen
Rezipient
text-
externe
Interpretation
Die w-Fragen können in beliebiger Reihenfolge, müssen aber argumentativ abgearbeitet
werden! Der wesentliche Unterschied zur Erörterung liegt damit nicht in der Struktur des zu
verfassenden Textes, sondern dem Objekt der Betrachtung.
Textexterne Interpretationen sind immer auf eine gründliche Recherche angewiesen.
Textinterne Interpretationen laufen Gefahr, die sozialen und politischen Bedingungen der Zeit,
in der der Text abgefasst wurde, zu ignorieren.
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