2004 - Universität Wien

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marchegg
’04
Skriptum im Rahmen der Lehrveranstaltung
Freilanddidaktik in Lehramt Biologie und Umweltkunde
Zoologische Station Marchegg, 30. April - 4. Mai 2004
inhalt
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Die TeilnehmerInnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Guest Stars . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Essbare Pflanzen in der Au. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Tierspuren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Leben an Land und Wasser: Mollusken und Insekten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Urzeitkrebse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
Amphibien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
Vögel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
Feedback der Schulklasse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
2
vorwort
Spät aber doch ist seit 2001 im neuen Lehrplan für Biologie und
Umweltkunde (Lehramt) an der Univ. Wien ein FreilanddidaktikPraktikum verpflichtend geworden, in dem fachliche Grundlagen und
didaktische Fähigkeiten erlernt und vertieft werden sollen. Unsere
Sorge, damit nicht nur Freiland-Aficionados, sondern auch gelangweilte Pflicht-Studierende, die nur auf ihren “Schein” aus sind, nach
Marchegg zu bekommen, erwies sich bisher als unbegründet.
Das Feedback der TeilnehmerInnen auf diese Lehrveranstaltung war
bisher ebenso positiv wie der Eindruck, den wir Lehrende von der
Begeisterungs- und Entwicklungsfähigkeit der StudentInnen im
Kontakt mit Natur und Schulkindern bekommen. Die meisten haben
hier zum ersten Mal Kontakt zu SchülerInnen, stehen erstmals vor dem
Problem, ihr Wissen (und nach Möglichkeit ihre Begeisterung) weiterzugeben - eine Chance, viel zu lernen: “docendo discimus”. Denn für
LehrerInnen gilt ebenso wie für Schüler der Grundsatz: Eigenaktivität
wirkt tausendfach nachhaltiger als Zuhören oder Filme Schauen (siehe
Bild links)!
Vielen Jugendlichen fehlt heute jedes Wissen über natürliche
Zusammenhänge. Damit ist oft eine Gleichgültigkeit gegenüber der
Natur verbunden. Was tun? Esoterisch angehauchte “ganzheitliche
Naturerfahrung”, die heute so in Mode ist, dass sie auch vor
Universitäten nicht halt macht (vgl. Schelakovsky, 2001: Ökopädagogik. Ganzheitliche Ansätze in Theorie und Praxis, Diplomarbeit Univ.
Wien), kann und soll meiner Meinung nach nicht Mittel der Wahl sein,
solche SchülerInnen aus ihrer Lethargie zu holen - insbesondere nicht
im Biologie(!)unterricht.
Ein gleichermaßen fachlich-naturwissenschaftlich wie pädagogisch
fundiertes Gegenmodell tut Not.
Ein Musterbeispiel, wie man Kinder zum Selber-”Forschen” anregt, lieferten heuer Birgit und Conny mit ihrer Wasserinsekten-Station, wo
jedes Kind in kurzer Zeit zum “Spezialisten” für eine Tierart wurde und
sein Wissen den anderen weitergab - und das innerhalb des engen
Zeitrahmens von 20 Minuten! Die Begeisterung der Schüler über ihre
“Aha-Erlebnisse“, etwa angesichts der “technischen“ Problemlösung
des Unterwasserlebens bei luftatmenden Insekten, war spürbar.
Als Lehrender bekam ich das erwärmende Gefühl, vielleicht ein wenig
daran beteiligt gewesen zu sein, dass aus guten noch bessere (zukünftige) LehrerInnen geworden sind. Dafür dankt
Erich Eder
3
die
teilnehmerInnen
am Marchufer
1
14 10
9
8
1 Bianca Baumann
2 Marina Dell'mour
3 Erich Eder
4 Martina Fennes
5 Martin Fliegenschnee
6 Herbert Fojtlin
7 Susanne Hofmayer
8 WalterHödl
9 Gregor Hrynasz
10 Angelika Kirtz
11Manuela Porkert
12 Cornelia Ries
13Birgit Samhaber
14 Monika Sibila
15 Judith Wiese
6
11
4
15
7
13
2
12
5
3
4
guest
stars
Katholischer Singverband (KSV) “Dem Morgenrot entgegen”:
Peter Pany (ab 2005 Lektor dieser Lehrveranstaltung), Düdlü
(Christian Kasper, beachte den elegant abgespreizten kleinen
Finger!) und Manti (Stefan Mantler), vokal und löffeltechnisch
unterstützt von Bianca B.
Coronella austriaca auf Judith Schuhböck
nicht Pierre Richard,
sondern Ornithologe
Thomas Zuna-Kratky
Sophie Fraunschiel
im Würgegriff...
5
essbare
pflanzen
in der Au: Ökologie und Kulturgeschichte
von Manuela Porkert und Judith Wiese
Ökologie
Die March stellt den westlichsten, pannonischen Tieflandfluss dar, der
zur Zeit der Schneeschmelze (März und April) jährlich über die Ufer tritt
und hierbei für viele Wochen weite Teile des Tieflandes rund um
Marchegg überflutet. Das Marchgebiet zählt zum pannonisches Klima
und folglich trotz Überschwemmungen zu den wärmsten und trockensten Landschaften Österreichs. Das Gebiet rund um Marchegg gehört
dem Senkungsraum des Wiener Beckens an. Quartäre Sedimente mit
jungtertiären Ablagerungen, Tonen und Tonmergel bilden einen wasserundurchlässigen Stauer. Die Böden erweisen sich als schluffig-tonig
bzw. lehmig-tonig und beeinflussen dementsprechend die Lebenswelt
der Au.
Die March weist aufgrund ihrer schwachen Strömung und dem geringen Gefälle eine verminderte Schleppkraft auf, wodurch der Bereich
der unteren Marchauen, der in die Donau mündet, zur Zeit der
Donauüberschwemmungen, die im Sommer stattfinden, durch
Rückstau erneut überschwemmt wird. Diese oftmaligen Überschwemmungen bringen viele Nähstoffe mit sich und aus diesem Grund gestaltet sich das Augebiet als äußerst nährstoffreich und dementsprechend
üppig in der Pflanzenvielfalt.
Aufgrund der frühzeitigen Überschwemmungen im Verlauf der
Schneeschmelze, können sich nicht wie in anderen Gebieten
Frühjahrsgeophyten, wie etwa die Frühlingsknotenblume entwickeln,
sondern dem entsprechend die erst später blühende
Sommerknotenblume.
Im Anschluss werden die einzelnen essbaren Pflanzen vorgestellt, die
im Auengebiet vorzufinden sind.
6
Hopfen (Humulus lupulus)
Hanfgewächse
Inhaltsstoffe:
Bitterstoffe
Beim Hopfen handelt es sich um eine ausdauernde bis 6m hohe,
rechtswindende Pflanze, die Widerhaken am Stängel und verwachse-
Humulon
und
Lupulon, welche in
ne Nebenblätter aufweist. Die Blätter sind herzförmig gestaltet und 3-5
lappig. Er ist eine 2-häusige Pflanze, wobei die männlichen
den Drüsenhaaren
der weiblichen Blüten
Blütenstände rispenartig, die weiblichen in Scheinähren strukturiert
sind. Die Blütezeit ist von Juli bis August. Die männlichen Blüten wer-
zu finden sind, ätherisches Öl (Myrcen,
den beim Anbau entfernt und lediglich die unbefruchtete weibliche
Blüte findet Anwendung.
Linalool, Farnesen,
Caryophllen).
Schon die Ägypter kannten Hopfen zum Bierbrauen. In Deutschland
wird er seit dem 8. Jhdt. verwendet und hat sich im Laufe der Zeit als
Die weiblichen Blüten
werden in der Zeit
einzige Bierwürze durchgesetzt.
In vielen Erzählungen wird geschildert, dass der Hopfenanbau eine
von
August
bis
September gesam-
Domäne der Klöster war, da er eine beruhigende Wirkung auf die
Sexualität hat, der eigentliche Grund für den alleinigen Anbau in klös-
melt, anschließend
getrocknet und das
terlichen Gebieten liegt darin, dass Bauern in die traditionelle
Dreifelderwirtschaft eingebunden waren und somit keine Möglichkeit
H o p f e n m e h l
(Glandulae Lupuli) aufgefangen.
hatten, Hopfen anzubauen.
Die Bitterstoffe wirken antibiotisch und beruhigend und werden aus
diesem Grund bei Schlafstörungen aber auch bei nervösen Herz- und
wie
Magenbeschwerden eingesetzt.
Allerdings muss erwähnt werden, dass diese Stoffe in größeren
Mengen giftig wirken.
Eine andere Möglichkeit, die beruhigende Wirkung zu nützen, stellt das
Herstellen eines Tees dar, wobei 1 Teelöffel Hopfendolden pro Tasse
verwendet wird, der 10 bis 15 Minuten ziehen sollte. Eine wahre
Delikatesse stellen die Sprossen dar, die bis Mai geerntet werden können und als Hopfenspargel bekannt sind. Diese werden entweder wie
Spargel gekocht, oder aber in einem Salat verarbeitet.
7
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)
Geißblattgewächse
Gemeiner Beinwell (Symphytum officinale)
Rauhblattgewächse
Der Schwarze Holunder ist ein bis 7m hoher
Strauch oder Baum, dessen Äste weißes
Der Gemeine Beinwell ist eine 30 bis 80 cm hohe Pflanze die ausdauernd, ästig hohle Stängel aufweist und deren Stängelblätter gestielt
Mark aufweisen. Die Blätter sind in 3 bis 7
eiförmigen Fliedern angeordnet, die beim
sind. Die auffallenden dunkelvioletten bis weißen Blüten sind in reichblütigen Doppelwickeln und glockigen 1 bis 2 cm langen Kronen ange-
Zerreiben aromatisch duften. Die weißen
Blüten sind in schirmförmigen Trugdolden gruppiert und haben ihre
ordnet.
Bereits im Mittelalter galt der Beinwell als ideales Mittel bei
Blütezeit von Mai bis Juli. Die Früchte sind schwarz.
Der Schwarze Holunder spielt bereits in der germanischen Mythologie
Knochenbrüchen, worauf der wissenschaftliche Gattungsname (symphytum, griech. “zusammenwachsen”) hindeutet. Hildegard von
und im Totenkult eine große Rolle. In weiterer Folge fehlte der
Holunderbusch bei keinem Bauernhaus, da in ihm ein Geist (in man-
Bingen empfahl Lungenkranken einen Kuchen aus Beinwellblättern
und Honig zu sich zu nehmen
chen Legenden spricht man auch von einem Holunderweiblein) wohnen sollte, der das Haus vor Feuer und Zauber schützen sollte. Man
und versprach so Linderung.
I n h a l t s s t o ffe:
Allantoin,
glaubte fest daran, dass jemand aus der Familie sterben müsse, wenn
der Holunder gefällt würde.
Pyrrolizidin-Alkaloid,
Gerbstoffe, Schleime.
Inhaltsstoffe: Die Blüten sind mit ätherischem Öl (Palmitinsäure) versehen, weiters finden sich Flavonole (Rutin, Isoquercitrin, Hyperosid,
Anwendung: Die Wurzel wird
entweder im Frühling oder
Astragalin). Die Früchte weisen einen hohen Vitamin A und C-Gehalt
auf, darüber hinaus sind Gerbstoffe enthalten. Die Blüten werden mit
von September bis Oktober
ausgegraben und bei ca. 40
dem Blütenstand abgeschnitten, danach über Papier aufgehängt und
getrocknet. Die Droge wirkt als schweißtreibendes Mittel bei Erkältung,
bis 60°C getrocknet.
Salben,
Tinkturen
Grippe, Neuralgien und Rheuma. Für die Zubereitung eines
Holundertees werden 2 Teelöffel mit kochendem Wasser übergossen
Breiumschläge
helfen
bei
und anschließend 5 bis 10 Minuten ziehen gelassen. Die Früchte, die
leicht harn- und schweißtreibend und abführend wirken können, wer-
Neuralgien und Prellungen.
Die Droge wirkt bei Bronchitis
den mit Zucker eingekocht und mit Weißwein und Zitronensaft als
Kaltschale serviert. Ein überaus verbreitetes Rezept ist das Ausbacken
und Entzündungen
Magen-Darmtrakts.
und
wiederum
Rheuma,
des
in einem palatschinkenähnlichen Teig.
8
Bärlauch (Allium ursinum)
Liliengewächse
Vergiftungsfall
kommt
es
zunächst zum Erbrechen,
Hierbei handelt es sich um eine 20
bis 40 cm hohe Zwiebelpflanze mit
Durchfall, Kapillarerweiterung
und
schlussendlich
zur
dreikantigem
Stängel
und
Knoblauchgeruch. Die zwei bis drei
Lähmung der Muskeln und
somit zum Atemstillstand und
kurz gestielten Blätter weisen eine
länglich-elliptische Form auf, die
Tod. Inhaltsstoffe: Colchicin
und Alkaloide Bei Kindern ist
schneeweißen Blüten, in flacher bis halbkugeliger Dolde, sind von April
bis Juni zu sehen.
eine Dosis von 1 bis 1,5g tödlich, bei Erwachsenen führen
Inhaltsstoffe: Lauchöl (Alliin,
Prostaglandine A, B und F
5g zum Tod.
Vinylpolysulfide),
Flavonoide,
Anwendung: In der Medizin hier vor allem in der Homöopathie bei
Magen-Darmbeschwerden,
als
Gewürz
mit
mildem
Rechts: Blätter
der
Herbstzeitlose im Frühjahr -
Knoblauchgeschmack, welches frisch wesentlich schärfer schmeckt,
als gekocht, Bärlauch wird gleich wie Knoblauch Salaten, Saucen und
Verwechslung
mit
dem
Bärlauch kann tödlich enden.
Gemüse beigefügt.
Vorsicht: Immer wieder wird Bärlauch mit Herbstzeitlosenblättern
und Maiglöckchen verwechselt, die im Anschluss vorgestellt werden.
Maiglöckchen (Convallaria majalis)
Liliengewächse
Herbstzeitlose (Colchicum autumnale)
Zeitlosegewächse
Diese ausdauernde 10 bis 20 cm hohe
Pflanze weist zwei elliptisch-lanzettliche
Diese ausdauernde 5 bis 40 cm hohe Pflanze mit unterirdischer Knolle,
hat ihre Blütezeit von August bis November, Perigonblätter, die zu einer
Blätter auf. Die Blüten sind von Mai bis
Juli sichtbar. Der höchste Giftgehalt ist in
langen Röhre verwachsen sind, die Blätter erscheinen allerdings erst
im darauffolgenden Frühling und führen so dramatischen
den Blüten und in den Samen vorzufinden. Früher wurden Maiglöckchen als
Verwechslungen mit Bärlauchblättern.
Colchicin ist ein Zellgift, welches die Zellteilung unterbindet und wird in
Stärkungsmittel für Herz und Hirn verwendet, darüber hinaus fand es als
der Zellbiologie und in der Züchtungsforschung eingesetzt. Im
Schönheitsmittel seine Anwendung.
9
Sie stehen für Glück in der Liebe und in manchen Sagen weist eine
weiße Jungfrau mit einem Strauß Maiglöckchen auf einen verborgenen
siert. Wenn diese durch den Menschen verdrängt werden gehen auch
die Vielfalt und die Anzahl der Schmetterlinge zurück.
Schatz hin.
Inhaltsstoffe: Herzwirksame Glykoside (Conallotoxin, Convallotaxol,
Die Brennnessel findet man überall dort, wo der Boden reichlich
gedüngt und nicht zu trocken ist. Neben verschiedenen Vitaminen und
Convallosid), Saponine.
Das Maiglöckchen ist giftig und darf nicht gesammelt werden.
Eisen enthält die Brennnessel große Menge an Chlorophyll und
Flavonoiden. Die Flavonoide sind wahrscheinlich zusammen mit den
Brennnessel (Urtica dioica)
Substanzen der Brennhaare für eine harntreibende Wirkung verantwortlich. Vor allem im Frühjahr spricht man dem Brennnesseltee eine
Brennnesselgewächse
Da so gut wie jeder von uns mit Brennnessel sofort eine schmerzhafte
entschlackende Wirkung zu. Brennnesseltee findet auch Verwendung
bei Entzündungen der Harnwege und als unterstützende Behandlung
Hautreizung assoziieren, wird sie von den meisten Menschen oftmals
als lästiges und unnützes Unkraut angesehen. Doch neben ihrer
bei rheumatischen Beschwerden.
Die gesamte Pflanze ist mit Brennhaaren bedeckt. Das Brennen wird
Heilwirkung hat die Brennessel noch zahlreiche andere für den
Mensch durchaus positive Eigenschaften. Sie wächst auf Abfällen ver-
durch die Haare verursacht, die bei Berührung abbrechen und die
darin enthaltene Flüssigkeit („Nesselgift“) wie Injektionsnadeln in die
deckt diese, trägt zu deren Verrottung bei und kann wirtschaftlich
genutzt werden. Die langen, festen Bastfasern in den Stängeln wurden
Haut spritzen. Deshalb ist es ratsam Handschuhe beim Ernten zu verwenden. Jedoch im unteren Teil des Stängels befinden sich kräftige
früher zu Seilen und Schiffstauen oder zu
Nesseltuch (siehe Grimm-Märchen) ver-
Borsten, aber keine Brennhaare, sodass
man die Pflanze an dieser Stelle mit blo-
arbeitet.
In
der
biologischen
Landwirtschaft spielt sie eine wichtige
ßer Hand pflücken kann.
Die Brennnessel spielte schon damals für
Rolle als Düngemittel, wird als
Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt
die Menschen eine wichtige Rolle. Im
bäuerlichen Bereich war die Brennessel
und
gilt
als
besonders
Kompostierungsmittel.
gutes
früher eine beliebte Spinatpflanze. Sie
war
fester
Bestandteil
typischer
Die Brennnessel ist Lebensraum und
Nahrung für Insekten, wie z.B. für die
Kräutersuppen, die man im Frühling
gegessen hat. Damals hat man die
Schmetterlinge
Admiral
und
Tagpfauenauge. Ihre Raupen sind auf die
Pflanzen viel mehr ins tägliche Leben
miteinbezogen, als das heute der Fall ist.
Brennessel als Nahrungspflanze speziali-
Deshalb gibt es unzählige Geschichten
10
rund um die Brennnessel. Zum Beispiel war man früher davon überzeugt, dass man Krankheiten auf die Pflanze übertragen konnte. Dazu
musste man drei Tage vor Sonnenaufgang oder nach
Sonnenuntergang zu einer Brennnessel gehen und sie beschwören.
Knoblauchrauke (Alliaria petiolata)
Kreuzblütengewächse
Die breiten, herzförmigen Blätter
So hoffte man Fieber oder Zahnschmerzen bannen zu können. Eine
weitere Wirkung hatte die Brennessel auf das Bier. Dabei wurde sie
ähneln jener der Brennessel,
sind aber hellgrüner und besit-
bei Gewitter neben oder in das Bier gelegt, damit es nicht sauer
wurde.
zen keine Brennhaare. Zerreibt
man eines von ihnen zwischen
Taubnessel (Lamium sp.)
den Fingern, fällt einem der
knoblauchartige Geruch auf.
Lippenblütengewächse
Die Taubnessel unterscheidet sich durch das
Trotz des Knoblauchgeruches
zählt
sie
nicht
zu
den
Fehlen von Brennhaaren, durch rot-violette
oder weiße, süß schmeckende Blüten von der
Lauchgewächsen, sondern zu
den Kreuzblütlern. Die Pflanze
Brennnessel. Sie bevorzugt nährstoffreiche
Böden, die nicht zu trocken sein dürfen
wird 60cm bis 1m hoch und ist
von Büscheln kleiner weißer
(Waldränder, Ufer, Hecken, Gärten, Äckern,
Weinbergen,..). Außerdem enthält sie
Blüten
gekrönt.
Die
Knoblauchrauke liebt feuchte,
Aromastoffe und Gerbstoffe. Sie werden nur in
der Volksheilkunde verwendet und sollen dort beruhigend und entzün-
schattige Standorte, Waldränder,
Parks und Hecken. In den Zellen der intakten Pflanze sind die
dungshemmend wirken, was durch wissenschaftliche Forschung nicht
belegt ist. Die Blüten der weißen Taubnessel galten früher in der
Senfölglykoside von den spaltenden Enzymen getrennt. Erst wenn
beim Zerquetschen die Zellen zerstört sind, kommt das Enzym mit sei-
Volksheilkunde als wirksam gegen verschiedene Frauenleiden, gegen
Nervosität und Verstopfung. Die heutige Medizin konnte diese Wirkung
nem Substrat in Kontakt. Dadurch entsteht das Allylsenföl mit seinem
typischen Geruch und Geschmack. Medizinisch anerkannt ist die anti-
jedoch nicht beweisen. Äußerlich wurde sie als Umschlag bei
Hautschwellungen, Krampfadern und Gicht empfohlen. Früher färbte
septische und wundheilende Wirkung. Sie hilft frisch zerquetscht bei
eiternden Wunden und wird als Aufkochen zum Gurgeln bei
man die Haare mit einem Farbstoff der Wurzeln gelblich.
Taubnessel mit Kombination mit Brennessel eigen sich hervorragend
Entzündungen der Mündhöhle sowie zur Anregung des Stoffwechsels
verwendet (2 Teelöffel für 5 Stunden in kaltes Wasser geben, aufko-
für exquisite Delikatessen.
chen, 10-15min stehen lassen und abseihen).
11
Überlegungen zur Fachdidaktik:
Als wir uns ca. einen Monat vor unserer Exkursion nach Marchegg das
Als wir dann letztendlich in Marchegg ankamen, waren wir positiv überrascht, denn die meisten Pflanzen, die wir im Vorfeld ausgearbeitet und
gewünschte Thema aussuchen konnten, dachten wir zunächst, dass
wir eine gute Wahl getroffen hätten, doch als wir mit dem Einlesen
vorbereitet hatten waren auch vor Ort zu finden. Doch wie sagt man so
schön, der Teufel schläft nicht, und so sahen wir uns mit der Tatsache
begonnen haben, wurde uns ziemlich schnell ein bestimmtes Problem
klar: Wie schafft man es am besten, Schulkinder im Alter zwischen 12
konfrontiert, dass nirgends weit und breit Maiglöckchen oder auch
Bärlauch zu finden waren. Jetzt kann man sich natürlich fragen, warum
und 13 Jahren, für Botanik zu begeistern? Die anderen Gruppen hatten es da vergleichsweise einfach, denn wel-
uns gerade diese beiden Arten so wichtig waren, und warum wir stattdessen nicht einfach zwei andere Pflanzen
ches Kind, sofern es sich nicht zu sehr ekelt,
findet es nicht interessanter, sich mit leben-
in unseren Vortrag aufgenommen haben.
Und genau diese Frage führt uns wieder
den Tieren zu beschäftigen als einem Vortrag
über unbewegliche und somit unspektakuläre
zurück zu
Konzept.
Pflanzen zu lauschen.
Also mussten wir uns in den verbleibenden
Da es unsere Meinung nach besser ist, sich
bei einem Vortrag für eine Schulklasse nur
Wochen ein Konzept überlegen wie wir den
klassischen Frontalunterricht so verändern
auf das Wesentliche zu beschränken,
haben wir schon im Vorfeld beschlossen
können, dass er zum einen interessanter wird
und wir zum anderen auch die Kinder aktiv in
nach dem Motto „weniger ist mehr“ vorzugehen, und vor allem die Unterschiede zwi-
unseren Vortrag miteinbeziehen können.
Doch genau diese Überlegungen brachten
schen dem begehrten Bärlauch und den
hochgiftigen
Maiglöckchen
und
uns schon zum nächsten Problem, denn wie
sollten wir ein eher detailliertes Konzept aus-
Herbstzeitlosen hervorzuheben.
Wir sahen und sehen die Vorteile dieser
arbeiten, wenn wir noch keine Ahnung hatten,
welche Pflanzen wir letztendlich vor Ort vor-
Vorgehensweise (didaktische Reduktion)
darin, dass wir die Schüler nicht innerhalb
finden würden? Aus diesem Grund war es
uns
lediglich
möglich,
ein
grobes
kürzester Zeit mit einer unnötigen Menge
an Informationen bombardieren, und wir
Grundkonzept zu erstellen. Was den Rest
betraf, mussten wir uns auf unser
ihnen somit die Chance geben, sich das
von uns Vorgetragene auch länger als
Improvisationstalent vor Ort verlassen.
zehn Minuten merken zu können.
unserem
ausgearbeiteten
12
So weit so gut, doch es war uns einfach nicht möglich, an unserem
Standort Bärlauch oder auch Maiglöckchen zu finden, und ohne
nicht durch lustigere Dinge wie z.B. das Klett-Labkraut, das wegen seiner klebrigen Eigenschaften vorzugsweise dazu verwendet wurde um
Anschauungsmaterial kann man eben nur schwer einen anschaulichen
und vor allem nachvollziehbaren Vortrag halten. Und auch an dieser
Klassenkameraden abzuschießen, verlieren.
Zum Abschluss unseres Vortrages wollten wir dann noch den
Stelle kann ich nur wieder ein altes Sprichwort zitieren, denn wie sagt
man so schön, „das Glück ist ein Vogerl“ und genau so kam es in Form
Geschmackssinn der Schüler ansprechen, in dem wir mit ihnen ein
paar der vorgestellten Pflanzen zum Essen angeboten haben. Aber da
eines Gastes zugeflogen. Dieser Gast wusste nämlich ganz genau, wo
man unsere fehlenden Pflanzenarten finden konnte, und er erklärte
uns klar war, dass nicht jeder ohne mit der Wimper zu zucken eine
rohe Brennnessel in den Mund nimmt und isst, mussten wir auch hier
sich sofort bereit, uns die fehlenden Pflanzen zu besorgen, wofür wir
ihm an dieser Stelle noch einmal herzlich danken wollen.
methodisch vorgehen, und uns langsam Schritt für Schritt diesem
Endziel annähern. Zu diesem Zweck ließen wir die Schüler zuerst ein-
Nachdem wir nun alles beisammen hatten, hatten wir die Möglichkeit
einer Vorpräsentation vor einer ausgesuchten Hörerschaft, die aus
mal die Brennnesseln suchen, pflücken und somit angreifen, denn sie
sollten sehen, dass man diese Pflanzen auch in die Hand nehmen
den StudentInnen der Exkursion “Phänologie der March-Auen”
bestand. Diese Vorpräsentation war eine Art Probelauf, die uns die
kann, ohne sofort eine brennende Hautreizung zu riskieren, denn
“wenn man lieb zur Brennnessel ist, dann ist sie auch lieb zu einem“.
Möglichkeit gab, ein Feedback zu unserem Vortrag zu erhalten. Leider
war das Feedback zu unserem Vortrag nicht besonders gut. Was am
Nach dieser einfachen Übung waren dann alle Schüler bereit, einmal
eine Brennnessel zu kosten, und zur Überraschung von vielen
meisten kritisiert wurde, war, dass wir, anders als wir uns eigentlich
vorgenommen hatten, viel zu sehr in den typischen Frontalunterricht
schmeckte sie nicht einmal so schlecht.
Während die Schüler mit der Verköstigung beschäftigt waren, haben
abgerutscht sind, und wir die Zuhörer viel zu wenig in unseren Vortrag
mit einbezogen haben.
wir ihnen ein paar Geschichten über die ursprünglichen
Verwendungszwecke der einzelnen Pflanzen in den letzten
Durch diese Kritik angespornt, haben wir unser Konzept über Nacht
noch einmal überarbeitet und konnten dadurch den Schulkindern am
Jahrhunderten erzählt.
In der Pause durften die Schüler dann noch ein wenig weiter essen, da
nächsten Tag einen wesentlich interessanteren und anschaulicheren
Vortrag bieten.
wir ein paar Kostproben (Bärlauchaufstrich und Hopfensprossen mit
Sauce Hollandaise) der vorgestellten Pflanzen vorbereitet haben. Das
Unser Hauptanliegen war es wieder, von diesem klassischen
Frontalunterricht wegzukommen, was wir letztendlich durch ständige
eigentliche Vorhaben mit den Schülern gemeinsam ein paar Speisen
vorzubereiten, scheiterte daran, dass wir einfach nicht genügend Zeit
Zwischenfragen, die wir den Schülern immer wieder stellten, erreicht
haben. Worauf wir aber trotz aller Zusammenarbeit mit den Schülern
zur Verfügung hatten.
Abschließend kann man sagen, dass das ganze trotz der
immer bedacht waren war, dass wir die Aufmerksamkeit der Schüler
Befürchtungen und Selbstzweifel die wir nach der Vorpräsentation hat13
ten, eigentlich sehr gut verlaufen ist, und wir uns sicher sind, dass wir
den Schülern das vermitteln konnten, was wir uns vorgenommen
Methoden:
haben. Wir haben ihnen einen Einblick in die Welt der essbaren und
nicht essbaren Pflanzen verschafft und dabei auch nahegebracht, dass
Da wir alle nicht besonders viel vom klassischen Frontalunterricht halten, wollten wir das ganze so praxisorientiert wie möglich machen. Wir
sie in Zukunft auch nur das sammeln und vielleicht auch essen sollen,
was sie auch wirklich kennen.
wollten, dass die Schüler so viel wie möglich selbst erkennen und erarbeiten, was wir durch eine Art Frage- Antwortspiel erreicht haben.
Was waren unsere Lehrziele:
Außerdem rissen wir unsere Anschauungsobjekte nicht einfach aus
dem Boden, sondern wir wählten unseren Standort so, dass sie die
Unser hauptsächliches Ziel war es den Schülern die
grundlegenden Unterschiede zwischen nicht essbaren
jeweiligen Merkmale und Unterschiede
im natürlichen Lebensraum der
und essbaren Pflanzen zu erklären. Sie sollten die
Unterschiede nicht nur sehen, sondern auch mittels ihres
Pflanzen sehen konnten. Zusätzlich
wollten wir die Schüler dazu animieren,
Tastsinnes spüren, denn oftmals ist es leichter
Unterschiede zu fühlen (z.B. Oberfläche der Blätter) als
sämtliche Sinne zu aktivieren. Deshalb
sollten sie nicht nur schauen, sondern
diese auf Anhieb mit freiem Auge zu erkennen. Und so
wollten wir erreichen, dass die Schüler nach unserem
sie mussten die Pflanzen berühren,
daran riechen oder auch die Blätter zwi-
Vortrag in der Lage sind, die grundlegenden
Unterschiede zu erkennen und nicht aus Versehen die
schen ihren Fingern zerreiben. Was wir
dadurch erreicht haben, war, dass die
falschen Pflanzen zu pflücken und vielleicht sogar zu
essen.
Schüler auf diese Art und Weise ohne
unsere Hilfe die jeweiligen Namen der
Unser Vortrag gliederte sich in folgende Themenbereiche:
- Ökologie der Au
Pflanzen
erraten
konnten
(die
Brennessel brennt, die Knoblauchrauke
- Erklärung der Unterschiede zwischen essbaren und
nicht essbaren Pflanzen
riecht nach Knoblauch).
- Verwendung der essbaren Pflanzen (nicht nur in
der heutigen Küche sondern auch die mystische
Evaluation:
Um zu überprüfen, ob unsere Versuche,
Bedeutung in den letzten Jahrhunderten)
- Abschließende Richtlinien, was man beim selbstän-
den Kindern etwas Neues beizubringen,
auch zielführend waren, ließen wir die
digen Sammeln beachten sollte
Schüler zusätzlich zu unserem Frage14
Antwortspiel immer wieder kleinere Aufgaben erfüllen. Zum Beispiel
sollten sie uns so genau wie möglich beschreiben wie eine
das bei den Kindern passiert wäre, hätten wir ziemlich schnell ihre
Aufmerksamkeit verloren. So aber hatten wir noch die Möglichkeit, die
Brennnessel aussieht, und wo sie sie hier in der Umgebung schon
gesehen haben, oder sie sollten uns zu einer zuvor besprochenen
Dinge so zu ändern, dass wir, so denken wir zumindest, den Kindern
einen interessanten und auch lehrreichen Vortrag bieten konnten.
Pflanze führen u.ä.
Und das führt uns schon zur eigentlichen Überraschung die wir erlebt
haben, denn wir hätten nie damit gerechnet, dass sich die Schüler der-
Abschließende Reflexion:
Abschließend kann man sagen, dass uns diese Exkursion einige neue
art stark für dieses Thema begeistern lassen würden. Ganz im
Gegenteil, wir hatten schon die Befürchtung, dass wir im Vergleich zu
Erfahrungen gebracht hat, denn uns wurde bewusst, wie viel Arbeit
hinter einer solchen Exkursion, die man später vielleicht auch einmal
den anderen Gruppen die größten Schwierigkeiten haben werden, da
Pflanzen weder herumlaufen noch in den meisten Fällen sehr spekta-
mit seinen Schülern machen wird, steckt. Man muss schon im Vorfeld
ein ziemlich detailliertes Konzept darüber erstellen, was man den
kulär aussehen. Aber wie schon angedeutet, waren die Kinder mit
vollstem Einsatz und Begeisterung bei der Sache, und jeder von ihnen
Kindern vermitteln will, und vor allem prüfen, welche Möglichkeiten und
Ressourcen man tatsächlich vor Ort zur Verfügung hat. Aus diesem
wollte bei unseren Fragen zeigen was er schon über diese und jene
Pflanze weiß und warum er glaubt, dass sie gerade dort wachsen usw.
Grund sollte man meiner Meinung nach auch immer schon im Vorfeld
einmal den jeweiligen Standort besuchen, um schon vorab abzuschät-
Und genau dieser „Ehrgeiz“ der Kinder ermöglichte uns ein wirklich
produktives Miteinander, was uns letztendlich bewiesen hat, dass
zen, welche Probleme auftreten können, denn man kann sich dann
doch nicht immer blind auf sein Improvisationsvermögen verlassen.
unsere Entscheidung gegen den klassischen Frontalunterricht doch
die richtige war, und sich die Kinder viel mehr merken wenn sie es
Das haben wir am eigenen Leib zu spüren bekommen, denn wenn wir
nicht das Glück gehabt hätten, dass ein Gast weiß, wo wir
selbständig erarbeiten.
Maiglöckchen und auch Bärlauch finden, dann hätten wir unseren
Vortrag gleich vergessen können.
Literatur:
- Grau, Jung, Müller; Beeren, Wildgemüse, Heilkräuter; München
Worüber wir letztendlich, trotz anfänglicher Skepsis, doch sehr froh
waren, war der Vortrag vor den Studenten, denn da hatten wir noch
1982.
- Graupe, Koller; Delikatessen aus Unkräutern; Wien 1995
einmal die Möglichkeit, letzte Fehler zu erkennen und noch rechtzeitig
zu verbessern. In unserem Fall wurde sofort klar, dass wir auf Grund
- Holzner (Hrsg.); Das kritische Heilpflanzen-Handbuch; Wien
1985.
der vielen Pflanzenarten die wir vorstellen wollten, und der mangelnden Zeit die wir zur Verfügung hatten, ziemlich schnell in eine Art
- Till; Wildkräuter Delikatessen; Wien 2001
- Hensel Wolfgang; Das große Kräuterbuch; Frankh.-Kosmos
Frontalunterricht abgerutscht sind, und ich bin mir sicher, wenn uns
Verlags- GmbH; Stuttgart 1994.
15
Die Bedeutung der Pflanzen für die
Tierwelt der Au am Beispiel der
Nahrung zu verbrennen und so Energie zum Leben zu bekommen. Da
streifen wir bereits den zweiten wichtigen Punkt: Sehr viele Tiere
tierspuren
Pflanze direkter oder indirekter Energielieferant für die Tiere. Eine weitere Funktion, welche die Nahrungsaufnahme hat, ist Material für den
ernähren sich von Pflanzen. Diejenigen, die es nicht tun, ernähren sich
von Tieren, die sich wiederum von Pflanzen ernähren. Also ist die
von Marina Dell’mour und Gregor Hrynasz
Zellaufbau zu liefern. Pflanzen sind demnach also auch Lieferanten
organischen Materials für den Zellaufbau tierischer Zellen, welche
1. Fachlicher Teil
bekanntermaßen nicht fähig sind, anorganisches Material einzubauen
(mit wenigen Ausnahmen versteht sich). Doch abgesehen vom
Ein komplexes Thema, das
unterschiedlichste
Themengebiete auf einen Nenner zu
bringen versucht (und, wie man
rechts sieht, die Köpfe von
Marina und Gregor rauchen
ließ... ee) - bevor ich diese
Zusammenführung beschreibe,
möchte ich mich zunächst den
einzelnen Teilgebieten widmen,
damit ein gewisses Hintergrundwissen gewährleistet ist. Dies war auch
meine Vorgehensweise beim Vorbereiten des Themas für Marchegg.
Die Bedeutung der Pflanzen für die Tierwelt
Ohne Pflanzen keine Tiere, das weiß jeder Biologe. Doch wie viele
Bereiche des „Lebens“ durch die Existenz der Pflanzen geprägt werden, lässt sich erst durch intensive Auseinersetzung mit der Thematik
erfassen. Beginnen wir mit den ganz basalen Dingen, die ein Tier zum
Überleben braucht. Jedes Tier muss atmen, spezifischer ausgedrückt:
jedes Tier braucht den von Pflanzen produzierten Sauerstoff um
Bereitstellen von Sauerstoff, Energie und Material hat die Pflanze auch
eine große ökologische Bedeutung: sie dient als Wohnort für Adulttiere
und Jungen (wie z.B. eine Baumhöhle), sie liefert Material für den
Nestbau, ermöglicht Unterschlupf genauso wie Platz zum Balzen oder
zum Fangen von Beute (z.B. in Form von Totholz, das mit Larven
durchsetzt ist). Eine einzige Pflanze kann viele verschieden Tierarten
gleichzeitig ernähren und beherbergen, wie z.B. die Eiche, sie kann
aber auch spezifischer Nahrungsgrund für genau eine einzige Art sein,
wie z.B. viele Orchideen. Es gibt keine Pflanze ja sogar keinen Teil der
Pflanze, der nicht von Tieren genutzt wird, egal ob Blatt oder Wurzel,
ob lebendige oder tote Pflanzen, ob einfache oder komplexe
Organisationsformen. Also nicht nur ohne Pflanzen keine Tiere“ sondern auch keine Pflanze ohne Tiere!
Tierspuren
Zu Tierspuren gehören alle Formen von Spuren, die Tiere durch ihre
Anwesenheit oder Tätigkeit (sei es Fressen, Urinieren oder Sterben)
hinterlassen. Grob unterscheidet man folgende Formen von
Tierspuren: Fährten und Fußspuren, Fraßspuren, Exkremente sowie
16
Baue und Verstecke. Früher war die Fähigkeit, Tierspuren zu erkennen
und zu deuten, für die Menschen lebensnotwendig, denn davon hing
von Abdrücken nebeneinander. Beim „Trab“ ist die Spur ähnlich wie
beim Trab, die Schrittbreite ist jedoch größer. Beim „Galopp“ (Abb.2b),
beispielweise sein Jagderfolg ab. Heute müssen nur noch Jäger und
Förster Spuren erkennen können, um den Wildbestand richtig einzu-
der schnellsten Fortbewegungsart, setzten die Tiere die Hinterfüße
weit vor den Vorderfüßen auf. Hier wird fast immer jeder Fuß für sich
schätzen. Für den interessierten Biologen geben Tierspuren
Aufschluss über Verhaltensweisen der Tiere und ermöglichen eine ziel-
abgedrückt. Im Gegensatz da zu bewegen sich Vögel (Abb.1d), welche
übrigens nur mit den Zehen auftreten, hüpfend oder laufend vorwärts.
g e r i c h t e t e Abb. 1: Fußanatomie bei Säugern und Vögeln
Beobachtung.
Beim Hüpfen liegen die Abdrücke beider Füße nebeneinander, beim
Laufen hintereinander und die Füße werden manchmal leicht nach
innen gedreht.
Fährten:
Säugetiere können auf Grund
Fraßspuren
an Bäumen, Sträuchern, Kräutern, Obst,... geben Aufschluss über
Ihrer Fußanatomie
in drei Gruppen
pflanzenfressende Tierarten. Überreste von Mahlzeiten der
Fleischfresser ebenfalls, diese verwesen jedoch recht schnell. Im
eingeteilt werden:
die Sohlengänger, welche mit der gan-
Prinzip können an allen Teilen der Pflanze bzw. an allen unterschiedlichen Pflanzenarten verschiedene Fraßspuren unterschieden werden.
zen Pfote auftreten (z.B. der Bär
(Abb.1a)), die Zehengänger, bei denen
In Abbildung 3 erkennen wir folgende Fraßspuren: an den Wurzeln
Scher- oder Erdmäuse, dicht über dem Boden Hasen, Kaninchen,
sich nur Zehen- und Hauptballen abdrücken (z.B. Wolf (Abb.1b)) sowie die
Abb. 3: Häufig zu
findende
Fraßspuren an
Bäumen und
Sträuchern (rot)
Zehenspitzengänger
(Paar(Reh
(Abb.1c)) und Unpaarhufer (Pferd)).
Mäuse oder BiberNagespuren, in 2 m
Höhe
Rotund
Damhirschspuren, im
Folgende Trittsiegel sind unterscheidbar
und lassen Rückschlüsse über die
Geäst Rötelmausverbiss, im Bereich der
Ganggeschwindigkeit zu: im „Gang“
(Abb.2a), der langsamsten Gangart, wer-
Baumkrone
Hackund Ringelspuren von
den die Hinterfüße mehr oder weniger
genau in die Abdrücke der Vorderfüße
Spechten
Nagespuren
gesetzt, dadurch entstehen zwei Reihen Abb. 2: Rothirsch:
Gang (a), Galopp (b)
Eichhörnchen
sowie
von
und
17
Siebenschläfern. Auch an Obst und Nüssen hinterlassen Tiere
Fraßspuren. Vögel machen sogenannte „Pickspuren“, Säuger hinter-
Dachsbauten). Man unterscheidet außerdem Baue auf der Erde, dazu
zählen Nester und Mulden bodenbrütender Vogelarten sowie Lager
lassen Nagespuren im Fruchtfleisch oder an der harten Schale von
Nüssen wie der Walnuss oder der Haselnuss. Überreste von der
von Säugetieren. Nester über der Erde in Kräutern, Büschen und
Sträuchern sind bewohnt von Kleinvögeln, sowie von Zwerg- oder
Mahlzeit eines Fleischfressers wie z.B. Haare, Federn, Knochen,
Schalen können Aufschluss über den Jäger geben, so unterscheidet
Haselmaus. Freistehende Nester in hohen Büschen oder Bäumen werden von Großvögeln wie Greifen, Reihern und Rabenvögeln aber auch
z.B. bei Federfunden der Zustand des Kiels über den Jäger: von
Raubtieren wie dem Fuchs gerissene Vögel werden mit den Zähnen
von Kleinvögeln wie Pirolen und Drosseln bewohnt. Die Kobel der
Eichhörnchen zählen ebenfalls zu dieser Form von freistehenden
gerupft – die Kiele sind zerbissen. Federn von Raubvögeln geschlager
Beutevögel weisen dies nicht auf. Auch der Fundort verrät etwas über
Nestern. Höhlen in Bäumen werden entweder selbst gemacht
(Spechte) oder es werden verlassene Höhlen besiedelt (Kleiber,
den Jäger, z.B. ob die Rupfung am Boden oder auf erhöhter Stelle, in
Deckung oder in freiem Feld stattgefunden hat.
Fledermaus, Siebenschläfer). Wohnbauten in und an Gebäuden wie
z.B. die der Schwalben und Turmfalken sowie Mäusen und Ratten sind
Oft sind an Fraßplätzen zusätzlich Kotspuren vorhanden, die einen
dem Menschen leicht zugänglich und bedürfen daher wie im Falle der
Schwalbe spezielle Rücksicht bzw. Schutz.
Rückschluss leichter machen. Bei Säugern kann auf Grund der Form
des Kotes leicht unterschieden werden, ob er von einem Tier- oder
Die Au
Pflanzenfresser stammt. Mitunter ist sogar eine Unterscheidung zwischen Männchen und Weibchen möglich (z.B. beim Rothirsch: die
Die Au ist aufgrund der ständig vorherrschenden Wasserdynamik ein
Lebensraum mit sehr nähstoffreichen Boden. Sie ermöglicht daher
Bohnen der Weibchen sind kleiner und länglicher und an einem Ende
zugespitzt am anderen abgerundet, während der Kot der Männchen an
einer enormen Zahl von Pflanzenarten das Überleben. Kurzlebige
Pionierpflanzen sowie anspruchsvolle höhere Arten wie die
einem Ende zugespitzt, am anderen Ende eingedellt ist).
Wohnbauten kann man in allen Bereichen der Vegetation und im
Silberweide finden in der Au günstige Lebensbedingungen. Bei einer
so großen Zahl an Pflanzen gibt es natürlich auch entsprechend viele
Boden finden. Sie sind oft so spezifisch, dass ein Rückschluss bis auf
die Art möglich ist. Es gibt Wohnbauten, die in der Erde angelegt sind,
Tierarten. Die Au beherbergt nicht nur uns reichlich vertraute Arten wie
die Amsel oder das Reh, sie ermöglicht auch seltenen und bedrohten
so wie die von Dachs, Fuchs oder Wühlmaus. Sie haben einfache bis
komplexe Gangsysteme besitzen oft eine Vorrats- und Nestkammer.
Tierarten wie dem Eisvogel, dem Graureiher oder dem Biber das Überleben, wenn der Mensch in den Überflutungszonen keine Siedelungen
Die Größe der Eingangsröhre gibt Hinweise auf die Größe der
Baubenutzer. Manchmal sind auch „Untermieter“ einquartiert, deren
angelegt hat und die Flutwässer unverschmutzt bleiben. Der gesamte
Nationalpark Donau-Auen beherbergt beispielsweise mehr als 700
Wohnbedürfnisse sich mit denen der Bauer decken (z.B. Füchse in
Arten höhere Pflanzen, mehr als 30 Säugetier- sowie 200
18
Brutvogelarten. Es finden sich des weiteren 8 Reptilien-, 13
Amphibien- und etwa 60 Fischarten. Ein enormes Artenspektrum, das
Teil 1: Theorie zum Thema
Unsere Einstiegsfrage lautete: „Was glaubt ihr, gibt es mehr Tier- oder
es zu schützen gilt!
mehr Pflanzenarten?“ Wir warteten die Vorschläge ab und fragten
dann weiter (noch ohne Beantwortung von unserer Seite und unabhän-
2. Fachdidaktik
Didaktische Reduktion – Das „Erstellen“ des Themas
gig davon, was die Antwort war): „Warum, was spräche dafür?“ Wir
erklärten schließlich, dass es sehr viel mehr Tierarten als
Meine anfängliche Begeisterung für das Thema „Die Bedeutung der
Pflanzen für die Tierwelt anhand von Tierspuren in der Au“ verwandel-
Pflanzenarten gäbe und zeigten eine Filmdose (für die Pflanzen) und
eine größere Glasdose (für die Tiere) mit Weizenkörner, wobei ein
te sich relativ bald in Verwirrung und in Frust, da es mir unmöglich
erschien, diesen Zusammenhang kindgereicht darzustellen bzw. über-
Korn für 700 Arten stand. Das Erstaunen war oft groß, dass es mehr
Tierarten gibt. Wir erklärten, dass man die Tiere weniger leicht sieht als
haupt darzustellen. Doch nach mehreren krampfhaft-nachdenklichen
Nachmittagen und Aufstellung unterschiedlichster Konzepte gemein-
die Pflanzen, weil sie mobil sind und weil viele von ihnen klein sind
(Insekten). Im Vergleich dazu ist natürlich die Biomasse der Pflanzen
sam mit meinem Gruppen-Partner Gregor fand sich schließlich doch
ein Weg. Unser Grundkonzept war folgendes: wir wollten den Kindern
oft enorm (man denke nur an eine Eiche vs. eine Ameise!) Doch wie
man die vielen Tiere dennoch bemerken könne, beschrieben wir fol-
näher bringen, dass sämtliche Teile einer Pflanze von unterschiedlichen Tieren genutzt werden (Bedeutung der Pflanze) und folglich auch
gendermaßen: durch genaues Hinschauen, denn so entdeckt man
sowohl die kleinen Tiere als auch die Tierspuren der größeren Tiere!
überall auf einer Pflanze Tierspuren zu finden sind. Wir
wollten im offenen Dialog mit den Schülern verschiede-
Unsere
nächste
Frage lautete fol-
ne Fragestellungen zum Thema behandeln und zur
Veranschaulichung der Theorie am Anfang fertigten wir
gendermaßen:
„Warum gibt es
eine Plakat mit einem Baum an, auf dem verschiedene
Tierspuren zu sehen waren (Fraßspuren, Nester, ..)
mehr
Tierals
Pflanzenarten?“
Außerdem druckten ich Kärtchen mit Tieren aus, welche die Schüler an den passenden Stellen des Baumes
Antwort: Deshalb,
weil eine einzige
befestigen sollten. (So war also eine Zuordnung von
Tierspuren mit den entsprechenden Tieren bzw. die
Pflanze für viele
verschiedene Tiere
universelle Nutzung des Baumes mit den entsprechenden Tieren möglich). An dieser Stelle möchte ich die
nützlich ist. Auf die
Frage
„Wozu
genaue Vorgehensweise vor Ort präsentieren:
braucht in Tier eine
19
Nahrung Behausung Aufzucht
Junge
Wurzel
Fledermaus
Rinde
Knospe
Blüten
Mittelspecht
Eichenblattwespe
Reh
Biber
„Geweih“ bzw. besser gesagt die Mundwerkzeuge des Weibchens
jedoch überlebenswichtig sei insofern, als das das Weibchen damit die
Rinde der Eichen anritzen kann und somit zur einzigen
Nahrungsquelle der Hirschkäfer galangt (ein Männchen käpft also nicht
nur zur Balz um sein Weibchen sondern es braucht es auch um zur
Nahrung zu gelangen!)
Eichenbock
Geäst
Pflanzensaft
Jagdgrund
Wühlmäuse
Stamm
Blatt
BauMaterial
Teil 2: Praktisches
Amsel
(Amsel)
Hirschkäfer
Hummel
Eichkätzchen
Früchte
Samen
Pflanze überhaupt?“ kam meist die Antwort „als Nahrung“, wir ergänz-
ten dann noch (falls es nicht von Schülerseite kam) mit „als
Behausung, als Aufzuchtsort der Jungen, als Baumaterial, Jagdgrund
und zum Atmen“. Nun da die Nutzungsformen bekannt waren, lüfteten
wir unsere zwei Plakate. Das eine stellte oben genannten Baum dar
mit markanten Tierspuren darauf und zu jeder Tierspur eine blasse
Umrandung in der Größe der Kärtchen, ein weiteres Plakat zeigte folgende Tabelle:
Die blauen Tiernamen stehen für die Kärtchen der Tiere und wurden
erst von den Schülern an die pasende Stelle gehängt. Wie ließen alle
Kinder der Gruppe ein bis zwei Kärtchen aufhängen, wobei sie selbst
vorher vorschlagen sollten, zu welcher Spur das Tier wohl gehören
könnte. Zu einigen Karten/Tiern erzählten wir kleine Geschichten, wie
z.B. dass das Geweih des Hirschkäfers nur zum Kämpfen gut sei, das
Jetzt machten wir uns mit den Kindern gemeinsam auf den Weg, um
Tierspuren zu finden. Wir hatten dafür in der Vorbereitung ein
Waldstück ausgewählt, dass klein und überschaubar war, jedoch dennoch viele verschiedene Spuren aufwies (Fraßspuren an Totholz, von
Käfern befressene Blätter, Muschelschalen, einen Rißplatz eines
Vogels, Mäusehöhlen,...) Auf dem Weg dorthin passten wir bereits einige sehr nette, markante Tierspuren ab: zu allererst kamen wir vorbei
an einer Biberspur, einem gefällten und abgenagten Baum. Diese Spur
war auch deswegen so interessant, weil die Kinder auf dem Weg zu
unserer Sation bereits daran vorbei gegangen waren, sie aber (bis auf
eine Ausnahme) nie bemerkt hatten – trotz ihrer Größe! Das war ein
schönes Beispiel dafür, um zu zeigen, dass sich gut Hinschauen lohnt!
Beim Besprechen der Spur bemerkten die Schüler meist, dass es auf
sie tropfte. Wir fragten, wie das möglich sein konnte, es scheinte ja die
Sonne und es hatte auch nicht geregnet am selben Tag. Nun, wir
befanden
uns
unter
einer
Weide,
die
zahlreiche
Weidenschaumzikaden (Aphrophora salicina) beherbergte, deren
Larven sich vom Pflanzensaft ernähren und sich eine Schaumhülle
daraus schlagen um nicht zu vertrocknen und besser geschützt zu
sein. Im Waldstück hatten wir 10 unterschiedliche Spuren markiert und
baten die Schüler in 10 Minuten zu schauen, was sie entdeckten. Es
20
stand ihnen frei, die markierten Spuren oder eigenen Spuren zu
suchen. Wer sich damit schwer tat, hatte auch die Möglichkeit, sich mir
dieses und jenes sagen, was im Endeffekt zwar vielleicht stimmt, aber
eben vielleicht auch nicht, mir aber zeitweise den Fluß weggenommen
oder Gregor anzuschließen und gemeinsam auf Spurensuche zu
gehen. Nach diesen 10 Minuten verließen wir den „Gelsenwald“ und
hat und, hätte ich es dann in der Praxis nicht doch anders gemacht,
mich meiner Intuition und Flexibilität beraubt hätte. (Ich möchte an die-
hatten eine kurze Nachbesprechung draußen auf dem Weg zu nächsten Staion. Wir hatten uns dazu folgendes Spiel ausgedacht: Gregor
ser Stelle nur ein Beispiel nennen, damit meine Kritik auch einen
Boden bekommt: die Weidenschaumzikadenlarven produzieren ihre
und ich erzählten Geschichten über Tiere bzw. die Thematik, die wir
besprochen hatten und mischten „Blödsinn“ hinein. Die Schüler sollten
Schaumhülle tatsächlich auch ihrem Kot, was dem Schüler „grauslich“
erscheinen mag, obwohl es sich eigentlich nur um Zuckersaft handelt.
immer, wenn dies der Fall war uns untersprechen, indem sie sagten
„Faaaaalsch!!“ und uns erklärten, wie es richtig war. Bei der nächsten
Man wies uns darauf hin, dass Kinder empfindlich auf das Thema Kot
reagieren und wir vermutlich schlechte Erfahrungen machen würden,
Gruppe angekommen verabschiedeten wir uns und gingen zurück, um
die nächste Gruppe in Empfang zu nehmen.
wenn wir das sagen würden. Nun, bei der ersten Gruppe erzählten wir
nicht aus was der Schaum tatsächlich besteht. Ich hatte ein sehr unan-
Reflexion: was hat geklappt? Was nicht? Anmerkungen
genehmes Gefühl, so wie als ob ich den Schülern eine Tatsache verheimlichen würde und auch hatte ich so nicht die Möglichkeit ein inte-
Zur Reflexion möchte ich vorab etwas festhalten: es gab Dinge, die bei
manchen Gruppen schlecht, bei manchen Gruppen gut funktionierten.
ressantes biologisches Wissen weiter zu geben. Bei der nächsten
Gruppe beschlossen wir sehr wohl darauf hinzuweisen. Natürlich hat-
Und es gab Dinge, die wir ursprünglich nicht vorhatten, uns aber nahegelegt wurde, wir sollen es anders machen, die aber gar nicht funktio-
ten wir „IIIh!“ und „Wääh!“ Reaktionen, aber dafür war bereits in der folgenden Gruppe jemand dabei, der beim Tropfen sofort rief: „Das ist die
nierten und die wir dann vor Ort anpassten und oftmals sehr gute
„Erfolge“ mit unserer Adaption hatten. Ich möchte damit nicht sagen,
Scheiße von den Zikaden, gell?!“ Wer weiß, ob die
Weidenschaumzikade nicht wesentlich schlechter in den Köpfen der
dass wir nicht sinnvolles Feedback von fachlicher Seite bekommen
haben, aber dieses Feedback bis in die winzigsten Details war meiner
Schüler geblieben wäre, hätte sie nicht einen gewissen „Ekelfaktor“,
der die Schüler dazu brachte, sich sogar gegenseitig davon zu erzäh-
Meinung nach eigentlich oft viel zu persönlich gefärbt und hat sich
dann auch wie gesagt in der Praxis mitunter nicht bewahrheitet. Ich
len!! (Anm.: Bravo! Völlig richtig erfasst! ee)
Was hat geklappt: die offene Fragerunde am Anfang hat erstaunlich
denke eine Basis-Reflexion ist sinnvoll und gut, aber es ist unendlich
wichtig, dass wir unsere Erfahrungen mit den Schülern selbst machen
gut funktioniert. Es gab sogar Gruppen, die sich ganz neue, spannende Dinge überlegten zu den gestellten Fragen z.B. auf die Frage,
können und auf ihre Individualität eingehen können und nicht jeden
Satz im Vorhinein durchbesprochen bekommen und uns mitgeteilt
warum gibt es mehr Tiere als Pflanzen: “damit die Pflanzen nicht Überhand nehmen!“
wird, was dieser oder jener Schüler vielleicht sagen könnte, wenn wir
21
Kärtchen hat mäßig-gut geklappt,
gut insofern als dass die
Tierspuren ganz gut zu den Tieren
zugeordnet wurden, schlecht insofern als dass wir definitiv zu viele
Tiere hatten, um sie gut zu besprechen ohne die Schüler mit
Information zu überladen. Unsere
„Nachbespechung“ mit Korrektur
von Seiten der Schüler funktionierte dann gut, wenn sich die Schüler
trauten, was zu sagen. Sehr
schlecht funktionierte es, wenn
sich die Schüler nicht gemerkt hatten, was wir besprochen hatte uns
so nicht wußten, was falsch war.
Aber dann wußten wir wenigstens,
was noch unklar war und konnten
den richtigen Inhalt nochmal verdeutlichen. Nicht gut geklappt hat
also die Evaluation, insofern als
dass wir uns nicht genug vorbereiEine neue Eso-Übung? Nein: Marina und Gregor lassen sich für eine gute Note buchstäblich auf den Kopf scheißen, nämlich von den Larven der Aphrophora salicina.
Den Schülern gefällts.
tet hatten, es eigentlich zu chaotisch war und wir oft zu wenig Zeit dafür
hatten. Nicht gut geklappt in gewissen Bereichen hat auch der prakti-
Die mitunter rege Teilnahme am Beantworten der Frage stützte uns in
sche Teil im Wald: die Schüler strömten nicht, wie ich es gadacht hatte,
in alle Richtungen aus um Spuren zu suchen. Sie taten es auch nicht,
unserem Vorhaben (Lehrziel) kreativ-wissenschaftliches Denken zu
fördern, alle Ideen stehen zu lassen (egal wie unlogisch sie auch sein
nachdem wir das Konzept geändert hatten und sagten, nach 10
Minuten treffen wir uns wieder und schauen, ob alle 10 markierten
mögen) und somit den Ideenfluss „sein“ zu lassen. Das Aufhängen der
Spuren insgesammt gefunden wurden. Es war aber sehr wohl so, dass
22
die Schüler interessiert waren an den Spuren, d.h. wenn Gregor oder
ich etwas zeigten und erklärten schauten sie sich die Spuren an und
die Fertigkeit des kreativ-wissenschaftlichen Denkens fördern. Um die
Fertigkeit des Hinschauens zu verbessern entwickelten wir die oben
wollten oft mehr dazu wissen. Was auch sehr schön geklappt hat, war,
sich in die Nähe einer Spur zu stellen (in dem Fall eines Vogelnestes)
besprochene Idee des (gemeinsam) auf die Spurensuche gehen. Als
Evaluierung sowie um die fachliche Kritik an Respektpersonen zu för-
uns zu sagen: „Hier im Umkreis eines Meters ist eine Spur“ und sie
dann nur schauen zu lassen, bis sie die Spur hatten, was meist ein
dern, erzählten wir „Fakten“ der Biologie (zu unsererm Thema), die teilweise nicht stimmten und von den Schülern ausgebesssert werden
freudiges Lächeln hervorrief. Das Problem beim Spurensuchen war
aber nicht nur, dass die Schüler nicht drauf los suchten, sondern auch,
sollten.
dass sie enttäuscht waren, wenn sie in der Ferne noch eine Fahne
sahen (das zeichen für eine Spur), wir aber keine Zeit mehr hatten
Literatur:
diese Spur gemeinsam anzuschauen!
- Bang, P. & P. Dahlström (2000): Tierspuren. Fährten,
Fraßspuren, Losungen, Gewölle und andere. BLV München
c.) kurze Zusammenfassung: Was war das Lehrziel? Was war die
Methode? Wie wurde evaluiert? Anmerkungen
- Höpfinger, F. & H. Schliefensteiner (2002): Naturführer Österreich – Flora und Fauna. Steirische Verlagsgesellschaft m.b.H.
Folgende Lehrziele haben sich im Laufe der Vorbereitungszeit in
Marchegg entwickelt (Anm.: vorbildlich! ee):
- Jacobs W. & M. Renner (1988) : Biologie und Ökologie der
Insekten. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, S.104-105
Take-home-message 1: Es gibt mehr Tier- als Pflanzenarten
- Lang, Angelika (1998): Spuren und Fährten unserer Tiere. BLV
Verlagsgesellschaft München Wien Zürich
Take-home-message 2: Die Tiere brauchen die Pflanzen
Take-home-message 3: Alle Teile der Pflanze werden von Tieren
- Pfleifer-Smolik, Sabine (1993): Tausend Wunder der Natur –
Spaziergänge durch das Jahr. Naturbuch Verlag/Weltbild Verlag
genützt
Fertigkeit 1: kreativ-wissenschaftliches Ideenfinden
GmbH, Augsburg
- Skriptum: Biologische Einführungsübungen II – Ökophysiologie
Fertigkeit 2: Besser Hinschauen lernen
Fertigkeit 3: Kritik an Respektpersonen lernen – auch Lehrer machen
(Pflanzen) und Vegatationsökologie, S.29 – 30
- Sziemer, Peter (1996): Tierspuren – von „Spechtschmiede“,
Fehler!
Die Methode für die Take-home-messages waren der Dialog mit den
Schülern, die gemeinsame Erarbeitung der Plakate (siehe Theorieteil)
und die Evaluation (siehe unten). Mit dieser Metode wollten wir auch
„Hackschnitzeln“ und „Klunkern“. In. Natur und Land – Zeitschrift
des Österreichischen Naturschutzbundes, Heft 5/6, 1996
- Zahradnik J. & Cihar J. (1996): Der Kosmos-Tierführer – Ein
Bestimmungsbuch mit 1092 Farbbildern. Franckh-Kosmos
Verlags-GmbH & Co, Stuttgart.
23
Das Leben in
land
und
wasser
am Beispiel von Weichtieren und Insekten
für die Atmung an Land andere Atemorgane entwickelt werden mussten, als für die Atmung im Wasser.
Da der Sauerstoffgehalt im Wasser wesentlich geringer ist als in der
Luft, und er außerdem schwieriger nutzbar ist, behielten viele im
Wasser lebende Tiere die Luftatmung bei und kommen an die
Oberfläche um Luft zu holen.
von Cornelia Ries und Birgit Samhaber
Atemorgane für das Leben an Land
1. Fachlicher Teil
Lungen: Luft wird eingeatmet und gelangt im Körper in einen großen
„Sack“, an dessen Innenwand sich feine Blutgefäße befinden, die den
Unsere Umwelt bietet viele verschiedene Lebensräume die besondere
Sauerstoff aus der Luft aufnehmen. Der Sauerstoff wird dann über den
„Verteiler Blutkreislauf“ zu allen Zellen transportiert.
Anpassungen erfordern. Da es immer wieder faszinierend zu beobachten ist, wie viele verschiedene Strategien in der Natur entwickelt wurden und werden, um jeden Lebensraum optimal nützen zu können,
haben wir unser Hauptaugenmerk auf die Anpassungen an die verschiedenen Lebensräume gerichtet. Anpassungen kann man auf allen
Ebenen beobachten: Atmung, Fortbewegung,
Lebensweise und Ernährung. Uns erschien es als
besonders wichtig, den Schülern einen Überblick
über die verschiedenen Atemsysteme zu geben.
Bezüglich Fortbewegung und Ernährung sind wir
auf die Besonderheiten der von uns vorgestellten
Arten eingegangen, da die Vielfalt sonst zu groß
wäre.
Anpassungen bezüglich Atmung
Essentiell für die Atmung ist der Sauerstoff, dieser
wird entweder aus der Luft oder aus dem Wasser
aufgenommen. Somit erklärt sich von selbst, dass
Tracheen: Hier handelt es sich um luftgefüllte Röhren, die den ganzen
Insektenkörper durchziehen. Die Luft gelangt durch Atemlöcher /
Stigmen in den Körper. Im Unterschied zur Lunge gibt es hier keinen
großen „Sammelbehälter“, dafür aber mehrere kleine Luftsäcke. Durch
rhythmische Kontraktionen des
Körpers können diese zusammengepresst werden, wodurch eine
Ventilation erreicht wird. Die Luft
wird über die Röhren direkt zu den
Zellen transportiert, erst diese nehmen den Sauerstoff auf. Es ist daher
kein eigenes „Verteilersystem“ notwendig. Das Blut der Insekten ist
daher nicht wie bei anderen Tieren
für den Sauerstofftransport verantwortlich.
24
Atemorgane für das Leben im Wasser
Kiemen: Hierbei handelt es sich um zahlreiche, von Wasser umspülte
neue Lebensraum erforderte allerdings auch einige Anpassungen. Da
Kiemen ständig von Wasser umspült werden müssen um nicht zu kol-
Ausstülpungen, die von feinsten Blutgefäßen durchzogen sind. Eine
große Austauschoberfläche ist in einem relativ sauerstoffarmen
labieren, musste ein neues Atemsystem entwickelt werden: die
Lungen. An Land sind Schnecken ständig vor Austrocknung gefährdet,
Medium wie Wasser unbedingt notwendig. Der Sauerstoff wird aus
dem Wasser direkt in den Blutkreislauf aufgenommen und über diesen
sie sind daher an feuchte Gebiete gebunden. Ist es trotzdem zu trokken, so können die Gehäuseschnecken ihr Gehäuse mit einem
verteilt. Verlässt ein mit Kiemen atmendes Tier das Wasser, sodass
diese nicht mehr umspült werden, so fallen sie unter ihrem eigenen
Kalkdeckel verschließen, der jedes Mal neu gebildet wird.
Die Schnecken unserer Binnengewässer erscheinen zwar vom Äuße-
Gewicht zusammen. Die sehr empfindlichen Kiemen müssen auch vor
Angriffen und Verletzungen geschützt werden. Den Weichtieren, deren
ren her ähnlich, doch sie sind unterschiedlicher Herkunft. Die
Vorderkiemerschnecken leiten sich von marinen Vorfahren ab, sie
Kiemen in der Mantelhöhle eingeschlossen sind, dienen besonders
Mantel und Schale als Schutz.
haben die ursprüngliche Kiemenatmung beibehalten. Die wie Kämme
aussehenden Kiemen liegen hinter dem Kopf in einer nach vorne wei-
Tracheenkiemen: Wie der Name schon andeutet handelt es sich hier
um eine Kombination aus Kiemen und Tracheen. Der Sauerstoff wird
senden Höhle (daher auch der Name). Ein weiteres Kennzeichen ist
ein aus Kalk und Conchin bestehender Deckel (Operculum) der auf der
an von Wasser umspülten Körperausstülpungen („Kiemen“) in den
Körper aufgenommen, wo er dann durch Luftröhren („Tracheen“) zu
Oberseite des Fußendes liegt. Er passt genau in die Gehäuseöffnung
und dient dem Schutz des Tieres. Besonders wichtig ist diese
den Zellen transportiert wird. Dieser Atemmechanismus ist bei
Insektenlarven und –puppen recht häufig.
Vorkehrung für Schnecken, die in temporären Gewässern leben, da sie
eine Trockenperiode unbeschadet überdauern können, wenn sie sich
Weichtiere:
in ihr Gehäuse zurückziehen.
Eine
weitere
Entwicklungslinie
repräsentieren
die
Die ursprünglich marinen Weichtiere sind mit den Muscheln und
Süßwasserlungenschnecken, ihre Vorfahren waren landlebend und
atmeten über Lungen. Diese Atemmethode wurde beim Übergang in
Schnecken auch im Süßwasser zahlreich vertreten. Als Filtrierer,
Pflanzen- und Detritusfresser besiedeln sie fast jedes kleinere und grö-
den neuen Lebensraum in der Regel beibehalten. Man kann sie häufig
dabei beobachten, wie sie die Wasseroberfläche durchbrechen, um
ßere, stehende oder fließende Gewässer. Muscheln als reine Filtrierer
konnten den Lebensraum Land nicht erobern, Schnecken als
ihre Lungen mit frischer Luft zu versorgen.
Weidegänger hingegen schon.
Von den im Meer lebenden, kiemenatmenden Schnecken (Vorder- und
Landschnecken – Wasserschnecken
Anhand des Kopfes kann man an Land lebende Schnecken von im
Hinterkiemer), eroberten einige auch den Lebensraum Land. Dieser
Wasser lebenden leicht unterscheiden. Landschnecken besitzen 2
25
Fühlerpaare, wobei an der Spitze des hinteren Paares die Augen sitzen, das vordere Paar dient als Tastorgan. Wasserschnecken, sowohl
lich an die Wasseroberfläche um Luft zu holen. Ist dies nicht möglich,
kann sie auch zur Wasseratmung übergehen, das Lungengefäßnetz
marine als auch limnische, hingegen haben nur ein Fühlerpaar
(Tastorgan). Die Augen befinden sich direkt am Kopf.
arbeitet dann nach Art einer Kieme. Die Hautatmung ist von geringerer
Bedeutung.
Landschnecken
Das dunkelbraun bis schwarze Gehäuse ist, wie der deutsche Name
schon sagt, in einer Ebene scheibenförmig aufgewunden. Ein auffälli-
Weinbergschnecke / Helix pomatia
(Familie Helicidae)
ges, unter allen heimischen Schnecken einzigartiges Merkmal, ist die
durch Hämoglobin hervorgerufene Rotfärbung des Blutes, die zu einer
Die Weinbergschnecke ist die größte heimische Landlungenschnecke. Ihr Gehäuse ist
Rotfärbung des Fußes führen kann. Da Hämoglobin eine hohe
Sauerstoffbindefähigkeit hat, können die Tiere auch in sauerstoffärme-
kugelförmig, hat eine weißlich bis dunkelbraune Färbung und ist undeutlich gebändert. Obwohl sie ein Zwitter
ren Gewässern überleben. Als Detritusfresser lebt die
Posthornschnecke vor allem am Grund. Im Winter gräbt sie sich häu-
ist, braucht sie einen Partner zur Fortpflanzung. Die bis zu 60 befruchteten Eier werden in eine von ihr selbst gegrabene Erdhöhle abgelegt.
fig in Schlamm ein. Bevorzugt lebt sie in stehenden Gewässern.
Aus den dotterreichen Eiern schlüpfen winzige Jungtiere mit durchsichtigen Schalen. Die Weinbergschnecke ist wärmeliebend und lebt
Spitzschlammschnecke / Lymnaea stagnalis
(Familie Schlammschnecken / Lymnaeidae)
bevorzugt auf kalkigem Untergrund, wobei Weinberge besonders
beliebt sind. Die Tiere können sehr alt werden: in freier Natur 5-8
Die Spitzschlammschnecke atmet mit Lungen. Zum Luft Holen kommt
sie immer wieder an die Wasseroberfläche: hier öffnet sie das unter
Jahre, in Gefangenschaft bis zu 30 Jahren. Allseits bekannt sind sie für
manche eine Delikatesse und werden schon seit der Römerzeit zu
Wasser geschlossene Atemloch, sodass Luft in die Atemhöhle diffundiert, an deren Decke sich ein fein verzweigtes Gefäßnetz (Lunge)
Speisezwecken verwendet. Ein weiterer Grund für ihre Gefährdung ist
auch der Pestizideinsatz im Weinbau. Heute stehen sie unter
befindet. Im Winter wird die Luft- durch Hautatmung ersetzt, wobei hier
vor allem über die stark durchbluteten und verbreiterten Fühler
Naturschutz.
Sauerstoff aus dem Wasser aufgenommen wird.
Eines der augenscheinlichsten Merkmale ist, wie der Name schon
Wasserschnecken
Posthornschnecke / Planorbarius corneus
sagt, das stark zugespitzte Gehäuse. Ein von der
Schnecke selbst abgesondertes Schleimband
(Familie Tellerschnecken / Planorbidae)
Die Posthornschnecke gehört zu den lungenatmen-
ermöglicht ein Dahingleiten im freien
Wasserraum. Oft kann man sie an der
den Wasserschnecken. Sie kommt daher gelegent-
Wasseroberfläche kriechend, der Fuß nach
26
oben, das Gehäuse nach unten schauend, beobachten. Fühlt sie sich
bedroht, kann sie blitzschnell die Luft aus der Atemhöhle ausstoßen,
Insekten
Insekten sind die artenreichste Klasse der Gliederfüßer. Mehrfach
wodurch sie spezifisch schwerer wird und zu Boden sinkt. Umgekehrt
kann sie, wenn sie sich am Grund befindet, durch den Zug der
haben sie vom Land aus das Süßwasser erobert, wobei oft nur die
Larven, in anderen Fällen zusätzlich auch die Adultstadien im Wasser
Mantelmuskulatur, den auf der Atemluft lastenden Druck vermindern
und dadurch aufsteigen. Als Weidegänger schabt sie mit ihrer Radula
leben. Einige Gruppen haben sich auch an das Leben auf der
Wasseroberfläche angepasst.
Algen von Pflanzen, Steinen, etc. ab.
Die Entwicklung der Insekten verläuft über mehrere Stadien, die
jeweils durch eine Häutung voneinander getrennt sind. Beim ursprüng-
Sumpfdeckelschnecke / Viviparus viviparus
(Familie Sumpfdeckelschnecken / Viviparidae)
licheren Entwicklungstyp schlüpft aus dem Ei die Larve, diese entwikkelt sich direkt zum Adulttier. Bei den geflügelten Insekten, werden mit
Die Sumpfdeckelschnecke ist nicht nur die größte heimische, sondern
auch eine der wenigen mit Kiemen atmenden Süsswasserschnecken
der letzten Häutung zum Vollinsekt / Imago, die Flügel entfaltet
(Hemimetabolie). Bei den holometabolen Insekten endet hingegen die
(Vorderkiemer). Aufgrund der Kiemenatmung ist besonderer Schutz
vor Austrocknung notwendig. Aus diesem Grund besitzt sie einen har-
Larvenentwicklung mit einem Puppenstadium aus dem dann die Imago
schlüpft. Während das Larvenstadium vor allem der Aufnahme von
ten Deckel (deutscher Name), den sie ständig mit sich herumträgt und
bei Bedarf schließen kann. So kann sie auch kurze Trockenperioden
Nahrung dient, findet während des Puppenstadiums der Umbau zur
Imago statt.
unbeschadet überdauern.
Die Sumpfdeckelschnecke ist getrenntgeschlechtlich, der rechte
Als primär an das Land angepasste Gliederfüßer atmen die Insekten
mit Tracheen. Dies sind chitinverkleidete Luftröhren, die den ganzen
Fühler des kleineren Männchens ist kürzer und kolbig verdickt, weil er
das Begattungsorgan enthält. Die Eier entwickeln sich im erweiterten
Körper durchziehen und nach außen über Atemlöcher / Stigmen offen
sind. Dieses System wurde beim Übergang zum Leben im Wasser bei-
Endteil der Gebärmutter, die
Jungen werden im fertigen
behalten, aber in verschiedenster Weise abgewandelt. Manche Tiere
müssen an die Wasseroberfläche kommen, um zu atmen (Luftatmung
Zustand geboren, und zwar einzeln und nacheinander (lateini-
mit Tracheen), andere müssen zum Atmen nicht mehr an die
Wasseroberfläche kommen. Sie atmen über Tracheenkiemen und kön-
scher Name).
Als Detritusfresser hält sie sich
nen Sauerstoff aus dem Wasser aufnehmen.
bevorzugt am Grund von stehenden Gewässern auf.
Stechmücken, Larven und Puppen / Familie Culicidae
Die Marchegger Stechmücken gehören den Gattungen Anopheles,
Aedes und Culex an. Von den Stechmücken stechen nur die
27
Weibchen. Sie müssen Blut saugen, damit ihre
Eier reifen können. Die Weibchen leben etwa 6
Libellen / Ordnung Odonata
Die Entwicklung verläuft bei allen Libellen
Wochen, die Männchen noch bedeutend kürzer.
Die Männchen sind an den gefiederten Fühlern
hemimetabol. Das letzte Larvenstadium
klettert an Wasserpflanzen empor, damit
leicht zu erkennen. Sie saugen nur
Pflanzensäfte und Wasser. Zur Eiablage setz-
die an Land lebende Imago schlüpfen
kann. Frisch geschlüpfte Libellen sind
ten
sich
die
Weibchen
auf
die
Wasseroberfläche und legen ihre länglichen
sehr fahl, die endgültige Färbung entwikkelt sich erst nach Tagen, manchmal erst
Eier in floßartigen Gebilden ab. Dabei werden 200-300 Eier zusammengehängt. Diese Gebilde werden Mückenschiffchen genannt. Die
nach Wochen.
Die Libellen atmen wie alle anderen landlebenden Insekten mit
Larven bewohnen die Oberflächenschichten stehender Gewässer. Ihre
Oberlippe hat zwei Seitenanhänge mit denen sie durch ständiges
Tracheen.
Die zwei Flügelpaare der Libellen sind nicht miteinander verbunden,
Schlagen zwei Wirbel erzeugt die unaufhörlich frische Nahrung herbei
strudeln. Diese Nahrung besteht aus Algenzellen und Detritus. Ihren
jedes Paar schlägt unabhängig vom anderen, wodurch der Flug oft reißend wirkt. Viele Arten sind äußerst wendig und können auch im Flug
Sauerstoff holt sich die Stechmückenlarve auch von der
Wasseroberfläche über an ihrem Hinterleib befindliches Atemrohr.
verharren oder sogar rückwärts fliegen.
Sie ernähren sich ausnahmslos räuberisch. Andere Insekten werden
Durch ihre Tracheen wird der Sauerstoff bis an die Zellen herangeführt
wo er durch Diffusion in die Zellen aufgenommen wird. Häuten tut sich
mit dornigen, korbartig zusammengelegten Beinen im Flug erbeutet /
aus der Luft geschöpft.
die Larve 4 mal bis sie sich verpuppen. In diesem
Fall sind die Puppen frei beweglich (einzige völlig
Kleinlibellen und Großlibellen im Vergleich:
frei bewegliche Puppe bei Insekten Besonderheit!). Normalerweise hängen die Puppen
Kleinlibellen sind Insekten mit schlankem Körper und etwa gleich
gestalteten Flügeln. Die Kopfform ist hammerähnlich, die Augen befin-
an einem Halm und sind unbeweglich. In diesem
Fall bewegen sie sich aber durch ruckartige
Bewegungen fort und kommen so auch aktiv an die Oberfläche um
Sauerstoff aufzunehmen. Diesen nehmen sie über zwei hornartige
Fortsätze am Vorderende über Stigmen in ihre Tracheen auf. Aus den
Puppen entwickeln sich dann schließlich die Adulttiere die dann wiederum die Eier produzieren.
28
den sich weit voneinander getrennt an den Kopfseiten. Die Flügel werden in Ruhe schräg nach hinten oben zusammengelegt oder etwas
Hinterleibsund
Enddarmmuskulatur
kann
regelmäßiger
Wasseraustausch über den After stattfinden, was äußerlich durch Auf-
gespreizt, das Flugvermögen ist meist schlecht.
Großlibellen sind kräftiger als Kleinlibellen. Ihre Hinterflügel sind brei-
und Abbewegung des Hinterleibes gut sichtbar ist.
Großlibellenlarven bewegen sich nach dem Rückstoßprinzip fort,
ter als die Vorderflügel. Die Flügel werden in Ruhestellung seitlich ausgebreitet, aber nie dachartig nach oben zusammengeklappt. Die
indem sie Wasser aus dem Enddarm herauspressen. An sich sind sie
aber eher träge Tiere.
Augen sind auffällig groß und berühren sich meist in der Kopfmitte. Sie
sind sehr fluggewandt und fangen ihre Beute entweder nach dem
Sie leben räuberisch und besitzen Fangmasken, die blitzartig nach
vorne geschleudert werden können, um alle möglichen
Jäger- oder nach dem Lauererprinzip.
Wasserlebewesen zu erbeuten. Die Larven der großen Arten können
selbst kleine Fische, Molche und Kaulquappen überwältigen.
Kleinlibellenlarve
Die
Kleinlibellenlarve
atmet
mit
Hilfe
von
Großlibellenlarven sind viel kräftiger gebaut als Kleinlibellenlarven, der
Körper wirkt im Gegensatz zur Imago relativ plump.
Tracheenkiemen. Diese sind als drei blattförmige
Anhänge mit sichtbaren Tracheenverästelungen am
Hinterleibsende ausgebildet.
Die Fortbewegung ist fischähnlich, das heißt sie bewegt sich durch
Wasserkäfer / Familie Hydrophilidae
Zu dieser Familie gehören sowohl
Seitwärtsschlängeln des Hinterleibs, wobei die drei Anhänge als
Ruderblätter dienen.
wasser- als auch landbewohnende
Arten, wir beschränken uns hier auf
Die Tiere ernähren sich räuberisch.
Der Körper ist langgestreckt und schlank, dem Adulttier aber nicht sehr
die wasserbewohnenden.
Sie atmen mit Tracheen und sind
ähnlich.
deshalb auf den Sauerstoff aus der
Luft angewiesen. Daher ist es not-
Großlibellenlarve
Die Großlibellenlarve verfügt über einen speziellen Atemmechanismus: die Darmatmung. Die
Innenwand des Enddarmes ist mit lappigen
Tracheenkiemen ausgekleidet, an denen der
Gasaustausch stattfindet. Mit Hilfe der
wendig
regelmäßig
an
die
Wasseroberfläche zu kommen um
Luft zu holen. Sie kommen dazu mit dem Kopf voran an die
Oberfläche, welche mit einem Fühler durchbrochen wird. Durch
Vibration dieses Fühlers wird Luft über einer Rinne aus zwei
Haarsäumen zur Vorderbrust bewegt. Ein Luftvorrat wird vor allem an
der behaarten Bauchseite (glänzt silbrig wenn Luft gespeichert ist) und
29
unter den Flügeldecken angelegt.
Die Fortbewegung erfolgt durch
abwechselndes
Vor-
und
dem des Wassers anzupassen.
Die Fortbewegung erfolgt durch
gleichzeitiges
Vor-
und
Zurückbewegen der Beine (wie beim Gehen). Die Mittel- und
Hinterbeine sind mit feinen Haaren besetzt, aber noch kaum zu
Zurückbewegen der Beine (wie beim Schwimmen). Die Hinterbeine
sind zu flachen, breiten Schwimmbeinen mit Fransensaum umgebildet.
Schwimmbeinen umgebildet, weshalb sie auch relativ schlechte
Schwimmer sind.
Schwimmkäfer gehören zu den besten Schwimmern im Süßwasser.
Der Körper ist abgeflacht, der Kopf zum Teil in den Halsschild einge-
Wasserkäfer haben einen hochgewölbten Rücken und meist noch
keine einheitliche Körperlinie.
senkt. Alle Außenkanten sind glatt gerundet wodurch sich ein einheitlicher Körperrand mit kahnförmigen Umrisslinien ergibt, der dem
Die im Wasser lebenden Arten fressen faulende Stoffe in schwach fließenden und Stillgewässern.
Wasser geringeren Widerstand entgegensetzt. Zusätzlich ist der
Körper mit einem öligen, wasserabstoßenden Sekret, das aus zahlrei-
Schwimmkäfer / Familie Dytiscidae
chen Hautdrüsen abgegeben wird, eingefettet.
Schwimmkäfer leben räuberisch, sie pak-
Schwimmkäfer sind (vor allem im
Vergleich zu den Wasserkäfern gut
ken ihre Beute mit den Vorderbeinen.
Gelbrandkäferlarve: Die Larven des
erkennbar) stark an das Wasserleben
angepasst.
Gelbrandkäfers sind besonders durch die
Gestalt ihrer Mundwerkzeuge hervorste-
Auch sie atmen mit Tracheen und sind
somit auf Luftsauerstoff angewiesen.
chend. Die Oberkiefer stellen gebogene
Dolche dar. Die Larven sind sehr gefräßi-
Zum Luft holen kommen sie mit dem
Hinterkörper nach oben, wobei sie sich
ge
Räuber,
mit
ihren
großen
Mundwerkzeugen halten sie ihre Beute
mit den Hinterbeinen von unten an die
Wasseroberfläche
hängen,
das
fest und saugen ihre Opfer aus. Auch die
Larven des Gelbrandkäfers atmen den Sauerstoff der Luft. Mit Hilfe
Oberflächenhäutchen durchbrechen und so Halt finden. Die letzten
Hinterleibssegmente werden dann nach unten gebogen, sodass ein
zweier Stigmen am Hinterleib nehmen sie den Sauerstoff in das
Tracheensystem auf.
Spalt zwischen Deckflügeln und Hinterleib entsteht, in den Luft aufgenommen wird. Oft kann man beobachten, wie sie eine Luftblase ein-
Köcherfliegenlarve: Köcherfliegen Trichoptera
klemmen und mit unter Wasser nehmen. Ein Luftvorrat befindet sich
zwischen Flügeln und Hinterleib. Dieser ist auch für die Hydrostatik der
Die Larven der Köcherfliege leben im Wasser. Dabei besiedeln sie
aber die unterschiedlichsten Gewässertypen und passen sich je nach
Tiere wichtig, da diese immer bemüht sind ihr spezifisches Gewicht
Fließgeschwindigkeit mit dem Bau ihres Köchers an die Umgebung an.
30
Die Köcherfliegen tragen ihren
Köcher ständig umher und ver-
2. Fachdidaktik
lassen ihn nicht freiwillig. Er bietet der der Larve Schutz und bei
Didaktische Reduktion
Bei einer Stundenvorbereitung ist wohl das Wichtigste sich auf die
Gefahr kann sie sich völlig in den
Köcher zurückziehen. Seine
wesentlichen Punkte zu einigen und zu entscheiden in welcher Form
man die Einheit gestalten möchte. Gerade bei unserem Thema stan-
Grundlage ist immer eine Röhre
aus Seidengespinst die die
den uns unzählige Möglichkeiten offen die Zeit mit den Schülern zu
gestalten. Für uns als angehende Lehrer war es gar nicht so einfach
Larve selbst herstellt. Zuerst besteht der Köcher nur aus diesem
Gespinst später baut die Larve in nach und nach aus. Dazu werden
uns für einen Themenbereich zu entscheiden. Nachdem wir uns entschieden hatten uns grob gesehen auf die Themen Atmung und
Materialen aus ihrer Umgebung verwendet. Dieser Köcher hat am
Hinterende ein Loch über dieses Wasser ein und ausströmen kann.
Fortbewegung im Wasser und an Land zu beschränken wurden wir
gleich vor ein neues Problem gestellt. Wie sollten wir das Thema den
Die Köcherfliegenlarve atmet über Tracheenkiemen die von Wasser
umspült werden müssen. Was die Nahrung betrifft so fressen
Schülern näher bringen, so dass sie selbstständig arbeiten, und den
Tag im Freiland optimal nutzen konnten. Nach und nach entwickelten
Köcherfliegenlarven vorwiegend Pflanzen Algen und Detritus. In stehenden Gewässern lebende Köcherfliegenlarven sind aber auch häu-
wir unser Konzept. Bevor wir allerdings den endgültigen Plan präsentieren konnten verging einige Zeit in der zahlreiche Ideen verworfen
fig räuberisch.
werden mussten.
Nach dem wir es geschafft hatten ein Konzept zu erstellen ging es
Bockkäfer: Großer Eichenbock Cerambyx cerdo
Bockkäfer ernähren sich ausschließlich von Holz und sind gut an das
daran, das für die Einheit nötige Material zu beschaffen. Dazu machten wir uns, mit Käschern bewaffnet, zu den umliegenden Tümpeln auf
Landleben angepasst. Besonders gut lassen sie sich durch ihre langen
Fühler erkennen. Die Käfer fliegen in der Dämmerung und in der Nacht
um zu sehen welche Tiere wir dort antreffen würden. Gemartert und
zerstochen von den Millionen Stechmücken die an den Tümpeln auf
und saugen Baumsäft. Besonders
gut kann man bei ihnen die
Beute lauerten kehrten wir mit einigen Insektenlarven und anderen
Tieren zurück. Die gefangenen Tiere mussten getrennt werden und in
Anpassung ans Landleben an ihren
Laufbeinen erkennen.
geeigneten Gefäßen aufbewahrt werden. Dies ist besonders bei
Insektenlarven wichtig, da die meisten von ihnen räuberisch leben und
sich gegenseitig auffressen. Leider wurde uns dies auch erst bewusst
als wir am nächsten morgen nur mehr die Hälfte unserer Tiere antrafen.
31
Außer dem Fangen des Anschauungsmaterials mussten noch zwei
Plakate gezeichnet werden und die Station aufgebaut werden. Dabei
Anfangs gab es einige Uneinigkeiten in welcher Reihenfolge die
Schüler die Stationen besuchen sollten und wie die Schüler von einer
war es sehr hilfreich, dass wir ein bereits vorhandenes Partyzelt verwenden konnten, welches uns sowohl vor zu starker
zur anderen gelangen sollten. Für uns war es wichtig, dass die Schüler
schnell und ohne Umwege zur nächsten Station gelangten und so
Zeit
Aktion
erschien es uns am sinnvollsten wenn immer einer von uns sie zur
nächsten Station führte. Dies hatte natürlich den Nachteil, dass immer
3 min.
Vorstellung, ThemenEinführung
einer aus dem Team noch unterwegs war während der andere bereits
die Schüler begrüßte. So entstand schlussendlich die Idee, dass es
5 min.
Verteilung der
Kärtchen mit
Aufgaben; Beobachten Tiernamen, Tiere in
d. Tiere
den Lupengläsern
zwei Räder geben sollte in denen die Schüler rotierten. Nach einer
Pause die beim Haus verbracht wurde tauschten die Schüler die
Material
5min.
Besprechung der Tiere Plakat zu den
und Zuordnung zu den Atmungssystemen
Atmungs-systemen
2 min.
Wiederholung des
Gelernten
5 min.
Schüler werden zur
nächsten Station
gebracht
2. Plakat
Räder. Ein solches Rad bestand aus drei nahe liegenden Stationen. So
hatten die Schüler die Möglichkeit alle Stationen zu durchlaufen.
Der ganzen Gruppe war es auch wichtig, einen guten Einstieg zu finden. Schlussendlich einigten wir uns darauf an den Anfang ein spiel
zusetzten indem sich die Schüler nach der Busfahrt austoben konnten.
Dazu wählten wir das Spiel Eule und Krähe aus in dem es darum geht
herauszufinden ob eine Aussage richtig oder falsch ist. Die von uns
vorbereiteten Aussagen ließen uns erahnen welchen Wissensstand die
Schüler hatten. Das Problem mit der Gruppeneinteilung lösten wir
indem wir die Schüler in einem Kreis aufstellten und sie die Hände hin-
Sonneneinstrahlung wie auch Regen schützen konnte. Am Tag der
ersten Präsentation mit den Studenten wurde das gesamte Konzept
ter dem Rücken zu einer Grube formen ließen. In diese legten wir dann
verschiedene Gegenstände. Die Schüler die den gleichen Gegenstand
erstmals erprobt und geprüft. Am Abend hatten wir Zeit Änderungen
vorzunehmen um die Einheit mit den Schülern möglichst reibungslos
hatten bildeten eine Gruppe. So konnten wir ewigen Diskussionen über
die Gruppeneinteilung aus dem Weg gehen. Nach der
durchführen zu können.
Gruppeneinteilung wurden die Schüler dann zu den Stationen geführt.
Organisation und Planung der Einheit:
Da es dieses Jahr 6 Stationen gab, mussten auch diese entsprechend
Planung:
Insgesamt waren für jede Station 15 min. Zeit eingeplant. In diesen 15
koordiniert werden. Dazu war ein genauer Zeit- und Lageplan nötig.
min. waren wir uns selbst überlassen.
32
Allgemeines Material:
Zum Schutz vor Regen oder übermäßiger Sonneneinstrahlung haben
wir bei unserer Station ein Partyzelt aufgebaut. Das Gestänge des
Zeltes diente uns auch als Aufhängungsmöglichkeit für unsere
Plakate. Die Gefäße mit den Tieren stellten wir auf zwei Bierbänke. So
konnten die Schüler die Tiere besser beobachten.
Land
Wasser
Sauerstoff aus der Luft
Lungen:
Weinbergschnecke
Tracheen:
Libelle
Bockkäfer
Gelse / Stechmücke
Posthornschnecke
Spitzschlammschnecke
Wasserkäfer
Schwimmkäfer
Gelbrandkäferlarve
Stechmückenlarve
Stechmückenpuppe
Sauerstoff aus dem Wasser
Kiemen:
Tacheenkiemen:
Reflexion
Was hat geklappt?
Vorweg möchten wir sagen, dass uns die Arbeit mit den Schülern viel
Spaß gemacht hat und dass sich die lange Vorbereitung ausgezahlt
hat. Im Großen und Ganzen hat alles so geklappt wie wir uns das vor-
Sumpfdeckelschnecke
gestellt haben und es mussten auch keine großen Änderungen an
unserem Konzept vorgenommen werden. Natürlich war es aber nicht
Köcherfliegenlarve
Kleinlibellenlarve
ganz einfach bei einem so umfangreichen Thema die Themenbereiche
herauszufiltern die am interessantesten sind und die auch genügend
Großlibellenlarve
Möglichkeiten bieten um den Standort optimal nutzen zu können. Nach
einiger Überlegung und Recherchen haben wir uns dann allerdings
Darmatmung:
33
dafür entschieden uns auf die verschiedenen Anpassungen an den
Lebensraum Wasser und Land zu konzentrieren. Dabei war es uns
nächsten Präsentation. Die andere musste die eben bei uns gewesene Schülergruppe zur nächsten Station führen und konnte somit beim
besonders wichtig, den Schülern die Möglichkeit zu geben selbst zu
beobachten und dann ihre eigenen Erfahrungen und Beobachtungen
Beginn unserer Station (Vorstellen, Beobachtungsaufträge vergeben)
nicht anwesend sein. Wir glauben deshalb, dass es besser wäre, wenn
den anderen in Form einer kurzen Vorstellung mitzuteilen. Dazu teilten
wir jedem Schüler zu Kärtchen mit den Namen von Tieren aus, die wir
die Schüler nur etwa vier Stationen zu besuchen hätten, oder mehr Zeit
zur Verfügung stehen würde.
bereits am Vortag aus dem Tümpel gefischt hatten. So hatte jeder die
Gelegenheit oder besser gesagt die Aufgabe die ihm zugeteilten Tiere
Was am ersten Tag, als die Studentengruppe bei uns war, überhaupt
nicht funktioniert hat, war die Absprache bezüglich der Abfolge der
genau unter die Lupe zu nehmen und mit unserer Unterstützung
anschließend in eigenen Worten seinen Mitschülern diese Tiere vorzu-
Stationen, das heißt zu welcher Station die Schülergruppe nach der
eigenen Station geführt wird. Eine mündliche Absprache reicht
stellen. Wichtig war uns bei dieser Erarbeitung des Themas den
Schülern immer beratend zur Seite zu stehen und Schülern die dach-
anscheinend nicht aus, es ist immer besser den Plan irgendwo aufzuschreiben, sodass ihn jeder noch einmal anschauern kann. Am zwei-
ten sie können sich anderweitig beschäftigen nicht die Möglichkeit zu
geben zu stören. Das Beschreiben der Tiere in eigenen Worten
ten Tag klappte dann aber alles, man lernt ja schließlich und endlich
aus Fehlern.
erschien uns ebenfalls als wichtig, da die Schüler lernen sollen, dass
nicht immer alles in der wissenschaftlichen Sprache erklärt werden
Was unsere Station betrifft, so wollten wir nicht, dass unser „Vortrag“
auswendig gelernt erscheint, weshalb wir uns nicht genau abgespro-
muss. Die meisten Dinge lassen sich mit ganz einfachen Worten
beschreiben. Außerdem hat man unserer Meinung nach nur die Dinge
chen haben, wer welchen Teil des Vortrags bringt. Es ist allerdings bei
einem Partnervortrag extrem wichtig, dass es von vornherein klar ist,
richtig verstanden die man in eigenen Worten erklären kann. Darüber
hinaus war es auch für uns als angehende Lehrer sehr interessant die
wer welchen Teil des Vortrages übernimmt, damit man sich erstens
nicht gegenseitig ins Wort fällt und zweitens jeder ungefähr gleich viel
vielen verschiednen Ansätze zu hören.
zum Sprechen kommt, damit man bei den Zuhörern nicht fälschlicherweise den Eindruck erweckt, dass einer mehr weiß beziehungsweise
Was hat nicht geklappt?
Sechs Stationen sind relativ viel für einen Vormittag, da wir nur eine
besser ist.
Pause nach drei Stationen machen konnten. Zwischen den einzelnen
Stationen war die Zeit schon für den Weg von einer zur nächsten
Lehrziel
In erster Linie wollten wir den Schülern vermitteln, dass das Wichtigste
Station zu knapp bemessen (fünf Minuten). Eine von uns ist somit
immer bei der Station stehen geblieben, übernahm sofort die nächste
in der Biologie das genaue Beobachten ist. Es erschien uns dabei als
besonders wichtig, den Schülern die Scheu vor selbstständigen
Schülergruppe und hatte einen nahtlosen Übergang von einer zur
Beschreibungen zu nehmen, die ja ohne weiteres auch ohne wissen34
schaftliches Hintergrundwissen möglich sind.
Weiters wollten wir vermitteln, dass in der Natur „nichts einfach nur so
Evaluation
Jeder Schüler präsentiert seinen Klassenkollegen nach der
da ist“: verschiedene Anpassungen wurden entwickelt, um sowohl den
Lebensraum Wasser, als auch den Lebensraum Land / Luft optimal
Beobachtung die Besonderheiten und Anpassungen seiner Tiere an
den jeweiligen Lebensraum. So merkt sich jeder Schüler zumindest
nützen zu können (Erkennen von ökologischen Zusammenhängen).
Besonders wichtig war uns hier, dass die Schüler die Unterschiede
das, was er vorträgt.
Da es uns besonders wichtig war, dass die Schüler die verschienen
zwischen Lungen, Tracheen und Kiemen erkennen.
Atemsysteme verstehen und sich merken wie sie funktionieren hat
jeder Schüler seine zwei Tiere nach der Präsentation dem jeweiligen
Methode
Wir haben Gefäße mit im Wasser lebenden, aber auch mit am Land
Atemmechanismus zugeordnet, wobei die Kärtchen auf ein von uns
vorbereitetes Plakat aufgeklebt wurden.
lebenden Tieren ausgestellt. Wir wollten, wenn sich die Schüler schon
einmal in den Marchauen aufhalten, etwas für dort Typisches zeigen.
Den allgemein wiederholenden Abschluss zur Sicherung des neu
erworbenen Wissens stellte ein zweites von uns gezeichnetes Plakat
Aus diesem Grund haben wir beschlossen den Schülern einen Blick
unter die Wasseroberfläche eines Tümpels machen zu lassen.
dar. Hier haben wir noch einmal die ausgestellten Tiere zeichnerisch
dargestellt: einer von uns beiden zeigte auf ein Tier, die Schüler sag-
Schon zu Beginn stand für uns fest, dass wir die Schüler aktiv mit einbeziehen wollen, deshalb bekam jeder Schüler zwei Kärtchen von uns
ten um welches Tier es sich handelt und welche Besonderheiten
besonders auffällig waren.
auf denen je ein Tier stand, das wir in unserer Ausstellung hatten. Ihr
Arbeitsauftrag lautete: „Beobachte die zwei Tiere zuerst selbstständig ungefähr fünf Minuten lang! Versuche sie mit eigenen
Worten zu beschreiben! Wie atmet dieses Tier? Wie bewegt es
sich fort? Wie glaubst du ernährt es sich?“. (Anm.: Vorbildlich! ee)
Wir standen den Schülern während der Beobachtung unterstützend
zur Seite, und stellten ihnen, wenn sie nicht am richtigen Weg waren,
gezielte Fragen für die Beobachtung, da man oft ohne Übung nicht
weiß, worauf man schauen soll. Da es für die Schüler aber immer motivierender ist, etwas selbst zu entdecken, als es sich sagen zu lassen,
haben wir immer versucht ihnen das zu ermöglichen.
35
Gewässervielfalt der Au am Beispiel der
urzeitkrebse
Ökosysteme. Die häufigen Wechsel von Hoch- und Niederwasserführung schaffen eine reiche Strukturierung und intensive
Verzahnung von Gewässerlebensraum und Umland. Überschwemmungen von Flüssen schaffen ihrerseits zahlreiche temporäre
Gewässer.
von Bianca Baumann und Susanne Hofmayer
Natürliche stehende Gewässer werden nach Tiefe und Dauer der
Wasserführung unterschieden in:
- Seen (= permanente, tiefe Gewässer, in denen sich Temperaturschichtung entwickelt)
- Weiher (= permanente, flache Gewässer, die bis in Bodennähe durchlichtet sind)
- astatische Gewässer, Tümpel (=temporäre Wasseransammlungen
mit stark schwankendem Wasserspiegel, führen nur kurzzeitig Wasser,
überschwemmte Wiesen)
künstliche
stehende
Geschichte der Urzeitkrebse
Urzeitkrebse gibt es seit 500 Mio. Jahren (Kambrium), sie sind wahrscheinlich im Meer entstanden. Die ältesten Urzeitkrebse sind die
Anostraca (“Feenkrebse”). Im Devon, 200 Mio. Jahre später, waren
wahrscheinlich die im Meer vorkommenden räuberische Fische der
Grund für einen Habitatwechsel der Urzeitkrebse. Sie mussten in die
Binnengewässer, die chemisch sehr instabil waren, “ausweichen”.
Heute findet man Vertreter dieser Tiergruppe in kurzfristig Wasser führende Tümpeln (temporären oder astatischen Gewässern) oder in
Salzlacken (Artemia sp.).
Gewässer
(Baggerseen, Stauseen, Teiche).
Systematik
und
Stammbaum
der
Urzeitkrebse
Im Gegensatz zu stehenden Gewässern
sind bei Fließgewässern Strömung und
Fließgeschwindigkeit die entscheidenden
Steuergrößen. Durch die Änderung von
Gefälle, Querschnitt, Rauhigkeit, Tiefe und
Wassermenge im Längsverlauf ergeben
sich unterschiedliche Lebensräume mit
verschiedenen Lebensgemeinschaften.
Fließgewässer sind daher, im Vergleich zu
Seen und Teichen, besonders dynamische
O. Anostraca (“Feenkrebse”)
in Österreich 8 Arten
O. Notostraca (“Rückenschaler”)
in Österreich 2 Arten
“Conchostraca” (“Muschelschaler”)
O. Laevicaudata
in Österreich 1 (verschollene) Art
O. Spinicaudata
in Österreich 5 Arten
36
Grafik rechts: Stammbaum der Branchiopoda
unter Berücksichtigung drei fossiler Taxa. Aus:
Notostraca (“Rückenschaler”)
Notostrake Krebse sind seit der Trias unverändert
Eder & Hödl (2003), verändert (Eder mdl. Mitt.).
geblieben. Einer ihrer Vertreter, der heimische Triops
cancriformis, gilt als älteste lebende Tierart der Welt.
Anostraca (“Feenkrebse”)
Die Anostraca haben im Gegensatz zu den
Rückenschaler leben vorwiegend am Gewässergrund.
Im Gegensatz zu den Anostraca bewegen sie sich mit
Notostraca
und
Conchostraca
keinen
Körperschild, der ihren Körper schützt und
der Bauchseite nach unten, um sich am Gewässerboden
als Detritusfresser und auch räuberisch zu ernähren.
gestielte Komplexaugen. Sie sind in ihrer heutigen Form seit dem Jura bekannt und schwim-
Wie alle anderen Urzeitkrebse häuten sie sich in der kurzen Zeit in der sie leben und sich fortpflanzen können,
men auf dem Rücken. Ihre Nahrung besteht
aus Mikroorganismen, Kleinstplankton und
oft. Nach jeder Häutung sind sie sehr verletzlich und
können in dieser Zeit auch von anderen Notostraken
organischen Schwebstoffen. Sie filtrieren mit
Hilfe der beborsteten Beine Nahrungspartikel
gefressen werden. Es ist auch tatsächlich schon
Kannibalismus beobachtet worden. Bei Sauerstoff-
aus dem freien Wasser. Möglicherweise hat das
Rückenschwimmen einen Vorteil, da die filtrier-
mangel können sie auch mit der Bauchseite nach oben
(knapp unter der Wasseroberfläche) schwimmen. Die
ten Nahrungspartikel nicht mehr so leicht aus
der Bauchrinne rutschen können oder dass bei
heimischen Rückenschaler sind großteils Weibchen,
Sauerstoffmangel die Füße näher bei der Wasseroberfläche sind. Das
Atmen über Kiemen ist nämlich eng an die Nahrungsaufnahme über
Filtrieren gekoppelt. Die Kiemen sitzen direkt an den Beinen.
In Österreich 8 Arten:
Branchinecta ferox (Größe: 40 mm) Branchinecta orientalis (Größe:
24mm) Branchipus schaefferi* (Größe: 24 mm) Tanymastix stagnalis
(Größe: 20 mm) Chirocephalus carnuntanus (Größe: 20mm)
Chirocephalus shadini** (Größe: 20mm) Eubranchipus grubii** (Größe:
24mm) Streptocephalus torvicornis Größe: (26mm)
* an der March bekannt - ** bei der heurigen Exkursion gefunden
37
Männchen sind selten. Ob in heimischen Populationen vorwiegend
Parthenogenese (=Jungfernzeugung) oder Selbstbefruchtung betrie-
die “Dauereier” unter dem Panzer eines spinicaudaten Conchostraken
gut zu sehen. Trotz dieser ungewöhnlichen Fähigkeit sinkt das
ben wird, ist noch unbekannt.
Vorkommen der Urzeitkrebse immer mehr und mehr - hauptsächlich
wegen direkter Lebensraumvernichtung und der Regulierung großer
In Österreich 2 Arten:
Lepidurus apus (Größe: 5cm, Exuvien auf dem Foto der vorigen Seite)
Flüsse.
Im Lebensraum periodisch austrocknender Pfützen war es notwendig,
-Triops cancriformis (Größe: 10 cm, Jungtiere auf dem Foto der vorigen Seite)
dass sie sich den extremen Bedingungen dieser Habitate anpassten.
Die Entwicklung aus der gerade ausgeschlüpften Larve (“Nauplius”) zu
Conchostraca (“Muschelschaler”)
einem erwachsenen Kiemenfußkrebs muss schnell vor sich gehen, auf
Grund der schnellen Austrocknung des Lebensraumes.
Conchostraca sind seit dem Silur bekannt. Ihr Körper ist von einer
zweiklappigen Schale umgeben. Sie leben vorwiegend seitlich auf dem
Freilandunterrichtseinheit
Gewässergrund oder sie wühlen sich in den Schlamm hinein. Sie vermehren sich über Parthenogenese (Jungfernzeugung) und
Wir benutzten die alternative Zugangsform der “Zeitreise”, während der
die Kinder in ihrer Phantasie ein Foto des beschriebenen Tieres mach-
Selbstbefruchtung bis hin zu getrennt geschlechtlicher Fortpflanzung.
In Österreich 1 laevicaudate und 5 spinicaudate Arten:
ten und nachher “entwickelten” und den “direkten Zugang” zu den
Tieren (verfügbar war der Feenkrebs Eubranchipus grubii im
Laevicaudata: Lynceus brachyurus (Größe: 5mm, in Ö verschollen)
Spinicaudata: Cyzicus tetracerus (Größe: 10 mm) Eoleptestheria tici -
“Bahntümpel”) mittels Gummistiefeln und Fangnetz.
nensis (Größe: 10 mm, Bild rechts)
Leptestheria dahalacensis (Größe: 10 mm)
1) Zeitreise (5min)
2) Photographie, Entwicklung +
- Imnadia yeyetta (Größe: 10 mm) Limnadia
lenticularis (Größe: 15mm)
Namensgebung (5min)
3) Keschern (5min)
4) Frage-Antwort- Unterricht (15min)
Urzeitkrebse produzieren Dauereier:
Dauer”eier” sind hartbeschalte Cysten (enthalten also einen Embryo), die auch
Lehrziele:
-Kinder
Jahrzehnte von Dürre, sowie auch das
Gefressenwerden durch Vögel oder
Urzeitkrebse uralte Tiere sind, die ihr
Aussehen über Millionen von Jahren nicht ver-
Amphibien überdauern. Rechts im Bild sind
ändert haben.
sollen
erkennen,
dass
die
38
Die Zeitreise:
“Augen schließen oder auch offen lassen. Wir gehen jetzt gemeinsam
Schwarz- Weiß - Aufnahme. Die Photographie kann auch verwackelt
oder unscharf sein.
auf eine Zeitreise. Stell dir vor du bist auf einer grünen Wiese. Auf dieser Wiese steht eine Zeitmaschine. Du steigst jetzt in die Zeitmaschine
Wenn die Photographie fertig gestellt ist soll das Wesen auch noch
einen Phantasienamen bekommen. Jeder schreibt dann unter seine
ein. Sitzt jeder in seiner Zeitmaschine?
In der Zeitmaschine sind ein Photoapparat und ein roter Knopf. Du
Photographie den selbst erfundenen Namen dafür.
Wenn das geschafft ist wird eine Photoausstellung gemacht. Die
druckst nun auf den roten Knopf und schon reist du durch die Zeit viele Millionen Jahre zurück Du landest im Meer. Gut dass die
Photos werden aufgelegt oder auf einer Leine mit Wäschekluppen aufgehängt. Jeder soll nun ein Merkmal des Wesens wiederholen, das er
Zeitmaschine zugleich auch ein U-Boot ist! Alles ist blau. Plötzlich
siehst du etwas schwimmen. Es kommt auf dich zu. Zuerst siehst du
auch gemalt hat.
Keschern
aus dem Blau zwei Stielaugen auftauchen. Danach tauchen kräftige
Mundwerkzeuge auf. Das Wesen hat auch zwei Fühler. Das Tier
Wir haben uns gedacht, dass es von Vorteil wäre die Kinder selbst im
Tümpel die Urzeitkrebse keschern zu lassen. Da wir kleine Gruppen
schwimmt weiter. Erst jetzt siehst du, dass das Tier auf dem Rücken
schwimmt. Irgendwie sieht du, dass das Wesen unheimlich aus - wie
von maximal sechs Kindern zu betreuen hatten konnte wirklich jedes
Kind versuchen, selbst seinen Feenkrebse zu finden.
ein Monster. Es hat viele Beinchen, die es nach oben streckt. Die
Beinchen bewegen sich wellenartig am Körper. Das Tier schwebt nun
Frage-Antwort- Unterricht
Bei diesem Unterricht haben wir den Kindern Fragen zur Au und zu den
lautlos an dir vorbei. Es besitzt auch einen kräftigen Schwanz, der sich
nach hinten gabelt. Sein Körper spiegelt alle Farben wieder. Es scheint
Urzeitkrebsen gestellt. Sie sollten versuchen die Antworten miteinander als Gruppe herauszufinden.
ein friedliches Wesen zu sein. Da du so ein Wesen noch nie gesehen
hast, beschließt du es mit deinem Photoapparat zu photographieren.
Fragen
In welchem Gebiet befinden wir uns? Warum hat die Au so eine hohe
Nachdem du deine Aufnahme gemacht hast druckst du in deiner
Zeitmaschine auf den grünen Knopf und kehrst wieder in die
Produktivität? In welchem Gewässer haben wir die Feenkrebse gefunden? Wo im Gewässer befinden sich Rückenschaler und Feenkrebs
Gegenwart zurück. Nun befindest du dich wieder auf der grünen
Wiese.
und warum befinden sie sich dort? Warum schwimmt der Feenkrebs
auf dem Rücken und streckt seine Beine nach oben? Ist der Feenkrebs
Fotografie + Namensliste
ein Filtrierer oder ein Räuber? Warum ist der Feenkrebs ein Filtrierer wie nimmt er seine Nahrung auf? Ist der Rückenschaler ein Filtrierer
Die Kinder sollen nun die Photographie, die sie in der Zeitmaschine
gemacht haben entwickeln, indem sie das Wesen auf ein Blatt Papier
oder ein Räuber? Warum ist der Rückenschaler ein Räuber- Wie sieht
sein Äußeres aus? Wie bewegen sich Filtrierer und Räuber- Schnell
zeichnen. Das Bild kann eine Farbphotographie sein oder eine
oder langsam? Warum bewegen sie sich schnell oder langsam?
39
Evaluation:
Durch die Zeitreise erleben die Kinder das Gefühl dass sie sich in der
Urzeitkrebs-Homepage:
www.urzeitkrebse.at
Vergangenheit befinden. - Nach der Entwicklung der Photos können
sie selbst sehen, dass es auch heute noch in den Tümpeln
Triops zum selber Züchten:
www.triops.cc
Urzeitkrebse gibt. - Durch die Photographie sehen sie auch, dass sie
ihr Aussehen auch nicht verändert haben.
Zuletzt möchte ich dieser
Literatur:
Lehrveranstaltung ein großes
Lob aussprechen. Diese fünf
Eder, E. & W. Hödl, 2003. Catalogus Novus Faunae Austriae, No.1.
Die Groß-Branchiopoden Österreichs, Crustacea: Branchiopoda excl.
Tage waren zwar anstrengend
aber äußerst lehrreich
Cladocera.. Biosystematics and Ecology Series No. 20, Österr.
Akademie der Wissenschaften, 56 pp.
und lustig für mich.
40
Gewässervielfalt der Au am Beispiel der
amphibien
von Martina Fennes und Herbert Fojtlin
Einleitung:
Zum Unterschied der letzten Jahre soll bei dem Thema Amphibien
weniger das „Auflisten der Arten“ als vielmehr die Wechselwirkungen
und Anpassung der Amphibien an die Au den Studenten und Kindern
demonstriert werden.
Aufgrund der reich strukturierten Feuchtbiotope und der
Trockenstandorte sind über die Hälfte der heimischen Amphibien- und
Reptilienarten (37 Arten in Österreich) in den March- Thaya – Auen
vorhanden. Die häufigsten Arten der March-Thaya-Auen sind
Wasserfrösche, Rotbauchunke und Laubfrosch.
Je nach Art weisen Amphibien einen arttypischen und auch vom Klima
abhängigen Aktivitätszyklus auf, der mit Ortswechseln einhergeht.
Während Grünfrösche, Molche und Unken vorwiegend ihr ganzes
adultes Leben im Wasser oder in Gewässernähe verbringen, wandern
andere Arten wie z.B. die Erdkröte im Frühjahr zu den
Fortpflanzungsgewässern, ziehen sich im Sommer in ihren
Sommerlebensraum zurück und begeben sich im Herbst in ihre
Winterquartiere. Dies erfordert natürlich eine unterschiedliche
Anpassung an den jeweiligen Lebensraum, die sich z.B. im Körperbau,
der Färbung der Haut usw. widerspiegelt. (was wir anhand der gefundenen Tiere sehr gut demonstrieren konnten)
Tier und Pflanzenwelt sind ständig mit den Hochwässern konfrontiert.
Sind es im Jänner-Februar die Winterhochwässer, die auf ein einsetzendes Tauwetter in der Ebene zurückzuführen sind, so folgen darauf
schon die Frühjahrshochwässer. Sie sind auf ein langsames Abtauen
der Schneedecke zurückzuführen und fallen in der Regel relativ
gedämpft aus. Die Wassertemperaturen liegen am Anfang etwa bei 5
°C und können am Ende der Überflutung bereits 10 °C betragen. Trotz
der tiefen Temperaturen laichen schon einige Amphibienarten wie der
Springfrosch, Moorfrosch oder die Erdkröte in überflutete Gewässer
ab. Im Gegensatz zur Wechselkröte, die sonnige, warme überschwemmte Bereiche in offenen Kulturlandschaften bevorzugt, stellen
für die zuvor erwähnten Frühjahrslaicher die sehr kühlen Temperaturen
im zeitigen Frühjahr keine Probleme dar.
Nach den Frühsommer-Hochwässer folgen die HochsommerHochwässer, die aufgrund des Rückstaus der Donau-Hochwässer der
41
Donau mit der March relativ intensiv ausfallen können. Die
Wassertemperaturen können dabei über 20 °C betragen. Für die
+
sind „poikilotherme“ Lebewesen, was so viel
wie wechselwarm bedeutet. Sie passen ihre Körpertemperatur der
Amphibien-Fauna sind diese Hochwässer allerdings nicht mehr von so
großer Bedeutung, da die Fortpflanzungszeit bei den meisten Arten
Umgebungstemperatur an.
+
Vorderbeine: 4 Finger; Hinterbeine: 5 Zehen
schon vorbei ist. In den Monaten September- Oktober ist die
Wahrscheinlichkeit der Hochwässer am geringsten, während in den
Die Entwicklung:
darauf folgenden 2 Monaten Hochwässer als Folge zu früh abgetauten
Schnees wieder zunehmen können.
Vor der Laichablage findet die Begattung/ Befruchtung statt. Bei den
Froschlurchen werden die Eier direkt bei der Eiablage befruchtet ->
Die fast monatlich ständige Präsenz der Hochwässer stellt natürlich für
die Au nicht unwesentliche ökologische Auswirkungen dar. Zum einen
äußere Befruchtung, im Gegensatz zu den Schwanzlurchen, bei
denen die innere Befruchtung stattfindet.
werden durch Sedimentation und Erosion Biotope gebildet bzw. umgestaltet, die den Organismen Lebensraum bieten. Zum anderen gewähr-
Bei ungefähr 5°C Wassertemperatur schlüpfen die Larven nach mehreren Wochen. Je wärmer das Wasser ist, desto schneller entwickeln
leist die Zubringung von organischem Material die Nahrungsgrundlage
für Fauna und Flora, und ist mit der Kombination von dem reichlichen
sie sich. Danach hängen die Larven einige Tage mittels Haftdrüsen am
Laich oder an Wasserpflanzen und ernähren sich von ihrem
Wasserangebot Ursache für die hohe Produktivität der Auen.
Hochwässer schaffen temporäre Lebensräume wie Flusstümpel, die
Dottervorrat. Dabei bilden sich der Ruderschwanz, die äußeren
Kiemen, Fresswerkzeuge, Darm und After fertig aus. Sie ist nun eine
beispielsweise für die Urzeitkrebse und die Amphibien von enormer
Bedeutung sind. Wie schon oben erwähnt nützen die Amphibien solch
Kaulquappe, die sich fast nur von Algen ernährt. Ihre Bauchseite kann
bräunlich bis grünlich gefärbt sein, ansonsten ist sie schwarz. Die
kurzlebige Gewässer zum Ablaichen. Sie finden dort ideale
Bedingungen vor, da diese Tümpel sehr gut nährstoffversorgt sind.
Farbe nimmt immer mit dem Alter zu. Die Vorder- und
Hinterextremitäten bilden sich gleichzeitig aus, obwohl es erscheint,
Fische die unter anderem die Fressfeinde der Amphibienlarven sind,
können im Allgemeinen in solch kurzlebigen Gewässern nicht existie-
als ob die hinteren Extremitäten sich früher ausbilden, da sie die Haut
zuerst durchstoßen. Jetzt setzt die Metamorphose zum kleinen
ren. Diese Kurzlebigkeit bedingt aber wieder enormen Stress für die
darin lebenden Organismen die rechtzeitig ihre Entwicklung abschlie-
Frosch/Kröte/Unke ein. Das ist gleichzeitig der Umbau vom Wasserzum Landleben. Die äußeren Kiemen durch Lungen ersetzt. Die Haut
ßen müssen bevor die Tümpel austrocknen.
wird verstärkt, typische Drüsen entstehen und die Mundwerkzeuge der
Larven werden durch eine Klappzunge (Stempelzunge bei Kröten)
Amphibien – was ihr Name schon aussagt – leben im Wasser
(Jungtier) und am Land (Adulttier).
ersetzt. Der Schwanz verschwindet auch. Damit die Metamorphose
überhaupt beginnt, gibt es das jodhaltige Schilddrüsenhormon
Einige Merkmale:
Thyroxin. Je stärker die Thyroxinkonzentration ist, desto schneller setzt
+
Hautatmung
42
die Metamorphose ein. Bei Jodmangel verzögert sich die Entwicklung.
Dadurch ergibt sich auch, dass z.B. die Riesenkaulquappen in
Das gesammelte
Zuordnung):
Anschauungsmaterial
Alpenseen sich erst spät entwickeln, da der Jodgehalt im Gestein und
Gewässern mit der Höhenlage abnimmt.
Klasse Lurche (Amphibia)
(mit
systematischer
Bei Schwanzlurchen werden dabei Kiemenbüschel und
Flossensäume, die die Larven besitzen, zurückgebildet. Bei ihnen fin-
Ordnung Froschlurche (Anura)
Baumfrösche, Kletterfrösche, Laubfrösche (Hylidae)
det keine stadienweise Metamorphose statt wie bei den Froschlurchen.
Die äußeren Kiemen bleiben während der ganzen Larvalzeit. Weiters
Europäischer Laubfrosch (Hyla arborea)
2 Exemplare
verändern sich die Haut, die Sinnesorgane, Atmungs- und Blutgefäße.
Die Larven schlüpfen nach etwa 2 ? Wochen und beenden ihr kiementragendes Larvalstadium etwa 3 Monate
später. Nahrung: Würmer, Kleinkrebse, Insekten und deren Larven.
Molche,
Grünfrösche
und
Unken
halten
sich
meistens
Echte Frösche (Ranidae)
Grünfrösche
Teichfrosch (Rana kl. esculenta)
3 Exemplare
in
Gewässernähe auf, im Gegensatz zur Erdkröte und Knoblauchkröte,
die sich nur zur Laichablage dorthin begeben, und sich dann wieder in
der Erde eingraben. Molche legen einzelne Eier ab, Frösche in
Klumpen, Kröten in Schnüren.
Braunfrösche
Springfrosch (Rana dalmatina)
3 Exemplare
Echte Kröten (Bufonidae)
Erdkröte (Bufo bufo)
2 Exemplare
Scheibenzüngler, Zahnkröten (Discoglossidae)
Rotbauchunke (Bombina bombina)
3 Exemplare + Laich an Wasserpflanze
Ordnung Schwanzlurche (Urodela oder Caudata)
Echte Salamander und Wassermolche (Salamandridae)
Donau-Kammmolch (Triturus dobrogicus)
2 männl. Exemplare
Teichmolch (Triturus vulgaris)
1 männl. Exemplar
43
Laubfrosch (Hyla arborea)
Mit seinen 4-5cm ist er der kleinste hei-
muskulösen Hinterbeinen kann er bis zu 2m weit springen. Er hält sich
vorzugsweise in dichten Laubwäldern auf.
mische Frosch. Er ist grasgrün mit
einem schwarzen Strich von der Nase
Erdkröte (Bufo bufo)
über die Augen bis zur Mitte der Seiten.
Man findet ihn sehr oft auf Bäumen in
Sie ist graubraun bis oliv, wobei ihr
Bauch heller ist. Die Pupillen liegen
der Sonne. Deswegen hat er
Haftscheiben an Fingern und Zehen.
waagerecht. Die Männchen haben
keine Schallblase. Ihre Hinterbeine
sind sehr groß und kräftig (sehr gut
Teichfrosch (Rana kl. esculenta)
(Der Teichfrosch ist ein stabiler
Hybrid zwischen den beiden anderen
Wasserfrosch-Arten R. lessonae und
R. ridibunda)
Seine Farbe setzt sich aus allen
Grün- und Brauntönen zusammen
mit schwärzlichen Flecken und gelbgrünen Rückenstreifen. Man sieht auch einen kleinen Fersenhöcker an
der Fußunterseite. Er hält sich meistens an Teichen und Tümpeln mit
gutem Pflanzenbewuchs auf, wo seine Nahrung aus Insekten,
Schnecken und Würmern besteht.
Springfrosch (Rana dalmatina)
Er sieht dem (meist bekannteren,
KRÖTEN
Gestalt
Haut
warzig
Pupillenform
elliptisch, horizontal
Zunge
Schleuderzunge
Schallblase
Erdkröte: keine;
Wechsel- u.
Lauterzeugung
aber bei Marchegg nicht vorkommenden) Grasfrosch recht ähnlich
und variiert von gelblich bis schlammfarben, der Bauch ist jedoch nie
gefleckt. Mit seinen sehr langen und
UNKEN (Bombina)
plump, kräftig, ca. 9cm eher klein, bis 5,5cm
trocken, dick und stark viele kleine Warzen,
Abwehr
auf denen kleine
schwarze
Hornstacheln sitzen
herzförmig
größtenteils am
Mundboden festgewachsen
Lungen haben
Funktion von
Kreuzkröte: 1 gr.
Schallblase
unpaare
exspiratorisch: Luft in inspiratorisch: Luft
Lunge gepresst
strömt aus Kehlblasen
durch Kehlkopf in
Lungen
Abwehrrufe, größeres weißl. Hautsekret (für
Volumen vortäuschen Menschen ungiftig)
44
zum Zeigen geeignet als Unterschied zu anderen), um sich besser eingraben zu können. Sie hält sich im Wald, in Tümpeln, Teichen und
der Paarungszeit tragen die Männchen einen hohen, tief gezackten
Rückenkamm, der durch eine Einkerbung über der Schwanzbasis völ-
Weihern auf. Die Erdkröte zählt zu den Explosivlaichern, da sie im
Frühjahr nur für kurze Zeit zum Laichen ans Wasser kommt, noch vor
lig vom Schwanzflossensaum getrennt ist. Die Weibchen haben jedoch
einen niedrigen Schwanzflossensaum. Der Donau-Kammmolch lebt
allen anderen Amphibien. Ihre Nahrung besteht aus Würmern,
Insekten, Spinnen und Nacktschnecken.
am liebsten in offenen Landschaften, aber auch in Waldgebieten
(Auwaldbereich), wenn vor allem dort sonnige Gewässer vorhanden
Rotbauchunke (Bombina bombina)
sind und er eine gute Bedeckung des Gewässerbodens mit
Wasserpflanzen findet. Erwachsene Tiere bewohnen eher die
Ihr Rücken ist schwarz olivbräunlich
und stachelig warzig. Der Bauch ist
Bodenregion der Gewässer, Larven das freie Wasser. Die
Landlebensräume liegen in Gewässernähe (totes Holz, unter Steinen,
schwärzlich mit gelb-roten Flecken,
die in einander übergehen, im
zwischen Wurzeln von Bäumen etc.). Erwachsene Molche ernähren
sich von Kleinstkrebsen, aquatischen Larven sowie von im Substrat
Gegensatz zur Gelbbauchunke. Von
ihr
werden
Insektenlarven,
grabenden Arten. Larven ernähren sich vorwiegend von freischwimmenden Wirbellosen, von Wasserflöhen.
Schnecken und Gliederfüßer gefressen. Ihren Laich legt sie 2-3x /Jahr an Wasserpflanzen ab.
Teichmolch (Triturus vulgaris)
Kahn/ Unkenstellung: Wirbelsäule wird durchgebogen, Kopf und
Der Teichmolch, ca. 11cm groß, besitzt einen hellen Längsstreifen am
Kopf sowie - an diesen Streifen anschließend - oben und unten je
Hinterteil werden angehoben, die Gliedmassen seitl. aufwärts gedreht;
meistens auf Rücken -> Warnfärbung
einen dunklen Streifen. Die beiden Geschlechter sind unterschiedlich
gefärbt. Zusätzlich zu den Brauntönen zeichnet sich das Weibchen
Donau-Kammmolch (Triturus dobrogicus)
durch dunkelbraune Flecken aus. Die graue Rückenseite der
Männchen besitzt viele schwarze, runde Flecken. Der Bauch der
Der Kammmolch, ca. 13cm groß,
zeichnet sich durch eine schwarze
Männchen ist orange gefärbt, an den Seiten heller und schwarz
getupft. Der Teichmolch ist sehr anpassungsfähig und bewohnt
Oberseite (oft mit braunen Flecken)
und seitlich durch ein Längsband von
offene Landschaften. Er bevorzugt
kleine, sonnige, vegetationsreiche
vielen kleinen weißen Pünktchen
aus, und ist auf der Unterseite oran-
Gewässer, aber auch
Randbereiche
von
gerötlich-schwarz gefleckt. Während
Teichen und Seen, sogar Buchten
We i h e r n ,
45
von Fließgewässern und Hochmoore.
Ihre Nahrung besteht aus Wasserflöhen, Würmern, Bachflohkrebsen,
war (eher Gatschpfütze).
aquatischen Larven, aber auch Amphibienlarven. (sogar arteigene!)
Erstaunliches:
+ Was uns sehr gefreut hat, war, dass sich die Schüler schon einiges
Didaktik:
Präsentation vor Ort:
von unserem Gesagten gemerkt hatten. Das erfuhren wir nämlich in
der Pause von den Gruppen nach uns, die immer erstaunt waren, dass
Standort zwischen March und Tümpel.
Besprechung der Gewässervielfalt mit ihren Auswirkungen (Verweis
die Schüler so viele Fragen beantworten konnten.
+ Die Schüler haben ziemlich viele Zwischenfragen gestellt und auf die
March/ Tümpel)
Standort Aquarien
Amphibien in ihren Gärten usw. hingewiesen.
+ Wir wollten zuerst gar nicht die Gelbbauchunke erwähnen, aber bei
Besprechung der Amphibien am Objekt
fast jeder Gruppe wurde sie von den Schülern genannt, deshalb sind
wir auch dann auf die Unterschiede (Farbe, Oberösterreich) eingegan-
Anfang gut – Ende schlecht:
1) „Wer bin ich?“ – Kärtchen: Bei den Studenten hat es gut funktioniert,
gen.
+ Sogar die eher schüchternen und ängstlichen Schüler (vor allem
außer dass sie die Handschrift nicht lesen konnten (-> haben wir dann
korrigiert). Nach der ersten Schülergruppe haben wir diese Kärtchen
Franzi, die nur hysterisch herumschrie) haben dann ihre Angst überwunden und die Tiere angegriffen.
dann weggelassen. Die Tiere waren so anziehend, dass sich die
Schüler überhaupt nicht auf etwas Geschriebenes konzentrieren woll-
+ Äskulapnatter: Zufällig konnten wir während unseres Vortrages eine
Äskulapnatter fangen, und sie den Kindern präsentieren. Nach anfäng-
ten.
2) Plakate: Hier haben wir den Schülern Amphibienabbildungen gege-
licher Scheu, haben sie sie sogar angegriffen, und wir haben sie
sogleich in unser Programm mit eingebaut (Unterschied Reptilien –
ben, die sie den Kategorien Schwanzlurche/ Froschlurche/ Kröten/
Frösche zuordnen sollten. Das hat die Schüler auch nicht überzeugt,
Amphibien erklären).
+ Das Amphibien-Quiz ist sehr gut bei den Schülern angekommen. Wie
also haben wir es nach der ersten Gruppe wie bei 1) weggelassen.
Dann hatten wir noch ein Metamorphoseplakat eines Frosches hän-
erwartet haben sie gleich geschaut, ob von oben nach unten gelesen
ein Lösungswort zu erkennen ist. Anfangs gab es zwar mit einigen
gen. Das wurde von den Schülern gut angenommen, beziehungsweise haben sie es schon gekannt.
Worten Probleme (zB: Erosion, Selektion), die wir aber den Schülern
erklärt haben.
3) Am 1. Tag, mit den Studenten, haben wir sie im Tümpel „keschern“
lassen. Diese Idee mussten wir sogleich am nächsten Tag wieder auf-
Es war ziemlich schwierig, die vorbeigehenden Schüler von den
geben, da im Tümpel ein drastischer Wasserrückgang zu verzeichnen
Aquarien fernzuhalten, sogar die Studenten, deswegen kam es ja am
46
ersten Tag beim ersten Durchgang zu einer Gruppenverwechslung.
Manchmal muss man viel Geduld bewahren, wenn nicht gleich die
Amphibien- Quiz
erwarteten Antworten kommen, und alles in eine kleine Geschichte
verpacken, um aus den Schülern die richtige Antwort heraus zu
Welcher der hier erwähnten Effekte hängt nicht mit dem Hochwasser
zusammen? ?
Sedimentation und
Anpassung der
keine Schaffung von
Erosion prägen die Individuen verursacht neuen Lebensräumen
bekommen. Zum Beispiel: Stellt euch vor ihr seid ein kleiner Frosch
und wollt eure Eier ablegen. Wieso macht ihr das nicht im schnell fließenden Fluss? Doch im Allgemeinen hatten wir sehr gute/ interessierte und lustige Gruppen. Vor allem konnte man endlich mit Schülern
Landschaft
A
Stress und bewirkt
Selektion
H
G
eines Gymnasiums statt einer Volksschule arbeiten.
Welches dieser Amphibien verbringt sein ganzes Leben (Adulttier) in
Gewässernähe? ?
Literatur:
Fließende
Grenzen;
Lebensraum
Umweltbundesamt Wien, 1999.
Laubfrosch L
March-Thaya-
Seefrosch C
Erdkröte Z
Grasfrosch W
Auen,
Frösche, Kröten und Unken, Dominik Kieselbach, Bede-Verlag,
Ruhmannsfelden, 2000.
Die Form der Pupillen der Erdkröte ist....
elliptisch
rund
herzförmig
R
C
K
Die Amphibien Europas, Franck-Kosmos Verlags-GmbH & Co.,
Stuttgart, 1992.
Erdkröte, Grasfrosch und Springfrosch zählen zu den Explosivlaichern.
Warum nennt man sie so???
www.amphibien.at
www.saxonet.de
I - Die Männchen springen explosionsartig auf die Weibchen -> schneller Fortpflanzungserfolg
www.erdkroete.de
A - Die Fortpflanzung geschieht gleich nach dem Winter-> dauert nur
wenige Tage-Wochen
quadratisch
G
E - Männchen der oben genannten Amphibien besitzen extrem schnelle und fortpflanzungsfähige Samenzellen
Unken legen ihren Laich...
Ins freie Wasser ab
in die feuchte Erde
W
B
in Klumpen an
Wasserpflanzen
M
Lösungswort (von unten nach oben): M - A - R - C -H
47
Die vierdimensionale Au Raum- und Zeitnutzung der
.,
vogel
in den Marchauen
von Angelika Kirtz und Monika Sibila
Fachlicher Teil
Marchegg liegt an den March – Thaya – Auen. Diese sind reich an
unterschiedlichen Lebensräumen. Ackerland und Auwälder bedecken
die größten Flächen, doch gibt es auch gebietsweise andere Habitate.
Gewässer
Der größte Gewässeranteil entfällt auf den Hauptfluss March. Dazu
kommen zahlreiche Altarme, Altbetten und reliktäre Mäander, jährlich
überschwemmte Wiesen. Künstlich sind Fischteiche und kleine Sandund Schottergruben, die sich mit Grundwasser füllten zu erwähnen.
Wasser ist das verbindende Element für alle Lebensräume und der
bedeutendste Lebensfaktor für die auentypischen Tier- und
Pflanzenarten. Es ist daher nicht verwunderlich, dass gut 55% aller bisher in den March – Thaya – Auen nachgewiesenen Vogelarten direkt
oder indirekt auf das Vorhandensein von Gewässern beziehungsweise
auf die Überflutung der Lebensräume durch Hochwässer angewiesen
sind (Zuna – Kratky, 2000). Die Wasser-, Wat und Schreitvögel sind mit
gut einem Drittel am gesamten Artbestand des Gebiets beteiligt.
Gewässer stellen dabei in gleichem Maße Brut-, Nahrungs- und
Rasthabitate für unterschiedlichste Arten dar.
Im Flussbereich befinden sich die Brutvorkommen der Bewohner von
Sedimentbänken (z.B.: Flussuferläufer (Actitis hypoleucos),
Flussregenpfeifer (Charadrius dubius)) und Steilufern (z.B.: Eisvogel
(Alcedo atthis), Uferschwalbe (Riparia riparia)). In den angrenzenden
Augewässern bis hin zu den weit entfernten Restwasserlacken in der
Ackerlandschaft brütet die weite Palette der Taucher (z.B.:
Haubentaucher (Podiceps cristatus)), Enten (z.B.: Stockente (Anas
platyrhynchos), Tafelente (Aythya ferina), Reiherente (Aythya fuligula),
Knäkente (Anas querquedula), Krickente (Anas crecca)), Gänse (z.B.:
Graugans (Anser anser)), Rallen (z.B.: Blässhuhn (Fulica atra) ,
Teichhuhn (Gallinula chloropus)) und ans Wasser gebundene
Singvögel.
Sowohl Brut- als auch Durchzüglerbestände unterliegen starken
Schwankungen entsprechend der hydrologischen Dynamik des
Flusses. Brütende Wasservögel finden in den im Vorfrühling einsetzenden und stabil bleibenden hohen Wasserständen optimale
Bedingungen. Durchzügler erscheinen im März und April beziehungsweise im August und September. Im Winter stellen die eisfreien
Gebiete einen bedeutenden Winterrastplatz für Wasservögel dar.
Spätestens ab Ende November kommt es zum Einzug zahlreicher
Wintergäste aus dem Norden (Saatgans (Anser fabalis), Blässgans
(Anser albifrons), Kornweihe (Circus cyaneus), Rauhfußbussard
(Buteo lagopus)).
Zahlreiche Gewässer unterschiedlicher Ausprägung beherbergen eine
reichhaltige Sumpf- und Verlandungsvegetation. Schilfröhricht ist konzentriert auf die Verlandungsbereiche seichter Altarme. Es wird mit 51
48
Vogelarten gerechnet, die in den March – Thaya – Auen
Schilfbestände nützen (Zuna – Kratky et al., 2000). Röhrichte sind ein
großen Flüsse landwärts an die Weichholzaue an. Sie zählen zu den
struktur- und artenreichsten Waldgesellschaften Europas. Sie beher-
wichtiger Brutplatz für viele Vögel (z.B.: Schilfrohrsänger
(Acrocephalus schoenobaenus), Teichrohrsänger (Acrocephalus scir -
bergen alte Eichen, Ulmen und Eschen, die das Vorkommen von
stammkletternden Vogelarten fördern (Z.B.: Mittelspecht (Picoides
paceus), Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus), Feldschwirl
(Locustella naevia), Rohrschwirl (Locustella luscinioides),
medius), Kleinspecht (Picoides minor), Gartenbaumläufer (Certhia bra chydactyla), Kleiber (Sitta europea)) und zugleich ein lichtes
Rohrdommel (Botaurus stellaris), Zwergrohrdommel (Ixobrychus minu tus), Rohrammer (Emberiza schoeniclus), Braunkehlchen (Saxicola
Waldgefüge (z.B.: für Pirol (Oriolus oriolus), Feldsperling (Passer mon tanus), Grauschnäpper (Muscicapa striata), Turteltaube (Streptopelia
rubetra), Rohrweihe (Circus aeruginosus)), zusätzlich hat es eine wichtige Bedeutung als Schlafplatz (z.B.: Kornweihe (Circus cyaneus),
turtur)) mit üppiger Strauch- und
(Schwanzmeise (Aegithalos caudatus),
Schafstelze (Motacilla flava), Star (Sturnus vulgaris)). Sumpfflächen
mit Schlammbänken bieten wiederum zahlreichen Vogelarten einen
Gartengrasmücke
Nahrungsraum (z.B.: Graureiher (Ardea cinerea), Weißstorch (Ciconia
ciconia), Rotschenkel (Tringa totanus), Flussuferläufer (Actitis hypoleu -
Halsbandschnäpper (Ficedula albicollis), Trauerschnäpper (Ficedula
hypoleuca)) profitieren von alten Bäumen, die zahlreiche Baumhöhlen
cos),
Flussregenpfeifer
(Philomachus pugnax)).
aufweisen. Die nahe Lage am Fluss und damit zugleich in der Ebene
begünstigt weitere Arten wie Nachtigall (Luscinia megarhynchos) und
(Charadrius
dubius),
Kampfläufer
(Sylvia
borin)).
Krautschicht
aufweisen
Höhlenbrüter
(z.B.:
Wälder
Schwarzmilan (Milvus migrans).
Natürliche Weidenwälder säumen den Uferrand der Flüsse oder
Die Artenzahl von Vögeln der Waldökosyteme wächst um etwas 7 bis
7,5 Arten pro Verdopplungsschritt der Bezugsfläche (Richarz, 2001).
Altarme als sogenannte Weichholzau. Seine üppige Bodenvegetation
mit Schilf und hohen Stauden sowie eine dichte Strauchschicht
Die Gesamtzahlen der nach Bezzel, 1982 in großflächigen Wäldern
maximal zu erwartenden Brutvögeln reichen von 50 - 60 Arten
machen diesen Bereich sehr strukturreich. Hierdurch werden Bodenund Röhrichtbrüter (z.B.: Rohrammer (Emberiza schoeniclus),
(Fichtenwald) bis zu mehr als 100 Arten in Auwäldern. Diese Zahlen
gelten für den Gesamtraum Mitteleuropas und sind in der Regel nicht
Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris), Schlagschwirl (Locustella
fluviatilis), Fasan (Phasianus colchicus)) begünstigt. Die meisten
in einem einzelnen Waldstandort anzutreffen. Trotzdem macht es deutlich wie wichtig Wald für zahlreiche Vogelarten ist, aber auch dass dem
Vogelarten der Weidenwälder sind jedoch Gebüschbrüter, die hier sehr
zahlreich sind (z.B.: Pirol (Oriolus oriolus), Wacholderdrossel (Turdus
Auwald eine besondere Bedeutung zukommt.
Der Auwald wird in eine Weiche und in eine Harte Au unterteilt.
pilaris), Zilpzalp (Phylloscopus collybita), Mönchsgrasmücke (Sylvia
atricapilla), Nachtigall (Luscinia megarhynchos), Rotkehlchen
Hartholzauen schließen sich in den Überschwemmungsgebieten der
(Erithacus rubecula).
49
Manche Vogelarten können sowohl in der Harten als auch in der
Pappelforsten gewichen, die monotone und hallenförmige Bestände
darstellen. Dort ist die Artendichte sehr gering. Häufig werden diese
Weichen Au brüten. Sobald die passenden Strukturen vorhanden sind,
ist ein Nestbau möglich. Über 45% aller nistenden Vögel nutzen
Bestände als Nahrungsräume genutzt und nur in Ermangelung an
Brutplätzen von einigen Vogelarten besetzt (z.B.: Halsbandschnäpper
Bäume bzw. die Kraut- und Strauchschicht der Auwälder als Brutplatz
(Zuna – Kratky et al., 2000). Ausgedehnte Wälder beherbergen Reiher-
(Ficedula albicollis), Grauspecht (Picus canus), Buchfink (Fringilla coe lebs)) (Umweltbundesamt, 1993). Viele Vogelarten suchen allerdings
und Storchenkolonien (Weißstorch (Ciconia ciconia), Graureiher
(Ardea cinerea), Silberreiher (Casmerodius albus), darunter Kormoran
ihre Nahrung in den umliegenden Gewässer- und Kulturlandschaft.
(Phalacrocorax carbo)), die Brutplätze der meisten Greifvögel und vieler anderer Großvögel wie Schwarzstorch (Ciconia nigra) und Kolkrabe
Wiesen
Da die Bereiche des Nationalparks Donauauen unterhalb von Wien
(Corvus corax) befinden sich in den Wäldern.
und die Auen an der March noch weitgehend einer natürlichen
Dynamik unterliegen, kommen hier großflächige Auwiesen vor. Der
Die Auwälder stellten ursprünglich den bei weitem dominierenden
entscheidende ökologische Faktor für die Wiesen der Augebiete ist die
Überschwemmungsdynamik der March. Dieser Fluss fließt langsam,
Lebensraum des Gebiets March – Thaya – Auen dar. Der Großteil der
Wälder gehört zur „Harten Au“, die besonders in den nördlichen
ihre Hochwässer sind häufig, lang andauernd und bringen feine, nährstoffreiche Sedimente. So bilden sich Großseggenwiesen,
Bereichen einem besonderen pannonischen Typ angehört, den
Quirleschen – Stieleichen – Auen (Fraxino pannonicae-Ulmetum) mit
Queckenüberschwemmungswiesen, Straußgras – Flutrasen,
Brenndolden – Überschwemmungswiesen und We c h s e l f e u c h t e
eingestreuten Eichen.
Auenwiesen, je nach Standort und Länge der Überschwemmungsdauer.
Deutlich geringere Flächen nimmt die „Weiche Au“ ein, die vor allem in
flussnahen Gleitufer – Situationen sowie in verlandeten Augewässern
Als Sonderstandorte treten an schotterreichen Bereichen
Trockenrasen und selten auf salzhaltigen Böden Salzwiesen auf
stockt. Ihr Anteil nimmt Richtung Donau zu, unterhalb von Marchegg
stellt die „Weiche Au“ den dominanten Waldtyp dar. Ihre wichtigsten
(Abteilung Naturschutz, 2003).Weiters sind große Teile der Wälder
bereits durch den Menschen gerodet bzw. parkartig aufgelichtet wor-
Baumarten sind Silber- und Bruchweiden, Pappeln wie Silber- und
Graupappel sind in geringerem Ausmaß vertreten. Auf erhöhten
den und in Wiesen und Weiden umgewandelt
Plätzen stocken Bestände mit Hainbuche und Linde. In grundwasservernässten Randlagen der Au wachsen Schwarzerlen – Bruchwälder.
Die traditionelle Mahd bzw. Beweidung der Wiesengesellschaften
sichert ihre Artenvielfalt und macht sie für die typischen Wiesenvögel
In vielen Teilen der Au sind aber die Auwälder wirtschaftlichen
nutzbar (z.B.: Feldlerche (Alauda arvensis), Wachtelkönig (Crex crex),
50
Rebhuhn (Perdix perdix), Wachtel (Coturnix coturnix), Kiebitz (Vanellus
vanellus), Bekassine (Gallinago gallinago), Brachvogel (Numenius
unterschiedliche Lebensräume zu verschiedenen Zeiten benötigt. Zum
Beispiel ist der Seeadler (Haliaetus alicilla) zur Brutzeit auf hohe, alte
arquata), Rotschenkel (Tringa totanus), Schafstelze (Motacilla flava),
Braunkehlchen (Saxicola rubetra), Weißsterniges Blaukehlchen
Bäume im Auwald angewiesen. Dort errichtet das Pärchen ihren Horst.
Die Nahrung erbeuten sie hingegen sowohl in Wassernähe (z.B.: klei-
(Luscinia svecica cyanecula)). Als richtiger Wiesenbrüter benötigt der
Kiebitz die Wiesen als Brut-, Jungenaufzuchts- und Nahrungsort, das
ne Wasservögel) als auch auf offenen Wiesen (z.B.: Nagetiere) (Mebs,
1999).
heißt die Struktur zur Nestanlage und ein Mindestmaß an
Nahrungstieren, wie Insekten und deren Larven, Regenwürmer, aber
Zum Schlagen der Beute haben sie einen kräftigen Hackenschnabel
auch zumindest zeitweise ein nennenswerter pflanzlicher Anteil, muss
gegeben sein (Kooiker et al., 1997).
und krallenbewehrte Fänge. Störche und Reiher benötigen zum
Nestbau wiederum Bäume, um ihre Nahrung zu fangen, aber offene
Die ein- bis zweijährigen, meist extensiv genutzten Wiesen werden
Wiesen und seichte Gewässer. Um leichter ihrer Beute im Wasser oder
hohem Gras folgen zu können, besitzen sie lange Beine. So können
nicht vor Mitte Mai gemäht, eine Düngung wird aufgrund der nährstoffreichen Böden kaum praktiziert. Zur Nahrungssuche kommen viele
sie auch noch in tieferem Wasser stehen. Um die Beute besser packe
zu können, haben sie einen langen Schnabel und einen biegsamen
Vögel des Gebiets ohne regelmäßig gemähte Wiesen nicht aus (z.B.:
Weißstorch (Ciconia ciconia), Graureiher (Ardea cinerea), Graugans
Hals.
(Anser anser), Rotmilan (Milvus milvus), Schwarzmilan (Milvus
migrans), Wiedehopf (Upupa epops), Raubwürger (Lanius excubitor),
Der Löffler (Platalea leucorodia), der wie Störche oder Reiher zu den
Stelzvögeln gehört, hat zwar eine ähnliche Körpergestalt, aber durch
Wiesenweihe (Circus pygargus)). Aufgrund der jahreszeitlichen und
von Jahr zu Jahr stark schwankenden Wasserstände gestalten Über-
seinen an der Spitze abgeflachten Schnabel ein anderes
Nahrungsspektrum
und
somit
eine
andere
Form
der
flutungs- und Austrocknungsprozesse alljährlich andere Bedingungen
für die Brutvögel der Wiesen. Ein und derselbe Wiesenabschnitt kann
Nahrungsaufnahme. Reiher und Störche bauen beide Horste in hohen
Bäumen. Da jedoch Reiher biegsamere Flügel und dadurch einen
im Frühling voller Enten sein und im Herbst unter Bildung von
Schwundrissen völlig austrocknen. An derselben Stelle kann in einem
wendigeren Flug mit häufigem Flügelschlagen aufweisen, brüten sie in
eng stehenden und schmalen Bäumen.
trockenen Jahr ein Wachtelkönig (Crex crex), in einem feuchten Jahr
eine Löffelente (Anas clypeata) brüten (Zuna – Kratky et al., 2000).
Störche hingegen sind mehr Segelflieger, die seltener mit den Flügeln
So zeigt sich, dass verschiedene Lebensräume oft von mehreren
schlagen. Aus diesem Grund bevorzugen sie für ihre Horste freistehende, breite Bäume, wie alte Eichen. So haben sie auch gerne die
Vogelarten zur selben Zeit genutzt werden, aber auch eine Vogelart
Schornsteine als Ersatzbrutplätze angenommen. Doch auch andere
51
Vogelarten besitzen längere Beine und spitze, lange Schnäbel wie zum
Beispiel die Limikolen. Unter dieser Bezeichnung werden Vertreter
nen Verhaltensweisen und damit zu einer Einnischung, aber auch die
Bevorzugung eines gewissen Raums in einem Gebiet ist wichtig. Zum
mehrerer
Familien
zusammengefasst:
(Haematopodidae),
Stelzenläufer
und
Austernfischer
Säbelschnäbler
Beispiel haben sich unter den Spechten, von denen in den March –
Auen mehrere Arten gleichzeitig zu finden sind, nicht nur unterschied-
(Recurvirostridae), Regenpfeifer (Charadriidae) sowie Schnepfen
(Scolopacidae) (Krägenow, 1999). Diese besitzen aber unterschiedli-
liche Körpergrößen entwickelt, sondern jede Spechtart zeigt gewisse
Präferenzen im Bereich des Auwaldes und der Umgebung und gleich-
che Schnabelformen und Längen und auch die Beinlängen sind unterschiedlich. Je länger ein Schnabel ist, desto tiefer kann der Vogel damit
zeitig auch verschiedene Verhaltensweisen.
in den Boden dringen, beziehungsweise je länger die Beine sind, desto
tieferes Wasser kann er aufsuchen. So können sie je nach ihrer
Der Wendehals (Jynx torquilla) ist eher ein Brutvogel der Übergangsbereiche von Wiesengebieten zu Altholz – Beständen, wo Brutplätze
Schnabellänge oder Schnabelform unterschiedliche Beutetiere fangen
oder in verschiedenen Tiefen in den Boden hineinstochern.
im Wald und ergiebige Nahrungsgründe auf den Mähwiesen nahe beieinander liegen (Zuna – Kratky, 2000). Er ist von seiner Nahungssuche
Der Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta) weist sogar eine ganz
her eher ein untypischer Specht, da er mit seinem Schnabel
Ameisenhaufen bearbeitet, um mit einer langen Zunge die
andere Schnabelform auf: Seine Schnabelspitze ist leicht nach oben
gebogen. Mit diesem „Werkzeug“ gleitet er über den Schlammboden
Ameisenpuppen aus dem Inneren herauszuholen (Singer, 1997).
Diese Art ist auch der einzige Zugvogel unter den österreichischen
und „seiht“ Kleinstlebewesen aus dem Wasser. So „teilen“ sich diese
verschiedenen Vogelarten den Lebensraum Schotterbänke,
Spechten.
Schlammflächen und teilweise auch Wiesenböden.
So wie sich bei Limikolen und Stelzvögeln lange bzw. spitze Schnäbel
Grünspecht (Picus viridis) und Grauspecht (Picus canus) brüten in aufgelockerten Laub- und Mischwäldern mit Wiesenbeständen, wobei der
und lange Beinen für ein Stochern auf Schlammflächen oder Wiesen
entwickelt haben, findet man unter den hochspezialisierten
Grünspecht mehr an den Randbereichen bis zu den aufgelockerten
kulturlandreichen Abschnitten zu finden ist.
Schwimmvögeln unterschiedliche Formen von Schwimmbeinen.
Enten, Gänse, Säger und Kormorane besitzen Schwimmhäute zwi-
Der Schwarzspecht (Dryocopus martius) ist die größte Spechtart
Österreichs und legt mit kräftigen Schnabelhieben die im Holz leben-
schen den Zehen, die bis zu den Zehenspitzen reichen und eine
„Paddelplatte“ bilden. Lappentaucher hingegen besitzen an den Zehen
den Insekten frei. Er zimmert eine große Höhle mit hochovalem
Schlupfloch in großen Baumstämmen, bezieht aber auch gerne alte
verlängerte Lappen, die dieselbe Wirkung beim Schwimmen ausüben.
Höhlen. Er besiedelt vorwiegend totholzreiche Altholz – Bestände,
wobei vor allem Weichholz–Auen von großer Bedeutung sind (Zuna –
Unterschiedliche Körperformen sind Voraussetzung von verschiede-
Kratky, 2000).
52
Der Kleinspecht (Picoides minor) ist – wie der Name bereits ausdrückt
– die kleinste österreichische Spechtart. Er bevorzugt die weidenreiche
An der Wasserseite ausgedehnter Schilfbestände kommt der
Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus) vor. Der
Weichholz-Au, sucht eher die Blätter oder Zweige nach lebenden
Insekten oder Käfern, die unter der Rinde oder in Rindenritzen leben,
Teichrohrsänger
Schilfbestände,
ab anstatt zu hacken und errichtet seine Nisthöhle oft in relativ schwachen Ästen mit dem Schlupfloch an der Unterseite.
Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus) hingegen bevorzugt
dichte und teilweise geknickte Röhrichte, Seggenbestände, stauden-
Der Buntspecht (Picoides major) hackt wie der Schwarzspecht, hinge-
reiche Wassergräben und Verlandungszonen mit dichter Krautschicht
und Buschwerk.
gen zimmert er jedes Jahr eine neue Höhle, die aber deutlich kleiner
ist. Er ist mit seiner Habitatswahl nicht sehr wählerisch, von
Der Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris) brütet sehr selten im
Laubwäldern, Feldgehölzen bis zu Windschutzgürteln wird alles besiedelt. Der Mittelspecht (Picoides medius) hackt während der
Schilf, sondern an feuchten Standorten im Dickicht, an staudenbewachsenen Hängen, in überjährigen Brennnesselbeständen und heute
Nahrungssuche weniger intensiv als der Buntspecht, er liest oft
Raupen und andere Insekten vom Gezweig ab und baut seine Höhlen
seltener in röhrichtanschließenden Getreidefeldern.
oft in einem horizontalen Seitenast in einem alten Baum der Hartholz–
Au (Singer, 1997).
Der Gelbspötter (Hippolais icterina), der nahe mit den Rohrsängern
verwandt ist, bewohnt sie angrenzenden Auwälder (Streffer, 2003).
Auch die heimischen Rohrsängerarten, die fast alle den Röhrichtgürtel
Dieser Reihenfolge würde auch die unterschiedliche Bewegungsweise
der Rohrsänger entsprechen: Während Drossel- und Teichrohrsänger
und dessen nähere Umgebung besiedeln, haben sich durch spezielle
ökologische Nischen diesen Lebensraum“geteilt“, sodass sie auf ver-
geschickte Kletterer in der Vertikalen sind, turnen Schilf- und
Sumpfrohrsänger häufiger auch auf waagrechten Zweigen. Zusätzlich
hältnismäßig engem Raum nahe beieinander vorkommen können. Sie
bevorzugen die Verlandungszonen von Gewässern. Der Lebensraum
sind leichte morphologische Unterschiede zu erkennen: Drossel- und
Teichrohrsänger besitzen gegenüber den mehr landseitigen Arten län-
kann in einer habitatbezogenen Reihenfolge betrachtet werden. An der
offenen Wasserseite steht das Schilf noch tief im Wasser. Mehr und
gere abgeflachte Schnäbel, ausgeprägtere Klammerfüße, längere
Schwänze und breitere Flügel (Glutz 12/I, 1966 - 98).
mehr treten zum Ufer hin Übergänge vom schlammigen zum festen
Boden mit entsprechenden Veränderungen der Vegetation auf. Der
So ist jede Vogelart mit gewissen Formen des Körpers an den
Schilfwald wird nach und nach von dichten Stauden, Sträuchern und
Weidengebüsch abgelöst. In dieser Verteilung leben Drossel- und
Lebensraum, den er bewohnt, angepasst und gleichzeitig mit seinen
Lebensansprüchen so eingenischt, dass er neben anderen Vogelarten
Teichrohrsänger, gefolgt von Schilf- und Sumpfrohrsänger.
überleben kann.
(Acrocephalus scirpaceus) bewohnt kleinere
Röhricht
und
ufernahes
Gebüsch.
Der
53
Doch wenn mehrere Individuen einer Art ein Gebiet bewohnen, wird
dieses in Reviere eingeteilt. Besonders zur Brutzeit wird dieses mehr
Territorium gefasst. Es greift innerhalb einer Population über die einzelnen Territorien hinweg. Wichtig ist jedoch, dass gewisse Grundmuster
oder weniger stark verteidigt. Manche Arten bleiben das ganze Jahr
über territorial (z.B.: Rotkehlchen (Erithacus rubecula)), bei den mei-
eines Lebensraums in der Landschaft vorhanden sind: im Beispiel der
Feldlerche benötigt diese Art weite, ebene, offene Flächen, die wenige
sten Arten schwächt sich die Territorialität nach der Jungenaufzucht
immer weiter ab. Die räumlichen Grenzen eines „Territoriums“, also
Strukturen aufweisen.
Eine andere Lerchenart, die Heidelerche (Lullula arborea) hingegen
eines in irgendeiner Form vom Einzelvogel oder Vogelpaar verteidigten
Areals, lassen sich relativ genau abstecken, wenn individuell kenntli-
wird mehr in hügeliger, strukturreicher, halboffener Landschaft angetroffen (Ragger, 2000). Dadurch, dass dieses beiden Arten unter-
che Vögel möglichst kontinuierlich beobachtet und ihre Aufenthaltsorte
in kurzen Intervallen kartiert werden. Wesentlich schwieriger, zumeist
schiedliche Ansprüche an ihre Umgebung stellen, stehen sie ohne
Konkurrenzdruck zueinander, obwohl sie dieselbe Nahrung beanspru-
noch völlig unbefriedigend stellt sich der Versuch dar, im Freiland
ebenso genau die Grenzen des „Biotops“, des potentiellen Brut- und
chen.
Nahrungsareals einer Art festzulegen (Oelke, 1968). So beschreibt
Streffer, 2003, dass das Brut- und Nahrungsrevier bei vielen
Zeitliche Nutzung:
Jahreszeitlich:
Singvögeln, wie zum Beispiel beim Rotkehlchen (Erithacus rubecula)
oder der Kohlmeise (Parus major), nicht deckungsgleich sein müssen.
Die March – Thaya – Auen sind Teil des Alpen – Karpaten – Fensters,
in dem eine reichliche Zugvogelaktivität vorzufinden ist. Gerade die
Konflikte entstehen primär während des Singens und weniger bei der
Nahrungssuche. Das bedeutet der Nachbar darf sich zwar futtersu-
Flüsse Thaya und March dienen als Leitstrecke und Orientierung, die
zahlreichen Gewässer und Wiesen als Rastplätze. Seit dem Ende des
chender Weise im Revier aufhalten, darf aber nicht singen.
vorigen Jahrhunderts, dem Beginn der vogelkundlichen Überlieferungen aus dem Gebiet, konnten insgesamt 259 Vogelarten nachgewie-
Oelke, 1968 führt als Beispiel die Feldlerche (Alauda arvensis) an:
Freilandflächen von 5 – 10ha Größe stellen etwa das Minimalareal dar,
sen werden (Zuna – Kratky, 1999).
Somit sind in der Au unterschiedliche Vogelarten zu unterschiedlichen
auf dem, umgeben von Wald- oder Siedlungsland, das eine gewisse
einheitliche Höhe von 10 – 20 m aufweist, nach ein brütendes
Jahreszeiten anwesend.
Lerchenpaar anzutreffen ist. Sobald diese Randlinien niedriger werden, verringert sich auch der Abstand singender Feldlerchen zu ihnen.
Unter Zugvögeln versteht man Vogelarten, die alljährlich in ihre artspezifischen Winter- bzw. Brutgebiete ziehen (Meyers Lexikon, 1988).
Das lässt vermuten, dass die Feldlerche ein gewisses Grundmuster
von der Struktur ihres Lebensraums besitzt. Dieses Grundmuster ist
Es wird zwischen Langstreckenziehern (z.B.: Dorngrasmücke (Sylvia
communis), Gartenrotschwanz (Sylvia borin), Nachtigall (Luscinia
flächenmäßig und räumlich weiter als das effektiv messbare
megarhynchos), Pirol (Oriolus oriolus), Kampfläufer (Philomachus pug 54
nax)) und Kurzstreckenziehern (z.B.: Rotkehlchen (Erithacus rubecu la), Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla), Zaunkönig (Troglodytes tro -
Wiesenpieper (Anthus pratensis), Rotkehlchen (Erithacus rubecula),
Bachstelze (Motacilla alba)). Strichvögel sind Arten, unter denen eini-
glodytes), Kiebitz (Vanellus vanellus)) unterschieden. Unter den Begriff
Zugvögeln fallen Wintergäste, Sommergäste, einige Brutvögel,
ge Individuen im Gebiet bleiben, während andere, besonders die
Jungvögel, ein neues Gebiet in der weiteren Umgebung suchen (z.B.:
Teilzieher und Durchzügler. Brutvögel bezeichnet man Arten, die sich
im Gebiet verpaaren, brüten und Junge großziehen. Wintergäste sind
Seeadler (Haliaetus albicilla), Mäusebussard (Buteo buteo)).
diese Arten, die die Wintermonate in unserem Gebiet (Österreich) verbringen und hier nicht brüten (z.B.: Merlin (Falco columbarius),
Unter Durchzüglern versteht man Arten, die nur während der
Zugperiode in unserem Gebiet vorkommen und kurz Rast machen
Kornweihe (Circus cyaneus), Raufußbussard (Buteo lagopus)).
(z.B.: Rotdrossel (Turdus iliacus),. Bergfink (Fringilla montifringilla),
Spießente (Anas acuta), Zwergstrandläufer (Calidris minuta)).
Sommervögel sind solche, die die Sommermonate hier verbringen
und nicht brüten (z.B.: für March – Thaya - Auen: Silberreiher
Aus diesem Grund kann eine Vogelart immer nur für ein bestimmtes
(Casmerodius albus), Löffler (Platalea leucorodia)). Im Winterhalbjahr
sind neben den Stand- und Strichvögeln die Wintergäste und
Gebiet (z.B.: ein Land) beschrieben werden. Sehr einfach ist eine
Verbreitungskarte der Rauchschwalbe (Hirundo rustica) in Europa zu
Durchzügler aus dem Norden bei uns.
erstellen. Diese Art brütet außer in den Bergen und dem äußersten
Norden Skandinaviens auf dem ganzen Kontinent. Im Winter taucht sie
Unter Standvögeln versteht man Arten, die das ganze Jahr in einem
Gebiet vorzufinden sind. Eine „Standvogel“eintragung in einer
in Europa überhaupt nicht auf. Im Gegensatz ist die Karte des
Wiesenpiepers (Anthus pratensis) viel differenzierter. In den meisten
Verbreitungskarte bedeutet aber nicht immer, dass die Vögel in diesem
Gebiet überhaupt nicht wandern, sondern nur, dass diese Art das
Teilen Europas ist er ein Teilzieher, während er in Skandinavien nur
Sommervogel und auf der Iberischen Halbinsel nur Wintergast ist
ganze Jahr über dort anzutreffen ist. Abgesehen von den echten
Standvögeln, die immer im selben Gebiet leben, kommen nämlich
(Gooders, 1999).
gleichzeitig auch wegziehende Sommervögel der gleichen Art vor, die
durch Wintergäste derselben Art aus dem Norden und dem Osten
Auf diese Weise ist es schwierig, das Jahr der Zugvögel allgemein zu
beschreiben. Jede Art hat einen gewissen Jahresrhythmus. Aus die-
ersetzt werden (Gooders, 1999).
sem Grund möchte ich mich auf einen bestimmten Zugvogel konzentrieren, der aber die Regel des Zugvogeljahres gut zeigt:
Solche Arten werden unter dem Begriff Teilzieher geordnet, d.h. es
handelt sich um Arten, von denen einige Tiere als Standvögel das
ganze Jahr anwesend sind, andere aber wegziehen (z.B.:
55
Weißstorch (Ciconia ciconia).
Der Weißstorch ist einer der Vogelarten, der in allen Bereichen der Au
Feuchtgebieten, Wiesen und auf Feldern. Die Nahrung besteht aus
Regenwürmern, Insekten, Mäusen, Fröschen, Eidechsen, Schlangen,
zu finden ist. Aus diesem Grund und daher, dass er ein allgemein
bekannter Zugvogel ist und auch noch groß ist, ist er als Beispiel zur
(tote) Fische und Kleinvögel (Singer, 1997). Ende März/ Anfang April
kehrt zuerst das Männchen zu seinem Brutplatz zurück und wartet auf
Erklärung des Jahrgangs eines Zugvogel besonders gut geeignet.
Abgesehen von Osteuropa ist er noch inselartig in Europa verbreitet.
das eine Woche später ankommende Weibchen. Durch ausgiebiges
Schnabelklappern und Verbeugungsrituale wird der Partner begrüßt
In den March – Thaya – Auen wurden im Jahr 1994 78 Brutpaare
gezählt (Abteilung Naturschutz, 2003). Der Weißstorch erreicht eine
und die Bindung gestärkt. Sie gehen eine monogame Saisonehe ein.
Jeder Vogel ist eher seinem Nestplatz treu als dem Partner. Das Nest
Körperlänge von 100 – 115 cm und eine Flügelspanne von 195 – 215
cm. Er hat ein überwiegend weißes Gefieder, die Hinterflügel sind kon-
wird möglichst frei auf hohen Bäumen, Dächern, Strommasten oder
Türmen errichtet. Im April beginnt das Legen der Eier. Ein Gelege
trastreich schwarz abgesetzt. Schnabel und Beine sind bei Altvögeln
rot, bei Jungvögeln braun oder schwarz.
besteht aus 3 – 5 Eiern, die Brutdauer liegt bei 33 Tagen. Beide
Geschlechter bebrüten die Eier und kümmern sich um den
Sein Brutgebiet liegt in einer offenen bis halboffenen Landschaft mit
feuchten Niederungen und Flusstälern, das Nahrungsgebiet in
Nachwuchs. Nach 53 – 55 Tagen sind die Jungen flügge (Gooders,
2001). Nach 70 Tagen sind sie selbständig (Krägenow, 1999). Im
Sommer wird auf den Feldern und Wiesen reichlich Nahrung gesammelt und die Federn teilgemausert.
Der Herbstzug beginnt Ende August/ Anfang September. Die
Zugscheide verläuft von Nordwest nach Südost. Die Weißstörche
umfliegen das Mittelmeer, daher gibt es Konzentrationen am Bosporus
und über Gibraltar (Svensson, 1999). Der Herbstzug nach Afrika dauert jedoch doppelt so lange wie der Frühjahrszug zurück nach Europa.
Dies geschieht nicht durch eine schnellere Fluggeschwindigkeit oder
längere Flugstrecken (es werden vom Storch dieselben Strecken im
Frühjahrs- wie im Herbstzug zurückgelegt und pro Tag im Durchschnitt
120 km zurückgelegt (Storch et al., 1997)), sondern durch ein vermehrtes Einlegen von Rasten und einen längeren Aufenthalt an den
Rastplätzen.
56
Die intensive landwirtschaftliche Nutzung ehemals feuchter
Niederungen (Entwässerung, Grünlandumbruch, Pestizideinsatz) führ-
Zuggewohnheiten besonders der Teil- und Kurzstreckenzieher in den
letzten Jahren so zu beeindrucken, dass einige Zugvögel inzwischen
te zu umfassenden Lebensraum- und Nahrungsverlusten und damit zu
dramatischen Bestandseinbrüchen. Daneben gibt es zahlreiche
bis zu einer Woche früher bei uns eintreffen. Es besteht die
Vermutung, dass Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca) teilweise
Verluste durch Kollision mit Freileitungen und Windkraftanlagen bzw.
Bejagung im Überwinterungsgebiet. Ihr Schutz kann durch die
dazu „gezwungen“ sind, da sich in unseren Breitengraden die
Vegetationsperiode in den letzten vier Jahrzehnten um fast eine
Erhaltung großflächiger Feuchtwiesen und Auen und durch eine
Extensivierung der Landwirtschaft erreicht werden. Freileitungen müs-
Woche nach vor verschoben hat, und somit Raupen, die die jungen
Pflanzen als Nahrung benötigen, aber gleichzeitig die Nahrung von
sen entschärft werden und Windkraftanlagen in solchen Gebieten
errichtet werden, in denen kein Zug stattfindet (Richarz et al., 2001).
zahlreichen Jungvögeln darstellen, früher in Massen zur Verfügung
stehen. Das bedeutet, dass nur solche Vögel, die früher nach Europa
In unseren Breitengraden ist im Frühjahr das Klima für die
zurückkommen und somit früher mit der Jungenaufzucht beginnen,
mehr Junge durchbringen. (Grossman, 2004).
Jungenaufzucht geeigneter als im heißen Afrika. Auch die Nahrung ist
hier mehr vorhanden. Die meisten Zugvögel haben Nesthocker als
Jungtiere, die die Körpertemperatur nicht alleine halten können. Sie
sind auf die Brutfürsorge der Eltern angewiesen. So sind zu heiße,
Auch zeigen sich Tendenzen, den Wegzug hinauszuzögern bzw. die
Zugstrecke zu verkürzen. Bei der Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapil -
aber auch zu kalte Klimate für viele Brutvögel nicht förderlich. Im
Herbst wird es bei uns kühler. Andererseits fehlt durch die kalte
la) ist sogar eine Veränderung der Zugrichtung in ein neues
Winterquartier beobachtet worden. Vor allem aus dem westlichen
Jahreszeit vielen Insektenfressern ausreichend Nahrung in den
Wintermonaten, da sich diese verkriechen oder absterben. Auch
Mitteleuropa wandern die Vögel in zunehmendem Maße in nordwestlicher Richtung nach Südengland und Irland. Das lässt sich wahrschein-
Amphibien und Reptilien sind in ausreichendem Maße nicht vorhanden, die meisten Gewässer frieren im Winter zu. Nahrung als limitie-
lich daher erklären, dass in Südengland die Bewohner vermehrt an
Futterhäuschen leichter Nahrung zugänglich machen, aber auch dass
render Faktor
das Klima wärmer geworden ist (Streffer, 2003).
Für den Zug lässt sich zum Beispiel daran erkennen, dass, wenn in
Tiergärten freilebende, nicht geschnittene Weißstörche regelmäßig
Tageszeitlich:
Vögel haben nicht nur eine jahreszeitliche Uhr, sondern auch eine
gefüttert werden, die Tiere das ganze Jahr über dort bleiben, obwohl
sie wegfliegen könnten (Richarz et al., 2001). Allerdings scheinen auch
tageszeitliche. Die Aktivität ändert sich über den Tag. Die meisten
Vogelarten haben zwei Hauptaktivitätszeiten-am Morgen und am
mildere Winter - oder ein besseres Nahrungsangebot - die
Abend. Um die Mittagszeit legen sie eine Ruhephase ein. Diese
57
Aktivitätsphasen lassen sich am besten bei den Singvögeln im
Frühjahr mit den Gesängen erkennen. Doch auch bei Nicht –
(Lanius collurio) zu singen. Am Abend lässt sich die umgekehrte
Reihenfolge beobachten (Streffer, 2003). Aber es gibt auch Vogelarten,
Singvögel können diese Aktivitätsmuster beobachtet werden. Wann
diese Zeiten sind, ist artspezifisch. Generell gibt es die Regel, je früher
die in der Nacht sind z.B.: Wachtelkönig (Crex crex), Ziegenmelker
(Caprimulgus europaeus), Heidelerche (Lullula arborea) und Triel
ein Vogel zu singen beginnt, desto später hört er am Abend wieder auf
(Streffer, 2003).
(Burhinus oedicnemus) beginnen oft sehr zeitig in der Früh oder sehr
spät zur Dämmerungzeit.
In der Regel singen bei unseren heimischen Singvögeln hauptsächlich
Fachdidaktischer Teil
die Männchen. Zum Beispiel beginnen in einem Wald sehr früh am
Morgen, oft noch bevor die Sonne aufgegangen ist, Rotkehlchen
(Erithacus rubecula), Amseln (Turdus merula) und Singdrossel (Turdus
philomelos) zu singen. Manchmal führt auch ein Zaunkönig
(Troglodytes troglodytes) das Konzert an. Zuerst ist der Gesang ein
wenig verhalten, wird aber mit der Zeit kräftiger. Hier kann das
Phänomen der „Vogeluhr“ gesehen werden: Bestimmte Arten beginnen
im gleichbleibenden Zeitabstand vor Sonnenaufgang zu singen.
Trotzdem gibt es zeitliche und regionale Verschiebungen sowie individuelle Varianten. Auch wird das morgendliche Konzert zum Ende der
Gesangsperiode (Juni/ Juli) kürzer. Die „Vogeluhr“ ist kein streng festgelegter Zeitplan. Doch selten singt ein Buchfink (Fringilla coelebs) vor
einer Amsel (Turdus merula) oder ein Feldsperling (Passer montanus)
vor einem Rotkehlchen (Erithacus rubecula). Nach und nach stimmen
die anderen Vogelarten ein: verschiedene Grasmücken, Kleiber (Sitta
europaea), Meisen, Zilpzalp (Phylloscopus collybita), Buchfink
(Fringilla coelebs) und Grünfink (Carduelis chloris).
In der Biologiedidaktik wird großer Wert auf die originale Begegnung
und auf Handlungsorientierung gelegt (Finck 2004). Der Unterricht im
Freiland und die Nutzung von außerschulischen Einrichtungen soll vor
allem die unmittelbare Begegnung mit der Umwelt fördern.
(Eschenhagen et al. 2001). In diesem Zusammenhang sind gewiss die
außerschulischen Einrichtungen wichtig, aber noch entscheidender ist
das Erlebnis in der Natur selbst. Der Zoo zum Beispiel ist ein Ort, in
dem mit in der Natur bedrohten Tierarten dem Menschen der Zustand
der Natur bewusst gemacht wird, er ist sozusagen ein Werbeträger
(Poley, 1993). In der Natur selbst kann jedoch der direkte Zugang
geschaffen werden. In Eschenhagen et al., 2001 werden mehrere
Ebenen der Naturbegegnung beschrieben. Vom einfachen „Natur erleben“, von dem der Lernprozess ausgeht, über „Natur beschreiben“,
„Natur erklären“ und „Natur verstehen“ zu einem „Umweltbewusstsein“,
das in der Handlungsebene endet und gleichzeitig wieder zum „Natur
erleben“ zurückgeht.
Wir würden diesen Prozess nicht nur als Kreislauf ansehen, sondern
Mit dem Sonnenaufgang beginnen Stare (Sturnus vulgaris) und
Sperlinge, Waldlaubsänger (Phylloscopus sibilatrix) und Neuntöter
als eine Spirale, den das weitere „Natur erleben“ passiert auf einer
höheren Ebene mit einem besseren Verständnis, da es auf dem alten
58
Wir haben die Vogelstation mit
dem Thema „Die vierdimensionale Zeit- und Raumnutzung der
Vögel in der Au“ gewählt. Dazu
haben wir folgende Überlegungen zu diesem Thema angestellt:
Jede Vogelart ist mit gewissen
Formen des Körpers an den
Lebensraum, den er bewohnt,
angepasst und gleichzeitig mit
seinen Lebensansprüchen so
eingenischt, dass er neben anderen Vogelarten überleben kann.
An Lebensräumen in der Au
haben wir Wasser, Wald, Wiese,
Schilf, und Hecken. Uns war es
Prozess aufbaut und für einen weiteren Platz macht. In diesem
Zusammenhang eignen sich Vögel besonders gut. Diese Tiere sind
wichtig den Schülern die Lebensräume der Au zu zeigen und gleichzeitig den Bezug zu Vogelkörperformen und ihre Anpassung an den jewei-
einerseits teilweise optisch sehr auffallend, was für uns Augentieren
sehr vorteilig ist, und andererseits fallen uns häufig ihre
ligen Lebensraum herzustellen. Somit haben wir ein Arbeitsblatt
erstellt, auf dem Lebensräume der Au schematisch eingezeichnet sind.
Lautäußerungen, speziell ihre Gesänge, auf. Also haben wir uns entschlossen, das Thema Vögel in der Au für eine 3. Klasse mit ca. 30
Am oberen Rand des Blattes haben wir die Silhouetten sechs klassischer Vogelaubewohner eingezeichnet und den Namen des Vogels
Schülern zu präsentieren.
darunter geschrieben. Wir hatten an Vögeln: Storch, Ente, Reiher,
Seeadler, Rohrsänger, Wasserläufer, Specht, und Lerche.
Die Schüler sollen zu von uns vorbereiteten Stationen geführt werden
und dazu werden sie in sechs Gruppen eingeteilt. Für jede Gruppe
Das erste Lernziel dieses Arbeitsblattes war es, das Kinder an Hand
bleibt 30 Minuten Zeit pro Station. Insgesamt sind es sechs Stationen.
der Vogelsilouette Überlegungen anstellen sollten wo und warum sich
59
der Vogel aufgrund seiner anatomischen Gegebenheiten aufhalten
würde. Dazu haben wir eben Vogelarten gewählt, die leicht zu erken-
die meisten Vögel mit mehreren Lebensraumkreisen umgeben waren.
Unser drittes Lernziel war es denn Schülern begreiflich zu machen,
nende Körpermerkmale aufzeigen, wie zum Beispiel langer Schnabel
für Fische fangen oder lange Füße um tiefer im Wasser zu stehen.
dass all diese Räume gleichzeitig unter Naturschutz gestellt werden
müssen, damit Vögel überleben können. Dies war auch gleichzeitig
unsere Take- Home Message.
Wie haben wir das ganze nun methodisch aufgearbeitet?
Auch war es uns wichtig, dass den Kindern die Vögel von Haus aus
bekannt sind. Wir wollten ihnen keine neue Vogelarten beibringen. Die
Materialen
Vogelbücher,
Kinder sollen sich über bekannte Arten mehr Gedanken machen und
sich ins Bewusstsein rufen, warum der Storch lange Beine und langen
Arbeitsblätter
Buntstifte
Schnabel hat und ob es vielleicht dazu einen Bezug gibt warum er
Fische oder Frösche ist. Mit Buntstiften, deren Farbe stellvertretend für
Vogelfotos
Durchführung
den Lebensraum war, sollten die Kinder die Vögel am Arbeitsblatt die
zum Beispiel am Wasser zu finden sind, blau einkreisen.
Die Station in Marchegg haben wir so gewählt, dass in unmittelbarer
Nähe alle Lebensräume wie Wald, Wiese und Wasser vorhanden
Das zweite Ziel des Arbeitsblattes war es zu erkennen, dass die ausgewählten Vögel nicht nur einen in einem Lebensraum vorkommen,
waren. Wir haben auf ein Leintuch verschiedenen Bücher, Vogelbilder
und Federn gelegt und somit war unsere Station markiert.
sondern mehrere haben um ihren Bedürfnissen wie Nahrung,
Schlafen, und Fortpflanzung nachzukommen. Der Storch zum Beispiel
Da ein gutes Merkmale der Vögel der lauter Gesang ist, wollten wir
hiermit den ersten Zugang zu Vögeln für Schüler aufbauen. Wir haben
kommt nicht nur am Wasser vor, sondern sucht auch Nahrung auf der
die Schüler nach der Begrüßung gebeten sich hinzusetzen, die Augen
zu schließen und dem Vogelgesang zu lauschen. Danach wurde die
Wiese und baut sein Nest am Baum.
Somit bekommt er also am
Frage gestellt „Warum Vögel singen“. Vögel singen um ihr Revier
abzugrenzen und ein Revier stellt einen Lebensraum dar und mit die-
Arbeitsblatt einen grünen Kreis für
Wiese, und einen Braunen Kreis für
ser Brücke wollten wir den Übergang zu unserer nächsten Frage
Stellen: „Wenn ihr ein Vogel wärt, wo würdet ihr euch in der Au aufhal -
Wald.
ten? Dabei haben wir bewusst solange auf die Antworten gewartet, bis
wirklich alle Lebensräume erwähnt worden sind.
Am
Ende
unseres
Stationsprogramms sollten die Kinder
Nach Beantwortung dieser Frage haben wir unsere Arbeitblätter und
mit dem Arbeitsblatt erkennen, dass
Buntstift ausgeteilt, und sind somit zum ersten Lebensraum, dem
60
Wasser gegangen. Wir haben die Kinder aufgefordert sich das Wasser
und dessen Uferbereich genau anzuschauen, und gebeten sich zu
mals eingekreist war. Wir wollten somit die Gruppe daraufhin führen,
dass immer mehrere Lebensräume unter Naturschutz gestellt werden
überlegen, welcher Vogel vom Arbeitsblatt hier her kommen würde und
warum. Nachdem wir auf den Arbeitsblatt nur Vogelsilouetten hatten,
müssen, damit Vogelarten eine Chance haben zu überleben. Dies war
auch unser Take-Home Message für die Schüler und gleichzeitig für
haben wir bei jedem einzelnen Vogel, der von den Kindern gerufen
wurde, ein schönes Foto hergezeigt um die anatomischen
uns Betreuenden die Evaluierung. Bei richtiger Beantwortung der letzten Frage war für uns dann klar, dass die Kinder verstanden haben wie
Körpermerkmale besser zu vergegenwärtigen. Haben die Kinder zum
Beispiel gerufen „ Der Seeadler kommt hier her um Fische zu fangen“
Vögel die Au und was sie von der Au für ihr Leben nutzen.
fragten wir wie er den Fische fängt, und haben sie aufgefordert das
Foto vom Seeadler genau zu betrachten, bis sie eben erkannten dass
Reflexion
Insgesamt hatten wir sechs Gruppen, die unsere Station besucht
der Seeadler seine Beute mit den Füssen und den langen Krallen
greift. Alle Vögel, deren Lebensraum Wasser war wurden mit der Farbe
haben. Unser Einstieg mit den Vogelstimmen war nicht so einfach, da
es sehr viele Gelsen gab, und die Schüler sich sehr schwer getan
blau eingekreist.
Danach gingen wir zum Lebensraum Wald und haben
die gleiche Frage wieder gestellt: „Welcher Vogel
kommt hierher und warum“. Und hier ist den Kindern
schon aufgefallen dass der Seeadler zum Beispiel
auch am Wasser und im Wald vorkommt, weil er hier
sein Nest baut. Die Vögel die zum Lebensraum Wald
gehörten, wurden braun eingekreiselt.
Im Lebensraum Wiese wurde dieselbe Frage wiederholt und somit das Arbeitsblatt vervollständigt, indem
jeder Vogel einen grünen Kreis bekam, der in der
Wiese zu finden war. Nun hatte jeder Vogel seine
Kreise, und nachdem wir eben Vögel gewählt haben
die mehrer Lebensräume haben wurden die Kinder
bei der Endbesprechung gefragt was das zu bedeuten hat, wenn ein Vogel auf ihrem Arbeitsblatt mehr61
haben den Vogelstimmen zuzuhören und sich darauf zu konzentrieren,
da sie ununterbrochen gestochen wurden. In den verschiedenen
Lebensräumen haben die Schüler mit den Arbeitsblättern sehr schnell
erkannt, wie die Vögel angepasst sind und erstaunlich war wie viel sie
eigentlich wussten über das Nahrungsaufnahme und den Nestbau einzelner Vögel. Es gab kaum jemanden der unsere ausgewählten
Vogelarten nicht kannte. Die Gruppen waren sehr unterschiedlich in
der Dynamik, aber im Allgemeinen waren alle sehr interessiert und sind
auf unsere Fragen eingestiegen. Uns hat erstaunt dass sie relativ
schnell unsere Take -Home Message: „ Mehrere Lebensräume unter
Naturschutz stellen„ verstanden haben. Manche wollten sogar wissen,
welche Auswirkungen es auf die Vögel hat, wenn die Wiese gemäht
wird.
Im Allgemeinen hat bei uns alles geklappt. Das einzige was wir uns
gewünscht hätten, wäre dass der eine oder der andere Vogel doch an
uns vorbei geflogen wäre, doch diese blieben lieber in den Bäumen sitzen und zwitscherten vergnügt vor sich hin.
Zusammenfassung
Literatur:
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indem man die Lebensräume mit den Kindern in der Au besucht, soll
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offenen Land. AULA – Verlag, Wiesbaden.
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gestellt werden müssen, um Vögeln eine Überlebenschance zu
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63
Einfach urgeil !
Feedback der
schulklasse
3C der Dominikanerinnen
zusammengefasst von Erich Eder
Merke: Besonders Knaben geben oft zwar ehrliche, aber statistisch nicht
sehr gut verwertbare Antworten auf die Frage “Welche drei (!) Stationen
haben dir am besten gefallen?”.
64
Statistik
Welche drei Stationen haben dir am besten gefallen?
%
Wie so oft beurteilen die Kinder nach Sympathie zu den Tieren und
weniger nach der didaktischen Qualität der Vortragenden -was sie
auch selbst betonen:
Besonders stark fällt dieses Jahr die unterschiedliche geschlechtsspezifische Präferenz auf: Buben haben heuer besonders Gefallen an den
Schlangen gefunden (ein Blick auf das Bild rechts mag zum
Verständnis beitragen). Übrigens haben wir seit langem wieder die
Schlingnatter (Coronella austriaca, Bild rechts) in Marchegg gefunden
- und gleich ein Pärchen in flagranti... In der Gesamtwertung gelangten
die Reptilien aber nicht unter die ersten drei - sie liefen ohnehin außer
Konkurrenz, weil sie diesmal nur inoffiziell von unserem Gast Judith
Schuhböck präsentiert wurden.
65
Die essbaren Pflanzen sind fast jedes Jahr ein Hit, heuer vor allem bei
den Mädchen - aber auch die Buben waren vom Brennnessel-Essen
tet, aber hohe Erinnerungswerte: JedeR dritte SchülerIn schreibt sinngemäß, er/sie würde sich nun immer merken “wie Tiere im und am
angetan. Vielen Kinder schreiben beeindruckt darüber, wie leicht man
Bärlauch mit giftigen Pflanzen verwechseln kann. So hat diese Gruppe
Wasser leben”:
auch in der Gesamtwertung Platz 1 errungen!
Platz 2 geht dank der Mädchen an die ebenso herzigen wie didaktisch
gut aufbereiteten Amphibien, Platz 3 an die Urzeitkrebse: Der multimodale Ansatz (Phantasiereise und Keschern) hat offenbar einen
nachhaltigen Eindruck hinterlassen - abgesehen davon, dass Urzeitkrebse derzeit bei allen Kindern “in” sind...
Zusammenfassend für die Gesamtstimmung der Schulklasse zwei
repräsentative Kommentare:
Scheinbar weit abgeschlagen zwei Gruppen, deren Performance mir
persönlich besonders gut gefallen hat: Tierspuren und “Leben an Land
und Wasser”. Lag ich mit meiner Einschätzung ihrer didaktischen
Qualität total daneben? Offenbar nicht ganz:
Was war für dich neu? Was wirst du dir merken?
Während die Kinder bei der Reihung der Stationen vorwiegend ihrer
Sympathie folgten, kamen bei der inhaltlichen Abfrage mit überwältigender Mehrheit Fakten von der Tierspuren und Land/Wasser-Gruppe:
Die wesentliche “Take-Home-Message” der TierspurenGruppe war, dass es wesentlich mehr Tier- als Pflanzenarten
gibt. Fast 50% der SchülerInnen erwähnen dieses Faktum
explizit
in
ihren
Notizen. Ähnlich bei
dem komplexenThema
“Leben an Land und
Wasser”: Emotional
Wer im Mai 2004 in Marchegg war, wird vor allem letzterem nur schaudernd zustimmen können - wir werdendie künftigen Termine etwas frü-
nicht sehr hoch bewer-
her ansetzen, um dem Martyrium zu entkommen...
66
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