6. Sonntag nach Trinitatis 27.7.2014 St. Matthäus München Jutta Höcht-Stöhr Was ist eine gute Religion? Lukas 14, 16 – 24 und Matthäus 22, 1 - 13 Nachdenken über Religion Liebe Gemeinde, „Was ist eine gute Religion?“ fragte vor einigen Jahren die Neue Züricher Zeitung. Sie lud18 Autoren ein, darauf eine Antwort zu geben. In der Begründung hieß es: „Religion ist ideologieanfällig. Aber sie ist nicht dasselbe wie Ideologie. Sie muss nicht fundamentalistisch werden, sie kann es. Was ist eine „gute“, was eine „schlechte“ Religion? ... Die Religionen haben uns in letzter Zeit wieder das Fürchten gelehrt. Sie können unduldsam, fanatisch, selbstherrlich, streitsüchtig und gewalttätig werden. Aber Religionen müssen nicht „schlecht“ sein. Ein und dieselbe Religion kann Gewalt predigen und für ein friedliches Miteinander eintreten. Wann ist eine Religion gut – gut für die Gläubigen und für die anderen?“ Diese Begründung hat einen interessanten Duktus. Sie geht nicht davon aus, dass Religionen an sich etwas Gutes sind, sondern davon, dass wir sie häufig anders erleben: ideologisch, fundamentalistisch, unduldsam, gewalttätig. Dabei ist es nicht etwa so, dass die eine Religion gut und friedlich ist und die andere gewalttätig. Sondern dass jede beides sein kann. Wenn wir in die Geschichte und Gegenwart der Weltreligionen schauen, werden wir dem wohl zustimmen müssen. Wenn dies aber so ist, dann ist doch in der Tat interessant, wie eine Religion von der einen zur anderen Seite kippen kann. Wie kann aus einem Evangelium, zu Deutsch einer „Guten Nachricht“, eine Schreckensgeschichte werden mit Zwangstaufen, Kreuzzügen und Ketzerverbrennungen? Wie kann aus der „Schönheit des Koran“, die die Dichter besingen, eine Terroristenpredigt abgeleitet werden? Wie kann die Landverheißung Gottes an das Volk Israel in alten Zeiten zu gewalttätigen Siedlerbewegungen heute führen? Was verdirbt die Religionen? Und wo fängt es an? Sie haben heute in der Lesung des Evangeliums den Schluss des Matthäusevangeliums gehört. Die Abschnitte haben im Originaltext keine Überschriften. In deutschen Bibeln aber heißt dieser Abschnitt bis heute „Missionsbefehl“. Das klingt ein bisschen militant, finde ich. Kippt da, in solchen Formulierungen, bereits etwas? Vom Einladen zu etwas, das man liebt, zum Aufnötigen? Vom Gewinnen zum Aufzwingen? Die Geschichte eines Gleichnisses Ich möchte mit Ihnen gerne anhand einer einzigen biblischen Erzählung und ihrer Veränderung heute nachdenken, wie und warum Religionen kippen von der heilsamen zur zerstörerischen Seite. Es ist vielleicht ein wenig Arbeit. Aber wer hat gesagt, dass Religionen ohne Nachdenken möglich sind. Sie halten in Händen den Text eines biblischen Gleichnisses in zwei Varianten: einmal wie es bei Lukas und einmal wie es bei Matthäus überliefert ist. Wie Sie leicht sehen können, deckt sich kaum etwas im Wortlaut. D.h. dieses Gleichnis hat eine Geschichte. In irgendeiner Situation hat Jesus es erzählt. Und immer, wenn andere es in anderen Situationen weiter erzählt haben, hat es sich ein wenig verändert. Sie haben eine Anwendung dazu erzählt, die Pointe ein wenig verschoben. Die Moral der Geschichte ergänzt. Und so ist doch etwas ganz anderes daraus geworden als die ursprüngliche Geschichte. Hören wir beide Versionen. Lesung Lukas 14, 16 – 24 und Matthäus 22, 1 – 13 1 Ursprünglicher Duktus Bearbeitung durch die Evangelisten Lukas 14 16 Er aber sprach zu ihm: Es war ein Mensch, der machte ein großes Festessen und lud viele dazu ein. 17 Und er sandte seinen Knecht aus zur Stunde des Mahls, den Geladenen zu sagen: Kommt, denn es ist alles bereit! 18 Und sie fingen an alle nacheinander, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft und muss hinausgehen und ihn besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. 19 Und der zweite sprach: Ich habe fünf Gespanne Ochsen gekauft und ich gehe jetzt hin, sie zu besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. 20 Und der dritte sprach: Ich habe eine Frau genommen; darum kann ich nicht kommen. 21 Und der Knecht kam zurück und sagte das seinem Herrn. Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen herein. 22 Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist aber noch Raum da. 23 Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde. 24 Denn ich sage euch, dass keiner der Männer, die eingeladen waren, mein Abendmahl schmecken wird. Matthäus 22 1 Und Jesus fing an und redete abermals in Gleichnissen zu ihnen und sprach: 2 Das Himmelreich gleicht einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. 3 Und er sandte seine Knechte aus, die Gäste zur Hochzeit zu laden; doch sie wollten nicht kommen. 4 Abermals sandte er andere Knechte aus und sprach: Sagt den Gästen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet und alles ist bereit; kommt zur Hochzeit! 5 Aber sie verachteten das und gingen weg, einer auf seinen Acker, der andere an sein Geschäft. 6 Einige aber ergriffen seine Knechte, verhöhnten und töteten sie. 7 Da wurde der König zornig und schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an. 8 Dann sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Gäste waren's nicht wert. 9 Darum geht hinaus auf die Straßen und ladet zur Hochzeit ein, wen ihr findet. 10 Und die Knechte gingen auf die Straßen hinaus und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute; und die Tische wurden alle voll. 11 Da ging der König hinein, sich die Gäste anzusehen, und sah da einen Menschen, der hatte kein hochzeitliches Gewand an, 12 und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Gewand an? Er aber verstummte. 13 Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm die Hände und Füße und werft ihn in die Finsternis hinaus! Da wird Heulen und Zähneklappern sein. Wie Sie hören, haben die beiden Versionen der Geschichte einiges gemeinsam, aber viele Details sind verschieden. D.h. beide Versionen sind unterschiedliche Bearbeitungen einer früheren Fassung, die dahinter steht. Die Grunderzählung Jesu hinter beiden Fassungen kann man ganz gut erschließen: Gäste sind zu einem großen Essen eingeladen, sagen aber aus verschiedenen Gründen ab. Der Gastgeber ärgert sich, sagt aber seinerseits sein Essen nicht ab, sondern lädt andere ein, die sich einladen lassen. Auf dem Hintergrund der Geschichte Jesu, kann man sich gut vorstellen, warum er dieses Gleichnis erzählt hat. Wahrscheinlich war ihm vorgehalten worden, mit welchen Leuten er sich umgab. Lukas schreibt ein Kapitel weiter: „Alle Zöllner und Sünder kamen zu ihm, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen.“ 2 Da ist der Vorwurf, auf den das Gleichnis antwortet: Du bist nicht bei den Frommen, sondern bei den Sündern. Mit dem Gleichnis definiert Jesus die Situation neu und sagt: Die anderen, die Frommen, waren eingeladen, aber sie haben abgelehnt. Die, die da sind, die Zöllner und Sünder aber sind eingestiegen. Sie haben Jesus von einem Gott sprechen hören, der den Verlorenen nachgeht, sie haben die Wertschätzung empfunden, die Jesus ihnen entgegenbrachte, sie haben die Botschaft gehört, dass sie dazugehören – wie auch immer: sie sind da. Und sie sind da, weil andere – die Fragesteller vermutlich – abgelehnt haben. Das ist die Geschichte. Mehr war sie am Anfang nicht. Eine Antwort Jesu an seine Kritiker, die ihm vorhielten, mit welchen Leuten er sich umgibt. Nun aber haben Lukas und Matthäus die Geschichte auf ihre je spezifische Weise angereichert. Die jeweiligen Bearbeitungen sind blau markiert. So setzt Lukas ans Ende einen Satz, der anfangs wohl nicht zur Geschichte gehört hat: „Ich sage euch, dass keiner der Männer, die eingeladen waren, mein Mahl schmecken wird“. Das ist ein Satz, der die zuerst Eingeladenen am Ende ausschließt. Der zurückgewiesene und gekränkte Gastgeber weist nun seinerseits zurück. Das hätte Jesus vermutlich niemals gemacht. Wären sie gekommen, wie der fromme Schriftgelehrte und Pharisäer Nikodemus ihn im Schutze der Nacht besucht hat (Johannes 3), sie wären selbstverständlich herzlich willkommen gewesen. Matthäus verschärft die Geschichte noch mehr: Er lässt die zuerst Eingeladenen zweimal bitten. Und er verschärft ihre Absage, indem er ein Motiv dazufügt: Sie verachteten die Einladung. Mehr noch: sie bringen die Knechte um. Und der König wiederum nimmt Rache und lässt die Mörder töten und ihre Stadt anzünden. Eine Geschichte der Gewalteskalation. Am Ende steht das Urteil: Die Eingeladenen waren es nicht wert. Es ist eine starke Polemik in dieser Version des Matthäus. Als dann die Festgesellschaft schließlich doch beisammen ist, geht der Gastgeber prüfend durch die Reihen und findet dort einen, der nicht würdig gekleidet ist, und lässt ihn hinauswerfen. Das ist ein Bild für das Endgericht: auch diejenigen, die da sind, werden noch einmal streng geprüft, ob sie würdig sind. Das einfache Gleichnis Jesu wird bei Matthäus zu einem Abriss der ganzen Heils- oder im Grunde ja Unheilsgeschichte. Mit viel Gewalt, mit Drohung mit Heulen und Zähneklappern und Hinauswurf in die Finsternis. Es ist viel Stoff, den ich Ihnen jetzt zugemutet habe. Doch was lehrt uns diese Textgeschichte? Wie verdirbt eine Religion? Lassen Sie uns sehen, welche Tendenzen sich in der Textentwicklung zeigen. Und ob diese Tendenzen vielleicht daran beteiligt sind oder dazu führen, dass aus einer „guten“ eine „schlechte“ Religion wird. Wie verdirbt eine Religion? Denn das ist ja die Frage, um die es geht. Es sind drei Tendenzen, die sich an dieser Geschichte ablesen lassen. Und alle drei kommen nicht nur in dieser Textgeschichte vor, sondern sind grundsätzliche Tendenzen, die dazu führen, dass eine Religion kippt von einer Befreiungsbotschaft zu einer Unterdrückungs- und Gewaltgeschichte. Bevor ich sie ausführe, will ich sie kurz benennen, damit Sie sich einstellen können: 1. Es gibt einen Schließungsgedanken: die Tür wird geschlossen, Menschen werden ausgeschlossen 2. Es gibt Abwertungen von Menschen und anschließende Gewaltanwendung 3. Die Späteren vertrauen der befreienden Botschaft des Evangeliums nicht mehr und reichern sie mit Moral und Drohung an 1. Tendenz: Ausschlussgedanken 3 Lukas schließt sein Gleichnis mit dem Satz: „Denn ich sage euch, dass keiner der Männer, die eingeladen waren, mein Mahl schmecken wird“. Das ist eine Absage auf immer. Eine Umkehrmöglichkeit wird nicht eingeräumt. Wer sich ausgeschlossen hat, bleibt auf Dauer ausgeschlossen. So spaltet eine Religion zwischen Dazugehörigen und Ausgeschlossenen. Religionen neigen offenbar dazu, mit der Zeit Schließungstendenzen zu entwickeln: die Gläubigen fühlen sich von der Welt unverstanden und zahlen es ihr zurück. Die Tür ist zu. Die anderen sind selber schuld. Es gibt Gerettete und die Verlorene. Wer schließt, schafft ein klares Drinnen und Draußen, wo doch vielleicht eine offene Tür zum Hin- und Hergehen ist. Das Gegenbild zu solchen Schließungstendenzen hat auf sehr evangelische Weise in jüngster Zeit Papst Franziskus wieder belebt: Er hat bei einem Besuch in Süditalien die Exkommunikation über die Mafia verhängt, doch er ging zugleich in ein Gefängnis und sagte den Gefangenen: „Auch ich mache Fehler, auch ich brauche Vergebung“. Er schließt die Tür für das organisierte Verbrechen, aber zugleich öffnet er sie für die Menschen, die in die Gemeinsaft zurückkehren wollen. Es war der Impuls des ganzen Auftretens Jesu, dass kein Mensch auszuschließen sei, sondern jeder gesucht werden müsse, der sich verrannt habe. 2. Tendenz: Entwertung und Gewalt Die zweite Tendenz, die eine Religion verdirbt, ist die von Entwertung und Gewalt. Matthäus erzählt nicht einfach nur, dass Menschen sich nicht auf die Einladung eingelassen haben, sondern interpretiert: „sie verachteten das“ und lässt den Einladenden im Gegenzug sagen: „sie waren es nicht wert“. Zwei wechselseitige Entwertungsaussagen. Was folgt, ist eine Eskalation von Gewalt und Gegengewalt. Es ist eine psychologische Einsicht, dass durch Entwertungen anderer Menschen Gewalt vorbereitet wird. Andere haben einen „minderwertigen Glauben“, eine „minderwertige Moral“, sie sind „dekadent“, während man sich selbst zu den hochwertigen zählt. Das kann unterschiedliche Grade annehmen. Und unterschiedliche Grade von Gewalt gegen die so Abgewerteten rechtfertigen. Darum müssen wir selbst aufpassen, wo wir beginnen, andere abzuwerten. Es ist eine Tendenz, die der Haltung Jesu ganz widerspricht. Wenn wir eines an ihm sehen können, dann ist es die Wertschätzung aller Menschen, mit denen er in Kontakt kam. Immer suchte er ihre Integrität, ihre Bemühung, ihre Sehnsucht nach Anerkennung hinter der gesellschaftlichen Fassade, die sie boten. Immer sprach er sie in dem an, was an Gutem da war. Und in ihnen entstand ein Gefühl des eigenen Werts. Das ist der ursprüngliche Impuls des Evangeliums: den Wert des anderen zu sehen und zu suchen hinter welcher äußeren Gestalt auch immer. 3. Tendenz: Moralisieren und Drohen Die dritte Tendenz, wie eine Religion verdirbt, steckt im Schluss des Matthäusgleichnisses. Matthäus fügt hinzu, dass der Gastgeber durch die Reihen der Gäste geht und einen sieht, der kein würdiges Gewand anhat. Er lässt ihn fesseln und in die Dunkelheit hinauswerfen, wo Heulen und Zähneklappern ist. Ein Bild, das an Höllendarstellungen erinnert. Es wird also noch ein zweites Ausschlussverfahren nach dem ersten etabliert: da sind zwar Menschen, die der Einladung gefolgt sind, aber sie verhalten sich unwürdig, und darum werden auch sie am Ende hinausgeworfen. Diese Tendenz kann man als die Tendenz bezeichnen, dass Religionen dazu neigen, moralisch aufzurüsten. Es gibt dann klare Unterscheidungen, was richtig und falsch ist. Und klare Scheidungen zwischen den Guten und den Bösen. Zur moralischen Aufrüstung kommen Drohungen bei Fehlverhalten bis hin zur ewigen Verdammnis. Von sich aus sind Religionen aber keine Moralanstalten. Viele mehr stehen sie für die viel grundlegendere Einsicht, dass keiner gerecht ist, und sich darum keiner überheben kann, dass aber jeder dazu gehört und keiner ausgeschlossen werden kann aus der Einheit der Geschöpfe Gottes. 4 Gott lässt seine Sonne scheinen über Gute und Böse, sagt Jesus in der Bergpredigt. Niemand kann gedanklich ausgeschlossen werden davon. Von jedem müssen wir so denken, dass er ein Mensch ist, der in den Augen Gottes geliebt ist. Wirklich von jedem. Egal, was er gerade Unglückliches tut. Und im Blick auf jeden müssen wir den Willen offen halten, ihn als einen von uns zur sehen und ihm die Gemeinschaft offen zu halten. Eine Menschlichkeit, die überrascht Ich komme zum Schluss: „Was ist eine gute Religion?“ habe ich gefragt. Und wodurch verdirbt sie? Dies auf dem Hintergrund dessen, dass Religionen ein hohes Potential haben, zum Leben zu helfen, aber eben ein genauso großes zu schaden. Aus den Tendenzen, die sich schon früh in der Entwicklung der christlichen Tradition, nämlich schon von der Verkündigung Jesu hin zu den Formulierungen der Evangelien zeigen, wird deutlich, wie der Keim gelegt wird, dass Religionen ihre befreiende, gewinnende Kraft verlieren und repressiv werden: Sie schließen Türen, sie entwerten andere, sie werden moralisch und drohen mit Verdammnis. Es gibt eine Schlüsselszene in den Evangelien, in der sich zeigt, welchen religiösen Impuls Jesus eigentlich in die Welt gebracht hat. Wie viele andere lässt er sich von Johannes am Jordan taufen. Doch sein eigener Weg wird ein sehr anderer sein als der des Täufers. Johannes predigt und droht gewaltig: „Ihr Natterngezücht, wer hat euch unterwiesen, dass ihr dem zukünftigen Zorn entrinnen werdet? Schon ist die Axt an die Wurzel gelegt.“ Es scheint, dass Jesus sich früh von der Täuferbewegung getrennt hat, denn sein Gottesbild und seine Botschaft waren eine andere. Er hört in der Taufe eine andere Botschaft. Er hört eine Stimme, die sagt: „Du bist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe“. Und diese Zusage wird zur Kernbotschaft Jesu, die er an andere weitergibt. „Du bist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Diese Zusage berührt Menschen, lässt sie ihren Wert wieder spüren, an den sie selbst nicht mehr geglaubt haben. Das ist die Veränderung, die eine gute Religion in die Welt bringt. Warum haben wir immer Angst, dass die Liebe nicht reicht, dass Druck und Drohung dazu kommen müssen? Es ist nicht die zu großherzige Liebe, die die Religion verdirbt, es sind die ängstlichen Schließungen, die ihr ihre eigentliche Kraft nehmen. Offene Weite ist das Erkennungszeichen einer guten Religion. Eine Menschlichkeit, die uns überrascht, weil sie so viel weiter reicht, als wir gewohnt sind. Das rührt uns an, wo es uns begegnet, und setzt die guten Kräfte in uns frei. Denn das ist mehr, als wir zu hoffen wagten. Es ist wahr, dass die Religionen uns in letzter Zeit zum Teil wieder das Fürchten lehren. Es ist aber auch wahr, dass eine gute Religion sehr viel zu Menschlichkeit beitragen kann. Und es ist unsere Verantwortung, das eine vom anderen zu unterscheiden, damit das Evangelium nicht verdunkelt wird. Nehmen Sie den guten Impuls mit. 5