Glatteis und Spielfläche
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Glatteis und Spielfläche Fakten, Fantasien und Fiktionen zur Jugendsexualität Referent: Reiner Wanielik, isp Institut für Sexualpädagogik, 2016 Themen • Fakten, Jugendsexualitätsstudien • Sexualität und Beziehungen • Körper und Lust • Sexuelle Bildung Institut für Sexualpädagogik, 2016 Fruchtbarkeit Beziehung 4 Sinnaspekte von Sexualität Nach U.Sielert Identität Lust Institut für Sexualpädagogik, 2016 Wodurch wird unser Sexualleben geprägt? Titelfolie Geschichte unserer Bedürfnisse Geschichte unserer Beziehungen Geschlechtsgeschichte Geschichte unseres Körpers Gunter Schmidt, 2005 Sexuelle Identität Psychisches Geschlecht (Identität) Biologisches Geschlecht (Körper) Soziales Geschlecht (Rolle) Sexuelle Identität Institut für Sexualpädagogik, 2016 Sexuelle Orientierung (Begehren) Jugendliche erfahren in der Pubertät eine dreifache Sexualisierung: • Die Sexualisierung ihres Körpers • Die Sexualisierung ihrer Person - sie werden besonders unter der Kategorie der Attraktivität wahrgenommen • Die Sexualisierung der sozialen Beziehungen zum anderen Geschlecht nach: Cornelia Helfferich Institut für Sexualpädagogik, 2016 Aktuelle Studienergebnisse BZgA „Jugendsexualität 2015“ Dr.-Sommer-Studie 2016 Befragungszeitraum Befragungszeitraum Frühjahr bis Sommer 2014 Sommer 2015 Grundgesamtheit Grundgesamtheit 3.500 Jgdl. im Alter von 14 bis 17 Jahren sowie deren Eltern 2.492 Kinder und Jgdl. im Alter von 11 bis 17 Jahren 2.250 junge Erwachsene im Alter von 18 bis 25 Jahren 1.003 Mitglieder des Youth Insight Panels (YIP) 1.750 mit Migrationshintergrund 1.489 über strukturierten OnlineFragebogen Institut für Sexualpädagogik, 2016 Informationsquellen Sexualaufklärung BZgA-Studie: „Welches waren für Sie die wichtigsten Personen bei der Aufklärung über sexuelle Dinge?“ Institut für Sexualpädagogik, 2016 Informationsquellen Sexualaufklärung Dr.-Sommer-Studie: „Woher hast du die wichtigsten Infos, wenn es um das Thema Liebe und Sexualität geht?“ Institut für Sexualpädagogik, 2016 Informationsquellen Sexualaufklärung BZgA-Studie: „Woher stammen Ihre Kenntnisse über Sexualität, Fortpflanzung, Empfängnisverhütung usw. überwiegend? Institut für Sexualpädagogik, 2016 Im Fokus: das Internet • das Internet genießt hohe Akzeptanz als Informationsquelle • 62% der Jungen und 59% der Mädchen gaben an, das Internet bei neu auftretenden Fragen als Quelle nutzen zu wollen 48% 48% 51% 50% 49% 41% 34% 23% 19% Wikipedia u.ä. Aufklärungsseiten Internetforen Online-Chats Institut für Sexualpädagogik, 2016 Mädchen 16% Sexfilme Jungen Kenntnisstand in sexuellen Fragen aufgeklärt in sexuellen Fragen fühlen sich: 100% 90% 80% 83% 71% 70% 60% 92% 95% 92% 94% 78% 67% Mädchen 50% Jungen 40% 30% 20% 10% 0% 14 Jahre 15 Jahre 16 Jahre Institut für Sexualpädagogik, 2016 17 Jahre Erfahrungen im sexuellen Bereich Institut für Sexualpädagogik, 2016 Erfahrungen im sexuellen Bereich Institut für Sexualpädagogik, 2016 Erfahrungen im sexuellen Bereich Gründe für Zurückhaltung bei sexuellen Aktivitäten • Der wichtigste Grund ist – egal ob Mädchen oder Junge mit oder ohne Migrationshintergrund – noch nicht den oder die Richtige(n) gefunden zu haben! • Weitere Gründe sind u.a. Schüchternheit, das Alter („Bin noch zu jung“ und die Angst vor Ungeschick) Institut für Sexualpädagogik, 2016 BZgA-Studie „Jugendsexualität 2015“ Institut für Sexualpädagogik, 2016 BZgA-Studie „Jugendsexualität 2015“ Institut für Sexualpädagogik, 2016 Sexualität und Beziehungen Frage aus Jonet Heartbeatforum • Von: Kamil am 28.11.2013 um 18:57 Uhr Hey Ihr da draußen, ich bins wieder und ich hweis mal wieder nicht weiter.. Ich war vorgestern mit Ihr aufm weihnachtsmarkt, ich habe sie als wir so drüber gelafen sind gefragt, ob das okay ist, wenn ich sie an die Hand nehme, sie hat gesagt klar, findet sie toll :), wir sind dann hand in hand über den markt gelaufen... naja, aber ich weis jez nicht, sind wir jez schon zusammen?? haben da nicht weiter drüber geredet aber es war für beide nen echt angenehmes gefühl. Was sagt ihr dazu und wie kann ich das in etwa anstellen, dass wir "offiziell" ein pärchen sind? hat da jmd nen vorschlag?, wäre echt cool und danke im vorraus • • Institut für Sexualpädagogik, 2016 Ein Ausschnitt aus dem Animationsfilm „sex we can!“, der die Aufnahme sexueller Beziehungen eines Paares thematisiert Institut für Sexualpädagogik, 2016 Sex, we can! Wie hat Ihnen der Ausschnitt gefallen? Was ist Ihnen aufgefallen zu den Themen Lust, Sprache und Geschlechterrolle? Ist der Filmausschnitt hilfreich für Jugendliche bei der Entwicklung sexueller Beziehungen und Aktivitäten? Institut für Sexualpädagogik, 2016 Sex sofort oder lange warten? Bevor sie zusammen sind 10% Im ersten Monat des Zusammenseins 40% Nach 2 – 3 Monaten 25% Länger als 3 Monate, z.T. bis zu 2 Jahre 25% Quelle: Matthiesen, Jugendsexualität im Internetzeitalter, Qualitative Studie 2013. Institut für Sexualpädagogik, 2016 BZgA-Studie „Jugendsexualität 2015“ Institut für Sexualpädagogik, 2016 Sex sofort oder lange warten? Gleichbleibend: Reihenfolge der Anbahnung sexueller Kontakte 1. Kuss 2. Petting 3. Geschlechtsverkehr In den USA erst Sexting, dann Kuss Institut für Sexualpädagogik, 2016 Wie kommunizieren, gestalten und bewerten Jugendliche ihre sexuellen Kontakte? • Etwas mehr Initiative und Aktivität von Mädchen ausgehend • Sexuelle Selbstbestimmung ist Thema für Mädchen (siehe z.B. Stich und Dannenbeck 2002) • Beide Geschlechter sind sich einig: die Verantwortung für Gelingen sexueller Interaktion liegt beim Jungen (siehe auch: www.sexwecan.at) • „Beziehungen von Jugendlichen sind romantisch und durch die Ideale Liebe und Treue geprägt“ (S. Matthiesen 2013, S. 279) Institut für Sexualpädagogik, 2016 Beziehungsloser Sex? GV innerhalb der festen Beziehung 91% der Jungen/Männer 99% der Mädchen/Frauen „Singledasein ist ein weitgehend sexfreier Zustand“ Die meisten warten auf den/die Richtige/n. Auch Singles schätzen „Beziehungssex“ mehr als „unverbindlichen Sex“. Quelle: Matthiesen, 2013. Institut für Sexualpädagogik, 2016 Sex und Beziehung Übereinstimmende Einschätzung von Mädchen und Jungen: Sex ist wichtig für die Beziehung. Sex ist nicht das Wichtigste in der Beziehung. Quelle: Matthiesen, 2013. Institut für Sexualpädagogik, 2016 Unterschiede bei Initiative Frage: „Wer fängt an?“ Antwort: „Meist er“ Frage: „Wer hat letztes Mal angefangen?“ Häufigere Antwort: „Sie“ Quelle: Matthiesen, 2013. S. 44 Institut für Sexualpädagogik, 2016 Umgang mit Zurückweisung Jungen müssen häufiger einen Umgang mit (momentaner) Zurückweisung für sich finden. Mädchen: Meist genügt eine einfache Aussage: „Ich habe keine Lust“ Quelle: Matthiesen, 2013. S. 44 Institut für Sexualpädagogik, 2016 Angleichung der Geschlechter Mädchen und Jungen sind sich einig: Für das Gelingen der sexuellen Interaktion ist der Junge zuständig. Jungen: mehr Einfühlungsvermögen Mädchen: mehr Selbstbestimmtheit Institut für Sexualpädagogik, 2016 Körper und Lust Körperempfinden • 47% - 50% der Mädchen und 64% - 72% der Jungen fühlen sich in ihrem Körper wohl. • Die Zufriedenheit mit dem eigenen Aussehen nimmt laut der Dr.Sommer-Studie zu Beginn der Pubertät merklich ab, steigt jedoch mit zunehmendem Alter wieder an. • Sehr bzw. eher zufrieden mit ihrem Gewicht sind durchschnittlich 68% der Jungen und 50% der Mädchen (Dr.-Sommer-Studie). 4% der Mädchen und 9% der Jungen fühlen sich zu dünn, 28% der Mädchen und 12% der Jungen fühlen sich zu dick (BZgA). • Ca. 50% der Mädchen und 25% der Jungen sind mit 12 Jahren geschlechtsreif. Institut für Sexualpädagogik, 2016 Designervagina Warum bin nur so????? Und mein eine KLEINE Schamlippe ist viel größer als die andere Das sieht voll komisch aus. Kann ich da etwas gegen machen? Mein Freund 14 hat mich letzten mit der Zunge Befriedigt und fragte was das ist. Darauf hin sagte ich lieber nichts. Naja wäre nett wenn ihr mir helfen würdete (Mädchen 14) Institut für Sexualpädagogik, 2016 Körperliches Detailwissen Von: xyz am 05.10.2014 kann sie schwanger werden wenn ich nicht zum samenerguss gekommen bin, allerdings meine hand an meinem penis hatte und später in ihre scheide? und ab wann sterben die spermien an der hand bzw an der luft ab? danke für antwort eines experten!!! Institut für Sexualpädagogik, 2016 Körpermodifikationen Die nackte Scham – Intimrasur 1. Haarentfernung ist integraler Bestandteil der Schönheits- und Körperpflege 2. 72% der Mädchen und 51% der Jungen rasieren sich die Schamhaare 3. Begründung: hygienischer und sieht schöner aus (Bravostudie, 2015) Institut für Sexualpädagogik, 2016 Erfahrungen im sexuellen Bereich Frage Dr.-Sommer-Studie: Hattest du schon mal…? Institut für Sexualpädagogik, 2016 Gewachsene Masturbationserfahrung • Zunahme der Masturbationserfahrung und Vorverlagerung des Beginns der Selbstbefriedigung – insbesondere bei den Mädchen – • 1980 waren 17% der Mädchen und jungen Frauen masturbationserfahren, 1990 41% und 2013 sind es 66%. • Mädchen wie Jungen erleben ihren ersten Orgasmus häufiger als früher durch Masturbation. • Mädchen warten weniger auf die „Erweckung ihrer Lust“ durch einen Partner. PARTNER4 2013 Sexualität & Partnerschaft ostdeutscher Jugendlicher im historischen Vergleich Institut für Sexualpädagogik, 2016 Lust im Geschlechterverhältnis Botschaften zum Erlaubtsein von sexueller Lust sind deutlich geschlechterdifferenziert: • Mädchen müssen auf ihren "Ruf" achten und dürfen sich deutlich weniger lustvoll zeigen. Wechselnde Partnerschaften und ein Bekenntnis zur Selbstbefriedigung sind nicht selbstverständlich. • Für Jungen ist es demgegenüber wichtig, sich männlich-sexuell zu zeigen. Wechselnde Partnerschaften werden eher positiv bewertet. Selbstbefriedigung, auch im Zusammenhang mit Pornografie, wird als selbstverständlich betrachtet. Zertifikatislehrgang Schloss Hofen - Institut Sexualpädagogik 2016 Institut fürfür Sexualpädagogik, .Pädagogische Grundhaltungen beim Verhandeln des Themas Sexualität nach: Dr. Karlheinz Valtl Phasenübergänge der Sexualpädagogik „sexuelle Bildung“ „Sexualpädagogik“ „Sexualaufklärung“ 1960er + 70er Jahre 1980er + 90er Jahre Institut für Sexualpädagogik, 2016 > 2000 Sexuelle Bildung ist selbstbestimmt • Schlüsselqualifikationen befähigen zur selbständig lernenden Auseinandersetzung mit sexuellen Fragen. • Wir müssen Lernumgebungen so gestalten, dass sie reich an Anregungen sind und zu Selbsttätigkeit einladen. • Es ist eine Illusion, die sexuelle Entwicklung von Jugendlichen kontrollieren zu können. • Wir müssen Entscheidungen begleiten, ohne sie selbst zu fällen. Institut für Sexualpädagogik, 2016 Sexuelle Bildung ist konkret und brauchbar Menschen lernen durch die Auseinandersetzung mit der Welt und ihren „Bildungsgütern“. Institut für Sexualpädagogik, 2016 Sexuelle Bildung ist konkret und brauchbar Dies bedeutet für die sexuelle Bildung: • Sie muss weltoffen sein. Kinder und Jugendliche haben ein Recht zu erfahren, wie die Welt wirklich ist. • Sie beinhaltet Werten- und Beurteilen-Lernen. Dies geschieht nicht durch Belehrung, sondern durch Begegnung mit realen Entscheidungssituationen. • Wir brauchen dafür gehaltvolle „sexuelle Bildungsgüter“, d.h. Vorbilder einer lebbaren sexuellen Kultur. Institut für Sexualpädagogik, 2016
