Egernia depressa – ein stacheliges Juwel

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15.07.2009
9:54 Uhr
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Egernia depressa –
ein stacheliges Juwel
von Lutz Obelgönner
ie australische Fauna bietet in
nahezu jeder Tiergruppe echte
Leckerbissen, die für die meisten Liebhaber durch das strikte Exportverbot jedoch nicht erreichbar sind. Das
gilt insbesondere für die Reptilien, die
auf dem fünften Kontinent mit einer beeindruckenden Artenzahl und Formenvielfalt vertreten sind. Man denke beispielsweise an Tannenzapfenechsen, Tiliqua rugosa, den Dornteufel, Moloch
horridus, verschiedenste Warane, Va r anus, oder Giftnattern wie Acanthophis,
die in ihrem Körperbau eher an Vipern
erinnern. Kleine Altbestände und seltene
illegale Ausfuhren bereichern die Terrarien und sorgen für glänzende Augen bei
den Züchtern. Umso wichtiger ist es, die
wenigen Individuen zur Nachzucht zu
bringen. Hier soll von der Pflege und
seltenen Zucht des Plattschwänzchens
oder Zwergstachelschwanzskinks, Egernia depressa GÜNTHER, 1875, berichtet
werden.
D
Allgemeines
Egernia depressa ist die kleinste von vier
Arten der Egernia-cunninghami-Gruppe
(E. cunninghami, E. depressa, E. hosmeri,
E. stokesii), die sich durch eine gedrungene Körperform, eine äußerst raue Körperbeschuppung und einen mit spitzen
Dornen besetzten Schwanz auszeichnet.
Sie unterscheiden sich äußerlich deutlich
von den übrigen Arten der Gattung
Egernia, zu der zurzeit 29 Arten gezählt
werden. Die Gattung ist mit einer Ausnahme (Egernia frerei) endemisch in
Australien.
Der englische Name für Egernia depressa – Pigmy Spiny-tailed Skink – liefert
bereits eine gute Beschreibung der äußerlichen Erscheinung. Einem fast runden,
eher stumpfen Kopf mit wach wirkenden
Augen und einem sehr individuellen Gesicht folgt ein kurzer, leicht abgeflachter
Körper. Beide sind mit spitzen Stachelschuppen bedeckt. Kurz vor den Hinterbeinen und auf den kurzen, muskulösen
Egernia depressa, graue Morphe – Blick ins Gesicht eines adulten Nachzucht-Weibchens von 1998
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Schwanz übergreifend, sind diese Stacheln deutlich ausgeprägter. Sie dienen
dem Verkeilen im Unterschlupf. Die Gesamtlänge beträgt laut STORR et al. bis zu
165 mm, die Schwanzlänge bis zu 44
Prozent der KRL. Mein größtes Weibchen hat eine GL von lediglich 139 mm
(KRL 100 mm), das größte Männchen
130 mm. Ich konnte auch im Freiland
(n=112) kein größeres Tier sehen und
vermessen. Die Beine sind kurz und kräftig, werden aber nach meinen Beobachtungen nur zum Scharren in losem
Grund, nicht zum Graben in festem Boden eingesetzt. Aufgrund von Biologie
und Verhalten (lebendgebärend, Verstecke in Hohlräumen) ist ein intensives
Graben zudem unwahrscheinlich.
Es werden zwei Farbformen von Egernia depressa unterschieden, die zumindest
bislang nicht als Unterarten anerkannt
sind: Eine nördliche Form mit Rottönen
von braun bis orange und eine südliche
Form mit hell- bis mittelgrauer Grundfärbung. Im Weiteren spreche ich von der
roten bzw. der grauen Form. An anderen
Stellen wird die südliche Form als „braune“ Variante bezeichnet, was man aber
bei Kenntnis der Tiere kaum nachvollziehen kann. Ohnehin finden sich in der Literatur einige Angaben zu Verbreitung,
Verhalten und Fortpflanzung, die ich
nach mehrwöchigen Freilandstudien und
nun zwölfjähriger Haltung zumindest
anzweifeln möchte. Da aber natürlich
auch meine Beobachtungen nur einen
Ausschnitt darstellen, soll hier nicht diskutiert, sondern lediglich beschrieben
werden.
Die rote Form zeigt bei durchgängiger
Grundfärbung meist schlanke schwarze
Streifen oder Fleckenreihen auf dem
Rücken. Oft gibt es lediglich vereinzelte
dunkle Schuppen. Eine derartig aufgelöste Zeichnung ist bei der grauen Form
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