9_Kim Hwang Sik - Goethe

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Kim, Hwang-Sik
Premierminister
der Republik Korea
Deutsch beflügelte meine Träume
Zum ersten Mal kam ich im ersten Jahr der Oberstufe
mit Deutsch in Berührung. Damals war Englisch die
erste Fremdsprache, und wir hatten dann die Wahl
zwischen Deutsch und Französisch. 90% entschieden
sich damals für Deutsch. Zunächst lernten wir die
Artikel in einem bestimmten Singsang skandieren. Alle
Nomen waren entweder männlich, weiblich oder
sächlich, und es gab endlos viele und komplizierte
Endungen der Verben und Adjektive. Im Vergleich zum
Englischen war das alles nicht leicht zu behalten, aber
ich hatte das Gefühl, dass Deutsch eine ganz genaue
Sprache wäre. Ich war davon überzeugt, dass diese
Genauigkeit das Besondere an der deutschen Sprache
war, denn Deutschland war ja auch als das Land der
Philosophie, Wissenschaft und Literatur bekannt.
Darum machte ich mich mit Freude und Eifer an das
Erlernen dieser Sprache.
Das Lernen einer Fremdsprache bedeutet immer, dass
man mit dem jeweiligen Land vertrauter wird. Bald
schon fühlte ich mich stark zu Deutschland hingezogen
und dorthin zu reisen oder gar dort zu studieren, wurde
mein Traum. Diesen Traum nährte ich, indem ich in
ungeschicktem Tonfall für mich das Gedicht Herbsttag
von Rainer Maria Rilke „Herr, es ist Zeit. Der Sommer
war sehr groß…“ rezitierte oder das Schubert-Lied vom
Lindenbaum „Am Brunnen vor dem Tore da steht ein
Lindenbaum“ sang. Leider aber musste ich meine
Deutschstudien mit dem Ende meines Studiums, den
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Vorbereitungen auf das Staatsexamen und bis zur
Übernahme ins Richteramt erst einmal abbrechen.
Dann aber nahm ich sie wieder auf und besuchte einen
Abendkurs im Goethe-Institut. Bei dem Lehrer lernte ich
nicht nur die Sprache, sondern auch vieles über die
Geschichte, Kultur und Kunst, und die Stunden, in
denen wir Deutschlandfans und der Lehrer uns
freundschaftlich näherkamen, ließen mich die
Beschwerden des Alltags vergessen und versetzten mich
in eine helle, reine Welt. Bald darauf erhielt ich ein
DAAD-Stipendium und bekam so die Gelegenheit, in
Deutschland zu studieren. Im Rückblick war diese Zeit
vom Juni 1978 bis September 1979 ein traumhaftes
Erlebnis. Nach meiner Rückkehr nahm ich meine
Richtertätigkeit mit Eifer wieder auf und hatte nur
selten Gelegenheit Deutsch zu sprechen. Aber
gelegentlich, bei der Lektüre juristischer Texte, kam ich
wieder mit dem Deutschen in Berührung. Oft sagen die
Leute, Deutsch sei eine harte Sprache, vor allem die
Gesetzessprache. Mir aber scheint gerade diese wie ein
gut sitzendes Kleidungsstück. Durch ihren eindeutigen
Sinn und ihre Klarheit vermittelt sie Wohlbehagen. Ihr
wohnt Kraft und Würde inne. Ein typisches Beispiel ist
Artikel 1 des Grundgesetzes. Darum lese ich den Text
von Zeit zu Zeit laut:
(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie
zu achten und schätzen ist Verpflichtung aller
staatlichen Gewalt. (2) Das deutsche Volk bekennt
sich darum zu unverletzlichen und
unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage
jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens
und der Gerechtigkeit in der Welt.
Der Text klingt wie die Strophe eines wunderbaren
Gedichts, eines Meisterwerks voller Pathos. Ein
ähnlicher Inhalt findet sich auch in den Verfassungen
manch anderer Länder weltweit, aber keine von ihnen
erweckt in mir dasselbe starke Gefühl. Woran mag das
liegen? An meiner Liebe zu Deutschland? Das allein ist
es aber nicht. Vielmehr liegt es daran, dass dieser
Artikel 1 des Grundgesetzes, Ausdruck des deutschen
Geistes und dem Geist der Welt ein Vorbild, in so
vollkommener Weise die charakteristischen Merkmale
der deutschen Sprache zur Geltung bringt.
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