marchegg ’04 Skriptum im Rahmen der Lehrveranstaltung Freilanddidaktik in Lehramt Biologie und Umweltkunde Zoologische Station Marchegg, 30. April - 4. Mai 2004 inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Die TeilnehmerInnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Guest Stars . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Essbare Pflanzen in der Au. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Tierspuren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Leben an Land und Wasser: Mollusken und Insekten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Urzeitkrebse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Amphibien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Vögel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 Feedback der Schulklasse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 2 vorwort Spät aber doch ist seit 2001 im neuen Lehrplan für Biologie und Umweltkunde (Lehramt) an der Univ. Wien ein FreilanddidaktikPraktikum verpflichtend geworden, in dem fachliche Grundlagen und didaktische Fähigkeiten erlernt und vertieft werden sollen. Unsere Sorge, damit nicht nur Freiland-Aficionados, sondern auch gelangweilte Pflicht-Studierende, die nur auf ihren “Schein” aus sind, nach Marchegg zu bekommen, erwies sich bisher als unbegründet. Das Feedback der TeilnehmerInnen auf diese Lehrveranstaltung war bisher ebenso positiv wie der Eindruck, den wir Lehrende von der Begeisterungs- und Entwicklungsfähigkeit der StudentInnen im Kontakt mit Natur und Schulkindern bekommen. Die meisten haben hier zum ersten Mal Kontakt zu SchülerInnen, stehen erstmals vor dem Problem, ihr Wissen (und nach Möglichkeit ihre Begeisterung) weiterzugeben - eine Chance, viel zu lernen: “docendo discimus”. Denn für LehrerInnen gilt ebenso wie für Schüler der Grundsatz: Eigenaktivität wirkt tausendfach nachhaltiger als Zuhören oder Filme Schauen (siehe Bild links)! Vielen Jugendlichen fehlt heute jedes Wissen über natürliche Zusammenhänge. Damit ist oft eine Gleichgültigkeit gegenüber der Natur verbunden. Was tun? Esoterisch angehauchte “ganzheitliche Naturerfahrung”, die heute so in Mode ist, dass sie auch vor Universitäten nicht halt macht (vgl. Schelakovsky, 2001: Ökopädagogik. Ganzheitliche Ansätze in Theorie und Praxis, Diplomarbeit Univ. Wien), kann und soll meiner Meinung nach nicht Mittel der Wahl sein, solche SchülerInnen aus ihrer Lethargie zu holen - insbesondere nicht im Biologie(!)unterricht. Ein gleichermaßen fachlich-naturwissenschaftlich wie pädagogisch fundiertes Gegenmodell tut Not. Ein Musterbeispiel, wie man Kinder zum Selber-”Forschen” anregt, lieferten heuer Birgit und Conny mit ihrer Wasserinsekten-Station, wo jedes Kind in kurzer Zeit zum “Spezialisten” für eine Tierart wurde und sein Wissen den anderen weitergab - und das innerhalb des engen Zeitrahmens von 20 Minuten! Die Begeisterung der Schüler über ihre “Aha-Erlebnisse“, etwa angesichts der “technischen“ Problemlösung des Unterwasserlebens bei luftatmenden Insekten, war spürbar. Als Lehrender bekam ich das erwärmende Gefühl, vielleicht ein wenig daran beteiligt gewesen zu sein, dass aus guten noch bessere (zukünftige) LehrerInnen geworden sind. Dafür dankt Erich Eder 3 die teilnehmerInnen am Marchufer 1 14 10 9 8 1 Bianca Baumann 2 Marina Dell'mour 3 Erich Eder 4 Martina Fennes 5 Martin Fliegenschnee 6 Herbert Fojtlin 7 Susanne Hofmayer 8 WalterHödl 9 Gregor Hrynasz 10 Angelika Kirtz 11Manuela Porkert 12 Cornelia Ries 13Birgit Samhaber 14 Monika Sibila 15 Judith Wiese 6 11 4 15 7 13 2 12 5 3 4 guest stars Katholischer Singverband (KSV) “Dem Morgenrot entgegen”: Peter Pany (ab 2005 Lektor dieser Lehrveranstaltung), Düdlü (Christian Kasper, beachte den elegant abgespreizten kleinen Finger!) und Manti (Stefan Mantler), vokal und löffeltechnisch unterstützt von Bianca B. Coronella austriaca auf Judith Schuhböck nicht Pierre Richard, sondern Ornithologe Thomas Zuna-Kratky Sophie Fraunschiel im Würgegriff... 5 essbare pflanzen in der Au: Ökologie und Kulturgeschichte von Manuela Porkert und Judith Wiese Ökologie Die March stellt den westlichsten, pannonischen Tieflandfluss dar, der zur Zeit der Schneeschmelze (März und April) jährlich über die Ufer tritt und hierbei für viele Wochen weite Teile des Tieflandes rund um Marchegg überflutet. Das Marchgebiet zählt zum pannonisches Klima und folglich trotz Überschwemmungen zu den wärmsten und trockensten Landschaften Österreichs. Das Gebiet rund um Marchegg gehört dem Senkungsraum des Wiener Beckens an. Quartäre Sedimente mit jungtertiären Ablagerungen, Tonen und Tonmergel bilden einen wasserundurchlässigen Stauer. Die Böden erweisen sich als schluffig-tonig bzw. lehmig-tonig und beeinflussen dementsprechend die Lebenswelt der Au. Die March weist aufgrund ihrer schwachen Strömung und dem geringen Gefälle eine verminderte Schleppkraft auf, wodurch der Bereich der unteren Marchauen, der in die Donau mündet, zur Zeit der Donauüberschwemmungen, die im Sommer stattfinden, durch Rückstau erneut überschwemmt wird. Diese oftmaligen Überschwemmungen bringen viele Nähstoffe mit sich und aus diesem Grund gestaltet sich das Augebiet als äußerst nährstoffreich und dementsprechend üppig in der Pflanzenvielfalt. Aufgrund der frühzeitigen Überschwemmungen im Verlauf der Schneeschmelze, können sich nicht wie in anderen Gebieten Frühjahrsgeophyten, wie etwa die Frühlingsknotenblume entwickeln, sondern dem entsprechend die erst später blühende Sommerknotenblume. Im Anschluss werden die einzelnen essbaren Pflanzen vorgestellt, die im Auengebiet vorzufinden sind. 6 Hopfen (Humulus lupulus) Hanfgewächse Inhaltsstoffe: Bitterstoffe Beim Hopfen handelt es sich um eine ausdauernde bis 6m hohe, rechtswindende Pflanze, die Widerhaken am Stängel und verwachse- Humulon und Lupulon, welche in ne Nebenblätter aufweist. Die Blätter sind herzförmig gestaltet und 3-5 lappig. Er ist eine 2-häusige Pflanze, wobei die männlichen den Drüsenhaaren der weiblichen Blüten Blütenstände rispenartig, die weiblichen in Scheinähren strukturiert sind. Die Blütezeit ist von Juli bis August. Die männlichen Blüten wer- zu finden sind, ätherisches Öl (Myrcen, den beim Anbau entfernt und lediglich die unbefruchtete weibliche Blüte findet Anwendung. Linalool, Farnesen, Caryophllen). Schon die Ägypter kannten Hopfen zum Bierbrauen. In Deutschland wird er seit dem 8. Jhdt. verwendet und hat sich im Laufe der Zeit als Die weiblichen Blüten werden in der Zeit einzige Bierwürze durchgesetzt. In vielen Erzählungen wird geschildert, dass der Hopfenanbau eine von August bis September gesam- Domäne der Klöster war, da er eine beruhigende Wirkung auf die Sexualität hat, der eigentliche Grund für den alleinigen Anbau in klös- melt, anschließend getrocknet und das terlichen Gebieten liegt darin, dass Bauern in die traditionelle Dreifelderwirtschaft eingebunden waren und somit keine Möglichkeit H o p f e n m e h l (Glandulae Lupuli) aufgefangen. hatten, Hopfen anzubauen. Die Bitterstoffe wirken antibiotisch und beruhigend und werden aus diesem Grund bei Schlafstörungen aber auch bei nervösen Herz- und wie Magenbeschwerden eingesetzt. Allerdings muss erwähnt werden, dass diese Stoffe in größeren Mengen giftig wirken. Eine andere Möglichkeit, die beruhigende Wirkung zu nützen, stellt das Herstellen eines Tees dar, wobei 1 Teelöffel Hopfendolden pro Tasse verwendet wird, der 10 bis 15 Minuten ziehen sollte. Eine wahre Delikatesse stellen die Sprossen dar, die bis Mai geerntet werden können und als Hopfenspargel bekannt sind. Diese werden entweder wie Spargel gekocht, oder aber in einem Salat verarbeitet. 7 Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) Geißblattgewächse Gemeiner Beinwell (Symphytum officinale) Rauhblattgewächse Der Schwarze Holunder ist ein bis 7m hoher Strauch oder Baum, dessen Äste weißes Der Gemeine Beinwell ist eine 30 bis 80 cm hohe Pflanze die ausdauernd, ästig hohle Stängel aufweist und deren Stängelblätter gestielt Mark aufweisen. Die Blätter sind in 3 bis 7 eiförmigen Fliedern angeordnet, die beim sind. Die auffallenden dunkelvioletten bis weißen Blüten sind in reichblütigen Doppelwickeln und glockigen 1 bis 2 cm langen Kronen ange- Zerreiben aromatisch duften. Die weißen Blüten sind in schirmförmigen Trugdolden gruppiert und haben ihre ordnet. Bereits im Mittelalter galt der Beinwell als ideales Mittel bei Blütezeit von Mai bis Juli. Die Früchte sind schwarz. Der Schwarze Holunder spielt bereits in der germanischen Mythologie Knochenbrüchen, worauf der wissenschaftliche Gattungsname (symphytum, griech. “zusammenwachsen”) hindeutet. Hildegard von und im Totenkult eine große Rolle. In weiterer Folge fehlte der Holunderbusch bei keinem Bauernhaus, da in ihm ein Geist (in man- Bingen empfahl Lungenkranken einen Kuchen aus Beinwellblättern und Honig zu sich zu nehmen chen Legenden spricht man auch von einem Holunderweiblein) wohnen sollte, der das Haus vor Feuer und Zauber schützen sollte. Man und versprach so Linderung. I n h a l t s s t o ffe: Allantoin, glaubte fest daran, dass jemand aus der Familie sterben müsse, wenn der Holunder gefällt würde. Pyrrolizidin-Alkaloid, Gerbstoffe, Schleime. Inhaltsstoffe: Die Blüten sind mit ätherischem Öl (Palmitinsäure) versehen, weiters finden sich Flavonole (Rutin, Isoquercitrin, Hyperosid, Anwendung: Die Wurzel wird entweder im Frühling oder Astragalin). Die Früchte weisen einen hohen Vitamin A und C-Gehalt auf, darüber hinaus sind Gerbstoffe enthalten. Die Blüten werden mit von September bis Oktober ausgegraben und bei ca. 40 dem Blütenstand abgeschnitten, danach über Papier aufgehängt und getrocknet. Die Droge wirkt als schweißtreibendes Mittel bei Erkältung, bis 60°C getrocknet. Salben, Tinkturen Grippe, Neuralgien und Rheuma. Für die Zubereitung eines Holundertees werden 2 Teelöffel mit kochendem Wasser übergossen Breiumschläge helfen bei und anschließend 5 bis 10 Minuten ziehen gelassen. Die Früchte, die leicht harn- und schweißtreibend und abführend wirken können, wer- Neuralgien und Prellungen. Die Droge wirkt bei Bronchitis den mit Zucker eingekocht und mit Weißwein und Zitronensaft als Kaltschale serviert. Ein überaus verbreitetes Rezept ist das Ausbacken und Entzündungen Magen-Darmtrakts. und wiederum Rheuma, des in einem palatschinkenähnlichen Teig. 8 Bärlauch (Allium ursinum) Liliengewächse Vergiftungsfall kommt es zunächst zum Erbrechen, Hierbei handelt es sich um eine 20 bis 40 cm hohe Zwiebelpflanze mit Durchfall, Kapillarerweiterung und schlussendlich zur dreikantigem Stängel und Knoblauchgeruch. Die zwei bis drei Lähmung der Muskeln und somit zum Atemstillstand und kurz gestielten Blätter weisen eine länglich-elliptische Form auf, die Tod. Inhaltsstoffe: Colchicin und Alkaloide Bei Kindern ist schneeweißen Blüten, in flacher bis halbkugeliger Dolde, sind von April bis Juni zu sehen. eine Dosis von 1 bis 1,5g tödlich, bei Erwachsenen führen Inhaltsstoffe: Lauchöl (Alliin, Prostaglandine A, B und F 5g zum Tod. Vinylpolysulfide), Flavonoide, Anwendung: In der Medizin hier vor allem in der Homöopathie bei Magen-Darmbeschwerden, als Gewürz mit mildem Rechts: Blätter der Herbstzeitlose im Frühjahr - Knoblauchgeschmack, welches frisch wesentlich schärfer schmeckt, als gekocht, Bärlauch wird gleich wie Knoblauch Salaten, Saucen und Verwechslung mit dem Bärlauch kann tödlich enden. Gemüse beigefügt. Vorsicht: Immer wieder wird Bärlauch mit Herbstzeitlosenblättern und Maiglöckchen verwechselt, die im Anschluss vorgestellt werden. Maiglöckchen (Convallaria majalis) Liliengewächse Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) Zeitlosegewächse Diese ausdauernde 10 bis 20 cm hohe Pflanze weist zwei elliptisch-lanzettliche Diese ausdauernde 5 bis 40 cm hohe Pflanze mit unterirdischer Knolle, hat ihre Blütezeit von August bis November, Perigonblätter, die zu einer Blätter auf. Die Blüten sind von Mai bis Juli sichtbar. Der höchste Giftgehalt ist in langen Röhre verwachsen sind, die Blätter erscheinen allerdings erst im darauffolgenden Frühling und führen so dramatischen den Blüten und in den Samen vorzufinden. Früher wurden Maiglöckchen als Verwechslungen mit Bärlauchblättern. Colchicin ist ein Zellgift, welches die Zellteilung unterbindet und wird in Stärkungsmittel für Herz und Hirn verwendet, darüber hinaus fand es als der Zellbiologie und in der Züchtungsforschung eingesetzt. Im Schönheitsmittel seine Anwendung. 9 Sie stehen für Glück in der Liebe und in manchen Sagen weist eine weiße Jungfrau mit einem Strauß Maiglöckchen auf einen verborgenen siert. Wenn diese durch den Menschen verdrängt werden gehen auch die Vielfalt und die Anzahl der Schmetterlinge zurück. Schatz hin. Inhaltsstoffe: Herzwirksame Glykoside (Conallotoxin, Convallotaxol, Die Brennnessel findet man überall dort, wo der Boden reichlich gedüngt und nicht zu trocken ist. Neben verschiedenen Vitaminen und Convallosid), Saponine. Das Maiglöckchen ist giftig und darf nicht gesammelt werden. Eisen enthält die Brennnessel große Menge an Chlorophyll und Flavonoiden. Die Flavonoide sind wahrscheinlich zusammen mit den Brennnessel (Urtica dioica) Substanzen der Brennhaare für eine harntreibende Wirkung verantwortlich. Vor allem im Frühjahr spricht man dem Brennnesseltee eine Brennnesselgewächse Da so gut wie jeder von uns mit Brennnessel sofort eine schmerzhafte entschlackende Wirkung zu. Brennnesseltee findet auch Verwendung bei Entzündungen der Harnwege und als unterstützende Behandlung Hautreizung assoziieren, wird sie von den meisten Menschen oftmals als lästiges und unnützes Unkraut angesehen. Doch neben ihrer bei rheumatischen Beschwerden. Die gesamte Pflanze ist mit Brennhaaren bedeckt. Das Brennen wird Heilwirkung hat die Brennessel noch zahlreiche andere für den Mensch durchaus positive Eigenschaften. Sie wächst auf Abfällen ver- durch die Haare verursacht, die bei Berührung abbrechen und die darin enthaltene Flüssigkeit („Nesselgift“) wie Injektionsnadeln in die deckt diese, trägt zu deren Verrottung bei und kann wirtschaftlich genutzt werden. Die langen, festen Bastfasern in den Stängeln wurden Haut spritzen. Deshalb ist es ratsam Handschuhe beim Ernten zu verwenden. Jedoch im unteren Teil des Stängels befinden sich kräftige früher zu Seilen und Schiffstauen oder zu Nesseltuch (siehe Grimm-Märchen) ver- Borsten, aber keine Brennhaare, sodass man die Pflanze an dieser Stelle mit blo- arbeitet. In der biologischen Landwirtschaft spielt sie eine wichtige ßer Hand pflücken kann. Die Brennnessel spielte schon damals für Rolle als Düngemittel, wird als Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt die Menschen eine wichtige Rolle. Im bäuerlichen Bereich war die Brennessel und gilt als besonders Kompostierungsmittel. gutes früher eine beliebte Spinatpflanze. Sie war fester Bestandteil typischer Die Brennnessel ist Lebensraum und Nahrung für Insekten, wie z.B. für die Kräutersuppen, die man im Frühling gegessen hat. Damals hat man die Schmetterlinge Admiral und Tagpfauenauge. Ihre Raupen sind auf die Pflanzen viel mehr ins tägliche Leben miteinbezogen, als das heute der Fall ist. Brennessel als Nahrungspflanze speziali- Deshalb gibt es unzählige Geschichten 10 rund um die Brennnessel. Zum Beispiel war man früher davon überzeugt, dass man Krankheiten auf die Pflanze übertragen konnte. Dazu musste man drei Tage vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang zu einer Brennnessel gehen und sie beschwören. Knoblauchrauke (Alliaria petiolata) Kreuzblütengewächse Die breiten, herzförmigen Blätter So hoffte man Fieber oder Zahnschmerzen bannen zu können. Eine weitere Wirkung hatte die Brennessel auf das Bier. Dabei wurde sie ähneln jener der Brennessel, sind aber hellgrüner und besit- bei Gewitter neben oder in das Bier gelegt, damit es nicht sauer wurde. zen keine Brennhaare. Zerreibt man eines von ihnen zwischen Taubnessel (Lamium sp.) den Fingern, fällt einem der knoblauchartige Geruch auf. Lippenblütengewächse Die Taubnessel unterscheidet sich durch das Trotz des Knoblauchgeruches zählt sie nicht zu den Fehlen von Brennhaaren, durch rot-violette oder weiße, süß schmeckende Blüten von der Lauchgewächsen, sondern zu den Kreuzblütlern. Die Pflanze Brennnessel. Sie bevorzugt nährstoffreiche Böden, die nicht zu trocken sein dürfen wird 60cm bis 1m hoch und ist von Büscheln kleiner weißer (Waldränder, Ufer, Hecken, Gärten, Äckern, Weinbergen,..). Außerdem enthält sie Blüten gekrönt. Die Knoblauchrauke liebt feuchte, Aromastoffe und Gerbstoffe. Sie werden nur in der Volksheilkunde verwendet und sollen dort beruhigend und entzün- schattige Standorte, Waldränder, Parks und Hecken. In den Zellen der intakten Pflanze sind die dungshemmend wirken, was durch wissenschaftliche Forschung nicht belegt ist. Die Blüten der weißen Taubnessel galten früher in der Senfölglykoside von den spaltenden Enzymen getrennt. Erst wenn beim Zerquetschen die Zellen zerstört sind, kommt das Enzym mit sei- Volksheilkunde als wirksam gegen verschiedene Frauenleiden, gegen Nervosität und Verstopfung. Die heutige Medizin konnte diese Wirkung nem Substrat in Kontakt. Dadurch entsteht das Allylsenföl mit seinem typischen Geruch und Geschmack. Medizinisch anerkannt ist die anti- jedoch nicht beweisen. Äußerlich wurde sie als Umschlag bei Hautschwellungen, Krampfadern und Gicht empfohlen. Früher färbte septische und wundheilende Wirkung. Sie hilft frisch zerquetscht bei eiternden Wunden und wird als Aufkochen zum Gurgeln bei man die Haare mit einem Farbstoff der Wurzeln gelblich. Taubnessel mit Kombination mit Brennessel eigen sich hervorragend Entzündungen der Mündhöhle sowie zur Anregung des Stoffwechsels verwendet (2 Teelöffel für 5 Stunden in kaltes Wasser geben, aufko- für exquisite Delikatessen. chen, 10-15min stehen lassen und abseihen). 11 Überlegungen zur Fachdidaktik: Als wir uns ca. einen Monat vor unserer Exkursion nach Marchegg das Als wir dann letztendlich in Marchegg ankamen, waren wir positiv überrascht, denn die meisten Pflanzen, die wir im Vorfeld ausgearbeitet und gewünschte Thema aussuchen konnten, dachten wir zunächst, dass wir eine gute Wahl getroffen hätten, doch als wir mit dem Einlesen vorbereitet hatten waren auch vor Ort zu finden. Doch wie sagt man so schön, der Teufel schläft nicht, und so sahen wir uns mit der Tatsache begonnen haben, wurde uns ziemlich schnell ein bestimmtes Problem klar: Wie schafft man es am besten, Schulkinder im Alter zwischen 12 konfrontiert, dass nirgends weit und breit Maiglöckchen oder auch Bärlauch zu finden waren. Jetzt kann man sich natürlich fragen, warum und 13 Jahren, für Botanik zu begeistern? Die anderen Gruppen hatten es da vergleichsweise einfach, denn wel- uns gerade diese beiden Arten so wichtig waren, und warum wir stattdessen nicht einfach zwei andere Pflanzen ches Kind, sofern es sich nicht zu sehr ekelt, findet es nicht interessanter, sich mit leben- in unseren Vortrag aufgenommen haben. Und genau diese Frage führt uns wieder den Tieren zu beschäftigen als einem Vortrag über unbewegliche und somit unspektakuläre zurück zu Konzept. Pflanzen zu lauschen. Also mussten wir uns in den verbleibenden Da es unsere Meinung nach besser ist, sich bei einem Vortrag für eine Schulklasse nur Wochen ein Konzept überlegen wie wir den klassischen Frontalunterricht so verändern auf das Wesentliche zu beschränken, haben wir schon im Vorfeld beschlossen können, dass er zum einen interessanter wird und wir zum anderen auch die Kinder aktiv in nach dem Motto „weniger ist mehr“ vorzugehen, und vor allem die Unterschiede zwi- unseren Vortrag miteinbeziehen können. Doch genau diese Überlegungen brachten schen dem begehrten Bärlauch und den hochgiftigen Maiglöckchen und uns schon zum nächsten Problem, denn wie sollten wir ein eher detailliertes Konzept aus- Herbstzeitlosen hervorzuheben. Wir sahen und sehen die Vorteile dieser arbeiten, wenn wir noch keine Ahnung hatten, welche Pflanzen wir letztendlich vor Ort vor- Vorgehensweise (didaktische Reduktion) darin, dass wir die Schüler nicht innerhalb finden würden? Aus diesem Grund war es uns lediglich möglich, ein grobes kürzester Zeit mit einer unnötigen Menge an Informationen bombardieren, und wir Grundkonzept zu erstellen. Was den Rest betraf, mussten wir uns auf unser ihnen somit die Chance geben, sich das von uns Vorgetragene auch länger als Improvisationstalent vor Ort verlassen. zehn Minuten merken zu können. unserem ausgearbeiteten 12 So weit so gut, doch es war uns einfach nicht möglich, an unserem Standort Bärlauch oder auch Maiglöckchen zu finden, und ohne nicht durch lustigere Dinge wie z.B. das Klett-Labkraut, das wegen seiner klebrigen Eigenschaften vorzugsweise dazu verwendet wurde um Anschauungsmaterial kann man eben nur schwer einen anschaulichen und vor allem nachvollziehbaren Vortrag halten. Und auch an dieser Klassenkameraden abzuschießen, verlieren. Zum Abschluss unseres Vortrages wollten wir dann noch den Stelle kann ich nur wieder ein altes Sprichwort zitieren, denn wie sagt man so schön, „das Glück ist ein Vogerl“ und genau so kam es in Form Geschmackssinn der Schüler ansprechen, in dem wir mit ihnen ein paar der vorgestellten Pflanzen zum Essen angeboten haben. Aber da eines Gastes zugeflogen. Dieser Gast wusste nämlich ganz genau, wo man unsere fehlenden Pflanzenarten finden konnte, und er erklärte uns klar war, dass nicht jeder ohne mit der Wimper zu zucken eine rohe Brennnessel in den Mund nimmt und isst, mussten wir auch hier sich sofort bereit, uns die fehlenden Pflanzen zu besorgen, wofür wir ihm an dieser Stelle noch einmal herzlich danken wollen. methodisch vorgehen, und uns langsam Schritt für Schritt diesem Endziel annähern. Zu diesem Zweck ließen wir die Schüler zuerst ein- Nachdem wir nun alles beisammen hatten, hatten wir die Möglichkeit einer Vorpräsentation vor einer ausgesuchten Hörerschaft, die aus mal die Brennnesseln suchen, pflücken und somit angreifen, denn sie sollten sehen, dass man diese Pflanzen auch in die Hand nehmen den StudentInnen der Exkursion “Phänologie der March-Auen” bestand. Diese Vorpräsentation war eine Art Probelauf, die uns die kann, ohne sofort eine brennende Hautreizung zu riskieren, denn “wenn man lieb zur Brennnessel ist, dann ist sie auch lieb zu einem“. Möglichkeit gab, ein Feedback zu unserem Vortrag zu erhalten. Leider war das Feedback zu unserem Vortrag nicht besonders gut. Was am Nach dieser einfachen Übung waren dann alle Schüler bereit, einmal eine Brennnessel zu kosten, und zur Überraschung von vielen meisten kritisiert wurde, war, dass wir, anders als wir uns eigentlich vorgenommen hatten, viel zu sehr in den typischen Frontalunterricht schmeckte sie nicht einmal so schlecht. Während die Schüler mit der Verköstigung beschäftigt waren, haben abgerutscht sind, und wir die Zuhörer viel zu wenig in unseren Vortrag mit einbezogen haben. wir ihnen ein paar Geschichten über die ursprünglichen Verwendungszwecke der einzelnen Pflanzen in den letzten Durch diese Kritik angespornt, haben wir unser Konzept über Nacht noch einmal überarbeitet und konnten dadurch den Schulkindern am Jahrhunderten erzählt. In der Pause durften die Schüler dann noch ein wenig weiter essen, da nächsten Tag einen wesentlich interessanteren und anschaulicheren Vortrag bieten. wir ein paar Kostproben (Bärlauchaufstrich und Hopfensprossen mit Sauce Hollandaise) der vorgestellten Pflanzen vorbereitet haben. Das Unser Hauptanliegen war es wieder, von diesem klassischen Frontalunterricht wegzukommen, was wir letztendlich durch ständige eigentliche Vorhaben mit den Schülern gemeinsam ein paar Speisen vorzubereiten, scheiterte daran, dass wir einfach nicht genügend Zeit Zwischenfragen, die wir den Schülern immer wieder stellten, erreicht haben. Worauf wir aber trotz aller Zusammenarbeit mit den Schülern zur Verfügung hatten. Abschließend kann man sagen, dass das ganze trotz der immer bedacht waren war, dass wir die Aufmerksamkeit der Schüler Befürchtungen und Selbstzweifel die wir nach der Vorpräsentation hat13 ten, eigentlich sehr gut verlaufen ist, und wir uns sicher sind, dass wir den Schülern das vermitteln konnten, was wir uns vorgenommen Methoden: haben. Wir haben ihnen einen Einblick in die Welt der essbaren und nicht essbaren Pflanzen verschafft und dabei auch nahegebracht, dass Da wir alle nicht besonders viel vom klassischen Frontalunterricht halten, wollten wir das ganze so praxisorientiert wie möglich machen. Wir sie in Zukunft auch nur das sammeln und vielleicht auch essen sollen, was sie auch wirklich kennen. wollten, dass die Schüler so viel wie möglich selbst erkennen und erarbeiten, was wir durch eine Art Frage- Antwortspiel erreicht haben. Was waren unsere Lehrziele: Außerdem rissen wir unsere Anschauungsobjekte nicht einfach aus dem Boden, sondern wir wählten unseren Standort so, dass sie die Unser hauptsächliches Ziel war es den Schülern die grundlegenden Unterschiede zwischen nicht essbaren jeweiligen Merkmale und Unterschiede im natürlichen Lebensraum der und essbaren Pflanzen zu erklären. Sie sollten die Unterschiede nicht nur sehen, sondern auch mittels ihres Pflanzen sehen konnten. Zusätzlich wollten wir die Schüler dazu animieren, Tastsinnes spüren, denn oftmals ist es leichter Unterschiede zu fühlen (z.B. Oberfläche der Blätter) als sämtliche Sinne zu aktivieren. Deshalb sollten sie nicht nur schauen, sondern diese auf Anhieb mit freiem Auge zu erkennen. Und so wollten wir erreichen, dass die Schüler nach unserem sie mussten die Pflanzen berühren, daran riechen oder auch die Blätter zwi- Vortrag in der Lage sind, die grundlegenden Unterschiede zu erkennen und nicht aus Versehen die schen ihren Fingern zerreiben. Was wir dadurch erreicht haben, war, dass die falschen Pflanzen zu pflücken und vielleicht sogar zu essen. Schüler auf diese Art und Weise ohne unsere Hilfe die jeweiligen Namen der Unser Vortrag gliederte sich in folgende Themenbereiche: - Ökologie der Au Pflanzen erraten konnten (die Brennessel brennt, die Knoblauchrauke - Erklärung der Unterschiede zwischen essbaren und nicht essbaren Pflanzen riecht nach Knoblauch). - Verwendung der essbaren Pflanzen (nicht nur in der heutigen Küche sondern auch die mystische Evaluation: Um zu überprüfen, ob unsere Versuche, Bedeutung in den letzten Jahrhunderten) - Abschließende Richtlinien, was man beim selbstän- den Kindern etwas Neues beizubringen, auch zielführend waren, ließen wir die digen Sammeln beachten sollte Schüler zusätzlich zu unserem Frage14 Antwortspiel immer wieder kleinere Aufgaben erfüllen. Zum Beispiel sollten sie uns so genau wie möglich beschreiben wie eine das bei den Kindern passiert wäre, hätten wir ziemlich schnell ihre Aufmerksamkeit verloren. So aber hatten wir noch die Möglichkeit, die Brennnessel aussieht, und wo sie sie hier in der Umgebung schon gesehen haben, oder sie sollten uns zu einer zuvor besprochenen Dinge so zu ändern, dass wir, so denken wir zumindest, den Kindern einen interessanten und auch lehrreichen Vortrag bieten konnten. Pflanze führen u.ä. Und das führt uns schon zur eigentlichen Überraschung die wir erlebt haben, denn wir hätten nie damit gerechnet, dass sich die Schüler der- Abschließende Reflexion: Abschließend kann man sagen, dass uns diese Exkursion einige neue art stark für dieses Thema begeistern lassen würden. Ganz im Gegenteil, wir hatten schon die Befürchtung, dass wir im Vergleich zu Erfahrungen gebracht hat, denn uns wurde bewusst, wie viel Arbeit hinter einer solchen Exkursion, die man später vielleicht auch einmal den anderen Gruppen die größten Schwierigkeiten haben werden, da Pflanzen weder herumlaufen noch in den meisten Fällen sehr spekta- mit seinen Schülern machen wird, steckt. Man muss schon im Vorfeld ein ziemlich detailliertes Konzept darüber erstellen, was man den kulär aussehen. Aber wie schon angedeutet, waren die Kinder mit vollstem Einsatz und Begeisterung bei der Sache, und jeder von ihnen Kindern vermitteln will, und vor allem prüfen, welche Möglichkeiten und Ressourcen man tatsächlich vor Ort zur Verfügung hat. Aus diesem wollte bei unseren Fragen zeigen was er schon über diese und jene Pflanze weiß und warum er glaubt, dass sie gerade dort wachsen usw. Grund sollte man meiner Meinung nach auch immer schon im Vorfeld einmal den jeweiligen Standort besuchen, um schon vorab abzuschät- Und genau dieser „Ehrgeiz“ der Kinder ermöglichte uns ein wirklich produktives Miteinander, was uns letztendlich bewiesen hat, dass zen, welche Probleme auftreten können, denn man kann sich dann doch nicht immer blind auf sein Improvisationsvermögen verlassen. unsere Entscheidung gegen den klassischen Frontalunterricht doch die richtige war, und sich die Kinder viel mehr merken wenn sie es Das haben wir am eigenen Leib zu spüren bekommen, denn wenn wir nicht das Glück gehabt hätten, dass ein Gast weiß, wo wir selbständig erarbeiten. Maiglöckchen und auch Bärlauch finden, dann hätten wir unseren Vortrag gleich vergessen können. Literatur: - Grau, Jung, Müller; Beeren, Wildgemüse, Heilkräuter; München Worüber wir letztendlich, trotz anfänglicher Skepsis, doch sehr froh waren, war der Vortrag vor den Studenten, denn da hatten wir noch 1982. - Graupe, Koller; Delikatessen aus Unkräutern; Wien 1995 einmal die Möglichkeit, letzte Fehler zu erkennen und noch rechtzeitig zu verbessern. In unserem Fall wurde sofort klar, dass wir auf Grund - Holzner (Hrsg.); Das kritische Heilpflanzen-Handbuch; Wien 1985. der vielen Pflanzenarten die wir vorstellen wollten, und der mangelnden Zeit die wir zur Verfügung hatten, ziemlich schnell in eine Art - Till; Wildkräuter Delikatessen; Wien 2001 - Hensel Wolfgang; Das große Kräuterbuch; Frankh.-Kosmos Frontalunterricht abgerutscht sind, und ich bin mir sicher, wenn uns Verlags- GmbH; Stuttgart 1994. 15 Die Bedeutung der Pflanzen für die Tierwelt der Au am Beispiel der Nahrung zu verbrennen und so Energie zum Leben zu bekommen. Da streifen wir bereits den zweiten wichtigen Punkt: Sehr viele Tiere tierspuren Pflanze direkter oder indirekter Energielieferant für die Tiere. Eine weitere Funktion, welche die Nahrungsaufnahme hat, ist Material für den ernähren sich von Pflanzen. Diejenigen, die es nicht tun, ernähren sich von Tieren, die sich wiederum von Pflanzen ernähren. Also ist die von Marina Dell’mour und Gregor Hrynasz Zellaufbau zu liefern. Pflanzen sind demnach also auch Lieferanten organischen Materials für den Zellaufbau tierischer Zellen, welche 1. Fachlicher Teil bekanntermaßen nicht fähig sind, anorganisches Material einzubauen (mit wenigen Ausnahmen versteht sich). Doch abgesehen vom Ein komplexes Thema, das unterschiedlichste Themengebiete auf einen Nenner zu bringen versucht (und, wie man rechts sieht, die Köpfe von Marina und Gregor rauchen ließ... ee) - bevor ich diese Zusammenführung beschreibe, möchte ich mich zunächst den einzelnen Teilgebieten widmen, damit ein gewisses Hintergrundwissen gewährleistet ist. Dies war auch meine Vorgehensweise beim Vorbereiten des Themas für Marchegg. Die Bedeutung der Pflanzen für die Tierwelt Ohne Pflanzen keine Tiere, das weiß jeder Biologe. Doch wie viele Bereiche des „Lebens“ durch die Existenz der Pflanzen geprägt werden, lässt sich erst durch intensive Auseinersetzung mit der Thematik erfassen. Beginnen wir mit den ganz basalen Dingen, die ein Tier zum Überleben braucht. Jedes Tier muss atmen, spezifischer ausgedrückt: jedes Tier braucht den von Pflanzen produzierten Sauerstoff um Bereitstellen von Sauerstoff, Energie und Material hat die Pflanze auch eine große ökologische Bedeutung: sie dient als Wohnort für Adulttiere und Jungen (wie z.B. eine Baumhöhle), sie liefert Material für den Nestbau, ermöglicht Unterschlupf genauso wie Platz zum Balzen oder zum Fangen von Beute (z.B. in Form von Totholz, das mit Larven durchsetzt ist). Eine einzige Pflanze kann viele verschieden Tierarten gleichzeitig ernähren und beherbergen, wie z.B. die Eiche, sie kann aber auch spezifischer Nahrungsgrund für genau eine einzige Art sein, wie z.B. viele Orchideen. Es gibt keine Pflanze ja sogar keinen Teil der Pflanze, der nicht von Tieren genutzt wird, egal ob Blatt oder Wurzel, ob lebendige oder tote Pflanzen, ob einfache oder komplexe Organisationsformen. Also nicht nur ohne Pflanzen keine Tiere“ sondern auch keine Pflanze ohne Tiere! Tierspuren Zu Tierspuren gehören alle Formen von Spuren, die Tiere durch ihre Anwesenheit oder Tätigkeit (sei es Fressen, Urinieren oder Sterben) hinterlassen. Grob unterscheidet man folgende Formen von Tierspuren: Fährten und Fußspuren, Fraßspuren, Exkremente sowie 16 Baue und Verstecke. Früher war die Fähigkeit, Tierspuren zu erkennen und zu deuten, für die Menschen lebensnotwendig, denn davon hing von Abdrücken nebeneinander. Beim „Trab“ ist die Spur ähnlich wie beim Trab, die Schrittbreite ist jedoch größer. Beim „Galopp“ (Abb.2b), beispielweise sein Jagderfolg ab. Heute müssen nur noch Jäger und Förster Spuren erkennen können, um den Wildbestand richtig einzu- der schnellsten Fortbewegungsart, setzten die Tiere die Hinterfüße weit vor den Vorderfüßen auf. Hier wird fast immer jeder Fuß für sich schätzen. Für den interessierten Biologen geben Tierspuren Aufschluss über Verhaltensweisen der Tiere und ermöglichen eine ziel- abgedrückt. Im Gegensatz da zu bewegen sich Vögel (Abb.1d), welche übrigens nur mit den Zehen auftreten, hüpfend oder laufend vorwärts. g e r i c h t e t e Abb. 1: Fußanatomie bei Säugern und Vögeln Beobachtung. Beim Hüpfen liegen die Abdrücke beider Füße nebeneinander, beim Laufen hintereinander und die Füße werden manchmal leicht nach innen gedreht. Fährten: Säugetiere können auf Grund Fraßspuren an Bäumen, Sträuchern, Kräutern, Obst,... geben Aufschluss über Ihrer Fußanatomie in drei Gruppen pflanzenfressende Tierarten. Überreste von Mahlzeiten der Fleischfresser ebenfalls, diese verwesen jedoch recht schnell. Im eingeteilt werden: die Sohlengänger, welche mit der gan- Prinzip können an allen Teilen der Pflanze bzw. an allen unterschiedlichen Pflanzenarten verschiedene Fraßspuren unterschieden werden. zen Pfote auftreten (z.B. der Bär (Abb.1a)), die Zehengänger, bei denen In Abbildung 3 erkennen wir folgende Fraßspuren: an den Wurzeln Scher- oder Erdmäuse, dicht über dem Boden Hasen, Kaninchen, sich nur Zehen- und Hauptballen abdrücken (z.B. Wolf (Abb.1b)) sowie die Abb. 3: Häufig zu findende Fraßspuren an Bäumen und Sträuchern (rot) Zehenspitzengänger (Paar(Reh (Abb.1c)) und Unpaarhufer (Pferd)). Mäuse oder BiberNagespuren, in 2 m Höhe Rotund Damhirschspuren, im Folgende Trittsiegel sind unterscheidbar und lassen Rückschlüsse über die Geäst Rötelmausverbiss, im Bereich der Ganggeschwindigkeit zu: im „Gang“ (Abb.2a), der langsamsten Gangart, wer- Baumkrone Hackund Ringelspuren von den die Hinterfüße mehr oder weniger genau in die Abdrücke der Vorderfüße Spechten Nagespuren gesetzt, dadurch entstehen zwei Reihen Abb. 2: Rothirsch: Gang (a), Galopp (b) Eichhörnchen sowie von und 17 Siebenschläfern. Auch an Obst und Nüssen hinterlassen Tiere Fraßspuren. Vögel machen sogenannte „Pickspuren“, Säuger hinter- Dachsbauten). Man unterscheidet außerdem Baue auf der Erde, dazu zählen Nester und Mulden bodenbrütender Vogelarten sowie Lager lassen Nagespuren im Fruchtfleisch oder an der harten Schale von Nüssen wie der Walnuss oder der Haselnuss. Überreste von der von Säugetieren. Nester über der Erde in Kräutern, Büschen und Sträuchern sind bewohnt von Kleinvögeln, sowie von Zwerg- oder Mahlzeit eines Fleischfressers wie z.B. Haare, Federn, Knochen, Schalen können Aufschluss über den Jäger geben, so unterscheidet Haselmaus. Freistehende Nester in hohen Büschen oder Bäumen werden von Großvögeln wie Greifen, Reihern und Rabenvögeln aber auch z.B. bei Federfunden der Zustand des Kiels über den Jäger: von Raubtieren wie dem Fuchs gerissene Vögel werden mit den Zähnen von Kleinvögeln wie Pirolen und Drosseln bewohnt. Die Kobel der Eichhörnchen zählen ebenfalls zu dieser Form von freistehenden gerupft – die Kiele sind zerbissen. Federn von Raubvögeln geschlager Beutevögel weisen dies nicht auf. Auch der Fundort verrät etwas über Nestern. Höhlen in Bäumen werden entweder selbst gemacht (Spechte) oder es werden verlassene Höhlen besiedelt (Kleiber, den Jäger, z.B. ob die Rupfung am Boden oder auf erhöhter Stelle, in Deckung oder in freiem Feld stattgefunden hat. Fledermaus, Siebenschläfer). Wohnbauten in und an Gebäuden wie z.B. die der Schwalben und Turmfalken sowie Mäusen und Ratten sind Oft sind an Fraßplätzen zusätzlich Kotspuren vorhanden, die einen dem Menschen leicht zugänglich und bedürfen daher wie im Falle der Schwalbe spezielle Rücksicht bzw. Schutz. Rückschluss leichter machen. Bei Säugern kann auf Grund der Form des Kotes leicht unterschieden werden, ob er von einem Tier- oder Die Au Pflanzenfresser stammt. Mitunter ist sogar eine Unterscheidung zwischen Männchen und Weibchen möglich (z.B. beim Rothirsch: die Die Au ist aufgrund der ständig vorherrschenden Wasserdynamik ein Lebensraum mit sehr nähstoffreichen Boden. Sie ermöglicht daher Bohnen der Weibchen sind kleiner und länglicher und an einem Ende zugespitzt am anderen abgerundet, während der Kot der Männchen an einer enormen Zahl von Pflanzenarten das Überleben. Kurzlebige Pionierpflanzen sowie anspruchsvolle höhere Arten wie die einem Ende zugespitzt, am anderen Ende eingedellt ist). Wohnbauten kann man in allen Bereichen der Vegetation und im Silberweide finden in der Au günstige Lebensbedingungen. Bei einer so großen Zahl an Pflanzen gibt es natürlich auch entsprechend viele Boden finden. Sie sind oft so spezifisch, dass ein Rückschluss bis auf die Art möglich ist. Es gibt Wohnbauten, die in der Erde angelegt sind, Tierarten. Die Au beherbergt nicht nur uns reichlich vertraute Arten wie die Amsel oder das Reh, sie ermöglicht auch seltenen und bedrohten so wie die von Dachs, Fuchs oder Wühlmaus. Sie haben einfache bis komplexe Gangsysteme besitzen oft eine Vorrats- und Nestkammer. Tierarten wie dem Eisvogel, dem Graureiher oder dem Biber das Überleben, wenn der Mensch in den Überflutungszonen keine Siedelungen Die Größe der Eingangsröhre gibt Hinweise auf die Größe der Baubenutzer. Manchmal sind auch „Untermieter“ einquartiert, deren angelegt hat und die Flutwässer unverschmutzt bleiben. Der gesamte Nationalpark Donau-Auen beherbergt beispielsweise mehr als 700 Wohnbedürfnisse sich mit denen der Bauer decken (z.B. Füchse in Arten höhere Pflanzen, mehr als 30 Säugetier- sowie 200 18 Brutvogelarten. Es finden sich des weiteren 8 Reptilien-, 13 Amphibien- und etwa 60 Fischarten. Ein enormes Artenspektrum, das Teil 1: Theorie zum Thema Unsere Einstiegsfrage lautete: „Was glaubt ihr, gibt es mehr Tier- oder es zu schützen gilt! mehr Pflanzenarten?“ Wir warteten die Vorschläge ab und fragten dann weiter (noch ohne Beantwortung von unserer Seite und unabhän- 2. Fachdidaktik Didaktische Reduktion – Das „Erstellen“ des Themas gig davon, was die Antwort war): „Warum, was spräche dafür?“ Wir erklärten schließlich, dass es sehr viel mehr Tierarten als Meine anfängliche Begeisterung für das Thema „Die Bedeutung der Pflanzen für die Tierwelt anhand von Tierspuren in der Au“ verwandel- Pflanzenarten gäbe und zeigten eine Filmdose (für die Pflanzen) und eine größere Glasdose (für die Tiere) mit Weizenkörner, wobei ein te sich relativ bald in Verwirrung und in Frust, da es mir unmöglich erschien, diesen Zusammenhang kindgereicht darzustellen bzw. über- Korn für 700 Arten stand. Das Erstaunen war oft groß, dass es mehr Tierarten gibt. Wir erklärten, dass man die Tiere weniger leicht sieht als haupt darzustellen. Doch nach mehreren krampfhaft-nachdenklichen Nachmittagen und Aufstellung unterschiedlichster Konzepte gemein- die Pflanzen, weil sie mobil sind und weil viele von ihnen klein sind (Insekten). Im Vergleich dazu ist natürlich die Biomasse der Pflanzen sam mit meinem Gruppen-Partner Gregor fand sich schließlich doch ein Weg. Unser Grundkonzept war folgendes: wir wollten den Kindern oft enorm (man denke nur an eine Eiche vs. eine Ameise!) Doch wie man die vielen Tiere dennoch bemerken könne, beschrieben wir fol- näher bringen, dass sämtliche Teile einer Pflanze von unterschiedlichen Tieren genutzt werden (Bedeutung der Pflanze) und folglich auch gendermaßen: durch genaues Hinschauen, denn so entdeckt man sowohl die kleinen Tiere als auch die Tierspuren der größeren Tiere! überall auf einer Pflanze Tierspuren zu finden sind. Wir wollten im offenen Dialog mit den Schülern verschiede- Unsere nächste Frage lautete fol- ne Fragestellungen zum Thema behandeln und zur Veranschaulichung der Theorie am Anfang fertigten wir gendermaßen: „Warum gibt es eine Plakat mit einem Baum an, auf dem verschiedene Tierspuren zu sehen waren (Fraßspuren, Nester, ..) mehr Tierals Pflanzenarten?“ Außerdem druckten ich Kärtchen mit Tieren aus, welche die Schüler an den passenden Stellen des Baumes Antwort: Deshalb, weil eine einzige befestigen sollten. (So war also eine Zuordnung von Tierspuren mit den entsprechenden Tieren bzw. die Pflanze für viele verschiedene Tiere universelle Nutzung des Baumes mit den entsprechenden Tieren möglich). An dieser Stelle möchte ich die nützlich ist. Auf die Frage „Wozu genaue Vorgehensweise vor Ort präsentieren: braucht in Tier eine 19 Nahrung Behausung Aufzucht Junge Wurzel Fledermaus Rinde Knospe Blüten Mittelspecht Eichenblattwespe Reh Biber „Geweih“ bzw. besser gesagt die Mundwerkzeuge des Weibchens jedoch überlebenswichtig sei insofern, als das das Weibchen damit die Rinde der Eichen anritzen kann und somit zur einzigen Nahrungsquelle der Hirschkäfer galangt (ein Männchen käpft also nicht nur zur Balz um sein Weibchen sondern es braucht es auch um zur Nahrung zu gelangen!) Eichenbock Geäst Pflanzensaft Jagdgrund Wühlmäuse Stamm Blatt BauMaterial Teil 2: Praktisches Amsel (Amsel) Hirschkäfer Hummel Eichkätzchen Früchte Samen Pflanze überhaupt?“ kam meist die Antwort „als Nahrung“, wir ergänz- ten dann noch (falls es nicht von Schülerseite kam) mit „als Behausung, als Aufzuchtsort der Jungen, als Baumaterial, Jagdgrund und zum Atmen“. Nun da die Nutzungsformen bekannt waren, lüfteten wir unsere zwei Plakate. Das eine stellte oben genannten Baum dar mit markanten Tierspuren darauf und zu jeder Tierspur eine blasse Umrandung in der Größe der Kärtchen, ein weiteres Plakat zeigte folgende Tabelle: Die blauen Tiernamen stehen für die Kärtchen der Tiere und wurden erst von den Schülern an die pasende Stelle gehängt. Wie ließen alle Kinder der Gruppe ein bis zwei Kärtchen aufhängen, wobei sie selbst vorher vorschlagen sollten, zu welcher Spur das Tier wohl gehören könnte. Zu einigen Karten/Tiern erzählten wir kleine Geschichten, wie z.B. dass das Geweih des Hirschkäfers nur zum Kämpfen gut sei, das Jetzt machten wir uns mit den Kindern gemeinsam auf den Weg, um Tierspuren zu finden. Wir hatten dafür in der Vorbereitung ein Waldstück ausgewählt, dass klein und überschaubar war, jedoch dennoch viele verschiedene Spuren aufwies (Fraßspuren an Totholz, von Käfern befressene Blätter, Muschelschalen, einen Rißplatz eines Vogels, Mäusehöhlen,...) Auf dem Weg dorthin passten wir bereits einige sehr nette, markante Tierspuren ab: zu allererst kamen wir vorbei an einer Biberspur, einem gefällten und abgenagten Baum. Diese Spur war auch deswegen so interessant, weil die Kinder auf dem Weg zu unserer Sation bereits daran vorbei gegangen waren, sie aber (bis auf eine Ausnahme) nie bemerkt hatten – trotz ihrer Größe! Das war ein schönes Beispiel dafür, um zu zeigen, dass sich gut Hinschauen lohnt! Beim Besprechen der Spur bemerkten die Schüler meist, dass es auf sie tropfte. Wir fragten, wie das möglich sein konnte, es scheinte ja die Sonne und es hatte auch nicht geregnet am selben Tag. Nun, wir befanden uns unter einer Weide, die zahlreiche Weidenschaumzikaden (Aphrophora salicina) beherbergte, deren Larven sich vom Pflanzensaft ernähren und sich eine Schaumhülle daraus schlagen um nicht zu vertrocknen und besser geschützt zu sein. Im Waldstück hatten wir 10 unterschiedliche Spuren markiert und baten die Schüler in 10 Minuten zu schauen, was sie entdeckten. Es 20 stand ihnen frei, die markierten Spuren oder eigenen Spuren zu suchen. Wer sich damit schwer tat, hatte auch die Möglichkeit, sich mir dieses und jenes sagen, was im Endeffekt zwar vielleicht stimmt, aber eben vielleicht auch nicht, mir aber zeitweise den Fluß weggenommen oder Gregor anzuschließen und gemeinsam auf Spurensuche zu gehen. Nach diesen 10 Minuten verließen wir den „Gelsenwald“ und hat und, hätte ich es dann in der Praxis nicht doch anders gemacht, mich meiner Intuition und Flexibilität beraubt hätte. (Ich möchte an die- hatten eine kurze Nachbesprechung draußen auf dem Weg zu nächsten Staion. Wir hatten uns dazu folgendes Spiel ausgedacht: Gregor ser Stelle nur ein Beispiel nennen, damit meine Kritik auch einen Boden bekommt: die Weidenschaumzikadenlarven produzieren ihre und ich erzählten Geschichten über Tiere bzw. die Thematik, die wir besprochen hatten und mischten „Blödsinn“ hinein. Die Schüler sollten Schaumhülle tatsächlich auch ihrem Kot, was dem Schüler „grauslich“ erscheinen mag, obwohl es sich eigentlich nur um Zuckersaft handelt. immer, wenn dies der Fall war uns untersprechen, indem sie sagten „Faaaaalsch!!“ und uns erklärten, wie es richtig war. Bei der nächsten Man wies uns darauf hin, dass Kinder empfindlich auf das Thema Kot reagieren und wir vermutlich schlechte Erfahrungen machen würden, Gruppe angekommen verabschiedeten wir uns und gingen zurück, um die nächste Gruppe in Empfang zu nehmen. wenn wir das sagen würden. Nun, bei der ersten Gruppe erzählten wir nicht aus was der Schaum tatsächlich besteht. Ich hatte ein sehr unan- Reflexion: was hat geklappt? Was nicht? Anmerkungen genehmes Gefühl, so wie als ob ich den Schülern eine Tatsache verheimlichen würde und auch hatte ich so nicht die Möglichkeit ein inte- Zur Reflexion möchte ich vorab etwas festhalten: es gab Dinge, die bei manchen Gruppen schlecht, bei manchen Gruppen gut funktionierten. ressantes biologisches Wissen weiter zu geben. Bei der nächsten Gruppe beschlossen wir sehr wohl darauf hinzuweisen. Natürlich hat- Und es gab Dinge, die wir ursprünglich nicht vorhatten, uns aber nahegelegt wurde, wir sollen es anders machen, die aber gar nicht funktio- ten wir „IIIh!“ und „Wääh!“ Reaktionen, aber dafür war bereits in der folgenden Gruppe jemand dabei, der beim Tropfen sofort rief: „Das ist die nierten und die wir dann vor Ort anpassten und oftmals sehr gute „Erfolge“ mit unserer Adaption hatten. Ich möchte damit nicht sagen, Scheiße von den Zikaden, gell?!“ Wer weiß, ob die Weidenschaumzikade nicht wesentlich schlechter in den Köpfen der dass wir nicht sinnvolles Feedback von fachlicher Seite bekommen haben, aber dieses Feedback bis in die winzigsten Details war meiner Schüler geblieben wäre, hätte sie nicht einen gewissen „Ekelfaktor“, der die Schüler dazu brachte, sich sogar gegenseitig davon zu erzäh- Meinung nach eigentlich oft viel zu persönlich gefärbt und hat sich dann auch wie gesagt in der Praxis mitunter nicht bewahrheitet. Ich len!! (Anm.: Bravo! Völlig richtig erfasst! ee) Was hat geklappt: die offene Fragerunde am Anfang hat erstaunlich denke eine Basis-Reflexion ist sinnvoll und gut, aber es ist unendlich wichtig, dass wir unsere Erfahrungen mit den Schülern selbst machen gut funktioniert. Es gab sogar Gruppen, die sich ganz neue, spannende Dinge überlegten zu den gestellten Fragen z.B. auf die Frage, können und auf ihre Individualität eingehen können und nicht jeden Satz im Vorhinein durchbesprochen bekommen und uns mitgeteilt warum gibt es mehr Tiere als Pflanzen: “damit die Pflanzen nicht Überhand nehmen!“ wird, was dieser oder jener Schüler vielleicht sagen könnte, wenn wir 21 Kärtchen hat mäßig-gut geklappt, gut insofern als dass die Tierspuren ganz gut zu den Tieren zugeordnet wurden, schlecht insofern als dass wir definitiv zu viele Tiere hatten, um sie gut zu besprechen ohne die Schüler mit Information zu überladen. Unsere „Nachbespechung“ mit Korrektur von Seiten der Schüler funktionierte dann gut, wenn sich die Schüler trauten, was zu sagen. Sehr schlecht funktionierte es, wenn sich die Schüler nicht gemerkt hatten, was wir besprochen hatte uns so nicht wußten, was falsch war. Aber dann wußten wir wenigstens, was noch unklar war und konnten den richtigen Inhalt nochmal verdeutlichen. Nicht gut geklappt hat also die Evaluation, insofern als dass wir uns nicht genug vorbereiEine neue Eso-Übung? Nein: Marina und Gregor lassen sich für eine gute Note buchstäblich auf den Kopf scheißen, nämlich von den Larven der Aphrophora salicina. Den Schülern gefällts. tet hatten, es eigentlich zu chaotisch war und wir oft zu wenig Zeit dafür hatten. Nicht gut geklappt in gewissen Bereichen hat auch der prakti- Die mitunter rege Teilnahme am Beantworten der Frage stützte uns in sche Teil im Wald: die Schüler strömten nicht, wie ich es gadacht hatte, in alle Richtungen aus um Spuren zu suchen. Sie taten es auch nicht, unserem Vorhaben (Lehrziel) kreativ-wissenschaftliches Denken zu fördern, alle Ideen stehen zu lassen (egal wie unlogisch sie auch sein nachdem wir das Konzept geändert hatten und sagten, nach 10 Minuten treffen wir uns wieder und schauen, ob alle 10 markierten mögen) und somit den Ideenfluss „sein“ zu lassen. Das Aufhängen der Spuren insgesammt gefunden wurden. Es war aber sehr wohl so, dass 22 die Schüler interessiert waren an den Spuren, d.h. wenn Gregor oder ich etwas zeigten und erklärten schauten sie sich die Spuren an und die Fertigkeit des kreativ-wissenschaftlichen Denkens fördern. Um die Fertigkeit des Hinschauens zu verbessern entwickelten wir die oben wollten oft mehr dazu wissen. Was auch sehr schön geklappt hat, war, sich in die Nähe einer Spur zu stellen (in dem Fall eines Vogelnestes) besprochene Idee des (gemeinsam) auf die Spurensuche gehen. Als Evaluierung sowie um die fachliche Kritik an Respektpersonen zu för- uns zu sagen: „Hier im Umkreis eines Meters ist eine Spur“ und sie dann nur schauen zu lassen, bis sie die Spur hatten, was meist ein dern, erzählten wir „Fakten“ der Biologie (zu unsererm Thema), die teilweise nicht stimmten und von den Schülern ausgebesssert werden freudiges Lächeln hervorrief. Das Problem beim Spurensuchen war aber nicht nur, dass die Schüler nicht drauf los suchten, sondern auch, sollten. dass sie enttäuscht waren, wenn sie in der Ferne noch eine Fahne sahen (das zeichen für eine Spur), wir aber keine Zeit mehr hatten Literatur: diese Spur gemeinsam anzuschauen! - Bang, P. & P. Dahlström (2000): Tierspuren. Fährten, Fraßspuren, Losungen, Gewölle und andere. BLV München c.) kurze Zusammenfassung: Was war das Lehrziel? Was war die Methode? Wie wurde evaluiert? Anmerkungen - Höpfinger, F. & H. Schliefensteiner (2002): Naturführer Österreich – Flora und Fauna. Steirische Verlagsgesellschaft m.b.H. Folgende Lehrziele haben sich im Laufe der Vorbereitungszeit in Marchegg entwickelt (Anm.: vorbildlich! ee): - Jacobs W. & M. Renner (1988) : Biologie und Ökologie der Insekten. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, S.104-105 Take-home-message 1: Es gibt mehr Tier- als Pflanzenarten - Lang, Angelika (1998): Spuren und Fährten unserer Tiere. BLV Verlagsgesellschaft München Wien Zürich Take-home-message 2: Die Tiere brauchen die Pflanzen Take-home-message 3: Alle Teile der Pflanze werden von Tieren - Pfleifer-Smolik, Sabine (1993): Tausend Wunder der Natur – Spaziergänge durch das Jahr. Naturbuch Verlag/Weltbild Verlag genützt Fertigkeit 1: kreativ-wissenschaftliches Ideenfinden GmbH, Augsburg - Skriptum: Biologische Einführungsübungen II – Ökophysiologie Fertigkeit 2: Besser Hinschauen lernen Fertigkeit 3: Kritik an Respektpersonen lernen – auch Lehrer machen (Pflanzen) und Vegatationsökologie, S.29 – 30 - Sziemer, Peter (1996): Tierspuren – von „Spechtschmiede“, Fehler! Die Methode für die Take-home-messages waren der Dialog mit den Schülern, die gemeinsame Erarbeitung der Plakate (siehe Theorieteil) und die Evaluation (siehe unten). Mit dieser Metode wollten wir auch „Hackschnitzeln“ und „Klunkern“. In. Natur und Land – Zeitschrift des Österreichischen Naturschutzbundes, Heft 5/6, 1996 - Zahradnik J. & Cihar J. (1996): Der Kosmos-Tierführer – Ein Bestimmungsbuch mit 1092 Farbbildern. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co, Stuttgart. 23 Das Leben in land und wasser am Beispiel von Weichtieren und Insekten für die Atmung an Land andere Atemorgane entwickelt werden mussten, als für die Atmung im Wasser. Da der Sauerstoffgehalt im Wasser wesentlich geringer ist als in der Luft, und er außerdem schwieriger nutzbar ist, behielten viele im Wasser lebende Tiere die Luftatmung bei und kommen an die Oberfläche um Luft zu holen. von Cornelia Ries und Birgit Samhaber Atemorgane für das Leben an Land 1. Fachlicher Teil Lungen: Luft wird eingeatmet und gelangt im Körper in einen großen „Sack“, an dessen Innenwand sich feine Blutgefäße befinden, die den Unsere Umwelt bietet viele verschiedene Lebensräume die besondere Sauerstoff aus der Luft aufnehmen. Der Sauerstoff wird dann über den „Verteiler Blutkreislauf“ zu allen Zellen transportiert. Anpassungen erfordern. Da es immer wieder faszinierend zu beobachten ist, wie viele verschiedene Strategien in der Natur entwickelt wurden und werden, um jeden Lebensraum optimal nützen zu können, haben wir unser Hauptaugenmerk auf die Anpassungen an die verschiedenen Lebensräume gerichtet. Anpassungen kann man auf allen Ebenen beobachten: Atmung, Fortbewegung, Lebensweise und Ernährung. Uns erschien es als besonders wichtig, den Schülern einen Überblick über die verschiedenen Atemsysteme zu geben. Bezüglich Fortbewegung und Ernährung sind wir auf die Besonderheiten der von uns vorgestellten Arten eingegangen, da die Vielfalt sonst zu groß wäre. Anpassungen bezüglich Atmung Essentiell für die Atmung ist der Sauerstoff, dieser wird entweder aus der Luft oder aus dem Wasser aufgenommen. Somit erklärt sich von selbst, dass Tracheen: Hier handelt es sich um luftgefüllte Röhren, die den ganzen Insektenkörper durchziehen. Die Luft gelangt durch Atemlöcher / Stigmen in den Körper. Im Unterschied zur Lunge gibt es hier keinen großen „Sammelbehälter“, dafür aber mehrere kleine Luftsäcke. Durch rhythmische Kontraktionen des Körpers können diese zusammengepresst werden, wodurch eine Ventilation erreicht wird. Die Luft wird über die Röhren direkt zu den Zellen transportiert, erst diese nehmen den Sauerstoff auf. Es ist daher kein eigenes „Verteilersystem“ notwendig. Das Blut der Insekten ist daher nicht wie bei anderen Tieren für den Sauerstofftransport verantwortlich. 24 Atemorgane für das Leben im Wasser Kiemen: Hierbei handelt es sich um zahlreiche, von Wasser umspülte neue Lebensraum erforderte allerdings auch einige Anpassungen. Da Kiemen ständig von Wasser umspült werden müssen um nicht zu kol- Ausstülpungen, die von feinsten Blutgefäßen durchzogen sind. Eine große Austauschoberfläche ist in einem relativ sauerstoffarmen labieren, musste ein neues Atemsystem entwickelt werden: die Lungen. An Land sind Schnecken ständig vor Austrocknung gefährdet, Medium wie Wasser unbedingt notwendig. Der Sauerstoff wird aus dem Wasser direkt in den Blutkreislauf aufgenommen und über diesen sie sind daher an feuchte Gebiete gebunden. Ist es trotzdem zu trokken, so können die Gehäuseschnecken ihr Gehäuse mit einem verteilt. Verlässt ein mit Kiemen atmendes Tier das Wasser, sodass diese nicht mehr umspült werden, so fallen sie unter ihrem eigenen Kalkdeckel verschließen, der jedes Mal neu gebildet wird. Die Schnecken unserer Binnengewässer erscheinen zwar vom Äuße- Gewicht zusammen. Die sehr empfindlichen Kiemen müssen auch vor Angriffen und Verletzungen geschützt werden. Den Weichtieren, deren ren her ähnlich, doch sie sind unterschiedlicher Herkunft. Die Vorderkiemerschnecken leiten sich von marinen Vorfahren ab, sie Kiemen in der Mantelhöhle eingeschlossen sind, dienen besonders Mantel und Schale als Schutz. haben die ursprüngliche Kiemenatmung beibehalten. Die wie Kämme aussehenden Kiemen liegen hinter dem Kopf in einer nach vorne wei- Tracheenkiemen: Wie der Name schon andeutet handelt es sich hier um eine Kombination aus Kiemen und Tracheen. Der Sauerstoff wird senden Höhle (daher auch der Name). Ein weiteres Kennzeichen ist ein aus Kalk und Conchin bestehender Deckel (Operculum) der auf der an von Wasser umspülten Körperausstülpungen („Kiemen“) in den Körper aufgenommen, wo er dann durch Luftröhren („Tracheen“) zu Oberseite des Fußendes liegt. Er passt genau in die Gehäuseöffnung und dient dem Schutz des Tieres. Besonders wichtig ist diese den Zellen transportiert wird. Dieser Atemmechanismus ist bei Insektenlarven und –puppen recht häufig. Vorkehrung für Schnecken, die in temporären Gewässern leben, da sie eine Trockenperiode unbeschadet überdauern können, wenn sie sich Weichtiere: in ihr Gehäuse zurückziehen. Eine weitere Entwicklungslinie repräsentieren die Die ursprünglich marinen Weichtiere sind mit den Muscheln und Süßwasserlungenschnecken, ihre Vorfahren waren landlebend und atmeten über Lungen. Diese Atemmethode wurde beim Übergang in Schnecken auch im Süßwasser zahlreich vertreten. Als Filtrierer, Pflanzen- und Detritusfresser besiedeln sie fast jedes kleinere und grö- den neuen Lebensraum in der Regel beibehalten. Man kann sie häufig dabei beobachten, wie sie die Wasseroberfläche durchbrechen, um ßere, stehende oder fließende Gewässer. Muscheln als reine Filtrierer konnten den Lebensraum Land nicht erobern, Schnecken als ihre Lungen mit frischer Luft zu versorgen. Weidegänger hingegen schon. Von den im Meer lebenden, kiemenatmenden Schnecken (Vorder- und Landschnecken – Wasserschnecken Anhand des Kopfes kann man an Land lebende Schnecken von im Hinterkiemer), eroberten einige auch den Lebensraum Land. Dieser Wasser lebenden leicht unterscheiden. Landschnecken besitzen 2 25 Fühlerpaare, wobei an der Spitze des hinteren Paares die Augen sitzen, das vordere Paar dient als Tastorgan. Wasserschnecken, sowohl lich an die Wasseroberfläche um Luft zu holen. Ist dies nicht möglich, kann sie auch zur Wasseratmung übergehen, das Lungengefäßnetz marine als auch limnische, hingegen haben nur ein Fühlerpaar (Tastorgan). Die Augen befinden sich direkt am Kopf. arbeitet dann nach Art einer Kieme. Die Hautatmung ist von geringerer Bedeutung. Landschnecken Das dunkelbraun bis schwarze Gehäuse ist, wie der deutsche Name schon sagt, in einer Ebene scheibenförmig aufgewunden. Ein auffälli- Weinbergschnecke / Helix pomatia (Familie Helicidae) ges, unter allen heimischen Schnecken einzigartiges Merkmal, ist die durch Hämoglobin hervorgerufene Rotfärbung des Blutes, die zu einer Die Weinbergschnecke ist die größte heimische Landlungenschnecke. Ihr Gehäuse ist Rotfärbung des Fußes führen kann. Da Hämoglobin eine hohe Sauerstoffbindefähigkeit hat, können die Tiere auch in sauerstoffärme- kugelförmig, hat eine weißlich bis dunkelbraune Färbung und ist undeutlich gebändert. Obwohl sie ein Zwitter ren Gewässern überleben. Als Detritusfresser lebt die Posthornschnecke vor allem am Grund. Im Winter gräbt sie sich häu- ist, braucht sie einen Partner zur Fortpflanzung. Die bis zu 60 befruchteten Eier werden in eine von ihr selbst gegrabene Erdhöhle abgelegt. fig in Schlamm ein. Bevorzugt lebt sie in stehenden Gewässern. Aus den dotterreichen Eiern schlüpfen winzige Jungtiere mit durchsichtigen Schalen. Die Weinbergschnecke ist wärmeliebend und lebt Spitzschlammschnecke / Lymnaea stagnalis (Familie Schlammschnecken / Lymnaeidae) bevorzugt auf kalkigem Untergrund, wobei Weinberge besonders beliebt sind. Die Tiere können sehr alt werden: in freier Natur 5-8 Die Spitzschlammschnecke atmet mit Lungen. Zum Luft Holen kommt sie immer wieder an die Wasseroberfläche: hier öffnet sie das unter Jahre, in Gefangenschaft bis zu 30 Jahren. Allseits bekannt sind sie für manche eine Delikatesse und werden schon seit der Römerzeit zu Wasser geschlossene Atemloch, sodass Luft in die Atemhöhle diffundiert, an deren Decke sich ein fein verzweigtes Gefäßnetz (Lunge) Speisezwecken verwendet. Ein weiterer Grund für ihre Gefährdung ist auch der Pestizideinsatz im Weinbau. Heute stehen sie unter befindet. Im Winter wird die Luft- durch Hautatmung ersetzt, wobei hier vor allem über die stark durchbluteten und verbreiterten Fühler Naturschutz. Sauerstoff aus dem Wasser aufgenommen wird. Eines der augenscheinlichsten Merkmale ist, wie der Name schon Wasserschnecken Posthornschnecke / Planorbarius corneus sagt, das stark zugespitzte Gehäuse. Ein von der Schnecke selbst abgesondertes Schleimband (Familie Tellerschnecken / Planorbidae) Die Posthornschnecke gehört zu den lungenatmen- ermöglicht ein Dahingleiten im freien Wasserraum. Oft kann man sie an der den Wasserschnecken. Sie kommt daher gelegent- Wasseroberfläche kriechend, der Fuß nach 26 oben, das Gehäuse nach unten schauend, beobachten. Fühlt sie sich bedroht, kann sie blitzschnell die Luft aus der Atemhöhle ausstoßen, Insekten Insekten sind die artenreichste Klasse der Gliederfüßer. Mehrfach wodurch sie spezifisch schwerer wird und zu Boden sinkt. Umgekehrt kann sie, wenn sie sich am Grund befindet, durch den Zug der haben sie vom Land aus das Süßwasser erobert, wobei oft nur die Larven, in anderen Fällen zusätzlich auch die Adultstadien im Wasser Mantelmuskulatur, den auf der Atemluft lastenden Druck vermindern und dadurch aufsteigen. Als Weidegänger schabt sie mit ihrer Radula leben. Einige Gruppen haben sich auch an das Leben auf der Wasseroberfläche angepasst. Algen von Pflanzen, Steinen, etc. ab. Die Entwicklung der Insekten verläuft über mehrere Stadien, die jeweils durch eine Häutung voneinander getrennt sind. Beim ursprüng- Sumpfdeckelschnecke / Viviparus viviparus (Familie Sumpfdeckelschnecken / Viviparidae) licheren Entwicklungstyp schlüpft aus dem Ei die Larve, diese entwikkelt sich direkt zum Adulttier. Bei den geflügelten Insekten, werden mit Die Sumpfdeckelschnecke ist nicht nur die größte heimische, sondern auch eine der wenigen mit Kiemen atmenden Süsswasserschnecken der letzten Häutung zum Vollinsekt / Imago, die Flügel entfaltet (Hemimetabolie). Bei den holometabolen Insekten endet hingegen die (Vorderkiemer). Aufgrund der Kiemenatmung ist besonderer Schutz vor Austrocknung notwendig. Aus diesem Grund besitzt sie einen har- Larvenentwicklung mit einem Puppenstadium aus dem dann die Imago schlüpft. Während das Larvenstadium vor allem der Aufnahme von ten Deckel (deutscher Name), den sie ständig mit sich herumträgt und bei Bedarf schließen kann. So kann sie auch kurze Trockenperioden Nahrung dient, findet während des Puppenstadiums der Umbau zur Imago statt. unbeschadet überdauern. Die Sumpfdeckelschnecke ist getrenntgeschlechtlich, der rechte Als primär an das Land angepasste Gliederfüßer atmen die Insekten mit Tracheen. Dies sind chitinverkleidete Luftröhren, die den ganzen Fühler des kleineren Männchens ist kürzer und kolbig verdickt, weil er das Begattungsorgan enthält. Die Eier entwickeln sich im erweiterten Körper durchziehen und nach außen über Atemlöcher / Stigmen offen sind. Dieses System wurde beim Übergang zum Leben im Wasser bei- Endteil der Gebärmutter, die Jungen werden im fertigen behalten, aber in verschiedenster Weise abgewandelt. Manche Tiere müssen an die Wasseroberfläche kommen, um zu atmen (Luftatmung Zustand geboren, und zwar einzeln und nacheinander (lateini- mit Tracheen), andere müssen zum Atmen nicht mehr an die Wasseroberfläche kommen. Sie atmen über Tracheenkiemen und kön- scher Name). Als Detritusfresser hält sie sich nen Sauerstoff aus dem Wasser aufnehmen. bevorzugt am Grund von stehenden Gewässern auf. Stechmücken, Larven und Puppen / Familie Culicidae Die Marchegger Stechmücken gehören den Gattungen Anopheles, Aedes und Culex an. Von den Stechmücken stechen nur die 27 Weibchen. Sie müssen Blut saugen, damit ihre Eier reifen können. Die Weibchen leben etwa 6 Libellen / Ordnung Odonata Die Entwicklung verläuft bei allen Libellen Wochen, die Männchen noch bedeutend kürzer. Die Männchen sind an den gefiederten Fühlern hemimetabol. Das letzte Larvenstadium klettert an Wasserpflanzen empor, damit leicht zu erkennen. Sie saugen nur Pflanzensäfte und Wasser. Zur Eiablage setz- die an Land lebende Imago schlüpfen kann. Frisch geschlüpfte Libellen sind ten sich die Weibchen auf die Wasseroberfläche und legen ihre länglichen sehr fahl, die endgültige Färbung entwikkelt sich erst nach Tagen, manchmal erst Eier in floßartigen Gebilden ab. Dabei werden 200-300 Eier zusammengehängt. Diese Gebilde werden Mückenschiffchen genannt. Die nach Wochen. Die Libellen atmen wie alle anderen landlebenden Insekten mit Larven bewohnen die Oberflächenschichten stehender Gewässer. Ihre Oberlippe hat zwei Seitenanhänge mit denen sie durch ständiges Tracheen. Die zwei Flügelpaare der Libellen sind nicht miteinander verbunden, Schlagen zwei Wirbel erzeugt die unaufhörlich frische Nahrung herbei strudeln. Diese Nahrung besteht aus Algenzellen und Detritus. Ihren jedes Paar schlägt unabhängig vom anderen, wodurch der Flug oft reißend wirkt. Viele Arten sind äußerst wendig und können auch im Flug Sauerstoff holt sich die Stechmückenlarve auch von der Wasseroberfläche über an ihrem Hinterleib befindliches Atemrohr. verharren oder sogar rückwärts fliegen. Sie ernähren sich ausnahmslos räuberisch. Andere Insekten werden Durch ihre Tracheen wird der Sauerstoff bis an die Zellen herangeführt wo er durch Diffusion in die Zellen aufgenommen wird. Häuten tut sich mit dornigen, korbartig zusammengelegten Beinen im Flug erbeutet / aus der Luft geschöpft. die Larve 4 mal bis sie sich verpuppen. In diesem Fall sind die Puppen frei beweglich (einzige völlig Kleinlibellen und Großlibellen im Vergleich: frei bewegliche Puppe bei Insekten Besonderheit!). Normalerweise hängen die Puppen Kleinlibellen sind Insekten mit schlankem Körper und etwa gleich gestalteten Flügeln. Die Kopfform ist hammerähnlich, die Augen befin- an einem Halm und sind unbeweglich. In diesem Fall bewegen sie sich aber durch ruckartige Bewegungen fort und kommen so auch aktiv an die Oberfläche um Sauerstoff aufzunehmen. Diesen nehmen sie über zwei hornartige Fortsätze am Vorderende über Stigmen in ihre Tracheen auf. Aus den Puppen entwickeln sich dann schließlich die Adulttiere die dann wiederum die Eier produzieren. 28 den sich weit voneinander getrennt an den Kopfseiten. Die Flügel werden in Ruhe schräg nach hinten oben zusammengelegt oder etwas Hinterleibsund Enddarmmuskulatur kann regelmäßiger Wasseraustausch über den After stattfinden, was äußerlich durch Auf- gespreizt, das Flugvermögen ist meist schlecht. Großlibellen sind kräftiger als Kleinlibellen. Ihre Hinterflügel sind brei- und Abbewegung des Hinterleibes gut sichtbar ist. Großlibellenlarven bewegen sich nach dem Rückstoßprinzip fort, ter als die Vorderflügel. Die Flügel werden in Ruhestellung seitlich ausgebreitet, aber nie dachartig nach oben zusammengeklappt. Die indem sie Wasser aus dem Enddarm herauspressen. An sich sind sie aber eher träge Tiere. Augen sind auffällig groß und berühren sich meist in der Kopfmitte. Sie sind sehr fluggewandt und fangen ihre Beute entweder nach dem Sie leben räuberisch und besitzen Fangmasken, die blitzartig nach vorne geschleudert werden können, um alle möglichen Jäger- oder nach dem Lauererprinzip. Wasserlebewesen zu erbeuten. Die Larven der großen Arten können selbst kleine Fische, Molche und Kaulquappen überwältigen. Kleinlibellenlarve Die Kleinlibellenlarve atmet mit Hilfe von Großlibellenlarven sind viel kräftiger gebaut als Kleinlibellenlarven, der Körper wirkt im Gegensatz zur Imago relativ plump. Tracheenkiemen. Diese sind als drei blattförmige Anhänge mit sichtbaren Tracheenverästelungen am Hinterleibsende ausgebildet. Die Fortbewegung ist fischähnlich, das heißt sie bewegt sich durch Wasserkäfer / Familie Hydrophilidae Zu dieser Familie gehören sowohl Seitwärtsschlängeln des Hinterleibs, wobei die drei Anhänge als Ruderblätter dienen. wasser- als auch landbewohnende Arten, wir beschränken uns hier auf Die Tiere ernähren sich räuberisch. Der Körper ist langgestreckt und schlank, dem Adulttier aber nicht sehr die wasserbewohnenden. Sie atmen mit Tracheen und sind ähnlich. deshalb auf den Sauerstoff aus der Luft angewiesen. Daher ist es not- Großlibellenlarve Die Großlibellenlarve verfügt über einen speziellen Atemmechanismus: die Darmatmung. Die Innenwand des Enddarmes ist mit lappigen Tracheenkiemen ausgekleidet, an denen der Gasaustausch stattfindet. Mit Hilfe der wendig regelmäßig an die Wasseroberfläche zu kommen um Luft zu holen. Sie kommen dazu mit dem Kopf voran an die Oberfläche, welche mit einem Fühler durchbrochen wird. Durch Vibration dieses Fühlers wird Luft über einer Rinne aus zwei Haarsäumen zur Vorderbrust bewegt. Ein Luftvorrat wird vor allem an der behaarten Bauchseite (glänzt silbrig wenn Luft gespeichert ist) und 29 unter den Flügeldecken angelegt. Die Fortbewegung erfolgt durch abwechselndes Vor- und dem des Wassers anzupassen. Die Fortbewegung erfolgt durch gleichzeitiges Vor- und Zurückbewegen der Beine (wie beim Gehen). Die Mittel- und Hinterbeine sind mit feinen Haaren besetzt, aber noch kaum zu Zurückbewegen der Beine (wie beim Schwimmen). Die Hinterbeine sind zu flachen, breiten Schwimmbeinen mit Fransensaum umgebildet. Schwimmbeinen umgebildet, weshalb sie auch relativ schlechte Schwimmer sind. Schwimmkäfer gehören zu den besten Schwimmern im Süßwasser. Der Körper ist abgeflacht, der Kopf zum Teil in den Halsschild einge- Wasserkäfer haben einen hochgewölbten Rücken und meist noch keine einheitliche Körperlinie. senkt. Alle Außenkanten sind glatt gerundet wodurch sich ein einheitlicher Körperrand mit kahnförmigen Umrisslinien ergibt, der dem Die im Wasser lebenden Arten fressen faulende Stoffe in schwach fließenden und Stillgewässern. Wasser geringeren Widerstand entgegensetzt. Zusätzlich ist der Körper mit einem öligen, wasserabstoßenden Sekret, das aus zahlrei- Schwimmkäfer / Familie Dytiscidae chen Hautdrüsen abgegeben wird, eingefettet. Schwimmkäfer leben räuberisch, sie pak- Schwimmkäfer sind (vor allem im Vergleich zu den Wasserkäfern gut ken ihre Beute mit den Vorderbeinen. Gelbrandkäferlarve: Die Larven des erkennbar) stark an das Wasserleben angepasst. Gelbrandkäfers sind besonders durch die Gestalt ihrer Mundwerkzeuge hervorste- Auch sie atmen mit Tracheen und sind somit auf Luftsauerstoff angewiesen. chend. Die Oberkiefer stellen gebogene Dolche dar. Die Larven sind sehr gefräßi- Zum Luft holen kommen sie mit dem Hinterkörper nach oben, wobei sie sich ge Räuber, mit ihren großen Mundwerkzeugen halten sie ihre Beute mit den Hinterbeinen von unten an die Wasseroberfläche hängen, das fest und saugen ihre Opfer aus. Auch die Larven des Gelbrandkäfers atmen den Sauerstoff der Luft. Mit Hilfe Oberflächenhäutchen durchbrechen und so Halt finden. Die letzten Hinterleibssegmente werden dann nach unten gebogen, sodass ein zweier Stigmen am Hinterleib nehmen sie den Sauerstoff in das Tracheensystem auf. Spalt zwischen Deckflügeln und Hinterleib entsteht, in den Luft aufgenommen wird. Oft kann man beobachten, wie sie eine Luftblase ein- Köcherfliegenlarve: Köcherfliegen Trichoptera klemmen und mit unter Wasser nehmen. Ein Luftvorrat befindet sich zwischen Flügeln und Hinterleib. Dieser ist auch für die Hydrostatik der Die Larven der Köcherfliege leben im Wasser. Dabei besiedeln sie aber die unterschiedlichsten Gewässertypen und passen sich je nach Tiere wichtig, da diese immer bemüht sind ihr spezifisches Gewicht Fließgeschwindigkeit mit dem Bau ihres Köchers an die Umgebung an. 30 Die Köcherfliegen tragen ihren Köcher ständig umher und ver- 2. Fachdidaktik lassen ihn nicht freiwillig. Er bietet der der Larve Schutz und bei Didaktische Reduktion Bei einer Stundenvorbereitung ist wohl das Wichtigste sich auf die Gefahr kann sie sich völlig in den Köcher zurückziehen. Seine wesentlichen Punkte zu einigen und zu entscheiden in welcher Form man die Einheit gestalten möchte. Gerade bei unserem Thema stan- Grundlage ist immer eine Röhre aus Seidengespinst die die den uns unzählige Möglichkeiten offen die Zeit mit den Schülern zu gestalten. Für uns als angehende Lehrer war es gar nicht so einfach Larve selbst herstellt. Zuerst besteht der Köcher nur aus diesem Gespinst später baut die Larve in nach und nach aus. Dazu werden uns für einen Themenbereich zu entscheiden. Nachdem wir uns entschieden hatten uns grob gesehen auf die Themen Atmung und Materialen aus ihrer Umgebung verwendet. Dieser Köcher hat am Hinterende ein Loch über dieses Wasser ein und ausströmen kann. Fortbewegung im Wasser und an Land zu beschränken wurden wir gleich vor ein neues Problem gestellt. Wie sollten wir das Thema den Die Köcherfliegenlarve atmet über Tracheenkiemen die von Wasser umspült werden müssen. Was die Nahrung betrifft so fressen Schülern näher bringen, so dass sie selbstständig arbeiten, und den Tag im Freiland optimal nutzen konnten. Nach und nach entwickelten Köcherfliegenlarven vorwiegend Pflanzen Algen und Detritus. In stehenden Gewässern lebende Köcherfliegenlarven sind aber auch häu- wir unser Konzept. Bevor wir allerdings den endgültigen Plan präsentieren konnten verging einige Zeit in der zahlreiche Ideen verworfen fig räuberisch. werden mussten. Nach dem wir es geschafft hatten ein Konzept zu erstellen ging es Bockkäfer: Großer Eichenbock Cerambyx cerdo Bockkäfer ernähren sich ausschließlich von Holz und sind gut an das daran, das für die Einheit nötige Material zu beschaffen. Dazu machten wir uns, mit Käschern bewaffnet, zu den umliegenden Tümpeln auf Landleben angepasst. Besonders gut lassen sie sich durch ihre langen Fühler erkennen. Die Käfer fliegen in der Dämmerung und in der Nacht um zu sehen welche Tiere wir dort antreffen würden. Gemartert und zerstochen von den Millionen Stechmücken die an den Tümpeln auf und saugen Baumsäft. Besonders gut kann man bei ihnen die Beute lauerten kehrten wir mit einigen Insektenlarven und anderen Tieren zurück. Die gefangenen Tiere mussten getrennt werden und in Anpassung ans Landleben an ihren Laufbeinen erkennen. geeigneten Gefäßen aufbewahrt werden. Dies ist besonders bei Insektenlarven wichtig, da die meisten von ihnen räuberisch leben und sich gegenseitig auffressen. Leider wurde uns dies auch erst bewusst als wir am nächsten morgen nur mehr die Hälfte unserer Tiere antrafen. 31 Außer dem Fangen des Anschauungsmaterials mussten noch zwei Plakate gezeichnet werden und die Station aufgebaut werden. Dabei Anfangs gab es einige Uneinigkeiten in welcher Reihenfolge die Schüler die Stationen besuchen sollten und wie die Schüler von einer war es sehr hilfreich, dass wir ein bereits vorhandenes Partyzelt verwenden konnten, welches uns sowohl vor zu starker zur anderen gelangen sollten. Für uns war es wichtig, dass die Schüler schnell und ohne Umwege zur nächsten Station gelangten und so Zeit Aktion erschien es uns am sinnvollsten wenn immer einer von uns sie zur nächsten Station führte. Dies hatte natürlich den Nachteil, dass immer 3 min. Vorstellung, ThemenEinführung einer aus dem Team noch unterwegs war während der andere bereits die Schüler begrüßte. So entstand schlussendlich die Idee, dass es 5 min. Verteilung der Kärtchen mit Aufgaben; Beobachten Tiernamen, Tiere in d. Tiere den Lupengläsern zwei Räder geben sollte in denen die Schüler rotierten. Nach einer Pause die beim Haus verbracht wurde tauschten die Schüler die Material 5min. Besprechung der Tiere Plakat zu den und Zuordnung zu den Atmungssystemen Atmungs-systemen 2 min. Wiederholung des Gelernten 5 min. Schüler werden zur nächsten Station gebracht 2. Plakat Räder. Ein solches Rad bestand aus drei nahe liegenden Stationen. So hatten die Schüler die Möglichkeit alle Stationen zu durchlaufen. Der ganzen Gruppe war es auch wichtig, einen guten Einstieg zu finden. Schlussendlich einigten wir uns darauf an den Anfang ein spiel zusetzten indem sich die Schüler nach der Busfahrt austoben konnten. Dazu wählten wir das Spiel Eule und Krähe aus in dem es darum geht herauszufinden ob eine Aussage richtig oder falsch ist. Die von uns vorbereiteten Aussagen ließen uns erahnen welchen Wissensstand die Schüler hatten. Das Problem mit der Gruppeneinteilung lösten wir indem wir die Schüler in einem Kreis aufstellten und sie die Hände hin- Sonneneinstrahlung wie auch Regen schützen konnte. Am Tag der ersten Präsentation mit den Studenten wurde das gesamte Konzept ter dem Rücken zu einer Grube formen ließen. In diese legten wir dann verschiedene Gegenstände. Die Schüler die den gleichen Gegenstand erstmals erprobt und geprüft. Am Abend hatten wir Zeit Änderungen vorzunehmen um die Einheit mit den Schülern möglichst reibungslos hatten bildeten eine Gruppe. So konnten wir ewigen Diskussionen über die Gruppeneinteilung aus dem Weg gehen. Nach der durchführen zu können. Gruppeneinteilung wurden die Schüler dann zu den Stationen geführt. Organisation und Planung der Einheit: Da es dieses Jahr 6 Stationen gab, mussten auch diese entsprechend Planung: Insgesamt waren für jede Station 15 min. Zeit eingeplant. In diesen 15 koordiniert werden. Dazu war ein genauer Zeit- und Lageplan nötig. min. waren wir uns selbst überlassen. 32 Allgemeines Material: Zum Schutz vor Regen oder übermäßiger Sonneneinstrahlung haben wir bei unserer Station ein Partyzelt aufgebaut. Das Gestänge des Zeltes diente uns auch als Aufhängungsmöglichkeit für unsere Plakate. Die Gefäße mit den Tieren stellten wir auf zwei Bierbänke. So konnten die Schüler die Tiere besser beobachten. Land Wasser Sauerstoff aus der Luft Lungen: Weinbergschnecke Tracheen: Libelle Bockkäfer Gelse / Stechmücke Posthornschnecke Spitzschlammschnecke Wasserkäfer Schwimmkäfer Gelbrandkäferlarve Stechmückenlarve Stechmückenpuppe Sauerstoff aus dem Wasser Kiemen: Tacheenkiemen: Reflexion Was hat geklappt? Vorweg möchten wir sagen, dass uns die Arbeit mit den Schülern viel Spaß gemacht hat und dass sich die lange Vorbereitung ausgezahlt hat. Im Großen und Ganzen hat alles so geklappt wie wir uns das vor- Sumpfdeckelschnecke gestellt haben und es mussten auch keine großen Änderungen an unserem Konzept vorgenommen werden. Natürlich war es aber nicht Köcherfliegenlarve Kleinlibellenlarve ganz einfach bei einem so umfangreichen Thema die Themenbereiche herauszufiltern die am interessantesten sind und die auch genügend Großlibellenlarve Möglichkeiten bieten um den Standort optimal nutzen zu können. Nach einiger Überlegung und Recherchen haben wir uns dann allerdings Darmatmung: 33 dafür entschieden uns auf die verschiedenen Anpassungen an den Lebensraum Wasser und Land zu konzentrieren. Dabei war es uns nächsten Präsentation. Die andere musste die eben bei uns gewesene Schülergruppe zur nächsten Station führen und konnte somit beim besonders wichtig, den Schülern die Möglichkeit zu geben selbst zu beobachten und dann ihre eigenen Erfahrungen und Beobachtungen Beginn unserer Station (Vorstellen, Beobachtungsaufträge vergeben) nicht anwesend sein. Wir glauben deshalb, dass es besser wäre, wenn den anderen in Form einer kurzen Vorstellung mitzuteilen. Dazu teilten wir jedem Schüler zu Kärtchen mit den Namen von Tieren aus, die wir die Schüler nur etwa vier Stationen zu besuchen hätten, oder mehr Zeit zur Verfügung stehen würde. bereits am Vortag aus dem Tümpel gefischt hatten. So hatte jeder die Gelegenheit oder besser gesagt die Aufgabe die ihm zugeteilten Tiere Was am ersten Tag, als die Studentengruppe bei uns war, überhaupt nicht funktioniert hat, war die Absprache bezüglich der Abfolge der genau unter die Lupe zu nehmen und mit unserer Unterstützung anschließend in eigenen Worten seinen Mitschülern diese Tiere vorzu- Stationen, das heißt zu welcher Station die Schülergruppe nach der eigenen Station geführt wird. Eine mündliche Absprache reicht stellen. Wichtig war uns bei dieser Erarbeitung des Themas den Schülern immer beratend zur Seite zu stehen und Schülern die dach- anscheinend nicht aus, es ist immer besser den Plan irgendwo aufzuschreiben, sodass ihn jeder noch einmal anschauern kann. Am zwei- ten sie können sich anderweitig beschäftigen nicht die Möglichkeit zu geben zu stören. Das Beschreiben der Tiere in eigenen Worten ten Tag klappte dann aber alles, man lernt ja schließlich und endlich aus Fehlern. erschien uns ebenfalls als wichtig, da die Schüler lernen sollen, dass nicht immer alles in der wissenschaftlichen Sprache erklärt werden Was unsere Station betrifft, so wollten wir nicht, dass unser „Vortrag“ auswendig gelernt erscheint, weshalb wir uns nicht genau abgespro- muss. Die meisten Dinge lassen sich mit ganz einfachen Worten beschreiben. Außerdem hat man unserer Meinung nach nur die Dinge chen haben, wer welchen Teil des Vortrags bringt. Es ist allerdings bei einem Partnervortrag extrem wichtig, dass es von vornherein klar ist, richtig verstanden die man in eigenen Worten erklären kann. Darüber hinaus war es auch für uns als angehende Lehrer sehr interessant die wer welchen Teil des Vortrages übernimmt, damit man sich erstens nicht gegenseitig ins Wort fällt und zweitens jeder ungefähr gleich viel vielen verschiednen Ansätze zu hören. zum Sprechen kommt, damit man bei den Zuhörern nicht fälschlicherweise den Eindruck erweckt, dass einer mehr weiß beziehungsweise Was hat nicht geklappt? Sechs Stationen sind relativ viel für einen Vormittag, da wir nur eine besser ist. Pause nach drei Stationen machen konnten. Zwischen den einzelnen Stationen war die Zeit schon für den Weg von einer zur nächsten Lehrziel In erster Linie wollten wir den Schülern vermitteln, dass das Wichtigste Station zu knapp bemessen (fünf Minuten). Eine von uns ist somit immer bei der Station stehen geblieben, übernahm sofort die nächste in der Biologie das genaue Beobachten ist. Es erschien uns dabei als besonders wichtig, den Schülern die Scheu vor selbstständigen Schülergruppe und hatte einen nahtlosen Übergang von einer zur Beschreibungen zu nehmen, die ja ohne weiteres auch ohne wissen34 schaftliches Hintergrundwissen möglich sind. Weiters wollten wir vermitteln, dass in der Natur „nichts einfach nur so Evaluation Jeder Schüler präsentiert seinen Klassenkollegen nach der da ist“: verschiedene Anpassungen wurden entwickelt, um sowohl den Lebensraum Wasser, als auch den Lebensraum Land / Luft optimal Beobachtung die Besonderheiten und Anpassungen seiner Tiere an den jeweiligen Lebensraum. So merkt sich jeder Schüler zumindest nützen zu können (Erkennen von ökologischen Zusammenhängen). Besonders wichtig war uns hier, dass die Schüler die Unterschiede das, was er vorträgt. Da es uns besonders wichtig war, dass die Schüler die verschienen zwischen Lungen, Tracheen und Kiemen erkennen. Atemsysteme verstehen und sich merken wie sie funktionieren hat jeder Schüler seine zwei Tiere nach der Präsentation dem jeweiligen Methode Wir haben Gefäße mit im Wasser lebenden, aber auch mit am Land Atemmechanismus zugeordnet, wobei die Kärtchen auf ein von uns vorbereitetes Plakat aufgeklebt wurden. lebenden Tieren ausgestellt. Wir wollten, wenn sich die Schüler schon einmal in den Marchauen aufhalten, etwas für dort Typisches zeigen. Den allgemein wiederholenden Abschluss zur Sicherung des neu erworbenen Wissens stellte ein zweites von uns gezeichnetes Plakat Aus diesem Grund haben wir beschlossen den Schülern einen Blick unter die Wasseroberfläche eines Tümpels machen zu lassen. dar. Hier haben wir noch einmal die ausgestellten Tiere zeichnerisch dargestellt: einer von uns beiden zeigte auf ein Tier, die Schüler sag- Schon zu Beginn stand für uns fest, dass wir die Schüler aktiv mit einbeziehen wollen, deshalb bekam jeder Schüler zwei Kärtchen von uns ten um welches Tier es sich handelt und welche Besonderheiten besonders auffällig waren. auf denen je ein Tier stand, das wir in unserer Ausstellung hatten. Ihr Arbeitsauftrag lautete: „Beobachte die zwei Tiere zuerst selbstständig ungefähr fünf Minuten lang! Versuche sie mit eigenen Worten zu beschreiben! Wie atmet dieses Tier? Wie bewegt es sich fort? Wie glaubst du ernährt es sich?“. (Anm.: Vorbildlich! ee) Wir standen den Schülern während der Beobachtung unterstützend zur Seite, und stellten ihnen, wenn sie nicht am richtigen Weg waren, gezielte Fragen für die Beobachtung, da man oft ohne Übung nicht weiß, worauf man schauen soll. Da es für die Schüler aber immer motivierender ist, etwas selbst zu entdecken, als es sich sagen zu lassen, haben wir immer versucht ihnen das zu ermöglichen. 35 Gewässervielfalt der Au am Beispiel der urzeitkrebse Ökosysteme. Die häufigen Wechsel von Hoch- und Niederwasserführung schaffen eine reiche Strukturierung und intensive Verzahnung von Gewässerlebensraum und Umland. Überschwemmungen von Flüssen schaffen ihrerseits zahlreiche temporäre Gewässer. von Bianca Baumann und Susanne Hofmayer Natürliche stehende Gewässer werden nach Tiefe und Dauer der Wasserführung unterschieden in: - Seen (= permanente, tiefe Gewässer, in denen sich Temperaturschichtung entwickelt) - Weiher (= permanente, flache Gewässer, die bis in Bodennähe durchlichtet sind) - astatische Gewässer, Tümpel (=temporäre Wasseransammlungen mit stark schwankendem Wasserspiegel, führen nur kurzzeitig Wasser, überschwemmte Wiesen) künstliche stehende Geschichte der Urzeitkrebse Urzeitkrebse gibt es seit 500 Mio. Jahren (Kambrium), sie sind wahrscheinlich im Meer entstanden. Die ältesten Urzeitkrebse sind die Anostraca (“Feenkrebse”). Im Devon, 200 Mio. Jahre später, waren wahrscheinlich die im Meer vorkommenden räuberische Fische der Grund für einen Habitatwechsel der Urzeitkrebse. Sie mussten in die Binnengewässer, die chemisch sehr instabil waren, “ausweichen”. Heute findet man Vertreter dieser Tiergruppe in kurzfristig Wasser führende Tümpeln (temporären oder astatischen Gewässern) oder in Salzlacken (Artemia sp.). Gewässer (Baggerseen, Stauseen, Teiche). Systematik und Stammbaum der Urzeitkrebse Im Gegensatz zu stehenden Gewässern sind bei Fließgewässern Strömung und Fließgeschwindigkeit die entscheidenden Steuergrößen. Durch die Änderung von Gefälle, Querschnitt, Rauhigkeit, Tiefe und Wassermenge im Längsverlauf ergeben sich unterschiedliche Lebensräume mit verschiedenen Lebensgemeinschaften. Fließgewässer sind daher, im Vergleich zu Seen und Teichen, besonders dynamische O. Anostraca (“Feenkrebse”) in Österreich 8 Arten O. Notostraca (“Rückenschaler”) in Österreich 2 Arten “Conchostraca” (“Muschelschaler”) O. Laevicaudata in Österreich 1 (verschollene) Art O. Spinicaudata in Österreich 5 Arten 36 Grafik rechts: Stammbaum der Branchiopoda unter Berücksichtigung drei fossiler Taxa. Aus: Notostraca (“Rückenschaler”) Notostrake Krebse sind seit der Trias unverändert Eder & Hödl (2003), verändert (Eder mdl. Mitt.). geblieben. Einer ihrer Vertreter, der heimische Triops cancriformis, gilt als älteste lebende Tierart der Welt. Anostraca (“Feenkrebse”) Die Anostraca haben im Gegensatz zu den Rückenschaler leben vorwiegend am Gewässergrund. Im Gegensatz zu den Anostraca bewegen sie sich mit Notostraca und Conchostraca keinen Körperschild, der ihren Körper schützt und der Bauchseite nach unten, um sich am Gewässerboden als Detritusfresser und auch räuberisch zu ernähren. gestielte Komplexaugen. Sie sind in ihrer heutigen Form seit dem Jura bekannt und schwim- Wie alle anderen Urzeitkrebse häuten sie sich in der kurzen Zeit in der sie leben und sich fortpflanzen können, men auf dem Rücken. Ihre Nahrung besteht aus Mikroorganismen, Kleinstplankton und oft. Nach jeder Häutung sind sie sehr verletzlich und können in dieser Zeit auch von anderen Notostraken organischen Schwebstoffen. Sie filtrieren mit Hilfe der beborsteten Beine Nahrungspartikel gefressen werden. Es ist auch tatsächlich schon Kannibalismus beobachtet worden. Bei Sauerstoff- aus dem freien Wasser. Möglicherweise hat das Rückenschwimmen einen Vorteil, da die filtrier- mangel können sie auch mit der Bauchseite nach oben (knapp unter der Wasseroberfläche) schwimmen. Die ten Nahrungspartikel nicht mehr so leicht aus der Bauchrinne rutschen können oder dass bei heimischen Rückenschaler sind großteils Weibchen, Sauerstoffmangel die Füße näher bei der Wasseroberfläche sind. Das Atmen über Kiemen ist nämlich eng an die Nahrungsaufnahme über Filtrieren gekoppelt. Die Kiemen sitzen direkt an den Beinen. In Österreich 8 Arten: Branchinecta ferox (Größe: 40 mm) Branchinecta orientalis (Größe: 24mm) Branchipus schaefferi* (Größe: 24 mm) Tanymastix stagnalis (Größe: 20 mm) Chirocephalus carnuntanus (Größe: 20mm) Chirocephalus shadini** (Größe: 20mm) Eubranchipus grubii** (Größe: 24mm) Streptocephalus torvicornis Größe: (26mm) * an der March bekannt - ** bei der heurigen Exkursion gefunden 37 Männchen sind selten. Ob in heimischen Populationen vorwiegend Parthenogenese (=Jungfernzeugung) oder Selbstbefruchtung betrie- die “Dauereier” unter dem Panzer eines spinicaudaten Conchostraken gut zu sehen. Trotz dieser ungewöhnlichen Fähigkeit sinkt das ben wird, ist noch unbekannt. Vorkommen der Urzeitkrebse immer mehr und mehr - hauptsächlich wegen direkter Lebensraumvernichtung und der Regulierung großer In Österreich 2 Arten: Lepidurus apus (Größe: 5cm, Exuvien auf dem Foto der vorigen Seite) Flüsse. Im Lebensraum periodisch austrocknender Pfützen war es notwendig, -Triops cancriformis (Größe: 10 cm, Jungtiere auf dem Foto der vorigen Seite) dass sie sich den extremen Bedingungen dieser Habitate anpassten. Die Entwicklung aus der gerade ausgeschlüpften Larve (“Nauplius”) zu Conchostraca (“Muschelschaler”) einem erwachsenen Kiemenfußkrebs muss schnell vor sich gehen, auf Grund der schnellen Austrocknung des Lebensraumes. Conchostraca sind seit dem Silur bekannt. Ihr Körper ist von einer zweiklappigen Schale umgeben. Sie leben vorwiegend seitlich auf dem Freilandunterrichtseinheit Gewässergrund oder sie wühlen sich in den Schlamm hinein. Sie vermehren sich über Parthenogenese (Jungfernzeugung) und Wir benutzten die alternative Zugangsform der “Zeitreise”, während der die Kinder in ihrer Phantasie ein Foto des beschriebenen Tieres mach- Selbstbefruchtung bis hin zu getrennt geschlechtlicher Fortpflanzung. In Österreich 1 laevicaudate und 5 spinicaudate Arten: ten und nachher “entwickelten” und den “direkten Zugang” zu den Tieren (verfügbar war der Feenkrebs Eubranchipus grubii im Laevicaudata: Lynceus brachyurus (Größe: 5mm, in Ö verschollen) Spinicaudata: Cyzicus tetracerus (Größe: 10 mm) Eoleptestheria tici - “Bahntümpel”) mittels Gummistiefeln und Fangnetz. nensis (Größe: 10 mm, Bild rechts) Leptestheria dahalacensis (Größe: 10 mm) 1) Zeitreise (5min) 2) Photographie, Entwicklung + - Imnadia yeyetta (Größe: 10 mm) Limnadia lenticularis (Größe: 15mm) Namensgebung (5min) 3) Keschern (5min) 4) Frage-Antwort- Unterricht (15min) Urzeitkrebse produzieren Dauereier: Dauer”eier” sind hartbeschalte Cysten (enthalten also einen Embryo), die auch Lehrziele: -Kinder Jahrzehnte von Dürre, sowie auch das Gefressenwerden durch Vögel oder Urzeitkrebse uralte Tiere sind, die ihr Aussehen über Millionen von Jahren nicht ver- Amphibien überdauern. Rechts im Bild sind ändert haben. sollen erkennen, dass die 38 Die Zeitreise: “Augen schließen oder auch offen lassen. Wir gehen jetzt gemeinsam Schwarz- Weiß - Aufnahme. Die Photographie kann auch verwackelt oder unscharf sein. auf eine Zeitreise. Stell dir vor du bist auf einer grünen Wiese. Auf dieser Wiese steht eine Zeitmaschine. Du steigst jetzt in die Zeitmaschine Wenn die Photographie fertig gestellt ist soll das Wesen auch noch einen Phantasienamen bekommen. Jeder schreibt dann unter seine ein. Sitzt jeder in seiner Zeitmaschine? In der Zeitmaschine sind ein Photoapparat und ein roter Knopf. Du Photographie den selbst erfundenen Namen dafür. Wenn das geschafft ist wird eine Photoausstellung gemacht. Die druckst nun auf den roten Knopf und schon reist du durch die Zeit viele Millionen Jahre zurück Du landest im Meer. Gut dass die Photos werden aufgelegt oder auf einer Leine mit Wäschekluppen aufgehängt. Jeder soll nun ein Merkmal des Wesens wiederholen, das er Zeitmaschine zugleich auch ein U-Boot ist! Alles ist blau. Plötzlich siehst du etwas schwimmen. Es kommt auf dich zu. Zuerst siehst du auch gemalt hat. Keschern aus dem Blau zwei Stielaugen auftauchen. Danach tauchen kräftige Mundwerkzeuge auf. Das Wesen hat auch zwei Fühler. Das Tier Wir haben uns gedacht, dass es von Vorteil wäre die Kinder selbst im Tümpel die Urzeitkrebse keschern zu lassen. Da wir kleine Gruppen schwimmt weiter. Erst jetzt siehst du, dass das Tier auf dem Rücken schwimmt. Irgendwie sieht du, dass das Wesen unheimlich aus - wie von maximal sechs Kindern zu betreuen hatten konnte wirklich jedes Kind versuchen, selbst seinen Feenkrebse zu finden. ein Monster. Es hat viele Beinchen, die es nach oben streckt. Die Beinchen bewegen sich wellenartig am Körper. Das Tier schwebt nun Frage-Antwort- Unterricht Bei diesem Unterricht haben wir den Kindern Fragen zur Au und zu den lautlos an dir vorbei. Es besitzt auch einen kräftigen Schwanz, der sich nach hinten gabelt. Sein Körper spiegelt alle Farben wieder. Es scheint Urzeitkrebsen gestellt. Sie sollten versuchen die Antworten miteinander als Gruppe herauszufinden. ein friedliches Wesen zu sein. Da du so ein Wesen noch nie gesehen hast, beschließt du es mit deinem Photoapparat zu photographieren. Fragen In welchem Gebiet befinden wir uns? Warum hat die Au so eine hohe Nachdem du deine Aufnahme gemacht hast druckst du in deiner Zeitmaschine auf den grünen Knopf und kehrst wieder in die Produktivität? In welchem Gewässer haben wir die Feenkrebse gefunden? Wo im Gewässer befinden sich Rückenschaler und Feenkrebs Gegenwart zurück. Nun befindest du dich wieder auf der grünen Wiese. und warum befinden sie sich dort? Warum schwimmt der Feenkrebs auf dem Rücken und streckt seine Beine nach oben? Ist der Feenkrebs Fotografie + Namensliste ein Filtrierer oder ein Räuber? Warum ist der Feenkrebs ein Filtrierer wie nimmt er seine Nahrung auf? Ist der Rückenschaler ein Filtrierer Die Kinder sollen nun die Photographie, die sie in der Zeitmaschine gemacht haben entwickeln, indem sie das Wesen auf ein Blatt Papier oder ein Räuber? Warum ist der Rückenschaler ein Räuber- Wie sieht sein Äußeres aus? Wie bewegen sich Filtrierer und Räuber- Schnell zeichnen. Das Bild kann eine Farbphotographie sein oder eine oder langsam? Warum bewegen sie sich schnell oder langsam? 39 Evaluation: Durch die Zeitreise erleben die Kinder das Gefühl dass sie sich in der Urzeitkrebs-Homepage: www.urzeitkrebse.at Vergangenheit befinden. - Nach der Entwicklung der Photos können sie selbst sehen, dass es auch heute noch in den Tümpeln Triops zum selber Züchten: www.triops.cc Urzeitkrebse gibt. - Durch die Photographie sehen sie auch, dass sie ihr Aussehen auch nicht verändert haben. Zuletzt möchte ich dieser Literatur: Lehrveranstaltung ein großes Lob aussprechen. Diese fünf Eder, E. & W. Hödl, 2003. Catalogus Novus Faunae Austriae, No.1. Die Groß-Branchiopoden Österreichs, Crustacea: Branchiopoda excl. Tage waren zwar anstrengend aber äußerst lehrreich Cladocera.. Biosystematics and Ecology Series No. 20, Österr. Akademie der Wissenschaften, 56 pp. und lustig für mich. 40 Gewässervielfalt der Au am Beispiel der amphibien von Martina Fennes und Herbert Fojtlin Einleitung: Zum Unterschied der letzten Jahre soll bei dem Thema Amphibien weniger das „Auflisten der Arten“ als vielmehr die Wechselwirkungen und Anpassung der Amphibien an die Au den Studenten und Kindern demonstriert werden. Aufgrund der reich strukturierten Feuchtbiotope und der Trockenstandorte sind über die Hälfte der heimischen Amphibien- und Reptilienarten (37 Arten in Österreich) in den March- Thaya – Auen vorhanden. Die häufigsten Arten der March-Thaya-Auen sind Wasserfrösche, Rotbauchunke und Laubfrosch. Je nach Art weisen Amphibien einen arttypischen und auch vom Klima abhängigen Aktivitätszyklus auf, der mit Ortswechseln einhergeht. Während Grünfrösche, Molche und Unken vorwiegend ihr ganzes adultes Leben im Wasser oder in Gewässernähe verbringen, wandern andere Arten wie z.B. die Erdkröte im Frühjahr zu den Fortpflanzungsgewässern, ziehen sich im Sommer in ihren Sommerlebensraum zurück und begeben sich im Herbst in ihre Winterquartiere. Dies erfordert natürlich eine unterschiedliche Anpassung an den jeweiligen Lebensraum, die sich z.B. im Körperbau, der Färbung der Haut usw. widerspiegelt. (was wir anhand der gefundenen Tiere sehr gut demonstrieren konnten) Tier und Pflanzenwelt sind ständig mit den Hochwässern konfrontiert. Sind es im Jänner-Februar die Winterhochwässer, die auf ein einsetzendes Tauwetter in der Ebene zurückzuführen sind, so folgen darauf schon die Frühjahrshochwässer. Sie sind auf ein langsames Abtauen der Schneedecke zurückzuführen und fallen in der Regel relativ gedämpft aus. Die Wassertemperaturen liegen am Anfang etwa bei 5 °C und können am Ende der Überflutung bereits 10 °C betragen. Trotz der tiefen Temperaturen laichen schon einige Amphibienarten wie der Springfrosch, Moorfrosch oder die Erdkröte in überflutete Gewässer ab. Im Gegensatz zur Wechselkröte, die sonnige, warme überschwemmte Bereiche in offenen Kulturlandschaften bevorzugt, stellen für die zuvor erwähnten Frühjahrslaicher die sehr kühlen Temperaturen im zeitigen Frühjahr keine Probleme dar. Nach den Frühsommer-Hochwässer folgen die HochsommerHochwässer, die aufgrund des Rückstaus der Donau-Hochwässer der 41 Donau mit der March relativ intensiv ausfallen können. Die Wassertemperaturen können dabei über 20 °C betragen. Für die + sind „poikilotherme“ Lebewesen, was so viel wie wechselwarm bedeutet. Sie passen ihre Körpertemperatur der Amphibien-Fauna sind diese Hochwässer allerdings nicht mehr von so großer Bedeutung, da die Fortpflanzungszeit bei den meisten Arten Umgebungstemperatur an. + Vorderbeine: 4 Finger; Hinterbeine: 5 Zehen schon vorbei ist. In den Monaten September- Oktober ist die Wahrscheinlichkeit der Hochwässer am geringsten, während in den Die Entwicklung: darauf folgenden 2 Monaten Hochwässer als Folge zu früh abgetauten Schnees wieder zunehmen können. Vor der Laichablage findet die Begattung/ Befruchtung statt. Bei den Froschlurchen werden die Eier direkt bei der Eiablage befruchtet -> Die fast monatlich ständige Präsenz der Hochwässer stellt natürlich für die Au nicht unwesentliche ökologische Auswirkungen dar. Zum einen äußere Befruchtung, im Gegensatz zu den Schwanzlurchen, bei denen die innere Befruchtung stattfindet. werden durch Sedimentation und Erosion Biotope gebildet bzw. umgestaltet, die den Organismen Lebensraum bieten. Zum anderen gewähr- Bei ungefähr 5°C Wassertemperatur schlüpfen die Larven nach mehreren Wochen. Je wärmer das Wasser ist, desto schneller entwickeln leist die Zubringung von organischem Material die Nahrungsgrundlage für Fauna und Flora, und ist mit der Kombination von dem reichlichen sie sich. Danach hängen die Larven einige Tage mittels Haftdrüsen am Laich oder an Wasserpflanzen und ernähren sich von ihrem Wasserangebot Ursache für die hohe Produktivität der Auen. Hochwässer schaffen temporäre Lebensräume wie Flusstümpel, die Dottervorrat. Dabei bilden sich der Ruderschwanz, die äußeren Kiemen, Fresswerkzeuge, Darm und After fertig aus. Sie ist nun eine beispielsweise für die Urzeitkrebse und die Amphibien von enormer Bedeutung sind. Wie schon oben erwähnt nützen die Amphibien solch Kaulquappe, die sich fast nur von Algen ernährt. Ihre Bauchseite kann bräunlich bis grünlich gefärbt sein, ansonsten ist sie schwarz. Die kurzlebige Gewässer zum Ablaichen. Sie finden dort ideale Bedingungen vor, da diese Tümpel sehr gut nährstoffversorgt sind. Farbe nimmt immer mit dem Alter zu. Die Vorder- und Hinterextremitäten bilden sich gleichzeitig aus, obwohl es erscheint, Fische die unter anderem die Fressfeinde der Amphibienlarven sind, können im Allgemeinen in solch kurzlebigen Gewässern nicht existie- als ob die hinteren Extremitäten sich früher ausbilden, da sie die Haut zuerst durchstoßen. Jetzt setzt die Metamorphose zum kleinen ren. Diese Kurzlebigkeit bedingt aber wieder enormen Stress für die darin lebenden Organismen die rechtzeitig ihre Entwicklung abschlie- Frosch/Kröte/Unke ein. Das ist gleichzeitig der Umbau vom Wasserzum Landleben. Die äußeren Kiemen durch Lungen ersetzt. Die Haut ßen müssen bevor die Tümpel austrocknen. wird verstärkt, typische Drüsen entstehen und die Mundwerkzeuge der Larven werden durch eine Klappzunge (Stempelzunge bei Kröten) Amphibien – was ihr Name schon aussagt – leben im Wasser (Jungtier) und am Land (Adulttier). ersetzt. Der Schwanz verschwindet auch. Damit die Metamorphose überhaupt beginnt, gibt es das jodhaltige Schilddrüsenhormon Einige Merkmale: Thyroxin. Je stärker die Thyroxinkonzentration ist, desto schneller setzt + Hautatmung 42 die Metamorphose ein. Bei Jodmangel verzögert sich die Entwicklung. Dadurch ergibt sich auch, dass z.B. die Riesenkaulquappen in Das gesammelte Zuordnung): Anschauungsmaterial Alpenseen sich erst spät entwickeln, da der Jodgehalt im Gestein und Gewässern mit der Höhenlage abnimmt. Klasse Lurche (Amphibia) (mit systematischer Bei Schwanzlurchen werden dabei Kiemenbüschel und Flossensäume, die die Larven besitzen, zurückgebildet. Bei ihnen fin- Ordnung Froschlurche (Anura) Baumfrösche, Kletterfrösche, Laubfrösche (Hylidae) det keine stadienweise Metamorphose statt wie bei den Froschlurchen. Die äußeren Kiemen bleiben während der ganzen Larvalzeit. Weiters Europäischer Laubfrosch (Hyla arborea) 2 Exemplare verändern sich die Haut, die Sinnesorgane, Atmungs- und Blutgefäße. Die Larven schlüpfen nach etwa 2 ? Wochen und beenden ihr kiementragendes Larvalstadium etwa 3 Monate später. Nahrung: Würmer, Kleinkrebse, Insekten und deren Larven. Molche, Grünfrösche und Unken halten sich meistens Echte Frösche (Ranidae) Grünfrösche Teichfrosch (Rana kl. esculenta) 3 Exemplare in Gewässernähe auf, im Gegensatz zur Erdkröte und Knoblauchkröte, die sich nur zur Laichablage dorthin begeben, und sich dann wieder in der Erde eingraben. Molche legen einzelne Eier ab, Frösche in Klumpen, Kröten in Schnüren. Braunfrösche Springfrosch (Rana dalmatina) 3 Exemplare Echte Kröten (Bufonidae) Erdkröte (Bufo bufo) 2 Exemplare Scheibenzüngler, Zahnkröten (Discoglossidae) Rotbauchunke (Bombina bombina) 3 Exemplare + Laich an Wasserpflanze Ordnung Schwanzlurche (Urodela oder Caudata) Echte Salamander und Wassermolche (Salamandridae) Donau-Kammmolch (Triturus dobrogicus) 2 männl. Exemplare Teichmolch (Triturus vulgaris) 1 männl. Exemplar 43 Laubfrosch (Hyla arborea) Mit seinen 4-5cm ist er der kleinste hei- muskulösen Hinterbeinen kann er bis zu 2m weit springen. Er hält sich vorzugsweise in dichten Laubwäldern auf. mische Frosch. Er ist grasgrün mit einem schwarzen Strich von der Nase Erdkröte (Bufo bufo) über die Augen bis zur Mitte der Seiten. Man findet ihn sehr oft auf Bäumen in Sie ist graubraun bis oliv, wobei ihr Bauch heller ist. Die Pupillen liegen der Sonne. Deswegen hat er Haftscheiben an Fingern und Zehen. waagerecht. Die Männchen haben keine Schallblase. Ihre Hinterbeine sind sehr groß und kräftig (sehr gut Teichfrosch (Rana kl. esculenta) (Der Teichfrosch ist ein stabiler Hybrid zwischen den beiden anderen Wasserfrosch-Arten R. lessonae und R. ridibunda) Seine Farbe setzt sich aus allen Grün- und Brauntönen zusammen mit schwärzlichen Flecken und gelbgrünen Rückenstreifen. Man sieht auch einen kleinen Fersenhöcker an der Fußunterseite. Er hält sich meistens an Teichen und Tümpeln mit gutem Pflanzenbewuchs auf, wo seine Nahrung aus Insekten, Schnecken und Würmern besteht. Springfrosch (Rana dalmatina) Er sieht dem (meist bekannteren, KRÖTEN Gestalt Haut warzig Pupillenform elliptisch, horizontal Zunge Schleuderzunge Schallblase Erdkröte: keine; Wechsel- u. Lauterzeugung aber bei Marchegg nicht vorkommenden) Grasfrosch recht ähnlich und variiert von gelblich bis schlammfarben, der Bauch ist jedoch nie gefleckt. Mit seinen sehr langen und UNKEN (Bombina) plump, kräftig, ca. 9cm eher klein, bis 5,5cm trocken, dick und stark viele kleine Warzen, Abwehr auf denen kleine schwarze Hornstacheln sitzen herzförmig größtenteils am Mundboden festgewachsen Lungen haben Funktion von Kreuzkröte: 1 gr. Schallblase unpaare exspiratorisch: Luft in inspiratorisch: Luft Lunge gepresst strömt aus Kehlblasen durch Kehlkopf in Lungen Abwehrrufe, größeres weißl. Hautsekret (für Volumen vortäuschen Menschen ungiftig) 44 zum Zeigen geeignet als Unterschied zu anderen), um sich besser eingraben zu können. Sie hält sich im Wald, in Tümpeln, Teichen und der Paarungszeit tragen die Männchen einen hohen, tief gezackten Rückenkamm, der durch eine Einkerbung über der Schwanzbasis völ- Weihern auf. Die Erdkröte zählt zu den Explosivlaichern, da sie im Frühjahr nur für kurze Zeit zum Laichen ans Wasser kommt, noch vor lig vom Schwanzflossensaum getrennt ist. Die Weibchen haben jedoch einen niedrigen Schwanzflossensaum. Der Donau-Kammmolch lebt allen anderen Amphibien. Ihre Nahrung besteht aus Würmern, Insekten, Spinnen und Nacktschnecken. am liebsten in offenen Landschaften, aber auch in Waldgebieten (Auwaldbereich), wenn vor allem dort sonnige Gewässer vorhanden Rotbauchunke (Bombina bombina) sind und er eine gute Bedeckung des Gewässerbodens mit Wasserpflanzen findet. Erwachsene Tiere bewohnen eher die Ihr Rücken ist schwarz olivbräunlich und stachelig warzig. Der Bauch ist Bodenregion der Gewässer, Larven das freie Wasser. Die Landlebensräume liegen in Gewässernähe (totes Holz, unter Steinen, schwärzlich mit gelb-roten Flecken, die in einander übergehen, im zwischen Wurzeln von Bäumen etc.). Erwachsene Molche ernähren sich von Kleinstkrebsen, aquatischen Larven sowie von im Substrat Gegensatz zur Gelbbauchunke. Von ihr werden Insektenlarven, grabenden Arten. Larven ernähren sich vorwiegend von freischwimmenden Wirbellosen, von Wasserflöhen. Schnecken und Gliederfüßer gefressen. Ihren Laich legt sie 2-3x /Jahr an Wasserpflanzen ab. Teichmolch (Triturus vulgaris) Kahn/ Unkenstellung: Wirbelsäule wird durchgebogen, Kopf und Der Teichmolch, ca. 11cm groß, besitzt einen hellen Längsstreifen am Kopf sowie - an diesen Streifen anschließend - oben und unten je Hinterteil werden angehoben, die Gliedmassen seitl. aufwärts gedreht; meistens auf Rücken -> Warnfärbung einen dunklen Streifen. Die beiden Geschlechter sind unterschiedlich gefärbt. Zusätzlich zu den Brauntönen zeichnet sich das Weibchen Donau-Kammmolch (Triturus dobrogicus) durch dunkelbraune Flecken aus. Die graue Rückenseite der Männchen besitzt viele schwarze, runde Flecken. Der Bauch der Der Kammmolch, ca. 13cm groß, zeichnet sich durch eine schwarze Männchen ist orange gefärbt, an den Seiten heller und schwarz getupft. Der Teichmolch ist sehr anpassungsfähig und bewohnt Oberseite (oft mit braunen Flecken) und seitlich durch ein Längsband von offene Landschaften. Er bevorzugt kleine, sonnige, vegetationsreiche vielen kleinen weißen Pünktchen aus, und ist auf der Unterseite oran- Gewässer, aber auch Randbereiche von gerötlich-schwarz gefleckt. Während Teichen und Seen, sogar Buchten We i h e r n , 45 von Fließgewässern und Hochmoore. Ihre Nahrung besteht aus Wasserflöhen, Würmern, Bachflohkrebsen, war (eher Gatschpfütze). aquatischen Larven, aber auch Amphibienlarven. (sogar arteigene!) Erstaunliches: + Was uns sehr gefreut hat, war, dass sich die Schüler schon einiges Didaktik: Präsentation vor Ort: von unserem Gesagten gemerkt hatten. Das erfuhren wir nämlich in der Pause von den Gruppen nach uns, die immer erstaunt waren, dass Standort zwischen March und Tümpel. Besprechung der Gewässervielfalt mit ihren Auswirkungen (Verweis die Schüler so viele Fragen beantworten konnten. + Die Schüler haben ziemlich viele Zwischenfragen gestellt und auf die March/ Tümpel) Standort Aquarien Amphibien in ihren Gärten usw. hingewiesen. + Wir wollten zuerst gar nicht die Gelbbauchunke erwähnen, aber bei Besprechung der Amphibien am Objekt fast jeder Gruppe wurde sie von den Schülern genannt, deshalb sind wir auch dann auf die Unterschiede (Farbe, Oberösterreich) eingegan- Anfang gut – Ende schlecht: 1) „Wer bin ich?“ – Kärtchen: Bei den Studenten hat es gut funktioniert, gen. + Sogar die eher schüchternen und ängstlichen Schüler (vor allem außer dass sie die Handschrift nicht lesen konnten (-> haben wir dann korrigiert). Nach der ersten Schülergruppe haben wir diese Kärtchen Franzi, die nur hysterisch herumschrie) haben dann ihre Angst überwunden und die Tiere angegriffen. dann weggelassen. Die Tiere waren so anziehend, dass sich die Schüler überhaupt nicht auf etwas Geschriebenes konzentrieren woll- + Äskulapnatter: Zufällig konnten wir während unseres Vortrages eine Äskulapnatter fangen, und sie den Kindern präsentieren. Nach anfäng- ten. 2) Plakate: Hier haben wir den Schülern Amphibienabbildungen gege- licher Scheu, haben sie sie sogar angegriffen, und wir haben sie sogleich in unser Programm mit eingebaut (Unterschied Reptilien – ben, die sie den Kategorien Schwanzlurche/ Froschlurche/ Kröten/ Frösche zuordnen sollten. Das hat die Schüler auch nicht überzeugt, Amphibien erklären). + Das Amphibien-Quiz ist sehr gut bei den Schülern angekommen. Wie also haben wir es nach der ersten Gruppe wie bei 1) weggelassen. Dann hatten wir noch ein Metamorphoseplakat eines Frosches hän- erwartet haben sie gleich geschaut, ob von oben nach unten gelesen ein Lösungswort zu erkennen ist. Anfangs gab es zwar mit einigen gen. Das wurde von den Schülern gut angenommen, beziehungsweise haben sie es schon gekannt. Worten Probleme (zB: Erosion, Selektion), die wir aber den Schülern erklärt haben. 3) Am 1. Tag, mit den Studenten, haben wir sie im Tümpel „keschern“ lassen. Diese Idee mussten wir sogleich am nächsten Tag wieder auf- Es war ziemlich schwierig, die vorbeigehenden Schüler von den geben, da im Tümpel ein drastischer Wasserrückgang zu verzeichnen Aquarien fernzuhalten, sogar die Studenten, deswegen kam es ja am 46 ersten Tag beim ersten Durchgang zu einer Gruppenverwechslung. Manchmal muss man viel Geduld bewahren, wenn nicht gleich die Amphibien- Quiz erwarteten Antworten kommen, und alles in eine kleine Geschichte verpacken, um aus den Schülern die richtige Antwort heraus zu Welcher der hier erwähnten Effekte hängt nicht mit dem Hochwasser zusammen? ? Sedimentation und Anpassung der keine Schaffung von Erosion prägen die Individuen verursacht neuen Lebensräumen bekommen. Zum Beispiel: Stellt euch vor ihr seid ein kleiner Frosch und wollt eure Eier ablegen. Wieso macht ihr das nicht im schnell fließenden Fluss? Doch im Allgemeinen hatten wir sehr gute/ interessierte und lustige Gruppen. Vor allem konnte man endlich mit Schülern Landschaft A Stress und bewirkt Selektion H G eines Gymnasiums statt einer Volksschule arbeiten. Welches dieser Amphibien verbringt sein ganzes Leben (Adulttier) in Gewässernähe? ? Literatur: Fließende Grenzen; Lebensraum Umweltbundesamt Wien, 1999. Laubfrosch L March-Thaya- Seefrosch C Erdkröte Z Grasfrosch W Auen, Frösche, Kröten und Unken, Dominik Kieselbach, Bede-Verlag, Ruhmannsfelden, 2000. Die Form der Pupillen der Erdkröte ist.... elliptisch rund herzförmig R C K Die Amphibien Europas, Franck-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart, 1992. Erdkröte, Grasfrosch und Springfrosch zählen zu den Explosivlaichern. Warum nennt man sie so??? www.amphibien.at www.saxonet.de I - Die Männchen springen explosionsartig auf die Weibchen -> schneller Fortpflanzungserfolg www.erdkroete.de A - Die Fortpflanzung geschieht gleich nach dem Winter-> dauert nur wenige Tage-Wochen quadratisch G E - Männchen der oben genannten Amphibien besitzen extrem schnelle und fortpflanzungsfähige Samenzellen Unken legen ihren Laich... Ins freie Wasser ab in die feuchte Erde W B in Klumpen an Wasserpflanzen M Lösungswort (von unten nach oben): M - A - R - C -H 47 Die vierdimensionale Au Raum- und Zeitnutzung der ., vogel in den Marchauen von Angelika Kirtz und Monika Sibila Fachlicher Teil Marchegg liegt an den March – Thaya – Auen. Diese sind reich an unterschiedlichen Lebensräumen. Ackerland und Auwälder bedecken die größten Flächen, doch gibt es auch gebietsweise andere Habitate. Gewässer Der größte Gewässeranteil entfällt auf den Hauptfluss March. Dazu kommen zahlreiche Altarme, Altbetten und reliktäre Mäander, jährlich überschwemmte Wiesen. Künstlich sind Fischteiche und kleine Sandund Schottergruben, die sich mit Grundwasser füllten zu erwähnen. Wasser ist das verbindende Element für alle Lebensräume und der bedeutendste Lebensfaktor für die auentypischen Tier- und Pflanzenarten. Es ist daher nicht verwunderlich, dass gut 55% aller bisher in den March – Thaya – Auen nachgewiesenen Vogelarten direkt oder indirekt auf das Vorhandensein von Gewässern beziehungsweise auf die Überflutung der Lebensräume durch Hochwässer angewiesen sind (Zuna – Kratky, 2000). Die Wasser-, Wat und Schreitvögel sind mit gut einem Drittel am gesamten Artbestand des Gebiets beteiligt. Gewässer stellen dabei in gleichem Maße Brut-, Nahrungs- und Rasthabitate für unterschiedlichste Arten dar. Im Flussbereich befinden sich die Brutvorkommen der Bewohner von Sedimentbänken (z.B.: Flussuferläufer (Actitis hypoleucos), Flussregenpfeifer (Charadrius dubius)) und Steilufern (z.B.: Eisvogel (Alcedo atthis), Uferschwalbe (Riparia riparia)). In den angrenzenden Augewässern bis hin zu den weit entfernten Restwasserlacken in der Ackerlandschaft brütet die weite Palette der Taucher (z.B.: Haubentaucher (Podiceps cristatus)), Enten (z.B.: Stockente (Anas platyrhynchos), Tafelente (Aythya ferina), Reiherente (Aythya fuligula), Knäkente (Anas querquedula), Krickente (Anas crecca)), Gänse (z.B.: Graugans (Anser anser)), Rallen (z.B.: Blässhuhn (Fulica atra) , Teichhuhn (Gallinula chloropus)) und ans Wasser gebundene Singvögel. Sowohl Brut- als auch Durchzüglerbestände unterliegen starken Schwankungen entsprechend der hydrologischen Dynamik des Flusses. Brütende Wasservögel finden in den im Vorfrühling einsetzenden und stabil bleibenden hohen Wasserständen optimale Bedingungen. Durchzügler erscheinen im März und April beziehungsweise im August und September. Im Winter stellen die eisfreien Gebiete einen bedeutenden Winterrastplatz für Wasservögel dar. Spätestens ab Ende November kommt es zum Einzug zahlreicher Wintergäste aus dem Norden (Saatgans (Anser fabalis), Blässgans (Anser albifrons), Kornweihe (Circus cyaneus), Rauhfußbussard (Buteo lagopus)). Zahlreiche Gewässer unterschiedlicher Ausprägung beherbergen eine reichhaltige Sumpf- und Verlandungsvegetation. Schilfröhricht ist konzentriert auf die Verlandungsbereiche seichter Altarme. Es wird mit 51 48 Vogelarten gerechnet, die in den March – Thaya – Auen Schilfbestände nützen (Zuna – Kratky et al., 2000). Röhrichte sind ein großen Flüsse landwärts an die Weichholzaue an. Sie zählen zu den struktur- und artenreichsten Waldgesellschaften Europas. Sie beher- wichtiger Brutplatz für viele Vögel (z.B.: Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus), Teichrohrsänger (Acrocephalus scir - bergen alte Eichen, Ulmen und Eschen, die das Vorkommen von stammkletternden Vogelarten fördern (Z.B.: Mittelspecht (Picoides paceus), Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus), Feldschwirl (Locustella naevia), Rohrschwirl (Locustella luscinioides), medius), Kleinspecht (Picoides minor), Gartenbaumläufer (Certhia bra chydactyla), Kleiber (Sitta europea)) und zugleich ein lichtes Rohrdommel (Botaurus stellaris), Zwergrohrdommel (Ixobrychus minu tus), Rohrammer (Emberiza schoeniclus), Braunkehlchen (Saxicola Waldgefüge (z.B.: für Pirol (Oriolus oriolus), Feldsperling (Passer mon tanus), Grauschnäpper (Muscicapa striata), Turteltaube (Streptopelia rubetra), Rohrweihe (Circus aeruginosus)), zusätzlich hat es eine wichtige Bedeutung als Schlafplatz (z.B.: Kornweihe (Circus cyaneus), turtur)) mit üppiger Strauch- und (Schwanzmeise (Aegithalos caudatus), Schafstelze (Motacilla flava), Star (Sturnus vulgaris)). Sumpfflächen mit Schlammbänken bieten wiederum zahlreichen Vogelarten einen Gartengrasmücke Nahrungsraum (z.B.: Graureiher (Ardea cinerea), Weißstorch (Ciconia ciconia), Rotschenkel (Tringa totanus), Flussuferläufer (Actitis hypoleu - Halsbandschnäpper (Ficedula albicollis), Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca)) profitieren von alten Bäumen, die zahlreiche Baumhöhlen cos), Flussregenpfeifer (Philomachus pugnax)). aufweisen. Die nahe Lage am Fluss und damit zugleich in der Ebene begünstigt weitere Arten wie Nachtigall (Luscinia megarhynchos) und (Charadrius dubius), Kampfläufer (Sylvia borin)). Krautschicht aufweisen Höhlenbrüter (z.B.: Wälder Schwarzmilan (Milvus migrans). Natürliche Weidenwälder säumen den Uferrand der Flüsse oder Die Artenzahl von Vögeln der Waldökosyteme wächst um etwas 7 bis 7,5 Arten pro Verdopplungsschritt der Bezugsfläche (Richarz, 2001). Altarme als sogenannte Weichholzau. Seine üppige Bodenvegetation mit Schilf und hohen Stauden sowie eine dichte Strauchschicht Die Gesamtzahlen der nach Bezzel, 1982 in großflächigen Wäldern maximal zu erwartenden Brutvögeln reichen von 50 - 60 Arten machen diesen Bereich sehr strukturreich. Hierdurch werden Bodenund Röhrichtbrüter (z.B.: Rohrammer (Emberiza schoeniclus), (Fichtenwald) bis zu mehr als 100 Arten in Auwäldern. Diese Zahlen gelten für den Gesamtraum Mitteleuropas und sind in der Regel nicht Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris), Schlagschwirl (Locustella fluviatilis), Fasan (Phasianus colchicus)) begünstigt. Die meisten in einem einzelnen Waldstandort anzutreffen. Trotzdem macht es deutlich wie wichtig Wald für zahlreiche Vogelarten ist, aber auch dass dem Vogelarten der Weidenwälder sind jedoch Gebüschbrüter, die hier sehr zahlreich sind (z.B.: Pirol (Oriolus oriolus), Wacholderdrossel (Turdus Auwald eine besondere Bedeutung zukommt. Der Auwald wird in eine Weiche und in eine Harte Au unterteilt. pilaris), Zilpzalp (Phylloscopus collybita), Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla), Nachtigall (Luscinia megarhynchos), Rotkehlchen Hartholzauen schließen sich in den Überschwemmungsgebieten der (Erithacus rubecula). 49 Manche Vogelarten können sowohl in der Harten als auch in der Pappelforsten gewichen, die monotone und hallenförmige Bestände darstellen. Dort ist die Artendichte sehr gering. Häufig werden diese Weichen Au brüten. Sobald die passenden Strukturen vorhanden sind, ist ein Nestbau möglich. Über 45% aller nistenden Vögel nutzen Bestände als Nahrungsräume genutzt und nur in Ermangelung an Brutplätzen von einigen Vogelarten besetzt (z.B.: Halsbandschnäpper Bäume bzw. die Kraut- und Strauchschicht der Auwälder als Brutplatz (Zuna – Kratky et al., 2000). Ausgedehnte Wälder beherbergen Reiher- (Ficedula albicollis), Grauspecht (Picus canus), Buchfink (Fringilla coe lebs)) (Umweltbundesamt, 1993). Viele Vogelarten suchen allerdings und Storchenkolonien (Weißstorch (Ciconia ciconia), Graureiher (Ardea cinerea), Silberreiher (Casmerodius albus), darunter Kormoran ihre Nahrung in den umliegenden Gewässer- und Kulturlandschaft. (Phalacrocorax carbo)), die Brutplätze der meisten Greifvögel und vieler anderer Großvögel wie Schwarzstorch (Ciconia nigra) und Kolkrabe Wiesen Da die Bereiche des Nationalparks Donauauen unterhalb von Wien (Corvus corax) befinden sich in den Wäldern. und die Auen an der March noch weitgehend einer natürlichen Dynamik unterliegen, kommen hier großflächige Auwiesen vor. Der Die Auwälder stellten ursprünglich den bei weitem dominierenden entscheidende ökologische Faktor für die Wiesen der Augebiete ist die Überschwemmungsdynamik der March. Dieser Fluss fließt langsam, Lebensraum des Gebiets March – Thaya – Auen dar. Der Großteil der Wälder gehört zur „Harten Au“, die besonders in den nördlichen ihre Hochwässer sind häufig, lang andauernd und bringen feine, nährstoffreiche Sedimente. So bilden sich Großseggenwiesen, Bereichen einem besonderen pannonischen Typ angehört, den Quirleschen – Stieleichen – Auen (Fraxino pannonicae-Ulmetum) mit Queckenüberschwemmungswiesen, Straußgras – Flutrasen, Brenndolden – Überschwemmungswiesen und We c h s e l f e u c h t e eingestreuten Eichen. Auenwiesen, je nach Standort und Länge der Überschwemmungsdauer. Deutlich geringere Flächen nimmt die „Weiche Au“ ein, die vor allem in flussnahen Gleitufer – Situationen sowie in verlandeten Augewässern Als Sonderstandorte treten an schotterreichen Bereichen Trockenrasen und selten auf salzhaltigen Böden Salzwiesen auf stockt. Ihr Anteil nimmt Richtung Donau zu, unterhalb von Marchegg stellt die „Weiche Au“ den dominanten Waldtyp dar. Ihre wichtigsten (Abteilung Naturschutz, 2003).Weiters sind große Teile der Wälder bereits durch den Menschen gerodet bzw. parkartig aufgelichtet wor- Baumarten sind Silber- und Bruchweiden, Pappeln wie Silber- und Graupappel sind in geringerem Ausmaß vertreten. Auf erhöhten den und in Wiesen und Weiden umgewandelt Plätzen stocken Bestände mit Hainbuche und Linde. In grundwasservernässten Randlagen der Au wachsen Schwarzerlen – Bruchwälder. Die traditionelle Mahd bzw. Beweidung der Wiesengesellschaften sichert ihre Artenvielfalt und macht sie für die typischen Wiesenvögel In vielen Teilen der Au sind aber die Auwälder wirtschaftlichen nutzbar (z.B.: Feldlerche (Alauda arvensis), Wachtelkönig (Crex crex), 50 Rebhuhn (Perdix perdix), Wachtel (Coturnix coturnix), Kiebitz (Vanellus vanellus), Bekassine (Gallinago gallinago), Brachvogel (Numenius unterschiedliche Lebensräume zu verschiedenen Zeiten benötigt. Zum Beispiel ist der Seeadler (Haliaetus alicilla) zur Brutzeit auf hohe, alte arquata), Rotschenkel (Tringa totanus), Schafstelze (Motacilla flava), Braunkehlchen (Saxicola rubetra), Weißsterniges Blaukehlchen Bäume im Auwald angewiesen. Dort errichtet das Pärchen ihren Horst. Die Nahrung erbeuten sie hingegen sowohl in Wassernähe (z.B.: klei- (Luscinia svecica cyanecula)). Als richtiger Wiesenbrüter benötigt der Kiebitz die Wiesen als Brut-, Jungenaufzuchts- und Nahrungsort, das ne Wasservögel) als auch auf offenen Wiesen (z.B.: Nagetiere) (Mebs, 1999). heißt die Struktur zur Nestanlage und ein Mindestmaß an Nahrungstieren, wie Insekten und deren Larven, Regenwürmer, aber Zum Schlagen der Beute haben sie einen kräftigen Hackenschnabel auch zumindest zeitweise ein nennenswerter pflanzlicher Anteil, muss gegeben sein (Kooiker et al., 1997). und krallenbewehrte Fänge. Störche und Reiher benötigen zum Nestbau wiederum Bäume, um ihre Nahrung zu fangen, aber offene Die ein- bis zweijährigen, meist extensiv genutzten Wiesen werden Wiesen und seichte Gewässer. Um leichter ihrer Beute im Wasser oder hohem Gras folgen zu können, besitzen sie lange Beine. So können nicht vor Mitte Mai gemäht, eine Düngung wird aufgrund der nährstoffreichen Böden kaum praktiziert. Zur Nahrungssuche kommen viele sie auch noch in tieferem Wasser stehen. Um die Beute besser packe zu können, haben sie einen langen Schnabel und einen biegsamen Vögel des Gebiets ohne regelmäßig gemähte Wiesen nicht aus (z.B.: Weißstorch (Ciconia ciconia), Graureiher (Ardea cinerea), Graugans Hals. (Anser anser), Rotmilan (Milvus milvus), Schwarzmilan (Milvus migrans), Wiedehopf (Upupa epops), Raubwürger (Lanius excubitor), Der Löffler (Platalea leucorodia), der wie Störche oder Reiher zu den Stelzvögeln gehört, hat zwar eine ähnliche Körpergestalt, aber durch Wiesenweihe (Circus pygargus)). Aufgrund der jahreszeitlichen und von Jahr zu Jahr stark schwankenden Wasserstände gestalten Über- seinen an der Spitze abgeflachten Schnabel ein anderes Nahrungsspektrum und somit eine andere Form der flutungs- und Austrocknungsprozesse alljährlich andere Bedingungen für die Brutvögel der Wiesen. Ein und derselbe Wiesenabschnitt kann Nahrungsaufnahme. Reiher und Störche bauen beide Horste in hohen Bäumen. Da jedoch Reiher biegsamere Flügel und dadurch einen im Frühling voller Enten sein und im Herbst unter Bildung von Schwundrissen völlig austrocknen. An derselben Stelle kann in einem wendigeren Flug mit häufigem Flügelschlagen aufweisen, brüten sie in eng stehenden und schmalen Bäumen. trockenen Jahr ein Wachtelkönig (Crex crex), in einem feuchten Jahr eine Löffelente (Anas clypeata) brüten (Zuna – Kratky et al., 2000). Störche hingegen sind mehr Segelflieger, die seltener mit den Flügeln So zeigt sich, dass verschiedene Lebensräume oft von mehreren schlagen. Aus diesem Grund bevorzugen sie für ihre Horste freistehende, breite Bäume, wie alte Eichen. So haben sie auch gerne die Vogelarten zur selben Zeit genutzt werden, aber auch eine Vogelart Schornsteine als Ersatzbrutplätze angenommen. Doch auch andere 51 Vogelarten besitzen längere Beine und spitze, lange Schnäbel wie zum Beispiel die Limikolen. Unter dieser Bezeichnung werden Vertreter nen Verhaltensweisen und damit zu einer Einnischung, aber auch die Bevorzugung eines gewissen Raums in einem Gebiet ist wichtig. Zum mehrerer Familien zusammengefasst: (Haematopodidae), Stelzenläufer und Austernfischer Säbelschnäbler Beispiel haben sich unter den Spechten, von denen in den March – Auen mehrere Arten gleichzeitig zu finden sind, nicht nur unterschied- (Recurvirostridae), Regenpfeifer (Charadriidae) sowie Schnepfen (Scolopacidae) (Krägenow, 1999). Diese besitzen aber unterschiedli- liche Körpergrößen entwickelt, sondern jede Spechtart zeigt gewisse Präferenzen im Bereich des Auwaldes und der Umgebung und gleich- che Schnabelformen und Längen und auch die Beinlängen sind unterschiedlich. Je länger ein Schnabel ist, desto tiefer kann der Vogel damit zeitig auch verschiedene Verhaltensweisen. in den Boden dringen, beziehungsweise je länger die Beine sind, desto tieferes Wasser kann er aufsuchen. So können sie je nach ihrer Der Wendehals (Jynx torquilla) ist eher ein Brutvogel der Übergangsbereiche von Wiesengebieten zu Altholz – Beständen, wo Brutplätze Schnabellänge oder Schnabelform unterschiedliche Beutetiere fangen oder in verschiedenen Tiefen in den Boden hineinstochern. im Wald und ergiebige Nahrungsgründe auf den Mähwiesen nahe beieinander liegen (Zuna – Kratky, 2000). Er ist von seiner Nahungssuche Der Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta) weist sogar eine ganz her eher ein untypischer Specht, da er mit seinem Schnabel Ameisenhaufen bearbeitet, um mit einer langen Zunge die andere Schnabelform auf: Seine Schnabelspitze ist leicht nach oben gebogen. Mit diesem „Werkzeug“ gleitet er über den Schlammboden Ameisenpuppen aus dem Inneren herauszuholen (Singer, 1997). Diese Art ist auch der einzige Zugvogel unter den österreichischen und „seiht“ Kleinstlebewesen aus dem Wasser. So „teilen“ sich diese verschiedenen Vogelarten den Lebensraum Schotterbänke, Spechten. Schlammflächen und teilweise auch Wiesenböden. So wie sich bei Limikolen und Stelzvögeln lange bzw. spitze Schnäbel Grünspecht (Picus viridis) und Grauspecht (Picus canus) brüten in aufgelockerten Laub- und Mischwäldern mit Wiesenbeständen, wobei der und lange Beinen für ein Stochern auf Schlammflächen oder Wiesen entwickelt haben, findet man unter den hochspezialisierten Grünspecht mehr an den Randbereichen bis zu den aufgelockerten kulturlandreichen Abschnitten zu finden ist. Schwimmvögeln unterschiedliche Formen von Schwimmbeinen. Enten, Gänse, Säger und Kormorane besitzen Schwimmhäute zwi- Der Schwarzspecht (Dryocopus martius) ist die größte Spechtart Österreichs und legt mit kräftigen Schnabelhieben die im Holz leben- schen den Zehen, die bis zu den Zehenspitzen reichen und eine „Paddelplatte“ bilden. Lappentaucher hingegen besitzen an den Zehen den Insekten frei. Er zimmert eine große Höhle mit hochovalem Schlupfloch in großen Baumstämmen, bezieht aber auch gerne alte verlängerte Lappen, die dieselbe Wirkung beim Schwimmen ausüben. Höhlen. Er besiedelt vorwiegend totholzreiche Altholz – Bestände, wobei vor allem Weichholz–Auen von großer Bedeutung sind (Zuna – Unterschiedliche Körperformen sind Voraussetzung von verschiede- Kratky, 2000). 52 Der Kleinspecht (Picoides minor) ist – wie der Name bereits ausdrückt – die kleinste österreichische Spechtart. Er bevorzugt die weidenreiche An der Wasserseite ausgedehnter Schilfbestände kommt der Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus) vor. Der Weichholz-Au, sucht eher die Blätter oder Zweige nach lebenden Insekten oder Käfern, die unter der Rinde oder in Rindenritzen leben, Teichrohrsänger Schilfbestände, ab anstatt zu hacken und errichtet seine Nisthöhle oft in relativ schwachen Ästen mit dem Schlupfloch an der Unterseite. Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus) hingegen bevorzugt dichte und teilweise geknickte Röhrichte, Seggenbestände, stauden- Der Buntspecht (Picoides major) hackt wie der Schwarzspecht, hinge- reiche Wassergräben und Verlandungszonen mit dichter Krautschicht und Buschwerk. gen zimmert er jedes Jahr eine neue Höhle, die aber deutlich kleiner ist. Er ist mit seiner Habitatswahl nicht sehr wählerisch, von Der Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris) brütet sehr selten im Laubwäldern, Feldgehölzen bis zu Windschutzgürteln wird alles besiedelt. Der Mittelspecht (Picoides medius) hackt während der Schilf, sondern an feuchten Standorten im Dickicht, an staudenbewachsenen Hängen, in überjährigen Brennnesselbeständen und heute Nahrungssuche weniger intensiv als der Buntspecht, er liest oft Raupen und andere Insekten vom Gezweig ab und baut seine Höhlen seltener in röhrichtanschließenden Getreidefeldern. oft in einem horizontalen Seitenast in einem alten Baum der Hartholz– Au (Singer, 1997). Der Gelbspötter (Hippolais icterina), der nahe mit den Rohrsängern verwandt ist, bewohnt sie angrenzenden Auwälder (Streffer, 2003). Auch die heimischen Rohrsängerarten, die fast alle den Röhrichtgürtel Dieser Reihenfolge würde auch die unterschiedliche Bewegungsweise der Rohrsänger entsprechen: Während Drossel- und Teichrohrsänger und dessen nähere Umgebung besiedeln, haben sich durch spezielle ökologische Nischen diesen Lebensraum“geteilt“, sodass sie auf ver- geschickte Kletterer in der Vertikalen sind, turnen Schilf- und Sumpfrohrsänger häufiger auch auf waagrechten Zweigen. Zusätzlich hältnismäßig engem Raum nahe beieinander vorkommen können. Sie bevorzugen die Verlandungszonen von Gewässern. Der Lebensraum sind leichte morphologische Unterschiede zu erkennen: Drossel- und Teichrohrsänger besitzen gegenüber den mehr landseitigen Arten län- kann in einer habitatbezogenen Reihenfolge betrachtet werden. An der offenen Wasserseite steht das Schilf noch tief im Wasser. Mehr und gere abgeflachte Schnäbel, ausgeprägtere Klammerfüße, längere Schwänze und breitere Flügel (Glutz 12/I, 1966 - 98). mehr treten zum Ufer hin Übergänge vom schlammigen zum festen Boden mit entsprechenden Veränderungen der Vegetation auf. Der So ist jede Vogelart mit gewissen Formen des Körpers an den Schilfwald wird nach und nach von dichten Stauden, Sträuchern und Weidengebüsch abgelöst. In dieser Verteilung leben Drossel- und Lebensraum, den er bewohnt, angepasst und gleichzeitig mit seinen Lebensansprüchen so eingenischt, dass er neben anderen Vogelarten Teichrohrsänger, gefolgt von Schilf- und Sumpfrohrsänger. überleben kann. (Acrocephalus scirpaceus) bewohnt kleinere Röhricht und ufernahes Gebüsch. Der 53 Doch wenn mehrere Individuen einer Art ein Gebiet bewohnen, wird dieses in Reviere eingeteilt. Besonders zur Brutzeit wird dieses mehr Territorium gefasst. Es greift innerhalb einer Population über die einzelnen Territorien hinweg. Wichtig ist jedoch, dass gewisse Grundmuster oder weniger stark verteidigt. Manche Arten bleiben das ganze Jahr über territorial (z.B.: Rotkehlchen (Erithacus rubecula)), bei den mei- eines Lebensraums in der Landschaft vorhanden sind: im Beispiel der Feldlerche benötigt diese Art weite, ebene, offene Flächen, die wenige sten Arten schwächt sich die Territorialität nach der Jungenaufzucht immer weiter ab. Die räumlichen Grenzen eines „Territoriums“, also Strukturen aufweisen. Eine andere Lerchenart, die Heidelerche (Lullula arborea) hingegen eines in irgendeiner Form vom Einzelvogel oder Vogelpaar verteidigten Areals, lassen sich relativ genau abstecken, wenn individuell kenntli- wird mehr in hügeliger, strukturreicher, halboffener Landschaft angetroffen (Ragger, 2000). Dadurch, dass dieses beiden Arten unter- che Vögel möglichst kontinuierlich beobachtet und ihre Aufenthaltsorte in kurzen Intervallen kartiert werden. Wesentlich schwieriger, zumeist schiedliche Ansprüche an ihre Umgebung stellen, stehen sie ohne Konkurrenzdruck zueinander, obwohl sie dieselbe Nahrung beanspru- noch völlig unbefriedigend stellt sich der Versuch dar, im Freiland ebenso genau die Grenzen des „Biotops“, des potentiellen Brut- und chen. Nahrungsareals einer Art festzulegen (Oelke, 1968). So beschreibt Streffer, 2003, dass das Brut- und Nahrungsrevier bei vielen Zeitliche Nutzung: Jahreszeitlich: Singvögeln, wie zum Beispiel beim Rotkehlchen (Erithacus rubecula) oder der Kohlmeise (Parus major), nicht deckungsgleich sein müssen. Die March – Thaya – Auen sind Teil des Alpen – Karpaten – Fensters, in dem eine reichliche Zugvogelaktivität vorzufinden ist. Gerade die Konflikte entstehen primär während des Singens und weniger bei der Nahrungssuche. Das bedeutet der Nachbar darf sich zwar futtersu- Flüsse Thaya und March dienen als Leitstrecke und Orientierung, die zahlreichen Gewässer und Wiesen als Rastplätze. Seit dem Ende des chender Weise im Revier aufhalten, darf aber nicht singen. vorigen Jahrhunderts, dem Beginn der vogelkundlichen Überlieferungen aus dem Gebiet, konnten insgesamt 259 Vogelarten nachgewie- Oelke, 1968 führt als Beispiel die Feldlerche (Alauda arvensis) an: Freilandflächen von 5 – 10ha Größe stellen etwa das Minimalareal dar, sen werden (Zuna – Kratky, 1999). Somit sind in der Au unterschiedliche Vogelarten zu unterschiedlichen auf dem, umgeben von Wald- oder Siedlungsland, das eine gewisse einheitliche Höhe von 10 – 20 m aufweist, nach ein brütendes Jahreszeiten anwesend. Lerchenpaar anzutreffen ist. Sobald diese Randlinien niedriger werden, verringert sich auch der Abstand singender Feldlerchen zu ihnen. Unter Zugvögeln versteht man Vogelarten, die alljährlich in ihre artspezifischen Winter- bzw. Brutgebiete ziehen (Meyers Lexikon, 1988). Das lässt vermuten, dass die Feldlerche ein gewisses Grundmuster von der Struktur ihres Lebensraums besitzt. Dieses Grundmuster ist Es wird zwischen Langstreckenziehern (z.B.: Dorngrasmücke (Sylvia communis), Gartenrotschwanz (Sylvia borin), Nachtigall (Luscinia flächenmäßig und räumlich weiter als das effektiv messbare megarhynchos), Pirol (Oriolus oriolus), Kampfläufer (Philomachus pug 54 nax)) und Kurzstreckenziehern (z.B.: Rotkehlchen (Erithacus rubecu la), Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla), Zaunkönig (Troglodytes tro - Wiesenpieper (Anthus pratensis), Rotkehlchen (Erithacus rubecula), Bachstelze (Motacilla alba)). Strichvögel sind Arten, unter denen eini- glodytes), Kiebitz (Vanellus vanellus)) unterschieden. Unter den Begriff Zugvögeln fallen Wintergäste, Sommergäste, einige Brutvögel, ge Individuen im Gebiet bleiben, während andere, besonders die Jungvögel, ein neues Gebiet in der weiteren Umgebung suchen (z.B.: Teilzieher und Durchzügler. Brutvögel bezeichnet man Arten, die sich im Gebiet verpaaren, brüten und Junge großziehen. Wintergäste sind Seeadler (Haliaetus albicilla), Mäusebussard (Buteo buteo)). diese Arten, die die Wintermonate in unserem Gebiet (Österreich) verbringen und hier nicht brüten (z.B.: Merlin (Falco columbarius), Unter Durchzüglern versteht man Arten, die nur während der Zugperiode in unserem Gebiet vorkommen und kurz Rast machen Kornweihe (Circus cyaneus), Raufußbussard (Buteo lagopus)). (z.B.: Rotdrossel (Turdus iliacus),. Bergfink (Fringilla montifringilla), Spießente (Anas acuta), Zwergstrandläufer (Calidris minuta)). Sommervögel sind solche, die die Sommermonate hier verbringen und nicht brüten (z.B.: für March – Thaya - Auen: Silberreiher Aus diesem Grund kann eine Vogelart immer nur für ein bestimmtes (Casmerodius albus), Löffler (Platalea leucorodia)). Im Winterhalbjahr sind neben den Stand- und Strichvögeln die Wintergäste und Gebiet (z.B.: ein Land) beschrieben werden. Sehr einfach ist eine Verbreitungskarte der Rauchschwalbe (Hirundo rustica) in Europa zu Durchzügler aus dem Norden bei uns. erstellen. Diese Art brütet außer in den Bergen und dem äußersten Norden Skandinaviens auf dem ganzen Kontinent. Im Winter taucht sie Unter Standvögeln versteht man Arten, die das ganze Jahr in einem Gebiet vorzufinden sind. Eine „Standvogel“eintragung in einer in Europa überhaupt nicht auf. Im Gegensatz ist die Karte des Wiesenpiepers (Anthus pratensis) viel differenzierter. In den meisten Verbreitungskarte bedeutet aber nicht immer, dass die Vögel in diesem Gebiet überhaupt nicht wandern, sondern nur, dass diese Art das Teilen Europas ist er ein Teilzieher, während er in Skandinavien nur Sommervogel und auf der Iberischen Halbinsel nur Wintergast ist ganze Jahr über dort anzutreffen ist. Abgesehen von den echten Standvögeln, die immer im selben Gebiet leben, kommen nämlich (Gooders, 1999). gleichzeitig auch wegziehende Sommervögel der gleichen Art vor, die durch Wintergäste derselben Art aus dem Norden und dem Osten Auf diese Weise ist es schwierig, das Jahr der Zugvögel allgemein zu beschreiben. Jede Art hat einen gewissen Jahresrhythmus. Aus die- ersetzt werden (Gooders, 1999). sem Grund möchte ich mich auf einen bestimmten Zugvogel konzentrieren, der aber die Regel des Zugvogeljahres gut zeigt: Solche Arten werden unter dem Begriff Teilzieher geordnet, d.h. es handelt sich um Arten, von denen einige Tiere als Standvögel das ganze Jahr anwesend sind, andere aber wegziehen (z.B.: 55 Weißstorch (Ciconia ciconia). Der Weißstorch ist einer der Vogelarten, der in allen Bereichen der Au Feuchtgebieten, Wiesen und auf Feldern. Die Nahrung besteht aus Regenwürmern, Insekten, Mäusen, Fröschen, Eidechsen, Schlangen, zu finden ist. Aus diesem Grund und daher, dass er ein allgemein bekannter Zugvogel ist und auch noch groß ist, ist er als Beispiel zur (tote) Fische und Kleinvögel (Singer, 1997). Ende März/ Anfang April kehrt zuerst das Männchen zu seinem Brutplatz zurück und wartet auf Erklärung des Jahrgangs eines Zugvogel besonders gut geeignet. Abgesehen von Osteuropa ist er noch inselartig in Europa verbreitet. das eine Woche später ankommende Weibchen. Durch ausgiebiges Schnabelklappern und Verbeugungsrituale wird der Partner begrüßt In den March – Thaya – Auen wurden im Jahr 1994 78 Brutpaare gezählt (Abteilung Naturschutz, 2003). Der Weißstorch erreicht eine und die Bindung gestärkt. Sie gehen eine monogame Saisonehe ein. Jeder Vogel ist eher seinem Nestplatz treu als dem Partner. Das Nest Körperlänge von 100 – 115 cm und eine Flügelspanne von 195 – 215 cm. Er hat ein überwiegend weißes Gefieder, die Hinterflügel sind kon- wird möglichst frei auf hohen Bäumen, Dächern, Strommasten oder Türmen errichtet. Im April beginnt das Legen der Eier. Ein Gelege trastreich schwarz abgesetzt. Schnabel und Beine sind bei Altvögeln rot, bei Jungvögeln braun oder schwarz. besteht aus 3 – 5 Eiern, die Brutdauer liegt bei 33 Tagen. Beide Geschlechter bebrüten die Eier und kümmern sich um den Sein Brutgebiet liegt in einer offenen bis halboffenen Landschaft mit feuchten Niederungen und Flusstälern, das Nahrungsgebiet in Nachwuchs. Nach 53 – 55 Tagen sind die Jungen flügge (Gooders, 2001). Nach 70 Tagen sind sie selbständig (Krägenow, 1999). Im Sommer wird auf den Feldern und Wiesen reichlich Nahrung gesammelt und die Federn teilgemausert. Der Herbstzug beginnt Ende August/ Anfang September. Die Zugscheide verläuft von Nordwest nach Südost. Die Weißstörche umfliegen das Mittelmeer, daher gibt es Konzentrationen am Bosporus und über Gibraltar (Svensson, 1999). Der Herbstzug nach Afrika dauert jedoch doppelt so lange wie der Frühjahrszug zurück nach Europa. Dies geschieht nicht durch eine schnellere Fluggeschwindigkeit oder längere Flugstrecken (es werden vom Storch dieselben Strecken im Frühjahrs- wie im Herbstzug zurückgelegt und pro Tag im Durchschnitt 120 km zurückgelegt (Storch et al., 1997)), sondern durch ein vermehrtes Einlegen von Rasten und einen längeren Aufenthalt an den Rastplätzen. 56 Die intensive landwirtschaftliche Nutzung ehemals feuchter Niederungen (Entwässerung, Grünlandumbruch, Pestizideinsatz) führ- Zuggewohnheiten besonders der Teil- und Kurzstreckenzieher in den letzten Jahren so zu beeindrucken, dass einige Zugvögel inzwischen te zu umfassenden Lebensraum- und Nahrungsverlusten und damit zu dramatischen Bestandseinbrüchen. Daneben gibt es zahlreiche bis zu einer Woche früher bei uns eintreffen. Es besteht die Vermutung, dass Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca) teilweise Verluste durch Kollision mit Freileitungen und Windkraftanlagen bzw. Bejagung im Überwinterungsgebiet. Ihr Schutz kann durch die dazu „gezwungen“ sind, da sich in unseren Breitengraden die Vegetationsperiode in den letzten vier Jahrzehnten um fast eine Erhaltung großflächiger Feuchtwiesen und Auen und durch eine Extensivierung der Landwirtschaft erreicht werden. Freileitungen müs- Woche nach vor verschoben hat, und somit Raupen, die die jungen Pflanzen als Nahrung benötigen, aber gleichzeitig die Nahrung von sen entschärft werden und Windkraftanlagen in solchen Gebieten errichtet werden, in denen kein Zug stattfindet (Richarz et al., 2001). zahlreichen Jungvögeln darstellen, früher in Massen zur Verfügung stehen. Das bedeutet, dass nur solche Vögel, die früher nach Europa In unseren Breitengraden ist im Frühjahr das Klima für die zurückkommen und somit früher mit der Jungenaufzucht beginnen, mehr Junge durchbringen. (Grossman, 2004). Jungenaufzucht geeigneter als im heißen Afrika. Auch die Nahrung ist hier mehr vorhanden. Die meisten Zugvögel haben Nesthocker als Jungtiere, die die Körpertemperatur nicht alleine halten können. Sie sind auf die Brutfürsorge der Eltern angewiesen. So sind zu heiße, Auch zeigen sich Tendenzen, den Wegzug hinauszuzögern bzw. die Zugstrecke zu verkürzen. Bei der Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapil - aber auch zu kalte Klimate für viele Brutvögel nicht förderlich. Im Herbst wird es bei uns kühler. Andererseits fehlt durch die kalte la) ist sogar eine Veränderung der Zugrichtung in ein neues Winterquartier beobachtet worden. Vor allem aus dem westlichen Jahreszeit vielen Insektenfressern ausreichend Nahrung in den Wintermonaten, da sich diese verkriechen oder absterben. Auch Mitteleuropa wandern die Vögel in zunehmendem Maße in nordwestlicher Richtung nach Südengland und Irland. Das lässt sich wahrschein- Amphibien und Reptilien sind in ausreichendem Maße nicht vorhanden, die meisten Gewässer frieren im Winter zu. Nahrung als limitie- lich daher erklären, dass in Südengland die Bewohner vermehrt an Futterhäuschen leichter Nahrung zugänglich machen, aber auch dass render Faktor das Klima wärmer geworden ist (Streffer, 2003). Für den Zug lässt sich zum Beispiel daran erkennen, dass, wenn in Tiergärten freilebende, nicht geschnittene Weißstörche regelmäßig Tageszeitlich: Vögel haben nicht nur eine jahreszeitliche Uhr, sondern auch eine gefüttert werden, die Tiere das ganze Jahr über dort bleiben, obwohl sie wegfliegen könnten (Richarz et al., 2001). Allerdings scheinen auch tageszeitliche. Die Aktivität ändert sich über den Tag. Die meisten Vogelarten haben zwei Hauptaktivitätszeiten-am Morgen und am mildere Winter - oder ein besseres Nahrungsangebot - die Abend. Um die Mittagszeit legen sie eine Ruhephase ein. Diese 57 Aktivitätsphasen lassen sich am besten bei den Singvögeln im Frühjahr mit den Gesängen erkennen. Doch auch bei Nicht – (Lanius collurio) zu singen. Am Abend lässt sich die umgekehrte Reihenfolge beobachten (Streffer, 2003). Aber es gibt auch Vogelarten, Singvögel können diese Aktivitätsmuster beobachtet werden. Wann diese Zeiten sind, ist artspezifisch. Generell gibt es die Regel, je früher die in der Nacht sind z.B.: Wachtelkönig (Crex crex), Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus), Heidelerche (Lullula arborea) und Triel ein Vogel zu singen beginnt, desto später hört er am Abend wieder auf (Streffer, 2003). (Burhinus oedicnemus) beginnen oft sehr zeitig in der Früh oder sehr spät zur Dämmerungzeit. In der Regel singen bei unseren heimischen Singvögeln hauptsächlich Fachdidaktischer Teil die Männchen. Zum Beispiel beginnen in einem Wald sehr früh am Morgen, oft noch bevor die Sonne aufgegangen ist, Rotkehlchen (Erithacus rubecula), Amseln (Turdus merula) und Singdrossel (Turdus philomelos) zu singen. Manchmal führt auch ein Zaunkönig (Troglodytes troglodytes) das Konzert an. Zuerst ist der Gesang ein wenig verhalten, wird aber mit der Zeit kräftiger. Hier kann das Phänomen der „Vogeluhr“ gesehen werden: Bestimmte Arten beginnen im gleichbleibenden Zeitabstand vor Sonnenaufgang zu singen. Trotzdem gibt es zeitliche und regionale Verschiebungen sowie individuelle Varianten. Auch wird das morgendliche Konzert zum Ende der Gesangsperiode (Juni/ Juli) kürzer. Die „Vogeluhr“ ist kein streng festgelegter Zeitplan. Doch selten singt ein Buchfink (Fringilla coelebs) vor einer Amsel (Turdus merula) oder ein Feldsperling (Passer montanus) vor einem Rotkehlchen (Erithacus rubecula). Nach und nach stimmen die anderen Vogelarten ein: verschiedene Grasmücken, Kleiber (Sitta europaea), Meisen, Zilpzalp (Phylloscopus collybita), Buchfink (Fringilla coelebs) und Grünfink (Carduelis chloris). In der Biologiedidaktik wird großer Wert auf die originale Begegnung und auf Handlungsorientierung gelegt (Finck 2004). Der Unterricht im Freiland und die Nutzung von außerschulischen Einrichtungen soll vor allem die unmittelbare Begegnung mit der Umwelt fördern. (Eschenhagen et al. 2001). In diesem Zusammenhang sind gewiss die außerschulischen Einrichtungen wichtig, aber noch entscheidender ist das Erlebnis in der Natur selbst. Der Zoo zum Beispiel ist ein Ort, in dem mit in der Natur bedrohten Tierarten dem Menschen der Zustand der Natur bewusst gemacht wird, er ist sozusagen ein Werbeträger (Poley, 1993). In der Natur selbst kann jedoch der direkte Zugang geschaffen werden. In Eschenhagen et al., 2001 werden mehrere Ebenen der Naturbegegnung beschrieben. Vom einfachen „Natur erleben“, von dem der Lernprozess ausgeht, über „Natur beschreiben“, „Natur erklären“ und „Natur verstehen“ zu einem „Umweltbewusstsein“, das in der Handlungsebene endet und gleichzeitig wieder zum „Natur erleben“ zurückgeht. Wir würden diesen Prozess nicht nur als Kreislauf ansehen, sondern Mit dem Sonnenaufgang beginnen Stare (Sturnus vulgaris) und Sperlinge, Waldlaubsänger (Phylloscopus sibilatrix) und Neuntöter als eine Spirale, den das weitere „Natur erleben“ passiert auf einer höheren Ebene mit einem besseren Verständnis, da es auf dem alten 58 Wir haben die Vogelstation mit dem Thema „Die vierdimensionale Zeit- und Raumnutzung der Vögel in der Au“ gewählt. Dazu haben wir folgende Überlegungen zu diesem Thema angestellt: Jede Vogelart ist mit gewissen Formen des Körpers an den Lebensraum, den er bewohnt, angepasst und gleichzeitig mit seinen Lebensansprüchen so eingenischt, dass er neben anderen Vogelarten überleben kann. An Lebensräumen in der Au haben wir Wasser, Wald, Wiese, Schilf, und Hecken. Uns war es Prozess aufbaut und für einen weiteren Platz macht. In diesem Zusammenhang eignen sich Vögel besonders gut. Diese Tiere sind wichtig den Schülern die Lebensräume der Au zu zeigen und gleichzeitig den Bezug zu Vogelkörperformen und ihre Anpassung an den jewei- einerseits teilweise optisch sehr auffallend, was für uns Augentieren sehr vorteilig ist, und andererseits fallen uns häufig ihre ligen Lebensraum herzustellen. Somit haben wir ein Arbeitsblatt erstellt, auf dem Lebensräume der Au schematisch eingezeichnet sind. Lautäußerungen, speziell ihre Gesänge, auf. Also haben wir uns entschlossen, das Thema Vögel in der Au für eine 3. Klasse mit ca. 30 Am oberen Rand des Blattes haben wir die Silhouetten sechs klassischer Vogelaubewohner eingezeichnet und den Namen des Vogels Schülern zu präsentieren. darunter geschrieben. Wir hatten an Vögeln: Storch, Ente, Reiher, Seeadler, Rohrsänger, Wasserläufer, Specht, und Lerche. Die Schüler sollen zu von uns vorbereiteten Stationen geführt werden und dazu werden sie in sechs Gruppen eingeteilt. Für jede Gruppe Das erste Lernziel dieses Arbeitsblattes war es, das Kinder an Hand bleibt 30 Minuten Zeit pro Station. Insgesamt sind es sechs Stationen. der Vogelsilouette Überlegungen anstellen sollten wo und warum sich 59 der Vogel aufgrund seiner anatomischen Gegebenheiten aufhalten würde. Dazu haben wir eben Vogelarten gewählt, die leicht zu erken- die meisten Vögel mit mehreren Lebensraumkreisen umgeben waren. Unser drittes Lernziel war es denn Schülern begreiflich zu machen, nende Körpermerkmale aufzeigen, wie zum Beispiel langer Schnabel für Fische fangen oder lange Füße um tiefer im Wasser zu stehen. dass all diese Räume gleichzeitig unter Naturschutz gestellt werden müssen, damit Vögel überleben können. Dies war auch gleichzeitig unsere Take- Home Message. Wie haben wir das ganze nun methodisch aufgearbeitet? Auch war es uns wichtig, dass den Kindern die Vögel von Haus aus bekannt sind. Wir wollten ihnen keine neue Vogelarten beibringen. Die Materialen Vogelbücher, Kinder sollen sich über bekannte Arten mehr Gedanken machen und sich ins Bewusstsein rufen, warum der Storch lange Beine und langen Arbeitsblätter Buntstifte Schnabel hat und ob es vielleicht dazu einen Bezug gibt warum er Fische oder Frösche ist. Mit Buntstiften, deren Farbe stellvertretend für Vogelfotos Durchführung den Lebensraum war, sollten die Kinder die Vögel am Arbeitsblatt die zum Beispiel am Wasser zu finden sind, blau einkreisen. Die Station in Marchegg haben wir so gewählt, dass in unmittelbarer Nähe alle Lebensräume wie Wald, Wiese und Wasser vorhanden Das zweite Ziel des Arbeitsblattes war es zu erkennen, dass die ausgewählten Vögel nicht nur einen in einem Lebensraum vorkommen, waren. Wir haben auf ein Leintuch verschiedenen Bücher, Vogelbilder und Federn gelegt und somit war unsere Station markiert. sondern mehrere haben um ihren Bedürfnissen wie Nahrung, Schlafen, und Fortpflanzung nachzukommen. Der Storch zum Beispiel Da ein gutes Merkmale der Vögel der lauter Gesang ist, wollten wir hiermit den ersten Zugang zu Vögeln für Schüler aufbauen. Wir haben kommt nicht nur am Wasser vor, sondern sucht auch Nahrung auf der die Schüler nach der Begrüßung gebeten sich hinzusetzen, die Augen zu schließen und dem Vogelgesang zu lauschen. Danach wurde die Wiese und baut sein Nest am Baum. Somit bekommt er also am Frage gestellt „Warum Vögel singen“. Vögel singen um ihr Revier abzugrenzen und ein Revier stellt einen Lebensraum dar und mit die- Arbeitsblatt einen grünen Kreis für Wiese, und einen Braunen Kreis für ser Brücke wollten wir den Übergang zu unserer nächsten Frage Stellen: „Wenn ihr ein Vogel wärt, wo würdet ihr euch in der Au aufhal - Wald. ten? Dabei haben wir bewusst solange auf die Antworten gewartet, bis wirklich alle Lebensräume erwähnt worden sind. Am Ende unseres Stationsprogramms sollten die Kinder Nach Beantwortung dieser Frage haben wir unsere Arbeitblätter und mit dem Arbeitsblatt erkennen, dass Buntstift ausgeteilt, und sind somit zum ersten Lebensraum, dem 60 Wasser gegangen. Wir haben die Kinder aufgefordert sich das Wasser und dessen Uferbereich genau anzuschauen, und gebeten sich zu mals eingekreist war. Wir wollten somit die Gruppe daraufhin führen, dass immer mehrere Lebensräume unter Naturschutz gestellt werden überlegen, welcher Vogel vom Arbeitsblatt hier her kommen würde und warum. Nachdem wir auf den Arbeitsblatt nur Vogelsilouetten hatten, müssen, damit Vogelarten eine Chance haben zu überleben. Dies war auch unser Take-Home Message für die Schüler und gleichzeitig für haben wir bei jedem einzelnen Vogel, der von den Kindern gerufen wurde, ein schönes Foto hergezeigt um die anatomischen uns Betreuenden die Evaluierung. Bei richtiger Beantwortung der letzten Frage war für uns dann klar, dass die Kinder verstanden haben wie Körpermerkmale besser zu vergegenwärtigen. Haben die Kinder zum Beispiel gerufen „ Der Seeadler kommt hier her um Fische zu fangen“ Vögel die Au und was sie von der Au für ihr Leben nutzen. fragten wir wie er den Fische fängt, und haben sie aufgefordert das Foto vom Seeadler genau zu betrachten, bis sie eben erkannten dass Reflexion Insgesamt hatten wir sechs Gruppen, die unsere Station besucht der Seeadler seine Beute mit den Füssen und den langen Krallen greift. Alle Vögel, deren Lebensraum Wasser war wurden mit der Farbe haben. Unser Einstieg mit den Vogelstimmen war nicht so einfach, da es sehr viele Gelsen gab, und die Schüler sich sehr schwer getan blau eingekreist. Danach gingen wir zum Lebensraum Wald und haben die gleiche Frage wieder gestellt: „Welcher Vogel kommt hierher und warum“. Und hier ist den Kindern schon aufgefallen dass der Seeadler zum Beispiel auch am Wasser und im Wald vorkommt, weil er hier sein Nest baut. Die Vögel die zum Lebensraum Wald gehörten, wurden braun eingekreiselt. Im Lebensraum Wiese wurde dieselbe Frage wiederholt und somit das Arbeitsblatt vervollständigt, indem jeder Vogel einen grünen Kreis bekam, der in der Wiese zu finden war. Nun hatte jeder Vogel seine Kreise, und nachdem wir eben Vögel gewählt haben die mehrer Lebensräume haben wurden die Kinder bei der Endbesprechung gefragt was das zu bedeuten hat, wenn ein Vogel auf ihrem Arbeitsblatt mehr61 haben den Vogelstimmen zuzuhören und sich darauf zu konzentrieren, da sie ununterbrochen gestochen wurden. In den verschiedenen Lebensräumen haben die Schüler mit den Arbeitsblättern sehr schnell erkannt, wie die Vögel angepasst sind und erstaunlich war wie viel sie eigentlich wussten über das Nahrungsaufnahme und den Nestbau einzelner Vögel. Es gab kaum jemanden der unsere ausgewählten Vogelarten nicht kannte. Die Gruppen waren sehr unterschiedlich in der Dynamik, aber im Allgemeinen waren alle sehr interessiert und sind auf unsere Fragen eingestiegen. Uns hat erstaunt dass sie relativ schnell unsere Take -Home Message: „ Mehrere Lebensräume unter Naturschutz stellen„ verstanden haben. Manche wollten sogar wissen, welche Auswirkungen es auf die Vögel hat, wenn die Wiese gemäht wird. Im Allgemeinen hat bei uns alles geklappt. Das einzige was wir uns gewünscht hätten, wäre dass der eine oder der andere Vogel doch an uns vorbei geflogen wäre, doch diese blieben lieber in den Bäumen sitzen und zwitscherten vergnügt vor sich hin. Zusammenfassung Literatur: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, ABTEILUNG NATURSCHUTZ (2003): Fachbericht: Wiesen und Weiden Niederösterreichs. Suske W., Haberreiter B., Rötzer H. Gugler print & media, St. Pölten. BEZZEL, E. (1982): Vögel in der Kulturlandschaft. Ulmer, Stuttgart. 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Feedback der schulklasse 3C der Dominikanerinnen zusammengefasst von Erich Eder Merke: Besonders Knaben geben oft zwar ehrliche, aber statistisch nicht sehr gut verwertbare Antworten auf die Frage “Welche drei (!) Stationen haben dir am besten gefallen?”. 64 Statistik Welche drei Stationen haben dir am besten gefallen? % Wie so oft beurteilen die Kinder nach Sympathie zu den Tieren und weniger nach der didaktischen Qualität der Vortragenden -was sie auch selbst betonen: Besonders stark fällt dieses Jahr die unterschiedliche geschlechtsspezifische Präferenz auf: Buben haben heuer besonders Gefallen an den Schlangen gefunden (ein Blick auf das Bild rechts mag zum Verständnis beitragen). Übrigens haben wir seit langem wieder die Schlingnatter (Coronella austriaca, Bild rechts) in Marchegg gefunden - und gleich ein Pärchen in flagranti... In der Gesamtwertung gelangten die Reptilien aber nicht unter die ersten drei - sie liefen ohnehin außer Konkurrenz, weil sie diesmal nur inoffiziell von unserem Gast Judith Schuhböck präsentiert wurden. 65 Die essbaren Pflanzen sind fast jedes Jahr ein Hit, heuer vor allem bei den Mädchen - aber auch die Buben waren vom Brennnessel-Essen tet, aber hohe Erinnerungswerte: JedeR dritte SchülerIn schreibt sinngemäß, er/sie würde sich nun immer merken “wie Tiere im und am angetan. Vielen Kinder schreiben beeindruckt darüber, wie leicht man Bärlauch mit giftigen Pflanzen verwechseln kann. So hat diese Gruppe Wasser leben”: auch in der Gesamtwertung Platz 1 errungen! Platz 2 geht dank der Mädchen an die ebenso herzigen wie didaktisch gut aufbereiteten Amphibien, Platz 3 an die Urzeitkrebse: Der multimodale Ansatz (Phantasiereise und Keschern) hat offenbar einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen - abgesehen davon, dass Urzeitkrebse derzeit bei allen Kindern “in” sind... Zusammenfassend für die Gesamtstimmung der Schulklasse zwei repräsentative Kommentare: Scheinbar weit abgeschlagen zwei Gruppen, deren Performance mir persönlich besonders gut gefallen hat: Tierspuren und “Leben an Land und Wasser”. Lag ich mit meiner Einschätzung ihrer didaktischen Qualität total daneben? Offenbar nicht ganz: Was war für dich neu? Was wirst du dir merken? Während die Kinder bei der Reihung der Stationen vorwiegend ihrer Sympathie folgten, kamen bei der inhaltlichen Abfrage mit überwältigender Mehrheit Fakten von der Tierspuren und Land/Wasser-Gruppe: Die wesentliche “Take-Home-Message” der TierspurenGruppe war, dass es wesentlich mehr Tier- als Pflanzenarten gibt. Fast 50% der SchülerInnen erwähnen dieses Faktum explizit in ihren Notizen. Ähnlich bei dem komplexenThema “Leben an Land und Wasser”: Emotional Wer im Mai 2004 in Marchegg war, wird vor allem letzterem nur schaudernd zustimmen können - wir werdendie künftigen Termine etwas frü- nicht sehr hoch bewer- her ansetzen, um dem Martyrium zu entkommen... 66