84-89 15.07.2009 9:54 Uhr Seite 84 Egernia depressa – ein stacheliges Juwel von Lutz Obelgönner ie australische Fauna bietet in nahezu jeder Tiergruppe echte Leckerbissen, die für die meisten Liebhaber durch das strikte Exportverbot jedoch nicht erreichbar sind. Das gilt insbesondere für die Reptilien, die auf dem fünften Kontinent mit einer beeindruckenden Artenzahl und Formenvielfalt vertreten sind. Man denke beispielsweise an Tannenzapfenechsen, Tiliqua rugosa, den Dornteufel, Moloch horridus, verschiedenste Warane, Va r anus, oder Giftnattern wie Acanthophis, die in ihrem Körperbau eher an Vipern erinnern. Kleine Altbestände und seltene illegale Ausfuhren bereichern die Terrarien und sorgen für glänzende Augen bei den Züchtern. Umso wichtiger ist es, die wenigen Individuen zur Nachzucht zu bringen. Hier soll von der Pflege und seltenen Zucht des Plattschwänzchens oder Zwergstachelschwanzskinks, Egernia depressa GÜNTHER, 1875, berichtet werden. D Allgemeines Egernia depressa ist die kleinste von vier Arten der Egernia-cunninghami-Gruppe (E. cunninghami, E. depressa, E. hosmeri, E. stokesii), die sich durch eine gedrungene Körperform, eine äußerst raue Körperbeschuppung und einen mit spitzen Dornen besetzten Schwanz auszeichnet. Sie unterscheiden sich äußerlich deutlich von den übrigen Arten der Gattung Egernia, zu der zurzeit 29 Arten gezählt werden. Die Gattung ist mit einer Ausnahme (Egernia frerei) endemisch in Australien. Der englische Name für Egernia depressa – Pigmy Spiny-tailed Skink – liefert bereits eine gute Beschreibung der äußerlichen Erscheinung. Einem fast runden, eher stumpfen Kopf mit wach wirkenden Augen und einem sehr individuellen Gesicht folgt ein kurzer, leicht abgeflachter Körper. Beide sind mit spitzen Stachelschuppen bedeckt. Kurz vor den Hinterbeinen und auf den kurzen, muskulösen Egernia depressa, graue Morphe – Blick ins Gesicht eines adulten Nachzucht-Weibchens von 1998 84 AF 208 Schwanz übergreifend, sind diese Stacheln deutlich ausgeprägter. Sie dienen dem Verkeilen im Unterschlupf. Die Gesamtlänge beträgt laut STORR et al. bis zu 165 mm, die Schwanzlänge bis zu 44 Prozent der KRL. Mein größtes Weibchen hat eine GL von lediglich 139 mm (KRL 100 mm), das größte Männchen 130 mm. Ich konnte auch im Freiland (n=112) kein größeres Tier sehen und vermessen. Die Beine sind kurz und kräftig, werden aber nach meinen Beobachtungen nur zum Scharren in losem Grund, nicht zum Graben in festem Boden eingesetzt. Aufgrund von Biologie und Verhalten (lebendgebärend, Verstecke in Hohlräumen) ist ein intensives Graben zudem unwahrscheinlich. Es werden zwei Farbformen von Egernia depressa unterschieden, die zumindest bislang nicht als Unterarten anerkannt sind: Eine nördliche Form mit Rottönen von braun bis orange und eine südliche Form mit hell- bis mittelgrauer Grundfärbung. Im Weiteren spreche ich von der roten bzw. der grauen Form. An anderen Stellen wird die südliche Form als „braune“ Variante bezeichnet, was man aber bei Kenntnis der Tiere kaum nachvollziehen kann. Ohnehin finden sich in der Literatur einige Angaben zu Verbreitung, Verhalten und Fortpflanzung, die ich nach mehrwöchigen Freilandstudien und nun zwölfjähriger Haltung zumindest anzweifeln möchte. Da aber natürlich auch meine Beobachtungen nur einen Ausschnitt darstellen, soll hier nicht diskutiert, sondern lediglich beschrieben werden. Die rote Form zeigt bei durchgängiger Grundfärbung meist schlanke schwarze Streifen oder Fleckenreihen auf dem Rücken. Oft gibt es lediglich vereinzelte dunkle Schuppen. Eine derartig aufgelöste Zeichnung ist bei der grauen Form