FACH HOCH SCHULE JENA UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Magnetische Effekte Magnetfeldsensoren • Einleitung: Anwendung und Arten von Magnetfeldsensoren • Grundlagen des Magnetismus • Galvanomagnetische Effekte – Hall-Effekt: Hall-Sonden – Magnetowiderstandseffekt: Feldplatten • Magnetoresitive Sensoren (ferromagnetische Dünnfilm-Sensoren) V3-1 FACH HOCH SCHULE JENA Einleitung UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Messung magnetischer Felder über weiten Feldstärkebereich (ca. 15 Größenordnungen): 10 fT ... einige 10 T ca. 10-14 .. 10-9 T: biomagnetische Felder (Magneto-Kardiogramm MKG, MEG) 10-5 T: Erdmagnetfeld (30 ... 60 µT) 10-3 ... 1 T: technische Magnetfelder, z.B.: magnetische Speichermedien (ca. 1 mT) Permanentmagneten für Schalter/Positions-Sensoren (5 ... 100 mT) bis ca. 30 T: Hochmagnetfeld-Laboratorien (Supraleitende Magnete), Teilchenbeschleuniger Æ Vielzahl verschiedenartiger Magnetfeldsensoren und Messverfahren, z.B. • Magnetkompass: ältestes sensorartiges Instrument (ca. 4000 Jahre) • Moderne integrierte Hall- (Si)-Magnetfeldsensoren • Magnetoresistive Dünnschichtsensoren für Massenanwendungen als Positions-, Winkel-, Drehzahl- oder Stromdetektoren V3-2 FACH HOCH SCHULE JENA UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Wichtige Arten und Messbereiche von Magnetfeldsensoren V3-3 • Galvanomagnetische Halbleitersensoren: integrierte Si- bzw. GaAs-HallSensoren (100 nT ... 10 T) • Magnetoresistive Sensoren mit anisotroper ferromagnetischen Schichten, z.B. Permalloy (10 μT ... 10 mT) • Magnetowiderstände (Feldplatten) auf Halbleiterbasis, z.B. lnSb oder InAs • Flux-Gate-Magnetometer: ferromagnetischer Kern mit Referenzfeld- und Sensor-Spule (100 pT ... 1mT) • klassische lnduktionsspule („search coil") mit Luft- oder ferromagnetischem Kern (100 pT ... 10 T) • SQUID (Superconducting Quantum lnterference Device): Josephson Tunnelelemente aus Supraleitern, z.B. Nb / AI-Oxíd / Nb, oder Hochtemperatur-Supraleiter (HTSL) aus polykristalliner Oxidkeramik, z.B. YBaCuOxid (YBCO) in hochempfindlichen GradiometerAnordnungen (bis sub-pT-Bereich) • Faseroptische Magnetfeldsensoren (Faraday-Effekt oder Magnetostriktion) siehe Vorlesung „Faseroptische Sensoren“ FACH HOCH SCHULE JENA UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Magnetfeldsensoren Anwendungen V3-4 Magnetfeldsensoren wandeln magnetische Feldgrößen in elektrische Signale. Man unterscheidet 2 Arten von Anwendungen: a) direkte Anwendung: Sensor ist Teil eines Magnetometers: • Messung von Erd-Magnetfeldern • Messung von Biomagnetfeldern • Magnetometrie in der Raumforschung • Lesen von magnetischen Speichermedien (Magnetband, Diskette, magnetisch kodierte Karten) • Detektion metallischer Objekte (ldentifizierung von Münzen u.a.), • Erkennung magnetischer Muster in Druckfarben (Banknoten) b) indirekte Anwendung: Magnetfeld dient als lnformationsträger für Messung nichtmagnetischer Signale (sogenannte Tandemwandler): • berührungslose Strommessung an elektrischen Leitern (integrierte Stromzähler, Überstromschutz) • kontaktlose Positionserfassung • Materia|prüfungen von Objekten aus ferromagnetischem Material (Detektion lokaler Feldänderungen) FACH HOCH SCHULE JENA Grundlagen des Magnetismus (I) V3-5 UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES B = μ0 · μ r · H B - magnetische Flussdichte, oder magnetische Induktion, in Tesla, 1 T = 1 Vs/m² = 104 Gauß H - magnetische Feldstärke, in A/m μ0 - magnetische Feldkonstante, oder Permeabilität des Vakuums, μ0 = 4π⋅10-7 T/A/m μr - relative Permeabilität: beschreibt Material-Eigenschaften von Stoffen, auf die das Magnetfeld H einwirkt, μr(Luft) ≈ 1 FACH HOCH SCHULE JENA Grundlagen des Magnetismus (I) V3-6 UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Die durch Einwirken eines magnetischen Feldes in die Materie erzeugte magnetische Flussdichte B setzt sich aus zwei Anteilen zusammen, einem von der Vakuumerregung herrührenden und einem von der Materie verursachten (magnetische Polarisation J): B= μ0 · H + J mit J = (μr -1) · μ0 · H = Km · μ0 · H Km = (μr -1) - magnetische Suszeptibilität (beschreibt das Verhältnis von Polarisation zur Flussdichte des Vakuums) Æ magnetische Materialeigenschaften: μr < 1 (bzw. Km < 0) : diamagnetische Materialien μr > 1 (bzw. Km > 0) : paramagnetische Materialien } μr ≈ 1, Materialien niedriger Permeabilität μr >> 1 : Ferromagnetika - B(H) Hysteresis, magnetische Induktion hängt von der magnetischen Vorgeschichte des Materials ab FACH HOCH SCHULE JENA Galvanomagnetische Effekte V3-7 UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Grundlage der meisten Magnetfeldsensoren - verursacht durch die Einwirkung der Lorentz-Kraft FL auf bewegte Ladungsträger (freie oder gebundene Elektronen in Metallen, Halbleitern oder Isolatoren) in einem Magnetfeld: FL = e 0 · ( v × B ) e0 - Betrag der Elektronenladung v - Ladungsträgergeschwindigkeit B - magnetische Induktion Î Effekt ist groß in Materialien mit hoher Ladungsträger-Beweglichkeit µ: µ=v/E E – elektrisches Feld im Material Wichtigste galvanomagnetische Effekte für die Sensorik: Hall-Effekt: Hall-Generatoren (Hall-Sonden) Magnetowiderstandseffekt (Gaußeffekt): Æ Feldplatten (Magnetowiderstände) Weitere Magnetfeld-Sensoreffekte basierend auf Lorentzablenkung z.B. : Ablenkung injizierter Löcher (Magnetokonzentration, Suhl-Effekt) - in p+n Magnetodioden - verstärkt in Magneto-Transistoren FACH HOCH SCHULE JENA Hall-Effekt (I) V3-8 UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Genutzt als Sensor-Effekt in Hall-Sonden (nach E.H. Hall, 1879) B ⊥ lS ⊥ UH dünnes Plättchen der Dicke d, IS Länge L, L >> d, und Breite b, ist senkrecht von Magnetfeld B durchsetzt: b L Bei Steuerstrom lS in Längsrichtung kann an den Seiten eine Hall-Spannung UH abgegriffen werden, die infolge der Lorentz-Kraft FL entsteht: FL = e0 · v · B FL wirkt auf die Elektronen und lenkt sie ab, so dass eine Seite des HallPlättchens an Elektronen verarmt und die andere entsprechend angereichert wird. Es baut sich ein elektrisches Feld E auf, das auf die Elektronen die Gegenkraft Fe ausübt: Fe = e 0 · E FACH HOCH SCHULE JENA Hall-Effekt (II) V3-9 UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Die beiden Kräfte stehen im Gleichgewicht: FL = Fe , d.h., E = v · B , so dass an einem Plättchen längs der Breite b die Spannung UH entsteht: UH = E · b = v · B ·b Für die Stromdichte S gilt: S = IS / (b·d) = n · v · e0 Æ v = Einsetzen von v in (1) ergibt: IS IS ⋅ B 1 ⋅ = RH ⋅ UH = n ⋅ e0 b ⋅ d d (1) „Hall-Generator“ IS 1 ⋅ n - Elektronenkonzentration n ⋅ e0 b ⋅ d Hall-Spannung Vorzeichen abhängig von Stromrichtung und -Feldrichtung RH = 1/n·e0 in cm³/As - materialabhängige Hall-Konstante Æ Hall-Spannung ist um so größer, je kleiner die Ladungsträgerkonzentration n Æ Halbleiter (Si oder GaAs mit n ≈ 1015 /cm³) sind für Hallsensoren besser geeignet als Metalle (z.B. Cu mit n = 8,7·1022 /cm³) FACH HOCH SCHULE JENA Hall-Effekt (III) V3-10 UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES B IS n L IS ⋅ B IS 1 ⋅ = RH ⋅ UH = n ⋅ e0 b ⋅ d d UH ~ 1/n , 1/d Æ dünner Halbleiter ! FACH HOCH SCHULE JENA Hallsensoren UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES V3-11 Hall-Effekt ist für Messtechnik/Sensorik besonders geeignet: • linearer Zusammenhang zwischen magnetischer Induktion B und Hall-Spannung UH • großer Messbereich (ca. 10-4 T ... ca. 20 T) • großer Temperatur-Bereich (wenige Kelvin ... 400 K) Innenwiderstand eines Hall-Sensors nimmt mit steigender Induktion zu, d.h., Konstantstromquelle für IS und Abschlusswiderstand erforderlich. Æ Integrierte Si-Hallsensoren in Bipolar- oder MOS-Technologie • Hall-Plättchen ca. 0,2 · 0,2 mm² und 5... 10 μm Dicke der aktiven Schicht • mit Signalverarbeitungselektronik auf dem Chip • kostengünstige Massenproduktion Anwendungen: • kostengünstige Positionssensoren (berührungslose Wegmessung) • Drehratenmessung (rotierender Magnet, stationärer Hall-Sensor) • integrierte Stromzähler (potentialfreie Strommessung), u.a. FACH HOCH SCHULE JENA Integrierte Hall-Sensoren UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES V3-12 Mikrophoto eines linearen Hall-IC mit rechteckiger Hall-Platte in der Mitte Schema eines integrierten Hall-Sensors in Bipolar-Technologie mit Stromkontakten CC, Hall-Spannungskontakten SC und Raumladungsschicht DL (zur Begrenzung der aktiven Schichtdicke im n-Gebiet) FACH HOCH SCHULE JENA UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Magnetowiderstandseffekt (Gauß-Effekt) V3-13 Ablenkung der Stromlinien durch Lorentz-Kraft führt zu einem längeren Weg der Elektronen und damit zu einem höheren Widerstand Effekt wird besonders groß bei Verringerung des Elektrodenabstands, d.h. für sehr kurzes breites Plättchen (I « b)Æ Feldplatte (Magnetowiderstand) RB = R0 · (1 + k · B²) R0 - Widerstand bei B = 0 Quadratischer Effekt - Widerstandsänderung nicht von Polung des B-Feldes abhängig (anders als bei Hall-Effekt) ! Für größere magnetische Induktionen B wird die Abhängigkeit zunehmend linear : k ~ (µ/E)² ~ Ladungsträgerbeweglichkeit µ d.h., III/V Halbleiter mit hoher Ladungsträgerbeweglichkeit wie InSb oder InAs werden bevorzugt für Feldplatten verwendet. FACH HOCH SCHULE JENA Magnetowiderstände (Feldplatten) UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Aufbau siehe Abbildung R0 = 100 ... 1000 Ω mäanderförmig geätztes Indiumantimonid (lnSb)-Plättchen mit eingebetteten elektrisch leitenden NiSb-Nadeln als Kurzschlussstreifen (lnSb/NiSb-Eutektikum) V3-14 FACH HOCH SCHULE JENA Differential-Feldplatte UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES V3-15 = kontaktloses Potentiometer: • Aufteilung der Feldplatte in 2 gleich große Widerstände und Brückenschaltung • zusätzlich Kompensation der relativ großen Temperatur-Abhängigkeit von RB Relativbewegung der Feldplatte zu Dauermagnet abgestimmter Abmessung: • Widerstände der beiden Feldplattenhälften ändern sich gegensinnig (Kennlinie oben rechts) • in Diagonalen einer Messbrücke geschaltet erhält man neben TemperaturKompensation auch maximale Empfindlichkeit • Anwendung als kontakt- u. berührungslose Endlagenschalter oder als Weg- und Winkelsensoren FACH HOCH SCHULE JENA Magnetoresistiver Effekt UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES V3-16 1.) Quadratischer, geometrischer Magnetowiderstandseffekt in dia- und paramagnetischen Halbleitern (d.h. geringe Permeabiliät) = Gauß-Effekt, galvanomagnetischer Effekt 2.) Magnetfeldabhängige Widerstandsänderung in magnetisch anisotropen ferromagnetischen dünnen Schichten, z.B. aus Permalloy (Ni81Fe19-Legierung) = magnetoresistiver Effekt Merkmal des magnetoresistiven Effekts: Spezifischer Widerstand ρ in der ferromagnetischen Schicht hängt vom Winkel Θ zwischen Stromdichtevektor und dem inneren Magnetisierungsvektor (beide in der Schichtebene) ab: ρ(Θ) = ρ(90°) + Δρ · cos²(Θ) Δρ / ρ(90°) = Größe des magnetoresistiven Effekts (je nach Material 1 ... 3 %) FACH HOCH SCHULE JENA UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Ferromagnetísche Dünnschicht-Sensoren V3-17 Bei Orientierung des äußeren Magnetfeldes parallel zur sogenannten „weichen“ Achse der anisotropen ferromagnetischen Schicht beobachtet man bei Erreichen der Koerzitiv-Feldstärke HC eine abrupte Umkehr der Magnetisierungs-Richtung in der Schicht. ( HC = notwendiges Gegenfeld, um eine ferromagnetische Substanz zu entmagnetisieren ) Starke Widerstandsänderung bei kleiner Magnetfeldänderung Î • empfindliche Sensoren (bedingt durch hohe Permeabilität μr >> 1 bei ferromagnetischen Materialien) • allerdings geringe Linearität • Anwendung für digitale Detektion, z.B. Leseköpfe für magnetische Speichermedien Günstige Parameter von Permalloy als Schichtmaterial: • • • • geringe Magnetostriktion (= hohe mechanische Stabilität der Schichten) niedrige Koerzitiv- und Anisotropie-Feldstärken Schichtdicke < 40 nm und hoher spezifischer Widerstand bevorzugt 1 ... 2 % Widerstandsänderung bei Ummagnetisierung FACH HOCH SCHULE JENA SQUID Magnetfeld-Sensor V3-18 UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES SQUID = Superconducting Quantum Interference Device Funktionsweise basiert auf - Flussquantisierung im supraleitenden Ring und - Josephson-Effekt Æ Änderung des Magnetflusses um magnetisches Flussquantum Φ0 = h/2e = 2,0678·10−15 T · m² erzeugt eine Spannungs-Schwingungsperiode. SQUID erlaubt hochgenaue Messung des magnetischen Flusses im supraleitenden Kreis. I zu messender Magnetfluss Φ Φ U ΔΦ = Φ0 U Normalleitende Tunnelübergänge (Josephson-Kontakte) Supraleitender Kreis (Fläche F) Φ/Φ0 F = 1cm2 Æ ∆B ≈ 2·10-11 T FACH HOCH SCHULE JENA UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Polarimetrischer Strom-Sensor (Magnetooptischer Effekt) Magneto-optischer Effekt Δn(B): Δn = V · λ/2π · B B - Magnetische Induktion V - Verdet-Konstante V(SiO2, 633 nm) = 3,67 rad/T/m λ - Licht-Wellenlänge Δn – Änderung des Brechungs-Index V3-19 Drehwinkel α der Polarisation: α = V ⋅ ∫ B ⋅ ds = V ⋅ N ⋅ I EingangsPolarisation Faser: Optisches Medium mit Verdet-Konstante V Weg V = 4.68·10-6 rad/A at λ = 633 nm N – WindungsAnzahl AusgangsPolarisation, um Winkel α gedreht Leiter mit elektrischem Strom I FACH HOCH SCHULE JENA UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Laser Interferometer mit magnetostriktiven Materialien Faserkoppler Empfänger V3-20 Spiegel Spiegel Magnetfeld B Magnetostriktives Transducer-Material: Co, Ni, Tb0,3Dy0,7Fe2 (Terfenol-D), metallische Gläser, als Wickelkörper oder als Dünnschicht-Faser-Überzug