GEK Gesundheitsratgeber Diabetes mellitus Ratgeber für ein besseres Verständnis Mit uns geht’s Ihnen gut. 1 Einleitung Diabetes mellitus, die Zuckerkrankheit: Es gibt fast keine Krankheit, bei der das Beiwort „Volks...“ eine größere Berechtigung hätte. Mittlerweile sind in der Bundesrepublik mehrere Millionen Menschen zuckerkrank, Tendenz steigend. Die Dunkelziffer derer, die zwar betroffen sind, aber von ihrer Krankheit gar nichts wissen, ist rekordverdächtig. Denn Diabetes tut nicht weh und an die kaum merklichen Zeichen des erhöhten Blutzuckers haben sich die Betroffenen mit der Zeit längst gewöhnt. Doch die scheinbare Gutmütigkeit des gestörten Stoffwechsels täuscht. Vor allem an den Blutgefäßen nagen die hohen Zuckerspiegel mit der Zeit. Herz, Gehirn, Nieren, Augen, Nerven – es gibt kaum ein Organ, das nicht geschädigt würde. Dabei lassen sich die Folgeschäden vermeiden. Diabetiker haben eine völlig normale Lebenserwartung, wenn ihre Krankheit rechtzeitig erkannt und konsequent behandelt wird. Für Diabetes, wie für viele chronische Leiden, gilt: Es gibt keine Heilung, es gibt nur den richtigen Umgang mit der Krankheit, und der muss in Fleisch und Blut übergehen. Dabei spielen gerade die Verhaltensweisen und die persönlichen Lebensumstände eine wichtige Rolle. Der Arzt kann zwar die richtige Behandlung einleiten und beraten, aber nur, wer genügend über seine Krankheit weiß, wer Warnzeichen erkennt und die Verantwortung für seine Gesundheit selbst übernimmt, wird auf Dauer den Diabetes in den Griff bekommen. Die erstmalige Diagnose Diabetes wird oft als schockierend empfunden. Man denkt sofort an regelmäßige Schulung, sorgfältige Kontrolle der Blutzuckerwerte, korrektes Einhalten der Diät- und Behandlungsrichtlinien, der ungewohnte Umgang mit Injektionshilfen (PEN) und Medikamenten. Aber keine Sorge: Mit der Zeit werden Sie sich zurechtfinden. Die Behandlung beginnt nicht mit Tabletten und Spritzen, sondern mit Tipps für mehr Bewegung und bessere Ernährungsgewohnheiten. Als weitere Hilfe stehen Ihnen Selbsthilfegruppen, Bücher, der GEK Teledoktor und das Internet zur Verfügung. Und so soll auch diese Broschüre Ihnen helfen, besser mit Ihrer Erkrankung umzugehen. Denn die GEK will ihren Versicherten zur Seite stehen und hat für Diabetiker ein spezielles Behandlungsprogramm entworfen – den Besser-Leben-Tarif Diabetes – den wir Ihnen hier ans Herz legen wollen. Wir sind überzeugt, damit den Weg in eine optimale Versorgung Ihres Diabetes zu ebnen. Und das bedeutet für Sie vor allem mehr Lebensqualität und eine längere Lebenserwartung. Ihr Gmünder ErsatzKasse GEK 2 Inhalt 2 4 5 6 7 8 10 11 11 11 12 13 14 15 15 16 17 18 18 19 19 21 22 23 23 23 23 24 25 26 26 27 Einleitung Eine Krankheit mit vielen Gesichtern Der Blutzucker und wie er vom Körper gesteuert wird Typ I-Diabetes Typ II-Diabetes Die Diagnose des Diabetes Welche Komplikationen es gibt Schäden an den großen Gefäßen Schäden an den kleinen Gefäßen Schäden an den Nerven Die Behandlung des Diabetes Die Behandlung des Typ I-Diabetes Verschiedene Arten der Insulintherapie Die Behandlung des Typ II-Diabetes Gegen die Gewohnheit Wenn es nicht mehr ohne Tabletten geht Wann es Zeit wird, auf Insulin umzustellen Selbstkontrolle und regelmäßige Untersuchungen Kontrolluntersuchungen beim Arzt Mit Zucker rechnen Zucker ist nicht gleich Zucker Das Diabetikerregal im Supermarkt Diabetes im Alltag Diabetes und Sport? Diabetiker im Autoverkehr Insulin und Reisen Diabetes und Alkohol Diabetes in der Schwangerschaft Was bringt die Zukunft? Wie finde ich die richtige Schulung? Der „Besser-Leben-Tarif Diabetes“ der GEK Adressen zum Nachfragen 3 Eine Krankheit mit vielen Gesichtern Der menschliche Organismus bedarf gewisser Belastungsreize, um sich zu entwickeln und funktions- und leistungsfähig zu bleiben. Dies gilt nicht nur für den Körper, sondern auch für die psychischen und die sozialen Fähigkeiten des Menschen. Zunächst scheint ganz klar zu sein, was die Zuckerkrankheit ist. Alle Zuckerkranken haben einen zu hohen Zuckerspiegel im Blut, und der führt zu typischen Krankheitszeichen: starker Durst und extreme Urinausscheidung. Diese Zeichen sind schon so lange bekannt, wie es Medizin gibt. Bereits in den frühen Schriften der indischen und der griechischen Heilkunde wird das Krankheitsbild als „honigsüßer Durchfluss“ (Diabetes mellitus) beschrieben. Und das aus alten Kupferstichen bekannte „Abschmecken“ des Urins durch den Arzt hat nicht zuletzt mit dem Erkennen eines ungewöhnlich hohen Zuckergehaltes im Urin zu tun. Aber erst vor gut 80 Jahren wurde die eigentliche Natur der Zuckerkrankheit erkannt. Im Jahr 1921 gelang es, im Tierexperiment ungewöhnlich hohe Blutzuckerspiegel zu senken, indem man einen Extrakt aus der Bauchspeicheldrüse spritzte. Bereits zwei Jahre später 4 4 wurde aus Bauchspeicheldrüsen von Rindern der aktive Bestandteil dieses Extraktes großtechnisch für den Einsatz beim Menschen isoliert, das Hormon Insulin. Erstmals gab es damit eine wirksame Behandlung für Diabetiker. Schon bald wurde klar, dass es verschiedene Arten von Zuckerkranken gab. Die einen waren jung und ausgemergelt, die anderen alt und dick. Es wurden sogar Namen für diese verschiedenen Diabetestypen geschaffen, die sich mancherorts bis heute gehalten haben. „Jugendlicher“ oder „juveniler“ Diabetes nannte man den Diabetes, der meist schon in der Kindheit auftritt und der mit Insulin behandelt wurde. „Altersdiabetes“ hieß folgerichtig der Typ, von dem man annahm, dass er erst im höheren Lebensalter auftritt. Man hielt ihn zunächst für weniger gefährlich und er wurde meist mit zuckersenkenden Tabletten behandelt. Heute wird der Diabetes nicht mehr nach dem Al- ter oder der Art des eingesetzten Medikamentes unterschieden, sondern abhängig von der zugrunde liegenden Störung des Zuckerstoffwechsels als Typ I- oder Typ II-Diabetes bezeichnet. Noch vor hundert Jahren wurden zuckerkranke Menschen nicht alt. Sie starben schon bald nach dem Ausbruch der Krankheit qualvoll in Folge ihrer extrem hohen Zuckerwerte. Heute, in der Ära des Insulins, sind solche extremen Zuckerwerte die Ausnahme. Heute werden Diabetiker meist von den Folgen geplagt, die sich nach Jahren des schlecht behandelten Diabetes einstellen. Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenversagen, Missempfindungen und Taubheit an Armen und Beinen, schlecht verheilende Wunden, Sehschäden bis zur Blindheit, Amputationen... alle diese Erscheinungen haben unmittelbar mit den jahrelang erhöhten Zuckerwerten im Blut zu tun und machen den Diabetes zu einem Chamäleon unter den Krankheiten. Deutschlands kundenfreundliche Krankenkasse Der Blutzucker und wie er vom Körper gesteuert wird Zucker ist der wichtigste Energielieferant für unseren Körper. Er stammt entweder aus der Nahrung oder wird im Körper selbst hergestellt (vor allem in der Leber und im Fettgewebe). Ständig müssen die Körperzellen über das Blut mit Zucker versorgt werden. Sinkt der Blutzucker zu weit ab (Hypoglykämie sagt der Arzt dazu), kann es zu Krampfanfällen und Ohnmacht kommen eine lebensbedrohliche Situation. Entweder sorgt das Hormon Glukagon dann für Zuckernachschub aus dem eigenen Körper, oder es muss schnellstens Zucker von außen zugeführt werden. Normalerweise wird der Blutzuckerspiegel automatisch in einem engen Bereich reguliert. Er liegt vor dem Essen unter 110 mg/dl (6,1 mmol/l) und zwei Stunden nach dem Essen (postprandial lautet der Fachbegriff) unter 140 mg/dl (7,8 mmol/l). Wenn der Zuckerspiegel steigt, beginnen spezialisierte Zellen in der Bauchspeicheldrüse, die sog. Inselzellen, das Hormon Insulin freizusetzen. Insulin sorgt dafür, dass der Zucker aus dem Blut in die Körperzellen aufgenommen und in Energie umgewandelt wird. Dadurch sinkt der Zuckerspiegel im Blut wieder ab. Bei Diabetikern ist dieses Gleichgewicht gestört. Entweder stellt die Bauchspeicheldrüse nicht genug Insulin her, oder das Insulin kann an den Zellen nicht richtig wirken. In beiden Fällen kommt der so wichtige Zucker nicht in den Zellen an, in denen er gebraucht wird. Die Zellen „hungern“, obwohl im Blut reichlich Zucker vorhanden ist. 5 Typ I-Diabetes Die mit weniger als 10% aller Fälle seltenere Form des Diabetes ist der Insulinmangel oder Typ I-Diabetes. Das Immunsystem greift dabei die Inselzellen der eigenen Bauchspeicheldrüse an. Wenn sich die ersten Zeichen der Krankheit durch starken Durst, häufiges Wasserlassen, Gewichtsabnahme und Müdigkeit bemerkbar machen, sind bereits über 80% aller Inselzellen zerstört. Bis alle Insulin-produzierenden Zellen zerstört sind, kann zwar noch einige Zeit vergehen, aber nach wenigen Jahren ist auch die letzte Inselzelle verschwunden. Da körpereigenes Insulin ausschließlich in den Inselzellen hergestellt wird, kann dann kein körpereigenes Insulin mehr produziert werden. Die betroffenen Menschen müssen sich auch die kleinste Menge Insulin von außen zuführen. Der Typ I-Diabetes tritt häufig bereits im Kindes- und Jugendalter auf. Deshalb nannte man ihn früher oft kindlichen oder juvenilen Diabetes. Die Krankheit kann allerdings auch erst im höheren Lebensalter zum Ausbruch kommen. Was den Zerstörungsprozess der Inselzellen in Gang setzt, ist nach wie vor nicht völlig geklärt. Irgendetwas stößt die Abwehrzellen der Betroffenen an, Antikörper gegen die Inselzellen und/oder gegen das Insulin selbst zu bilden. Die Infektion mit verschiedenen Viren wird als mitauslösender Faktor ebenso diskutiert wie eine Reihe von Auffälligkeiten in der Erbsubstanz. 6 6 Allerdings ist der Typ I-Diabetes im Gegensatz zum Typ II-Diabetes weniger stark vererbbar. Ist ein Elternteil Typ I-Diabetiker, werden die Kinder zu 3–6% betroffen sein, sind beide Elternteile Diabetiker, steigt das Risiko für die Kinder auf ca. 10–25%. Deutschlands kundenfreundliche Krankenkasse Typ II-Diabetes Der Typ II-Diabetes liegt bei mehr als neun von zehn Diabetikern vor. Weil diese Form des Diabetes häufig erst im Erwachsenenalter beginnt und sich langsamer entwickelt, wurde er früher auch als Altersdiabetes oder „leichter“ Diabetes bezeichnet. Dabei stellt man diesen Diabetestyp heute zunehmend auch bereits bei Kindern fest, und er kann genauso zum Versagen der körpereigenen Insulinproduktion führen wie der Typ I-Diabetes. Obwohl beim Typ II-Diabetes zu Beginn der Erkrankung genügend Insulin vorhanden ist, steigt der Blutzucker auf zu hohe Werte an. Die Zellen des Körpers sind nicht ausreichend empfindlich gegenüber dem reichlich vorhandenen Insulin, sie können den Zucker aus dem Blut kaum verwerten. Die Ärzte sprechen auch von einer „Insulinresistenz“. Außerdem wird das Insulin beim Typ II-Diabetes oft verzögert freigesetzt. Zunächst bleiben die Zuckerwerte noch einigermaßen unter Kontrolle, weil vermehrt Insulin freigesetzt wird. Nach einigen Jahren können die Inselzellen der Bauchspeicheldrüse der andauernden Maximalbelastung allerdings nicht mehr standhalten. Die Insulinproduktion lässt nach und kommt schließlich, wie beim Typ I-Diabetes, ebenfalls zum Erliegen. Über 90% der Typ II-Diabetiker sind zu dick. Dieser Zusammenhang ist so eindeutig, dass der Diabetes Typ II getrost auch als „Wohlstandskrankheit“ betrachtet werden darf. Wenn es wenige dicke Menschen gibt, wie zum Beispiel in den Nachkriegsjahren, dann verliert auch der Typ II-Diabetes an Bedeutung. Je dicker ein Mensch ist, desto mehr Insulin benötigt er und desto schlechter wirkt das vorhandene Insulin. Außerdem leiden Typ II-Diabetiker auffallend häufig zusätzlich an Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. Diese Kombination typischer Krankheitszeichen ist so verbreitet, dass sie sogar einen eigenen Namen erhielt, das „metabolische Syndrom“. Hohe Blutfettwerte, hoher Blutdruck und Übergewicht – wenn diese Ansammlung von Risikofaktoren zusammenkommt, dann ist die Entwicklung eines Diabetes meist nur eine Frage der Zeit. Behandelt man dieses „metabolische Syndrom“ früh genug, dann lässt sich die Entwicklung eines Diabetes um Jahre verzögern, wenn nicht sogar verhindern. Eine optimale Diabetesbehandlung beginnt also schon lange bevor die Zuckerwerte im Blut auffällig werden. Die verminderte Empfindlichkeit der Zellen auf das Insulin ist zum Teil erblich. Mehr als 50% der Kinder von Typ II-Diabetikern weisen wie ihre Eltern eine verminderte Empfindlichkeit ihrer Zellen gegenüber dem körpereigenen Insulin auf. 7 7 Die Diagnose des Diabetes 8 Deutschlands kundenfreundliche Krankenkasse Typ I-Diabetiker fallen meist sehr rasch durch die ausgeprägten Symptome ihrer deutlich zu hohen Blutzuckerwerte auf. Bei Werten weit über 300 mg/dl kann es sogar zu lebensbedrohlichen Zuständen mit Bewusstlosigkeit kommen, dem „diabetischen Koma“. Starker Durst, häufiges Wasserlassen, Gewichtsabnahme und Abgeschlagenheit führen schon bald zum Arzt und damit zu einer sicheren Diagnose. Bei den Typ II-Diabetikern ist das anders. Mäßig erhöhte Blutzuckerwerte verursachen ebenso wie Bluthochdruck und schlechte Blutfettwerte praktisch keine Beschwerden. Weil sich die Krankheit schleichend entwickelt, gewöhnt man sich an die Müdigkeit, den Durst oder andere scheinbar unwichtige Veränderungen im täglichen Leben. Der Typ II-Diabetes wird häufig erst bei einer Routineuntersuchung entdeckt. Die Diagnose eines Diabetes mellitus gilt als gestellt, wenn die folgenden Kriterien erfüllt sind: • Nachweis typischer Symptome des Diabetes mellitus (z.B. Polyurie, Polydipsie, ansonsten unerklärlicher Gewichtsverlust) • Nüchtern-Glukose im Plasma (i.P.) bzw. im Serum ≥ 7,0 mmol/l (≥ 126 mg/ dl) (≥ 126 mg/dl) oder Nicht-NüchternGlukose i.P. ≥ 11,1 mmol/l (≥ 200 mg/dl) Bei Abwesenheit diabetischer Symptome wird die Diagnose eines Diabetes mellitus unabhängig von Alter und Geschlecht durch Messung mehrfach erhöhter Nüchtern-Blutzuckerwerte an mindestens zwei verschiedenen Tagen gestellt: • mindestens zweimaliger Nachweis von Nüchtern-Glukose i.P. ≥ 7,0 mmol/l (≥ 126 mg / dl), • mindestens zweimaliger Nachweis von Nicht-Nüchtern-Glukose i.P. ≥ 11,1 mmol/l (≥ 200 mg/dl) oder • Nachweis von Glukose i.P. ≥ 11,1 mmol/l (≥ 200 mg/dl)/ 2 Stunden nach oraler Glukosebelastung (75 g Glukose). Bei verdächtigem klinischem Bild und widersprüchlichen Messergebnissen ist zusätzlich die Diagnosestellung mittels oralem Glukosetoleranztest möglich. Die zur Einschreibung führenden Messungen dürfen nicht während akuter Erkrankungen (z.B. Infektionen) oder während der Einnahme das Ergebnis verfälschender Medikamente (z.B. Glukokortikoide) durchgeführt werden, es sei denn, die Einnahme dieser Medikamente ist wegen einer chronischen Erkrankung langfristig erforderlich. Die Unterscheidung zwischen Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 erfolgt anhand der Anamnese und des klinischen Bildes. Plasmaglukose nüchtern 2 Std. nach oGTT Vollblutglukose venös mmol/l mg/dl kapillär mmol/l mg/dl venös mmol/l mg/dl kapillär mmol/ l mgdl ≥ 7,0 ≥ 126 ≥ 7,0 ≥ 126 ≥ 6,1 ≥ 110 ≥ 6,1 ≥ 110 ≥ 11,0 ≥ 200 ≥ 12,2 ≥ 220 ≥ 10,0 ≥ 180 ≥ 11,0 ≥ 200 Interpretation eines Nüchtern-BZ-Wertes sowie oraler Glukosebelastung (75 g oGTT) 9 Welche Komplikationen es gibt 10 Deutschlands kundenfreundliche Krankenkasse Wenn die Diagnose „Diabetes“ feststeht, dann muss gehandelt werden. Je frühzeitiger und konsequenter die hohen Blutzuckerwerte normalisiert werden, desto geringer ist die Gefahr von Folgekrankheiten. Betroffene mit Typ II-Diabetes, die ein metabolisches Syndrom aufweisen, müssen dabei alle Faktoren gleichzeitig angehen. Denn alle beim metabolischen Syndrom auftretenden Risiken tragen zur Zerstörung der Gefäßwände bei, die sich sowohl in den großen Gefäßen (Makroangiopathie) als auch in den kleinen Gefäßen (Mikroangiopathie) ausbilden. Schäden an den großen Gefäßen Veränderungen der größeren Blutgefäße kommen auch bei Nicht-Diabetikern vor, jedoch sind Diabetiker viel häufiger betroffen. Arterienverkalkung nennt der Volksmund diese Fett- und Kalkreste in den Adern, Arteriosklerose nennt sie der Arzt. Solche verengten Stellen in den Gefäßen lassen nicht mehr genug Blut durch und drohen ständig zu verstopfen. Sind Herzkranzgefäße oder Hirngefäße betroffen, können ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall entstehen. An diesen Ereignissen sterben Diabetiker viel häufiger und viel früher als andere Menschen. Sie sind das wichtigste Risiko, das mit Diabetes in Verbindung steht, vor allem bei gleichzeitig zu hohem Blutdruck. Sind die Gefäße in den Beinen verengt, so werden die dahinter liegenden Gliedmaßen nicht mehr richtig mit Blut versorgt, im Extremfall droht eine Amputation. Viele der über 20.000 Amputationen sind jedes Jahr auf langjährigen, schlecht behandelten Diabetes zurückzuführen. Bluthochdruck, erhöhte Blutfette und Rauchen sind natürlich ebenso an diesem Prozess beteiligt. In Kombination mit dem Diabetes sind sie eine extrem brisante Mischung. Schäden an den kleinen Gefäßen Veränderungen an den kleinen und kleinsten Blutgefäßen (Mikroangiopathie) treten bei Nicht-Diabetikern fast nie auf. Sie sind typisch für Diabetiker. Die kleinen Gefäße scheinen dabei durch die hohen Zuckerkonzentrationen im Blut direkt geschädigt zu werden. Diese Mikroangiopathien werden umso wahrscheinlicher, je länger der Blutzucker schlecht eingestellt ist. Am häufigsten sind die Netzhaut des Auges und die kleinen Gefäße der Niere betroffen. Sind die Schäden in Augen und/oder Nieren erst einmal entstanden, kann man daran nichts mehr ändern. Mehr als 5.000 Erblindungen und über die Hälfte aller Dialysepatienten gehen in Deutschland jedes Jahr auf das Konto eines schlecht behandelten Diabetes. Allein die konsequente Blutzuckereinstellung und -kontrolle kann diese fatalen Folgen verhindern. hohen Blutzucker zurückzuführen sind. Sogar Muskellähmungen können Ausdruck dieser gestörten Nervenfunktion sein. Neben den Extremitäten können aber auch die Augenmuskeln (plötzliches Schielen) oder innere Organe (Herzrhythmusstörungen, Durchfall, Blasenstörungen, Impotenz etc.) von den Nervenstörungen betroffen sein. Besonders problematisch ist dabei das Taubheitsgefühl in den Füßen. Kleine Verletzungen werden nicht bemerkt und entwickeln sich dann zu schlecht heilenden Wunden. Regelmäßige und gründliche Kontrolle und Pflege der Füße, am besten durch geschulte Experten, und die Versorgung mit gut sitzenden Schuhen sollte daher für jeden Diabetiker zum Standardprogramm gehören. Schäden an den Nerven Häufig werden Diabetiker auf ihre Krankheit überhaupt erst aufmerksam, wenn sie plötzlich Taubheit, Kribbeln oder Berührungsempfindlichkeit an Armen und Beinen feststellen. Diese Missempfindungen sind Folge von Nervenschäden, die auf den 11 Die Behandlung von Diabetes 12 12 Deutschlands kundenfreundliche Krankenkasse Ziel jeder Diabetesbehandlung ist es, den Blutzuckerverlauf über die gesamten 24 Stunden eines Tages so zu steuern, dass er dem eines gesunden Menschen entspricht. Je nachdem, wie viel Insulin der Körper noch selbst produziert und wie gut er auf das Insulin reagiert, gibt es verschiedene Möglichkeiten, dieses Ziel zu erreichen. Von der alleinigen Diät und Ernährungs- und Lebensstilumstellung (mehr Bewegung!) über blutzuckersenkende Tabletten bis hin zur vollständigen Insulinersatztherapie mit Injektionshilfen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Weil sich der Diabetes mit der Zeit weiter entwickelt, muss auch die Behandlung den sich verändernden Erfordernissen angepasst werden. Man nennt das „Einstellen“ eines Diabetes. Jeder Diabetiker kann durch regelmäßige Kontrolle der eigenen Blutzuckerwerte selbst sehr frühzeitig erkennen, wann eine Anpassung seiner Behandlung an die neuen Erfordernisse nötig wird. Auch ein Anstieg des Blutzuckerlangzeitwertes (HbA1c) bei einer Kontrolluntersuchung weist auf eine Verschlechterung der Diabeteseinstellung hin. Die Behandlung des Typ I-Diabetes Der Typ I-Diabetes ist durch das Fehlen von Insulin gekennzeichnet. Tabletten und Diät können hier nichts ausrichten. Wenn nicht mehr ausreichend eigenes Insulin zur Verfügung steht oder gar kein eigenes Insulin mehr vorhanden ist, dann muss es von außen zugeführt werden. Das geschieht durch Injektionshilfen unter die Haut, weil Insulin in Tablettenform im Magen von den Verdauungssäften zersetzt würde. Pro kg Körpergewicht braucht ein Erwachsener normalerweise zwischen einer halben und zwei Einheiten Insulin täglich. Mancher etwas mehr, mancher etwas weniger. Ungefähr die Hälfte davon (Basalinsulin) wird für die Zuckermenge benötigt, die vom Körper selbst an das Blut abgegeben wird (vor al- lem aus der Leber und den Fettzellen), der andere Teil dient dazu, die Zuckermengen (Kohlenhydrate) abzudecken, die man mit der Nahrung zu sich nimmt. Als Faustformel gilt: Eine Einheit Insulin senkt den Blutzucker um ca. 40 mg/dl (2,2 mmol/l). Es ist manchmal nicht ganz einfach, eine gute Blutzuckereinstellung zu erreichen. Zu viel Insulin heißt, der Zucker sinkt zu stark ab (Hypoglykämie, Unterzuckerung), zu wenig Insulin heißt, der Blutzucker bleibt zu hoch und es drohen Folgeschäden. Deshalb werden heute Insuline eingesetzt, die sich hinsichtlich Wirkungseintritt und Wirkdauer stark unterscheiden. Basis- und Verzögerungsinsuline wirken langsam aber lang anhaltend, sog. Alt- oder Normalinsuline wirken eher schnell, dafür aber nur kurz. Wenn ein lang- und ein kurz wirkendes Insulin in einer Injektion gemischt werden, spricht man von „Mischinsulin“. Nutzen und Sicherheit wurden bisher für Humaninsulin und für Schweineinsulin in entsprechenden Langzeitstudien nachgewiesen. 13 Verschiedene Arten der Insulintherapie Bei der so genannten „konventionellen“ Insulintherapie wird eine feste Menge Mischinsulin morgens und abends gespritzt. Eine solche Behandlung ist sehr einfach, denn man weiß genau, was und wie viel man jeden Tag spritzen muss. Allerdings richten sich bei so einem starren Schema die Essenszeiten und -mengen genau nach der im vorab gespritzten Insulinmenge. Vergisst man eine Mahlzeit, dann entsteht eine gefährliche Unterzuckerung im Blut. Bei der moderneren, so genannten „intensivierten“ Insulintherapie (ICT), wird einoder zwei Mal am Tag ein lang wirkendes Insulin (Basalinsulin) gespritzt. Zu den Mahlzeiten spritzt man dann je nachdem, wie viel man essen will, schnell wirkendes Insulin dazu. So ist man, was das Essen betrifft, sehr flexibel. Der Blutzucker muss dann aber auch engmaschig kontrolliert werden. Für eine optimale Insulintherapie muss man sich gut auskennen mit all den Faktoren, die den Blutzuckerspiegel und den aktuellen Insulinbedarf des Körpers beeinflussen (Nahrung, Bewegung, Fieber, Alkohol, andere Medikamente etc.). Wenn die Insulinmenge zu hoch ist oder das Insulin zu lange vor dem Essen gespritzt wird (sog. Spritz-Essabstand), oder wenn die Kohlenhydratmenge des Essens falsch berechnet wird – unter all diesen Bedingungen besteht das Risiko, dass der Blutzuckerspiegel unter 50 mg/dl (2,8 mmol/l) fällt. Dann liegt eine Unterzuckerung vor, der Mediziner sagt Hypoglykämie. Eine solche Hypoglykämie macht sich durch typische körperliche Anzeichen bemerkbar, die jeder Diabetiker, der Insulin spritzt, kennen muss: 14 14 • Zunächst Heißhunger, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Herzrasen oder Schweißausbrüche • Zittern, Sehstörungen und Orientierungslosigkeit folgen bei schwereren Unterzuckerungen • Schließlich verliert man das Bewusstsein und es kann sogar zu Krampfanfällen kommen. Besonders bei der intensivierten Insulintherapie kommt es auf die aktive Mitarbeit an. Denn die Gefahr von Unterzuckerungen ist bei häufig wechselnden Spritzmengen natürlich größer. Auf jeden Fall sollte jeder, der Insulin spritzt, immer einen schnell verdaubaren Zuckervorrat (z.B. Fruchtsäfte oder Traubenzucker) bei sich haben, um solchen Zuständen entgegenwirken zu können. kurz wirksame Insuline Wirkung setzt bereits nach 10 Minuten ein und hält 2 – 3 Stunden an Normal-/Alt-Insuline Wirken nach 15 – 30 Minuten, die Wirkung hält ca. 3 – 4 Stunden an NPH-Insuline (Verzögerungsinsulin) Ein Verzögerungsinsulin wirkt erst nach ca.1 Stunde, dafür hält die Wirkung aber über 8 – 12 Stunden an NPH-Mischinsuline Feste Mischungen aus Alt- und Verzögerungsinsulinen; Wirkprofil entspricht den jeweils enthaltenen Substanzen zinkverzögerte Insuline Hauptwirkung 4 – 8 Stunden nach Injektion Insulinanaloga Insulinabkömmlinge (kurz wirksame und lang wirksame mit einer Wirkdauer bis zu 24 Stunden) Deutschlands kundenfreundliche Krankenkasse Die Behandlung des Typ II-Diabetes Beim Typ II-Diabetes reagieren die Zellen des Körpers nicht ausreichend auf das vorhandene Insulin, sie sind „insulinresistent“ und/oder das Insulin wird nicht schnell genug ausgeschüttet, um die anfallende Zuckermenge nach dem Essen bewältigen zu können. Vor allem zu Beginn der Krankheit sind die Blutzuckerwerte viel niedriger als sie es bei einem Typ I-Diabetiker sind. Bei der überwiegenden Mehrzahl der Typ IIDiabetiker besteht aber ein metabolisches Syndrom mit Übergewicht, Bluthochdruck und erhöhten Blutfettwerten. Diese gefährliche Mischung muss zuerst entschärft werden. Gegen die Gewohnheit Der wichtigste Schritt zum Behandlungserfolg scheint deshalb einfach: Abnehmen. „Zu viel, zu fett, zu schnell“ – diese schlechten Essgewohnheiten sind jahre- lang antrainiert. Zusammen mit der abendlichen Portion Fernsehen, Rauchen und Alkohol hinterlässt dieser Lebensstil auf Dauer nicht nur Fett am Bauch und auf den Hüften, sondern ist für Menschen mit Typ II-Diabetes der Schlüssel für die Veränderung der Blutzuckerwerte. Aber von lieb gewonnenen Gewohnheiten will sich kaum jemand freiwillig verabschieden. Diät und Bewegung, nicht rauchen und kein Alkohol – das kommt für viele einem Alptraum gleich. Aber mit welchen Katastrophenfantasien auch immer Sie sich dem wichtigsten Behandlungsziel zu widersetzen versuchen: Entscheidender noch als Tabletten und Insulinspritzen ist es, abzunehmen und sich körperlich mehr zu bewegen. Setzen Sie sich dabei realistische Ziele, es ist nicht notwendig, sich einen Laufstegkörper anzuhungern oder zum Hochleistungssportler zu werden. Schon 10% weniger auf der Waage und mehrmals pro Woche Fahrradfahren oder Spazierengehen entlasten den Zuckerstoffwechsel erheblich. Bedenken Sie dabei: Abnehmen gelingt nicht mit Wunderdiäten. Es funktioniert nach der alten Formel, die ohnehin jeder kennt: mehr Energie verbrauchen, weniger essen. Also bewegen Sie sich mehr (unabhängig von der Gewichtsabnahme verbessert Bewegung auch die Insulinwirkung an den Zellen) und achten Sie auf versteckte Fette. Bevorzugen Sie Vollkornprodukte, Obst und Gemüse. Essen Sie kleinere Portionen und lassen Sie sich Zeit dabei. Und wenn Sie es allein nicht schaffen, dann lassen Sie sich helfen. In der Gruppe und mit Anleitung von Ernährungsberatern und/oder anderen Betroffenen gelingt es dann vielleicht, zum Erfolg zu gelangen. Wenn Sie erst einmal den Einstieg geschafft haben, erkennen Sie vielleicht: Es geht Ihnen keine Lebensqualität verloren, Sie gewinnen sogar dazu. Wichtig nur: Versuchen Sie, dass Ihnen die Ess- und Bewegungsumstellung auch dauerhaft erhalten bleibt. 15 Sie müssen von Anfang an wissen, dass es nicht darum geht, vier Wochen lang ein bestimmtes Programm durchzuhalten, um dann wieder zum alten Lebensstil zurückkehren zu können. Und bedenken Sie auch: Wenn Sie erst einmal weniger wiegen, brauchen Sie automatisch für alle normalen Aktivitäten weniger Energie. Schon deshalb muss die Umstellung der Bewegungs- und Ernährungsgewohnheiten dauerhaft bleiben. Mehr bewegen, weniger fett essen, mehr Ballaststoffe, wenig Alkohol und nicht rauchen: Wenn Sie das beherzigen, wird sich Ihr Gewicht reduzieren und Ihre Blutzuckerwerte werden sich möglicherweise von selbst regulieren, Ihre Blutfettwerte werden sich verbessern und Ihr Blutdruck wird sinken. Wenn Blutdruck und Blutfette zu hoch bleiben, dann sollten diese allerdings unabhängig von den Zuckerwerten behandelt werden. Gelingt es, das metabolische Syndrom zu beherrschen, sinkt Ihr erhöhtes Risiko für Folgekrankheiten wie Herzinfarkt, 16 16 Schlaganfall und andere Organschäden drastisch. Erreichung der Therapieziele in bestimmten Studien nachgewiesen wurden: Wenn es nicht mehr ohne Tabletten geht Durch Abnehmen, mehr Bewegung und generell eine gesündere Lebensführung kann der Zuckerstoffwechsel oft jahrelang normalisiert werden. Trotzdem reicht das für viele Diabetiker nicht aus, oder es kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem der morgendliche Blutzucker und/oder der Blutzucker nach dem Essen zu hohe Werte annimmt. Der Blutzuckerlangzeitwert (HbA1c) steigt an, im Urin lässt sich unter Umständen Zucker feststellen. Ihr Arzt wird Ihnen raten, zusätzlich zu den Diätmaßnahmen auch noch Medikamente zu nehmen. Es gibt eine Reihe von Mitteln, die den Blutzucker auf unterschiedliche Weise senken. Für die Tablettenbehandlung sollten folgende Wirkstoffgruppen vorrangig Verwendung finden, deren positiver Effekt und deren Sicherheit im Hinblick auf die • Sulfonylharnstoffe (Glibenclamid) verbessern die Insulinfreisetzung aus den Zellen der Bauchspeicheldrüse. • Biguanide (Metformin) hemmen die Zuckerneubildung in der Leber. Außerdem wird die Kohlenhydrataufnahme im Darm verlangsamt. Biguanide sind besonders für übergewichtige Typ IIDiabetiker geeignet. Deutschlands kundenfreundliche Krankenkasse Ebenfalls Verwendung in der DiabetesBehandlung mit Tabletten finden die folgenden Stoffe, die jedoch in der maßgeblichen Verordnung für die Durchführung des Besser-Leben-Tarifs Diabetes nicht genannt sind, da die entsprechenden Studien zur Sicherheit und/oder Wirksamkeit nicht oder noch nicht vorliegen: siken führen: Es kann zu einer Unterzuckerung im Blut kommen, wenn Sie nicht ausreichend gegessen, sich körperlich belastet oder zu viel Alkohol getrunken haben. Eine Unterzuckerung bedeutet, dass der Zuckerwert unter 50 mg/dl (2,8 mmol/l) fällt. Das macht sich durch typische körperliche Anzeichen bemerkbar: • Glinide erhöhen die Insulinproduktion in den Inselzellen. • zunächst Heißhunger, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Herzrasen oder Schweißausbrüche • Glukosidase-Hemmer vermindern die Kohlenhydrataufnahme aus dem Darm. • Glitazone senken die Insulin-Resistenz der Fett-, Muskel- und Leberzellen. Die Zellen reagieren wieder besser auf das vorhandene Insulin, weshalb sie auch „Insulin-Sensitizer“ genannt werden. Alle diese Mittel gibt es in Tablettenform. Sie heißen deshalb „orale Antidiabetika“. Sie lassen sich untereinander auch kombinieren, so dass der Arzt nicht nur die Dosis erhöhen, sondern jedem seine maßgeschneiderte Behandlung verschreiben kann, wenn die Zuckerwerte schlechter werden. Vor allem die oralen Antidiabetika, die die freigesetzte Insulinmenge erhöhen, also z.B. Sulfonylharnstoffe, können aufgrund ihrer Wirkungsweise zu unerwünschten Ri- • Zittern, Sehstörungen und Orientierungslosigkeit folgen bei schwereren Unterzuckerungen • Schließlich verliert man das Bewusstsein und es kann sogar zu Krampfanfällen kommen. So schwere Unterzuckerungen sind aber nur sehr selten durch orale Antidiabetika zu erwarten und können von gut geschulten Patienten in der Regel vermieden werden. Auf jeden Fall sollte jeder, der diese oralen Antidiabetika einnimmt, immer einen schnell verdaubaren Zuckervorrat (z.B. Fruchtsäfte oder Traubenzucker) bei sich haben, um solchen Zuständen entgegen wirken zu können. Wann es Zeit wird, auf Insulin umzustellen Irgendwann reichen Medikamente, Diät und Bewegung allein nicht mehr aus, um die Blutzuckerwerte im normalen Bereich zu halten. Die Insulinproduktion in den dauerbelasteten Zellen der Bauchspeicheldrüse kommt allmählich zum Erliegen. Zunächst kann man zusätzlich zu den oralen Antidiabetika lang wirkendes Insulin spritzen. Spätestens aber, wenn öfter als zwei Mal am Tag mit Insulin nachgeholfen werden muss, wird es Zeit, auf die oralen Antidiabetika zu verzichten und auf eine alleinige Insulintherapie umzustellen. In der modernen Diabetestherapie ist man dazu übergegangen, auch beim Typ II-Diabetiker viel früher auf eine Insulinbehandlung umzustellen, um in der Übergangsphase nicht zu riskieren, dass über längere Zeit schlechte Zuckerwerte auftreten. Das regelmäßige Spritzen von Insulin ist zwar für die meisten Zuckerkranken eine scheinbar große Hürde, die mit vielen Widerständen behaftet ist. Aber wenn die Umstellung erst einmal gelungen ist, dann wundern sich die meisten, wie einfach eine solche Spritzenbehandlung mit den modernen Hilfsmitteln ist (Fertigspritzen, Messgeräte etc.). Für die Insulintherapie beim Typ II-Diabetiker gelten dieselben Prinzipien wie für die Insulinbehandlung beim Typ I-Diabetes. 17 Selbstkontrolle und regelmäßige Untersuchungen Dauerhaft normale Blutzuckerwerte und ein normalisierter Blutdruck sind die wichtigsten Ziele jeder Diabetesbehandlung. Genügend Bewegung, bewusste Ernährung und ein zuverlässiger Umgang mit den Medikamenten sind der Schlüssel zum Erfolg. Ihr Arzt wird regelmäßig eine Kontrolluntersuchung durchführen. Dabei kann eine schlechte Zuckereinstellung aber nur nachträglich entlarvt werden. Im Alltag müssen Sie die Kontrolle selbst übernehmen. Typ II-Diabetiker, die noch kein Insulin spritzen, sollten Ihren Blutzucker wenigstens einmal pro Woche im Tagesverlauf messen. Also morgens nüchtern, 2 Stunden nach dem Frühstück und den Mahlzeiten sowie vor dem Zu-Bett-Gehen. Insulinpflichtige Diabetiker tun das abhängig von ihrem „Spritzplan“ ohnehin mehrmals am Tag. Schreiben Sie die gemessenen Werte sorgfältig auf. Sie sind wichtige Informationen für den Arzt. Zur Messung des Blutzuckers gibt es heute sehr genaue Geräte und Messstreifen. Die Messgeräte und Hilfsmittel sind mittlerweile so klein, dass sie in jedes Handgepäck passen. „Erfahrene“ Diabetiker messen ihren Blutzucker im Restaurant oder auf dem Sportplatz, ohne dass ihre Umgebung das überhaupt bemerkt. Wenn Sie dabei einmal zu hohe Blutzuckerwerte oder mit einem Messstreifen Zucker im Urin messen, dann braucht Sie das nicht gleich in Panik zu versetzen. Folgeschäden werden nicht durch einmalig hohe Werte, sondern durch wiederholte oder andauernde Zuckerentgleisungen verursacht. Kontrolluntersuchungen beim Arzt Zur Kontrolle durch den Arzt gehört die Messung des Blutzuckerlangzeitwerts HbA1c. Letzterer ist verzuckerter roter Blutfarbstoff, der entsteht, wenn sich Zuckerbausteine an das Hämoglobin (= roter 18 18 Blutfarbstoff) der roten Blutkörperchen binden. Der HbA1c-Wert zeigt an, ob in den vergangenen 10-12 Wochen häufiger Phasen mit zu hohen Blutzuckerkonzentrationen vorgekommen sind. Ein erhöhter HbA1c-Wert (welcher Wert „erhöht“ ist, wird der Arzt individuell festlegen) muss zu Konsequenzen in der Blutzuckereinstellung führen. Bei der Kontrolluntersuchung wird aber auch festgestellt, wie es um Ihr Gewicht und Ihren Blutdruck bestellt ist und ob sich frühe Zeichen für Organschäden durch den Diabetes zeigen. Dabei werden also auch Herz- und Nierenfunktion, Blutfette, Sensibilität und Vibrationsempfinden an Armen und Beinen kontrolliert. Die Ergebnisse werden in einem Diabetikerpass festgehalten. Mindestens einmal im Jahr sollte auch der Augenhintergrund bei einem Augenarzt gespiegelt werden. Frühzeitig erkannt und konsequent behandelt lassen sich Folgekrankheiten fast immer vermeiden. Der Besser-Leben-Tarif Diabetes der GEK sorgt dafür, dass alle Kontrolluntersuchungen bei Ihnen zuverlässig durchgeführt werden. Deutschlands kundenfreundliche Krankenkasse Mit Zucker rechnen Dass Zuckerkranke keinen Zucker essen dürfen, ist ein häufiges Missverständnis. Im Gegenteil: Das Problem ist ja nicht der Zucker in der Nahrung, das Problem ist, dass der Körper diesen Zucker nicht verwerten kann. Eine zuckerfreie Diät kann das Problem des fehlenden Insulins nicht beheben. Auf der Speisekarte des Diabetikers sollten deshalb, genau wie bei jedem gesunden Menschen auch, über 50% „Kohlenhydrate“ stehen. Kohlenhydrate sind alle Nahrungsbestandteile, die aus Zuckerbausteinen bestehen und die deshalb den Blutzucker erhöhen. Für den Diabetiker ist natürlich wichtig, wie viel Kohlenhydrate in einer Mahlzeit enthalten sind. Nur so kann man voraussehen, wie hoch der Blutzucker ansteigen wird und wie viel Insulin gespritzt werden muss. Um das Abschätzen zu erleichtern, werden die Kohlenhydratmengen in Lebensmitteln oft in Berechnungseinheiten (BE) angegeben. Eine BE entspricht 10–12g Kohlenhydraten. In sog. Kohlenhydrat-Austauschtabellen lässt sich ablesen, welche Menge eines bestimmten Nahrungsmittels einer BE entspricht. Als „Anfänger“ empfiehlt es sich, die Lebensmittel einzeln abzuwiegen und dann mit Hilfe der Austauschtabelle die BEs zu berechnen. Später kann man die Kohlenhydratmengen im Essen ziemlich genau abschätzen. Um dann zu errechnen, wie viel Insulin gespritzt werden muss, wird die Menge der Berechnungseinheiten mit dem sog. BE-Faktor multipliziert. Der BE-Faktor ist von der persönlichen Empfindlichkeit auf Insulin abhängig und muss bei jedem Neueinstellen der Behandlung bestimmt werden. Eine geringe BE-Anzahl bedeutet natürlich nicht unbedingt, dass in einem Lebensmittel wenig Kalorien enthalten sind. Eiweiß und vor allem Fett sind für die Kalorienzahl eines Lebensmittels genauso wichtig. Typ II-Diabetiker, die abnehmen oder ihr Gewicht halten wollen, sollten vor allem Fett und damit Kalorien sparen. Zucker ist nicht gleich Zucker Kohlenhydrat-Austauschtabellen erlauben, die benötigte Insulinmenge festzulegen, die vor dem Essen gespritzt werden muss, um den Zucker zu verwerten. Diese einfache Rechenaufgabe trifft natürlich nur für den Diabetiker zu, der überhaupt kein oder kaum eigenes Insulin mehr produziert. Vor allem bei Typ II-Diabetikern trifft das zu Beginn ihrer Erkrankung in der Regel so nicht zu. Sie müssen vielmehr darauf achten, dass die Kohlenhydrate, die sie essen, nicht zu schnell ins Blut gelangen und zu Getreideprodukte Brötchen Knäckebrot Mischbrot Vollkornbrot Salzstangen 25 20 30 30 15 Mehl, Teigwaren etc. Haferflocken 20 Nudeln ungekocht 15 Reis ungekocht 15 Mehl 15 Pizzateig roh 30 Milch, Milchprodukte Joghurt 250 Milch 250 plötzlichen Zuckerspitzen führen. Denn damit können ihre überforderten Inselzellen nicht zurechtkommen. Und in der Geschwindigkeit, mit der die Kohlenhydrate aus dem Darm in das Blut aufgenommen werden, unterscheiden sich die verschiedenen Lebensmittel erheblich. Das ist leicht verständlich, wenn man sich den chemischen Aufbau der Kohlenhydrate betrachtet. Sie bestehen aus einzelnen Zuckerbausteinen, die miteinander verknüpft sind. Kartoffeln Kartoffeln Kartoffelpüree Pommes frites Kartoffelchips 65 15 35 25 Gemüse Erbsen frisch Linsen Sojabohnen Artischocken Mais 100 20 45 100 60 Obst Apfel Apfelsine Banane 100 100 50 Birne Erdbeeren Kirschen, süß Kiwi Wassermelone 90 160 90 110 250 Getränke Apfelsaft Orangensaft 100 110 Süßigkeiten Milchschokolade Milcheis Fruchteis Honig 20 20 40 20 19 Traubenzucker und Fruchtzucker sind so genannte Einfachzucker. Sie werden unverändert ins Blut und anschließend in die Zellen aufgenommen. Haushaltszucker und Milchzucker bestehen aus jeweils zwei, Stärke aus sehr vielen aneinander gebundenen Zuckerbausteinen. Diese Bausteine müssen im Darm erst aufgespalten werden und gelangen entsprechend langsamer ins Blut. Deshalb gilt allgemein: dieselbe Menge Einfach- und Zweifachzucker wie Traubenzucker, Haushaltszucker oder Milchzucker führen beim Diabetiker zu höheren Blutzuckerspiegeln als die gleiche Menge Mehrfachzucker aus stärkehaltigen Nahrungsmitteln (Kartoffeln, Nudeln etc.). Wenn Zucker in der Nahrung mit Fett oder Eiweiß verbunden oder wie in Vollkornprodukten mit Ballaststoffen versehen ist, dann wird er ebenfalls langsamer ins Blut aufgenommen. Wie schnell die Kohlenhydrate ins Blut aufgenommen werden, gibt der sog. glykämische Index an. Traubenzucker (reine Glukose) hat einen glykämischen Index von 100%. Im Vergleich damit werden andere Nahrungsmittel langsamer oder schneller aufgenommen. Je niedriger der glykämische Index eines Lebensmittels, desto langsamer lässt es den Blutzucker ansteigen und desto besser kommt der Typ II-Diabetiker damit zurecht. Es ist also besser, eher „langsame“ Kohlenhydrate auf dem Speiseplan zu haben und die „schnellen“ zu vermeiden. 20 20 GI Beispiele 90–110 % Instant-Kartoffelpüree, süße Getränke, gekochter Reis, Honig, Malzzucker 70–90 % Weißbrot, Weizenmehl, Bier, Plätzchen 50–70 % Haferflocken, Bananen, Vollkornbrot, ungesüßte Obstsäfte, Salzkartoffeln 30–50 % Milch, Naturjoghurt, Obst, Hülsenfrüchte < 30 % Fruchtzucker, Bohnen, Gemüse, Nüsse Glykämischer Index (GI) einiger Lebensmittel Deutschlands kundenfreundliche Krankenkasse Das Diabetikerregal im Supermarkt Beim Einkaufen stößt man immer wieder auf Diabetikerprodukte. Von Zuckeraustauschstoffen, Süßstoffen, Light-Produkten ist meist die Rede. Aber die Aufschrift „geeignet für Diabetiker“ sagt nur etwas über den Zuckeranteil des entsprechenden Produktes. Oft sind gerade in diesen Nahrungsmitteln besonders viele Fette und Kalorien enthalten. Das ist keine gute Alternative für den durchschnittlichen Typ II-Diabetiker. In „light“-Produkten ist der Fettanteil meist tatsächlich reduziert und diese Lebensmittel enthalten weniger Kalorien – lassen Sie sich dann nur nicht verführen, gleich doppelt so viel davon zu essen. Als Zuckeraustauschstoff wird in Diabetikerprodukten meist Fruchtzucker eingesetzt, der den Blutzucker sehr viel langsamer ansteigen lässt als Haushaltszucker. Eine brauchbare Alternative, genau wie die unterschiedlichen zugelassenen Süßstoffe (Zyklamat, Aspartam, Saccharin etc.), die helfen können, Kalorien zu sparen. Besitzt ein Lebensmittel oder ein Getränk ausschließlich solche Süßstoffe, dann braucht man sie in der BE-Berechnung auch nicht mitzurechnen. Einfachzucker Traubenzucker Fruchtzucker = Glukose = Fruktose Zweifachzucker Haushaltszucker = Saccharose = Glucose + Fruktose = Maltose = Glukose + Glukose = Laktose = Glukose + Galaktose Malzzucker Milchzucker Mehrfachzucker Stärke = Glykogen = viele Traubenzucker Bausteine mit Ballaststoffen in allen Vollkornprodukten, Kartoffeln, Salat, Gemüse und Obst Struktur der Kohlenhydrate 21 Diabetes im Alltag 22 Deutschlands kundenfreundliche Krankenkasse Bis jetzt wurde so viel von den Pflichten und Einschränkungen eines Diabetikers berichtet, dass es fast so scheint, als ob die Diagnose Diabetes das Ende eines „normalen“ Lebens bedeuten würde. Aber egal ob lange Wanderungen, das große Eis, die Sahnetorte am Nachmittag, die Flasche Bier am Abend: Nichts ist dem insulinpflichtigen Diabetiker grundsätzlich verboten. Wer seinen Insulinbedarf kennt und weiß, was den Zucker im Blut erhöht und was ihn erniedrigt, kann sich fast alles erlauben. Grenzen sind dem Genuss natürlich dort gesetzt, wo andere Ziele der Behandlung wie das Körpergewicht, der Blutdruck oder die Einstellung der Blutfettwerte in Gefahr geraten. Voraussetzung für die heute übliche intensivierte Insulintherapie, die sich am jeweils aktuellen Bedarf orientiert, ist natürlich eine gründliche Schulung, die regelmäßig aufgefrischt werden sollte. Diabetes und Sport? Sie können nicht nur Sport treiben, Sie sollen sogar. Sportliche Aktivitäten sind für Diabetiker mindestens ebenso wichtig wie für jeden Gesunden. Auf Insulin oder orale Antidiabetika eingestellte Diabetiker müssen dabei berücksichtigen, dass körperliche Aktivität den Blutzuckerspiegel senkt. Entweder benötigt man entsprechend weniger Insulin, oder man muss zusätzliche Kohlenhydrate essen (sog. Sport-BE). Als Faustregel gilt: pro Stunde mittlerer Aktivität ca. 1–2 BE. Liegt der Blutzuckerwert unter 60 mg/dl (3,34 mmol/l) oder über 300 mg/dl (16,67 mmol/l), sollte zunächst ein normaler Wert erreicht werden. Was vor allem Typ II-Diabetiker wissen sollten: Körperliche Aktivität ist der Schlüssel für eine gute Insulinwirkung. Durch Bewegung werden die Zellen ‚sensibler’ für Insulin: Das lebenswichtige Hormon kann seine Wirkung viel besser entfalten, wo- durch auch der Blutzucker gesenkt wird. Dabei muss man noch nicht einmal zum Hochleistungssportler werden: Bereits zügiges Spazierengehen oder entspanntes Fahrradfahren helfen, die Insulinwirkung zu verbessern. Natürlich hat körperliche Aktivität noch weitere günstige Effekte: Das Immunsystem wird gestärkt und die Gewichtsabnahme wird unterstützt. Wichtig ist allerdings, sich regelmäßig zu bewegen. Diabetiker im Autoverkehr Die Leitlinien des Bundesverkehrsministeriums besagen, dass insulinabhängige Diabetiker einen PKW fahren dürfen, wenn ihr Stoffwechsel stabil eingestellt ist. Berufskraftfahrer, die einen LKW oder Bus lenken, brauchen dafür ein ausführliches ärztliches Gutachten. Bei erstmals oder neu eingestelltem Stoffwechsel ist das Fahren zunächst nicht erlaubt. Das Problem ist, dass „Neulinge“ in der Diabetesbehandlung die typischen Zeichen einer Hypoglykämie wie Zittern, Hunger oder Sehstörungen nicht rechtzeitig erkennen, und dann kann es gefährlich für alle Verkehrsteilnehmer werden. Insulin und Reisen Generell gibt es keine Einschränkungen für Ihre Reiseaktivitäten. Im Urlaub ist man allerdings meist mit mehreren Problemen konfrontiert. Die ungewohnten Lebensmittel lassen sich kaum auf ihren Kohlenhydratgehalt einschätzen, der Tagesrhythmus ist anders und oft ist man körperlich aktiver als im Alltag. Für den Urlauber bedeutet das: vermehrte Aufmerksamkeit und Kontrolle der Blutzuckerwerte. Wenn nötig müssen die Medikamente angepasst werden. Lagern Sie das Insulin so lange wie möglich gekühlt (2–8°C). Fläschchen, die Sie gerade benutzen, können Sie aber bis zu 4 Wochen auch bei Zimmertemperatur aufbewahren. Bis 40°C sind Tabletten und Insulin haltbar und können auf Vorrat mitgenommen werden. Im Winterurlaub tragen Sie das Insulin möglichst nah am Körper in den Innentachen der Kleidung. Wenn sich Schlieren, Ausflockungen oder Verfärbungen bilden, verwenden Sie das Insulin nicht mehr. Im Flugzeug kann es heutzutage manchmal Probleme mit den Injektionsnadeln geben, die streng genommen nicht mit an Bord dürfen. Ein Attest Ihres Arztes (möglichst in Englisch) sollte das Problem meist lösen. Diabetes und Alkohol Alkoholische Getränke können sich gleich in mehrfacher Hinsicht negativ auf den Blutzucker auswirken. Zunächst sind alkoholische Getränke in aller Regel auch zuckerhaltig und müssen deshalb bei der BE-Berechnung berücksichtigt werden. Außerdem besitzt Alkohol in nicht unerheblichem Maße Kalorien, das heißt er macht dick und ist aus diesem Grund Gift für übergewichtige Diabetiker. Schließlich kann Alkohol in Zusammenhang mit Insulin oder zuckersenkenden Medikamenten zu gefährlichen Unterzuckerungen führen. Das hängt damit zusammen, dass Alkohol die körpereigene Zuckerneubildung in der Leber hemmt. Insgesamt also sind alkoholhaltige Getränke für Diabetiker alles andere als empfehlenswert. Sie bringen die Zuckereinstellung durcheinander. Aber wer will schon in geselliger Runde auf sein Glas Wein oder die Flasche Bier verzichten. Beachten Sie dann: kein Alkohol auf leeren Magen, Alkohol immer in Maßen und lieber zu den zuckerarmen Sorten greifen. 23 Diabetes in der Schwangerschaft Diabetikerinnen können Kinder bekommen wie jede andere Frau auch. Wenn der Diabetes gut eingestellt ist, unterliegen Schwangere und Kind keinem erhöhten Risiko, dass die Schwangerschaft kompliziert verläuft, oder dass das Kind Schäden davonträgt. Das ändert sich aber, wenn auf die Zuckerwerte nicht während der gesamten Schwangerschaftsperiode genau geachtet wird. Ihr Arzt wird mit Ihnen besprechen, welche Werte für den Nüchternblutzucker und für den Wert nach dem Essen eingehalten werden sollen. Meistens brauchen schwangere Diabetikerinnen eine Insulininjektion mehr als vor der Schwan24 24 gerschaft. Regelmäßig sollten nicht nur das ungeborene Kind, sondern auch die Mutter kontrolliert werden. Nicht selten tritt bei Frauen in der Schwangerschaft der Diabetes erstmals auf. Diese Form der Zuckerkrankheit (sog. Gestationsdiabetes) verschwindet nach der Geburt häufig wieder. Allerdings sind diese Frauen gefährdet, irgendwann später einen „richtigen“ Diabetes zu entwickeln. Für die Gesundheit des Ungeborenen ist es sehr wichtig, dass die Blutzuckerwerte während der Schwangerschaft nicht zu hoch sind. Babys, die in der Schwangerschaft auf Dauer hohe Zuckerkonzentrationen abbekommen haben, können ernste Schäden davontragen. Wenn sich durch Veränderung der Essgewohnheiten bei der werdenden Mutter keine normalen Werte erzielen lassen, muss der Arzt entscheiden, ob bis zur Geburt mit Insulin behandelt werden soll. Blutzuckertabletten sollten während der Schwangerschaft nicht genommen werden. Deutschlands kundenfreundliche Krankenkasse Was bringt die Zukunft? Eine Krankheit, von der so viele Menschen betroffen sind wie der Diabetes, wird natürlich intensiv beforscht. Das betrifft sowohl die Ursachen und Behandlungsmethoden als auch die Heil- und Hilfsmittel, die den Alltag erleichtern. Von Computerprogrammen, die das Protokollieren der gemessenen Blutzuckerwerte unterstützen, bis zu fertig konfektionierten Injektionshilfen, den sog. „Pens“, die das Injizieren des Insulins zum Kinderspiel machen, werden andauernd Verbesserungen hervorgebracht, die sich in der Praxis bewähren. Trotzdem gibt es natürlich noch eine Reihe von Wünschen, die den Diabetikern unter den Nägeln brennen. Durchschnittlich vier bis fünf Mal am Tag zur Blutzuckerkontrolle in den Finger stechen ist für jeden, der die intensivierte Insulintherapie durchführt, eine Last. Eine unblutige Messung der Zuckerwerte wäre ein echter Fortschritt. Im Labor gelingt das schon recht gut. Aber für die Praxis ist das Verfahren noch nicht zuverlässig genug. Unterschiedliche Hautdicke, ständig wechselnde Durchblutungsverhältnisse und die Schwierigkeit, solch ein auf Lichtreflexion basierendes Verfahren zu miniaturisieren und zu standardisieren, stehen der unblutigen Blutzuckermessung noch im Weg. Aber in einigen Jahren könnte diese Messmethode Routine sein. Eine Alternative zum Spritzen mit dem PEN stellt die seit einigen Jahren immer häufiger zum Einsatz kommende Insulinpumpe dar. Über einen dauerhaft in der Bauchhaut liegenden Mini-Katheter, der alle 2–3 Tage gewechselt werden muss, wird über eine kleine Pumpe das benötigte Insulin kontinuierlich zugeführt. Die Blutzuckerwerte sind hierbei besser als unter der herkömmlichen Insulintherapie, allerdings verlangt der Umgang mit den Pumpen eine sehr gute Schulung und Verlässlichkeit des Diabetikers. Es hat sich aber erwiesen, dass die meisten der mit Pumpen versorgten Testpatienten ihre Pumpe nicht mehr abgeben wollten. Vielleicht lassen sich solche Systeme in Zukunft ja sogar mit einer unblutigen Blutzuckermessung kombinieren und würden dann einer künstlichen Bauchspeicheldrüse sehr nahe kommen. 25 Wie finde ich die richtige Schulung? Normalerweise wird ihr Arzt Ihnen eine für Sie passende Schulung anbieten. Sie findet unter Anleitung geschulter Ärzte, Ernährungsspezialisten und Diabetesberater statt. Es gibt Schulungsangebote für Diabetes Typ I und Typ I I. Der Besser-Leben-Tarif Diabetes mellitus Typ I und I I der GEK Seit Jahren streiten sich die Fachleute, warum in die Diabetes-Behandlung so viel Geld und Mühe gesteckt wird und die Ergebnisse trotzdem den Erwartungen hinterherhinken. Nach wie vor werden viele Labortests doppelt und dreifach durchgeführt, andere versäumt. Vorsorge- und Kontrolluntersuchungen werden vernachlässigt oder unvollständig durchgeführt. Um das alles zu vermeiden, wurden Diagnose- und Behandlungsstandards entwickelt. Sie sollen dazu führen, dass alle Diabetiker die bestmögliche Behandlung erhalten. Disease-Management-Programm (DMP) heißt das im Fachchinesisch. Auf dieser Grundlage hat die GEK den BesserLeben-Tarif entwickelt, der erkrankten Versicherten zu mehr Lebensqualität verhelfen soll. Falls Sie noch Fragen zum Tarif haben, können Sie sich gerne auch bei Ihrer GEK vor Ort informieren: GEK Service Hotline (0 18 01) 43 55 34* (während der Öffnungszeit) 26 Wenn Sie von dem Tarif profitieren möchten, sollten Sie sich einschreiben. Fragen Sie Ihren Hausarzt oder den Arzt, bei dem Sie mit Ihrer Diabeteserkrankung in Behandlung sind. In vielen Fällen wird dieser Arzt Kooperationspartner im BesserLeben-Tarif der GEK sein. Sie können sich auch an Ihre GEK vor Ort wenden. Die Kollegen können Ihnen Ärzte, Ärztinnen und Krankenhäuser nennen, die am Tarif teilnehmen und die Qualitätsanforderungen erfüllen. Wenn Sie an unserem Besser-Leben-Tarif teilnehmen, profitieren Sie von den folgenden 10 Vorteilen: 7. Die schwerwiegenden Spätfolgen der 1. Höchste Qualität und bestmögliche Krankheit werden durch eine optimal Behandlung für Sie. abgestimmte Therapie frühzeitig er2. Profitieren Sie von einer ständigen kannt und können somit verhindert Optimierung Ihrer Therapie. werden. 3. Ihre Teilnahme wird mit einer Prämie 8. Durch die Teilnahme am Tarif profivon bis zu 40 Euro jährlich belohnt. tieren Sie von Auswertungen, die 4. Nutzen Sie die regelmäßigen Gesprämehr Transparenz in das Versorgungsche und Untersuchungen damit Sie geschehen bringen. Die Behandlung und Ihr Arzt rechtzeitig reagieren von Diabetes kann somit stetig weiter können. entwickelt werden. 5. Mit unseren Besser-Leben-Infoschrif9. Sie erhalten regelmäßig von Ihrem ten erhalten Sie alle 3 Monate aktive Arzt einen Durchschlag der DokumenLebenshilfe. und medizinische Tipps tationsdaten für Ihre Unterlagen, um für den Umgang mit Ihrer Erkraneinen Überblick über Ihre Behandkung. lung zu erhalten. 6. Bestandteil des Tarifs sind qualitätsgesicherte Schulungsmaßnahmen, 10. Mit der Teilnahme am Besser-LebenTarif der GEK gewinnen Sie mehr die Ihnen helfen sollen, besser mit Lebensqualität – Tag für Tag. Ihrer Erkrankung umzugehen. Für medizinische Fragen haben wir beim GEK Teledoktor eine spezielle Hotline eingerichtet, die kompetent ärztliche Auskunft rund um das Thema Diabetes geben kann: * 3,9 ct/min (inkl. MwSt.) aus dem Festnetz der Deutschen Telekom; Mobilfunkgebühren können abweichen Diabetes-Hotline (0 18 01) 43 50 03* (von 8 bis 21 Uhr zwischen Montag und Freitag). Nutzen Sie diesen Service der GEK, um sich umfassend über Ihre Erkrankung zu informieren. Deutschlands kundenfreundliche Krankenkasse Adressen zum Nachfragen Zum Thema Diabetes gibt es eine unüberschaubare Anzahl an Büchern, Broschüren, Schulungsprogrammen, Selbsthilfegruppen und Internet-Seiten. Als Ausgangspunkt für Ihre „Informationsreise“ können Sie im Internet die Homepage des Deutschen Diabetikerbundes wählen. Gern wird Sie auch der GEK Teledoktor oder Ihre nächstgelegene GEK Betreuungsstelle beraten. GEK Teledoktor: Telefon: 01801 / 43 50 00* (rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr) Deutscher Diabetiker-Bund e.V. Goethestr. 27 34119 Kassel Tel.: 0 5 61/703 477 0 Fax: 0 5 61/703 477 1 www.diabetikerbund.de Deutsche Diabetes-Gesellschaft August-Macke-Weg 8 81477 München Telefon: 0 89/74 44 28 30 Telefax: 0 89/74 44 28 31 www.deutschediabetesgesellschaft.de Impressum Herausgeber: Gmünder ErsatzKasse GEK 73521 Schwäbisch Gmünd E-Mail: [email protected] www.gek.de Gestaltung: DIE CREW AG Stuttgart Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung bleiben vorbehalten. Haftungsausschluss Alle Angaben wurden sorgfältig zusammengetragen und geprüft. Durch Gesetzgebung und entsprechende Verordnungen sowie durch Zeitablauf können sich zwangsläufig Änderungen ergeben. Bitte haben Sie deshalb Verständnis dafür, dass wir für die Richtigkeit und Vollständigkeit des Inhalts keine Gewähr übernehmen. Für Anregungen und Hinweise sind wir stets dankbar. 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