"Von der Hoffnung der Christen"

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Hartmut Weyel
Predigt am 2.3.2003
„Wege zu unseren Mitmenschen: „Wer Gott lobt, lebt anders“
Röm. 12,1-2
1. „Wer Gott lobt, lebt anders“
Mir geht ein Satz nicht aus dem Kopf, der mich seit langer Zeit begleitet. Er
lautet: „Wer Gott lobt, lebt anders!“
Stimmt dieser Satz? Und wenn er stimmt - ich bin davon überzeugt - dann
bedeutet er, dass wir durch das Loben von Gott, beim Lob Gottes und nach
dem Loben verändert werden. Wer Gott lobt, hat eine andere Blickrichtung. Er
gewinnt damit eine veränderte Welt- und Lebensanschauung. Wir sehen die
Wirklichkeit von Gott her, gewissermaßen aus der Perspektive der Ewigkeit.
Wer Gott lobt, sieht im dem Kreuz von Jesus Christus nicht das große Minus,
sondern das große Pluszeichen, mit dem Gott ganz neue Realitäten für uns und
unsere Mitmenschen geschaffen hat. Wer Gott lobt, bleibt mit seinen Augen
nicht am Sichtbaren, am Vordergründigen, am Vorletzten haften, sondern er
sieht über den Horizont hinweg auf die großen Taten Gottes von früher, von
heute und in der Zukunft.
Wer so als Lobender den Durchblick hat, der kann anders leben, der muss
einfach anders leben, der soll auch anders leben! Er sieht vieles anders und
lebt deshalb auch anders. Gott loben verändert uns also!
2. Christsein ist täglicher Gottesdienst
Nun ist das Lob Gottes ein wesentlicher Besandteil unseres sonntäglichen
Gottesdienstes. So sollte es zumindest sein. Die Psalmen werden nicht müde,
uns immer wieder zum Lob Gottes aufzurufen. Das hat ja seinen Sinn, nämlich
den: Wer Gott lobt, lebt anders!
Nun sagt der Apostel Paulus im Römerbrief, Kap. 12,1-2, dass Christsein nicht
nur bedeutet, einmal am Sonntag in den Gottesdienst zu gehen, und ansonsten
läuft der Alltag wie gewohnt und ohne Veränderung ab. Sondern wir sollen
unser Christsein als einen alltäglichen 24-Stunden-Gottesdienst verstehen. Das
nennt Paulus den „wahren und angemessenen und logischen Gottesdienst“.
Und in diesen täglichen Gottesdienst, der alle Bereiche unseres Lebens
umfasst, gehört ebenso das Lob Gottes, wie in den Sonntagsgottesdienst der
Gemeinde. Und wenn das so ist, gilt auch hier: Wer Gott lobt, lebt anders!
Da wird es jetzt konkret. Paulus beschreibt das so: Der eurem Bekenntnis zu
Jesus Christus angemessene und logische alltägliche 24-Stunden-Gottesdienst
sieht so aus, dass ihr „euch nicht dieser Welt und Zeit angleicht, sondern euch
wandelt und euer Denken erneuert, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was
der Wille Gottes ist, nämlich was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist.“
Das Leben des Christen als 24-Stunden-Gottesdienst besteht also darin, dass
er sich a) nicht der Welt und Zeit angleicht und b) sich ständig in seinem
Denken und Verhalten verändert, wandelt.
Für den ersten Ausdruck „gleicht euch nicht dieser Welt und Zeit an“ verwendet
Paulus den Begriff „Systematisierung“. Wörtlich übersetzt meint Paulus, dass
Christen, die ihren Alltag als täglichen Gottesdienst leben, sich nicht von der
Welt systematisieren lassen. Sie lassen sich nicht das System aufdrängen, das
die Welt und Zeit ihnen versucht vorzugeben. Sie lassen sich nicht in das
System pressen, das alle Welt für üblich und richtig hält. An bestimmten
Punkten machen sie nicht mehr mit. Da leben sie anders. Und das sollen ihre
Mitmenschen ruhig sehen – und wenn es geht – auch verstehen. Sie machen
das nicht mit verbissenem Gesicht, sondern indem sie Gott dabei loben, dessen
Gedanken höher und besser sind als unsere Gedanken. Wer Gott lobt, lebt
eben anders!
3. Christsein ist Metamorphose
Für den zweiten Prozess, der sich bei Christen einstellt, die ihren Alltag als 24Stunden-Gottesdienst leben, gebraucht Paulus das Wort „Metamorphose“.
Christen, die sich durch Erneuerung ihres Denkens und Verhaltens verändern,
erleben eine ständige Metamorphose.
Die Biologie bezeichnet die Verwandlung einer Raupe zum Schmetterling mit
dem Begriff „Metamorphose“. Sie hat beobachtet, dass mit dieser
Metamorphose immer auch eine Veränderung der Lebensweise verbunden ist.
D.h. der Schmetterling kriecht nicht mehr im Mist und Dreck herum wie die
Raupe, sondern er fliegt frei und fröhlich von Blume zu Blume und saugt an den
schönsten Blüten den besten Nektar. Er lebt völlig anders, als er vorher gelebt
hat, als er noch eine Raupe war.
Wer sein Christsein als 24-Stunden-Gottesdienst lebt, lebt anders! Er verändert
sich und verändert seinen Lebensstil! Er lebt nicht mehr wie eine Raupe,
sondern wie ein Schmetterling.
Übrigens: Die Biologen sagen, dass eine Metamorphose immer eine Verwandlung und
Verbesserung zum Höheren ist, nur bei Parasiten verhält es sich umgekehrt. Sie
degenerieren schließlich. So ergeht es auch christlichen Parasiten, die selbst nichts
tun, nur andere aussaugen, andere kritisieren und alles besser wissen.
Zu unserem Christsein, das den Alltag als 24-Stunden-Gottesdienst versteht, gehört
bei allen Alltagssorgen und Alltagsklagen und bei allen Aktivitäten, die uns
beschäftigen, das Lob Gottes. Der Epheserbrief sagt, dass wir die Erlösung von
unserer Schuld und Verlorenheit, durch die wir Gottes Eigentum wurden, „zum Lob der
Herrlichkeit Gottes“ bekommen haben (Eph. 1,14).
Das ist es! Wir sind erlöst und zu Kindern Gottes und mit dem Heiligen Geist
beschenkt worden, damit „wir etwas seien zum Lob der herrlichen Gnade Gottes“, wie
Luther es übersetzte. Wer so Gott lobt, lebt aber anders! Das Lob Gottes verändert
ihn. Er verändert sich zum Besseren und Höheren. Wer Gott wirklich mit Herzen, Mund
und Händen lobt, geht von Metamorphose zu Metamorphose bis er das Endprodukt
wird, das Gott aus ihm machen will. Wer Gott lobt, sieht vieles anders, lebt anders und
endet anders!
Christen, die so von Metamorphose zu Metamorphose gehen, die zum Lob der
Herrlichkeit Gottes leben, sind nicht nur nah bei Gott, sie sind nicht nur attraktiv
für ihre Umwelt, sie finden gewiss auch immer wieder gute Wege zu ihren
Mitmenschen. Und das ist ja schließlich unsere Thematik für dieses „Jahr der
Bibel“ und darüber hinaus.
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