Bericht zur Lesung - VS

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Literatur und Musik begegnen Malerei: Picasso. Lebensthemen
Inzwischen zum vierten Mal in jährlicher Folge gestaltete am Sonntag, den 12. Februar, der
Schriftstellerverband Ostbayern einen literarisch-musikalischen Rundgang durch die
Ausstellung im „Leeren Beutel“. Angeregt durch die Lithographien und Radierungen von
Pablo Picasso schrieben die Autorinnen und Autoren dazu neue Texte.
Nach ihrer Begrüßung las Marita A. Panzer, die Vorsitzende des Schriftstellerverbandes
Ostbayern, überleitend Gedanken zu den unterschiedlichen Gesichtshälften der Francoise
Gilot (Portrait von 1946):
© Succession Picasso, Paris / VG Bild-Kunst Bonn 2011
Françoise Lithografie, 1946
(Leihgabe Kunstmuseum Pablo Picasso Münster)
Die Zweigeteilte
Hell und dunkel
Spiegelt sie das Sonnenlicht wie das Versprechen der Nacht
Muse und Geliebte
Mädchenhaft und verrucht
Neugierig-wach und melancholisch-verträumt
Unbeschrieben und rätselhaft
Einfach und glamourös
Unnahbar und lockend
Narrt das Modell den Maler
Die Frau den Mann
Von zwei prägnanten Schwarz-weiß-Porträt-Aufnahmen ließ sich Angela Kreuz inspirieren:
Zum einen verfasste sie die „Blindenversion“ eines Kurzfilms aus dem Jahr 1949, in dem der
Meister durch eine Glasscheibe seine Kunst zur Schau stellt. Der zweite korrespondierende
Text beschäftigt sich mit dem bereits alten Picasso, der verzweifelt gegen den nahenden Tod
anmalt. In einem inneren Monolog hadert er mit dem zwischenmenschlichen
Scherbenhaufen, den sein kolossales männliches Ego hinterlassen hat.
Barbara Krohn schrieb drei Gedichte: zu „Faun mit Flöte“, über die falschen Töne im Leben;
zu einem Blatt voller Stiere eine lyrische Phantasie über die wärmende Kraft der Malerei,
speziell wenn man im Schnee steckenbleibt; sowie ein Gedicht über die Ambivalenz der
„Mitte des Lebens“ zu drei Frauenporträts (Lithographien).
Auch für Rolf Stemmle bildeten Faun-Lithographien den Ausgangspunkt für einen Text. In
seiner Kurzgeschichte verkuppelt ein gegenwärtiger, menschlicher Faun einen Freund mit
seiner Musizierpartnerin. Die unerwartet sprudelnde Liebestollheit des jungen Paares wird
ihm dann aber zum Verhängnis.
Zwei sehr unterschiedliche Gedichte trug Helmut Hoehn vor: In dem einen setzte er sich
rational mit dem Thema Tod auseinander, in dem anderen − ironisch augenzwinkernd − mit
der Anziehungskraft des Ewig-Weiblichen auf den Mann.
Auch Siegfried Schüller beschäftigte sich in seiner Kurzgeschichte mit den Gegenpolen Frau ̶
Mann sowie dem Tieferschauen des Malers über das Äußere seines Modells hinaus. Anregen
ließ er sich von einem der Minotaurus-Bilder.
Elfi Hartenstein hatte es ebenfalls die Minotaurus-Serie angetan. Ihr Text setzte die
männliche Sexualität mit der Kraft des Stierköpfigen gleich; ihr zweiter Text befasste sich mit
dem Spannungsverhältnis zwischen Maler und Modell.
Das überaus zahlreiche Publikum (etwa 130 Personen) wurde mit heiteren FagottZwischenspielen von Benedikt Dreher von einer Lese-Station zur nächsten begleitet.
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