2. Sinfoniekonzert - Landestheater Schleswig

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2. Sinfoniekonzert
mit dem Schleswig-Holsteinischen Sinfonieorchester
Johann Christian Bach: Sinfonie Nr. 4 D-Dur, op. 18
Johann Baptist Vanhal: Klavierkonzert D-Dur, op. 14
Leopold Koželuh: Sinfonie g-Moll
Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzert Nr. 26 D-Dur, KV 537, „Krönungskonzert“
Dirigent und Solist: Christoph Hammer
08.12.2015
09.12.2015
11.12.2015
19.30 Uhr
19.30 Uhr
19.30 Uhr Schleswig, A. P. Møller Skolen
Flensburg, Deutsches Haus
Rendsburg, Stadttheater
JOHANN CHRISTIAN BACH (1735-1782)
Sinfonie Nr. 4 D-Dur, op. 18
1. Allegro con spirito
2. Andante
3. Rondo (Presto)
Biografischer Kurzüberblick
Wie sein Vater Johann Sebastian Bach sollte auch Johann Christian als gefeierter Komponist in die Musikgeschichte eingehen. Er wurde als jüngster
Sohn am 5. September 1735 bei Leipzig geboren. Die ersten Klavierstunden
erhielt er im Alter von neun Jahren. Nach dem Tod Johann Sebastian Bachs
im März 1750 nahm sich Carl Philipp Emanuel seines Bruders an. Unter
seiner Obhut wurde Johann Christian zu einem der besten Pianisten seiner
Zeit. 1756 ging er nach Italien, wo er Unterricht bei Padre Martini erhielt
und den größten Teil seiner geistlichen Kompositionen schrieb. Sein Übertritt zum Katholizismus brachte ihm 1760 die Stelle des Organisten am Mailänder Dom ein. In den folgenden Jahren konnte er außerdem große Erfolge auf dem Gebiet der Oper
verbuchen, was sicherlich einer der Gründe war, die ihm zum Musikmeister der englischen Königin Sophie Charlotte machte und ihm eine führende Position am King‘s Theatre in London verschaffte. Dort
konnte er seine ruhmreiche Laufbahn als Opernkomponist fortsetzen und behielt auch hier seinen Ruf
als ausgezeichneter Pianist. In dieser Funktion trug er erheblich zur Verbreitung des Pianoforte bei,
für das er auch etliche Werke komponierte. Zu seinen Schülern gehörten die Kinder der Königin sowie
Wolfgang Amadeus Mozart. Doch sein Erfolg hielt nicht bis zu seinem Tod an. Am 1. Januar 1782 starb
Johann Christian Bach, ohne dass die Öffentlichkeit größere Anteilnahme bekundete.
(http://portraits.klassik.com/people/template.cfm?KID=83&people=composer&Komponist=Bach)
Zur 4. Sinfonie und Bachs Kompositionsstil
Obwohl seine musikhistorische Bedeutung nicht primär mit seiner Orchestermusik, sondern seinen
Verdiensten in der Kirchenmusik und der (italienischen und französischen) Oper verknüpft ist, nehmen
die 90 Sinfonien einen beträchtlichen Teil seines vielfältigen Œuvres ein. In der vierten der sechs
Sinfonien aus op. 18, den 1769-79 komponierten „Grand Ouvertures“, zitiert der Komponist mehrfach
aus der Ouvertüre seiner Oper Temistocle (Themistokles war ein athenischer Staatsmann im 5. und
6. Jh. v. Chr., Bild siehe unten). Charakteristisch für Bach sind die wohlproportionierte formale
Gestaltung seiner Kompositionen, ihre Lebendig- und Leichtigkeit und die melodische Eleganz –
man spricht auch von Bachs „singendem Allegro“.
Klavierlehrer von Wolfgang Amadeus Mozart
Der Unterricht bei Johann Christian Bach prägte den jungen Mozart nachhaltig. Die beiden schlossen
in England Bekanntschaft. Der erst achtjährige Knabe bewunderte seinen Förderer, denn Bach war
so ganz anders als Mozarts Vater: jung, vergnügt und schwungvoll. Bach wiederum erstaunte das schon
damals unverkennbare Potential des jungen Musikers. Es heißt, er gab am Klavier einige Takte vor,
Mozart setzte das Spiel fort – und wer nicht hinschaute, konnte glauben, ein und derselbe Spieler
säße am Instrument!
Der Mailänder Dom
Der junge Wolfgang Amadeus
Mozart
Themistokles
Zum Vertiefen:
Detailliertere Biografie von Johann Christian Bach:
http://www.bacharchivleipzig.de/de/bach-archiv/johann-christian-bach
Themistokles: http://viamus.uni-goettingen.de/fr/e/schule/g/a_03/11
Hörbeispiel Sinfonie: https://www.youtube.com/watch?v=Mo_-PaNCOEc
JOHANN BAPTIST VANHAL (1739-1813)
Klavierkonzert D-Dur, op. 14
1. Allegro moderato
2. Andante molto
3. Rondo (Allegro assai)
Kurzüberblick
Er gehört zu jenen Komponisten, die postum beträchtlich an Ruhm eingebüßt haben, aber zu ihrer Zeit – in seinem Fall im 18. und frühen 19. Jahrhundert – sehr erfolgreich waren und durchaus bedeutsame Spuren in der
Musikgeschichte hinterließen. Acht Jahre war Johann Baptist Vanhal bei
dem ungarischen Grafen Erdödy angestellt, bevor er sich als freischaffender
Künstler in Wien niederließ und zu den ersten Komponisten, die allein vom
Unterrichten (einer seiner Schüler war Ignaz Josef Pleyel) und dem Erlös
ihrer Werke leben konnten, gehörte.
Vanhal gilt mit seinen 51 Sinfonien, in denen er Elemente der tschechischen
Volksmusik verarbeitete, als ein Wegbereiter der Wiener Klassik und einer der wichtigsten Sinfoniekomponisten seiner Zeit. Von Haydn und Mozart wurde der Böhme hochgeschätzt. Beide kannte er
persönlich: 1785 spielte er zusammen mit ihnen sowie Karl Ditters von Dittersdorf drei der Haydn
gewidmeten Mozart-Streichquartette. Er schuf weit über 1000 Kompositionen, darunter auch Opern,
aber hervorzuheben sind neben seiner Kammermusik vor allem die Klavierwerke. Fünf Klavierkonzerte
sind von ihm bekannt.
Zum Vertiefen:
Detaillierte Biografie von Johann Baptist Vanhal:
http://www.wanhal.org/wanhal
LEOPOLD KOŽELUH (1747-1818)
Sinfonie g-Moll
1. Allegro
2. Adagio
3. Presto
Kurzüberblick
Vanhals Landsmann Leopold Koželuh begann erst ein Studium der Rechtswissenschaften, das er jedoch abbrach, arbeitete in Wien als Hofmusiklehrer und trat 1792 – als Mozarts Nachfolger – die Stelle als Hof- und
Kammerkomponist an.
Auch dieser böhmische Künstler genoss seinerzeit einen exzellenten Ruf
(vor allem als Vertreter der Musik seines Heimatlandes), es gelang ihm
jedoch nie so recht, gänzlich aus dem Schatten seiner großen Kollegen
Haydn, Mozart und Beethoven herauszutreten. Letztere sollen ein zwiespältiges Verhältnis zu Koželuh gepflegt haben. Sie bedachten seine Werke
mit negativen Kritiken, einige Quellen dokumentieren aber auch Bewunderung gegenüber ihrem
Zeitgenossen. Koželuhs Werke wiesen stilistisch voraus: Die Musiksprache Schuberts schimmerte bei
ihm bereits hindurch und manche seiner Stücke wurden zunächst für Beethoven-Werke gehalten.
1787 schrieb Koželuh seine einzige Sinfonie (von insgesamt 30) in Moll. Parallelen zu Johann Christian
Bachs g-Moll-Sinfonie aus op. 6 liegen nicht fern, und doch atmet sie auch schon den Geist des Sturm
und Drang, indem sie unbändiges Temperament durchblitzen lässt. Es ist nicht ganz abwegig, dass
Mozart sich angesichts dieses Werkes animiert sah, ebenfalls eine Sinfonie in dieser Tonart in Angriff
zu nehmen (KV 550). Diese wurde ein großer Erfolg, aber die Inspiration hat er möglicherweise
seinem Kollegen Koželuh zu verdanken …
Zum Vertiefen:
Biografie und Werkübersicht Leopold Koželuhs:
http://www.deutsche-biographie.de/ppn11635190X.html
WOLFGANG AMADEUS MOZART (1756-1791)
Klavierkonzert Nr. 26 D-Dur, KV 537, „Krönungskonzert“
1. Allegro
2. Larghetto
3. Allegretto
Biografischer Kurzüberblick
Mozart lebte und starb in einer Zeit, in der Komponisten ihre Werke für ganz
bestimmte Anlässe komponierten, und er wäre wahrscheinlich sehr erstaunt
angesichts der Verehrung, die heutzutage viele Musiker und Musikliebhaber
seinem Œuvre entgegenbringen. Der gebürtige Salzburger zeigte schon
sehr früh eine phänomenale Begabung für die Musik. Sein Vater Leopold
war ein renommierter Geiger und versah seinen Sohn mit einer gründlichen
musikalischen Ausbildung, bevor er mit ihm Konzertreisen zu den Fürstenhöfen Europas unternahm. Leopold hoffte auf eine Anstellung seines
Sohnes als erster Musiker des Erzbischofs von Salzburg, doch mit 25 ertrug
Wolfgang die geistige Enge des Prälaten und seiner Residenzstadt nicht länger und ließ sich als freier
Musiker in Wien nieder. Seine Werkliste verzeichnete bereits einige hundert Kompositionen, darunter
auch diverse Meisterwerke, doch im nächsten Jahrzehnt schuf er mit den Opern Le nozze di Figaro, Don
Giovanni, Così fan tutte und Die Zauberflöte einige der genialsten, hellsichtigsten und vielschichtigsten
Musikstücke aller Zeiten. Hinzu kamen etliche außergewöhnliche Instrumentalkompositionen: Sinfonien, Klavierkonzerte (mit denen er sich selbst als Tastenvirtuose profilieren konnte), Quartette und
Quintette (er war auch ein fähiger Geiger) und vieles andere mehr. Sein früher Tod im Alter von nur
35 Jahren gilt vielen als die größte Tragödie der Musikgeschichte.
http://www.klassikakzente.de/wolfgang-amadeus-mozart/biografie
Zum „Krönungskonzert“
Ende der 1780er-Jahre galt es für Mozart, die Gunst des Wiener Publikums zurückzugewinnen, die ihm
zunehmend abhandengekommen war. Gezwungenermaßen gab er Konzerte – und tatsächlich war er
in der österreichischen Hauptstadt nun als Klaviervirtuose erfolgreicher als mit seinen Opern.
Mozarts vorletztes Klavierkonzert KV 537 entstand im gleichen Jahr wie seine letzten drei großen
Sinfonien (1788). 1789 präsentierte er es am Dresdner Hof und ein Jahr später wollte er die Kaiserkrönung von Leopold II. in Frankfurt als Plattform nutzen, um sich dem Monarchen und wichtigen
Fürsten möglichst einprägsam musikalisch zu präsentieren. Dass Salieri und andere Hofmusiker mit
demselben Ziel anreisten, dürfte ihn weniger erfreut haben. Um die Reise finanzieren (und zum
Beispiel mit Kutsche und Diener vorfahren) zu können, stürzte sich Mozart in Unkosten, die sich im
Nachhinein nicht auszahlen sollten: Es ist davon auszugehen, dass viele einflussreiche Fürsten dem
Konzert fernblieben, sodass die Aufführung nicht die gewünschte Wirkung hatte.
Die meisten Klavierkonzerte schrieb Mozart für den eigenen Vortrag – ausschließlich für das Hammerklavier, nicht mehr für das Cembalo. Die Symbiose von musikalischem Niveau und effektvoller
Virtuosität, die nicht zum bloßen Selbstzweck zelebriert werden sollte, war ihm dabei ein wichtiges
Anliegen. Laut Charles Rosen (Pianist und Musiktheoretiker), sei das Krönungskonzert Mozarts das
„größte frühromantische Konzert“.
Leopold II.
Zum Vertiefen:
Detaillierte Biografie von und anderes Wissenswertes rund um Wolfgang Amadeus Mozart:
http://www.mozarteum.at/mensch-mozart.html (Website der Stiftung Mozarteum Salzburg)
Interaktive Website, Hörproben usw.: http://www.mediathek.at/virtuelles-museum/mozart/
Hörbeispiel Klavierkonzert: https://www.youtube.com/watch?v=Qmsu1XaJbuQ
Christoph Hammer (*1966), Dirigent und Solist
Christoph Hammer, geboren 1966, zählt international zu den profiliertesten
und vielseitigsten Musikern im Bereich der historischen Aufführungspraxis.
Er studierte Orgel, Germanistik sowie Musikwissenschaft in München und
Los Angeles. Seit 1996 realisierte Christoph Hammer als Leiter des Barockorchesters „Neue Hofkapelle München“ zahlreiche Aufnahmen und Ersteinspielungen. Zudem wirkte er auch vermehrt als Operndirigent und arbeitete
mit modernen Orchestern wie z. B. dem Badischen Staatsorchester, den
Bremer Philharmonikern und dem Bruckner-Orchester Linz. 2002 wurde
ihm für seine vielfältige Tätigkeit im Bereich der Alten Musik der Kulturförderpreis des Freistaats Bayern verliehen, 2004 der Anerkennungspreis der
Bayerischen Volksstiftung. 2003 begründete er als künstlerischer Leiter das
Festival „Residenzwoche München“. Mehr als 20 CDs mit Ersteinspielungen
barocker und klassischer Werke erschienen beim ORF-Label.
Auch als Solist, Liedbegleiter und Kammermusiker am Hammerflügel und Cembalo genießt er einen internationalen
Ruf. Er konzertierte mit Barockorchestern wie Concerto Köln oder L‘Orfeo ebenso wie mit modernen Orchestern und
renommierten Ensembles und Solisten. Neben etabliertem Konzertrepertoire widmet sich Christoph Hammer vor
allem der Wiederbelebung weniger bekannter Komponisten und der Erforschung und Edition ihrer Werke.
Christoph Hammer nimmt in diesem Konzert die Doppelrolle als Dirigent und Pianist ein und wird die Besonderheiten des eigens nach Schleswig-Holstein transportierten Hammerklaviers (Website des Klavierbauers
siehe unten) erklären und demonstrieren.
Das Hammerklavier
Als im ausgehenden Mittelalter das von der Orgel bekannte Prinzip der
Tasten erstmals auf ein Saiteninstrument übertragen wurde, entstand das
Klavichord. Etwa zur gleichen Zeit kamen weitere Tasteninstrumente auf: das
Spinett und das Cembalo (Bild siehe unten). Diese beiden Musikinstrumente,
deren Saiten nicht wie die des Klavichords angeschlagen, sondern mit einem
Federkiel angerissen wurden, unterschieden sich durch die Anordnung der
Saiten: Beim Cembalo verliefen sie parallel zu den Tasten, beim Spinett
schräg dazu. Das Cembalo verfügte über eine größere Lautstärke als das
Klavichord, das jedoch nuancenreicher gespielt werden konnte, weil die Lautstärke mit der Kraft des Anschlags
variierte und der Kontakt zur Saite erhalten blieb, bis die entsprechende Taste losgelassen wurde.
Um die Lautstärke des Klavichords zu erhöhen, ohne seine Vorzüge aufzugeben, erfand der Italiener Bartolomeo
Cristofori 1698 in Florenz das Hammerklavier („gravicembalo col piano e forte“). Dessen wesentliche Neuerung
war die Anschlagtechnik: Beim Hammerklavier oder Pianoforte wurde die Saite durch einen von unten hochgestoßenen mit Leder überzogenen Hammer angeschlagen, der sofort wieder zurückfiel und die Saite freigab.
Mittels besonderer Hebel – die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu den heute üblichen Pedalen
weiterentwickelt wurden – konnte die Schwingung auch nach dem Anschlag beeinflusst werden.
(http://www.dieterwunderlich.de/hammerklavier_pianoforte.htm)
Cembalo
Zum Vertiefen:
Website des Klavierbauers, inkl. Abbildungen, Videos und Hörproben:
http://www.fortepiano.eu/
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