3.3 3.3.1 Energieerhaltung für die reibungsfreie Strömung (BERNOULLI - Gleichung ) Voraussetzungen und Herleitung Für eine allgemeine Strömung gilt grundsätzlich, wenn von außen keine Energie zugeführt wird: Gesamtenergie ET im Fluid ist konstant Dabei gilt für eine reale Strömung ET = Emech + Etherm mit Emech Etherm = mechanische Energie = thermische Energie, die durch Reibungswärme beim Umsetzen von mechanischer in Wärmeenergie entsteht. = Ereib Die mechanische Energie Emech ist die Summe aus 1) 2) 3) Potentielle (Lage) Energie Druckenergie Kinematische Energie Epot EDrucks Ekin ===> ET = Epot + Ekin + EDruck + Ereib (reale Strömung) Unter einer idealen Strömung versteht man einer reibungsfreien Strömung, bei der die Viskosität keine Rolle spielt. Für viele praktische Anwendungen in der Hydraulik ist dies der Fall, insbesondere bei geringen Strömungsquerschnitten und langsamem, laminaren Strömunge. Bei solchen Strömungen entstehen keine Energieverluste durch Umsetzung von mechanischer in Wärmeenergie durch Reibung und der Term Ereib kann vernachlässigt werden. Später bei der Betrachtung von realen Strömungen wird er wieder eingeführt. ===> (ideale Strömung) ET = Epot + Ekin + EDruck Betrachtet man eine Strromröhre wie auf der nächsten Seite dargestellt so gilt an 2 beliebigen Stellen in der Strömung: Epot(1) = m * g * z1 und Epot(2) = m * g * z2 Ekin(1) = 1 / 2 m * v1² und Ekin(2) = 1 / 2 m * v2² EDruck(1) = p1 * V1 und EDruck(1) = p2 * V2 ===> 2 E(1) ' m(g(z1 % 1/2 m(v1 % p1(V1 2 E(2) ' m(g(z2 % 1/2 m(v2 % p2(V2 FG Geohydraulik und Ingenieurhydrologie Universität Gesamthochschule Kassel Prof. Dr. rer. nat. M. Koch Technische Hydraulik 3.13 Abb. 3.7: Zwei Darstellungen der Bernoulli-Gleichung ( im oberen Bild ist v =w) FG Geohydraulik und Ingenieurhydrologie Universität Gesamthochschule Kassel Prof. Dr. rer. nat. M. Koch Technische Hydraulik 3.14 ===> 2 E(1) p (V 1 v1 ' z1 % % 1 1 m(g m(g 2 g mit : m(g ' G ' Gewicht ===> wegen ET = konstant BERNOULLI E 1 v H ' ' z % % G 2 g p 1 v ' z % % (g 2 g p (g mit H z 1/2 * v² / g p/( *g) Energiehöhe Geodätische Höhe Geschwindigkeitshöhe (Dynamische Druckhöhe) statische Druckhöhe Bei einer stationären, reibungsfreien Strömung bleibt die Gesamtenergie als Summe aus Lagenenergie, Druckenergie und kinetischer Energie längs der Stromröhre konstant. In der Ausdrucksform nach der obigen Gleichung wird die Energiegleichung auch als Bernoulli-Gleichung (nach dem schweizer Mathematiker DANIEL BERNOULLI, 1700 bis 1782) bezeichnet. Die Bernoulli-Gleichung ist die für den Hydrauliker wichtigste Gleichung. Es gibt praktisch kein Strömungsproblem, wo sie sich nicht in irgendeiner Form manifestiert. Beispiel 3.3.1.1 Beispiel zur Bernoulli - Gleichung Gegeben : QA = 0,37 m³/s ; dA = 31 cm ; zA = 25,6 cm ; pA / g = 6,6 m dB = 61 cm ; zB = 63,5 cm Gesucht : Energielinie und pB bzw. pB / g Lösung : QA = vA * AA = QB = vB * AB mit: AA = vA = QA / AA = 0,37 * 4 / ( * 0,31² ) = 4,90 m / s * dA² / 4 vB = vA * AA / AB = vA * ( dA / dB ) ² vA * AA = vB * AB ==> vB = 4,90 * ( 0,31 / 0,61 ) ² = 1,264 m / s FG Geohydraulik und Ingenieurhydrologie Universität Gesamthochschule Kassel Prof. Dr. rer. nat. M. Koch Technische Hydraulik 3.15 H = zA + pA / ( g ) + vA² / 2g = const. H = 0,256 + 6,6 + 4,90 ² / ( 2 * 9,81 ) = 8,08 m vB² / 2g = 1,264 ² / ( 2 * 9,81 ) = 0,08 m pB / ( g ) = H - zB - vB² / 2g = 8,08 - 0,635 - 0,08 pB / ( g ) = 7,365 m pA / ( g ) = 6,6 m ==> pA = 64,75 kN / m² [kPa] pA = 6,6 m * g = 6,6 m * 9,81 kN / m³ pB / ( g ) = 7,365 m pA = 72,25 kPa pB = 7,365 m * 9,81 kN / m³ ==> Abb. 3.8: Anwendung der Bernoulli Gleichung auf eine Röhre 3.3.2 Anwendungen der BERNOULLI - Gleichung 3.3.2.1 Strömungen über Tragflächen und durch Querschnittsverengungen Wendet man die Bernoulli-Gl. auf den häufig auftretenden Fall an, daß z1 = z2, so folgt p1 / g + v12 /2g = p2 / g + v2 2 /2g Erzwingt man nun durch eine konstruktive Maßnahme zB. eine a) Verengung eines Strömungsquerschnittes am Punkte 2, so ist b) Erweiterung eines Strömungsquerschnittes am Punkte 2, so ist v1 > v2 ===> v1 < v2 > p2 ===> p ===> 1 p1 < p2 Erhöht (verringert) sich die Geschwindigkeit entlang einer Stromlinie, verringert (erhöht) sich der statische Druck FG Geohydraulik und Ingenieurhydrologie Universität Gesamthochschule Kassel Prof. Dr. rer. nat. M. Koch Technische Hydraulik 3.16 Abb. 3.9: Verringerung der Geschwindigkeit (H) bewirkt eine Erhöhung des statischen Druckes (E) (Man beachte: Hier sind hydraulische Verluste (werden später behandelt) schon berücksichtigt, daher nimmt der Druck von D nach F ab!!!) Anwendungen dieser wichtigen Konsequenz der Bernoulli-Gl. sind z.B. a) Strömung über Auto bzw. Tragflügel Betrachtet man die Stömung um einen unsymmetrisch gewölbten Körper (z.B. ein normales Auto oder einen Flugzeugtragflügel), so muß die Strömung über die obere gewölbte Fläche einen längeren Weg als unten zurücklegen. Aus Kontinuitätsgründen gilt dann für die Geschwindigkeit vo > vu . Wendet man die Bernoulli-Gleichung auf die sich aufteilende Stromlinie an der unteren und oberen Fläche an (wobei i.a. die Differenz der Höhen z gegenüber dem Druck und Geschwindigkeitstermen vernachlässigt werden kann, d.h. zu = zo ), so ist wegen vo > vu ===> pu > po (Der Druck unten ist größer als oben) ===> Auftrieb Was beim PKW hier zu unangenehmen Folgen führen kann, ist beim Flugzeugtragflügel erwünscht. Abb. 3.10: Zur Entstehung des Auftriebes (Thrust: Vorschub; Drag: Zugwiderstand) b) Parfümzerstäuber bzw. Strahlpumpe Sowohl beim Parfümzerstäuber, als auch bei der Strahlpumpe (die normalerweise an einen Wasserhahn angeschloßen wird) wird durch eine extreme Einschnürung im Hals die Geschwindigkeit v so stark erhöht, daß der Druck p dort unterhalb des Außenluftdruckes fällt, d.h. es kommt zu einem Unterdruck. Über eine dort angeflanschte Röhre kannn somit eine anderer Flüssigkeit angesaugt werden. Dann ist für den/die Parfümzerstäuber: Strahlpumpe: Treiberfluid = Luft; Nutzfluid = Parfüm Treiberfluid = Wasser; Nutzfluid = Luft FG Geohydraulik und Ingenieurhydrologie Universität Gesamthochschule Kassel Prof. Dr. rer. nat. M. Koch Technische Hydraulik 3.17 3.3.2.2 Piezometerrohr, Pitotrohr und Prandlrohr (In der rechten Abbildung ist die Geschwindigkeit v mit w bezeichnet) a) Piezometerrohr: mißt statischen Druck pst = gh b) Pitotrohr: mißt Gesamtdruck pges = pstat + pdyn mit pstat = statischen Druck pdyn = dynamischer Druck = /2 *v2 c) Prandtl-Rohr (benannt nach dem berühmten Fluidmechaniker Ludwig Prandtl) ist eine Kombination von Piezometer und Pitotrohr und mißt pdyn = pges - pstat ==> Strömungsgeschwindigkeit v Abb. 3.11 (Bohl, 1986) v = [2*pdyn / ]1/2 = [2* (pges - pstat ) / ]1/2 d.h. durch Differenzmessung der Standrohrhöhen in den beiden Manometern kann v bestimmt werden. Konstruktiv besteht das Prandtl-Rohr aus zwei Röhren, von denen die zur Strömung frontal geöffneten Röhre (unten, d.h. das Pitotrohr) den Gesamtdruck und die zur Strömung streichend geöffneten Röhre (oben, d.h. das Piezometerrohr) den statischen Druck mißt. Dies ist das Prinzip der Geschwindigkeitsmessung eines Flugzeugs, das sich relativ zur Luft bewegt. Abb. 3.12: Prandtl-Rohr Anwendung der Bernoulli Gl. auf eine Stromlinie, die in das untere (Pitot) Rohr einströmt, wobei (1) einen Punkt im Außenraum der Strömung, und (2) im Pitotrohr darstellt, so ist wegen z1 = z2 p1 g 2 % v1 2g ' p2 g 2 % v2 2g 2 6 p2 ' p1 % v1 ===> 2 mit : v2 ' 0 2g p ' p % p 2 d.h. im Pitotrohr wird tatsächlich der Gesamtdruck bestimmt. FG Geohydraulik und Ingenieurhydrologie Universität Gesamthochschule Kassel Prof. Dr. rer. nat. M. Koch Technische Hydraulik 3.18 3.3.2.3 Venturimeter Eine Querschnittseinschnürung kann zur Messung der Geschwindigkeiten und damit des Durchflusses verwendet werden. Dies ist das Prinzip der Venturimeters und ist praktisch die Umkehrung des Zerstäubers Unter Vernachlässigung von Reibungs- und Einschnürungsverlusten zwischen Zulaufrohr und Halsstück ergibt die Bernoulligleichung bei Lage des Bezugshorizontes in der horizontalen Rohrachse ( z = 0 ) : 2 p v1 p v2 % ' 1 % g g 2g 2g Abb. 3.13: Prinzip des Venturimeters (Bollrich, 1996) unter Berücksichtigung der Kontinuitätsgleichung - genaue Herleitung siehe G. Bollrich “ Technische Hydromechanik 1 ” - (bzw. folgendes Beispiel) erhält man den theoretischen Durchfluß Qtheor. ' v1 ( A1 ' A1( 2g ( hp 1 & m2 mit hp = (p - p1) / = hs * ( s / mit g = statische Druckhöhendifferenz in den beiden Manometerschenkeln - 1) (Beweis!!) hs = gemessene Druckhöhendifferenz der Sperrflüssigkeit (Dichte Differenzmanometer ) im s und m = A1 / A = ( d1 / d ) ² = Verhältnis der Flächenverengung ist, = zwischen 0,1 und 0,6 bei Normventuridüsen . Tatsächlich treten geringfügige Verluste zwischen den betrachteten Querschnitten auf. Der wirkliche Durchfluß Q wird berechnet durch Abminderung von Qtheor. mit dem experimentell ermittelten Beiwert C = 0,9858 - 0,196 m 2,25 der selbst vom m abhängt, bzw. durch Einführung der FG Geohydraulik und Ingenieurhydrologie Universität Gesamthochschule Kassel Prof. Dr. rer. nat. M. Koch Technische Hydraulik 3.19 = C / (1-m2 ) Durchflußzahl als 2g ( Q ' C ( A ( Beispiel 3.3.2.3.1 h 1 & m ' ( A ( 2g ( h Anwendung der Bernoulligleichung auf das Venturimeter Ein horizontal eingebautes Venturirohr, welches zur Durchflußmessung in einer Wasserleitung mit einem Durchmesser von d1 = 150 mm dient, verengt sich im Meßquerschnitt auf d2 = 140 mm. a) b) Zeichnen Sie die Druck- und Energielinie ! Die groß ist der Durchfluß Q, wenn am angeschlossenen, mit Tetrachlorkohlenstoff ( T = 1594 kg / m³) gefüllten Differenzdruckmanometer ein Meßausschlag von h = 80 cm angezeigt wird? Lösung: a) Abb. 3.14: Venturimeter b) Da die Fließstrecke zwischen den betrachteten Schnitten 1 und 2 relativ kurz ist, werden die Reibungsverluste in diesem Bereich vernachlässigt ( ==> ideale Flüssigkeit ). Die Energielinie ist also mit dem Energiehorizont identisch. Unter der Annahme einer reibungsfreien Flüssigkeit lautet die Bernoulli-Gleichung für die Schnitte 1 und 2 : 2 p1 z1 % W ( g A % v1 2g FG Geohydraulik und Ingenieurhydrologie Universität Gesamthochschule Kassel Prof. Dr. rer. nat. M. Koch ' z2 % W p1 & p2 W p2 ( g ( g 2 % v2 2g 2 ' W mit: z1 ' z2 2 v2 & v1 p ' ( g 2g Technische Hydraulik 3.20 Die Druckdifferenz wird mit dem U-Rohr- (Differenzdruck-) Manometer bestimmt zu : p= h*g*( T - W ) Aus der Kontinuitätsbeziehung für die Schnitte 1 und 2 erhält man : Q1 = Q2 ===> v1 * A1 = v2 * A2 ===> v1 * / 4 * D1² = v2 * / 4 * D2² v1 = v2 * D22 / D12 ===> Nach Einsetzen in die Bernoulli-Gleichung kann nun die Fließgeschwindigkeit in einem der beiden Schnitte und damit der Durchfluß berechnet werden 2 W 2 ' 2 ( W 2 h ( g ( ( T W) & ( ( 1 & (D2 / D1)4 ) Q ' v2 ( 2 v2 & v2 ( (D2 / D1)4 v2 ( ( 1 & (D2 / D1)4 ) p ' ' ( g 2g 2g 2 ' / 4 ( D2 ' 6,218 ( 2 ( 0,81 ( 9,81 ( (1594 & 1000) 1000 ( ( 1 & (0,14 / 0,15)4 ) ' 6,218 m/ / 4 ( 0,142 ' 0,0957 m³/s ' 95,7 l/s 3.3.2.4 Ausfluß aus einem offenen Gefäß (Formel von Toricelli) Abb. 3.15: Zur Herleitung der Ausflußformel von Torricelli (w=v im Text) (Bohl, 1986) FG Geohydraulik und Ingenieurhydrologie Universität Gesamthochschule Kassel Prof. Dr. rer. nat. M. Koch Technische Hydraulik 3.21 Anwendung der Bernoulli-Gleichung auf die beiden Punkte (1) und (2) liefert : 2 p1 z1 % ( g v1 % p2 ' z2 % 2g ( g 2 % v2 2g mit : z1 ' h und z2 ' 0 p1 ' p2 ' Außendruck 2 A h % v1 2g 2 ' v2 2g Annahme : v1 « v2 wegen d1 » d2 A v1 ' 0 2 A v ' h ' v2 2g 2 ( g ( h Ausflußformel von TORRICELLI Die Ausflußformel von TORRICELLI besagt, daß die Ausflußgeschwindigkeit einer Flüssigkeit beim reibungslosen Ausfluß aus einem offenen Behälter genauso groß ist wie die Geschwindigkeit eines festen Körpers, der die Höhe h im freien Fall reibungslos durchfallen würde. Für die Ausflußrate erhält man dann wegen Q2 = v2 * A2 Q ' A ( Beispiel 3.3.2.4.1 2 ( g ( h Ausflußrate Eimer mit Ausflußöffnung Gegeben : V = 20 Liter; Wasserpegel h = 0,4 m; Gesucht : Ausflußrate Q; Ausflußöffnung r = 0,01 m theoretische Auslaufzeit ttheor. Lösung: FG Geohydraulik und Ingenieurhydrologie Universität Gesamthochschule Kassel Prof. Dr. rer. nat. M. Koch Technische Hydraulik 3.22 V [ m3 ] ' ' [ s ] Q [ m3 / s ] tAusfluß ' Q ' A ( Q ' ( 0,012 ( 2gh 2 ( 9,81 ( 0,4 ' 8,8 ( 10 ttheor. ' 20 ( 10 3 8,8 ( 10 4 4 m/s ' 22,7 s Für die tatsächliche Entleerungszeit treel gilt jedoch treell > ttheor. wegen : a) b) h wird ständig kleiner, dies ist hier nicht berücksichtigt, kann jedoch nach Aufstellen einer Differentialgleichung auch bewerkstelligt werden Austrittsverlusten wegen Kontraktion des Ausflußquerschnittes: ===> A eff. = CC * A Öffn. 0,5 < CC < 1,0 mit : CC A eff. < A Öffn. = Kontraktionsbeiwert je nach Öffnungsgrad 3.3.2.5 Ausfluß unter einem Schütz Annahme: Das gestaute Wasser- volumen ist groß genug, daß die Wasserspiegelhöhe h konstant bleibt. Außerdem ist das Verhältnis der Höhe a des Schlitzes wesentlich kleiner als h. . Abb. 3.16: Ausfluß unter Schütz Anwendung der TORRICELLI Formel : va ' A Qtheor. ' A ( Qreell ' (a F ( b) ( FG Geohydraulik und Ingenieurhydrologie Universität Gesamthochschule Kassel Prof. Dr. rer. nat. M. Koch 2 g h ' (a ( b) ( 2 g h 2 g h 2 g h mit : aF...effektive Flußhöhe Technische Hydraulik 3.23 Zahlenbeispiel : h ' 5,0 m ; b ' 6,0 m ; a ' 0,8 m Kontraktionszahl cc ' aF / a A aF ' cc ( a Annahme : cc . 0,6 Qreell ' (0,6 ( 0,8 ( 6) ( 2 ( 9,81 ( 5 ' 28,5 m 3 / s 3.3.2.6 Ausfluß aus einem Druckgefäß Abb. 3.17: Ausfluß aus Druckgefäß Gegeben : D2 = 0,03m D3 = 0,01 m Gesucht : a.) b.) Lösung : Nach Bernoulli gilt: Ausflußrate Q Druck auf Schlauch H1 = H2 = H3 mit: H1 = p1 / g + v1 ² / 2g + z1 (z1 = 0; v1 . 0, da großes Gefäß ) H2 = p2 / g + v2 ² / 2g + z2 (z2=0) H3 = p3 / g + v3 ² / 2g + z3 (z3= 0; p3 = 0 , da Außendruck ) FG Geohydraulik und Ingenieurhydrologie Universität Gesamthochschule Kassel Prof. Dr. rer. nat. M. Koch A H1 = p1 / g A H3 = v3 ² / 2g Technische Hydraulik 3.24 2 v3 H1 ' H3 A 2g v2 % g Zwischenrechnung : Luft ' p1 Rind ( T ' g A p2 g ' Q2 A2 1,247 kg/m 3 ( r 2 ( v3 ' ' Q3 2g 2 A p2 ' p1 & (v2 2 A3 ( v 2 2 wegen : m s ( (0,01 / 2)2 ( 69,4 3 m3 / s 5,45 ( 10 ' 3 ( (0,03 / 2)2 3 ' 7,71 m / s m3 / s A Kontrolle o.k. und wegen : 1,247 ( 7,71 ' 3 ( 103 & ' 2963 Pa 2 p2 & p1 ' & 37 Pa A v2 ' 69,4 0,03 2 ) ( 7,71 ' 5,45 ( 10 2 p2 ' p1 & A & g 6 ( 103 Pa Q3 ' 5,45 ( 10 ( ( 2 p1 3 ( 103 Pa % 105 Pa kg ' 1,247 286,9 [Nm / kg(°K] ( (15 % 273 [°K] m3 Q3 ' A3 ( v3 ' Q2 ' A2 ( v2 ' 6 ( 103 Pa bei Umgebungszustand (Normalbedingungen) Luft A v3 ' v2 ' ' Luft p1 ' 2g 2 ( p1 A v3 ' g 2 p2 H2 ' H1 A p1 ' p2 & p1 p1 ( Druckabnahme um 37 Pa ) ' p ' p1 & 37 10 5 ' 0,5 ( 10 3 Vernachlässigung der Dichteänderung möglich Annahme der Inkompressibilität ist korrekt FG Geohydraulik und Ingenieurhydrologie Universität Gesamthochschule Kassel Prof. Dr. rer. nat. M. Koch Technische Hydraulik 3.25 3.3.2.7 Prinzip des Hebers Abb. 3.18: Der Heber Gegeben und gesucht: z1 = 6,0 m z2 = hs z3 = 0 Lösung: ; ; ; p1 = 0 ; p2 = ? ; p3 = 0 ; v1 = 0 v2 = ? v3 = ? Wegen Q1 = Q2 = Q3 ===> v2 = v3 , da d2 = d3 = const. H1 ' H2 ' H3 z1 % 2 p1 % g v1 2g ' z2 % 2 p2 % g v2 ' z3 % 2g p3 g 2 % v3 2g 2 H1 ' H3 A z1 ' v3 2g A v3 ' v2 ' 2g ( z1 ' 10,85 m / s Berechnung von p2 (H1 ' H2) : p2 g ' (z1 & z2) % p1 g 2 % v1 2g 2 & v2 2g mit: v2 ' v3; v1 ' 0 ===> 2 p2 ' g ( (z1 & z2) & ( v2 2 ' & g ( z2 FG Geohydraulik und Ingenieurhydrologie Universität Gesamthochschule Kassel Prof. Dr. rer. nat. M. Koch Technische Hydraulik 3.26 Für den Fall, daß der Scheitel des Hebers gerade bei z2 = z1 = 6m sitzt ===> p2 = - 1000*9,81* 6 = - 58860 Pa Der Druck p2 ist negativ, d.h. es herrscht ein Unterdruck im Scheitel des Hebers schon bei dieser Höhe wenn der Heber praktisch noch gar nicht hebt. Wie üblich ist der hier berechnete Druck der hydrostatische Druck, d.h. der Druck gegenüber dem Atmosphärendruck patm . Dann gilt für den absoluten Druck im Scheitel pabs = patm + p2 = patm - gz2 Aus Kap 1.8 ist bekannt, daß eine Flüssigkeit siedet, wenn der äußere Druck pabs unterhalb ihres Dampfdruckes pdampf bei einer gegebenen Temperatur fällt. Somit ergibt sich eine kritische Druckverminderung bei weiterem Erhöhen des Scheitels des Hebers (über den angegebenen Wert von z2 = 6m), ab der die Flüssigkeit im Scheitel siedet. ===> kritische Siedebedingung: ===> pabs < pdampf pabs = patm - gz2 < pdampf Für Wasser bei 15° C: pDampf . 2500 Pa (s. Kap 1.8) und patm = 105 Pa = 1000 mbar ===> pabs = 10000Pa - gz2 ===> 10000Pa - 2500Pa < < 2500Pa gz2 ===> 97500 Pa / g < z2 ===> 97500 Pa / 9810 [N/m3] < z2 ===> hsKrit = 9,94 m (Wird der Heberscheitel größer als dieser Wert, siedet das Fluid (hier Wasser)) FG Geohydraulik und Ingenieurhydrologie Universität Gesamthochschule Kassel Prof. Dr. rer. nat. M. Koch Technische Hydraulik 3.27 3.4 3.4.1 Der Impulssatz Allgemeine Herleitung Nach dem Newtonschen 2. Axiom gilt: F=ma (3.4.1) mit a = dv/dt = d2s/dt2 (a = Beschleunigung; v =Geschwindigeit, s = Weg) Führt man den Impuls J = mv (3.4.2) ein, folgt für m =konstant, wie i.a. in der Festkörpermechanik der Fall, eine andere Formulierung des 2. Newtonschen Axioms: F = dJ/dt =d (mv) /dt = m@ dv/dt (3.4.3) Für eine beliebige reibungsfreie Strömung in einer Stromröhre gilt (3.4.3) allgemein, wobei nun die Masse m zeitlich nicht mehr konstant sein muß F = dJ/dt =d (mv) /dt = dm/dt @ v + m@ dv/dt (3.4.4) Für eine stationäre Strömung gilt dv/dt = 0 ===> F = dm/dt @ v (3.4.5) Für den Massenfluß dm/dt gilt dm/dt = d ( V) /dt = dV/dt = Q (3.4.6) mit Q= v @ A dem Volumenfluß durch eine Flächenstück A ===> F= Qv= vvA (3.4.7) Abb. 3.19: Zur Herleitung des Impulsatzes FG Geohydraulik und Ingenieurhydrologie Universität Gesamthochschule Kassel Prof. Dr. rer. nat. M. Koch Technische Hydraulik 3.28 Bei der Anwendung von (3.4.7) muß man ein zweckmässiges Kontrolvolumen bzw. eine das Kontrolvolumen einschließende Kontrolfläche A, ähnlich wie bei der Herleitung der Kontinuitätsgleichung, wählen. Dann gilt die allgemeine Impulsgleichung: 3F= êê A A v v @ dA (3.4.8) mit 3F = 3 FD + 3FR = Summe der externen Druckkräfte FD und der meistens unbekannten Reaktionskräfte FR êê v v @ dA = Summe der Impulskräfte an der Kontrolfläche (3.4.8) ist eine vektorielle Gleichung und läßt sich komponentenweise schreiben als 3 Fx = êê vx v @ dA A 3 Fy = êê vy v @ dA A (3.4.9b) A 3 Fz = êê vz v @ dA A (3.4.9a) A (3.4.9c) A Die Schwierigkeit der Anwendung der Impulsgleichung (3.4.8, 3.4.9) besteht in der geeigneten Wahl der Kontrolflächen, sowie der richtigen Wahl der Vorzeichen der externen Kräfte und der Impulskräfte. Folgende Regeln sind hilfreich: 1) Man lege die Kontrolfläche so, daß die interessierenden externen Kräfte wirklich außen liegen 2) Die Druckkäfte FD sind immer in den Kontrolraum hineingerichtet 3) Wegen der Vorzeichenregelung für die Flächennormalen n =dA /*dA*, welche immer nach außen gerichtet ist, sind Impulskräfte am Einlauf negativ (v und dA haben gegensätzliches Vorzeichen) am Auslauf positiv (v und dA haben gleiches Vorzeichen) 4) Die Richtung der häufig interessierenden Reaktionskräfte FR wird zweckmäßigerweise a priori in positive Koordinatenrichtung vorgegeben und ihr eigentliches Vorzeichen dann a posteriori berechnet. FG Geohydraulik und Ingenieurhydrologie Universität Gesamthochschule Kassel Prof. Dr. rer. nat. M. Koch Technische Hydraulik 3.29 3.4.2 Anwendungen der Impulsgleichung 3.4.2.1 Haltekraft einerDüse Gesucht ist die externe Kraft FR, die auf die Düse wirkt, bzw. die Reaktions- (Halte) Kraft der Anflanschung der Düse Gegeben: d1= 10cm; d2=3cm, p1=7*105 Pa =1000 kg/m3 Lösung: Legt man das Kontrolvolumen wie gezeigt, so ist nur die x-Komponente der Kraft von Bedeutung. Anwendung von (3.4.9a): Abb. 3.20: Impulskräfte auf Düse 3 FDx + 3 FRx = êê vx v @dA A A A ===> FRx + p1* A1 - p2* A2 = vx1 (- vx1 A1) + vx2 (+vx2 A2) (Man beachte die Anwendung der Regeln!!) ===> FRx = - vx12 A1 + vx22 A2 - p1 A1 + p2 A2 Für die freie Ausströmung ist p2=0: ===> FRx = - vx12 A1 + vx22 A2 - p1 A1 (3.4.10) Nach der Bernoulli-Gl. gilt p1 / g + v1x2 /2g = p2 / g + v2x 2 /2g (=0) ===> p1 / g + v1x2 /2g = v2x 2 /2g und zufolge der Kontinuitätsgleichung gilt Q1 = vx1 * A1 = Q2 = vx2 * A2 ===> vx1 = vx2 * A2 / A1 ===> p1 / g + vx22 * (A2 / A1)2 /2g = vx2 2 /2g ===> FG Geohydraulik und Ingenieurhydrologie Universität Gesamthochschule Kassel Prof. Dr. rer. nat. M. Koch Technische Hydraulik 3.30 ===> vx22 /2g * [1 - (A2 / A1)2] = p1 / g _____________________ vx2 = % 2p1 / ( * [1 - (A2 / A1)2] ) (3.4.11) Mit Werten: vx2 __________________________________________ = % 2*7*105 / (1000* [1 - ( ( /4* 0,032) / ( /4* 0,12))2] ) = % 2*7*105 / 991,9 =% 1411,4 =37,57 m/s und vx1 = vx2 * A2 / A1 = 37,57*9/100 = 3,38m/s ===> (mit 3.4.10) FRx = - 1000*3,382 * * 0,12/4 + 1000* 37,572 * * 0,032/4 - 7*105* * 0,12/4 = - 89,73 + 997,73 - 5497,79 = - 4590,22 N Die Kraft ist negativ, also umgekehrt wie eingezeichnet. Dies ist dann die Kraft mit der die Düse nach links gedrückt werden muß, was durch die Anflanschung aufgebracht werden muß. Hätte man ursprünglich die Kraft FRx in negative Richtung angesetzt, wäre sie beim Aufstellen der Impulsgleichung auch negativ eingesetzt worden, um dann im Ergebnis wieder als positiv zu erscheinen. Dies macht die Bedeutung der konsequenten Anwendung der Regeln hoffentlich klar!!! 3.4.2.2 Kraft auf Krümmer Gesucht ist die externe Stoßkraft FR, die auf den horizontalen Umlenk-Krümmer mit Krümmungswinkel wirkt! Gegeben: d1= d2 =3cm, v1=3m/s =1000 kg/m3; =45o. Lösung: In diesem Fall sind x- und y Komponenten der gesuchten externen Stoßkraft zu berechnen. Anwendung von (3.4.9a), (am Einlauf und Auslauf soll der Druck p = 0 sein): 3 FRx = êê vx v @dA A A und Abb. 3.21: Kräfte auf Krümmer 3 FRy = êê vy v @dA A A Für die x-Komponente ergibt sich dann FG Geohydraulik und Ingenieurhydrologie Universität Gesamthochschule Kassel Prof. Dr. rer. nat. M. Koch Technische Hydraulik 3.31 FRx = vx1 (- v1 A1) + vx2 (+v2 A2) und mit vx1 = v1; vx2 = v2 * cos FRx = v1 (- v1 A1) + v2 * cos (+v2 A2) (Man beachte die Anwendung der Regeln!!) Wegen Kontinuität und wegen A1 = A2 ===> v1 = v2 ===> FRx = - v12 A1 + v22 * cos A1 ===> FRx = - v12 A1 (1 - cos ) (3.4.12) Mit Werten: FRx = -1000* 32 * * 0,032/4 * (1 - cos 45o) = - 1,86 N Die Kraft in x-Richtung ist negativ; man muß also den Krümmer nach links gegen den Druck stemmen!! Für die y-Komponente ergibt sich: FRy = vy1 (- v1 A1) + vy2 (+v2 A2) und mit vy1 = 0; vy2 = v2 * sin ; A1 =A2 ===> FRy = v22 A1 *sin (3.4.13) Mit Werten: FRy = 1000* 32 * * 0,032/4 * sin 45o = 4,45 N (Vergleiche mir Wert von FRx !!!) Die Kraft in y-Richtung ist positiv; man muß also den Krümmer nach oben stemmen!! Je nach Krümmerwinkel ergeben sich einige interessante Sonderfälle: -------------------------------------------------------------------------------------------------------------FRy Frx Bemerkung -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------0 0 0 900 - v12 A1 v12 A1 1800 -2 v12 A1 0 FG Geohydraulik und Ingenieurhydrologie Universität Gesamthochschule Kassel Prof. Dr. rer. nat. M. Koch gerades Rohr x- und y-Komponenten gleich groß Vollständige Umlenkung des Strahles Verdopplung der Reaktionskraft! Vergleiche mit Stoßreflexion an starrer Wand Technische Hydraulik 3.32 3.4.2.3 Schub eines Raketentriebwerkes Der Schub FS eines Raketen (Flugzeug) triebwerkes wird bewirkt durch die Impulskraft der aus der Düse austretenden Gasmasse. Nach (3.4.5) gilt FS = dm/dt @ v d.h. die Schubkraft FS ist proportional der Austrittsgeschwindigkeit v des Gase und der Massenänderung des Treibstoffes. Analog zu (3.4.7) erhält man dann FS = Q v = v2 A Abb. 3.22: Schub einer Rakete mit A = Dichte der Gase = Düsenfläche Beispiel 3.4.2.3: Schubkraft eines Triebwerkes Gegeben: Temperatur der Austrittsgase: T= 2000 oC; Durchmesser der Düse: d= 1m Austrittsgeschwindigkeit v = 1500m/s Äußerer Luftdruck p = 1000 mbar Individuelle Gaskonstante Ri = 260 J/ (kg oK) Gesucht: Schubkraft FS Lösung: Nach dem allgemeinen Gasgesetz (Kap. 1.8) gilt für die Dichte : = p /Ri T = 105 / (260 * 2273) = 0,17 kg /m3 Die Schubkraft FS ist dann FS = v2 A = 0,17 * 15002 * * 12 /4 = 3* 105 N FG Geohydraulik und Ingenieurhydrologie Universität Gesamthochschule Kassel Prof. Dr. rer. nat. M. Koch Technische Hydraulik 3.33