Textilien – Weltreise einer Jeans

Werbung
Textilien – Weltreise einer Jeans
Bildungseinheit für das Fach Gesellschaftslehre (Klasse 8 –10)
Impressum
Bildungseinheit Textilien – Weltreise einer Jeans
Das Bildungsmaterial »Textilien-Weltreise einer Jeans« wurde im
Rahmen des Projektes »Modellschulen für Globales Lernen« 2011–
2013 (www.modellschulen-globales-lernen.de) für eine Klasse 8 in
Gesellschaftskunde (Gesamtschule) zusammengestellt.
Bei Fragen zu den Hintergründen oder der praktischen Umsetzung des
Materials wenden Sie sich an:
Welthaus Bielefeld
Bereich Bildung
August-Bebel-Straße 62, 33602 Bielefeld
Telefon (0521) 98648-0
[email protected]
Impressum
Herausgeber: Welthaus Bielefeld, August-Bebel-Straße 62, D-33602 Bielefeld
www.welthaus.de | [email protected]
Redaktion: Berndt Hinzmann, Frauke Hahn (verantwortlich)
Satz & Layout: Sven Zähle, [email protected]
© Welthaus Bielefeld e.V., Bielefeld 2013
Titelfoto: Sven Zähle, Kopffoto: Maja Dumat, pixelio.de
Wir danken Engagement Global (BMZ) und der
Stiftung Umwelt und Entwicklung (SUE) für die finanzielle
Förderung dieses Bildungsmaterials.
Mit finanzieller Unterstützung des
© Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
2
© Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
15 Film »Kampagne für
saubere Kleidung –
Discounter«
40 ExpertInnengruppen und
Austausch/ExpertInnenkongress
15 Abschluss
45 Zusatzmodul:
Podiumsdiskussion
6.
9
8.
7.
4.
5.
2.
3.
15 Einstieg: Mode und
Konsumverhalten
5 Quiz-Fragen
10 Woher kommt die
­Kleidung, die wir tragen?
15 Input Textilbranche
20 Weltreise einer Jeans
Zeit* Inhalt
1.
Einheit
Dauer: ca. drei Ustd. à 60 Min.
Plenum, Film, Offenes
Gespräch
Plenum
PartnerInnenarbeit, selbstständige Erkundung
Vortrag
Plenum, gemeinsames Erarbeiten mit Textgrundlage,
Interaktion Karte zeichnen
Plenum
Film
Diskussion
Kleingruppenarbeit,
anschließend wechselseitige
Wissensvermittlung
Plenum
Diskussion
Feedback
Kleingruppenarbeit,
­Rollenspiel im Plenum,
Methodik
* ca. Minuten; Foto: istockphoto.com ID 9076826
Bonbons oder Karten zur Gruppenfindung, Ablaufplan
Podiumsdiskussion, Rollentexte Podiumsdiskussion
Ggf. Minutenpapier
Bonbons oder Karten zur Gruppenfindung,
Fünf ExpertInnentexte, Flyer »Augen auf beim Kleiderkauf«
PC und Beamer, Film »Schön! Färber!«
PC und Beamer, Powerpointpräsentation
PC und Beamer, Text: Weltreise einer Jeans,
pro SchülerIn: eine Weltkarte (Din A4)
PC und Beamer, Internetlink zur Werbung,
Fragebogen für PartnerInnen-Interview
Ggf. bereits Powerpointpräsentation, PC und Beamer
Große Weltkarte, Stecknadeln
Material
Inhaltliche Schwerpunkte: Textilindustrie, globale Produktionsketten, Arbeitsbedingungen, Konsumverhalten
Bezug zum Lehrplan: Standortfaktoren und Strukturen der Industrie (Gesellschaftslehre, I2, 1. Stufe),
Die Folgen der Globalisierung – weltweite Arbeitsteilung (Gesellschaftslehre, I3, 2. Stufe), Veränderungen des Standortgefüges im Zuge
weltweiter Arbeitsteilung (Erdkunde I8)
Ablauf | Zusammengestellt für das Fach Gesellschaftskunde, Gesamtschule, Klasse 8 – 10
Textilien – Weltreise einer Jeans
3
Textilien – Weltreise einer Jeans
Textilbranche
Die Textilbranche ist eine stark globalisierte
Branche. Fashion ist ein globales Geschäft. Ein
neuer Trend greift gerade um sich »Fast Fashion«.
Dabei sind Modefirmen Vermarkter von Trends
und Handelsfirmen geworden. Eigene Kollektionen und Designs werden entworfen und vermarktet, aber nicht in eigenen Fabriken hergestellt.
Stattdessen beauftragen sie Zwischenhändler
oder Hersteller. Agenturen aber auch Herstellerfirmen vergeben wiederum Aufträge an Herstellerfirmen oder Unterauftragnehmer, die für die
Produktion zuständig sind. Daher hat ein Kleidungsstück schon eine Weltreise hinter sich,
bevor es in unseren Kleiderschränken landet. Die
einzelnen Produktionsschritte werden jeweils
in den Ländern vorgenommen, die günstigsten
Bedingungen bieten aufgrund von niedrigen
Löhnen, geringe Ausgaben für Sozialleistungen,
Gesundheitsschutz und Sicherheit, Steuer- und
Zollvergünstigungen, z. B. Kambodscha, Bangladesch, China.
Der Großteil der Produktion findet in Ländern
des Südens statt (für Europa kommt der überwiegende Teil aus Asien u. Lateinamerika). Auf Lieferfristen und die Preise für die Produkte nehmen
die globalen Modefirmen direkt Einfluss. Durch
den hohen Konkurrenzdruck untereinander bieten jedoch Hersteller niedrigste Preise an, um den
Auftrag zu bekommen. Ebenso haben die einzelnen Länder (Kambodscha, Bangladesch) Einfluss
auf die Rahmenbedingungen, um jedoch Aufträge ins Land zu holen wird ein viel zu geringer
Mindestlohn festgelegt. Das Risiko und die Lasten der schlechten Rahmenbedingungen tragen
die Zulieferfirmen. Halten diese bspw. gesetzte
Liefertermine nicht ein, droht ihnen der Abbruch
der Geschäftsbeziehungen oder bleiben auf den
Kosten sitzen.
Die ArbeiterInnen in den Fabriken tragen durch massive Überstunden, »Hungerlöhnen« und Repressionen die größten Lasten.
Unmenschlichen Arbeitsbedingungen und Übergriffen sind die NäherInnen ausgesetzt, junge
Frauen werden geschlagen oder versucht einzuschüchtern, wenn sie das Soll nicht erfüllen
oder eine Gewerkschaft gründen. Die so genannten Weltmarktfabriken fertigen in Sonderwirtschaftzonen für den Export und werden auch als
© Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
4
»Sweatshops« oder in Lateinamerika als »Maquilas« bezeichnet. Export- oder Freien Produktionszonen sind Gebiete mit Sonderregelungen
(Arbeitsrechte, Zoll- und Steuerbestimmungen).
Weiterführende Literatur:
www.inkota.de/material/
soziale-verpflichtung-fuer-unternehmen/
1.Einstieg: Mode und Konsumverhalten
15 Min.
Zum Einstieg im Plenum werden den SchülerInnen Fragen zu von ihnen bekannter Werbung
(Kleidung) gestellt. Als Gesprächsgrundlage können zwei Videoclips von Zalando-Werbung dienen.
Mögliche Fragen:
■■ Welche Kleidungswerbungen kennt ihr?
■■ Welche Bilder und Themen werden in der
Werbung vermittelt?
■■ Welche Botschaft wird hier gesendet?
(z.B. Mode macht glücklich, Kleider sind
mehr wert als das eigene Leben, …)
■■ Worauf zielt die Werbung ab?
(Gefühle, Empfindungen, …)
■■ Was wird nicht vermittelt?
(z.B. wird oft nicht der Preis genannt, die
Qualität, Herstellungsbedingungen, etc.)
Anschließend befragen sich die SchülerInnen jeweils zu zweit gegenseitig zu Kriterien
und Motiven beim Kauf von Kleidung und den
monatlichen Ausgaben dafür. Die Auswertung
wird anschließend an der Tafel festgehalten.
Material:
Werbung als Download aus dem Internet, zum
Beispiel:
➤➤ Zalando Werbung Banküberfall
(www.youtube.com/watch?v=dnNyy0xzG2k)
➤➤ Zalando Werbung Hippie
(www.youtube.com/watch?v=AI2y4GikP20)
➤➤ Beamer
➤➤ Fragebogen für PartnerInneninterview
(Anlage 1)
Textilien – Weltreise einer Jeans
2.Quiz-Fragen
5 Min.
Im Plenum werden folgende Fragen gestellt:
■■ Wie viel Geld gibt ein/e durchschnittliche/r
Deutsche/r im Jahr für Kleidung aus? (ca.
870 Euro, das heißt 72,50 Euro im Monat)
■■ Wie viel Kleidung wird jährlich pro Person in
Deutschland gekauft? (ca. 12 kg)
3.Woher kommt die Kleidung,
die wir tragen?
10 Min.
Zu zweit untersuchen die SchülerInnen jeweils
die Kleidungsstücke der/des anderen und lesen
auf den Einnähern nach, wo das Kleidungsstück
herkommt. Das »Made in« benennt den Ort der
Endfertigung (z.B. Rumänien oder Bangladesch).
Die Herkunft der einzelnen Kleidungsstücke
kann auch auf einer Weltkarte mit Stecknadeln
markiert werden.
➤➤
Material:
Große Weltkarte (Poster)
4.Input Textilbranche 15 Min.
Die Powerpoint-Präsentation wird gezeigt.
Material:
➤➤ Powerpoint-Präsentation (Anlage 2)
➤➤ Laptop
➤➤ Beamer
5.Weltreise einer Jeans 20 Min.
Der Text »Die Weltreise einer Jeans« wird per
Beamer an die Wand geworfen, sodass alle ihn
lesen können. Alle SchülerInnen bekommen eine
Weltkarte, in der sie den Weg ihrer Lieblings-
© Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
5
jeans nachzeichnen. Erst sollen die Namen der
beteiligten Länder eingetragen und anschließend die Länder miteinander verbunden werden.
Dabei sollen verschiedene Farben für Import und
Export verwendet werden.
Anschließend wird die Frage gestellt: Wer verdient wieviel an einer Jeans? Anhand der Powerpoint Präsentation wird gezeigt, welche Kostenpositionen es gibt. Die darauf folgende Folie
(Jeansposter mit Prozentzahlen) enthält die Auflösung.
Impuls: Wer verdient an einer Jeans
Die vielen Transportkilometer kommen zustande,
weil bei der Jeansproduktion immer die billigste
Möglichkeit bevorzugt wird, auch wenn es auf
Kosten der ArbeitnehmerInnen und der Umwelt
geht. Wer den Jeanspreis genauer betrachtet,
kommt auf folgendes (unfaires) Ergebnis:
■■ Nur 1 % des Jeanspreises geht als Lohn an
alle ArbeiterInnen.
■■ Die Materialkosten belaufen sich auf 13 %.
■■ Die Transportkosten und sonstige Gebühren
(z. B. Zoll) machen einen Anteil von
11 % aus.
■■ Die Markenfirma nimmt 25 % des Jeanspreises für Werbung, Forschung, Entwicklung
und Design in Anspruch.
■■ Die restlichen 50 % kassiert der Einzel­
handel. Dieser hat zwar auch Kosten wie Verkaufspersonal, Ladenmiete und Verwaltung,
aber es bleibt eine große Gewinnspanne
bei den Handelshäusern und Markenfirmen,
die unterdessen eigene Ladengeschäfte und
»Mega-Stores« betreiben.
■■ Geringe Lohn- und Produktionskosten und
die Verlagerung von Kosten auf die Herstellerfirmen im globalen Süden und Osten steigern die Gewinne von Handelshäusern und
Markenfirmen in der Modebranche. Daher
werden Jeans und Bekleidung in den so
genannten Billiglohnländern hergestellt,
doch der Lohn für der NäherInnen reicht
gerade so zum (Über-)Leben.
Quelle: www.praxis-umweltbildung.de/
dwnl/kleidung/info_jeans.pdf
Textilien – Weltreise einer Jeans
Material:
Pro SchülerIn eine Weltkarte (Anlage 3)
➤➤ Text: »Die Weltreise einer Jeans« (Anlage 4)
➤➤ Powerpoint Folie »Wer verdient wie viel an
einer Jeans?« (Anlage 2)
➤➤
6.Film »Kampagne für saubere
Kleidung – Discounter«
15 Min.
Der Clip »Schön! Färber!« wird gezeigt, ein
Film der Kampagne für saubere Kleidung. Im
Anschluss werden der Film und die beabsichtigten Ziele der Clean Clothes Campaign besprochen.
Leitfragen zur Auswertung des Films
können sein:
■■ Welche Situation wird im Film beschrieben?
■■ Welche Interessen und Ziele verfolgt der
Chef des Unternehmens?
■■ Warum kann Kleidung bei uns so billig
­verkauft werden?
■■ Wieso gehen Unternehmen so vor?
■■ Welche Nachteile ergeben sich für die Unternehmen, wenn sie ihr Vorgehen ändern?
■■ Gibt es noch andere Perspektiven?
6
nen Fragen. Alle machen sich Notizen zur Beantwortung der Fragen.
Themen:
a) Export- und Freie Produktionszonen
b) Initiativen für saubere Kleidung
c) Arbeitsrechte und Sozialstandards,
Verhaltenskodizes
d) Arbeitsbedingungen in den
Weltmarktfabriken
e) Fair Trade
Danach werden die Gruppen neu zusammengesetzt, sodass in den neuen Gruppen jeweils
ein/e SchülerIn aus jeder ExpertInnengruppe
ist. Jede/r stellt den anderen die jeweilige Fragestellung und die Ergebnisse aus der eigenen
ExpertInnengruppe vor.
Material:
onbons oder Spielkarten in fünf verschiedeB
nen Farben zur Einteilung der Gruppen
➤➤ die fünf ExpertInnentexte inkl. Fragen
jeweils 5-6 Mal kopiert (Anlage 5_A – E)
➤➤ der Flyer »Augen auf beim Kleiderkauf«
(www.saubere-kleidung.de/images/05_
pdf/2014/2014-03-30_Flyer-Siegel.pdf)
für die Gruppe »Initiativen zur Verbesserung«
(Anlage 6)
➤➤
Anschließend erfolgt die Überleitung zum nächsten Programmpunkt: Jetzt werden die SchülerInnen selbst zu ExpertInnen für die Textilindustrie! 8.Abschluss
15 Min.
Material:
➤➤ Laptop
Die Bildungseinheit wird anhand einer Feed➤➤ Beamer
back-Methode, wie zum Beispiel das Fünf-Finger➤➤ Film »Schön! Färber!« aus dem Internet
Feedback oder die Mülleimer-Schatztruhe-Fragewww.ci-romero.de/ccc_discounter/
zeichen-Methode ausgewertet. Gegebenenfalls
kann auch ein Minutenpapier zur schriftlichen
Auswertung verteilt werden. Falls nicht das
7.ExpertInnengruppen und Austausch/
Zusatzmodul der Podiumsdiskussion durchgeExpertInnenkongress
führt wird, ist eine abschließende Diskussions40 Min.
runde sinnvoll.
Es werden fünf Kleingruppen gebildet. Jede
Gruppe bekommt einen Text mit einer Fragestellung zu untenstehenden Themen. Die Gruppen
lesen ihren Text und diskutieren die angegebe-
© Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
➤➤
Material:
evtl. vorbereitetes Minutenpapier
(Anlage 7)
Textilien – Weltreise einer Jeans
9.Zusatzmodul: Podiumsdiskussion
45 Min.
Es werden sechs Gruppen (durch ein Spiel oder
durch Ziehen verschiedenfarbiger Bonbons o.ä.)
gebildet. Der/die TeamerIn leitet zur Podiumsdiskussion über. Er/sie liest die Situationsbeschreibung vor und lässt die vorher gebildeten
sechs Gruppen eine Rolle wählen.
Die Gruppen haben nun 10 Minuten Zeit, sich
in die Rolle hineinzuversetzen, die Argumente zu
besprechen und ggf. neue Argumente zu sammeln. Der/die TeamerIn beraten währenddessen
die Gruppen.
Jeweils ein, bei großen Gruppen auch zwei
TeilnehmerInnen pro Gruppe setzen sich als
RepräsentantIn einer Rolle in die Podiumsrunde.
Diese kann auch auf eigenen Wunsch oder nach
Gruppenabsprache getauscht werden. Die anderen TeilnehmerInnen bilden das Publikum.
© Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
7
Die Podiumsdiskussion beginnt mit einer Begrüßung durch die Moderation und sollte nach 20
Minuten durch die Moderation beendet werden.
Material:
Bonbons in verschiedenen Farben
➤➤ Ablaufplan Podiumsdiskussion (Anlage 8)
➤➤ Rollenkarten Podiumsdiskussion (Anlage
9_A – F)
➤➤
Herunterladen