36 MULTIMEDIA Streaming: Musik hören, ohne sie Musikfans haben neu am Computer die Wahl: Sie können Titel herunterladen oder direkt abspielen (streamen). saldo erklärt die Vor- und Nachteile dieser Art des Musikhörens. M usik-Downloads verlieren an Bedeutung, sagen Kenner der Branche. So hat das Pariser Umfrageinstitut Mediametrie im letzten Herbst ermittelt, dass in Frankreich das Streamen von Musik das Herunterladen bereits überholt hat. So funktionieren Streaming-Dienste: Die Anbieter legen riesige Musiksammlungen auf ihren Servern an. Daraus können Nutzer übers Internet zugreifen und Songs nach Belieben abspielen, also «streamen», ohne sie zu speichern. Dies hat den Vorteil, dass der Musikinteressierte auf eine grosse Sammlung zugreifen kann, ohne Speicherplatz belasten zu müssen – und das in der Basisversion fast überall kostenlos. Die Dienste finanzieren sich durch Werbung oder Mitgliedschaften mit zusätzlichen Möglichkeiten gegen Bezahlung (siehe Tabelle). Zum Beispiel mit App-Anwendungen im Abonnement, die es erlauben, Musik auch ohne Internet über das Handy zu hören. len oder eigene Listen zusammenstellen. Doch die Musik lässt sich gratis nur Musikkonzerne erhalten Entschädigung für gestreamte Titel Simfy und Soundshack im Vergleich Anders als bei unbezahlten Downloads verdienen die Plattenfirmen am Streaming etwas. Grosse Konzerne wie EMI, Universal Music, Sony und Warner haben mit den Streaming-Anbietern ausgehandelt, dass sie für jeden gestreamten Titel eine Entschädigung erhalten. Streaming-Dienste haben aber Nachteile. Nutzer können zwar nach Belieben Einzeltitel, ganze Alben abspie- via Computer oder Handy mit Internetanschluss hören. Ein Abspeichern auf Anbieter Simfy.ch Soundshack.ch Titel gratis verfügbar 7,6 Millionen keine Titel kostenpflichtig verfügbar 8 Millionen Rund 8 Millionen Anzahl registrierter Nutzer 14 000 Weniger als 10 000 Kostenlose PremiumProbezeit 7 Tage 7 Tage Kosten Premium 1 Monat Fr. 14.50 Fr. 14.90 Kosten Premium 6 Monate Fr. 79.50 Fr. 79.– Apps für iPhone, iPod iPhone, iPod Touch, iPad Touch, iPad und Android und Android der Festplatte oder einem MP3-Player ist unmöglich. In der Schweiz haben letztes Jahr zwei StreamingDienste gestartet. Einerseits hat der deutsche Anbieter Simfy.de im August einen Schweizer Ableger lanciert. Zum anderen hat der Medienkonzern Tamedia im November Soundshack.ch ins Leben gerufen. Die beiden Anbieter verfolgen eine unterschiedliche Strategie: n Simfy.ch offeriert ein Gratisangebot mit Werbung sowie die Möglichkeit, ein Premium-Angebot ohne Werbung und Handy-App zu abonnieren. n Soundshack.ch setzt ganz auf zahlende Nutzer. In † Nr. 4 I 2. März 2011 MULTIMEDIA 37 zu speichern LESER FRAGEN, SALDO ANTWORTET INTERVIEW gAbi K oPP Der Basler Buchautor David Bauer beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit dem Wandel der Musikindustrie. Seines Erachtens hat das Streamen von Musik eine grosse Zukunft. Zusammenarbeit mit «20 Minuten mobile» will man vor allem Handynutzer gewinnen. Ob diese Strategie aufgehen wird, ist fraglich, weil Simfy.ch ebenfalls mit einem grossen Schweizer Angebot wirbt und etwa gleich viele Titel zählt (siehe Tabelle). n Daneben gibt es ausländische Dienste, die Schweizer Konsumenten ebenfalls nutzen können. Dazu gehört etwa Grooveshark.com mit der Premium-Handy-App «Grooveshark Anywhere» für 9 Dollar. Zumindest teilweise kostenlose Musik bieten auch Deezer.com oder Lastfm.de. Mirjam Fonti 2. März 2011 I Nr. 4 † Haben die kostenpflichtigen Modelle Zukunft? Weshalb sollten Musikfans für etwas zahlen, das sie dann doch nicht besitzen? bisher musste man Musik besitzen, um einen bestimmten Song zu jeder beliebigen Zeit hören zu können. Dies ist heute nicht mehr nötig. StreamingDienste bieten fast unbeWo sehen Sie die grössten schränkten Zugang zur Vorteile des Streamings für Musik. Der besitz von Musikinteressierte? Musik ist heute auf die Man kann kostenlos oder emotionale Komponente zu einem geringen Preis reduziert und damit nur jederzeit auf eine Musiknoch für einen kleinen Teil sammlung von mehreren unseres gesamten MusikMillionen Songs zugreifen, konsums wichtig, nämlich die sich ganz alleine aktua- für Songs, die uns besonlisiert. Das Speichern und ders am Herzen liegen. ordnen gigabyte grosser Musikdateien auf dem eige- Werden Downloads ganz nen Computer ist nicht verschwinden? mehr nötig. Zudem kommt in naher Zukunft kaum, weil die soziale Komponente Menschen gewohnheitsvon Musik stärker zu tragen. tiere sind. Aber die bedeuJeder Song ist eine URL tung der Downloads wird statt eine Datei oder ein markant abnehmen. physischer Datenträger. So ist es einfach, anderen Und wie sieht es Menschen über soziale mit CDs aus? Netzwerke Musik weiterDie CDs werden sich auf zuempfehlen und selber einem höheren Niveau als Neues zu entdecken. Downloads stabilisieren. in Sachen Handhabung und Preis können auch sie mit Wo liegen die Nachteile? Das Angebot der Dienste ist Streaming-Angeboten nicht mithalten. CDs haben aber zwar sehr gross, dennoch einen physischen, emotioaber begrenzt. Ein Musiknalen Wert. Der Musikliebliebhaber mit breit gefächertem geschmack stösst haber von morgen wird zwangsläufig auf Lücken im seine liebsten Werke ins Regal stellen (als CDs oder Angebot, vor allem bei Künstlern, die bei einem sehr Vinyl-Platten) und per Streaming-Abo Zugriff auf kleinen oder gar keinem alle anderen suchen. Label unter Vertrag sind. Songs umbenennen Ich habe Dateinamen meiner Musikstücke geändert. Wenn ich sie auf den MP3-Player überspiele, haben sie wieder den alten Namen. Wie kommt das? Der MP3-Player sortiert die Songs nach den sogenannten Tags. Dies sind Informationen wie Songtitel, Komponist oder Musikgenre, die in der Datei gespeichert sind. Sie können diese Angaben in einem Abspielprogramm wie iTunes eingeben. BIOS verändern Ich habe Probleme mit Windows und möchte es daher von der CD statt ab Festplatte starten. Wie mache ich das? Im PC lässt sich festlegen, ob der Rechner zuerst die CD oder die Festplatte startet. Dazu müssen Sie ins sogenannte BIOS des Rechners, wo sich die grundlegenden Einstellungen verändern lassen. Drücken Sie beim Starten des Computers wiederholt die Taste Entf (DEL) oder F 2 (ganz selten F10). Nun kommt man ins blaue BIOS-Menü. Darin gehen Sie mit den Pfeiltasten und Enter ins «Advanced Setup». Beim Punkt «1st Boot Device» legen Sie fest, dass das CD-Laufwerk zuerst gestartet werden soll. Als zweites Laufwerk wählen Sie die Festplatte. Sie verlassen das Menü mit der ESC-Taste und speichern die Änderung bei «Save & Exit Setup». iTunes kopieren Ich möchte iTunes samt meiner Musiksammlung auf einen neuen Computer übertragen. Wie geht das? Befindet sich die Sammlung im iTunes-Ordner, ist das einfach. Sie müssen iTunes auf dem neuen Rechner installieren. Dann kopieren Sie den iTunes-Ordner (meist unter «Eigene Dateien/ Eigene Musik») ins Verzeichnis auf dem neuen Computer und ersetzen damit den dortigen leeren iTunes-Ordner. Halten Sie beim Starten von iTunes die Shift-Taste gedrückt. In einem Fenster werden Sie gebeten, eine neue Mediathek anzugeben. Wählen Sie die Datei «iTunes Library.itl» im iTunesOrdner und klicken Sie auf «Öffnen». mmn Was wollten Sie zum Thema Multimedia schon lange wissen? Schreiben Sie ihre Fragen an: [email protected] betreff «Multimedia-Fragen».